PA: EU-Lieferkettengesetz beschlossen: Jetzt geht‘s an‘s Umsetzen!

Am 24.04.2024 hat das Europäische Parlament endlich nach zähen Verhandlungen die Richtlinie für ein europäisches Lieferkettengesetz beschlossen. Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar unterstützt den Appell ihrer Projektpartnerin aus Ghana, Sr. Regina Ignatia Aflah, mit einer raschen Umsetzung die Kinderarbeit in ihrem Land und weltweit zu beenden.

Ihr offener Brief an die österreichischen Nationalratsabgeordneten kann von den Menschen in Österreich mitunterzeichnet werden, so wie das z.B. schon Kinder- und Jugendbischof Stephan Turnovszky, AK-Präsidentin Renate Anderl, Dirk Stermann oder Gregor Seberg getan haben – auf www.kinderarbeitstoppen.at/offener-brief

Sr. Regina Ignatia Aflah engagiert sich tatkräftig für arbeitende Kinder. Alleine in Ghana arbeiten 770.000 Kinder im Kakaoanbau. Die Abwesenheit von der Schule während der Erntezeit, die Arbeit mit scharfen Messern und giftigen Pestiziden, das Tragen schwerer Lasten haben fatale Folgen für die Kinder.

Sr. Regina wendet sich mit der dringenden Bitte an die österreichischen Nationalratsabgeordneten, die Richtlinie für das europäische Lieferkettengesetz rasch und ambitioniert umzusetzen: „Das EU-Lieferkettengesetz bietet die Chance, endlich wirksame Maßnahmen gegen Kinderarbeit in den Lieferketten von Unternehmen zu ergreifen. Es verpflichtet große Firmen, menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflichten zu beachten und so zum Beispiel für existenzsichernde Einkommen der Kakaobauern-Familien zu sorgen. Das ist wesentlich, damit Kinder zur Schule gehen können, anstatt zu arbeiten, und so dauerhaft aus der Armutsschleife auszusteigen.“  

Europa ist der größte Abnehmer von Kakao in Westafrika, und Österreich hat einen sehr hohen  Schokoladekonsum. Sigrid Kickingereder, Geschäftsführerin der Katholischen Jungschar, bittet die Menschen in Österreich um ihre Unterstützung: „Es ist an der Zeit, dass Österreich seiner Verantwortung nachkommt und einen Beitrag zur Beendigung von Kinderarbeit leistet. Unterzeichnen Sie bitte den offenen Brief und den Appell von Sr. Regina an die österreichischen Nationalratsabgeordneten zur raschen Umsetzung des europäischen Lieferkettengesetzes.“ 

Die Initiative „Kinderarbeit stoppen” – bestehend aus der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FAIRTRADE Österreich, Solidar Austria (ÖGB), Jugend Eine Welt, Kindernothilfe Österreich und Butterfly Rebels – setzt sich seit Jahren für ein europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen.

Infos und Fotos finden Sie auf http://www.kinderarbeitstoppen.at/presse

 



PA: Ein Jahr nach dem Krieg im Sudan: Ärzte ohne Grenzen fordert rasche Ausweitung von humanitärer Hilfe

Ein Jahr nach Ausbruch des Krieges im Sudan fordert Ärzte ohne Grenzen eine schnellstmögliche Ausweitung der humanitären Unterstützung. Die Situation ist eine der weltweit schwersten Krisen der vergangenen Jahrzehnte. Millionen Menschen sind davon betroffen, dass die Kriegsparteien den Zugang für humanitäre Hilfe und die Lieferung von Hilfsgütern absichtlich blockieren.

„Die Menschen im Sudan leiden enorm unter den anhaltenden schweren Kämpfen, die oft mitten in städtischen Wohngebieten und Dörfern stattfinden. Das Gesundheitssystem und die Grundversorgung sind weitgehend zusammengebrochen. Nur 20 bis 30 Prozent der Gesundheitseinrichtungen im Sudan sind noch funktionsfähig. Die Gesundheitsversorgung der Menschen im ganzen Land ist extrem eingeschränkt“, sagt Jean Stowell, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Sudan.

Die Vereinten Nationen und ihre Mitgliedstaaten müssen ihre Anstrengungen verdoppeln, einen sicheren und ungehinderten Zugang auszuhandeln und die humanitäre Unterstützung zu verstärken, damit sich die ohnehin katastrophale Lage nicht noch weiter verschlechtert.

In von Kampfhandlungen betroffenen Gebieten haben Teams von Ärzte ohne Grenzen eine Vielzahl von Frauen, Männern und Kindern behandelt. Ihre Verletzungen reichten von Schrapnellwunden bis zu Verletzungen durch Explosionen und Schüsse. Seit April 2023 wurden in den von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Einrichtungen mehr als 22.800 Menschen mit Kriegsverletzungen behandelt und mehr als 4.600 chirurgische Eingriffe vorgenommen, von denen viele im Zusammenhang mit der Gewalt in Khartum und Darfur standen. In Wad Madani, einer Stadt, die von drei aktiven Frontlinien umgeben ist, behandeln Mitarbeitende der Organisation derzeit 200 Patient:innen pro Monat, die gewaltbedingte Verletzungen erlitten haben.

Nach Angaben der Vereinten Nationen mussten bereits mehr als acht Millionen Menschen aus ihren Häusern fliehen und wurden teils mehrfach vertrieben. Schätzungsweise 25 Millionen Menschen – die Hälfte der Bevölkerung des Landes – sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

„Jeden Tag sehen wir Patient:innen, die durch die Folgen der Gewalt ums Leben kommen. Kinder, die aufgrund von Mangelernährung und fehlenden Impfstoffen sterben, Frauen mit Komplikationen nach unsicheren Entbindungen, Patient:innen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, und Menschen mit chronischen Erkrankungen, die keinen Zugang zu ihren Medikamenten haben“, sagt Stowell. „Trotz all dieser Fälle gibt es eine äußerst beunruhigende Lücke in der humanitären Unterstützung.“

Obwohl Ärzte ohne Grenzen gut mit dem Gesundheitsministerium zusammenarbeitet, hat die sudanesische Regierung den Zugang zu humanitärer Hilfe absichtlich erschwert, vor allem in Gebiete, die sich außerhalb ihrer Kontrolle befinden. So hat sie systematisch Reisegenehmigungen für humanitäre Helfer:innen und Hilfslieferungen verweigert, die die Frontlinien überqueren wollten. Zudem hat sie die Nutzung von Grenzübergängen eingeschränkt und ein äußerst restriktives Verfahren für die Erteilung von Visa für humanitäre Helfer*innen eingeführt.

„Aktuell ist unsere größte Herausforderung der Mangel an medizinischen Hilfsgütern. Uns geht das chirurgische Material aus, und wir stehen kurz davor, die Arbeit einzustellen, wenn nicht bald Nachschub eintrifft“, sagt Ibrahim, ein Arzt von Ärzte ohne Grenzen, der in Khartum arbeitet. Die Hauptstadt steht seit sechs Monaten unter einer Blockade. Eine ähnliche Situation herrscht seit Januar in der Stadt Wad Madani vor.

In den von den Rapid Support Forces (RSF) kontrollierten Gebieten wurden in den ersten Monaten des Konflikts häufig Gesundheitseinrichtungen und Lagerhäuser geplündert. Es kommt weiterhin regelmäßig zu Überfällen auf Autos. Darüber hinaus wurde medizinisches Personal schikaniert und verhaftet.

In schwer zugänglichen Gebieten wie Darfur, Khartum oder Al-Dschasira ist Ärzte ohne Grenzen oft die einzige oder eine der wenigen internationalen Organisationen vor Ort. Der Bedarf übersteigt aber die Kapazitäten von Ärzte ohne Grenzen bei weitem. Selbst in besser zugänglichen Gebieten wie den Staaten Weißer Nil, Blauer Nil, Kassala und Al-Kadarif ist die Hilfe insgesamt ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ein Beispiel ist die katastrophale Mangelernährungskrise im Lager Samsam in Nord-Darfur, wo das Welternährungsprogramm seit Mai 2023 keine Nahrungsmittel mehr verteilt hat. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Kinder, die Teams von Ärzte ohne Grenzen dort im Januar untersuchten, litten an akuter Mangelernährung, sieben Prozent waren schwer mangelernährt. 40 Prozent der schwangeren und stillenden Frauen litten an Mangelernährung und die Sterblichkeitsrate in dem Lager war mit 2,5 Todesfällen pro 10.000 Menschen pro Tag extrem hoch.

Ärzte ohne Grenzen fordert die Kriegsparteien auf, das humanitäre Völkerrecht und die humanitären Resolutionen der Erklärung von Dschidda einzuhalten, indem sie Mechanismen zum Schutz der Zivilbevölkerung einrichten und einen sicheren humanitären Zugang zu allen Gebieten des Sudan ohne Ausnahme gewährleisten, einschließlich der Aufhebung von Blockaden. Die Vereinten Nationen müssen angesichts dieser enormen Krise mutiger agieren und dazu beizutragen, eine schnelle und massive Ausweitung der humanitären Hilfe zu ermöglichen. Ärzte ohne Grenzen appelliert außerdem an die Geberländer, die Mittel für humanitäre Hilfe im Sudan aufzustocken.

Hier können Sie Fotos und Video-Material herunterladen.

Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial wenden Sie sich bitte an:
Eva Hosp
eva.hosp@vienna.msf.org
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 29




PA: Chinas Hochseeflotte auf Raubzug in Ostafrika – Exporte aus illegaler Fischerei in die EU möglich

Die chinesische Hochseeflotte fischt illegal im südwestlichen Indischen Ozean (SWIO), beutet Crews an Bord ihrer Schiffe aus und bedroht die traditionelle handwerkliche Fischerei in Ländern Ostafrikas, so ein neuer Bericht der Environmental Justice Foundation (EJF).

Die chinesische Hochseefischereiflotte ist die größte der Welt und verantwortlich für schwere Menschenrechtsverletzungen, Tierquälerei und illegale Fischerei. Seit 2020 hat EJF mehrere umfassende Untersuchungen über die Flotte durchgeführt. Der neue Bericht ist der erste seiner Art, der ihre illegalen Aktivitäten in der Region Ostafrika aufdeckt.  

Alle von EJF befragten Besatzungsmitglieder der chinesischen Thunfisch-Flotte im südwestlichen Indischen Ozean berichteten, dass sie in irgendeiner Form Menschenrechtsverletzungen erfahren und/oder illegalen Fischfang gesehen haben. 80 % der Befragten berichteten über das Abtrennen von Haifischflossen, 96 % über exzessive Arbeitszeiten und 55 % über körperliche Gewalt. Die neue Untersuchung liefert auch Hinweise auf vier Todesfälle an Bord chinesischer Thunfischfänger zwischen 2017 und 2023, darunter ein mutmaßlicher Selbstmord eines Crewmitglieds. 

16 befragte Fischer auf chinesischen Trawlern in Mosambik bezeugten die weit verbreitete Kriminalität, wobei 81 % über körperliche Misshandlungen und die Hälfte über den absichtlichen Fang und/oder die Verstümmelung von gefährdeten Meerestieren berichteten. 

Fischereiprodukte der Flotte gelangen potenziell auf wichtige internationale Märkte, darunter Europa, die USA, Japan und Südkorea. 73 % der Schiffe, die der illegalen Fischerei und Menschenrechtsverletzungen verdächtigt werden, standen zum Zeitpunkt der EJF-Recherchen auf der Liste der zugelassenen Exporteure in die EU.

Das Ausmaß der kriminellen Aktivitäten der chinesischen Flotte im südwestlichen Indischen Ozean steht in direktem Widerspruch zum erklärten Interesse Chinas an einer nachhaltigen Entwicklung der Region. Im Rahmen der „Belt and Road Initiative“ (BRI), in Deutschland bekannt als „Neue Seidenstraße“, hat China massiv in den Fischereisektor der Anrainerstaaten des südwestlichen Indischen Ozeans investiert. Die neue EJF-Untersuchung zeigt jedoch, dass Chinas Investitionen den lokalen Fischergemeinden keineswegs zugutekommen. Im Gegenteil: Sie schaden der traditionellen handwerklichen Fischerei dieser Länder, da illegale Fischerei und das Töten von Meerestieren zugenommen haben und marine Ökosysteme akut bedrohen. 

Steve Trent, Geschäftsführer (CEO) und Gründer der Environmental Justice Foundation (EJF): „Unsere umfangreichen Nachforschungen werfen eine zentrale Frage auf: Geschieht dieser Missbrauch auf Anweisung aus Peking oder kommt die chinesische Regierung ihrer Verantwortung für das Management ihrer Flotte nicht nach? Die Beweislage ist so eindeutig, dass entweder das eine oder das andere zutreffen muss.“

„Chinas Hochseeflotte ist für schwere Menschenrechtsverletzungen und illegale Fischerei im südwestlichen Indischen Ozean verantwortlich. Die Verbrechen sind nicht auf ein einziges Schiff oder ein bestimmtes Gebiet beschränkt, sondern geschehen an Bord fast aller chinesischen Schiffe, die wir untersucht haben, und zwar in allen Gebieten und Gerichtsbarkeiten. Dieser Missbrauch ist systemisch.“

„Während die chinesische Regierung ihre Investitionen in die Region als Gewinn für beide Seiten darstellt, richtet sie in Wirklichkeit direkten Schaden an. Den Preis dafür zahlen Küstengemeinden, Crews, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen werden, und die Anrainerstaaten des südwestlichen Indischen Ozeans, die infolge der Investitionen Chinas mit Korruption und Verschuldung kämpfen.“

„Es ist höchste Zeit, dass die Thunfischkommission für den Indischen Ozean (IOTC) die chinesische Hochseeflotte und ihre massiven Investitionen ins Visier nimmt. Gleiches sollten Küsten-, Markt-, Hafen- und Flaggenstaaten tun, ebenso wie die Regierung der Volksrepublik China selbst. Die Transparenz in der globalen Fischerei muss dringend verbessert werden, damit klar ist, wer wie, wo und was fischt. Auch wenn die illegale Fischerei im südwestlichen Indischen Ozean nicht nur auf die chinesische Hochseeflotte zurückzuführen ist, erfordern die schockierenden Beweise für Missbrauch und Kriminalität in der gesamten Region jetzt klares Handeln.“

Anmerkungen für die Redaktion:

  • „Flut der Ungerechtigkeit: Ausbeutung und illegale Fischerei auf chinesischen Schiffen im südwestlichen Indischen Ozean“: Lesen Sie den vollständigen Bericht hier und sehen Sie den Kurzfilm hier.
  • Fotomaterial finden Sie hier, weiteres ist auf Anfrage erhältlich.
  • Um die Identität und Sicherheit unserer Quellen zu schützen, werden die Fallstudien der einzelnen Schiffe nicht veröffentlicht, sie sind aber auf Anfrage erhältlich.

Ihre Ansprechpartnerin:
Nikola Klein, Presse & Kommunikation EJF
E-Mail: nikola.klein@ejfoundation.org | Tel. +49 (0) 176 311 54 149 




PA: ADA zum Weltfrauentag: „Investition in Frauen ist Investition für alle“

„Invest in Women“ – in Frauen investieren – ist das Motto zum Weltfrauentag 2024. Und das ist bitter nötig. Denn die Umsetzung des Rechts auf Geschlechtergleichstellung scheitert rund um den Globus nicht zuletzt an massiven Investitionslücken. Lokale Frauenrechtsorganisationen haben nicht ausreichend Zugang zu Kapital. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt sie über den Women’s Peace and Humanitarian Fund und schafft so die Basis für die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen an Entscheidungsprozessen.

Mädchen und Frauen sind ökonomisch, sozial und politisch benachteiligt. Damit sind sie auch von den Auswirkungen von Konflikten, Krisen und des Klimawandels besonders betroffen. Jedes Jahr am 8. März weisen die Vereinten Nationen mit ihrer Kampagne zum Weltfrauentag auf diese Menschenrechtsverletzung hin. Und sie werden nicht müde, zu bekräftigen, dass Geschlechtergleichstellung und die Stärkung von Mädchen und Frauen wesentliche Voraussetzungen für weniger Armut, mehr Wirtschaftswachstum, gesellschaftliches Vorankommen und nicht zuletzt Frieden sind.
 
Schlüsselrolle von Frauen bei Friedensbemühungen
Insbesondere bei der Friedensförderung, bei der Konfliktbewältigung oder beim Wiederaufbau spielen Frauen eine Schlüsselrolle – dennoch finden ihre Stimmen noch immer nicht ausreichend Gehör. Oder sie sind gänzlich von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. Um das zu ändern, setzt sich die Austrian Development Agency (ADA) gemeinsam mit dem Women‘s Peace and Humanitarian Fund (WPHF) dafür ein, dass Frauen an allen Phasen von Friedensbemühungen – von Verhandlungen bis hin zum Wiederaufbau zerstörter Gesellschaften – beteiligt sind.
 
Stärkung von Frauen ist Gebot der Stunde
„Eine Investition in Frauen ist eine Investition für uns alle. Mit unserem Beitrag zum Women’s Peace and Humanitarian Fund fördern wir lokale Frauenrechtsorganisationen, die anders keinen Zugang zu Finanzierungen hätten. Auf diese Weise unterstützen wir sie und ermutigen sie, ihre Expertise in Entscheidungsprozesse einzubringen, mitzureden und mitzugestalten. Bei der Stärkung von Frauenrechten und Geschlechtergleichstellung können wir keine Zeit mehr verlieren“, betont ADA-Geschäftsführer Friedrich Stift.
 
Über einen Zeitraum von drei Jahren zahlt Österreich aktuell 9,7 Millionen Euro in diesen Fonds ein. Der österreichische Beitrag fließt in rund 60 Projekte in Subsahara-Afrika, Nordafrika sowie im Nahen Osten. Konkret unterstützt werden damit lokale, von Frauen geleitete bzw. zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für Frauenrechte einsetzen. Insgesamt werden damit bis zu 740.000 Mädchen und Frauen direkt erreicht.
 
„Die volle und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen ist entscheidend für dauerhaften Frieden und die Bekämpfung von Gewalt, Vertreibung, Armut und den Auswirkungen des Klimawandels auf der ganzen Welt“, sagt Sophie Giscard D’estaing, die Einsatzeiterin des WPHF-Sekretariats. „Es braucht hochwertige, flexible und zeitnahe Finanzmittel für lokale zivilgesellschaftliche Frauenorganisationen, die an vorderster Front arbeiten. Wir müssen gemeinsam sicherstellen, dass Frauen in Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden – damit ihre Stimmen und Perspektiven die Antworten auf die dringenden Herausforderungen unserer Zeit aktiv mitgestalten.“
 
Eine Aktivistin aus Uganda berichtet
Es sind mutige Aktivistinnen wie Robinah Rubimbwa aus Uganda, einem Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, die der Fonds unterstützt. Rubimbwa ist Gründerin der Coalition for Action on 1325 (CoACT). Als Frauenrechtsaktivistin und Mediatorin bietet sie Weiterbildungen zu den Menschenrechten und Mediation für Frauen, Staatsbedienstete, religiöse Führer und Polizeibeamt*innen an.
 
Robinah Rubimbwa fasst die Herausforderungen ihrer Arbeit so zusammen: „Organisationen wie CoACT leisten die eigentliche Arbeit vor Ort, aber wir erhalten nicht ausreichend Finanzmittel dafür. Lokale Organisationen arbeiten direkt mit Frauen und Gemeinschaften zusammen, die von Konflikten und Gewalt betroffen sind. Die Verursacher von Krieg und Gewalt leben in den Gemeinden, in denen wir arbeiten. Wir helfen, den Frieden von Grund auf aufzubauen. Frieden kann man nicht von oben nach unten schaffen.“
 
Stärkung von Frauen als Fokus der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Der Förderansatz der ADA rückt Frauenrechte bewusst in den Mittelpunkt. Geschlechtergleichstellung ist dabei ein verpflichtendes Kriterium. So trägt die ADA systematisch dazu bei, Mädchen und Frauen zu ihrem Recht zu verhelfen. Aktuell fördert die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit weltweit 199 Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 308 Millionen Euro, die als Haupt- oder Unterziele explizit die Stärkung von Frauenrechten verfolgen.
 
>> Fotos von Robinah Rubimbwa und ihrer Frauenrechtsorganisation CoACT in Uganda

Austrian Development Agency
Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 unterstützt die Austrian Development Agency (ADA) Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. In diesen 20 Jahren hat die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit ihren Partnern viel erreicht – die Lebensumstände von Millionen von Menschen haben sich dadurch substanziell verbessert. Aktuell veranlassen die Klimakrise, Kriege und Konflikte jedoch immer mehr Menschen zur Flucht und verschärfen Armut und Hunger. Die Vision der ADA von einem guten Leben für alle bleibt trotz allem unverändert. Mutige und wirksame Entwicklungszusammenarbeit ist heute wichtiger denn je. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Universitäten und Unternehmen ermöglicht die ADA Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von derzeit 557 Millionen Euro. Gemeinsam mit ihren Partnern gestaltet die ADA Zukunft.
Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency (ADA),
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 (0)1 903 99-2410
katharina.schreiber@ada.gv.at
https://www.entwicklung.at/




PA: Sudan: Drei Millionen Menschen in Khartum ohne lebensrettende Gesundheitsversorgung

Seit Monaten sind die Bewohner:innen von Khartum im Sudan zunehmend von Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Wenige medizinische Einrichtungen sind noch funktionsfähig, drei Millionen Einwohner:innen haben kaum Zugang zu lebensrettenden medizinischen Behandlungen, so Ärzte Ohne Grenzen.

„Viele Menschen sind aufgrund der anhaltenden Kämpfe bereits aus Khartum geflohen. Es gibt aber immer noch viele, die es sich entweder nicht leisten konnten, zu fliehen oder aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes oder der Sicherheitslage nicht in der Lage dazu waren und nun große Schwierigkeiten haben, lebenswichtige Behandlungen zu erhalten“, erklärt Jean-Guy Vataux, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen im Sudan.

In Khartum sind derzeit nur eine Handvoll Krankenhäuser in Betrieb, die Preise für lebenswichtige Medikamente steigen weiter an. Teams von Ärzte ohne Grenzen sind vor Ort. Im Türkischen Krankenhaus nehmen sie täglich über 100 Patient:innen auf, meist Kinder und schwangere Frauen. Viele kommen in einem kritischen und fortgeschrittenen Krankheitsstadium an, nachdem sie das Risiko auf sich genommen haben, ins Krankenhaus zu kommen. Der Weg ins nächste Spital dauert manchmal lang, viele gehen kilometerweit zu Fuß und müssen Frontlinien überqueren. Es gibt keine Krankenwägen gibt und nur sehr wenige Transportmöglichkeiten.

„Ein vierjähriges Mädchen wurde in unsere Notaufnahme gebracht, nachdem es von einer verirrten Kugel, die in ihr Haus eingedrungen war, in den Bauch getroffen worden war“, berichtet Vataux. „Ihre Mutter brachte sie in drei andere Krankenhäuser, bevor sie schließlich im Türkischen Krankenhaus chirurgisch behandelt werden konnte.“

Medikamente gegen chronische Krankheiten fehlen
Im Krankenhaus von Umdawanban fehlt Oxytocin, das für viele Frauen während der Wehen unerlässlich ist. Einer der dortigen Mitarbeiter beschreibt auch dramatische Szenen in der Kinderstation, da Kinder mit chronischen Krankheiten wie Diabetes kein Insulin bekommen und oft nur Stunden vom Tod entfernt sind, wenn sie endlich das Spital erreichen.
Vataux: „Bevor wir hier zu arbeiten begannen, hatten die Kinder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung und damit keine Überlebenschance. Heute sterben weniger Kinder, aber unser medizinisches Team im Krankenhaus ist leider auf ein Minimum reduziert. Und es gibt immer noch zu wenig Medikamente für Mütter und Kinder, die an chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck, Schilddrüsenproblemen oder Epilepsie leiden. Medikamente sind sowohl für die Mitarbeiter:innen von Ärzte ohne Grenzen als auch für das Gesundheitsministerium schwer zu beschaffen.“

Auch im Bashair Teaching Hospital im Süden von Khartum ist die Lage ähnlich, wie der dortige medizinische Koordinator von Ärzte ohne Grenzen, Slaymen Ammar, erklärt: „Das Team hier hat in den letzten sechs Monaten über 6.100 Untersuchungen in der Notaufnahme durchgeführt. Als eines der wenigen funktionierenden Krankenhäuser im Bundesstaat Khartum ist es für viele Menschen die Lebensader, aber uns fehlt es langsam am nötigsten. So sind beispielsweise die Vorräte an medizinischen Handschuhen und Antiseptika zur Wundreinigung so gering, dass selbst die einfachste medizinische Versorgung zu einer Herausforderung wird.“

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen stehen vor großen Herausforderungen, um die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten. Zu den größten gehören die administrativen Beschränkungen für Reisegenehmigungen für Mitarbeitende.
„Während unsere Teams weiterhin mit einem schrecklichen Zustrom an Verletzten fertig werden müssen, haben die Einreisebeschränkungen für humanitäres Personal nach Khartum monatelang verhindert, dass mehr Menschen lebensrettende Behandlungen für Wunden und Therapien für vermeidbare Krankheiten erhalten“, betont Einsatzleiter Vataux. „Seit die Gewalt Mitte Dezember den Bundesstaat Jazirah erfasst hat, ist der Bedarf an medizinischer Versorgung in Khartum weiter gestiegen. Viele Gesundheitseinrichtungen in Wad Madani, der Hauptstadt des Bundesstaates, sind nicht mehr funktionsfähig. Viele Menschen kehrten daher nach Khartum zurück. Erstmalig seit 90 Tagen hat Ärzte ohne Grenzen die Erlaubnis erhalten, nach Wad Madani zurückzukehren. Wir fordern die sudanesischen Behörden dringend auf, uns den Zugang zu den Bundesstaaten Jazirah und Khartum regelmäßig zu erleichtern, damit wir den stetig wachsenden Bedarf der Bevölkerung decken können.“

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1979 im Sudan tätig. Derzeit arbeiten die Teams in neun Staaten im Sudan, darunter in Khartum, Weißer Nil, Blauer Nil, Nilfluss, Al Gedaref, West-Darfur, Nord-Darfur, Zentral-Darfur und Süd-Darfur.

Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial wenden Sie sich bitte an:
Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@aertze-ohne-grenzen.at
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 28

Eva Hosp
eva.hosp@vienna.msf.org
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 29




PA: Mit Technologie gegen Hunger in Afrika

Der Kofi Annan Award for Innovation in Africa geht in die zweite Runde. Gesucht werden digitale Lösungen und neue Technologien, die einen Beitrag für weniger Hunger und mehr Ernährungssicherheit in Afrika leisten. 

Bis 8. Februar 2024 können sich afrikanische Start-ups bewerben. Die drei Unternehmen mit dem höchsten Potenzial, ausgewählt von einer hochrangigen internationalen Jury, erwartet ein Preisgeld von jeweils 250.000 Euro sowie die Möglichkeit zur Teilnahme an einem 12-monatigen Programm, das sie bei der Skalierung ihrer Lösungen unterstützen soll.

Wien/München/Genf, 18. Jänner 2024 – Das österreichische Bundeskanzleramt, der Innovation Accelerator des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (UN WFP), die Austrian Development Agency (ADA) und die Kofi Annan Foundation gehen heute mit ihrem Kofi Annan Award for Innovation in Africa – kurz KAAIA – in die zweite Runde. Im Anschluss an einen virtuellen Launch von 14:00 bis 15:30 Uhr startet der „Call for Applications“ und Bewerbungen können eingereicht werden.

Der Award leistet einen wesentlichen Beitrag zur Partnerschaft auf Augenhöhe mit Afrika sowie zur Vertiefung wirtschaftlicher Beziehungen. Auch die Umsetzung der 17 Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) soll damit vorangetrieben werden. Der Preis wurde im Juli 2022 unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Karl Nehammer erstmals verliehen. Damals veranschaulichten 330 Bewerbungen aus 38 afrikanischen Ländern das enorme unternehmerische Potenzial Afrikas im Gesundheitsbereich. 

Hunger eindämmen, Ernährungssicherheit stärken
Bis 8. Februar 2024 können sich afrikanische Start-ups für den KAAIA bewerben. Gesucht werden technologische Ansätze und Innovationen, die Hunger eindämmen und Ernährungssicherheit in Afrika stärken. Denn Hunger und Unterernährung nehmen weltweit zu. Der afrikanische Kontinent ist laut Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen besonders betroffen. Mit der Ausschreibung eines Preisgelds von insgesamt 750.000 Euro möchte Österreich dieser Herausforderung begegnen und neue, digitale Lösungsansätze stärken.

Agrartechnologien als Wendepunkt im Kampf gegen den Hunger
Der Begriff „agri-tech“ ist in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung: Agrartechnologie beschreibt, wie Innovationen den Ertrag von Ernten und die Effizienz eingesetzter Ressourcen steigern sowie negative Auswirkungen auf die Umwelt verringern können. Technologische Innovationen können somit zu einem Wendepunkt im Kampf gegen den Hunger werden. Gleichzeitig unterstützen kreative Impulse den Aufbau einer resilienten Lebensmittelversorgung für alle Menschen.

„Die globalen geopolitischen Veränderungen in der Welt zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, Partnerschaften auszubauen. Afrika ist als Zukunftskontinent ein wichtiger Partner. Der Auftrag von Bundeskanzler Karl Nehammer ist es daher, mit den afrikanischen Staaten eine Partnerschaft auf Augenhöhe zu schaffen und die Zusammenarbeit in wesentlichen Zukunftsbereichen zu verstärken. Der Kofi Annan Award for Innovation in Africa ist Ausdruck dieses zukunftsorientierten Anspruchs“, so der Sonderbeauftragte des Bundeskanzlers für globale Angelegenheiten Peter Launsky-Tieffenthal.

„Wir freuen uns sehr, erneut Teil des Kofi Annan Award for Innovation in Africa zu sein und die besten Sozialunternehmer*innen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen und innovativen Lösungen zu unterstützen. Angesichts der weltweiten Ernährungskrise mit 333 Millionen akut hungernden Menschen könnte der Fokus auf die Verbesserung von Ernährungssystemen nicht dringender sein“, macht Bernhard Kowatsch, Leiter des Innovation Accelerator des Welternährungsprogramms, deutlich.

„Armut und Hunger sind wieder im Steigen begriffen – das darf uns nicht egal sein. Wir müssen noch entschlossener an der Umsetzung der SDGs arbeiten. Nur so haben wir eine Chance, dass Hunger bald der Vergangenheit angehört. Besonders in Afrika arbeiten wir hart daran, dass uns dies gelingt. Unternehmergeist, neue Technologien und digitale Lösungen können hier einen wertvollen Beitrag leisten. Deshalb unterstützen wir den Kofi Annan Award for Innovation in Africa“, betont ADA-Geschäftsführer Friedrich Stift. Die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist in Afrika mit Büros in ihren Schwerpunktländern Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik und Uganda vertreten. 

Panafrikanische Preisausschreibung: Mit digitalen Geschäftsmodellen die Ziele der Agenda 2030 erreichen
Die erste Ausgabe des Kofi Annan Award for Innovation in Africa legte den Fokus auf SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen. Die zweite Ausgabe rückt nun SDG 2 – kein Hunger – in den Vordergrund. Afrikanische Start-ups können sich mit Geschäftsmodellen zu einem oder mehreren dieser drei Themen bewerben:

  • Einbindung marginalisierter Gruppen in Fragen zu Ernährungssicherheit
  • Verbesserte Nahrungsmittelversorgung von schwangeren und stillenden Frauen sowie von Kindern unter 5 Jahren
  • Reduktion von Ernteverlusten, beispielsweise durch eine verbessere Lagerung

Nähere Informationen zum Kofi Annan Award for Innovation in Africa, den bisherigen Preisträger*innen und zum Bewerbungsprozess: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/en/kofiannanaward.html

Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency (ADA),
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 (0)1 903 99-2410
katharina.schreiber@ada.gv.at
https://www.entwicklung.at/




PA: Äthiopien: Metas Versagen befeuert Gewalt gegen Zivilbevölkerung in Tigray

Der Facebook-Mutterkonzern Meta hat zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen gegen die Zivilbevölkerung in der nordäthiopischen Region Tigray beigetragen, so Amnesty International in einem heute veröffentlichten Bericht.

Der Bericht „A death sentence for my father: Meta’s contribution to human rights abuses in northern Ethiopia“ zeigt, dass Meta es erneut versäumt hat, Hass- und Gewaltposts aus dem Netz zu nehmen. Vor dem Hintergrund des bewaffneten Konflikts in Tigray von November 2020 bis November 2022 wurden zahlreiche Menschen durch derartige Posts zur Zielscheibe.

„Drei Jahre nach seinem vollständigen Versagen im Fall der Rohingya in Myanmar hat Meta durch seine Algorithmen und sein datenhungriges Geschäftsmodell erneut zu schweren Menschenrechtsverletzungen beigetragen“, sagte Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International.

„Vor dem Ausbruch des Konflikts in der Region Tigray ignorierte Meta Warnungen von Menschenrechtsorganisationen und dem eigenen Facebook-Aufsichtsrat. Selbst nach dem Beginn des Konflikts ergriff der Konzern keine Maßnahmen gegen die gewalttätigen und hasserfüllten Posts auf seinen Plattformen. Die massenhafte Verbreitung dieser Posts hat die angespannte Stimmung weiter aufgeheizt und zu Diskriminierung und Gewalt gegen die tigrayische Bevölkerung beigetragen.“

Metas Beitrag zu Menschenrechtsverletzungen

Die Facebook-Plattform ist für viele Äthiopier*innen eine wichtige Informationsquelle, die als vertrauenswürdig eingestuft wird. Doch die Algorithmen von Facebook haben verheerende Auswirkungen auf die Menschenrechte.

Recherchen von Amnesty International ergaben, dass die algorithmischen Systeme von Facebook die Verbreitung feindseliger Rhetorik gegen die tigrayische Bevölkerung begünstigten. Gleichzeitig waren die Moderationssysteme der Plattform nicht in der Lage, solche Inhalte zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

Diese Versäumnisse trugen beispielsweise zur Vertreibung der regierungskritischen Journalistin Lucy Kassa und der Tötung des tigrayischen Chemieprofessors Meareg Amare bei. Lucy Kassa musste aus dem Land fliehen, nachdem ein Regierungsaccount sie auf Facebook mit einem Foto angeprangert hatte und die Postings viral gingen. Meareg Amare wurde von einer Gruppe von Männern getötet, nachdem er am 3. November 2021 mittels Facebook-Posts ins Visier genommen wurde.

Untätigkeit trotz Warnungen

Interne Dokumente von Meta, die von Amnesty International ausgewertet wurden, zeigen, dass der Konzern von den Unzulänglichkeiten seiner Schutzmaßnahmen in Äthiopien und den damit verbundenen Risiken wusste. Das Unternehmen selbst hat das Land als hochgradig gewaltgefährdet eingestuft.

In einem internen Meta-Dokument aus dem Jahr 2020 wird gewarnt, „dass die derzeitigen Strategien zur Schadensbegrenzung nicht ausreichen“, um die Verbreitung schädlicher Inhalte auf Facebook in Äthiopien zu stoppen. Der eigene Facebook-Aufsichtsrat hat Meta im Jahr 2021 empfohlen, eine unabhängige Menschenrechtsverträglichkeitsprüfung in Äthiopien durchzuführen.

Bei Meta sind die Algorithmen zur Gestaltung von Inhalten darauf ausgelegt, die Nutzer*innen so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Da verletzende, aufstachelnde und polarisierende Inhalte bei Nutzer*innen am meisten Aufmerksamkeit erregen, werden diese oft bevorzugt angezeigt. So stellt das Unternehmen eine anhaltende Gefahr für die Menschenrechte dar, insbesondere in Konfliktgebieten.

Von Amnesty International befragte Personen aus Metas „Trusted Flagger“ Programm kamen zu dem Schluss, dass es wegen der langsamen Reaktionszeit und der Weigerung, gemeldete schädliche Inhalte zu löschen, aussichtlos ist, dem Unternehmen solche Inhalte überhaupt zu melden.

Meta muss zur Verantwortung gezogen werden

Meta steht in der Verantwortung, für die Menschenrechtsverletzungen, zu denen es in Äthiopien beigetragen hat, Wiedergutmachung zu leisten.  Es sind dringende, weitreichende Reformen erforderlich, um sicherzustellen, dass Meta nicht weiter zu derartigen Verstößen in Äthiopien oder in anderen Ländern beiträgt.

Äthiopien ist mit einer weiteren Sicherheitskrise in der Amhara-Region konfrontiert. Meta muss nun dringend Maßnahmen ergreifen, um die von Facebook ausgehenden Gefahren in Äthiopien einzudämmen. Angesichts der Warnungen von UN-Ermittler*innen vor möglichen zukünftigen Gräueltaten sind solche Schritte von entscheidender Bedeutung.

Staaten müssen ihrer Verpflichtung zum Schutz der Menschenrechte nachkommen, indem sie Gesetze verabschieden und durchsetzen, um das Geschäftsmodell von Big Tech wirksam einzudämmen. Dazu gehört auch das Verbot gezielter Werbung auf der Grundlage invasiver Tracking-Praktiken.

Meta bestreitet die Feststellungen des Berichts.

Kontakt und Rückfragehinweis:
Presseteam Amnesty International Österreich
Antonio Prokscha
+43-664-621 10 31
E-Mail: antonio.prokscha@amnesty.at




PA: Sudan: Katastrophale humanitäre Situation nach sechs Monaten des Konflikts

Ein halbes Jahr nach Ausbruch des Konflikts ist die Bewältigung des Alltags für viele Menschen im Sudan weiterhin mit lebensgefährlichen Risiken verbunden. Das Gesundheitssystem des Landes steht am Rande des Zusammenbruchs.

Seit sechs Monaten behandeln Teams von Ärzte ohne Grenzen Menschen, die unter anderem durch Luftangriffe, Explosionen und Granatenbeschuss verletzt wurden. Mehr als fünf Millionen Menschen befinden sich derzeit auf der Flucht, die Camps sind stark überfüllt. Darüber hinaus gibt es große Engpässe bei der humanitären Versorgung. Die katastrophale Lage erfordert dringend eine größere internationale Aufmerksamkeit und eine Ausweitung der humanitären Unterstützung.

„Ohne eine sofortige, erhebliche Ausweitung der humanitären Hilfe wird das, was wir jetzt erleben, der Beginn einer noch größeren Tragödie sein. Es würde bedeuten, dass noch mehr Menschen unnötig sterben werden“, sagt Christos Christou, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen.

„Allein im September gab es in den Krankenhäusern, in denen unsere Teams arbeiten, mehr als sieben Mal einen erheblichen Zustrom von Verletzten nach Granatenbeschuss, Luftangriffen und Explosionen“, berichtet Shazeer Majeed, Chirurg von Ärzte ohne Grenzen. „Sowohl in Khartum als auch in Darfur sind viele Patient:innen so schwer verletzt, dass sie mehrfach operiert werden müssen.“

Ärzte ohne Grenzen arbeitet in zehn Staaten des Sudan und bietet neben der Versorgung von Verletzten eine Vielzahl weiterer Gesundheitsdienste an. Dazu gehören die Bereitstellung einer medizinischen Grundversorgung, Gesundheitsfürsorge für Schwangere, Mütter und Kinder sowie Projekte gegen Mangelernährung.

„Das sudanesische Gesundheitssystem steht am Rande des Kollapses, und ohne dringende Maßnahmen werden die schwächsten Bevölkerungsgruppen weiterhin die Hauptlast der Gewalt tragen, was zu weiteren eigentlich vermeidbaren Todesfällen führen wird“, sagt Frauke Ossig, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen. Die Notaufnahmen sind überfüllt, viele Krankenhäuser wurden geschlossen. Es mangelt an Medikamenten für chronische Krankheiten genauso wie an funktionierenden Einrichtungen für Entbindungen.

Die Lage im Sudan und seinen Nachbarländern ist katastrophal. Die Vertriebenen müssen in überfüllten Camps und Behelfsunterkünften leben. Viele Menschen, darunter auch Kinder, sterben an vermeidbaren Krankheiten wie Malaria und Masern, da die humanitäre Hilfe absolut unzureichend ist. In Khartum sowie an anderen Orten wurden Wassersysteme zerstört, was das Risiko von Choleraausbrüchen erhöht. Teams von Ärzte ohne Grenzen unterstützen das Gesundheitsministerium an vielen Orten, um sicherzustellen, dass das Gesundheitspersonal auf mögliche Ausbrüche vorbereitet ist.

In den Nachbarländern kommen die Geflüchteten oft bereits erkrankt an. Darüber hinaus haben sie nicht nur unzureichend Nahrung und Trinkwasser, sondern auch keinen geschützten Platz zum Schlafen. „Sie benutzen Stoffstücke, um sich vor Sonne und Regen zu schützen. Wenn wir im Krankenhaus mangelernährte Kinder behandeln, sehen wir, dass auch viele Mütter mangelernährt sind“, sagt Abraham Anhieny, Arzt von Ärzte ohne Grenzen in Renk, Südsudan.

Da ein Ende des Konfliktes nicht absehbar ist, fordert Ärzte ohne Grenzen eine deutliche Verstärkung der humanitären Hilfe, den Schutz von medizinischem und humanitärem Personal sowie der Zivilbevölkerung. Darüber hinaus muss es eine Aufhebung der administrativen Blockaden für medizinisches und humanitäres Personal sowie für die Einfuhr von Hilfsgütern und den ungehinderten Zugang der Menschen zur Hilfe geben.

Gerne vermitteln wir Ihnen Interviews mit Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen.

Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial wenden Sie sich bitte an:

Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@aertze-ohne-grenzen.at
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 28

Eva Hosp
eva.hosp@vienna.msf.org
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 29




Veranstaltungen und Interviewmöglichkeiten: SDG Dialogforum 3.0

Derzeit läuft die mehrtägige Veranstaltung der österreichischen Bundesverwaltung, des Ban Ki-moon Centre for Global Citizens und der zivilgesellschaftlichen Plattform SDG Watch Austria. Eine umfassende mediale Berichterstattung ist von entscheidender Bedeutung, um die Umsetzung der Agenda 2030 zu beschleunigen. Ihre 17 Nachhaltigkeitsziele bieten vielfältige soziale, ökologische und ökonomische Chancen und wirken den miteinander verknüpften globalen Krisen entgegen.

Staatliche und nichtstaatliche Stakeholder*innen einer nachhaltigen Entwicklung erarbeiten  gemeinsam in Diskussionen Strategien und Lösungsansätze zu (1) Skills für 2023, (2) Niemanden zurücklassen, (3) Schutz der Biosphäre und (4) Resilienz in der Ernährungssicherheit, mit denen Österreich in den verbleibenden sieben Jahren bis 2030 zum Erreichen der SDGs innerhalb und jenseits seiner Grenzen beitragen kann.

Zwei Expert:innen aus Ländern des Globalen Südens werden beim Dialogforum dabei sein:

Der Agrarökologe Million Belay wird bei einem Workshop am 10. Oktober aufzeigen, weshalb es dringend eine Transformation der Nahrungsmittelsysteme in afrikanischen Ländern braucht.

Am 11. Oktober stellen sich Million Belay und die ugandische Kleinbäuer*innen-Vertreterin Elizabeth Nsimadala der Stakeholder-Diskussion Resilienz in der Ernährungssicherheit im Globalen Süden, zu der das BMEIA, die Universität für Bodenkultur, die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz und AG Globale Verantwortung ein interessiertes Publikum einladen.

Tags darauf werden die Ergebnisse aller Stakeholder-Diskussionen vier österreichischen Minister*innen sowie Elizabeth Nsimadala bei einem High-Level-Event präsentiert, die sie daraufhin mit Blick auf die Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung in und durch Österreich debattieren.

Million Belay und Elizabeth Nsimadala stehen zwischen 10. und 13. Oktober für Interviews zur Verfügung. Mitglieder von SDG Watch Austria, die die Stakeholder-Diskussionen mitorganisieren, auch im Vorfeld oder nach dem High-Level-Event. Darunter der Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung und Mitorganisator der vierten Diskussion: Lukas Wank kann die Positionen der beiden internationalen Expert:innen durch die der entwicklungspolitischen Zivilgesellschaft ergänzen und erläutern, mit welchen Maßnahmen österreichische Nichtregierungsorganisationen (NROs) schon heute Resilienz in der Ernährungssicherheit fördern. Aber auch, welche Unterstützung es vonseiten der österreichischen Politik braucht, um diese langfristig und den globalen Krisen entsprechend auszubauen.

Pressemappe mit Programm und Infos zu den möglichen Interviewpartner:innen zum Downloaden




Fortbildung: Teil 2 der Online Reihe „Empowerment Media“

Am Montag, den 16.Oktober, geht die Online-Reihe „Empowerment Media“, organisiert von COMMIT, FJUM, Frauen*solidarität und Women on Air in die zweite Runde.

Thema der Reihe sind Projektvorstellungen in den Bereichen Konstruktiver Journalismus, Geschlechtergerechtigkeit und Diversität in den Medien. Insgesamt gibt es drei Termine, zwei davon sind noch ausständig. Die Teilnahme ist kostenlos, das Webinar wird auf Englisch abgehalten.

Zu Gast ist Valerie Ndeingo-Sia Msoka (https://tamwa.org/a/). Sie ist Mitbegründerin der Tanzania Media Women’s Association (TAMWA) und des Online-Newsletters BintiAfrika Konnect, Vorsitzende des Tanzania Ending Child Marriage Network (TECMN) und derzeit Senior Public Information Officer bei der United Nations Assistance Mission in Somalia (UNSOM). Sie hat für die globalen Medienorganisationen BBC und Internews gearbeitet und verfügt über Erfahrung als Führungskraft in den Bereichen Medien, Kommunikation und Interessenvertretung, die eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Medienlandschaft und des sozialen Wandels in Tansania durch Medienförderung spielt.

Im Webinar (17:00-18:30 Uhr) stellt Valerie Ndeingo-Sia Msoka folgende Fragen: Wie können wir als Journalis*innen die Stärkung der Frauen durch welche Art von Medienprojekten fördern? Welche Rolle spielen community media bei der Stärkung von Frauen und marginalisierten Gruppen? Wem dient diese Stärkung?

Ausgehend von ihrer langjährigen Erfahrung liefert Valerie Ndeingo-Sia Msoka Einblicke in diverse Medienprojekte und Strategien. Ihr Wissen reicht von Tansania über den Sudan, den Irak bis nach Somalia. Gemeinsam mit Claudia Dal-Bianco wird sie Erfolge und Misserfolge besprechen.

Bei Interesse an einer Teilnahme, oder dem Bedarf an weiteren Informationen, wenden Sie sich gerne an Tania Napravnik (COMMIT): tn@commit.at

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