Archiv der Kategorie: Entwicklungszusammenarbeit

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PA: Staffelübergabe im Vorstand von FAIRTRADE Österreich

Der FAIRTRADE-Vorstandsvorsitzende Helmut Schüller verabschiedet sich und übergibt sein Amt nach 16 Jahren an Wegbegleiterin Johanna Mang.

Das 30-Jahre-Jubiläum von FAIRTRADE Österreich bringt eine große Veränderung mit sich. Im Mai 2023 geht Schüller als Vorstandsvorsitzender in den Ruhestand. „Der billigste Preis kostet anderswo“ – so hat Schüller schon vor 16 Jahren das Anliegen des gemeinnützigen Vereins FAIRTRADE Österreich auf den Punkt gebracht, als er den Vorsitz übernahm.

„Es freut mich, dass ich FAIRTRADE Österreich ein Stück am Weg zu globaler Gerechtigkeit begleiten durfte. In den letzten gut eineinhalb Jahrzehnten hat sich der faire Handel österreichweit etabliert, das Engagement von heimischen Firmen und der Zivilgesellschaft ist so groß wie nie. Hier gilt es, auch in den kommenden Jahren anzuknüpfen und in Österreich noch mehr Nachfrage nach fair hergestellten Produkten zu generieren und somit ein besseres Leben für die Menschen in den Ursprungsländern zu ermöglichen. Das kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen“, sagt Schüller heute.

 „Gemeinsam sind wir fairer“ lautete auch das Motto der diesjährigen Generalversammlung, die gestern in Wien ganz im Zeichen des heurigen Jubiläums stand. Ein passender Rahmen, um dem langjährigen Wegbegleiter Helmut Schüller und seinen Einsatz für globale Gerechtigkeit zu würdigen. Zur neuen Vorsitzenden wurde dabei Johanna Mang gewählt, die umfangreiche berufliche Erfahrung im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und des Umweltschutzes mitbringt, unter anderem als ehemalige Geschäftsführerin des WWF Österreich und Mitarbeiterin der Austrian Development Agency. Zuletzt war sie für Licht für die Welt in verschiedenen Funktionen tätig. Seit Ende 2022 ist Mang im Ruhestand und übernimmt die neue Herausforderung für FAIRTRADE Österreich ehrenamtlich. „Fairer Handel ist ein so wichtiger Schritt am Weg, unser Leben nachhaltig zu gestalten. Ich freue mich darauf, nun als Vorsitzende diesen Prozess weiter zu begleiten“, zeigt sich Mang erfreut über die Wahl.

Neu in den Reihen der Vorstandsmitglieder sind Dagmar Gordon (Global 2000) und Teresa Millesi (DKA), die wir herzlich willkommen heißen. Die weiteren Mitglieder des Gremiums bleiben: Annie Van den Nest (Katholische Frauenbewegung Österreich), Ernst Gassner (ARGE Weltläden), Günter Lenhart (Oikocredit), Johannes Sieder (Katholische Jugend Österreich), Mita Johnson (Caritas Österreich), Petra Herout (Horizont 3000) sowie Konrad Rehling (Südwind, gleichzeitig auch stellvertretender Vorstandsvorsitzender). Die Geschäftsführung von FAIRTRADE Österreich liegt weiterhin in den Händen von Hartwig Kirner.

Nun widmet sich der neue Vorstand den kommenden Herausforderungen. „Wir wollen unseren Marktanteil noch mehr ausbauen und damit auch stärkere Wirkung im Globalen Süden erzielen“, betont Mang. „Die breit gefächerte Fachkompetenz des neu gewählten Vorstands bietet ideale Voraussetzungen für zukünftige Richtungsentscheidungen gemeinsam gewappnet zu sein“, so die neue Vorsitzende abschließend.

Seit nun mehr 30 Jahren baut FAIRTRADE Österreich auf einem breiten, zivilgesellschaftlichen Fundament auf. Seit der Gründung im Jahr 1993 hat sich die Zahl der Mitgliedsorganisationen aus Bereichen wie Entwicklungszusammenarbeit, Jugendbildung und Umwelt mehr als verdoppelt. Aus diesen 24 Organisationen setzt sich auch der Vereinsvorstand zusammen. Von den Erfolgen des fairen Handels in Österreich profitieren insbesondere die knapp 2 Millionen Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika, die allein über den österreichischen Markt mehr als 540 Millionen US-Dollar an Direkteinnahmen in den vergangenen drei Jahrzehnten erhalten haben.

Aktuelle Fotos von der Vorstandswahl und der neuen Vorsitzenden Johanna Mang finden Sie hier.

Der Jahres- und Wirkungsbericht von FAIRTRADE Österreich steht hier zum Download bereit. Hier gibt es weitere Infos zu 30 Jahre FAIRTRADE Österreich und zu den Aktivitäten im Jubiläumsjahr.

Kontakt für Rückfragen:
Mag. Bernhard Moser
bernhard.moser@fairtrade.at
+43 664 526 74 65

PA: Welttuberkulosetag: Ärzte ohne Grenzen fordert schnelleren Zugang zu Testungen und Behandlung

Ärzte ohne Grenzen fordert Regierungen und Geber auf, den Zugang zu Testungen und Behandlungen von medikamentenresistenter Tuberkulose (DR-TB) zu beschleunigen. Anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März schließt sich Ärzte ohne Grenzen damit einem Aufruf der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen Akteuren an. Außerdem fordert Ärzte ohne Grenzen das US-amerikanische Diagnostikunternehmen Cepheid auf, den Preis für seine GeneXpert-Tests zu halbieren, damit Menschen rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden können.

Auf Basis einer Studie von Ärzte ohne Grenzen empfiehlt die WHO seit Dezember 2022 die sechsmonatige Kombinationstherapie BPaLM zur Behandlung von resistenten Formen der Tuberkulose. Die BPaLM-Behandlung umfasst die Antibiotika Bedaquiline, Pretomanid, Linezolid und Moxifloxacin. Sie ist sicherer, wirksamer und leichter verträglich.

Die Einführung dieser Behandlung scheitert jedoch am Zugang zu diagnostischen Tests für Resistenzen. Der GeneXpert MTB/RIF-Test des US-Unternehmens Cepheid, der auch eine Resistenz gegen das Medikament Rifampicin erkennt, ist derzeit der meistgenutzte Tuberkulose-Schnelltest. Trotz der hohen Verkaufszahlen in Ländern mit hoher TB-Belastung und der Analyse von Ärzte ohne Grenzen, die zeigt, dass die Herstellung eines Tests Cepheid weniger als fünf US-Dollar kostet, hat das Unternehmen den Preis des Tests seit über einem Jahrzehnt bei 9,98 US-Dollar gehalten.

Länder müssen die Verfügbarkeit der GeneXpert MTB/RIF-Tests oder einer von der WHO empfohlenen Alternative wie der Truenat MTB/RIF-Tests zum Nachweis von Tuberkulose und Rifampicin-Resistenz sicherstellen, damit Menschen mit resistenter Tuberkulose die Behandlung ohne Verzögerung erhalten können.

„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir einen besseren Zugang zu Tests für die Diagnose von Tuberkulose und Resistenzen haben, damit wir mehr Menschen identifizieren können, die eine Behandlung benötigen“, sagt Stijn Deborggraeve, Diagnostik-Berater der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Wir fordern Cepheid erneut dazu auf, den Preis für die Tuberkulose-Tests auf maximal fünf Dollar pro Stück zu senken, damit mehr Menschen mit resistenter TB rechtzeitig diagnostiziert werden und eine lebensrettende Behandlung erhalten können.“

Darüber hinaus müssen die Medikamentenpreise weiter sinken: Es wird helfen, wenn die Nachfrage durch nationale Behandlungsprogramme gesteigert wird, und wenn mehr Hersteller erschwingliche generische Versionen der teuersten Medikamente Bedaquilin und Pretomanid anbieten. Der niedrigste Preis für die neuere Behandlung liegt immer noch bei 570 US-Dollar. Ärzte ohne Grenzen fordert, dass der Gesamtpreis nicht mehr als 500 US-Dollar betragen sollte. Fünf Länder, in denen Ärzte ohne Grenzen tätig ist, haben bereits mit der Einführung der kürzeren Therapie begonnen, darunter Belarus, Usbekistan, Tadschikistan, Sierra Leone und Pakistan. Weitere Preissenkungen werden den Weg für die Einführung dieser Behandlung in vielen weiteren Ländern ebnen.

„In einem Land wie Afghanistan, in dem die Menschen Mühe haben, sich Grundnahrungsmittel, Reisekosten und Krankenhausgebühren zu leisten, wäre es ein Segen, wenn wir Menschen mit medikamentenresistenter Tuberkulose innerhalb von sechs Monaten behandeln könnten, anstatt bis zu zwei Jahre mit den älteren Therapien“, sagt Geke Huisman, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Afghanistan. „Der Zugang zu erschwinglichen Diagnosetests bleibt in Afghanistan und anderen Ländern dieser Region wegen der hohen Preise der Tests eine große Herausforderung. Regierungen, Geber und Pharmaunternehmen müssen jetzt handeln, um eine erschwingliche Versorgung mit diesen wichtigen Tests und Behandlungen für Tuberkulose sicherzustellen, damit mehr Leben gerettet werden können.“

Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial wenden Sie sich bitte an:
Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@aertze-ohne-grenzen.at
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 28

PA: Kostbare Ressource Wasser

Sauberes Wasser ist eine der wichtigsten Lebensgrundlagen für uns Menschen. Es ist ein wertvolles Gut, das nicht zuletzt durch die Klimaerwärmung zunehmend knapp wird.

Die aktuelle Ausgabe der „Weltnachrichten“ der Austrian Development Agency widmet sich den Folgen der steigenden Wasserknappheit und zeigt Wege auf, wie weltweit mehr Wassersicherheit erreicht werden kann. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit hat im Wassersektor breite Expertise aufgebaut und unterstützt ihre Partnerländer dabei, zu einer stabilen Wasser- und Sanitärversorgung zu kommen.

2,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung. 3,6 Milliarden Menschen müssen ohne sichere Sanitärversorgung auskommen. Eine dramatische Lage, die durch die Klimaerwärmung und die wachsende Weltbevölkerung noch verschärft wird.

Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser und zu einer angemessenen Sanitärversorgung für alle zu ermöglichen, zählt deshalb zu den Globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Und auch Österreich setzt sich dafür ein, dass weltweit die Wassersicherheit steigt. „Nur wenn genügend Wasser in guter Qualität zur Verfügung steht, kann ein gutes Leben für Milliarden von Menschen und die Sicherung der Menschenrechte gewährleistet werden“, betont Dr. Friedrich Stift, Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. „Österreich hat in den letzten Jahrzehnten viel Know-how im Wassersektor aufgebaut und unterstützt gezielt nachhaltige Projekte in diesem Bereich – allein 41 im Jahr 2022.“ Dabei ist auch entscheidend, öffentliche Institutionen in den betroffenen Ländern und die Zivilgesellschaft zu stärken, damit sie langfristig in der Lage sind, Herausforderungen im Wasserbereich eigenständig zu meistern.

Erfolgswege aufzeigen
So begleitet die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit etwa Uganda seit langer Zeit auf dem Weg zu einer besseren Wasser- und Sanitärversorgung. 1996 begann Österreich, den Ausbau der Wasserversorgung in Gebieten abseits großer Städte zu fördern. Unter anderem entstanden mit österreichischer Beteiligung sechs regionale Wasserbehörden. Sie stellen nun die Instandhaltung von Wassernetzwerken für Dörfer in ländlichen Gebieten sicher, indem sie Know-how bündeln und Personal zur Verfügung stellen. Aktuell fördert die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit 14 Projekte in ihrem Schwerpunktland, die alle eine bessere Wasserversorgung zum Ziel haben.

Auch die Europäische Union nützt österreichische Expertise im Wassersektor. Das Programm „EU4Environment – Water Resources and Environmental Data“ soll die negativen Auswirkungen menschlichen Handelns auf Wasservorräte und Ökosysteme in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Moldau und der Ukraine reduzieren. Finanziert wird es hauptsächlich von der EU, die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit steuert ebenfalls Mittel bei. Die Austrian Development Agency setzt das Programm in Moldau, einem weiteren Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, um. In Albanien wickelt die ADA für die EU ein Projekt ab, das die nationale Wasserreform und die Annäherung an EU-Normen vorantreibt.

Mädchen und Frauen besonders betroffen
Die aktuelle Ausgabe der „Weltnachrichten“, des Magazins der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, zeigt auch auf, warum Wassermangel besonders Mädchen und Frauen betrifft. Im Globalen Süden sind primär sie dafür zuständig, Wasser herbeizuschaffen. Das kostet sie zum Beispiel in Äthiopien im Schnitt 3 bis 4 Stunden pro Tag. Gleichzeitig benötigen gerade Frauen zu Hause, aber auch in Schulen oder am Arbeitsplatz, eine dauerhafte Wasserversorgung, um etwa ihre Hygienebedürfnisse während der Menstruation zu stillen.

Außerdem lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Weltnachrichten:

  • Warum (verschmutztes) Wasser auch lebensgefährlich sein kann.
  • Wie Mina Guli, Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation „Thirst“, mit hunderten Marathonläufen bewirken will, dass die globale Wasserkrise mehr Aufmerksamkeit bekommt.
  • Wie Österreich dazu beiträgt, die Vjosa – Europas „letzten wilden Fluss“ – nachhaltig zu schützen.
  • Wieso auch jede*r von uns in Österreich zu viel „virtuelles Wasser“ verbraucht und was wir dagegen tun können.

Die „Weltnachrichten“ berichten vierteljährlich über entwicklungspolitische Themen. Herausgeberin ist die Austrian Development Agency. Alle Beiträge, Reportagen, Interviews und Geschichten sind auch online unter www.entwicklung.at/weltnachrichten nachzulesen. Die „Weltnachrichten“ sind kostenlos. Bestellungen unter oeza.info@ada.gv.at.

Austrian Development Agency
Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt die ADA Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von derzeit 570 Millionen Euro um.

Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency (ADA),
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 (0)1 903 99-2410
katharina.schreiber@ada.gv.at

Veranstaltungshinweis: 6. Humanitarian Congress Vienna im Zeichen des Humanitären Imperativs

Mit Blick auf aktuelle Konflikte, Kriege und weitere Krisen wird der sechste Humanitarian Congress Vienna am 16. Juni 2023 der Frage nachgehen, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Humanitären Prinzipien zu stärken und sicherzustellen, dass der Humanitäre Imperativ im Rahmen Humanitärer Hilfe eingehalten wird.

Jeder Mensch hat das Recht, Humanitäre Hilfe zu erhalten oder zu gewähren, lautet der Humanitäre Imperativ; Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit die Humanitären Prinzipien. Mit dem Kongresstitel Non-Negotiable: The Humanitarian Must-Haves rücken die Veranstalterinnen – Österreichisches Rotes Kreuz, Caritas Österreich, AG Globale Verantwortung, Ärzte ohne Grenzen und SOS-Kinderdorf Österreich – diese in den Fokus des diesjährigen Humanitarian Congress Vienna. Nach coronabedingter Pause, die 2022 von einer virtuellen Konversation aufgelockert wurde, holt der Kongress erstmals seit 2019 wieder internationale Stakeholder*innen Humanitärer Hilfe in den Großen Saal der Universität Wien.

Programm im Überblick

Auf eine Eröffnungsrede von Bundesministerin Leonore Gewessler und einer Keynote von Janez Lenarčič, EU-Kommissar für Humanitäre Hilfe und Krisenschutz, folgen vier aufeinanderfolgende Podiumsdiskussionen mit hochrangigen, internationalen Panellist*innen:

The Humanitarian Imperative Is Non-Negotiable
When Nature Strikes Back – Humanitarian Aid In Times Of Climate Change
Forgotten Crises – Forgotten Suffering
Starvation As A Method Of Warfare – As Old As War Itself, Outlawed But Deadly Popular and Creatively Used

Aber nicht nur Panellist*innen, sondern auch Vertreter*innen aus Politik, Medien, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft sowie Interessierte im Publikum sind dazu eingeladen, den Dialog über humanitäre Strategien und Grundsätze, Good-Practice-Beispiele, aktuelle Entwicklungen sowie Zukunftsvisionen fortzuführen und neue Perspektiven einzubringen.

Pressevertreter*innen können sich unter presse@globaleverantwortung.at akkreditierten, Interviews mit Panellist*innen anfragen und um Aufnahme in den Presseverteiler bitten.

PA: Frauenrechte ins EU-Lieferkettengesetz!

WIDE: Die spezifischen Risiken und Lebensrealitäten von arbeitenden Frauen* müssen in der EU-Richtlinie berücksichtigt werden

Anlässlich des internationalen Frauentags 2023 haben mehr als 140 Organisationen, darunter WIDE, in einem offenen Brief ihre Enttäuschung über das Fehlen einer Geschlechterperspektive im geplanten EU-Lieferkettengesetz geäußert. Sie machen speziell darauf aufmerksam, dass in der Stellungnahme des EU-Rats, dem Gremium der EU-Mitgliedsstaaten, der Verweis auf die Frauenrechte (CEDAW – die Menschenrechtskonvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau) aus dem materiellen Geltungsbereich der Richtlinie gestrichen worden ist – ein No-Go für WIDE!

Durch ein Lieferkettengesetz sollen Unternehmen dazu verpflichtet werden, Menschenrechte und die Umwelt entlang ihrer globalen Lieferketten zu schützen. Ein EU-Lieferkettengesetz hat großes Potenzial, sofern Unternehmen tatsächlich Verantwortung übernehmen müssen und es auf breiter Basis gültig ist. Das Gesetz muss eine geschlechtsspezifische Perspektive inkludieren, fordert WIDE, das entwicklungspolitische Netzwerk für Frauenrechte mit 21 Mitgliedsorganisationen in Österreich, sonst bleiben frauen*spezifische Lebensrealitäten, wie sexuelle Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz, ausgeblendet.

„In der Entwicklungszusammenarbeit erleben wir ständig, wie Frauen und Mädchen in untergeordneter, ausbeuterischer Form in die globale Wirtschaft eingebunden sind. Das wird besonders im Textilsektor oder in der Landwirtschaft sichtbar, wo der Anteil von Frauen hoch ist. Solche Arbeitsplätze sichern oft nicht mehr als gerade mal das Überleben“, kritisiert Katharina Auer von Brot für die Welt. „Das Lieferkettengesetz ist eine Chance, um weltweit Frauen und Mädchen in prekären Arbeitsverhältnissen vor Ausbeutung, Diskriminierung und Gewalt zu schützen“, so Auer.

Derzeit erarbeitet das EU-Parlament eine Position zum vorgeschlagenen Lieferkettengesetz, danach beginnen die Trilog-Verhandlungen. „Der Kampf um ein effektives EU-Lieferkettengesetz ist noch lange nicht vorbei! Gerade in den nächsten Monaten wird es darum gehen, dass sich engagierte EU-Parlamentarier*innen für Nachschärfungen einsetzen und die Schlupflöcher im EU-Lieferkettengesetz stopfen“, fordert Bettina Rosenberger, Koordinatorin der Kampagne „Menschenrechte brauchen Gesetze!“

WIDE moniert, dass im EU-Lieferkettengesetz der Verweis auf die internationalen Frauenrechte enthalten sein muss und konkret auch die Empfehlung des CEDAW-Komitees (Nr. 30 aus 2013) in Bezug auf die Tätigkeit von internationalen Unternehmen in Konfliktgebieten. Laut CEDAW besteht eine Staatenverpflichtung dahingehend, dass nichtstaatliche Akteur*innen (Unternehmen), die extraterritorial (im Ausland) operieren, dafür zur Verantwortung zu ziehen sind, wenn ihre Aktivitäten in Konfliktgebieten zu Verstößen gegen die Rechte von Frauen führen. Eine klare Aussage für eine länderübergreifende Staatenverantwortung!

„Die Suche nach Lebensmitteln und Wasser infolge von Dürren und Überschwemmungen zwingt Frauen dazu, sich riskanten Situationen auszusetzen. Oft sind es Männer, die in Extremsituationen die knappen Ressourcen verwalten und über ihre Zugangsbedingungen bestimmen“, so die Gender-Beauftragte des lateinamerikanischen Fairtrade-Produzent*innen-Netzwerks CLAC, Rubidia Escobar. „Viele Frauen auf dem Land sind in solchen Situationen sexuellen Belästigungen, Ausbeutung und allgemeiner Gewalt ausgesetzt. Die Stärkung ihres Selbstbewusstseins und die Verbesserung ihrer Kenntnisse über Umweltzusammenhänge kann sie in die Lage versetzen, sich effektiver für alternative Lösungen einzusetzen.“

Die Verknappung von Rohstoffen und der Bedarf an neuen Energiequellen und -trägern führt zu immer mehr Druck auf die Umwelt und auf Subsistenz-Bäuer*innen im Globalen Süden, die versuchen, sich gegen den Verlust ihrer Existenzgrundlagen wegen Bergbau, Fracking oder dem Niederbrennen des Regenwalds zu verteidigen. Landraub und Gewalt gegen Umweltschützer*innen stehen eng mit Wirtschaftsinteressen im Energie- und Rohstoff-Sektor in Zusammenhang.

Frauen, die sich gegen Umweltzerstörung engagieren, riskieren mancherorts ihr Leben: so die indigene Umweltschützerin Berta Cáceres, die 2016 in Honduras ermordet wurde, oder die Mapuche-Umweltschützerin Macarena Valdés Muñoz, die im selben Jahr mutmaßlich wegen ihres Widerstands gegen den Bau eines Wasserkraftwerks in Chile ermordet wurde – die Ermittlungen verliefen im Sand. Zwei von vielen weltweit, die für ihr Engagement mit dem Leben bezahlten.

In Anbetracht der starken Betroffenheit indigener Gemeinschaften fordert WIDE, dass auch die jüngste Empfehlung des UN-Frauenrechtskomitees CEDAW (Nr. 39, 2022) berücksichtigt werden muss. Sie besagt, dass vor jeder eventuellen Genehmigung von Wirtschafts-, Entwicklungs-, Bergbau-, aber auch von Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten auf indigenem Gebiet die freie und informierte Zustimmung indigener Frauen und Mädchen eingeholt werden muss. Auch diese Vorgabe muss explizit in das EU-Lieferkettengesetz einfließen!

„Als einer der größten Handelsblöcke hat die EU die Möglichkeit und die Verantwortung, ihr Engagement für die Menschenrechte unter Beweis zu stellen“, so Hannah Angerbauer von der KOO – Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz.

Die wichtigsten Forderungen des WIDE-Netzwerks sind, dass die gesamte Wertschöpfungskette durch das künftige EU-Lieferkettengesetz abgedeckt werden muss. Unternehmen aller Größenordnung müssen erfasst sein. Die international anerkannten Frauenrechte müssen klar einbezogen sein, und Betroffene von Arbeitsrechtsverletzungen oder von Umweltzerstörung müssen Zugang zur Justiz haben, sodass die Richtlinie keine neue Version einer Form von freiwilliger Unternehmensverantwortung wird, sondern einen Rechtsrahmen mit einklagbarer Haftbarkeit schafft.

Links:

European Coalition for Corporate Justice: Over 140 organisations call for gender-responsive corporate sustainability legislation, 6.3.2023

Netzwerk Soziale Verantwortung: “Menschenrechte brauchen Gesetze” WIDE-Mitglieder: https://wide-netzwerk.at/mitgliedsorganisationen/

Präsentationsveranstaltung und Abschiedsfeier: Quo vadis, Österreichische Entwicklungspolitik?

Die jährlich erscheinende ÖFSE-Flaggschiff-Publikation Österreichische Entwicklungspolitik ist ein wichtiges Referenzdokument für entwicklungspolitische Entscheidungsträger*innen in Österreich. Ihre Präsentation markiert auch den Abschied von ihrem langjährigen Mit-Herausgeber Dr. Michael Obrovsky. Es wird um die Frage gehen, wo die österreichische Entwicklungspolitik derzeit steht und wohin sie in Zukunft gehen soll.

Die Präsentation der „Österreichischen Entwicklungspolitik 2022“ markiert auch den Abschied von ihrem langjährigen Mit-Herausgeber Dr. Michael Obrovsky. In der ÖFSE seit dem Jahr 1984 tätig, war Michael Obrovsky jahrzehntelang für die Analyse der Finanzflüsse im Rahmen der Publikation verantwortlich und hat durch sein fundiertes Wissen zentral zu ihrer Reputation als Jahrbuch der Österreichischen Entwicklungspolitik beigetragen.

26.01. 2023 17:00 – 19:30
C3 – Centrum für Internationale Entwicklung Sensengasse 3, 1090 Wien

Anmeldung zur Veranstaltung unter registration@oefse.at
Mehr Info

Recherchehinweis: SDG 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur

Infos und Input rund um SDG 9.

Das Ziel von SDG 9 wurde in unseren Zeiten multipler Krisen noch relevanter und aktueller: Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen.

SDG 9 im Detail

9.1 Eine hochwertige, verlässliche, nachhaltige und widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, einschließlich regionaler und grenzüberschreitender Infrastruktur, um die wirtschaftliche Entwicklung und das menschliche Wohlergehen zu unterstützen, und dabei den Schwerpunkt auf einen erschwinglichen und gleichberechtigten Zugang für alle legen

9.2 Eine breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und bis 2030 den Anteil der Industrie an der Beschäftigung und am Bruttoinlandsprodukt entsprechend den nationalen Gegebenheiten erheblich steigern und den Anteil in den am wenigsten entwickelten Ländern verdoppeln

9.3 Insbesondere in den Entwicklungsländern den Zugang kleiner Industrie- und anderer Unternehmen zu Finanzdienstleistungen, einschließlich bezahlbaren Krediten, und ihre Einbindung in Wertschöpfungsketten und Märkte erhöhen

9.4 Bis 2030 die Infrastruktur modernisieren und die Industrien nachrüsten, um sie nachhaltig zu machen, mit effizienterem Ressourceneinsatz und unter vermehrter Nutzung sauberer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse, wobei alle Länder Maßnahmen entsprechend ihren jeweiligen Kapazitäten ergreifen

9.5 Die wissenschaftliche Forschung verbessern und die technologischen Kapazitäten der Industriesektoren in allen Ländern und insbesondere in den Entwicklungsländern ausbauen und zu diesem Zweck bis 2030 unter anderem Innovationen fördern und die Anzahl der im Bereich Forschung und Entwicklung tätigen Personen je 1 Million Menschen sowie die öffentlichen und privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung beträchtlich erhöhen

9.a Die Entwicklung einer nachhaltigen und widerstandsfähigen Infrastruktur in den Entwicklungsländern durch eine verstärkte finanzielle, technologische und technische Unterstützung der afrikanischen Länder, der am wenigsten entwickelten Länder, der Binnenentwicklungsländer und der kleinen Inselentwicklungsländer erleichtern

9.b Die einheimische Technologieentwicklung, Forschung und Innovation in den Entwicklungsländern unterstützen, einschließlich durch Sicherstellung eines förderlichen politischen Umfelds, unter anderem für industrielle Diversifizierung und Wertschöpfung im Rohstoffbereich

9.c Den Zugang zur Informations- und Kommunikationstechnologie erheblich erweitern sowie anstreben, in den am wenigsten entwickelten Ländern bis 2020 einen allgemeinen und erschwinglichen Zugang zum Internet bereitzustellen

Zum vollständigen Resolutionstext in deutscher Übertragung

Aspekte & Fragestellungen rund um SDG 9

  • Hochwertige, verlässliche, nachhaltige und widerstandsfähige Infrastruktur scheint heute wichtiger denn je – die Sorge vor (weiteren) Lieferkettenprobleme, Blackouts etc. wächst. Was wird seitens wichtiger Player unternommen? Welche Rolle kann die UN-Ebene dabei spielen?
  • Wie gut ist Österreichs Industrie auf einen Blackout vorbereitet?
  • Globale Lieferketten haben sich durch Pandemie und Ukraine-Krieg in den vergangenen Jahren massiv verändert – welche Phänomene, welche Antworten von Entscheidungsträger:innen sind dabei zu beobachten?
  • Die Ungleichheit wächst in Krisenzeiten – wie kann dem entgegengewirkt werden, im Sinne einer wirtschaftliche Entwicklung mit „Schwerpunkt auf einen erschwinglichen und gleichberechtigten Zugang für alle“ (9.1)?
  • Wie steht es um die Unterstützung von Staaten des Globalen Südens in Anbetracht der Energie- und Klimakrise? (Vgl. 9.3)
  • Im Globalen Süden – etwa in afrikanischen Staaten wie Nigeria oder Kenia – gibt es viele Startups mit innovativen Lösungen – wie nachhaltig sind solche Impulse und wie kann man sie weiter stützen?
  • Durch Russlands Angriffskrieg in der Ukraine heißt es oftmals zurück zu fossilen Großprojekten, um Energiesicherheit zu generieren. Auf der anderen Seite versuchen etwa die EU und einzelne europäische Staaten parallel die Weichen für die Zukunft zu stellen und auf Erneuerbare Energie zu setzen. Sind die Schritte ausreichend, um SDG 9.4 (siehe oben) zu erfüllen?
  • Industrie und Lieferkettengesetz: Wie sehen heimische Industrievertreter:innen die aktuellen Initiativen für ein Lieferkettengesetz?
  • Greenwashing: Welche Antworten gibt es darauf? Welche Unternehmen versuchen hier einen Unterschied zu machen und können als Vorbilder dienen?
  • Technologie und Forschung sind in Ländern des Globalen Südens oftmals viel häufiger in Frauenhand als hierzulande – welche konkreten Beispiele gibt es hier und was kann Österreich daraus lernen?

Weiterführendes & Ansprechpersonen

Österreichische Bundesregierung
In der Bundesregierung sind die SDGs im Kanzleramt angesiedelt:
Abteilung IV/4
Ballhausplatz 2, 1010 Wien
sdg@bka.gv.at
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/nachhaltige-entwicklung-agenda-2030.html

Infos rund um die Umsetzung der SDGs in Österreich gibt SDG Watch Austria (zivilgesellschaftliche Initiative):
SDG Watch Austria

Die Austria Development Agency arbeitet in Bezug auf EZA-Projekte Österreichs im Globalen Süden viel zum Thema, nicht zuletzt im Bereich Wasser, Energie und Ernährungssicherheit:
https://www.entwicklung.at/themen/wasser-energie-und-ernaehrungssicherheit

Gunter Schall ist Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der ADA:
+43 (0)1 90399-2400
+43 (0)676 8390 3400
gunter.schall@ada.gv.at

Weltumspannend Arbeiten ist der entwicklungspolitische Verein im Österreichischen Gewerkschaftsbund: www.weltumspannend-arbeiten.at
Pressekontakt:
Michael Wögerer
+43 (0)1/53444-39328
+43 (0)664/2838491
michael.woegerer@oegb.at

Das Netzwerk Soziale Verantwortung ist eine zentrale zivilgesellschaftliche Plattform in Sachen Lieferkettengesetz und verwandte Themen: www.nesove.at
Bettina Rosenberger ist Geschäftsführerin von NeSoVe:
+43 660 8835409
bettina.rosenberger@nesove.at

Erneuerbare Energie Österreich
www.erneuerbare-energie.at

Das panafrikanische Medium „The Continent“ veröffentlichte in der Ausgabe 90 einen Plan, wie Afrika in Sachen Energie innerhalb einer kurzen Zeitspanne einen Sprung nach vorne machen könnte: Electricity for all. In eight years.

Das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich mit den Auswirkungen neuer Technologien auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft. Es betreibt wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung zu einer Reihe von Themen. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden sowohl in wissenschaftlichen Publikationen verbreitet, als auch gezielt für Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit aufbereitet.
https://www.oeaw.ac.at/ita

Laut der Industriellenvereinigung (IV) sind „tragfähige internationale Beziehungen sowie ein freier und fairer Handel … unerlässlich, um Österreichs Exportfähigkeit und Zugang zu Märkten zu garantieren“.
Der internationale Bereich der IV befasst sich mit der Beobachtung und Analyse globaler Entwicklungen und Wachstumsmärkte, Handels- und Investitionsabkommen sowie den Bedingungen eines fairen internationalen Wettbewerbs.
Marlena Mayer BA, Strategie & Kommunikation, Pressesprecherin, Industriellenvereinigung
+436648412915
marlena.mayer@iv.at

Die Außenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer ist die Internationalisierungs- und Innovationsagentur der österreichischen Wirtschaft. Bei uns finden Sie Informationen sowie Ansprechpartnerinnen und -partner zu allen Fragen rund ums Auslandsgeschäft. 
www.wko.at/service/aussenwirtschaft/start.html

Sonja Horner ist Sprecherin des WKÖ-Präsidenten
+43 5 90 900 – 4462
sonja.horner@wko.at
Pressestelle der WKÖ
Wiedner Hauptstraße 63
1045 Wien
+43 5 90 900 – 4462
dmc_pr@wko.at


Österreich ist der erste europäische Mitgliedsstaat, der eine nationale Open Innovation Strategie entwickelt hat: openinnovation.gv.at

PA: Berufsbildung: Sackgasse oder Schlüssel zum Erfolg?

Berufsbildung ist ein wichtiger Hebel, um Beschäftigung, ein faires Einkommen und damit gute Lebensbedingungen zu erreichen. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt Länder des Globalen Südens dabei, ihre Bildungssysteme auf bessere Beine zu stellen. Die aktuelle Ausgabe der „Weltnachrichten“ setzt sich mit Berufsbildung von Kosovo bis nach Burkina Faso auseinander. Das Magazin zeigt auf, was es braucht, damit Berufsbildung in bessere Lebensbedingungen für mehr Menschen mündet.

Das österreichische Beispiel der dualen Berufsbildung stößt international auf wachsendes Interesse. Die Vorteile: Unternehmen können den eigenen Fachkräftenachwuchs so ausbilden, wie sie ihn brauchen. Jugendliche sammeln praktische Erfahrung direkt im Betrieb und machen sich mit modernen Technologien vertraut. Auch im Globalen Süden kann dieses Erfolgsmodell einen wertvollen Beitrag leisten – aber es braucht bestimmte Voraussetzungen, damit diese Form der Ausbildung jungen Menschen auch tatsächlich einen Job verschafft. Denn wo Berufsbildung nicht den Anforderungen der Arbeitswelt entspricht, unterfinanziert ist oder keinen formal anerkannten Abschluss ermöglicht, ist dieser Bildungsweg nicht automatisch der Schlüssel zum Erfolg.
 
Potenziale und Grenzen
Die aktuelle Ausgabe der „Weltnachrichten“, des Magazins der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, zeigt deutlich: Berufsbildung allein schafft keine Jobs. Besonders in afrikanischen Ländern hat sich theorielastige Ausbildung an den Anforderungen der Arbeitswelt vorbei entwickelt. Traditionelle Lehrlingssysteme bringen keine formal anerkannten Abschlüsse. Zusätzlich verfügt die Berufsbildung im Globalen Süden über zu wenig finanzielle Mittel – zum Beispiel für Lehrausstattung – und geringes Ansehen. Bis heute gilt sie als Bildungsweg zweiter Klasse.
 
Die „Weltnachrichten“ zeigen aber auch Auswege aus diesem Dilemma: So braucht es eine enge Abstimmung mit der lokalen Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik. Es braucht eine bessere Durchlässigkeit zu höherer Bildung, politische und finanzielle Prioritätensetzung sowie den Dialog zwischen Regierung, Privatwirtschaft und den Vertretungen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, treffen praxisnah ausgebildete Arbeitskräfte auf die Nachfrage von Unternehmen. Dann kann Berufsbildung zu besseren Lebensbedingungen für Menschen im Globalen Süden führen.
 
Impulse aus Österreich für Westafrika
Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt eine Wirtschaftspartnerschaft mit der Mondi Group in dem westafrikanischen Staat Côte d’Ivoire. Das Verpackungs- und Papierunternehmen bildet an seinem Standort in Abidjan Jugendliche mit schlechten Zukunftschancen zur Industriewartungstechnikerin bzw. zum Industriewartungstechniker aus. Das Ausbildungsprogramm ist staatlich anerkannt und wird gut angenommen, wie die „Weltnachrichten“ berichten. Gefördert wird das Projekt von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.
 
Erneuerbare Energien: Möglichkeiten für die Zukunft
In Burkina Faso engagiert sich die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit mit dem Land Vorarlberg und dem burkinischen Ministerium für Bildung, Alphabetisierung und Förderung der Nationalsprachen für eine angemessene Berufsausbildung im Bereich erneuerbare Energien.
 
„In Österreich haben wir viel Erfahrung und Kompetenz, was Berufsbildung und erneuerbare Energien angeht. Wir verbinden dieses Know-how mit dem Potenzial Burkina Fasos im Solarbereich. So verbessern wir die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort“, betont Dr. Friedrich Stift, Geschäftsführer der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit.
 
Die Initiative bringt die Ausbildung im Bereich erneuerbare Energien in Burkina Faso auf den neuesten Stand, entwickelt Lehrpläne und bildet Lehrende aus. Seit Beginn des Schuljahres 2021/2022 gibt es im Ausbildungszweig Elektrotechnik die Fachrichtung Solarenergie. Knapp 130 Schülerinnen und Schüler haben sich dafür bereits im ersten Jahr inskribiert. Dounipengda Adoul Rachid Sawadogo ist einer von ihnen: „Ich habe mich dafür entschieden, weil ich damit leichter Arbeit bekomme. Wenn es um Elektrizität geht, kann ich sogar in meiner Nachbarschaft Jobs finden. Im Solarbereich gibt es viele Möglichkeiten für die Zukunft.“
 
Außerdem in dieser Ausgabe zu lesen:

  • Im Interview: Bildungsexpertin Majlinda Rizvanolli Bajraktari über den Neustart des kosovarischen Berufsbildungssektors und Österreichs Beitrag dazu.
  • „Meine erste Chance auf einen Job“: Ein Beispiel aus Serbien zeigt, was Weiterbildung bewirken kann.
  • Niederösterreichische Powerfrauen beweisen mit ihrem Engagement, dass sie ein starker Motor für nachhaltige Entwicklung sind.

Die „Weltnachrichten“ berichten vierteljährlich über entwicklungspolitische Themen. Herausgeber ist die Austrian Development Agency. Alle Beiträge, Reportagen, Interviews und Geschichten sind auch online nachzulesen. Die Weltnachrichten sind kostenlos. Bestellungen unter oeza.info@ada.gv.at.

Austrian Development Agency
Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt die ADA derzeit Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von über 640 Millionen Euro um.

Rückfragehinweis:

Austrian Development Agency,
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 (0)1 90399-2410
katharina.schreiber@ada.gv.at
www.entwicklung.at

Pressegespräch von Ärzte Ohne Grenzen: Südsudan

Der Südsudan ist eines jener Länder, in dem Ärzte ohne Grenzen seit Jahrzehnten die umfangreichsten Hilfsprogramme durchführt, das für Journalist:innen jedoch schwer erreichbar ist. Wir laden Sie daher zu einer Live-Schaltung nach Lankien ein:

Sigrid Lamberg, Projektkoordinatorin, wird direkt von vor Ort über ihre Arbeit und die Lage im Land berichten. Die Oberösterreicherin ist seit Oktober in Lankien. Es ist bereits ihr vierter Einsatz im Südsudan.

Rund 7,5 Millionen Menschen im Südsudan – etwa zwei Drittel der gesamten Bevölkerung – sind derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Wiederholt kommt es zu heftigen Kämpfen und Konflikten. Hunderttausende Südsudanes:innen leiden darunter, viele sind aus Angst um ihr Leben vor der Gewalt geflohen. Hinzu kommen die Folgen der Klimakrise wie langanhaltende Dürren oder heftige Überschwemmungen.

Online-Pressegespräch: Mittwoch, 14. Dezember, 10.00 Uhr mit:

Sigrid Lamberg, Projektkoordinatorin Südsudan, Ärzte ohne Grenzen Österreich 


Das Gespräch findet auf ZOOM statt.   

Sie können sich direkt unter diesem Link registrieren. Bei Anmeldung erhalten Sie den Link zum ZOOM Meeting: https://us06web.zoom.us/meeting/register/tZ0qce-urzojEtHc_b-2Y0VxoOH1wmjKejpd

Für Rückfragen:
Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@aertze-ohne-grenzen.at
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 28

Eva Hosp
eva.hosp@vienna.msf.org
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 29

PA: Wettbewerbsvorteil Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung beenden – neues Lieferkettengesetz muss für Paradigmenwechsel sorgen

Laut FAITRADE könnte am morgigen 1. Dezember 2022 ein möglicher Meilenstein im globalen Menschenrechtsschutz beschlossen werden.

Denn dann wird eine Entscheidung über die Richtlinie der Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit (CSDDD) im Europäischen Rat für Wettbewerbsfähigkeit (COMPET) erwartet. Somit könnte rechtzeitig zum diesjährigen Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember ein wichtiger Meilenstein gesetzt werden. Unternehmen müssen dann entlang ihrer globalen Lieferketten Mensch und Umwelt verbindlich schützen. „Diese Richtlinie zum europäischen Lieferkettengesetz hat das Potenzial, ein echter Mehrwert für Bürger*innen, Unternehmen, Staaten und die Umwelt zu sein. Wenn das Regelwerk wirksam ausgestaltet wird, schützt es künftig nicht nur die Menschenrechte, die Umwelt und das Klima, sondern trägt gleichzeitig zu einer resilienteren Wirtschaft bei“, sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich. Ob das aber gelingt, ist leider noch nicht gesichert.

Wird ein Paradigmenwechsel in der Wirtschaft im letzten Moment verhindert?

Die EU-Mitgliedsstaaten beraten seit Februar über einen Vorschlag der EU-Kommission für ein europäisches Lieferkettengesetz, das diverse Sorgfaltspflichten umfassen soll. Der aktuelle tschechische Ratsvorsitz drängt auf eine baldige Einigung. „Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass durch den Druck von verschiedenen Seiten ein unzureichender Kompromiss geschlossen wird“, so Kirner. Ausnahmen für den Finanzsektor stehen im Raum und somit die Möglichkeit, die Verantwortung von Investor*innen auszusparen. Dahinter stehen die Interessen großer Akteur*innen an den Finanzmärkten. Auch in Österreich machten verschiedene Interessensgruppen zuletzt Stimmung gegen den Gesetzesentwurf.  

Appell an zuständige Minister*innen: Wettbewerbsvorteil für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung beenden
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) spricht aktuell allein von rund 79 Millionen Kindern, die unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen arbeiten müssen. Politisches Handeln ist deswegen dringend angesagt, um Menschen und Umwelt entlang globaler Lieferketten wirksam zu schützen und die Zukunft dieser Kinder menschenwürdiger zu gestalten. „Wir appellieren an Wirtschaftsminister Martin Kocher und Justizministerin Alma Zadić, sich auch auf europäischer Ebene für ein Lieferkettengesetz einzusetzen, das Menschenrechte und Umwelt wirksam schützt. Wir fordern einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaft, hin zu Nachhaltigkeit und Verantwortung gegenüber den Menschen, die entlang des gesamten Wertschöpfungsprozesses beteiligt sind. Es muss Schluss damit sein, dass die skrupellose Verletzung grundlegendster Menschenrechte und die Zerstörung der Umwelt ein Wettbewerbsvorteil ist. Ganz im Gegenteil: Fairness muss sich auch wirtschaftlich rechnen”, so Kirner dazu abschließend.

Die Wirksamkeit eines europäischen Lieferkettengesetzes wird daran zu messen sein, ob es auch die Rechte der vulnerabelsten Menschen in der Lieferkette wirksam schützt. Was dafür aus Sicht der FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien und Arbeiter*innen zentral ist, haben diese hier in einem Offenen Brief an die Europäische Kommission formuliert,

Rückfragehinweis:
Mag. Bernhard Moser
bernhard.moser@fairtrade.at
+43 664 526 74 65

Mag. Peter Ehrenberger
peter.ehrenberger@fairtrade.at
+43 660 380 72 80

www.fairtrade.at/presse