PA: EU-Lieferketten-Gesetz: Ökonominnen warnen vor Aufweichung zum Schaden Europas

Über 80 Wirtschafts-Fachleute fordern Beibehaltung beschlossener Gesetze.

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, die Menschenrechtsorganisation Südwind und das Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe) begrüßen die heute veröffentlichte Einschätzung von über 80 Ökonominnen und Ökonomen aus ganz Europa zum EU-Lieferkettengesetz (CSDDD). Unter dem Titel „Beyond Short-Term Profits“ warnen die Expert:innen eindringlich vor den Folgen einer Verwässerung. Das Lieferkettengesetz ist ein „entscheidender und effektiver Schritt in Richtung einer Wirtschaft, die Menschenrechte, Umwelt und das Klima achtet“. Unter den unterzeichnenden Ökonom:innen finden sich zahlreiche renommierte Namen, darunter Sigrid Stagl, WU-Professorin und Wissenschafterin des Jahres.

Regulierungen notwendig

Die unterzeichnenden Wissenschafter:innen kritisieren die EU-Kommission speziell für die Behauptung, der sogenannte Draghi-Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit verlange eine „De-Regulierung“. Mario Draghi hatte das bereits von der EU beschlossene Lieferkettengesetz allerdings nur in einem einzigen Satz erwähnt – und zwar im Anhang und ohne vertiefende Analyse.

„Wir müssen unterscheiden zwischen unnötiger Bürokratie und notwendigen Regulierungen, die die Sicherheit und die Qualität der Produkte, Gesundheit, Menschenrechte und Umweltschutz sichern. Die Kosten dieser Regulierung sind im Verhältnis dazu minimal“, erklärt Johannes Jäger, Fachbereichsleiter für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule des BFI Wien und Mitinitiator der Erklärung. Eine Studie der London School of Economics sieht die Kosten für große Unternehmen bei gerade einmal 0,009 Prozent ihres Umsatzes.

Die konkreten Gründe sind vielfältig

Viele Studien zeigen, dass nicht die Regulierung des Green Deal, sondern ganz andere Faktoren für Probleme sorgen. „Die Behauptung der EU-Kommission, dass der Green Deal die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft gefährdet, ist schlichtweg falsch. Tatsächlich sind hohe Energiepreise, eine unzureichende Industriepolitik, fehlende Investitionen in öffentliche Infrastrukturen und der Fachkräftemangel Gründe für die Krise der europäischen Wirtschaft“, fasst Alexandra Strickner, Geschäftsführerin der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, zusammen. Die Ökonomin beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit nachhaltigen Wirtschaftsweisen.

Unternehmen müssen Verantwortung tragen

„Die EU-Kommission muss die Einschätzung der Fachwelt ernst nehmen: Der geplante Regulierungskahlschlag ist nicht nur ein menschenrechtlicher, sondern auch ein ökonomischer Rückschritt. Eine verantwortungsvolle Wirtschaft braucht klare Regeln für faire Lieferketten, nicht Freibriefe für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung“, so Konrad Rehling, Geschäftsführer von Südwind.

Die EU hatte in jahrelangen Verhandlungen mit allen Stakeholdern aus Privatwirtschaft, Industrie, Zivilgesellschaft und Wissenschaft einen guten Kompromiss im Rahmen des Green Deal gefunden, der jetzt in Gefahr ist.

„Zahlreiche Inhalte von Omnibus sind deckungsgleich mit den Forderungen des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Das Plädoyer für De-Regulierung ist schlichtweg der Wunsch, sich mit dem Griff zur Kettensäge von jeglicher Verantwortung zu entledigen. Omnibus würde dazu führen, dass unsere Welt weiterhin auf Ausbeutung basiert. Nur mit einem effektiven Lieferkettengesetz ist eine Welt ohne Kinderarbeit und Zwangsarbeit möglich!“, so Tina Rosenberger, Geschäftsführerin von NeSoVe.




PA: Zahlen bitte! Steuergerechtigkeit statt Sparen auf Kosten der global Ärmsten

WIDE kritisiert die geplante Kürzung von Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe.

Das entwicklungspolitische Netzwerk WIDE kritisiert die von Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) angekündigten massiven Budgetkürzungen für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und den Auslandskatastrophenfond scharf.

Eine Kürzung um ein Viertel bis 2026 (im Vergleich zu 2024) ist eine absolut unverhältnismäßige Maßnahme und würde eine Sanierung des österreichischen Budgets auf Kosten von besonders benachteiligten Menschen auf dieser Welt bedeuten. Diese Vorgehensweise hat der sozialdemokratische Finanzminister gemeinsam mit Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) und Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) zu verantworten.

Die Kürzung der EZA und internationalen humanitären Hilfe kommt in einem Moment, in dem die internationale Zusammenarbeit durch die Zerschlagung von USAID (der US-amerikanischen Entwicklungsagentur) durch die Regierung Trump massiv geschwächt ist. Die USAID-Mittel fehlen bereits an vielen Orten, wo Menschen unter besonders schwierigen Bedingungen leben. So gab kürzlich das World Food Programme bekannt, aufgrund ausbleibender Gelder die Nahrungsmittelhilfe für eine Million Geflüchtete, die Uganda aus Nachbarländern aufgenommen hat, einstellen zu müssen. Es ist ein Beispiel von vielen, wo Maßnahmen zur Unterstützung von Menschen in besonders prekären Lagen gestoppt werden (siehe auch WIDE-Update 1/2025).

War die österreichische Entwicklungszusammenarbeit schon immer unterdurchschnittlich dotiert, so fällt sie mit dieser Entscheidung weit hinter bisherige Ambitionen und internationale Verpflichtungen zurück.

Julia Günther, WIDE-Obfrau, weist darauf hin, dass EZA-Kürzungen in der Vergangenheit immer zulasten von Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter gegangen sind. Auch jetzt werden Kürzungen im angekündigten hohen Volumen direkte Auswirkungen auf die in den letzten Jahren ausgebauten Programme haben, die auf das Empowerment von Frauen* und Mädchen* gesetzt haben, sei es im Bereich der Ernährungssicherheit, Anpassung an veränderte Umweltbedingungen aufgrund des Klimawandels, Berufsbildung, Gewaltschutz, oder die Stärkung der Rechte im (ideologisch umkämpften) Bereich von Sexualität und Reproduktion.

Die Kürzungen treffen Menschen im Globalen Süden, die absolut nichts mit dem österreichischen Budgetdefizit zu tun haben. Sie haben nicht im Geringsten von den Corona-Wirtschaftsfördermaßnahmen profitiert, und sie leiden unter Wirtschaftskrisen – und in ihrem Gefolge Verarmung, Kriminalität und Gewalt – noch in ganz anderem Ausmaß.

In einer Aussendung zur „Alternativen Budgetrede 2025“ der Plattform FAIRsorgen, die von WIDE mitgetragen wird, wird vorgerechnet, wie es stattdessen gehen kann:

„Auf der Einnahmenseite zeigt das Zukunftsbudget ein Einnahmenpotenzial von 15 bis 25 Milliarden Euro jährlich: Eine Steuer auf hohe Vermögen bringt – je nach Ausgestaltung – 10 bis 20 Milliarden Euro jährlich; eine Steuer auf Erbschaften und Schenkungen rund 2 Milliarden Euro pro Jahr. Durch die Rücknahme der Senkung der Körperschaftssteuer und ein progressives Steuermodell können konservativ geschätzt 5 Milliarden Euro zusätzlich eingenommen werden. Allein die Banken haben in den letzten zwei Jahren 23 Milliarden Euro Gewinn erzielt. Zusätzlich sind Übergewinne und klimaschädliche Energiequellen dringend höher zu besteuern, um die Ökologisierung voranzubringen.“

Gerade in Anbetracht der riesigen Finanzierungslücke, die die US-Politik in der Finanzierung humanitärer Programme verursacht hat, aber auch vor dem Hintergrund der fortschreitenden Klimakrise ist Kontinuität in der Programmfinanzierung und eine längerfristige Aufstockung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe im derzeitigen Kontext – nicht zuletzt auch für die Friedenssicherung und globale Stabilität – die einzig richtige Antwort.

WIDE fordert die Rücknahme der angekündigten Kürzungen von EZA und Auslandskatastrophenfond!

Für Rückfragen:
Claudia Thallmayer, WIDE-Koordinatorin, thallmayer@wide-netzwerk.at
WIDE – Entwicklungspolitisches Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven
Tel: (++43-1) 317 40 31, office@wide-netzwerk.atwww.wide-netzwerk.at 

Quellen:




PA: SOS Mitmensch: Bewegende Zivilcourage-Preisverleihung im vollen Wiener Rathaus!

Lehrerin Ilkay Idiskut und „Die Tagespresse“ ausgezeichnet

Im randvollen Wappensaal des Wiener Rathauses wurden gestern Abend die Volksschullehrerin Ilkay Idiskut für ihr großes bildungsbezogenes Engagement und das Satiremedium „Die Tagespresse“ für mutigen und bissigen Satirejournalismus ausgezeichnet. Hochschulrektorin Barbara Herzog-Punzenberger und Satiriker Florian Scheuba hielten mahnende – und zugleich mit Humor gewürzte – Würdigungsreden.

Ilkay Idiskut erlangte Bekanntheit, als sie im mehrfach ausgezeichneten Film „Favoriten“ Einblicke in die Höhen und Tiefen des Bildungsalltags gewährte. Nach Veröffentlichung des Films setzte sich Idiskut in zahlreichen Interviews für mehr Bildungsgerechtigkeit ein. Das Satiremedium „Die Tagespresse“ wurde 2013 von Fritz Jergitsch gegründet. Mit viel Ironie werden seitdem politische und sonstige Abgründe entlarvt. Das Satiremedium war auch mit Klagen konfrontiert.

SOS Mitmensch betont, mit der Vergabe der diesjährigen Zivilcourage-Preise sowohl Bildungsgerechtigkeit fördern als auch mutigen Journalismus stärken zu wollen. Die Preise von SOS Mitmensch waren heuer mit insgesamt 1.500 Euro dotiert.

Eine Fotonachlese des Abends finden Sie hier: https://www.sosmitmensch.at/sos-mitmensch-preisverleihung-2025- nachlese

Rückfragehinweis:
SOS Mitmensch
Alexander Pollak
Telefon: 06645120925
E-Mail: apo@sosmitmensch.at





PA: Regierung kürzt internationale Entwicklung und Humanitäre Hilfe in äußerst kritischem Moment

Budget für Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und Auslandskatastrophenfonds sinkt bis Ende 2026 um fast ein Viertel im Vergleich zu 2024, so die AGGV in einer Aussendung am 13.05.2025.

“Die AG Globale Verantwortung hat den Entwurf für das Doppelbudget 2025 und 2026 mit Sorge erwartet. Nun ist es Gewissheit, dass auch die österreichische Bundesregierung den Sparstift bei der internationalen Entwicklung, Humanitären Hilfe und entwicklungspolitischen Inlandsarbeit ansetzt. Das ist äußerst bedauerlich, denn die Schere zwischen dem humanitären Bedarf notleidender Menschen und der Unterstützung, die diese erhalten, könnte nicht größer sein. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Welt nicht mehr so viele Krisen und Konflikte erlebt. Da sollte es eigentlich auf der Hand liegen, dass Geberländer ihre Mittel erhöhen, anstatt sie zu kürzen”, kritisiert Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung.

Konkret sehe der präsentierte Budgetentwurf vor, die Gelder für die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und den Auslandskatastrophenfonds im Jahr 2025 um 15 Millionen Euro und 2026 um weitere 35 Millionen Euro zu kürzen. “Im Vergleich zu 2024 verringert die Regierung die Mittel bis Ende 2026 um fast ein Viertel. Das ist ein harter Rückschlag, denn nichts Geringeres als die Zukunftschancen und das Überleben von Menschen in Ländern des Globalen Südens sowie in Krisengebieten stehen auf dem Spiel”, ist Wank alarmiert.

Kleine Staaten wie Österreich können in Krisenzeiten überproportional an Bedeutung gewinnen

“Dennoch: Wenn die Regierung in den Folgejahren von weiteren Kürzungen absieht und ihren Beitrag für eine stabile, friedliche und gerechte Welt zu einer Priorität macht, kann es ihr sogar gelingen, Österreichs internationales Profil als engagierter Partner zu schärfen. Denn in Krisenzeiten wie diesen können kleine, neutrale Staaten überproportional an Bedeutung gewinnen – und damit auch jeder Euro, den sie im Kampf gegen Krisen, Hunger, Armut und Ungleichheiten aufbringen. Österreich kann zum Beispiel jetzt einen echten Unterschied in der Welt machen, indem es rasch die Mittel für Humanitäre Hilfe in langanhaltenden Krisen wie im Sudan, in Gaza und in der Ukraine bereitstellt”, appelliert Wank abschließend an Außenministerin Beate Meinl-Reisinger.

Rückfragen:
Hannah Hauptmann
AG Globale Verantwortung
Apollogasse 4/9, 1070 Wien, Österreich
Telefon +43 1 5224422
Email office@globaleverantwortung.at




PA: Saudi-Arabien: Arbeitsmigrantinnen erfahren schwere Ausbeutung, Missbrauch und Rassismus 

Amnesty International berichtet von 16-Stunden-Arbeitstage, kaum Essen, Schlafen am Boden, sexuellen Missbrauch und Demütigungen: „Sie nannten mich Affe“. Reformen seien unzureichend: Hausangestellte in Saudi-Arabien sind von Arbeitsschutzbestimmungen ausgeschlossen.

Kenianische Frauen, die in Saudi-Arabien als Hausangestellte beschäftigt sind, erleben diskriminierende und missbräuchliche Arbeitsbedingungen, die häufig auf Zwangsarbeit und Menschenhandel hinauslaufen, so Amnesty International in einem neuen Bericht, der heute veröffentlicht wird. Darin wird aufgezeigt, dass die Frauen in Privathaushalten oftmals Ausbeutung ausgesetzt sind und als Hausangestellte nach wie vor von Saudi-Arabiens Arbeitsrecht und anderen Reformen ausgenommen sind. 

Der Bericht Locked in, left out: the hidden lives of Kenyan domestic workers in Saudi Arabia  dokumentiert die Erfahrung von mehr als 70 Frauen, die in Saudi-Arabien gearbeitet haben. Unter brutalen Bedingungen schufteten sie regelmäßig mehr als 16 Stunden, bekamen keinen freien Tag und durften das Haus nicht verlassen. Darüber hinaus waren die Frauen mit erbärmlichen Lebensbedingungen und unmenschlicher Behandlung einschließlich sexualisierter, verbaler und körperlicher Gewalt konfrontiert. In der Regel behielten die Arbeitgeber*innen ihre Pässe und Mobiltelefone und manchmal auch ihren Lohn ein.

Diese Frauen kamen auf der Suche nach Arbeit nach Saudi-Arabien, um ihre Familien zu unterstützen, aber stattdessen erlebten sie unsägliche Misshandlungen in den Häusern ihrer Arbeitgeber*innen, so der Bericht von Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation appelliert an die saudischen Behörden, den Hausangestellten dringend einen gleichberechtigten arbeitsrechtlichen Schutz zu gewähren und ein wirksames Inspektionssystem einzuführen, um gegen den weit verbreiteten Missbrauch in Privathaushalten vorzugehen. Außerdem muss das Kafala-Sponsorensystem, das ausländische Arbeitskräfte an Arbeitgeber*innen bindet, Ausbeutung fördert und systemischem Rassismus Vorschub leistet, vollständig abgeschafft werden.

Weder die saudischen noch die kenianischen Behörden haben auf das Ersuchen von Amnesty um eine Stellungnahme oder Informationen geantwortet.

DETAILS UND ZEUGINNENAUSSAGEN

„Ich habe mich wie in einem Gefängnis gefühlt“

Viele der Frauen, die mit Amnesty International gesprochen haben, berichteten von extremer Überarbeitung. So bestand ein typischer Arbeitstag aus mindestens 16 Stunden Putzen, Kochen und Kinderbetreuung – oft auch mehr. Die Frauen erhielten durchschnittlich 900 Saudi-Riyal (etwa 215 Euro) pro Monat. Überstunden wurden nicht bezahlt, was bedeutet, dass ihr durchschnittlicher Lohn unter Berücksichtigung der Arbeitszeiten bei etwa 0,45 Euro pro Stunde lag. Zudem zahlten manche Arbeitgeber*innen den Frauen ihren Lohn verspätet oder gar nicht aus. Praktisch alle befragten Frauen berichteten, während ihres Aufenthalts in Saudi-Arabien keinen einzigen freien Tag gehabt zu haben – manche von ihnen bis zu zwei Jahre lang.

Rashida*, eine ehemalige Hausangestellte, erzählte Folgendes: „Sie [die Arbeitgeberin] hat nicht gedacht, dass ich müde werden könnte. Es gab keine Möglichkeit, sich auszuruhen … Ich habe den ganzen Tag für sie gearbeitet, und selbst nachts musste ich noch arbeiten. Ich habe mich wie ein Esel gefühlt, aber selbst Esel können sich ausruhen.“

 Alle Frauen waren nach ihren Angaben mit starken Einschränkungen ihrer Freiheit und Privatsphäre konfrontiert; durch die Beschlagnahmung ihrer Telefone waren sie von der Außenwelt abgeschnitten, was dazu führte, dass sie sehr isoliert waren und ihnen der Kontakt zu ihren Familien verwehrt wurde. Joy* erzählte, dass sie sich während ihrer Zeit in Saudi-Arabien wie eingesperrt gefühlt habe: „Ich hatte keinerlei Freiheiten, denn wenn man erst einmal drin ist, kommt man nicht mehr raus. … Ich habe mich wie in einem Gefängnis gefühlt.“ 

Wie Eve* berichtete, sollte die Isolation auch verhindern, dass sie sich über die Zustände beschwert: „Als Erstes hat mir mein Arbeitgeber den Pass abgenommen. Wenn man nachfragt, sagen sie einem, ‚Ich habe alles für dich bezahlt‘, und man traut sich nicht, etwas zu sagen, weil man in einem fremden Land ist.“

Trotz der extremen Arbeitsbelastung gaben nahezu alle Frauen an, dass ihre Arbeitgeber*innen ihnen Essen vorenthielten oder ihnen lediglich Reste gaben, sodass einige von ihnen sich allein von Brot oder getrockneten Instant-Nudeln ernähren mussten. Für Katherine „war Essen das größte Problem“, und sie musste „von Keksen überleben“, da ihr*e Arbeitgeber*in ihr nur Reste, verdorbene Lebensmittel oder manchmal auch gar nichts zu essen gegeben oder sogar Essen, das Katherine für sich selbst gekocht hatte, in den Mülleimer geworfen habe. 

 Darüber hinaus gaben die meisten Frauen an, dass ihre Lebensbedingungen insgesamt absolut unzureichend waren. So mussten sie häufig in einem Vorratsschrank oder auf dem Boden in einem Kinderzimmer schlafen, ohne ein richtiges Bett, Bettzeug oder eine funktionierende Klimaanlage.

„Der Mann sagte ‚ du tust, was ich sage‘“

Viele der Frauen schilderten, angeschrien, beschimpft und gedemütigt worden zu sein; andere wurden von ihren Arbeitgebern sexuell missbraucht oder manchmal sogar vergewaltigt. Zu ihnen gehört auch Judy, eine alleinstehende Mutter von zwei Kindern, die nach Saudi-Arabien gegangen war, um dem Missbrauch ihres Mannes zu entkommen.  „Er hat mich vergewaltigt und mir auch gedroht, seiner Frau nichts zu sagen. Ich habe geschwiegen. Das war sozusagen seine tägliche Routine … Ich habe versucht, [ihn davon abzubringen,] aber Männer sind sehr stark. Also hat er mich vergewaltigt, fünf Mal …“

Viele Frauen hatten zu viel Angst, um den Missbrauch den saudischen Behörden oder der kenianischen Botschaft zu melden; die Frauen, die dies taten, sahen sich mit Vergeltungsmaßnahmen oder konstruierten Anklagen wie falschen Diebstahlsvorwürfen und dem Verlust ihres Lohnes konfrontiert. 

„Sie haben uns Affen oder Paviane genannt.“

Der Amnesty-Bericht dokumentiert außerdem, welche weiteren Faktoren zu der Ausbeutung, dem Missbrauch und der rassistischen Diskriminierung von Arbeitskräften beitragen. Dazu Irungu Houghton, Geschäftsführerin von Amnesty International Kenia: „Der Kern des Missbrauchs liegt in einem Arbeitssystem, das von historischem und strukturellem Rassismus geprägt ist und in dem rassifizierte migrantische Hausangestellte, darunter Schwarze afrikanische Frauen, entmenschlicht und als entbehrlich behandelt werden.“

Viele der Frauen berichteten, von ihren Arbeitgeber*innen mit äußerst abfälligen und rassistischen Bezeichnungen wie „Hayawana“ (Tier), „Khaddama“ (Dienerin) und „Sharmouta“ (Prostituierte) beschimpft worden zu sein. Die Arbeitgeber*innen sprachen auch abfällig über ihre Hautfarbe, kommentierten ihren Körpergeruch oder untersagten ihnen, das gleiche Besteck oder die gleichen Haushaltsgeräte wie die Familie zu benutzen, weil sie aus Afrika stammten – etwas, das von den Frauen meist als „Segregation“ empfunden wurde. Niah* berichtet: „Wegen meiner dunklen Hautfarbe wurde ich immer ein schwarzes Tier genannt. Die Kinder sind lachend zu mir gekommen und haben gesagt, ich sei ein Affe.“

Unzureichende Gesetze und Reformen

In den letzten Jahren hat Saudi-Arabien im Rahmen seines Programms „Vision 2030“ begrenzte Reformen des Kafala-Sponsoringsystems eingeführt, das die 13 Millionen Arbeitsmigrant*innen des Landes an ihre Arbeitgeber*innen bindet und Zwangsarbeit und andere schwere Menschenrechtsverletzungen unmittelbar möglich macht.  Doch selbst diese begrenzten Reformen waren weitgehend auf Arbeitnehmer*innen beschränkt, die unter das saudi-arabische Arbeitsrecht fallen. Hausangestellte sind davon nach wie vor ausgenommen. Sie unterliegen nach wie vor strengen Beschränkungen ihrer Freizügigkeit und benötigen in den meisten Fällen immer noch die Erlaubnis ihrer Arbeitgeber*innen, um den Arbeitsplatz wechseln oder das Land verlassen zu können.  

2023 führte die Regierung aktualisierte Vorschriften für Hausangestellte ein, um die Arbeitszeiten und -bedingungen besser zu regeln. Doch ohne ein wirksames System für die Überwachung, Inspektion und Durchsetzung sind diese Vorschriften in der Praxis oft bedeutungslos. Viele der dokumentierten Missbräuche sind nach saudischem Recht gesetzwidrig, bleiben aber völlig straffrei.

„Kenia kommt beim Schutz von Hausangestellten im Ausland eine wichtige Rolle zu. Kenia muss beim Schutz von Arbeitsmigrant*innen mit Saudi-Arabien zusammenarbeiten, indem es die Anwerbungspraktiken besser reguliert und sicherstellt, dass die Botschaften in der Lage sind, Hausangestellte in Not dringend zu unterstützen. Dazu gehört auch die Bereitstellung sicherer Unterkünfte sowie finanzieller und rechtlicher Unterstützung für alle, die in Not sind“, so Irungu Houghton.

HINTERGRUND

In Saudi-Arabien arbeiten rund 4 Millionen Menschen als Hausangestellte. Laut der saudischen Arbeitsmarktstatistik sind sie alle ausländische Staatsangehörige, unter ihnen 150.000 Kenianer*innen. Aufgrund der steigenden Arbeitslosigkeit in Kenia haben die Behörden junge Menschen dazu ermuntert, sich in den Golfstaaten eine Arbeit zu suchen. Saudi-Arabien gehört mittlerweile zu einer der wichtigsten Quellen für Geldüberweisungen nach Kenia.

* Namen geändert.

Presseteam Amnesty International Österreich
Eleonore Rudnay
+43-664-400 10 56
presse@amnesty.at

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Veranstaltungshinweis: Filmvorführung & Diskussion: Mutternacht: Leben schenken im Krieg

Die österreichische Plattform „Mutternacht“ gedenkt seit dem Jahr 2011 am Vorabend des Muttertags an all jene Frauen, die aufgrund von Schwangerschaft oder Geburt sterben. Weltweit sind das über 700 Frauen, die jeden Tag wegen Komplikationen in Zusammenhang mit einer Schwangerschaft ihr Leben verlieren. Die allermeisten Todesfälle wären mit ausreichender medizinischer Versorgung vermeidbar. 

„Heuer stellen wir jene Frauen in den Mittelpunkt unseres Gedenkens, die in bewaffneten Konflikten schwanger sind oder werden. Sei es, dass die Schwangerschaft die Folge einer Vergewaltigung ist, die als Kriegstaktik eingesetzt wurde, sei es, dass die Frauen in Luftschutzkellern ohne ausreichende medizinische Betreuung oder im Bombenhagel gebären müssen: All diese Umstände tragen dazu bei, dass das Risiko während der Schwangerschaft oder bei der Geburt zu sterben, für Frauen wesentlich erhöht ist“, so Petra Bayr, Mitbegründerin der Plattform Mutternacht und Nationalratsabgeordnete der SPÖ.

„Ein uneingeschränkter Zugang zu umfassender Gesundheitsversorgung ist zentrale Voraussetzung für eine niedrige Müttersterblichkeitsrate. Jeder Krieg schränkt den Zugang ein, wodurch sich die Müttersterblichkeitsrate erhöht. Gerade deshalb muss jeder Frau das Recht auf reproduktive Selbstbestimmung gewährleistet werden, einschließlich des Rechts auf sichere Geburt, kostenfreie Verhütung und sicheren Schwangerschaftsabbruch. Dieses Recht muss weltweit respektiert und aktiv geschützt werden“, betont Alexandra Bieber, Advocacy Koordinatorin der ÖGF.

Am 10. Mai 2025 lädt die Plattform Mutternacht zum Filmscreening und anschließender Diskussion ins Top Kino ein. Der Dokumentarfilm „What’s Next?“ von der ukrainischen Regisseurin Daria Driuchenko zeigt in drei verschiedenen Geschichten die Herausforderungen des Kriegsalltags. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vor über drei Jahren kämpft die Bevölkerung mit den humanitären und psychischen Auswirkungen. Insbesondere schwangere Frauen sind durch ihre besondere Schutzbedürftigkeit betroffen. Angst herrscht um das Leben des Kindes und auch um das eigene. Die Sorgen über die Sicherheit und Zukunft sind für werdende Eltern eine große psychische Belastung.

Filmvorführung & Diskussion
„What’s Next“ von Daria Driuchenko
10. Mai I 17:30 Uhr I TOP Kino, Rahlgasse 1, 1060 Wien
Karten an der Kinokasse um 8,50 EUR Normalpreis, diverse Ermäßigungen
Im Anschluss Diskussion mit der Regisseurin; Henrike Brandstötter, Nationalratsabgeordnete der NEOS, Mag.a Deborah Klingler-Katschnig, Projektleitung NEDA sowie Projektmitarbeiterin Nataliia Nakazna; Moderation Petra Bayr.
 
Die österreichische Plattform Mutternacht setzt sich für eine Senkung der Müttersterblichkeit in den Ländern des Globalen Südens ein. Öffentlich wirksame Aktionen informieren über das nachhaltige Entwicklungsziel zur Senkung der Müttersterblichkeit. Die Plattform Mutternacht ist eine europaweite Initiative, die von der Abgeordneten zum Nationalrat Petra Bayr und der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) nach Österreich geholt wurde und derzeit aus 15 Partner:innen besteht.
Mehr Informationen unter: www.mutternacht.at
 

Rückfragehinweis:
Mag.a Sonja Schromm
Generalsekretärin
Katholische Frauenbewegung Österreichs
Spiegelgasse 3/2/7, 1010 Wien
Tel.Nr.: +43 1 51611-1631
E-Mail: sonja.schromm@kfb.at




PA: Muttertag weltweit: Für viele Frauen ein Überlebenskampf

Am Muttertag feiern wir diejenigen, die Leben schenken. Doch für Millionen Frauen weltweit bleibt Schwangerschaft ein lebensbedrohliches Risiko. Täglich sterben über 700 Frauen an vermeidbaren Komplikationen rund um Schwangerschaft und Geburt, davon mehr als 50 allein in der Demokratischen Republik Kongo. Während Blumen und Dankesworte präsent sind, wird diese bittere Realität oft übersehen. Dabei ist die Stärkung von Frauen zentral im Kampf gegen Hunger. Der Muttertag ist deshalb nicht nur ein Tag des Dankes, sondern ein dringender Appell zum Handeln, so Aktion gegen den Hunger in einer Aussendung.

„Während Schwangerschaft, Stillzeit und Menstruation haben Frauen und Mädchen einen besonders hohen Nährstoffbedarf. Da dieser häufig nicht ausreichend gedeckt wird, leiden weltweit rund 30 Prozent der Frauen im reproduktiven Alter an Blutarmut und akutem Eisenmangel – ein Zustand, der bereits während der Schwangerschaft auch die gesunde Entwicklung des Kindes beeinträchtigen kann. Trotzdem erhalten viele Frauen im Vergleich zu männlichen Familienmitgliedern oft weniger und qualitativ schlechtere Nahrung“, erläutert Dr. Helene Mutschler, Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger.

Weltweit sind etwa 20 Prozent aller Todesfälle von Müttern direkt auf Anämie zurückzuführen, meist infolge von Eisenmangel. Mangelernährte Schwangere haben zudem ein deutlich erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen wie starke Nachgeburtsblutungen, Schwangerschaftsvergiftung oder Sepsis.

„Die gezielte Verbesserung der Ernährung von Mädchen und Frauen – vor, während und nach der Schwangerschaft – ist daher ein entscheidender Hebel, um die Müttersterblichkeit langfristig zu senken“, ergänzt Mutschler.

3,7 Millionen schwangere und stillende Frauen im Kongo akut mangelernährt

Aktion gegen den Hunger ist seit 1997 in der Demokratischen Republik Kongo aktiv und führt in Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Partnern Programme in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasser und Sanitärversorgung durch, um die Ernährungssicherheit der Menschen und das kongolesische Gesundheitssystem zu unterstützen. Im Jahr 2024 wurden mehr als 424.000 Konsultationen durchgeführt und 27.819 Kinder wegen schwerer akuter Mangelernährung behandelt. In dem Land sind über 3,7 Millionen schwangere und stillende Frauen von akuter Mangelernährung betroffen oder bedroht.

Besonders dramatisch ist die Lage im Osten des Landes, wo Millionen von Binnenvertriebenen ohne Zugang zu Nahrung, Wasser oder medizinischer Versorgung leben. Neben den bestehenden Herausforderungen verschärfen die drastischen Kürzungen der US-Auslandshilfen die Situation.

Mittelkürzungen erhöhen Risiken für Schwangere

Die USA waren bisher der größte Geber humanitärer Hilfe in der Demokratischen Republik Kongo und haben 68,2 Prozent zum humanitären Hilfsplan 2024 finanziert. Bislang stellte die US-Entwicklungshilfe jährlich über 180 Millionen US-Dollar für Gesundheitsprogramme im Land bereit, darunter Maßnahmen zur Mütter- und Kindergesundheit. Mit der Suspendierung der US-Hilfen wurden zahlreiche Programme eingestellt, was zu einem Anstieg der Mütter- und Kindersterblichkeit führt.

In Nigeria ist die Müttersterblichkeit sogar noch höher: Mit etwa 75.000 Fällen verzeichnete das Land 2023 die höchste Anzahl an mütterlichen Todesfällen. Auch in Nigeria ist die humanitäre Lage nach den Kürzungen der US-Auslandshilfen dramatisch: Aktion gegen den Hunger musste seine Nothilfemaßnahmen einstellen, mit der Folge, dass über 90.000 Menschen in Binnenvertriebenenlagern, Krankenhäusern und Gemeinden den Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene-Infrastruktur verlieren. Diese Situation verschärft die ohnehin prekären Lebensbedingungen und stellt eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. 

Der eingeschränkte Zugang zu lebenswichtigen Gesundheitsdiensten erhöht weltweit die Risiken für Frauen während der Schwangerschaft und Geburt erheblich. Nach Angaben des Guttmacher Institutes könnten die Kürzungen der US-Auslandshilfe innerhalb eines Jahres zu 34.000 zusätzlichen schwangerschaftsbedingten Todesfällen führen. Dies ist auf den eingeschränkten Zugang zu Verhütungsmitteln, Schwangerschaftsvorsorge und sicheren Geburtshilfediensten zurückzuführen. 

Hinweis an die Redaktionen

Sprecher*innen verfügbar:

  • Florian Monnerie, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger in der Demokratischen Republik Kongo (englischsprachig, französischsprachig)
  • Dr. Helene Mutschler, Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger

Gerne vermitteln wir Interviews, Gastbeiträge oder Hintergrundgespräche.

Über Aktion gegen den Hunger

Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 56 Ländern und Regionen aktiv ist und über 21 Millionen Menschen unterstützt. Seit mehr als 45 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.987 Mitarbeitende leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.

Pressekontakt

Vassilios Saroglou / Markus Winkler
Tel. 030 – 279 099 776
E-Mail presse@aktiongegendenhunger.de
Website www.aktiongegendenhunger.de

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Online Pressekonferenz: Festival La Gacilly-Baden Photo 2025

AUSTRALIEN & DIE NEUE WELT stehen im Fokus des diesjährigen Festivals von 13. Juni – 12. Oktober 2025.

Teilnehmende:
Carmen Jeitler-Cincelli Bürgermeisterin Baden bei Wien
Silvia Lammerhuber Kaufmännische Direktorin
Lois Lammerhuber Festivaldirektor

15. Mai 2025, 10:00 Uhr
live streaming
Anmeldelink: press.lammerhuber.at/lagacilly2025pk

Festival office
Dumbagasse 9
2500 Baden
Österreich

T  +43-2252-42269
F  +43-2252-85938
festival@lagacilly-baden.photo
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Veranstaltungshinweise: #IamPeace – Wien wird Bühne einer weltweiten Friedensbewegung

Zwei stille Menschenketten unter dem Motto #IamPeace – eine davon mit Weltrekordambition – setzen am 10. Mai und am 21. September 2025 in Wien ein sichtbares Zeichen für Zusammenhalt, Verständigung und Menschlichkeit.

Die Menschenketten sind Teil der globalen Bewegung #IamPeace, getragen von der Stiftung ISCTH (International Spiritual Council for Transforming Humanity) mit Sitz in Genf. ISCTH versteht sich als Plattform, die Menschen, Organisationen und International Spiritual Council for Transforming Humanity Support & Donate Regierungen verbindet – für eine gemeinsame, friedvolle Zukunft.
Ziel ist es, ein globales Bewusstsein und eine Friedenskultur zu etablieren, die Haltung, Werte und Verhalten umfasst. Mit der Vision: From Inner Peace to World Peace to a United World. Die Bewegung wird 100% von Ehrenamtlichen umgesetzt.

Kaivalya Kashyap, Gründer und Präsident von ISCTH: „Unsere Vision ist es, Wien als weltweite Hauptstadt des Friedens zu etablieren – als Stadt, die Menschen über nationale, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg verbindet. Wien soll nicht nur ein Ort sein, an dem Frieden verhandelt wird, sondern ein Raum, in dem Frieden gelebt, spürbar und sichtbar wird.“

10. Mai 2025, 14 Uhr Prater Hauptallee: Rund 4.000 Menschen reichen sich in Stille die Hände – generationen-, religions- und kulturübergreifend. Ein leises, aber kraftvolles Zeichen für Vertrauen und Verbundenheit in herausfordernden Zeiten. Musikalischer Abschluss mit Ira Lauren, Renee Sunbird, Christan Weiss und Friends direkt bei der Arenawiese im Wiener Prater.
21. September 2025 – Internationaler Tag des Friedens: eine Menschenkette durch ganz Wien mit dem Ziel, über 6.000 Teilnehmer:innen zu mobilisieren – für ein starkes, weltweites Symbol. Ein Weltrekordversuch mit Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde, der Wien als Friedensstadt ins internationale Rampenlicht rückt.

Teilnahme:
Für die organisatorische Umsetzung ist eine vorherige Registrierung erforderlich.
Interessierte können sich unter www.iscth.org anmelden und erhalten dort weitere Informationen zu Treffpunkten und Ablauf.

Pressekontakt & Medienanfragen
Carolin Dichtl – +43 699 1 169 99 44
events@iscth.org
Weitere Infos: www.iscth.org
Link zu Presseordner mit Fotos, Flyermaterial und dem gesamten Pressetext als word.doc




Rana Plaza-Gedenktag: Südwind erinnert an leere Versprechen der Modeindustrie

12 Jahre nach dem Einsturz-Textilfabrik bleiben nachhaltige Fortschritte überschaubar – Südwind: Meilensteine wie das EU-Lieferkettengesetz dürfen nicht kippen.

Am 24. April 2025 jährt sich der Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesch zum zwölften Mal. Mehr als 1.138 Menschen verloren damals ihr Leben, überwiegend Textilarbeiter:innen, die unter prekären Bedingungen für globale Modemarken produzierten. Der Vorfall brachte die systemischen Missstände in der globalen Bekleidungsindustrie zum Vorschein. Die Menschenrechtsorganisation Südwind und die Clean Clothes Kampagne haben sich von Anfang an für eine Wiedergutmachung des Schadens und effektive Schutzmechanismen eingesetzt und bessere rechtliche Rahmenbedingungen für Textil-Arbeiter:innen eingefordert.

„Obwohl Modemarken nach Rana Plaza Besserung gelobten, blieb die nachhaltige Trendwende aus. Die Modebranche bleibt bis heute eine Risikobranche für Menschenrechte und Umwelt“, sagt Gertrude Klaffenböck, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne bei Südwind.

Anlässlich des Jahrestags der Katastrophe erinnert Südwind an die offenen Versprechen nach der Katastrophe und fordert eine ambitionierte Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes.

Fortschritte mit Lücken
Rana Plaza war kein Einzelfall, sondern die Folge tief verwurzelter systemischer Probleme. Trotz einer Evakuierung am Vortag mussten Arbeiter:innen am nächsten Tag weiterarbeiten, unter der Androhung sonst keinen Lohn zu erhalten. Gewerkschaftliche Organisation war kaum möglich. Fortschritte gab es erst auf Druck der Öffentlichkeit: Nach einer Petition mit über einer Million Unterschriften unterzeichneten Marken das rechtlich bindende Abkommen zur Gebäudesicherheit, den so genannten „Bangladesch Accord“. „Das Abkommen brachte wichtige Verbesserungen bei Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladeschs Textilfabriken. Dennoch haben viele Unternehmen, darunter Amazon, Tom Tailor oder IKEA das potenziell lebensrettende Abkommen bis heute nicht unterzeichnet und viele Produktionsländer werden davon nicht erfasst“, sagt Südwind-Expertin Klaffenböck.

Hungerlöhne und Repression
Infolge der Katastrophe kündigten mehrere Modemarken gerechte Löhne für ihre Textilarbeiter:innen an. Beispielsweise formulierte H&M das Ziel, innerhalb von fünf Jahren existenzsichernde Löhne zu zahlen. Tatsächlich liegen die Löhne bis heute weit unter dem Existenzminimum. „Gerechte Löhne und sichere Arbeitsbedingungen sind kein Entgegenkommen, sondern menschenrechtliche Pflicht. Die Ankündigung von existenzsichernden Löhnen für Textilarbeiter:innen in Bangladesch bleibt ein bis heute nicht eingelöstes Versprechen“, sagt Gertrude Klaffenböck. Zwei Versuche, den Mindestlohn anzuheben, scheiterten an der mangelnden Unterstützung durch die Modemarken. Es kam zu Protesten und Gewalt gegen Gewerkschafter:innen und Arbeiter:innen. Im Juni 2023 wurde der Bekleidungs-Gewerkschafter Shahidul Islam bei Ausübung seiner Gewerkschaftsarbeit totgeschlagen.

Ohne verbindliche Gesetze, keine Besserung
„Rana Plaza konnte passieren, weil Ausbeutung toleriert und Kontrolle verweigert wurde. Ohne verbindliche gesetzliche Regeln bleibt das Risiko bestehen“, warnt Kalpona Akter, Gründerin des Bangladesh Centre for Worker Solidarity.

Opfer und Angehörige der Katastrophe hatten keine Möglichkeit, Wiedergutmachung einzuklagen. Erst nach jahrelangen zivilgesellschaftlichen Bemühungen gab es ein Entgegenkommen der Modekonzerne. Genau hier sollte das 2023 verabschiedete EU-Lieferkettengesetz ansetzen, um Geschädigten einen Weg zu ihrem Recht zu ermöglichen. Doch gerade jetzt droht es durch politische Abschwächungen ausgehöhlt zu werden. Südwind und die Clean Clothes Kampagne appellieren an Abgeordnete des EU-Parlaments sowie die österreichische Bundesregierung, die Richtlinie ohne weitere Verzögerungen umzusetzen und die vorgebrachten Abschwächungsvorschläge abzulehnen.

Mit einer E-Mailkampagne an Wirtschaftsminister Wolfang Hattmannsdorfer und Justizministerin Anna Sporrer setzt sich Südwind für eine Beibehaltung des Lieferkettengesetzes ein. Teilnahme unter: suedwind.at/lieferkettengesetz-in-gefahr 

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleiter Südwind
Tel.: 0650 9677577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at