Recherchematerial: SDG 2 – Kein Hunger

„Zunächst braucht der Körper des Opfers seinen Vorrat an Zucker und Fett auf. Er verfällt in einen apathischen Zustand, der ihm alle Energie, Willenskraft und Widerstandsfähigkeit nimmt. Rasch verlieren die Opfer, ihrer Energiereserven beraubt, an Gewicht. Das Immunsystem bricht zusammen.“ Jean Ziegler, 2025

Hunger ist ein Massaker. Jeden Tag sterben ungefähr 24.000 Menschen an den Folgen von Hunger – alle 13 Sekunden ein Kind unter fünf Jahren. Es ist der Skandal unserer Zeit, schreibt Jean Ziegler, der ehemalige UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, in seinem neuesten Buch „Trotz alledem: Warum ich die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufgebe“. Denn trotz ausreichender globaler Nahrungsmittelproduktion und Überfluss leiden Millionen von Menschen an Hunger und den Folgen von Mangelernährung, weil für sie sichere und nahrhafte Lebensmittel nicht zugänglich oder nicht bezahlbar sind. Weltweit hungert etwa jeder zehnte Mensch. Diese Realität bedroht die Erreichung des Ziels für nachhaltige Entwicklung 2 (SDG 2) und darüber hinaus auch die gesamte Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, da Hunger Menschen ihrer Gesundheit und Lebensgrundlagen beraubt sowie die Stabilität von Gesellschaften und Staaten untergräbt. Die diesjährige Ausgabe des Berichts der Welternährungsorganisation (FAO) untersucht diese Dynamik und zeigt, wie wichtig koordinierte, evidenzbasierte Strategien sind, um Hunger und alle Formen von Unterernährung (SDG-Ziel 2.2) zu beenden – insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und Frauen.

Eine Initiative im Sudan, die bei diesen besonders vulnerablen Gruppen ansetzt, sind Gemeinschaftsküchen. Durch den Krieg wurden über zehn Millionen Menschen vertrieben, und über acht Millionen Menschen im Sudan leiden laut Welthungerhilfe an Hunger. Die Gemeinschaftsküchen sind meist von Frauen geführte Organisationen (WLOs). Sie verteilen Mahlzeiten und unterstützen vertriebene Familien – und das ohne ausreichende Finanzierung. UN Women Austria berichtete im August 2025, dass eine WLO, die in acht sudanesischen Bundesstaaten tätig ist, mehr als die Hälfte ihrer Küchen schließen musste, da die Mittel fehlten.

Vollständiger Text der Agenda 2030: A/RES/70/1

Ziel 2 mit seinen Unterzielen:  https://www.sdgwatch.at/de/ueber-sdgs/2-kein-hunger/

Good to know – Infografiken und Infos auf einen Blick

Der Welthunger-Index (WHI) der Welthungerhilfe liefert eine umfassende Berechnung und Bewertung der globalen Hungersituation. Derzeit klassifizieren die nationalen WHI-Werte die Ernährungslage in 7 Ländern als „sehr ernst“: Haiti, Jemen, Madagaskar, Somalia und Südsudan, Burundi und Demokratische Republik Kongo. In weiteren 35 Ländern ist das Hungerniveau als ernst eingestuft.

Die Integrated Food Security Phase Classification (IPC) ist ein Instrument zur Einstufung der Ernährungssicherheit, des Ausmaßes von Unterernährung und Hunger, sowie zur Ableitung notwendiger Hilfsmaßnahmen. Sie wurde von der Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) entwickelt. Derzeit befinden sich weltweit 108.73 Millionen Menschen in einem Zustand der Krise oder schlimmer. Die Website bietet Länderanalysen an.

Auf der Website Our World in Data sind Daten und Visualisierungen zu Hunger und Unterernährung verfügbar.

Aspekte & Fragestellungen rund um SDG 2 – Kein Hunger

Hunger als Waffe

Alex de Waal, Direktor der World Peace Foundation an der Fletcher School of Law and Diplomacy, spricht deutlich von Hunger als Waffe. Diese wird bewusst als Kriegsstrategie eingesetzt, etwa in Äthiopien, wo in der Region Tigray systematisch Farmen und Ernten zerstört wurden und Nahrungsmittellieferungen blockiert wurden. Auch beim israelischen Gaza-Feldzug wurde Hunger bewusst als Waffe eingesetzt, so de Waal. Weitere Infos dazu auf der Website der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen und in der Edition N° 36 Im Kriegszustand von Le Monde diplomatique.

Mediales Verhungern

Warum macht Hunger keine Schlagzeilen?

Lediglich etwa 10 Prozent der Beiträge entfallen auf den Globalen Süden, obwohl dort etwa 85 Prozent der Weltbevölkerung leben, so Literatur- und Medienwissenschaftler Ladislaus Ludescher. Hunger ist geographisch gesehen mit dem Globalen Süden verbunden und macht, obwohl es Millionen betrifft, keine Schlagzeilen und wirkt sich kaum auf politisch Agenden aus. Im Südwind-Magazin thematisiert Ludescher das mediale Schweigen und die Auswirkungen.

Ernährung, Klima und Landwirtschaft

Wie wirkt sich die Klimakrise auf Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität aus?

  • Die Zunahme an Extremwetterereignissen wirkt sich direkt auf Ernteerträge aus. Eine aktuelle Studie der ETH Zürich kommt etwa zu dem Schluss, dass frühe Hitze Pflanzen auch in Mitteleuropa anfälliger für spätere Hitzewellen macht. Das führt zu 5–55 % höheren Verlusten bei Mais, Soja, Weizen und Gerste in den USA und Europa. Einen Infoartikel zu dieser Thematik bietet auch Our World in Data.
  • Klimawandel begünstigt die Ausbreitung eingeschleppter Schädlinge, durch mildere Winter und höhere Temperaturen.
  • Wasserknappheit: 72 Prozent des weltweit genutzten Süßwassers wird für die Produktion von Lebensmitteln verwendet. Zu den wasserärmsten Gegenden der Welt zählen insbesondere Länder in Nordafrika und Nahost. Mehr Infos dazu im Wasseratlas 2025 der Heinrich-Böll-Stiftung.

Weiterführende Infos

Die FAO zeigt in ihrem aktuellen Bericht zur Ernährungssicherheit The State of Food Security and Nutrition in the World 2025 auf wie die hohe Inflation in vielen Ländern die Kaufkraft und den Zugang zu gesunder Ernährung beeinträchtigt. Besonders gefährdete Gruppen sind Frauen und ländliche Gemeinden. Der Bericht betont die Bedeutung von Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte und fordert Investitionen in widerstandsfähige Agrar- und Lebensmittelsysteme, um langfristige Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Der aktuelle UNICEF Bericht zur Kinderernährung Feeding Profit. How food environments are failing children. (2025) hat festgestellt, dass starkes Übergewicht weltweit erstmals Untergewicht als die häufigste Form der Fehlernährung bei Kindern und Jugendlichen abgelöst hat. Diese Entwicklung ist trotzdem besorgniserregend, denn der Bericht stellt fest, dass Kinder und Jugendliche mit billigen und aggressiv vermarkteten hochverarbeiteten Lebensmitteln und zuckerhaltigen Getränken konfrontiert werden.

Wege aus der Krise: Die Organisationen Südwind und Dreikönigsaktion haben ein Factsheet zu Agrarökologie zusammengestellt.  Das Konzept der Agrarökologie beinhaltet mehr als biologische Landwirtschaft, auch wenn es auf deren Prinzipien aufbaut: Es geht um einen Kreislauf, in dem Boden, Pflanzenwachstum, Ernährung und Gesellschaft in wechselseitiger Beziehung stehen. Besonders Lebensmittelverschwendung und Fleischkonsum sind entscheidende Hebel für eine nachhaltige Ernährung, mehr dazu in der Presseaussendung.

Expert:innen zu Hunger, nachhaltiger Ernährung und globaler Gesundheit

Hager Ali ist Politologin und forscht am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) zur Rolle von Streitkräften in den arabischen und nordafrikanischen Ländern und befasst sich dabei auch mit Hunger als Kriegstaktik. Regelmäßig berät sie Ministerien und andere Organisationen zu Demokratieförderung, Sicherheit und innerstaatlichen Konflikte in der MENA-Region und der Sahelzone.

Christian Haddad ist Politikwissenschafter. Seine Forschungsinteressen umfassen unter anderem globale Gesundheitspolitik, Politische Ökonomien der Gesundheitsforschung & Entwicklung.

Michael Hauser forscht am Institut für Entwicklungsforschung der BOKU zu Agrarökologie, Krisen und Resilienz. Er untersucht wie Menschen und ihre Organisationen komplexe Risiken in Agrar- und Ernährungssystemen bewältigen.

Janina Kehrist Professorin für Medizinanthropologie und Global Health am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien sowie Co-Leiterin des neuen Forschungsverbundes „Gesundheit in Gesellschaft“ an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem politische Anthropologie von Gesundheit und Krankheit, Biopolitik und planetarische Gesundheit.

Stefanie Lemke ist Universitätsprofessorin an der Universität für Bodenkultur (BOKU) und befasst sich mit Ernährungssicherheit. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Menschenrecht auf angemessene Nahrung und Ernährung, Ernährungssicherung, Gender, Intersektionalität, Ernährungssouveränität und nachhaltige Ernährungssysteme. Im Fokus ihrer Forschung ist Subsahara-Afrika.

Ladislaus Ludescher ist Postdoktorand am Germanistischen Seminar Heidelberg und Habilitand an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. In einer Langzeitstudie hat er Sendungen deutschsprachiger Leitmedien ausgewertet. Die Studie gelangt zu dem Schluss, dass die Länder des Globalen Südens in der Berichterstattung massiv und konstant vernachlässigt werden.

Naomi Reinschmidt ist Sozial- und Kulturanthropologin mit dem Schwerpunkt soziale Bewegungen und Umweltthemen. Sie ist im Koordinationsteam der Hunger.Macht.Profite Filmtage und arbeitet als  Bildungsreferentin  bei ÖBV- Via Campesina Austria zu Ernährungssouveränität.

Petra Rust ist Ernährungswissenschafterin. Sie befasst sich mit nachhaltiger Ernährung und Ernährung von vulnerablen Gruppen (insbesondere Kinder, Jugendliche).

Organisationen

Organisationen, die sich für menschwürdiges Leben und gegen Hunger einsetzen:

Brot für die Welt ist eine Nichtregierungsorganisation und entwicklungspolitische Aktion der evangelischen Kirchen in Österreich, die für globale Gerechtigkeit und gegen Hunger und Armut eintritt.

Caritas Österreich betreut derzeit rund 81 Projekte für eine Zukunft ohne Hunger. Maßnahmen zu verbesserten Anbaumethoden, Schulungen über Kompostierung, Düngung, Lagerung und Vermarktung der Ernte ebenso wie die Verteilung von Saatgut, landwirtschaftlichen Geräten und Nutztieren unterstützen Familien in den am stärksten betroffenen Ländern der Welt.

Die Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar Österreichs setzt sich für das Menschenrecht auf Nahrung ein. Die DKA tritt für einen Wandel der Agrar- und Ernährungspolitik weltweit ein, informiert über Agrarökologie und unterstützt Kleinbäuer:innen.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist die mit ca. 3.400 Mitarbeitenden weltweit größte und älteste Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie zählt World Food Programme (WFP) und dem Internationale Fund for Agricultural Development (IFAD) zu den drei in Rom ansässigen Ernährungsinstitutionen des UN-Systems.

FAIRTRADE verbindet Konsument:innen, Unternehmen und Produzent:innen. Faire Handelsbedingungen unterstützt Kleinbäuer:innen sowie Arbeiter:innen in den Ländern des Globalen Südens.

FIAN Österreich setzt sich als Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung ein. Als Teil von FIAN International kämpft FIAN Österreich seit 1986 für ein hungerfreies Leben für alle Menschen ein. FIAN hat Beraterstatus bei den Vereinten Nationen.

ÖBV – Via Campesina Austria ist die Vereinigung der Berg- und Kleinbäuer:innen in Österreich. Die bäuerliche Basisbewegung betreibt Agrarpolitik und Bildungsarbeit. Der Verein ist Teil der weltweiten Kleinbäuer:innen-Bewegung „La Via Campesina“ mit Organisationen in 73 Ländern und 200 Millionen Mitgliedern.

Slow Food ist eine weltweite Bewegung lokaler Gruppen und Aktivisten, die das gemeinsame Ziel verfolgen, allen Menschen den Zugang zu guten, sauberen und fairen Lebensmitteln zu ermöglichen. Edward Mukiibi ist Lebensmittel- und Landwirtschaftspädagoge, Agrarwissenschaftler und Präsident von Slow Food.

Die Tafel Österreich rettet Lebensmittel und versorgt damit kostenfrei armutsbetroffene Menschen in Sozialeinrichtungen. Jährlich landen in Österreich über eine Million Tonnen genießbarer Lebensmittel im Müll.

UNICEF unterstützt Kinder und Mütter weltweit mit Ernährungsprogrammen. Für 2025 benötigt die UN-Organisation 9,9 Mrd. US-Dollar, um Kinder in Konflikt- und Krisengebieten in einer zunehmend instabilen Welt zu unterstützen. Die Organisation warnt, dass 4,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren aufgrund der Kürzungen lebenswichtiger Leistungen ihr Leben verlieren könnten. Weitere sechs Millionen werden bis Ende 2026 voraussichtlich nicht mehr zur Schule gehen können.

Bücher zum Thema Hunger, Menschenrecht auf Nahrung, Ernährung und Gesellschaft

„Das größte lösbare Problem der Welt“ Die mediale Vernachlässigung des Globalen Hungers (2025)

Ladislaus Ludescher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. In seiner Medienuntersuchung hat er 39 Medien ausgewertet, darunter über 8.000 Ausgaben von Nachrichtensendungen. Das Buch und einzelne Kapitel können hier heruntergeladen werden.

Trotz alledem: Warum ich die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufgebe (2025)

In seinem neuen Buch erinnert der Soziologe Jean Ziegler daran, dass im globalen Süden seit Jahrzehnten ein Vernichtungskrieg gegen die Schwächsten der Menschheit wütet, mit allein 2023 über sechzig Millionen Todesopfern.

Wie kommt der Hunger in die Welt? Antworten auf die Fragen meines Sohnes (2024)

Jean Ziegler, langjähriger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, nimmt die Fragen seines Sohnes als Ausgangspunkt für seinen Klassiker der Globalisierungskritik. Die Erde könnte 12 Milliarden Menschen ernähren, tatsächlich aber werden sehr viele niemals satt. Ziegler hat die Fakten zum Welthunger zusammengetragen. Sein Befund ist deutlich: Hunger ist nicht Schicksal, sondern gemacht.

Rettet die Böden. Ein Plädoyer für eine nachhaltige Raumentwicklung (2024)

Zu viel fruchtbarer Boden wird täglich unwiederbringlich zerstört. Gernot Stöglehner, Universitätsprofessor für Raumplanung an der Universität für Bodenkultur Wien, befasst sich in seinem Buch mit Klimakrise, Ernährungssicherheit und autoorientierter Mobilität.

Regenerativ. Aufbruch in ein neues ökologisches Zeitalter (2024)

Mediziner und Biologe Martin Grassberger ist auch landwirtschaftlicher Facharbeiter und schreibt darüber, warum nachhaltig nicht mehr ausreicht. Regeneration statt Degeneration, sowohl von Landwirtschaft, Wasserkreislauf als auch Gesellschaft und Gesundheitssystemen.

Farming for Future. Leben und Arbeiten in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft (2024)

Lisa Bolyos ist Künstlerin und Redakteurin. In ihrem Buch kommen Bäuer:innen von sieben kleinbäuerlichen Betrieben zu Wort. Sie erzählen von der EU-Agrarpolitik, Schulden, Klimakrise, Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit, aber auch Solidarität.

Termine zu Veranstaltungen mit Fokus auf Hunger

Oktober bis November 2025: FIAN Österreich und ÖBV – Via Campesina Austria organisieren die Hunger.Macht.Profite Filmtage zum Recht auf Nahrung.

14. Oktober 2025: f.eh-Symposium | Natur – Mensch – Gesundheit: Das unterschätzte Potenzial der Vielfalt

16. Oktober 2025: Welternährungstag

10.  bis 14. November 2025: Malnutrition Awareness Week 2025 der österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Ernährung (AKE)

27. November 2025: Österreichische Gesellschaft für Ernährung – Jahrestagung 2025 | Digitalisierung im Ernährungssektor: Ernährung 4.0 – Potenziale und Herausforderung

17. Dezember 2025: Die Hungerkrise | Vortrag an der Wirtschaftsuniversität Wien, Library & Learning Center Festsaal 1




Internationale Gedenk- und Aktionstage 2025

·         16. Oktober: Welternährungstag  bzw. Welthungertag, ausgerufen von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen 1945.

·         17. Oktober: Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut. 1987 von Joseph Wresinski initiiert, 1992 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen proklamiert

·         24. Oktober: Welttag der Vereinten Nationen und der Information über Entwicklungsfragen. An diesem Tag ist 1945 die Charta der Vereinten Nationen in Kraft getreten. Der Welttag der Information über Entwicklungsfragen findet seit 1972 auf Beschluss der UN mit dem Ziel statt, die weltweite Aufmerksamkeit auf die Entwicklungsprobleme zu lenken sowie auf die Notwendigkeit der Stärkung internationale Zusammenarbeit, um diese globalen Ungerechtigkeiten zu lösen.

·         2. November: Internationaler Tag gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Journalist:innen, 2013 von den Vereinten Nationen im Andenken an zwei in 2013 in Mali getötete Journalist:innen initiiert.

·         15. November: Writers in Prison Day, initiiert 1980 durch das 1960 gegründete „Writers in Prison“-Kommittee der Schriftstellervereinigung P.E.N., in dem über 150 Schriftstellerorganisationen aus mehr als 100 Nationen vereinigt sind. An diesem Tag wird an verfolgte, inhaftierte und ermordete Schriftsteller*innen sowie Journalist*innen erinnert.

·         16. November: Internationaler Tag für Toleranz. Am 16. November 1995 unterzeichneten 185 Mitgliedsstaaten der UNESCO die Erklärung der Prinzipien zur Toleranz. Seitdem erinnert die UNESCO jährlich an jene Regeln, die ein menschenwürdiges Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen ermöglichen.

·         29. November: Buy Nothing Day. Der Buy Nothing Day (deutsch: Kauf-Nix-Tag) ist ein konsumkritischer Aktionstag am letzten Freitag im November. Er wird mittlerweile in 80 Ländern – auch in Österreich – organisiert. Er ist die Antwort auf den Black Friday, der in den USA traditionell die Kaufsaison für Weihnachten einleitet.

·         2. Dezember: Internationaler Tag zur Abschaffung der Sklaverei, von den Vereinten Nationen zur Abschaffung der Sklaverei initiiert in Erinnerung an die 1949 verabschiedete Konvention zur Bekämpfung des Menschenhandels und der Ausbeutung von Personen. Weltweit leben immer noch mehr als 20 Millionen Menschen in Sklaverei oder sklavenähnlichen Verhältnissen.

·         5. Dezember: Internationaler Tag des Ehrenamtes zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements. Der Tag wurde 1985 von den Vereinten Nationen (UN) beschlossen.

·         10. Dezember: Tag der Menschenrechte. Seit 1948 wird an diesem Tag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gedacht und von Menschenrechtsorganisationen genutzt, um auf Verletzungen dieser Rechte hinzuweisen.

·         18. Dezember: Internationaler Tag der Migrant:innen. 2000 hat die UNO diesen Tag ausgerufen, 1990 wurde die Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Migrant:innen und ihrer Familienangehörigen von der UN-Vollversammlung angenommen.




PA: Zwei Jahre Krieg im Nahen Osten: Menschenrechte sind für Frieden unverzichtbar

„Weichen für eine stabile, friedliche und gerechte Welt stellen“: NGO-Dachverband übermittelt Empfehlungen anlässlich vierter UN-Menschenrechtsprüfung und fordert mehr Verbindlichkeit

„Seit zwei Jahren herrscht im Nahen Osten Krieg, fast 70.000 Menschen wurden seither getötet. Wie kaum ein anderer Krieg in der jüngeren Vergangenheit zwingt er Regierungen weltweit dazu, in Fragen der Diplomatie, Humanitären Hilfe und Menschenrechte klar Position zu beziehen“, stellt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, fest und warnt, dass die derzeitigen Verhandlungen nicht von der untragbaren Not der Menschen und den Umständen, unter denen humanitäre Helfer*innen Hilfe leisten, ablenken dürfen.
 
„Trotz zahlreicher Gesuche der Vereinten Nationen sind heuer erst 13% der benötigten Mittel, um das Überleben von Menschen im Nahen Osten ebenso wie im Sudan, in Afghanistan und in weiteren Krisengebieten zu sichern, international bereitgestellt worden. Hilfsorganisationen stemmen ihre lebensrettenden Einsätze also mit erschreckend wenigen Mitteln und häufig unter großer Gefahr. Zudem sind sie immer öfter gefordert, die Grundlagen ihrer Einsätze und jeder wirksamen Hilfe zu verteidigen: das Humanitäre Völkerrecht und den Humanitären Imperativ – also Hilfe zu leisten, wo Not ist“, erläutert Wank. Allein in den palästinensischen Gebieten seien über die Hälfte der knapp 1.000 humanitären Helfer*innen, die seit Anfang 2023 weltweit ums Leben kamen, getötet worden, zitiert er die Aid Worker Security Database.
 
Österreichs Menschenrechtsprüfung: Empfehlungen an UN-Menschenrechtsrat übermittelt
„Diese Situation ist inakzeptabel, weshalb wir an die österreichische Bundesregierung appellieren, den eingeschlagenen Kurs eines verantwortungsvollen, menschenrechtsbasierten internationalen Engagements konsequent fortzusetzen und auszubauen“, verweist Wank auf die Strategie der Humanitären Hilfe Österreichs und das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027, für die es derzeit an verbindlichen Umsetzungsplänen fehle. Dies merkte die AG Globale Verantwortung auch in ihrer Stellungnahme den UN-Menschenrechtsrat anlässlich Österreichs vierter Universeller Menschenrechtsprüfung im Jänner 2026 an. Gemeinsam mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und Licht für die Welt empfahl sie klare Meilensteine, messbare Indikatoren und gesicherte Budgetlinien für die österreichische Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe.
 
„In einer Zeit, in der die Welt so viele Krisen erlebt wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht, zählt Verbindlichkeit mehr denn je. Österreichs inhaltlich starke entwicklungspolitische und humanitären Strategien, die sich an internationalen Regeln und Prinzipien orientierten, kommen da gerade recht. Anhand dieser kann Österreich wichtige Weichen für eine stabile, friedliche und gerechte Welt stellen – entscheidend ist nun, dass die Regierung diese konsequent umzusetzt, ebenso wie weitere Empfehlungen der UN-Menschenrechtsprüfung“, schließt Wank.

Rückfragen:
Hannah Hauptmann
Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Globale Verantwortung – Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Apollogasse 4/9, 1070 Wien
Tel: 01/522 44 22-15
Mobil: +43 699/17 20 42 07
www.globaleverantwortung.at
www.facebook.com/globaleverantwortung
www.linkedin.com/company/globaleverantwortung




PA: „Greife ich nach meinem Handy, halte ich die ganze Welt in meiner Hand“

solidar Austria feiert 30 Jahre und startet neue Jugend-Initiative

Linz/Wien – Anlässlich des Welttages für menschenwürdige Arbeit am 7. Oktober blickt solidar Austria auf 30 Jahre erfolgreiche Arbeit für globale Gerechtigkeit zurück und kündigt zugleich eine wegweisende neue Initiative an. 2026 will man gezielt junge Arbeitnehmer:innen und Lehrlinge für internationale Solidarität begeistern.

Globales Fairplay schafft sozialen Frieden

„Menschenwürdige Arbeit ist die Grundlage für sozialen Frieden und stabile Demokratien“, betont Peter Schissler, Vorsitzender von solidar Austria. „Wo Menschen ausgebeutet werden, entstehen Konflikte und gesellschaftliche Spannungen. Deshalb ist der Kampf für faire Arbeitsbedingungen weltweit auch ein Beitrag zum Frieden.“

In den vergangenen drei Jahrzehnten hat solidar Austria als entwicklungspolitischer Verein der österreichischen Gewerkschaftsbewegung wichtige Brücken zwischen lokaler und globaler Solidarität gebaut. Von der Unterstützung des Gewerkschaftsaufbaus in der Republik Moldau über Kampagnen gegen Kinderarbeit bis hin zu aktuellen Initiativen für ein wirksames Lieferkettengesetz – die Arbeit zeigt: Internationale Zusammenarbeit stärkt Arbeitsrechte hier wie dort.

Die Herausforderung liegt jedoch in der Bewusstseinsbildung, wie Schissler erklärt: „Oft werde ich gefragt, warum gehen wir mit unserer Arbeit so weit weg von Österreich, etwa nach Brasilien oder Südafrika, wo wir doch hier bei uns selber genug Probleme haben.“ Seine Antwort ist pragmatisch: „Greife ich nach meinem Handy, halte ich die ganze Welt in meiner Hand. Man muss den Menschen deutlich machen, dass die Produktionsteile dafür aus der ganzen Welt kommen.“

Diese Erkenntnis bildet die Grundlage für das neue Projekt „Global Heroes for Peace and Democracy“, das ab 2026 mit innovativen, comic-basierten Methoden und digitalen Formaten speziell Lehrlinge und junge Arbeitnehmer:innen ansprechen wird.

Demokratie braucht faire Arbeit

„Ohne menschenwürdige Arbeit gibt es keine stabile Demokratie“, so Schissler weiter. „Wo Menschen ums wirtschaftliche Überleben kämpfen müssen, haben autoritäre Kräfte leichtes Spiel. Deshalb ist internationale Gewerkschaftsarbeit immer auch Demokratiearbeit.“

Das unterstreicht auch die aktuelle weltweite Situation: 138 Millionen Kinder sind von Kinderarbeit betroffen, während gleichzeitig in vielen Ländern demokratische Strukturen unter Druck stehen. solidar Austria setzt hier auf globales Lernen und persönliche Begegnungen, um komplexe internationale Zusammenhänge verständlich zu machen.

Brasilien hautnah: Globale Lieferketten am Beispiel Eisenerz

Einen Einblick in konkrete Entwicklungszusammenarbeit gibt die Veranstaltung „Brasilien – ein etwas anderer Reisebericht“ am 13. Oktober um 19:00 Uhr in der Arbeiterkammer Vöcklabruck. Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion nimmt die Teilnehmer:innen mit auf eine Spurensuche ins brasilianische „Eiserne Viereck“, wo Rohstoffe für unsere Autos und Computer abgebaut werden. Der Vortrag beleuchtet die Auswirkungen des Bergbaus auf Mensch und Umwelt und fragt: Was hat das alles mit uns zu tun?

Rückfragen: 
Michael Wögerer (Projektleiter von solidar Austria)
Telefon: 0664 7810 3189
E-Mail: michael.woegerer@solidar.global
Web: https://solidar.global

Veranstaltungshinweis:
Brasilien – ein etwas anderer Reisebericht
Montag, 13. Oktober, 19 Uhr
Arbeiterkammer Vöcklabruck (Ferdinand-Öttl-Straße 19)
Anmeldung unter vöcklabruck@oegb.at

Mehr Informationen https://solidar.global/angebote/veranstaltungen/brasilien-ein-etwas-anderer-reisebericht-13-10-voecklabruck/

Rückfragen
Mag. Michael Wögerer
Projektleiter/Project Manager
solidar Austria
E-Mail: michael.woegerer@solidar.global 
Telefon: +43 (0)1 53444-39328
Mobil: +43 (0)664 7810 3189
 Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien
solidar.global




Kommentar: SDG 8.7: Weit entfernt von einer Welt ohne Kinderarbeit

Trotz leichter Rückgänge arbeiten noch immer Millionen Kinder. Um Kinderarbeit bis 2030 zu beenden, braucht es konsequente Schritte – auch von Österreich.

Von Simela Papatheophilou (ÖFSE), Bernhard Tröster (ÖFSE), Olivier De Schutter (UN Special Rapporteur on extreme poverty and human rights)

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen definiert 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) – darunter auch Ziele die noch vor 2030 erfüllt sein sollten. Dazu zählt das SDG 8.7, unter dem jeder Form von Kinderarbeit bis 2025 durch wirksame Maßnahmen ein Ende gesetzt werden soll.  Doch die neuesten Zahlen zu globaler Kinderarbeit zeigen, wie weit wir noch von diesem Ziel entfernt sind: Rund 137,6 Millionen Kinder weltweit sind noch in Kinderarbeit, also beschäftigt in einem Ausmaß, einer Form oder Intensität, die gefährlich oder ausbeuterisch ist und damit schlecht für ihre Entwicklung oder Bildung.

Dass SDG 8.7. verfehlt wird, ist schon länger klar, denn obwohl der Trend bei Kinderarbeit nach unten geht (von ca. 16 % betroffener Kinder im Jahr 2000 zu 7,8 % betroffenen Kindern heute), ist das Tempo viel zu langsam: Um bis 2030 kinderarbeitsfrei zu sein, müsste der Rückgang von Kinderarbeit elfmal schneller vonstattengehen.

Kinderarbeit ist ein komplexes Problem, das unterschiedliche Gruppen von Kindern unterschiedlich betrifft. So arbeiten von zehn Kindern weltweit etwa sechs in der Landwirtschaft, drei in der Erbringung von Dienstleistungen und eines in der Industrie. Mädchen machen eher Tätigkeiten im Haushalt, Jungen eher außerhalb. Manche Kinder sind besonders gefährdet – etwa indigene, geflüchtete, verwaiste, oder behinderte Kinder, oder Kinder von Wanderarbeiter*innen.

Maßnahmen zur Abschaffung von Kinderarbeit haben folglich auch unterschiedliche Effekte auf die betroffenen Kinder. Auch in den verschiedenen Weltregionen kommt es zu massiven Unterschieden: So konnte etwa Asien in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte in der Verhinderung von Kinderarbeit verzeichnen, währen insbesondere in Sub-Sahara Afrika das Ausmaß der Kinderarbeit kaum zurückgegangen ist. Dass es innerhalb der Kontinente, und selbst innerhalb von Ländern oft große regionale Unterschiede gibt, zeigt, wie komplex das Thema bei genauerem Hinschauen ist.

Weiterlesen




PA: EU unterzeichnet Indonesien-Abkommen Attac fordert Ablehnung

Abkommen bringt mehr Abholzung, mehr Vertreibung, mehr CO₂

EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič hat heute Nacht in Nusa Dua auf Bali das Handels- und Investitionsabkommen (CEPA*) zwischen der EU und Indonesien unterzeichnet. Wie viele andere EU-Abkommen enthält es keine wirksamen Schutzmechanismen gegen Entwaldung und Umweltverschmutzung. Zudem gefährdet es die Rechte von Indigenen, Arbeitnehmer*innen, Kleinbäuer*innen und Fischer*innen, kritisiert Attac. Attac fordert daher die österreichische Regierung und das EU-Parlament auf, das Abkommen abzulehnen.

Mehr Handel mit klimaschädlichen Produkten
CEPA soll vor allem den Handel mit Produkten wie Palmöl, Chemikalien und Rohstoffen ausweiten – allesamt Treiber von Entwaldung, Landraub, Vertreibung und Zerstörung von Ökosystemen. Laut offizieller EU-Nachhaltigkeitsprüfung würde das Abkommen die CO₂-Emissionen bis 2032 um rund 2 Millionen Tonnen jährlich erhöhen. Auch Methanemissionen, etwa aus Palmölmühlen und der Fleisch- und Milchindustrie, könnten stark zunehmen. Sie werden als besonderes Risiko für das Klima hervorgehoben.

Abholzung, Vertreibung, zerstörte Lebensgrundlagen
Der EU verspricht sich verstärkten Zugang zu Nickel, Zinn, Kupfer und anderen Rohstoffen. Deren Abbau führt ebenfalls zu massiver Regenwaldabholzung, Vertreibung indigener Gemeinschaften, verschmutzten Flüssen und zerstörten Fischbeständen. Auf den Inseln Sulawesi und Halmahera entstehen derzeit gigantische Nickelminen – auch mit Beteiligung europäischer Unternehmen.

„Die Menschen in Indonesien zahlen einen viel zu hohen Preis für den europäischen Rohstoffhunger“, kritisiert Theresa Kofler von Attac Österreich. „Statt ausbeuterischer Handelsverträge benötigen wir faire Rohstoffabkommen. Sie müssen die Mitsprache der lokalen Bevölkerung sichern und den Abbau nach höchsten sozialen und ökologischen Standards gewährleisten. Das ist mit dem aktuellen Abkommen nicht der Fall. Daher fordern wir die Regierung und das EU-Parlament auf, dieses giftige Abkommen abzulehnen.“

* Das „Comprehensive Economic Partnership Agreement“ (CEPA) tritt erst in Kraft, wenn auch das indonesische Parlament, das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten zustimmen.

Rückfragen:
David Walch Pressesprecher Attac Österreich
presse@attac.at 0650 544 00 10



Veranstaltungshinweis: Towards ending child labour –where do we stand?

Study Presentation and Panel Discussion with UN Special Rapporteur Olivier de Schutter and Sr. Regina Ignatia Aflah

16.09.2025, 18:00 – 20:00

C3 – Centrum für Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, 1090 Wien

The Sustainable Development Goals (SDGs) are a global framework adopted by the United Nations in 2015 to address pressing social, economic, and environmental challenges by 2030. Among these, Target 8.7 aims to end child labour in all its forms by 2025, and shows the ambitious character of the SDGs.
However, the latest global data on child labour show that in 2025 – the year when this goal was to be reached – 137.6 million children are still in child labour, 54 million of them in hazardous work. Why is child labour  such a persistent issue? What is being done to fight child labour internationally and on the ground? Why has child labour not been eliminated by these measures? These questions are at the centre of a new ÖFSE study which investigateswhat measures have proven effective, and what Austria and the EU can and should do to contribute to addressing the complex challenge that child labour is.

The panel discussion will showcase the progress and obstacles in the fight against child labour from different perspectives, covering the international efforts in this regard as well as the work on the ground with directly affected communities.

Registration:
We kindly request that you register at registration@oefse.at and let us know whether you plan to attend in person or online.

Programme (pdf)


By participating in this event, you agree to the publication of photos and film footage taken during the event by the organizers.




PA: Einwanderung gewährleistet Österreich Ernährungssicherheit

Egal ob Schnitzel, Gemüse oder Torte, egal ob morgens, mittags oder abends – in jeder Mahlzeit steckt die Arbeit von Menschen aus aller Welt, berichtet das dema!nstitut #Demokratie für alle.

Kein Lebensmittel in Österreich entsteht ohne den Einsatz eingewanderter Arbeitskräfte. Von der Düngemittelproduktion über die Landwirtschaft, den Transport und Handel bis hin zur Gastronomie: überall ist das Zusammenspiel von Einheimischen und Eingewanderten entscheidend.

Einwanderung stärkt die Ernährungssicherheit
Heute leben mehr als 1,8 Millionen ausländische Staatsbürger in Österreich. Ohne ihren Beitrag könnten weder Landwirtschaft noch Lebensmittelhandel oder Gastronomie funktionieren.

Lebensmittelhandel und Transport – starke internationale Teams
Im Lebensmittelhandel hat fast jede*r Dritte einen Einwanderungshintergrund, unter den Arbeiter:innen sind es sogar 44%.
In der Düngemittelproduktion stammt knapp ein Drittel der Beschäftigten aus dem Ausland.
Im Transportwesen erledigen eingewanderte Arbeitskräfte rund 40% der Arbeit. In Wien sind 78% der LKW-Fahrer eingewandert, in Graz und Linz 74%.

Lebensmittelindustrie – von Obst bis Milch
Keine Branche der Lebensmittelindustrie kommt ohne eingewanderte Arbeitskräfte aus. Besonders hoch ist der Anteil in der Obst- und Gemüseverarbeitung (85%). In Milch- und Fleischverarbeitung ist jede dritte Arbeitskraft eingewandert.

Gastronomie – Vielfalt am Teller, Vielfalt im Team
Auch in Restaurants, Cafés und Eisdielen ist Einwanderung unverzichtbar:
Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in der Gastronomie ist in den letzten Jahren nach Österreich eingewandert.
In Städten bis 100.000 Einwohner liegt ihr Anteil bei 81%, in Wien bei 72%.

Weitere Infos und Grafiken auf der Website des dema!nstituts #Demokratie für alle: www.dema-institut.at

Den vollständigen Pressetext hier.

Die Excel-Tabellen zu den Grafiken hier.

Quellen:
Das Burgenland in Zahlen 2025, AK-Burgenland, 2025
Mikrozensus 2023/24 gewichtet, um Zufallsschwankungen zu reduzieren, wurden die zwei Jahrgänge des Mikrozensus zusammengefasst, der Durchschnitt ermittelt und dann gewichtet.

Das dema!nstitut #Demokratie für alle beschäftigt sich mit wissenschaftlicher Evidenz für den demokratischen Diskurs, fördert Verständnis für Wissenschaft, Demokratie und Gesellschaft und ist auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit tätig.

Günther Ogris ist Sozialwissenschafter und Methodologe, arbeitet seit über 40 Jahren in der Sozialwissenschaft, hat von 1996 bis 2023 das SORA Institut geleitet und ist derzeit wissenschaftlicher Leiter der Mediatest Research GmbH und Vorsitzender des dema!nstituts #Demokratie für alle.

Wolfgang Veit, Gründer und langjähriger Leiter des Vereins Club International, gegründet 1983 als Beratungseinrichtung für Zuwanderer bei Wohnrechtsfragen in Kombination mit einem Kaffeehaus und der CIB-Sprachschule (Deutschkurse).

Zu Landwirtschaft und Erntearbeit
https://www.diskurs-wissenschaftsnetz.at/erntearbeit-in-oesterreich-mediengespraech-27-05-2024/

https://wien.lko.at/ausl%C3%A4nderbesch%C3%A4ftigung-saisonkontingentverordnung-2024+2400+4038995

Bericht der Arbeiterkammer Burgenland: Das Burgenland in Zahlen 2025
https://bgld.arbeiterkammer.at/service/broschuerenundratgeber/akstudien/Das-Burgenland-in-Zahlen-2025-OK2.pdf




PA: Neue Amnesty-Recherche zu Syrien: Regierungskräfte richteten Dutzende von Drus*innen außergerichtlich hin

  • Verifizierte Videos und Augenzeug*innenberichte zeigen, dass 46 drusische Männer und Frauen vorsätzlich und rechtswidrig getötet wurden
  • Verübt wurden die außergerichtlichen Hinrichtungen von Regierungstruppen und ihnen nahestehenden Milizen, teils in Uniformen mit offiziellen Abzeichen
  • Orte der Hinrichtungen waren ein öffentlicher Platz, Wohnhäuser, eine Schule, ein Krankenhaus und eine Veranstaltungshalle im Gouvernement Suweida

Die syrische Regierung muss Angehörige ihrer Sicherheits- und Streitkräfte sowie Mitglieder ihr nahestehender Milizen für die außergerichtlichen Hinrichtungen zur Rechenschaft ziehen, fordert Amnesty International. Der Menschenrechtsorganisation liegen stichhaltige Beweise vor, dass die syrische Regierung und ihr nahestehende Kräfte für die außergerichtlichen Hinrichtungen von Angehörigen der drusischen Bevölkerung am 15. und 16. Juli in Suweida verantwortlich sind.  

In verifizierten Videos ist zu sehen, wie bewaffnete Männer in Uniformen der Sicherheitskräfte und in Militäruniformen, einige davon mit offiziellen Abzeichen, unbewaffnete Menschen in Wohnhäusern, auf einem öffentlichen Platz, an einer Schule und in einem Krankenhaus hinrichten. Am 31. Juli richtete das Innenministerium einen Ausschuss ein, um die in Suweida begangenen Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. 

Gewalteskalation im Süden Syriens  

Zwischen dem 11. und 12. Juli 2025 kam es im Süden Syriens zu Spannungen zwischen drusischen bewaffneten Gruppen und Kämpfern beduinischer Stämme, die zu bewaffneten Zusammenstößen führten. Am 15. Juli gaben Regierungstruppen bekannt, dass sie in die Stadt Suweida einmarschiert seien, um „die Stabilität wiederherzustellen”, und verhängten eine Ausgangssperre. Am selben Tag führte Israel Luftangriffe gegen syrische Militärfahrzeuge durch, bei denen mindestens 15 Angehörige der Regierungstruppen getötet wurden. Neue Berichte über Menschenrechtsverletzungen durch Regierungstruppen und ihnen nahestehende Milizen in Suweida lösten erneute Kämpfe mit drusischen bewaffneten Gruppen aus, was zu einer Eskalation der Gewalt führte, die mit dem Rückzug der Regierungstruppen in den späten Abendstunden des 16. Juli endete.   

Amnesty International dokumentierte die vorsätzliche Erschießung und Tötung von 46 Drus*innen (44 Männer und zwei Frauen) sowie die Scheinhinrichtung von zwei älteren Menschen am 15. und 16. Juli. Die Hinrichtungen durch Regierungs- und regierungsnahe Kräfte fanden auf einem öffentlichen Platz, in Wohnhäusern, einer Schule, einem Krankenhaus und in einer Veranstaltungshalle im Gouvernement Suweida statt.  

An den Tagen, an denen diese außergerichtlichen Hinrichtungen verübt wurden, richteten bewaffnete Männer in Suweida sektiererische Parolen gegen Angehörige der drusischen Gemeinschaft. Sie unterzogen zudem gläubige Männer mit erniedrigenden Behandlungen, indem sie ihnen beispielsweise die zu ihrer Kultur gehörenden Schnauzbärte abrasierten.  

Straflosigkeit für religiös motivierte Tötungen in Syrien 

„Wenn Angehörige der Sicherheitskräfte oder des Militärs jemanden vorsätzlich und rechtswidrig töten oder wenn verbündete Kräfte dies mit Billigung oder Duldung der Regierung tun, handelt es sich um eine außergerichtliche Hinrichtung. Dies stellt ein Verbrechen unter dem Völkerrecht dar. Die syrische Regierung muss diese Hinrichtungen unverzüglich, unabhängig, unparteiisch und transparent untersuchen und die Verantwortlichen in fairen Verfahren zur Rechenschaft ziehen, ohne auf die Todesstrafe zurückzugreifen“, so Diana Semaan, Rechercheexpertin für Syrien bei Amnesty International.

„Die schrecklichen Menschenrechtsverletzungen in Suweida sind eine weitere düstere Mahnung und weisen auf die tödlichen Folgen der Straflosigkeit für religiös motivierte Tötungen in Syrien hin. Diese Straflosigkeit hat die Regierung und ihr nahestehende Kräfte dazu ermutigt, ohne Angst vor Strafe zu töten. Nach den rechtswidrigen Tötungen von Hunderten von Zivilist*innen aus der alawitischen Minderheit und dem anhaltenden Ausbleiben juristischer Konsequenzen hinterlässt diese Gewalt gegen Angehörige der drusischen Minderheit eine weitere Gemeinschaft erschüttert zurück. Sie schürt zudem weitere Unruhen und untergräbt das Vertrauen in die Fähigkeit der Regierung, allen Menschen im Land, die jahrzehntelang unter völkerrechtlichen Verbrechen und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen gelitten haben, glaubwürdig zu Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu verhelfen.“   

Zeug*innen-Aussagen und Untersuchungen von Amnesty International  

Amnesty International befragte 13 Personen in Suweida und zwei im Ausland lebende Personen, die aus Suweida stammen. Acht der 15 Befragten hatten Familienangehörige, die hingerichtet wurden. Eine dieser Personen war bei der Hinrichtung ihrer Familienangehörigen zugegen. Eine andere hatte die Hinrichtung einer Gruppe von Menschen aus nächster Nähe miterlebt. Fünf Personen hatten verschiedene Hinrichtungsorte aufgesucht und die Leichname ihrer Angehörigen und anderer Personen gesehen. Die Eltern einer Frau wurden einer Scheinhinrichtung ausgesetzt. Zwei weitere Befragte wurden zusammen mit ihren Familien festgehalten und mit Waffen bedroht, während bewaffnete Männer in Militäruniformen ihre Häuser durchsuchten.  

Das Evidence Lab, das digitale Untersuchungsteam von Amnesty International, überprüfte 22 Videos und Fotos, die seinem Team zwischen dem 15. Juli und dem 10. August zur Verfügung gestellt oder in Sozialen Medien veröffentlicht wurden, und führte eine Waffenanalyse durch. Amnesty International erfasste auch Aussagen von Zeug*innen und Familienangehörigen der Personen, deren Leichname in den Videos zu sehen waren. Außerdem hat Amnesty Fotos und Videos, die zwischen dem 14. und 17. Juli in und in der Umgebung von Suweida gemacht und von den Medien veröffentlicht wurden, im Rahmen seiner Analyse der in der Gegend anwesenden bewaffneten Akteure ausgewertet. 

Amnesty International liegen darüber hinaus glaubwürdige Berichte über Entführungen vor, die zwischen dem 17. und 19. Juli von drusischen bewaffneten Gruppen und Kämpfern beduinischer Stämme begangen wurden. Diese Berichte werden derzeit von der Organisation untersucht. 

Am 12. August wandte sich Amnesty International schriftlich an den syrischen Innen- und den Verteidigungsminister und teilte ihnen die vorläufigen Erkenntnisse mit. Die Organisation bat zudem um Informationen über den Stand der staatlichen Ermittlungen zu den Ereignissen, einschließlich der Rolle der Sicherheitskräfte, der Maßnahmen zur Strafverfolgung der Verantwortlichen und der Maßnahmen, die vor den Kämpfen, währenddessen und danach ergriffen wurden, um die Zivilbevölkerung vor Menschenrechtsverletzungen zu schützen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lag noch keine Antwort vor.  

Regierungstruppen eindeutig an Gewalt beteiligt 

Alle der 46 außergerichtlichen Hinrichtungen, die von Amnesty International dokumentiert wurden, fanden am 15. oder 16. Juli in der Stadt Suweida oder deren Umgebung statt, nachdem Regierungstruppen in die Stadt einmarschiert waren und eine Ausgangssperre verhängt hatten und bevor diese sich wieder zurückzogen. 

Am 22. Juli erklärte der Verteidigungsminister, er habe Kenntnis von „schockierenden und schwerwiegenden Verstößen, die von einer unbekannten Gruppe in Militäruniformen in der Stadt Suweida begangen wurden“. Zwei Monate zuvor, am 23. Mai, hatte der Verteidigungsminister bekannt gegeben, dass die größten ehemaligen bewaffneten Gruppen, die in Syrien aktiv waren, in die syrische Armee integriert worden seien. Er setzte den noch verbleibenden kleineren Gruppen eine Frist von zehn Tagen, um ebenfalls der Armee beizutreten oder mit strengen Maßnahmen rechnen zu müssen. 

Den von Amnesty International zusammengetragenen Beweisen zufolge trugen die an den Hinrichtungen beteiligten Männer verschiedene Arten von Kleidung: Militäruniformen, die an ihrem Tarnmuster oder ihrer einfarbigen beige- oder olivgrünen Farbe zu erkennen waren, Zivilkleidung mit militärischen Westen und einfarbige schwarze Uniformen, die denen der offiziellen Sicherheitskräfte ähnelten – einige davon mit dem Abzeichen der „Allgemeinen Sicherheit“ (General Security).  

Die meisten bewaffneten Männer in Militär- und Sicherheitsuniformen, die in den von Amnesty International überprüften Videos und Bildern zu sehen sind, tragen keine erkennbaren Abzeichen. Amnesty International hat jedoch Videos verifiziert, die bewaffnete Männer in Uniformen ohne Abzeichen zeigen, die in Lastwagen mit dem deutlich erkennbaren Logo des Innenministeriums fahren. Es gibt zudem Videos, die bewaffnete Männer in unterschiedlichen Uniformen mit deutlich erkennbaren Regierungsabzeichen zeigen, wie sie mit Männern ohne Abzeichen unmittelbar vor einer Hinrichtung im staatlichen Krankenhaus zusammenarbeiten. 

„Die Männer in Militär- und Sicherheitsuniformen und andere, dazugehörige Männer hatten keine Angst, zur Rechenschaft gezogen zu werden, sondern haben sich selbst sogar dabei gefilmt, wie sie Menschen in Suweida hinrichten. Eine unabhängige und unparteiische Untersuchung ist unerlässlich, um die Verantwortlichen zu identifizieren, sie zur Verantwortung zu ziehen und gegen die Straflosigkeit vorzugehen“, erklärt Diana Semaan.  

Von bewaffneten Männern gefilmte Hinrichtungen 

Die von Amnesty Internationals Evidence Lab verifizierten Videos zeigen Männer in Polizeiuniformen, die mindestens zwölf Männer mit Schusswaffen töten – einen an einer Schule, acht auf einem öffentlichen Platz und drei bei einer Wohnung. Die Organisation hat enge Angehörige und Anwohner*innen befragt, um die Identität der Getöteten zu verifizieren. 

Amnesty International hat die Hinrichtungen von acht Männern auf dem Tishreen-Platz [auch als Khaldoun-Zeinedine-Platz bekannt] dokumentiert. Ein verifiziertes Video, das von einem der Täter gefilmt wurde, zeigt acht Männer in Zivilkleidung umringt von bewaffneten Männern. Die Männer werden von mindestens zwölf Männern, die mit Sturmgewehren bewaffnet sind und Militäruniformen mit unterschiedlichen Mustern oder taktischer Ausrüstung tragen, eine Straße entlang zum Platz eskortiert. Einer der Bewaffneten trägt eine schlichte schwarze Uniform. 

Ein anderes verifiziertes Video zeigt einen Mann in Zivilkleidung, der vor dem Eingang einer öffentlichen Schule im Dorf Tha‘la auf dem Land bei Suweida sitzt und von mindestens drei mit Sturmgewehren bewaffneten Männern in Militäruniformen befragt wird. Bei mindestens einer der Waffen handelt es sich um eine AKM. In dem Video fragt ihn einer der bewaffneten Männer, ob er Moslem oder Druse sei. Der Mann antwortet, er sei Syrer. Als einer von ihnen ihn erneut fragt, antwortet der Mann, dass er Druse sei, worauf er von den Männern erschossen wird. Drei Personen aus dem Dorf Tha’la berichteten Amnesty International, dass die Hinrichtung des Mannes an der öffentlichen Schule am 15. Juli stattfand und dass bewaffnete Männer in Militäruniformen mit verschiedenen Aufdrucken und Männer in schlichten schwarzen Uniformen mit Abzeichen der Allgemeinen Sicherheit am frühen Morgen desselben Tages mit schwerem Gerät, darunter Panzer, in das Dorf gekommen waren. 

„Sie haben uns kaltblütig umgebracht“  

Eine Frau berichtete Amnesty International, dass ihre beiden Brüder und ihr Neffe zusammen mit vier weiteren Männern, die bei ihnen wohnten, am 16. Juli gegen 17:30 Uhr in einem Haus in der Nähe des staatlichen Krankenhauses hingerichtet worden waren.  

Sie und andere Familien hätten eigentlich geglaubt, als Zivilpersonen sicher zu sein. „Stattdessen haben sie uns kaltblütig umgebracht“, sagte sie. Sie beschrieb, dass sie den ganzen Tag lang gesehen hatten, wie Panzer in der Nachbarschaft hin und her fuhren, bevor drei bewaffnete Männer in beigefarbenen Militäruniformen an ihre Tür klopften: „Einer von ihnen sagte, wir seien sicher und sollten die Tür öffnen. Mein Bruder hat sofort die Tür geöffnet … und sie hereingebeten … Sie haben das Haus durchsucht. Sie brachten alle Männer zu einem in Bau befindlichen Gebäude nebenan … Dann hörte ich die Schüsse. Ich habe von der Tür aus herübergeschaut. Ich habe zwei der Soldaten gesehen, den dritten konnte ich nicht sehen …“  

Sie sagte, einer der Soldaten habe sie gesehen und in ihre Richtung geschossen. Die Männer kamen an dem Abend nicht mehr zurück: „Am nächsten Tag, als die Regierungstruppen weg waren, wurden wir durch Schreie geweckt. Unsere Nachbarn hatten die Männer tot in dem unfertigen Gebäude nebenan gefunden.“

Am gleichen Tag, dem 16. Juli, erschossen Männer in Militäruniformen in einem Wohnhaus am Tishreen-Platz einen 70-jährigen Mann in einem Rollstuhl mit zwei seiner Angehörigen, wie eine Person aus dem engsten Familienkreis berichtete.  

Am 15. Juli erzählte ein Vater, der angesichts der Berichte über die Hinrichtung drusischer Männer beschlossen hatte, mit seiner Familie aufs Land zu ziehen, dass seine drei Söhne und drei Neffen an einem mit zwei Männern in schwarzen Uniformen bemannten Kontrollpunkt erschossen wurden. Er und seine Frauen seien mit ihrem Wagen vorausgefahren, während ihr Sohn ihnen in einem anderen Auto mit seinen zwei Brüdern und drei Cousins gefolgt sei. 

Er sagte: „Die Sicherheitskräfte fragten mich, ob das Fahrzeug hinter mir zu mir gehören würde. Ich sagte ja. Die beiden gingen dann zum Auto meines Sohnes. Ich habe sie über den Rückspiegel beobachtet. Ich sah, wie mein Sohn sie anlächelte und salam aleikum [Der Friede sei mit euch] sagte. Eine der beiden Sicherheitskräfte trat einen Schritt zurück, grüßte ebenfalls und fing plötzlich an zu schießen – einfach so. Dann begann auch der zweite Beamte zu schießen. Am schlimmsten war es für mich, sehen zu müssen, wie der Körper meines Sohnes im Kugelhagel zuckte.“ 

Amnesty International hat Bilder vom Ort des Geschehens überprüft. Sie zeigen ein Auto mit zerbrochenen Fenstern und mindestens 60 Einschusslöchern, die aus zwei verschiedenen Winkeln abgefeuert wurden. 

Hinrichtung im staatlichen Krankenhaus 

Amnesty International hat auch die Hinrichtung einer medizinischen Fachkraft in einem Krankenhaus in Suweida durch Männer in Militäruniformen dokumentiert. Dabei waren weitere bewaffnete Männer und ein Angehöriger der Allgemeinen Sicherheit anwesend. 

Verifiziertes Videomaterial von Überwachungskameras zeigt mindestens 15 bewaffnete Männer, die sich am 16. Juli vor dem Eingang des Krankenhauses befinden. Zwölf von ihnen tragen Militäruniformen, zwei davon mit den schwarzen Abzeichen mit dem islamischen Glaubensbekenntnis darauf. Drei tragen die Uniform des Allgemeinen Sicherheitsdienstes. Drei weitere tragen Zivilkleidung. 

Ein Video, das am 16. Juli um 15:24 Uhr aufgenommen wurde, zeigt sieben bewaffnete Männer, von denen einige bereits im vorherigen Video zu sehen waren, beim Betreten der Eingangshalle des Krankenhauses, darunter einer in der Uniform des Allgemeinen Sicherheitsdienstes und einer mit einem Abzeichen mit dem islamischen Glaubensbekenntnis. Sie treiben mindestens 38 Personen zusammen, von denen die meisten Krankenhauskleidung tragen, und zwingen sie, sich mit erhobenen Händen hinzuknien. 

Ein medizinischer Mitarbeiter, Mohammed Rafiq al-Bahsas, scheint zu versuchen, mit den bewaffneten Männern zu verhandeln, wird jedoch offenbar auf Befehl des Mannes in schwarzer Uniform aus der Gruppe gezogen, auf den Kopf geschlagen und zu Boden geworfen, wo er von bewaffneten Männern umringt liegt. Al-Bahsas scheint mit erhobenen Händen um sein Leben zu flehen. Ein Mann in Militäruniform nimmt ein Gewehr und schießt zweimal aus nächster Nähe auf ihn. Sofort darauf wird er von einem anderen Mann, ebenfalls in Militäruniform, mit einer Pistole erschossen. Siebenundzwanzig Sekunden später schleppt ein weiterer bewaffneter Mann in Militäruniform Al-Bahsas‘ Leichnam weg. 

Presseteam Amnesty International Österreich
Valerie Schmid
+43-676 371 333 4
presse@amnesty.at




Filmpräsentation und Talk: Die letzte Botschafterin mit der afghanischen Botschafterin in Wien, Manizha Bakhtari

Sondervorstellung in Kooperation mit den afghanischen Vereinen AKIS, Neuer Start und der Solidaritätsgruppe Afghanistan sowie der Golden Girls Filmproduktion.

Montag, 8. September 2025, 18:00 – 20:00 Uhr
Kino De France, Schottenring 5, Heßgasse 7, 1010 Wien

Seit der Machtübernahme der Taliban befindet sich Manizha Bakhtari in einer außergewöhnlichen und prekären Situation: Sie vertritt ein Land, dessen alte Regierung geflohen ist und dessen neue Taliban-Regierung international nicht anerkannt wird. Trotz finanzieller und logistischer Isolation trotzt Manizha Bakhtari den Taliban und setzt sich als Botschafterin weiterhin für die Rechte afghanischer Frauen und Mädchen ein. Mit ihrem „Daughters“-Programm ermöglicht sie afghanischen Schülerinnen heimlich den Schulbesuch und organisiert als Botschafterin den politischen Widerstand gegen die Taliban. Unter immer schwierigeren Bedingungen wird sie zu einer der wichtigsten internationalen Sprecherinnen für die Frauen Afghanistans, getreu ihrem Motto „Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern die Anwesenheit von Gerechtigkeit“.

Mehr Info