PA: Myanmar/Bangladesch: Größte Bedrohung der Rohingya seit 2017

Ethnische Minderheit der Rohingya berichten von Vertreibungen und Tötungen von Zivilist*innen durch die Arakan Army. Tausende von Rohingya suchen in Bangladesch Schutz – dringender Bedarf an internationaler Unterstützung und humanitärer Hilfe. Bangladesch muss Pushbacks stoppen: Rückführungen nach Myanmar setzen Zivilist*innen Luftangriffen aus.

Wien, 24. Oktober 2024 – Geflüchtete Rohingya in Bangladesch benötigen dringend Zugang zu Nahrung, Unterkunft und medizinischer Versorgung. Sie flüchten vor der schlimmsten Welle von Gewalt seit den Angriffen gegen die Rohingya durch das myanmarische Militär im Jahr 2017, so Amnesty International heute.

Rohingya-Familien, die ihre Heimatorte in Myanmar verlassen mussten, geraten vermehrt zwischen die Fronten der Kämpfe zwischen dem myanmarischen Militär und der Arakan Army. Die Gewalt hat dazu geführt, dass Hunderttausende Menschen vertrieben wurden, und Zehntausende versuchen, nach Bangladesch zu fliehen.

„Wieder einmal werden Rohingya aus ihren Heimatorten vertrieben und getötet. Die Situation erinnert auf tragische Weise an die Massenvertreibungen von 2017. Doch dieses Mal werden sie gleich zweifach verfolgt: von der Arakan Army und dem myanmarischen Militär, das Rohingya-Männer zwangsrekrutiert“, so Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International. 

Im September 2024 führte Amnesty International mit 22 Personen Einzel- oder Gruppeninterviews, die vor Kurzem in Bangladesch Zuflucht gesucht haben.  Die neu eingetroffenen Geflüchteten berichteten, dass die Arakan Army rechtswidrig Rohingya-Zivilist*innen getötet und Menschen aus ihren Häusern vertrieben habe, wodurch sie weiteren Angriffen schutzlos ausgesetzt waren. Die Arakan Army bestreitet dies. 

Zudem sind Rohingya wahllosen Luftangriffen des myanmarischen Militärs ausgesetzt, bei denen bisher sowohl zivile Angehörige der Rohingya als auch der Rakhine getötet wurden. 
Zahlreiche Rohingya, darunter auch Kinder, die vor der Gewalt nach Bangladesch fliehen wollten, ertranken bei der Überfahrt.

Pushbacks aus Bangladesch verschärfen die Lage für Rohingya
Diejenigen, die die Grenze nach Bangladesch erreichen, finden in den Lagern von Geflüchteten oft keine angemessene Versorgung und leben unter prekären Bedingungen. Es mangelt an Nahrung, Wasser, angemessenen Unterkünften und Gesundheitsversorgung. Neuankommende sind besonders gefährdet, da sie oft nicht registriert sind und keinen Zugang zu humanitärer Hilfe haben. 

Amnesty International stellte zudem fest, dass bangladeschische Behörden immer wieder Geflüchtete nach Myanmar abschieben. Diese Rückführungen sind völkerrechtswidrig und setzen die Betroffenen erneut der Gefahr aus, bei wahllosen Luftangriffen getötet zu werden.

Die eskalierende Gewalt in Myanmar
Der Militärputsch in Myanmar im Jahr 2021 hatte katastrophale Folgen für die Menschenrechte. Myanmarische Armeeangehörige töteten mehr als 5.000 Zivilpersonen und nahmen mindestens 25.000 Menschen fest. Seit der Machtergreifung des Militärs hat Amnesty International unterschiedslose Luftangriffe der Armee dokumentiert, ebenso wie Folter und Misshandlung von Inhaftierten, Kollektivbestrafungen und willkürliche Festnahmen. 

Die aktuelle Eskalation im Bundesstaat Rakhine begann im Oktober 2023 mit dem Beginn einer Gegenoffensive der Arakan Army und zweier anderer bewaffneter Gruppen. Diese stellt für das Militär die größte Bedrohung seiner Kontrolle seit dem Staatsstreich von 2021 dar. Es kommt daher verstärkt zu wahllosen Luftangriffen seitens der Armee, bei denen Zivilpersonen verletzt, vertrieben oder getötet werden.

Der Bundesstaat Rakhine, in dem viele der mehr als 600.000 Rohingya in Myanmar noch immer beheimatet sind, wurde dabei stark in Mitleidenschaft gezogen. In vielen Städten wird offen gekämpft.

Das Militär in Myanmar verfolgt die Rohingya seit Jahrzehnten und hat sie 2017 massenhaft vertrieben. Im Rahmen eines landesweiten Militärdienstgesetzes werden sie nun gezwungen, zur Armee zu gehen.

Amnesty fordert internationale Reaktionen
Amnesty International fordert die internationale Gemeinschaft auf, umgehend zu handeln und die humanitäre Situation in Bangladesch zu verbessern. Zudem müssen Staaten ihre Bemühungen verstärken, den Rohingya langfristigen Schutz zu bieten.

 Rückfragen:
 Presseteam Amnesty International Österreich
Antonio Prokscha
+43-664-621 10 31
E-Mail: antonio.prokscha@amnesty.at




SDG 10 – Ungleichheit in und zwischen den Ländern verringern

Warum ist Ungleichheit eines der größten Probleme unserer Zeit? Die Rechercheliste gibt einen Überblick über das Thema und Zusammenhänge, liefert Links zu aufbereiteten Daten und aktuellen Berichten und stellt Expert:innen und Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt vor.

Hohe Ungleichheit hemmt die Chancen von Menschen auf ein gutes Leben. Das SDG 10 umfasst die verschiedensten Lebensbereiche: Gesundheit, Ernährung, Bildung, Wirtschaft und Politik. Ungleichheit zu verringern klingt zunächst sehr abstrakt. Konkreter wird dieses Problem in den Geschichten von Menschen. Denn es sind keine Einzelschicksale – die Ungleichheit hat System. Wenn etwa geschiedene Frauen doppelt so häufig von Armut betroffen sind wie geschiedene Männer oder Vermögen hauptsächlich von Männern an Männer weitergegeben wird. Ungleichheit hat viele Gesichter.

Wenn die Welt ein Dorf mit 100 Menschen wäre, dann wäre 1 von 5 Personen im Dorf bereits ungerecht behandelt worden. Zu den häufigsten Gründen für Diskriminierung gehört Ungleichbehandlung, die auf Faktoren wie Ethnizität, Hautfarbe oder Sprache beruht. Frauen erfahren mehr als doppelt so häufig wie Männer aufgrund ihres Geschlechts eine nachteilige Behandlung. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede können sich mit anderen Arten der Diskriminierung überschneiden, wie etwa Hautfarbe oder eine Behinderung. Der Begriff Intersektionalität beschreibt diese Situation, wenn mehrere Diskriminierungen zusammenwirken, also etwa bei einer Frau, die von Sexismus und Rassismus betroffen ist.

Vollständiger Text der Agenda 2030: ar70001.pdf (un.org)

Ziel 10 mit seinen Unterzielen: https://www.sdgwatch.at/de/ueber-sdgs/weniger-ungleichheiten/

Good to know – Infografiken und Infos auf einen Blick

Das Institute for Policy Studies, unter der Leitung von Sarah Anderson, stellt auf der Website Inequality.org Infos über Ungleichheit für Journalist:innen und politische Entscheidungsträger:innen zusammen.

Das Projekt Our World in Data stellt Daten und Visualisierungen zu Ungleichheit zusammen, wie Daten zum Gini-Koeffizienten. Dieser wird auch Gini-Index genannt und ist ein statistisches Maß für die Ungleichverteilungen. Die Ungleichheit wird auf einer Skala von 0 bis 1 gemessen. Höhere Werte weisen auf eine höhere Ungleichheit hin.

Die Statistik Austria Broschüre zum Monitoring der Agenda 2030 liefert Hauptaussagen auf einen Blick für die Jahre 2010 – 2022. Hier die Infografiken zu den 17 Ziele.

Der Gender Development Index (GDI) der Vereinten Nationen misst geschlechtsspezifische Ungleichheit in drei Dimensionen der menschlichen Entwicklung: Gesundheit, Bildung und Einkommen. Die interaktive Grafik macht es möglich diese Dimensionen innerhalb eines Landes und zwischen Ländern zu vergleichen.

Die Weltbank hat 2023 die wachsende Ungleichheit in 9 Graphiken zusammengefasst: 2023 in Nine Charts: A Growing Inequality

Aspekte & Fragestellungen rund um SDG 10

Dimensionen wachsender Ungleichheit

  • Die wirtschaftliche Dimension – Wer profitiert vom Wachstum?
  • Die soziale Dimension – Wer hat Zugang zu Ressourcen, zu staatlichen Basisdienstleistungen?
  • Die ökologische Dimension – Wie wirken sich Klimawandel und Biodiversitätsverlust auf Gesundheit, Ernährung und Produktivität aus?

Mehr Infos dazu in Broschüre Weniger Ungleichheit (bmz.de)

Messung der Indikatoren zum Ziel 10 in Österreich: Ziel 10: Weniger Ungleichheiten – STATISTIK AUSTRIA – Die Informationsmanager

Wirtschaftswachstum allein führt nicht zwangsläufig zu weniger Ungleichheit. Wie kann Wirtschaft inklusiver gestaltet werden?

  • Angepasste Steuer- und Haushaltspolitik
  • Bekämpfung von Korruption und Steuervermeidung

Mehr Infos dazu im Video der Veranstaltung der Arbeiterkammer mit Ökonom Zucman im Sommer 2024 über den Global Tax Evasion Report 2024: https://www.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/wirtschaft/verteilungsgerechtigkeit/Zucman.html

Sowie eine Zusammenfassung der Inhalte auf Deutsch: ExecutiveSummary_German.pdf

Weiterführende Infos

Der UBS Global Wealth Report 2024 zeigt auf, wie viel Vermögen vererbt wird: Es wird erwartet, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten rund 83 Billionen USD vererbt werden. Das entspricht in etwa dem Wert der gesamten Wirtschaftstätigkeit der Weltwirtschaft in einem einzigen Jahr. Global Wealth Report 2024: Vermögenswachstum von 4,2% gleicht Einbruch von 2022 aus | UBS Globale Themen

Wie reich die reichsten Menschen wirklich sind, liegt im Dunkeln. In seinem Bericht (2024) erklärt der Ökonom Gabriel Zucman, wie Personen mit hohem Vermögen Steuern ausweichen und welche Vorteile eine international koordinierte Vermögenssteuer hat. Eine globale Mindeststeuer von 2 Prozent hätte einen direkten Einfluss auf die Staatseinnahmen und könnte in Bildung, Gesundheit, die Energiewende und den Klimaschutz investiert werden. https://gabriel-zucman.eu/files/report-g20.pdf 

Das Bündnis Entwicklung Hilft hat mit dem Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum den Weltrisikobericht 2024 veröffentlicht. Die Krisen werden komplexer und sind zunehmend verknüpft. Länder in Asien und Amerika sind von Katastrophen besonders gefährdet. Der Abbau von Armut ist das wichtigste Werkzeug im Umgang mit Umweltkatastrophen. „Ein starkes soziales Sicherungssystem erhöht die Widerstandsfähigkeit aller gesellschaftlichen Gruppen gegenüber Schocks“, so der Bericht. WeltRisikoBericht 2024 – Welthungerhilfe

Expert:innen aus der Wissenschaft

Lena Detlefsen ist Postdoktorandin am Kiel Institut für Weltwirtschaft. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Bereiche: Verhaltensökonomie und Migrationsökonomie. Ihre Themenschwerpunkte sind: Chancengleichheit, Migration. Derzeit untersucht sie in einem Projekt am Beispiel von Senegal, welchen Einfluss der Klimawandel auf Einstellungen zur Migration und tatsächliche Migrationsentscheidungen hat.

Felix Dorn PhD ist Universitätsassistent (Post-Doc) am Institut für Internationale Entwicklung der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind soziale Ungleichheiten und sozial-ökologische Konflikte. Seine Beiträge für den Wissenstransfer umfassen mehrere Fotoserien, Artikel und einen Dokumentarfilm zu Lithium und anderen Rohstoffen.

Dr. Karin Heitzmann ist Sozioökonomin und leitet das Forschungsinstituts Economics of Inequality (INEQ) an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Ihre Schwerpunkte sind Armut und Ungleichheitsforschung. Weitere Infos zu INEQ und Kurzbiographien der wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen des Instituts sind im Jahresbericht: INEQ_Jahresbericht_2022_2023.pdf

Hans Holzinger ist Wirtschafts- und Sozialgeograf und war 30 Jahre an der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen als wissenschaftlicher Mitarbeiter. In seinem neuen Buch: Wirtschaftswende. Transformationsansätze und neue ökonomische Konzepte im Vergleich (2024) zeigt er, dass ein anderes Wirtschaften nötig und auch möglich ist.

Dr. Matthias Schnetzer ist Ökonom der Arbeiterkammer und Lektor für Wirtschaftspolitik an der WU, er ist spezialisiert auf Verteilungsfragen zu Einkommen und Vermögen. Hier eine Übersicht seiner Publikationen.

Die Demographin Anna Matysiak untersucht, was die Einkommensungleichheit für die Gründung von Familien bedeutet. Die steigende Ungleichheit führt dazu, dass Menschen mit höherer formaler Bildung mit höherer Wahrscheinlichkeit Familien gründen, als weniger gebildeten Bürger:innen.

Organisationen

Attac ist eine globalisierungskritische Nichtregierungsorganisation. Ziel der Organisation ist die Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der Bürger:innen. Lisa Mittendrein ist Sozioökonomin und Sprecherin von Attac Österreich.

Oxfam ist ein internationaler Verbund verschiedener Entwicklungsorganisationen. Max Lawson ist Leiter für Ungleichheitspolitik bei Oxfam International in Großbritannien und wird als Vortragender bei der EZA-Tagung der Stadt Wien eine Keynote halten (siehe Termine). 2024 hat Oxfam einen neuen Bericht über Ungleichheit auf Deutsch herausgebracht: Bericht zur sozialen Ungleichheit 2024: Inequality Inc.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine UN-Sonderorganisation. Die ILO hat im September in den globalen Arbeitsmarkttrends wachsende Ungleichheit festgestellt, da ein großer Teil der Jugendlichen weder Arbeit noch Bildung oder Ausbildung hat. Hier der Link zum Bericht: https://www.ilo.org/resource/news/global-labour-income-share-declines-putting-upward-pressure-inequality-sdg

Die UNI Global Gewerkschaft arbeitete mit Arbeitnehmer:innen aus über 150 verschiedenen Ländern zusammen, um bessere Arbeitsplätze und ein besseres Leben zu erreichen. Mit der Kampagne UNI Chancengleichheit sollen Gewerkschaften gestärkt werden und Ungleichheiten verringert: https://uniglobalunion.org/de/about/cross-sector-groups/equal-opportunities/

Bücher zum Thema

Soziale Ungleichheit und Bildung (2024), erschienen im UTB Verlag, von Anselm Böhmer, zeichnet die Zusammenhänge nach, um die Koppelung zwischen Bildung und sozialer Ungleichheit zu verstehen.

Visionen der Ungleichheit (2024), erschienen im Suhrkamp Verlag, von Branko Milanovic. Der Wissenschafter zeichnet die Entwicklung des Denkens über Ungleichheit nach und kommt zu dem Schluss, dass Ungleichheit nicht als überzeitliches Konzept gesehen werden kann: Jede Analyse ist untrennbar mit einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Ort verbunden.

Wirtschaftswende. Transformationsansätze und neue ökonomische Konzepte im Vergleich (2024), das neue Buch von Hans Holzinger, ist vollgepackt mit Konzepten, wie wir unter anderem Energie und Ernährung, Mobilität und Stadt, Konsum und Arbeit, Finanzen und Steuern so gestalten können, dass unsere Grundbedürfnisse befriedigt werden, ohne die Grenzen der Ökosysteme zu überschreiten. Holzinger erklärt Green Growth, Degrowth und postkapitalistische Ansätze, geht auf deren Chancen und Grenzen ein und schließt mit einem Plädoyer für eine moderne Bedürfnisökonomie.

Eine kurze Geschichte der Gleichheit (2024) von Thomas Piketty, erschienen in der 2. Auflage im C.H. Beck Verlag, ist ein ökonomischer Crashkurs. Der französische Ökonom Piketty macht in diesem Buch deutlich, dass das Problem der kolonialen Schuld angegangen werden muss, denn die einstigen Sklavenhalter und Kolonisatoren profitieren bis heute.

Limitarismus. Warum Reichtum begrenzt werden muss (2024) ist das neue Buch von Ingrid Robeyns. Die belgisch-niederländische Philosophin und Wirtschaftswissenschaftlerin zeigt auf, dass extremer Reichtum uns allen zutiefst schadet – auch den Superreichen. Anstelle unseres derzeitigen Systems bietet sie eine klare Alternative: den Limitarismus.

Termine zu Veranstaltungen mit Fokus Ungleichheit

30. Oktober:  EZA-Tagung der Stadt Wien:  EZA-Tagung der Stadt Wien: Ungleiche Welt (SDG 10) | SÜDWIND (suedwind.at)

17.-18. November: Konferenz an der WU Wien zu Vermögensungleichheit: Conference: Wealth Inequality & Intergenerational Mobility – Archiv – Events

27. November bis 10. Dezember: Filmfestival This Human World: This human world – international human rights film festival




Geplante Wahlen in Ländern des Globalen Südens

Uruguay: 24. und 27. Oktober: Präsidentschaftswahl und Parlamentswahlen
Kiribati: 25. Oktober: Präsidentschaftswahl
Botswana: 30. Oktober: Präsidentschaftswahl und Parlamentswahlen
Palau: 5. November: Präsidentschaftswahl und Parlamentswahlen
Mauritius: 10. November: Präsidentschaftswahl und Parlamentswahlen
Somaliland: 13. November: Präsidentschaftswahl
Sri Lanka: 14. November: Parlamentswahlen
Senegal: 17. November: Parlamentswahlen
Guinea-Bissau: 24. November: Parlamentswahlen
Namibia: 27. November Präsidentschaftswahl und Parlamentswahlen
Ghana: 7. Dezember Präsidentschaftswahl und Parlamentswahlen
Tschad: 29. Dezember: Parlamentswahlen




Internationale Gedenk- und Aktionstage 2024

·        13. Oktober: Tag der Katastrophenvorbeugung („International Day for Disaster Reduction“), ausgerufen von den Vereinten Nationen: Das „Sendai Rahmenwerk für Katastrophenvorsorge 2015-2030″ wurde auf der Dritten Weltkonferenz der Vereinten Nationen über die Verringerung des Katastrophenrisikos verabschiedet (März 2015 in Sendai, Japan). Sie bietet nach eigenen Angaben ein „knappes, präzises, vorausschauendes und aktionsorientiertes Rahmenwerk für Katastrophenvorsorge für die Zeit nach 2015“. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht das erste der sieben Ziele des Sendai-Rahmens für die Reduzierung von Katastrophenrisiken: die Verringerung der Katastrophensterblichkeit. https://www.dkkv.org/fileadmin/user_upload/Themenseiten/Sendai_Rahmenwerk_fuer_Katastrophenvorsorge_web_.pdf

·         16. Oktober: Welternährungstag  bzw. Welthungertag, ausgerufen von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen 1945.

·         17. Oktober: Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut. 1987 von Joseph Wresinski initiiert, 1992 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen proklamiert

·         24. Oktober: Welttag der Vereinten Nationen und der Information über Entwicklungsfragen. An diesem Tag ist 1945 die Charta der Vereinten Nationen in Kraft getreten. Der Welttag der Information über Entwicklungsfragen findet seit 1972 auf Beschluss der UN mit dem Ziel statt, die weltweite Aufmerksamkeit auf die Entwicklungsprobleme zu lenken sowie auf die Notwendigkeit der Stärkung internationale Zusammenarbeit, um diese globalen Ungerechtigkeiten zu lösen.

·         2. November: Internationaler Tag gegen Straflosigkeit für Verbrechen an Journalist*nnen, 2013 von den Vereinten Nationen im Andenken an zwei in 2013 in Mali getötete Journalist*innen initiiert.

·         15. November: Writers in Prison Day, initiiert 1980 durch das 1960 gegründete „Writers in Prison“-Kommittee der Schriftstellervereinigung P.E.N., in dem über 150 Schriftstellerorganisationen aus mehr als 100 Nationen vereinigt sind. An diesem Tag wird an verfolgte, inhaftierte und ermordete Schriftsteller*innen sowie Journalist*innen erinnert.

·         16. November: Internationaler Tag für Toleranz. Am 16. November 1995 unterzeichneten 185 Mitgliedsstaaten der UNESCO die Erklärung der Prinzipien zur Toleranz. Seitdem erinnert die UNESCO jährlich an jene Regeln, die ein menschenwürdiges Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen ermöglichen.

·         29. November: Buy Nothing Day. Der Buy Nothing Day (deutsch: Kauf-Nix-Tag) ist ein konsumkritischer Aktionstag am letzten Freitag im November. Er wird mittlerweile in 80 Ländern – auch in Österreich – organisiert. Er ist die Antwort auf den Black Friday, der in den USA traditionell die Kaufsaison für Weihnachten einleitet.

·         2. Dezember: Internationaler Tag zur Abschaffung der Sklaverei, von den Vereinten Nationen zur Abschaffung der Sklaverei initiiert in Erinnerung an die 1949 verabschiedete Konvention zur Bekämpfung des Menschenhandels und der Ausbeutung von Personen. Weltweit leben immer noch mehr als 20 Millionen Menschen in Sklaverei oder sklavenähnlichen Verhältnissen.

·         2. Dezember: Internationaler Tag des Ehrenamtes zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements. Der Tag wurde 1985 von den Vereinten Nationen (UN) beschlossen.

·         10. Dezember: Tag der Menschenrechte. Seit 1948 wird an diesem Tag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gedacht und von Menschenrechtsorganisationen genutzt, um auf Verletzungen dieser Rechte hinzuweisen.

·         18. Dezember: Internationaler Tag der Migrant:innen. 2000 hat die UNO diesen Tag ausgerufen, 1990 wurde die Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Migrant*innen und ihrer Familienangehörigen von der UN-Vollversammlung angenommen.




Veranstaltungen im November

12. November
Poetry Slam: Poetry Slam for Future – Mensch sein im (Klima-)Wandel in Graz

Künstler:innen und Aktivist:innen machen sich in ihren Texten Gedanken über die brennende Klima-Ungerechtigkeit. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit dem Publikum. Mit dabei bei der Veranstaltung des Afro-Asiatisches Instituts in Die Brücke (Grabenstraße 39) sind unter anderem Mieze Medusa, Jasmin Haas und Trisha Radda.
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13. November
Verleihung der Südwind-Auszeichnung „Die Seglerin“
in Wien
Martin Jäggle wird in der Südwind-Buchwelt (Schwarzspanierstraße
15, 1090) für seine Verdienste um das Südwind-Magazin und die entwicklungspolitische Bildung in Österreich gewürdigt. Wir freuen uns darüber.
Mit der „Seglerin“ zeichnet der Verein Südwind Entwicklungspolitik Wien Menschen aus, die sich in ihrem Leben entwicklungspolitisch engagiert und für Gerechtigkeit in der Welt eingesetzt haben. Im Jahr 2014 wurde die „Seglerin“ erstmals an Sigrun Berger verliehen. Weitere „Segler:innen“ in Folge waren Irmi Salzer, Herman Klosius, Inge Jäger, Fresia Dagach, Maria Szentpetery, Ilse Hanak, Pert Helm und Traude Novy. Jede dieser Personen steht für ehrenamtliches Engagement und für Organisationen, die sich für entwicklungspolitisch relevante Themen einsetzen.
Eintritt ist frei. Bitte um Anmeldung per Mail an olivia.tischler@suedwind.at

15. und 16. November
Interaktive Konferenz: Gemeinsam für eine fairsorgende Wirtschaft & Gesellschaft in Linz
Care-Arbeit, also Sorgearbeit, ist die Voraussetzung dafür, dass wir gut miteinander leben und füreinander da sein können.
Bezahlt oder unbezahlt ist sie die Grundlage für alle Lebensbereiche. Die
Realität sieht leider anders aus. In allen Care-Berufen gibt es zu wenig Zeit,
Personal, Geld und auch zu wenig Anerkennung. Es sind vor allem Frauen, die
diese unersetzliche Care-Arbeit leisten.
Damit ein gutes Leben für alle möglich wird, braucht es ein Wirtschaften, das
unsere Bedürfnisse und die der Natur ins Zentrum rückt.
Bei dieser interaktiven Konferenz im AK-Bildungshaus Jägermayrhof wird die Vision
einer fairsorgenden Wirtschaft und einer fairsorgenden Gesellschaft ins Zentrum
gestellt.
Mehr Infos und Anmeldung

19. und 20. November
Interreligiöse Fachtagung: „Religionen – Friedenspotenzial oder Konfliktfaktor?“ in Graz

Thematisch beleuchtet die Fachtagung im Grazer Rathaus das friedensstiftende Potenzial von Religion, aber auch ihre Rolle in aktuellen Konflikten wie der Ukraine sowie im Israel-Palästina-Konflikt. Es soll der Frage nachgegangen werden, ob religiöse Überzeugungen der Schlüssel zur Konfliktlösung sind – oder ob diese eher der Funken für neue Auseinandersetzungen sind? Die Tagung bietet dazu fachwissenschaftliche und interreligiöse Beiträge.
Mehr Info




PA: EU: Alarmierende Kehrtwende zu „Rückkehrzentren“

Anlässlich des EU-Gipfels am 17. und 18. Oktober fordert Amnesty International die die europäischen Entscheindungsträger*innen auf, sich für eine menschenwürdige und zukunftsfähige Politik für Geflüchtete und Migrant*innen einzusetzen und Vorschläge zur Einrichtung von „Rückkehrzentren“ außerhalb der EU entschieden abzulehnen.  

„Rückkehrzentren“ stehen im Widerspruch zu EU- und internationalem Recht, untergraben den kürzlich verabschiedeten EU-Migrations- und Asylpakt und widersprechen der eigenen Einschätzung der Kommission aus dem Jahr 2018, dass solche Pläne „erhebliche rechtliche und praktische Herausforderungen“ darstellen, „das Prinzip der Nicht-Zurückweisung gefährden“ und nicht „im Einklang mit den Werten der EU“ stehen. 

„Die schockierende Kehrtwende der Europäischen Kommission zu Rückkehrzentren und anderen sogenannten ‚innovativen Wegen‘ zur Steuerung der Migration ist höchst alarmierend. Seit Jahren verabsäumt es die Kommission, auf Mitgliedstaaten zu reagieren, die EU- und internationales Asylrecht eklatant missachten. Nun scheint sie entschlossen zu sein, eigene Vorschläge voranzutreiben, die mit den Menschenrechten und dem Völkerrecht unvereinbar sind“, sagte Eve Geddie, Direktorin von Amnesty International EU. 

„Regierungen wissen, dass Versuche, Menschen in Länder zu schicken, mit denen sie keine Verbindung haben und ohne verfahrensrechtliche Garantien, rechtswidrig, undurchführbar und teuer sind. Überall, wo solche Programme umgesetzt wurden, führten sie zu katastrophalen Menschenrechtsverletzungen und hatten verheerende Auswirkungen auf Asylsysteme.“ 

„Die EU-Führung sollte die Diskussionen über die ‚Externalisierung‘ oder ‚Auslagerung‘ von Verantwortung für den Schutz von Geflüchteten jenseits der EU-Grenzen beenden. Statt dieser grausamen Experimente sollten sie sich darauf konzentrieren, das Asylrecht in Europa zu stärken und in funktionierende Asyl- und Aufnahmesysteme zu investieren, die Menschen, die nach Europa kommen, und die Gesellschaften, die sie aufnehmen, unterstützen können.“ 

Hintergrund 

Im Vorfeld des EU-Gipfels hat Präsidentin Ursula von der Leyen den Mitgliedstaaten „innovative Wege“ zur Bewältigung unregelmäßiger Ankünfte versprochen und dabei das Italien-Albanien-Abkommen als nachahmenswertes Beispiel genannt, das diese Woche in Kraft getreten ist. Im Rahmen dieses Programms hat Italien damit begonnen, bestimmte Gruppen von Asylsuchenden in Haftzentren in Albanien zu transferieren, wo ihre Asylanträge bearbeitet werden. 

Amnesty International hat wiederholt darauf hingewiesen, dass solche Maßnahmen zu Menschenrechtsverletzungen führen, darunter automatische und willkürliche Inhaftierungen, die das Leben und die körperliche Unversehrtheit von Menschen gefährden, die auf See gerettet werden. Diese Praxis erhöht die Risiken für Kinder und gefährdete Personen, untergräbt den Zugang zu Asylverfahren mit allen erforderlichen Garantien und erhöht das Risiko der Zurückweisung (Refoulement). 

Rückfragen:
Presseteam Amnesty International Österreich
Antonio Prokscha
+43-664-621 10 31
E-Mail: antonio.prokscha@amnesty.at




PA: Appell gegen Kinderarbeit: Kinderzeichnungen erleuchten Justizministerium

Die Initiative „Kinderarbeit stoppen” richtet mit einer Fassadenprojektion eine Botschaft an die*den Justizminister*in der künftigen Regierung.  Wer auch immer in diesem Ministerium künftig Verantwortung trägt, muss wirksame Maßnahmen gegen Kinderarbeit setzen.  

Anlässlich des heutigen internationalen Tags gegen Armut erinnert die Initiative „Kinderarbeit stoppen“ mit einer Fassadenprojektion auf dem Justizministerium daran, dass Armut die Hauptursache für ausbeuterische Kinderarbeit ist. Mit der Aktion rückt sie die 160 Millionen Kinder weltweit ins Rampenlicht, die als Folge von Armut regelmäßig arbeiten müssen. Das Justizministerium erstrahlte am Vorabend in bunten Farben eines Videospots mit Zeichnungen gegen Kinderarbeit von Kindern aus Österreich, aber auch Ländern des Globalen Südens wie etwa Ghana.

Pressefotos von der Gebäudeprojektion am Justizministerium

Allein in Westafrika müssen etwa 1,56 Millionen Kinder im Kakaoanbau mitarbeiten. Kleinproduzent*innen profitieren zu wenig von den zuletzt gestiegenen Kakaopreisen. Das zwingt viele Familien, ihre Kinder bei der Arbeit auf den Feldern einzusetzen. Diese Problematik erfordert entschlossenes Handeln – auch in Österreich.

„Würden die Schokoladenhersteller*innen höhere Kakaopreise bezahlen, von denen die Kakaobäuer*innen gut leben können, wäre das Problem der Kinderarbeit im Kakaoanbau gelöst. Die EU ist die größte Abnehmerin für Kakao aus Westafrika. Sie kann durch ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet, faire Preise zu zahlen, einen großen Unterschied machen”, erklärt Emmanuel Ayifah von Send Ghana, Partnerorganisation der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.

„Es ist an der Zeit, dass Kinderarbeit weltweit der Vergangenheit angehört“, appelliert auch die Geschäftsführerin der Katholischen Jungschar Österreichs, Sigrid Kickingereder,  für das Bündnis Kinderarbeit stoppen. „Die europäische Lieferkettenrichtlinie ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, da sie Unternehmen verpflichtet, zu existenzsichernden Einkommen entlang ihrer Zulieferketten beizutragen.“

Mit Blick auf die bevorstehenden Regierungsverhandlungen fordert die Initiative „Kinderarbeit stoppen“, dass die nächste Regierung eine ambitionierte nationale Umsetzung der europäischen Lieferkettenrichtlinie vorantreibt. Die im April dieses Jahres verabschiedete europäische Richtlinie verpflichtet Unternehmen, menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflichten entlang globaler Wertschöpfungsketten wahrzunehmen. „Dabei braucht es einen klaren Fokus auf Kinderrechte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen, denn Armut darf kein Grund sein, Kinder ihrer Zukunft zu berauben”, sagt Kickingereder. Die Ausgestaltung des österreichischen Lieferkettengesetzes bietet eine historische Chance, Kinderrechte weltweit besser zu schützen – aber nur, wenn es unter Einbindung von Expert*innen und der Zivilgesellschaft entwickelt und dann konsequent umgesetzt wird.

Die Initiative „Kinderarbeit stoppen” – bestehend aus der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FAIRTRADE Österreich, Solidar Austria (ÖGB), Jugend Eine Welt, Kindernothilfe Österreich und Butterfly Rebels – setzt sich seit Jahren für ein europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen. www.kinderarbeitstoppen.at

Rückfragen & Kontakt: 
Elisabeth Holzner, 0676 88011 1000, elisabeth.holzner@dka.at




Veranstaltungshinweis: Sudan’s devastating war on people. What international response?

The panel discussion is part of the three-day Sudanese diaspora conference „Sudan Reconstruction“ with representatives from ten European countries in Vienna.   

Five years ago, a peaceful civil society uprising managed to oust Sudan´s long-term dictator Omar Al Bashir. A military coup in October 2021 put an end to hope for democracy and in April 2022, the two power-sharing military forces initiated a cruel war.  As a result, ten million people have been displaced and 25 million face the threat of a man-made massive famine.

The war in Sudan had also devastating effects on its already unstable neighboring countries. Its strategic location at the Red Sea has huge implications for the Arab Peninsula as well as for international trade and migration. Multiple international players have a stake in this crisis. Different mediation efforts have had little success.  Despite the humanitarian catastrophe and international implications of this crisis, there seems to be little attention to it by Western media and decision-makers.

Panel discussion:
Thursday, 24 October 2024, 19:00 – 21:00
Bruno Kreisky Forum, Armbrustergasse 15, 1190 Wien

With Suliman Baldo (key note), Director of the Sudan Transparency and Policy Tracker, Dániel Weiss (online), Deputy Head of Division for the Horn of Africa and East Africa (EEAS), Amira Osman, co-founder of the Gender Centre for Research and Training (GCRT) in Sudan and Osama Kheir Mohamed, diaspora youth activist.

Moderator: Irene Horejs, Bruno Kreisky Forum and former EU ambassador
Welcome: Georg Lennkh (Kreisky Forum), Ishraga Hamid (Mendy), Franz Schmidjell (VIDC)

Language: English

Mehr Info und Anmeldung




PA: NGOs fordern Einsatz für Stabilität, gegen Armut und Hunger

Diakonie, Jungschar, Globale Verantwortung, World Vision appellieren zu Welternährungs- und Weltarmutstag an Parteien, die Welt im Blick zu behalten und die globalen Krisen entschlossen anzupacken.

„Im Nationalratswahlkampf haben globale Krisen wie Hunger, Armut und Klimakrise kaum eine Rolle gespielt. Die Parteien fokussierten auf Themen wie Migration und Teuerung als nationale Herausforderungen, ohne deren globale Zusammenhänge zu benennen. Doch lassen sich globale Krisen nur durch Dialogführung und internationale Zusammenarbeit lösen“, erklärt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, am Welternährungstag, auf den morgen der Weltarmutstag folgt. So tra-gen Industriestaaten wie Österreich massiv zur Klimakrise bei, die insbesondere in ärmeren Ländern verheerende Dürreperioden und Überschwemmungen nach sich zieht und Ernte nach Ernte vernichtet. Werden Lebensmittel knapp und teuer, kann das insbesondere in fragilen Staaten ganze Gesellschaften destabilisieren und dazu führen, dass Menschen anderswo nach Sicherheit suchen.

EZA, Humanitäre Hilfe und Klimaschutz im Kampf gegen Hunger und Armut
Weltweit haben bis zu 757 Mio. Menschen nicht genug zu essen, über eine Milliarde gelten als multidimensional arm und laut einem aktuellen Bericht der Weltbank sind die 26 ärmsten Länder so hoch verschuldet wie seit 2006 nicht mehr. Die internationale Gemeinschaft ist weiter denn je von den Zielen kein Hunger und keine Armut der Agenda 2030 entfernt. „Die Klimakrise erschwert die Landwirtschaft in Ländern des Globalen Südens dramatisch. Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderungen und alte Menschen leiden besonders daran. Zum einen müssen wir endlich konsequenten Klimaschutz betreiben, zum anderen den jetzt schon betroffenen Menschen im Globalen Süden zur Seite stehen“, fordert Sigrid Kickingereder, Geschäftsführerin der Katholischen Jungschar und ihrer Dreikönigsaktion.

Zudem hängt in immer mehr Weltregionen das Überleben der Menschen von Humanitärer Hilfe ab, deren Finanzierungsbedarf laut Vereinten Nationen aktuell nur zu 33% gedeckt ist. „Anhaltende Konflikte, Wirtschaftskrisen und der Klimawandel haben dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren auch wie-der deutlich mehr Kinder hungern und unter Mangelernährung leiden. So werden drei Millionen Mädchen im Säuglingsalter ihren fünften Geburtstag nicht erleben. Besonders gravierend ist die Situation in Krisengebieten, wie in Nahost oder dem Sudan. Humanitäre Hilfe muss vor allem dort die Kinder erreichen, um langfristige Folgen von Unterernährung zu verhindern. Dafür braucht es ausreichend Mittel,“ erklärt Sebastian Corti, Geschäftsführer von World Vision Österreich.

Der Schlüssel einer wirksamen Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und Humanitären Hilfe liegt aller-dings in der Stärkung der lokalen Zivilgesellschaft, ergänzt Maria Katharina Moser, Direktorin von Di-akonie und Brot für die Welt. „Um die Armut in den ärmsten Ländern des Globalen Südens zu bekämp-fen, brauchen wir langfristige und lokal angepasste Lösungen, die die Klimaerhitzung mitbedenken. Eine neue Bundesregierung muss eine Koalition gegen Armut und Hunger und für eine starke Zivilgesellschaft bilden. Denn lokale Organisationen haben Hunger, Armut und Klimawandel gleichermaßen im Blick.“

Österreich profitiert von stabiler, friedlicher und gerechter Weltordnung
Im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen und des Bundesbudgets 2025 appelliert Lukas Wank daher an die Parteien, die Welt im Blick zu behalten und die Krisen entschlossen anzupacken: „Die nächste Bundesregierung ist gefordert, die Mittel für EZA, Humanitäre Hilfe und internationalen Klimaschutz deutlich zu erhöhen. Wir brauchen eine Politik, die das humanitäre Völkerrecht stärkt und die Zivilgesellschaft unterstützt. Entscheiden Sie sich gegen nationale Alleingänge, die eine weltweite nachhaltige Entwicklung behindern, und setzen Sie sich für eine gerechte, friedliche und stabile Weltordnung ein. Davon profitieren Menschen in armen Ländern genauso wie wir in Österreich und Europa.“

Link: Entwicklungspolitische Forderungen der AG Globale Verantwortung zur NR-Wahl 2024

Für Rückfragen
Hannah Hauptmann
Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit
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PA: Ein trauriger Meilenstein in Gaza: Hunger prägt das Kriegsjahr

Aktion gegen den Hunger und Insecurity Insight haben einen Bericht veröffentlicht, der die verheerenden Folgen der Gewalt im Gazastreifen für die Ernährungssituation der Menschen aufzeigt. Zudem dokumentiert der Bericht Vorfälle, bei denen Hunger als Kriegswaffe unter Verletzung des humanitären Völkerrechts eingesetzt worden sein könnte.

Vor über einem Jahr haben die Hamas und ihr nahestehende bewaffnete Gruppen mehr als 1.000 israelische und ausländische Staatsangehörige, darunter 22 Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens, getötet und über 220 Menschen als Geiseln genommen. Die Bevölkerung in Gaza leidet seitdem unter unerbittlicher Gewalt: Unablässige Bombardierungen und die Zerstörung ziviler Wohnhäuser sowie wichtiger Infrastrukturen wie Krankenhäuser, landwirtschaftliche Flächen oder Brunnen kennzeichnen das Kriegsjahr in Gaza. Mehr als 42.000 Menschen, viele von ihnen Frauen und Kinder, wurden getötet. Der Hunger nimmt zu, und die humanitäre und medizinische Hilfe wird behindert.

Der aktuelle Bericht zeigt die verheerenden Folgen der Gewalt für die Nahrungsmittelproduktion, -verarbeitung und -verteilung in Gaza auf. Darüber hinaus dokumentiert er Beispiele und Vorfälle, bei denen Hunger als Kriegswaffe unter Verletzung des humanitären Völkerrechts eingesetzt wurde. Insecurity Insight hat in Gaza seit dem 8. Oktober 2023 Berichte über mindestens folgende Fälle dokumentiert:

  • 22 Fälle, in denen Bäckereien oder ihre Umgebung von Sprengkörpern aus der Luft getroffen wurden. Die führte häufig zu schweren Schäden oder Zerstörungen und machte die Einrichtungen unbrauchbar.
  • 151 Fälle, in denen landwirtschaftliche Flächen von Sprengkörpern getroffen wurden, und
  • 24 Fälle, in denen Märkte und Marktbereiche mit Sprengstoff angegriffen wurden.[1]

Zugangsbeschränkungen und Einschränkungen in der Telekommunikation lassen vermuten, dass diese Zahlen die katastrophalen Bedingungen nur teilweise widerspiegeln.

Der Bericht weist zudem auf die gravierenden Auswirkungen des Zusammenbruchs des Gesundheitssystems in Gaza auf die Behandlung von Unterernährung hin. Fast die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens ist von einer Hungersnot bedroht. Unhygienische Bedingungen sowie die Verbreitung von Krankheiten schwächen die Menschen weiter.

„Hunger wird in Gaza als Kriegswaffe eingesetzt. Die Zerstörung der zivilen Infrastruktur und der landwirtschaftlichen Flächen in Verbindung mit der Blockade von Hilfsgütern zeigt eine klare Missachtung des humanitären Völkerrechts. Es ist dringend notwendig, dass die Zivilbevölkerung geschützt wird, und dass Schutzmechanismen für humanitäre Helferinnen und Helfer gewährleistet werden“, sagte Natalia Anguera, Programmleiterin für den Nahen Osten bei Aktion gegen den Hunger.

Der Bericht empfiehlt Folgendes:

  1. Alle Konfliktparteien sollen einem sofortigen und anhaltenden humanitären Waffenstillstand zustimmen sowie alle Geiseln und zivilen Gefangenen freilassen.
  2. Alle Konfliktparteien müssen humanitäre Hilfe und Gesundheitseinrichtungen aktiv schützen. Alle notwendigen Vorkehrungen zum Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur müssen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht erfolgen.
  3. Die Konfliktparteien sollen sich strikt an die Protokolle zur Konfliktentschärfung halten, um den sicheren Transport von Hilfsgütern innerhalb des Gazastreifens zu gewährleisten. Fälle, in denen möglicherweise gegen die Protokolle verstoßen wurde, sollen von einer unabhängigen Behörde rasch und unparteiisch untersucht werden.
  4. Es sollen zusätzliche Hilfskorridore eingerichtet werden, um die kontinuierliche und verstärkte Versorgung des Gazastreifens mit humanitärer Hilfe und lebenswichtigen Gütern zu gewährleisten, insbesondere in Vorbereitung auf die Winterregenfälle und Überschwemmungen.
  5. Vertreibungsanordnungen und wiederholte Zwangsevakuierungen sollen beendet werden, um eine weitere Verschlechterung der ausgewiesenen ‘humanitären Zonen’ zu verhindern. Frühere Vertreibungsanordnungen sollen zurückgenommen werden, um den Palästinenser*innen die Rückkehr in ihre Häuser zu erleichtern, sobald dies sicher ist.

Der vollständige Bericht kann hier eingesehen werden:
https://www.aktiongegendenhunger.de/sites/default/files/2024-10/A-Grim-Milestone-in-Gaza-and-Israel-One-Year-of-Life-Lost-to-Horror-and-Hunger.pdf

Der vorherige ausführliche Bericht von Insecurity Insight, der im Juni 2024 über konfliktbedingten Hunger in Gaza veröffentlicht wurde, ist hier abrufbar.


[1] Die Daten decken den Zeitraum vom 7. Oktober 2023 bis zum 27. September 2024 ab. Sie beruhen auf Vorfällen, die aus offenen Quellen wie Nachrichtenartikeln und Beiträgen von Partnern ermittelt wurden. Die Vorfälle wurden nicht unabhängig überprüft. Die Zahlen werden wahrscheinlich durch Meldesperren beeinflusst und können sich ändern, wenn mehr Informationen verfügbar werden.

Hinweis an die Redaktionen

Sprecher*innen verfügbar: Gerne vermitteln wir Interviews, liefern Gastbeiträge oder führen Hintergrundgespräche.  

Über Aktion gegen den Hunger

Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 56 Ländern und Regionen aktiv ist und über 21 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 40 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.987 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen. 

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