Archiv der Kategorie: Entwicklungszusammenarbeit

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PA: Forschen ohne Grenzen

ADA und OeAD feiern 10 Jahre Partnerschaften der Hochschulbildung und Forschung für nachhaltige Entwicklung

Das Hochschulkooperationsprogramm der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit „APPEAR“ wird heuer zehn Jahre alt. Seit dem ersten Aufruf zu Projekteinreichungen im Frühjahr 2010 sind 43 mehrjährige Partnerschaften zwischen österreichischen Universitäten oder Fachhochschulen und wissenschaftlichen Institutionen in 20 Ländern des globalen Südens entstanden. 126 internationale Master- oder PhD-Studierende konnten mit einem Stipendium eine Hochschule in Österreich besuchen. Anfang Dezember starten die Austrian Development Agency und der OeAD, der für die Umsetzung verantwortlich ist, in die dritte Phase des österreichischen Vorzeigeprogramms.
 
Wien, 3. Dezember 2020 – Nachhaltiges Management von Gewässern und Fischerei in Burkina Faso, verbesserte Gesundheit von Müttern und Neugeborenen in Äthiopien, sanfter Tourismus in Georgien und Armenien oder der Aufbau von Gender Studies an der Islamischen Universität Gaza – das ist nur eine Auswahl jener Themen, zu denen das Hochschulkooperationsprogramm der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit internationale Forschung und Lehre stärkt. Die Partnerschaften zwischen österreichischen Universitäten bzw. Fachhochschulen und akademischen Institutionen in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie im arabischen Raum haben alle dasselbe Ziel: Einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung und zur Internationalisierung im Hochschulbereich leisten.
 
In den vergangenen zehn Jahren förderte die Austrian Development Agency (ADA), die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, das Programm mit dem klingenden Akronym „APPEAR“ mit rund 20 Millionen Euro. 43 universitäre Kooperationsprojekte und 126 Stipendien wurden so ermöglicht, 691 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Knapp 11.000 Studierende und Lehrende profitierten bisher von den Hochschulpartnerschaften. Im Dezember 2020 starten die ADA und der OeAD, der die Initiative betreut und umsetzt, in die dritte Phase ihrer Zusammenarbeit. Insgesamt 18,7 Millionen Euro stellt die Austrian Development Agency bis Ende 2027 dafür zur Verfügung. Sie fließen in mindestens 30 weitere akademische Kooperationsprojekte sowie 54 PhD- und zehn Master-Stipendien.
 
Österreichisches Aushängeschild mit internationaler Vorbildwirkung
„Bildung ist ein wesentlicher Faktor für die Reduzierung von Armut und eine dezidierte Priorität der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Mit unserem Hochschulkooperationsprogramm leisten wir einen erheblichen Beitrag zur Stärkung von Lehre, Forschung und institutionellen Kapazitäten in unseren Schwerpunktländern und darüber hinaus – über die Grenzen von Staaten, Kulturen und Disziplinen hinweg. Unsere Erfolgsbilanz der vergangenen zehn Jahre macht Mut und zeigt deutlich: Für bessere Lebensbedingungen weltweit sind die Beiträge der Wissenschaft von enormer Bedeutung. APPEAR ist zu Recht das Vorzeigeprogramm der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit“, betont ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter.
 
Gleichberechtigte Partnerschaft
Partnerschaft auf Augenhöhe ist ein Grundprinzip von APPEAR. Das Programm setzt auf akademische Gleichberechtigung statt auf einseitigen Wissenstransfer. Die Partnerinstitutionen im globalen Süden definieren den entwicklungspolitischen und institutionellen Bedarf sowie die Forschungsfragen selbst. Gemeinsam mit österreichischen Universitäten oder Fachhochschulen erarbeiten sie nachhaltige Lösungen, indem sie unterschiedliche Methoden, kulturelle Systeme und Interpretationsweisen zusammenführen. Der freie Zugang zu Forschungsergebnissen und, wo möglich, zu generierten Datenbeständen („Open Access, Open Data“) ist ein weiteres Charakteristikum von APPEAR.
 
Effiziente Umsetzung durch langjährigen Partner OeAD
Der OeAD, die nationale Agentur für Bildung und Internationalisierung, ist seit Anbeginn für die Betreuung und Umsetzung des Programms zuständig. Dabei greift der langjährige ADA-Partner auf seine breite Expertise sowohl im Bereich der internationalen Kooperation im tertiären Bildungssektor als auch in der Durchführung von Forschungs- und Stipendienprogrammen zurück.
 
„Dem OeAD ist die Zusammenarbeit zwischen österreichischen Hochschulen und Universitäten sowie wissenschaftlichen Einrichtungen in den Partnerländern der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit besonders wichtig“, resümiert OeAD-Geschäftsführer Jakob Calice. „Die Stärkung von wissenschaftlichen Kompetenzen, institutionellem Lernen und wissenschaftlicher Forschung tragen zur schrittweisen Realisierung der Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung bei. Ergebnisse werden vor Ort umgesetzt und verbessern die Lebenssituation in strukturschwachen Regionen. Daraus ergeben sich vielfältige Erfahrungen lösungsorientierter Forschung, von denen auch die heimische Wissenschaft maßgeblich profitiert“, so Calice.
 
Beitrag zu qualitätsvoller Hochschulbildung für alle
APPEAR trägt in erster Linie zu Ziel 4.3 der 17 Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) bei. Es lautet: Bis 2030 den gleichberechtigten Zugang aller Frauen und Männer zu einer erschwinglichen und hochwertigen fachlichen, beruflichen und tertiären Bildung einschließlich universitärer Bildung gewährleisten. Über Veranstaltungen, die Kooperation mit dem Wiener Filmfestival „this human world“ oder die OeAD-Podcast-Reihe „Welt im Ohr“ auf Ö1 Radio Campus bindet APPEAR auch in Österreich möglichst viele Akteure ein. Diese Aktivitäten vertiefen das Verständnis für globale Verflechtungen und machen Wissenschaft im entwicklungspolitischen Kontext erlebbar.
 
Hier geht es zu Fotos von vier ausgewählten Hochschulpartnerschaften in Ost- und Westafrika.

Austrian Development Agency (ADA)
Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt die ADA derzeit Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um.
 
OeAD
Der OeAD, die Agentur für Bildung und Internationalisierung, fördert und vernetzt mit seinen Programmen Menschen und Institutionen aus Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur. Als Agentur der Republik Österreich leistet der OeAD damit einen Beitrag zur inklusiven, gleichberechtigten und hochwertigen Bildung. Als wichtigste Instrumente dienen der europäische und internationale Austausch sowie die grenzüberschreitende Mobilität. So ist der OeAD unter anderem für die Umsetzung von „Erasmus+ Bildung“ in Österreich verantwortlich.
 
Rückfragehinweise:
Austrian Development Agency,
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit 

Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 676 83903414      
katharina.schreiber@ada.gv.at
https://www.entwicklung.at/

OeAD-GmbH – Agentur für Bildung und Internationalisierung
Mag. Ursula Hilmar
presse@oead.at
www.oead.at

PA: AG Globale Verantwortung begrüßt Fortschritt bei Österreichs Humanitärer Hilfe

Nach Erhöhung des Auslandskatastrophenfonds Strategie entwickeln und Planbarkeit ermöglichen

03.12.2020. Der heutige Ministerrat hat die Ausschüttung von weiteren 14,2 Mio. Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds zur Bekämpfung von COVID-19-Folgen in afrikanischen und asiatischen Staaten beschlossen. „Es ist eine positive Entwicklung, dass heuer bereits 50 Mio. Euro aus dem aufgestockten Auslandskatastrophenfonds für Menschen in Not zur Verfügung gestellt werden konnten. Ein wichtiger und für viele Menschen – im wahrsten Sinn des Wortes – überlebensnotwendiger Schritt“, zeigt sich Annelies Vilim, Geschäftsführerin des Dachverbandes Globale Verantwortung mit 35 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe, erfreut.

Planbare Mittel für langanhaltende Krisen

„Andere Gesundheitskrisen, politische Konflikte und die Erderhitzung gönnen uns während der Pandemie keine Auszeit, ganz im Gegenteil: Laut Schätzungen der UNO sind mittlerweile 168 Mio. Menschen auf Humanitäre Hilfe angewiesen – so viele wie seit langem nicht mehr, Tendenz steigend“, führt Vilim weiter aus.

Daher gilt es jetzt, die im Regierungsprogramm vorgesehene Strategie für die Humanitäre Hilfe Österreichs unter Einbeziehung humanitärer Organisationen so zu finalisieren, dass Humanitäre Hilfe den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen besser gerecht werden kann. „Dazu gehört, Mittel für langanhaltende und vergessene Krisen zu Beginn eines Jahres zu planen und festzulegen. Denn viele Krisen dauern im Schnitt acht Jahre, in Syrien herrscht mittlerweile fast zehn Jahre Krieg“ schließt Vilim.

Rückfragen & Kontakt:

AG Globale Verantwortung
Hannah Hauptmann
Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit
+43 1 522 44 22 – 15 | +43 699 17 20 42 07
hannah.hauptmann@globaleverantwortung.at
www.globaleverantwortung.at

Online-Zeitschriften & CD-Präsentation: Vergangenheit und Zukunft von Frauen*- und Menschenrechten Peking +25 // Resolution 1325 // Sustainable Development Goals 

Am Fr, 4. Dezember 2020, 18:30 Uhr geht es um feministische Medienarbeit: Zunächst wird die neue Ausgabe der Zeitschrift Frauen*solidarität zu den Themen Peking+25 und Resolution 1325 vorgestellt, dann die Best-of-CD 2020 der Sendereihe Globale Dialoge – gestaltet von der Redaktionsgruppe Women on Air.

Vor 25 Jahren fand die letzte UN-Weltfrauenkonferenz in Peking statt. Das Abschlussdokument – die Pekinger Aktionsplattform – ist für viele Frauenrechtsaktivist*innen weltweit noch immer ein Referenzdokument. Was Aktivist*innen damals nicht weit genug ging, scheint heute undenkbar. Das zweite Jubiläum, mit dem sich die Autor*innen der Zeitschrift befassen ist die UN-Sicherheitsrat-Resolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit. Sie gilt als Meilenstein zur Anerkennung, Ächtung und Bekämpfung sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Kriegen und Konflikten. 2020 wird diese Resolution 20 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern?

Eine weitere UN-Agenda wird 5 Jahre alt. Die 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung (17 Sustainable Development Goals #SDGs), verabschiedet von den globalen Entscheidungsträger*innen im Jahr 2015, ist darauf ausgerichtet, Menschenrechte für alle zu verwirklichen und Geschlechtergleichstellung sowie die Selbstbestimmung aller Frauen und Mädchen zu erreichen. Um dieser Zielsetzung gerecht zu werden, ist es wichtig, auf die verschiedenen Frauen*rollen/-perspektiven einzugehen. Auf der Jahres-CD 2020: „Gender Equality and Women’s Empowerment“ werden in acht Radiobeiträgen feministische Perspektiven auf die globalen Ziele reflektiert und vorgestellt.

Durch den Abend führt euch Elisabeth Günther (Moderation), Claudia Dal-Bianco (Redakteurin Frauen*solidarität) und Tania Napravnik (Projektkoordinatorin Globale Dialoge – Women on Air)

Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und es werden Screenshots gemacht.

Link zur Veranstaltung hier
Meeting-ID: 821 7185 0146

Online Veranstaltung: Digitalisierung und Entwicklung

Am 02.12.2020 von 16:00 – 18:30 Uhr lädt die ÖFSE zur Präsentation der Publikation „Österreichische Entwicklungspolitik 2020 – Digitalisation for Development? Challenges for Developing Countries.“ mit anschließender Diskussion mit Monika Kuffer (University of Twente), Lukas Schlögl (Universität Wien), Erwin Künzi (ADA), Michael Obrovsky (ÖFSE).

Beflügelt von neuen Technologien wie Robotern, künstlicher Intelligenz, Big Data oder Automatisierung und nicht zuletzt durch die Covid-19 Pandemie, ist der Diskurs über Digitalisierung in den letzten Jahren in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.

Die Einschätzungen dieser Dynamik sind jedoch sehr unterschiedlicher, und das gilt insbesondere für deren Auswirkungen auf die Entwicklungsländer. Ermöglichen digitale Technologien eine schnelle nachholende Wirtschaftsentwicklung für den Globalen Süden, oder tendieren sie dazu, menschliche Arbeit zu ersetzen und führen folglich zu Massenarbeitslosigkeit und verschärften sozialen Ungleichheiten?

Die diesjährige Ausgabe der Publikation „Österreichische Entwicklungspolitik – Analysen, Berichte, Informationen“ widmet sich schwerpunktmäßig der Analyse von Digitalisierungsprozessen in Entwicklungsländern. Sie spricht unterschiedliche Fragen, von technologischen Anpassungs- bzw. Innovationskapazitäten über digitale Anwendungen für Finanzdienstleistungen, globale Güterketten und Stadtplanung, bis hin zu den Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte und Bildungssysteme, an. In einem zweiten Teil analysiert die Publikation die Gesamtheit der Finanzflüsse Österreichs an Entwicklungsländer und diskutiert diese vor dem Hintergrund aktueller Trends in der österreichischen Entwicklungspolitik.

Programm (pdf)

Anmeldung

Ein Zugangslink zur Veranstaltung wird kurz vor der Veranstaltung an alle TeilnehmerInnen versendet.

PA: Schoko-Nikolo Check von Südwind und GLOBAL 2000

Vier öko-faire Testsieger, ein Drittel der Schoko-Figuren durchgefallen. Nikoläuse nach sozialen und ökologischen Kriterien bewertet – Anstieg an Kinderarbeit in der Kakaoproduktion aufgrund von Corona zu befürchten.

Das Nikolaus-Fest fällt heuer aufgrund der Coronakrise ein wenig anders aus als gewohnt. Vielen wird der Nikolaus wohl nur in seiner süßen Variante einen Besuch abstatten. Damit das Nikolo-Fest auch sozial und ökologisch fair wird, haben die entwicklungspolitische Organisation Südwind und die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 die festliche Schokoware einem Nachhaltigkeitscheck unterzogen. Insgesamt 18 Schokoladen-Nikoläuse, die bis 13.11.2020 im österreichweiten Handel erhältlich waren, wurden unter die Lupe genommen und nach den Ampelfarben mit grün, gelb oder rot bewertet.

 Vier Testsieger, EZA-Nikolaus besonders sozial und ökologisch
Testsieger sind der „EZA Schoko-Nikolo“, der in den Weltläden erhältlich ist, der „Spar Natur pur Bio-Nikolaus“ von Spar, der „Monarc Bio-Fairtrade Nikolo“ von Hofer sowie der „Schönenberger Weihnachtsmann im Sternenkleid“ von denn‘s. Sie tragen das Bio- und das Fairtrade-Gütesiegel und sind somit sowohl aus sozialer als auch aus ökologischer Sicht am verträglichsten. Besonders zu empfehlen ist laut Angelika Derfler, Südwind-Mitarbeiterin, der Schoko-Nikolaus von EZA Fairer Handel: „ Die Schoko-Figuren von EZA Fairer Handel sind nicht nur doppelt grün bewertet sondern ermöglichen es den KonsumentInnen darüber hinaus auch, den Kakao und Rohrzucker bis zu den Ursprungskooperativen zurückzuverfolgen.“ Erhältlich sind sie in allen Weltläden und Geschäften des fairen Handels, die aktuell auch Onlinebestellungen inkl. Zustellung anbieten.

Gute Entwicklungen im Mittelfeld –  ein Drittel der Nikoläuse verbesserungswürdig
Positiv aufgefallen sind Derfler auch die Entwicklungen im Mittelfeld der bewerteten Nikoläuse. Zumindest ein Drittel der gesamten bewerteten Schoko-Figuren weist entweder soziale oder um ökologische Standards in der Schokoladenproduktion auf. Der „Schoko Nikolo“ von Billa, der „Rosengarten Vollmilch Weihnachtsmann“ und der „Rosengarten Weihnachtsmann“ von basic, der „Favorina Weihnachtsmann“ und der „Favorina Kleine Weihnachtsmann“ von Lidl sowie der „Schoko Weihnachtsmann“ von DM wurden in je einer Kategorie grün bewertet, in der zweiten jedoch bereits mit gelb. Der „Monarc-Nikolo“ von Hofer wurde zweimal mit gelb bewertet. Das Schlusslicht in der Nachhaltigkeitsbewertung bildeten die Nikoläuse der bekannten großen Schokolademarken Milka, Lindt, Hauswirth, KitKat, Smarties und Kinder. Sie wurden aufgrund fehlender unabhängiger Zertifizierungen sowohl aus sozialer als auch aus ökologischer Sicht rot bewertet.

Ausbeutung von Mensch und Natur in der Kakaobranche durch Corona verschärft
Der Kakaoanbau hat viele Facetten. In kleinbäuerlichen Strukturen mit fairen Arbeitsbedingungen, angemessener Bezahlung und ökologischen Richtlinien kann Schokolade auch nachhaltig produziert werden. Im konventionellen Kakaoanbau – der im Check mit rot bewertet wurde – kommt es jedoch häufig zu extremer Ausbeutung von Mensch und Natur. Derfler erklärt weiter: „Wir gehen davon aus, dass Corona die bereits prekären Arbeitsbedingungen und die ohnehin schon magere Bezahlung in konventionellen Betrieben weiter verschlechtern wird. Auch eine Zunahme von Kinderarbeit ist zu befürchten“. Laut einer aktuellen Studie der Universität Chicago müssen derzeit etwa 1,5 Mio. Kinder in der Elfenbeinküste und Ghana unter besonders prekären Bedingungen arbeiten gehen, um ihre Familien zu ernähren. Diese beiden Länder sind für 60% der Kakaoproduktion der globalen Kakaoproduktion verantwortlich. 

 Dr. Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von GLOBAL 2000, ergänzt um die nicht minder problematischen ökologischen Bedingungen: „Bei Schoko-Produkten ohne Zertifizierung, die konventionell hergestellt werden, kommt es oft zu Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung. Im Kakaoanbau kommen zum Beispiel oft umwelt- und gesundheitsschädliche Pestizide zum Einsatz. Viele davon sind so gefährlich, dass ihr Gebrauch in Europa bereits längst verboten ist. Diese sind nicht nur extrem schädlich für die Natur, sondern haben auch fatale Auswirkungen auf die Menschen und Kinder, die in den Plantagen arbeiten oder in ihrer Nachbarschaft leben. Auch Abholzung von Regenwälder in Schutzgebieten ist immer wieder ein Problem.“ Abschließend halten Derfler und Wildenberg fest: „ Wer ein sozial und ökologisch faires Nikolo-Fest haben möchte, ist mit unseren Grün bewerteten Produkten gut beraten. Man kann sich sicher sein, dass hier ProduzentInnen fair bezahlt, keine Kinder ausgebeutet und die Umwelt nicht vergiftet wurde.“

Hintergrundinformationen:

Fotos und Grafiken: Druckfähige Fotos zum honorarfreien Abdruck unter Angabe des Copyrights zum Download finden Sie hier: https://www.suedwind.at/pressefotos/

Rückfragehinweis
Caroline Sommeregger, Südwind Presseteam, caroline.sommeregger@suedwind.at, +43 680 14 43 787
Michael Lachsteiner, GLOBAL 2000 Pressesprecher, michael.lachsteiner@global2000.at, +43 699 14 2000 20
Dr. Martin Wildenberg, GLOBAL 2000 Nachhaltigkeits-Experte, martin.wildenberg@global2000.at, +43 699 14 2000 46 

PA: Österreich hilft bei Bewältigung multipler Krisen in Burkina Faso

Am 22. November wählt eines der ärmsten Länder der Welt ein neues Parlament und seinen Präsidenten oder seine Präsidentin. Jihadistische Gewalt, Ernährungskrisen, mangelnde Bildung und eine ineffiziente Verwaltung zählen zu den größten Herausforderungen Burkina Fasos. Seit 1992 ist der westafrikanische Binnenstaat Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Mit Nahrungsmittelhilfe, gezielten Investitionen in kleine Betriebe und nicht zuletzt Unterstützung bei der Bewältigung von COVID-19 leistet Österreich einen Beitrag für bessere Lebensbedingungen vor Ort.

Sechs Jahre nach der Absetzung von Langzeitpräsident Blaise Compaoré im Oktober 2014 steht die Präsidentschaft seines demokratisch gewählten Nachfolgers auf dem Prüfstand. Roch Marc Christian Kaboré tritt für eine zweite Amtszeit an. 2015 läuteten friedliche Wahlen den demokratischen Wandel ein. Die Meinungs- und Pressefreiheit erstarkte sukzessive. Fünf Jahre später findet die Abstimmung für das höchste Amt in Burkina Faso vor allem im Kontext einer sich verschlechternden Sicherheitslage statt.
 
Die Präsidialrepublik hat nicht nur mit dieser existenzbedrohenden Herausforderung zu kämpfen. Dicht dahinter reihen sich die Auswirkungen des Klimawandels, Hunger, ein niedriges Bildungsniveau sowie sinkendes Wirtschaftswachstum – und die COVID-19-Pandemie. Von den rund 20,4 Millionen Burkinabe leben 40 Prozent in extremer Armut. Mehr als ein Viertel aller Kinder leiden an chronischer Mangelernährung. Gemeinsam mit ihren Partnern unterstützt die Austrian Development Agency (ADA), die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, Burkina Faso bei der Bewältigung dieser multiplen Krisen.

Koppelung von Soforthilfe und vorausschauenden Maßnahmen
Mit 2,9 Millionen Euro fördert die ADA etwa das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR in Burkina Faso. Bis Ende 2022 investiert sie damit in einen Mix aus Nahrungsmittelhilfe und längerfristig angelegten Weiterbildungen. So reagiert die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit auf eine akute Mammutaufgabe in ihrem Partnerland: Die Versorgung von knapp über einer Million Binnenvertriebenen. Aufgrund der sich zuspitzenden Gewalt sind diese Menschen Flüchtlinge im eigenen Land und auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mit der Unterstützung aus Österreich können die Vereinten Nationen 31.440 Binnenvertriebene und Menschen in Auffanggemeinschaften mit Nahrungsmitteln versorgen. 600 Frauen erhalten Trainings, die ihnen helfen, lokale Produkte zu verarbeiten und zu verkaufen. So können sie selbst für ihr Einkommen sorgen.

Verlässlicher Partner seit bald 30 Jahren
„Seit bald 30 Jahren ist Burkina Faso ein Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Genauso lange haben wir bewiesen, dass man sich auf uns verlassen kann – besonders in extrem herausfordernden Zeiten wie diesen. Mit dem Millionenbeitrag an das Welternährungsprogramm und an UNHCR leisten wir rasche und flexible Hilfe dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. So kann die unmittelbarste Not gelindert werden. Eines steht jedoch außer Frage: Nur mit einer Stabilisierung der sicherheitspolitischen Situation und mit langfristiger Ernährungssicherheit kann Burkina Faso dauerhafte Fortschritte erreichen“, so ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter.
 
Die Austrian Development Agency konzentriert ihr Engagement unter anderem auf die Entwicklung des Privatsektors. Sie fördert vor allem das produzierende Kleingewerbe im ländlichen Raum und landwirtschaftliche Betriebe. Mit gezielten Bildungs- und Ausbildungsprogrammen soll die Wertschöpfung im Land gestärkt werden. Zwischen 1995 und 2019 unterstützte die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit ihr Partnerland mit 88,44 Millionen Euro. Zur Bewältigung von COVID-19 beteiligt sich die ADA aktuell mit 800.000 Euro am Nothilfeprogramm der Europäischen Kommission.

Wahlen im Schatten von Vertreibung, Armut und Hunger
Seit dem ersten großen jihadistischen Terroranschlag Anfang 2016 in der Hauptstadt Ouagadougou befindet sich die Sicherheitslage in Burkina Faso in einer Abwärtsspirale. Mittlerweile gelten weite Teile des Landes, vor allem im Norden und Osten, als Konfliktzone. Sie sind kaum oder gar nicht zugänglich. Die Bevölkerung findet sich oft zwischen Jihadisten und Streitkräften wieder, es gibt regelmäßige Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen. In Spannungssituationen flammen auch ethnische Konflikte auf. 2,9 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. 3,3 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen.
 
Burkina Faso gehört zu den am wenigsten entwickelten und ärmsten Ländern der Welt. Im „Human Development Index“ der Vereinten Nationen rangiert es auf Platz 182 von 189 Staaten. Seit 1996 ist die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit mit einem Auslandsbüro in Ouagadougou vertreten. In den vergangenen zehn bis 20 Jahren konnten vor allem bei der Säuglings- und der Müttersterblichkeit Erfolge verzeichnet werden. Auch beim Zugang zur Grundschulbildung und zu sauberem Trinkwasser sowie bei der Bekämpfung der Infektionsrate bzw. dem Zugang zur Behandlung von HIV/AIDS machen sich Fortschritte bemerkbar.

Austrian Development Agency (ADA)
Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt die ADA derzeit Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um.

Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency,
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit 
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 676 83903414
katharina.schreiber@ada.gv.at
www.entwicklung.at

PA: Weltbank-UNICEF-Analyse: Eines von sechs Kindern lebt in extremer Armut

EMGARGO bis 20.10.2020 14:00 Uhr. Die Analyse aus der Zeit vor COVID-19 zeigt, dass 356 Millionen Kinder mit weniger als 1,90 Dollar pro Tag ums Überleben kämpfen. Zwei Drittel von ihnen leben in Afrika südlich der Sahara.

New York/Washington/Wien am 20.10.2020 – Schätzungsweise jedes sechste Kind –oder 356 Millionen weltweit – lebte vor der Pandemie in extremer Armut und dies wird sich laut einer neuen Analyse der Weltbankgruppe und UNICEF, die heute veröffentlicht wurde, noch erheblich verschlimmern.

Globale Schätzung über Kinder in finanzieller Armut: Eine Neueinschätzung stellt fest, dass in Afrika südlich der Sahara – mit begrenzten sozialen Sicherheitsnetzen – zwei Drittel aller Kinder in Haushalten leben, die mit durchschnittlich 1,90 Dollar pro Tag oder weniger pro Person ums Überleben kämpfen. Dies repräsentiert das internationale Maß für extreme Armut. Fast ein Fünftel dieser Kinder lebt in Südasien.

Fortschritte im Kampf gegen extreme Kinderarmut in Gefahr
Die Analyse zeigt, dass die Zahl der in extremer Armut lebenden Kinder zwischen 2013 und 2017 moderat um 29 Millionen zurückgegangen ist. UNICEF und die Weltbankgruppe warnen jedoch davor, dass alle in den letzten Jahren erzielten Fortschritte besorgniserregend langsam, ungleich verteilt und aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie gefährdet sind.

„Jedes sechste Kind, das in extremer Armut lebt, ist ein Kind, das ums Überleben kämpft“, sagt Sanjay Wijesekera, UNICEF-Programmdirektor. „Allein diese Zahlen sollten jeden schockieren. Das Ausmaß und die Tragweite der finanziellen Auswirkungen, die die Pandemie mit sich bringt, werden die Lage noch viel schlimmer machen. Die Regierungen brauchen dringend einen Plan zur wirtschaftlichen Erholung der Kinder, um zu verhindern, dass noch unzählige weitere mit ihren Familien ein Armutsniveau erreichen, das seit vielen, vielen Jahren nicht mehr gesehen wurde.“

Obwohl Kinder etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ausmachen, sind etwa die Hälfte der extrem Armen Kinder. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder extrem arm sind, ist mehr als doppelt so hoch als bei Erwachsenen (17,5 Prozent der Kinder gegenüber 7,9 Prozent der Erwachsenen). Die jüngsten Kinder sind am schwersten betroffen – fast 20 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren in den Entwicklungsländern leben in extrem armen Haushalten.

„Die Tatsache, dass jedes sechste Kind in extremer Armut lebte und dass 50 % der extrem Armen weltweit bereits vor der COVID-19-Pandemie Kinder waren, ist für uns alle von großer Besorgnis“, sagt Carolina Sánchez-Páramo, Globale Direktorin für Armut und Gleichstellung bei der Weltbank. „Extreme Armut beraubt Hunderte Millionen Kindern ihrer Möglichkeit, ihr Potenzial in Bezug auf ihre körperliche und kognitive Entwicklung zu erreichen und bedroht ihre Fähigkeit, im Erwachsenenalter gute Arbeitsplätze zu bekommen. Nach den durch die Pandemie verursachten massiven wirtschaftlichen Einbrüchen ist es wichtiger denn je, dass die Regierungen arme Haushalte mit Kindern jetzt unterstützen und ihr Humankapital während des Aufschwungs wieder aufbauen.“

In Afrika südlich der Sahara ist extreme Armut bereits vor COVID-19 gestiegen
Die extreme Armut bei Kindern ist nicht so stark zurückgegangen wie bei Erwachsenen: Ein größerer Anteil der Armen weltweit waren 2017 Kinder, verglichen mit 2013. In allen Regionen der Welt ist die extreme Armut unter Kindern unterschiedlich stark zurückgegangen, mit Ausnahme von Afrika südlich der Sahara. Dort ist die absolute Zahl der Kinder, die mit 1,90 Dollar pro Tag ums Überleben kämpfen, um 64 Millionen, von 170 Millionen im Jahr 2013 auf 234 Millionen im Jahr 2017, gestiegen.

Kinderarmut ist in fragilen und von Konflikten betroffenen Ländern stärker ausgeprägt. Hier leben mehr als 40 Prozent der Kinder in extrem armen Haushalten, verglichen mit fast 15 Prozent der Kinder in anderen Ländern, heißt es in der Analyse. Die Untersuchung stellt auch fest, dass mehr als 70 Prozent der Kinder in extremer Armut in einem Haushalt leben, in dem die für das Haushalteinkommen verantwortliche Person in der Landwirtschaft arbeitet.

Die andauernde COVID-19-Krise wird sich weiterhin unverhältnismäßig stark auf Kinder, Frauen und Mädchen auswirken und droht, hart errungene Fortschritte in Richtung Gleichstellung der Geschlechter rückgängig zu machen. Soziale Schutzmaßnahmen spielen eine entscheidende Rolle, um die Bewältigungsmechanismen der Armen und Schutzbedürftigen sowohl bei der unmittelbaren Reaktion auf COVID-19 als auch bei der längerfristigen Erholung abzuschwächen.

Daten von Weltbank und UNICEF deuten darauf hin, dass die meisten Länder auf die Krise mit der Ausweitung von Sozialschutzprogrammen, insbesondere von Geldtransfers, reagiert haben. Bargeldtransfers bieten eine Plattform für längerfristige Investitionen in Humankapital. Vor allem in Kombination mit anderen Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung von Kindern und in Verbindung mit qualitativ hochwertigen sozialen Dienstleistungen haben Geldtransfers nachweislich sowohl die monetäre als auch die multidimensionale Armut bekämpft und die Gesundheit, die Ernährung sowie die kognitiven und nicht-kognitiven Leistungen von Kindern verbessert.

Viele der Reaktionen sind jedoch kurzfristig und nicht ausreichend, um auf den Umfang und die erwartete Langwierigkeit einer Erholung zu reagieren. Es ist wichtiger denn je, dass Regierungen ihre Sozialschutzsysteme und -programme ausbauen und anpassen, um sich auf zukünftige wirtschaftliche Schocks vorzubereiten. Dazu gehören Innovationen für die finanzielle Nachhaltigkeit, die Stärkung der rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen, der Schutz des Humankapitals, die langfristige Ausweitung der Kinder- und Familienleistungen sowie Investitionen in familienfreundliche Politik, wie bezahlter Elternurlaub und eine hochwertige Kinderbetreuung für alle.

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Die Weltbank und UNICEF arbeiten gemeinsam daran, Regierungen bei der Messung und Analyse von Kinderarmut sowie bei der Reaktion darauf zu unterstützen, unter anderem durch die Stärkung des Sozialschutzes in einer Reihe von Kontexten, darunter auch in fragilen und von Konflikten betroffenen Ländern.

UNICEF hat mit Regierungen und Partnern zusammengearbeitet, um Kinderarmut zu messen, zu analysieren und darauf zu reagieren, einschließlich des Aufbaus und der Stärkung von sozialen Schutzsystemen in allen Kontexten in Kombination aus technischer Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung. Als Reaktion auf COVID unterstützt UNICEF in 115 Ländern Regierungen, die über 40 Millionen Haushalte erreichen, beim Sozialschutz.

Über die Weltbankgruppe
Die Weltbankgruppe, eine der größten Finanzierungs- und Wissensquellen für Entwicklungsländer, ergreift breit angelegte, schnelle Maßnahmen, um den Entwicklungsländern bei der Stärkung ihrer Pandemie-Reaktion zu helfen. Sie unterstützt Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, arbeitet daran, den Fluss kritischer Lieferungen und Ausrüstungen zu gewährleisten und hilft dem Privatsektor, seine Tätigkeit fortzusetzen und Arbeitsplätze zu erhalten.

Die Weltbankgruppe stellt über einen Zeitraum von 15 Monaten bis Juni 2021 bis zu 160 Milliarden Dollar zur Verfügung, um mehr als 100 Ländern zu helfen, die Armen und Schwachen zu schützen, Unternehmen zu unterstützen und die wirtschaftliche Erholung zu fördern. Dazu gehören neue IDA-Mittel in Höhe von 50 Milliarden Dollar in Form von Zuschüssen und stark vergünstigten Darlehen sowie 12 Milliarden Dollar für Entwicklungsländer zur Finanzierung des Kaufs und der Verteilung von COVID-19-Impfstoffen.

Diskussionspapier der Weltbankgruppe: Armut und Gleichstellung

Über UNICEF
UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, setzt sich in mehr als 190 Ländern und Territorien für jedes Kind weltweit ein. Wir arbeiten effizient, transparent und nachhaltig, für das Überleben und Wohlergehen jedes Kindes – ohne Wenn und Aber. UNICEF finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Beiträge und wird in Österreich durch das Österreichische Komitee für UNICEF vertreten. Seit 1962 setzt sich UNICEF Österreich für Kinder ein – im Ausland wie im Inland. Um unsere Arbeit fortsetzen zu können, benötigen wir dringend Ihre Unterstützung.

Rückfragen und Kontakt: 
UNICEF Österreich, Mag. Lisa Haber, MA.
+43 1 879 21 91-45
haber@unicef.at

PA: Entfremdung von Mensch und Natur: zentraler Faktor für Hunger- und Umweltkrisen

Brot für die Welt und FIAN legen Jahrbuch zum Recht auf Nahrung vor

Welternährung, Klimagerechtigkeit, Menschenrechte und der Schutz der Biodiversität gehören zusammen. Die evangelische Aktion für Entwicklungszusammenarbeit Brot für die Welt und die Menschenrechtsorganisation FIAN legen zum morgigen Welternährungstag das „Jahrbuch zum Recht auf Nahrung“ vor. Darin beleuchten sie die Ursachen von Umweltzerstörung, Hunger und Ausbeutung und stellen Handlungsalternativen vor. Gleichzeitig fordern sie von der Bundesregierung eine Kehrtwende bei der Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung.

„Die industrielle Landwirtschaft ist mit dem Versprechen angetreten, den Hunger zu besiegen. Doch die Zahl der Menschen, die an Hunger leiden, steigt seit fünf Jahren kontinuierlich an – trotz stark wachsender Agrarproduktion“, sagt Aleksandra Kolodziejczyk, Referentin bei Brot für die Welt. „Parallel dazu wird unsere Ernährung immer einseitiger. Nur drei Pflanzen – Mais, Reis und Weizen – sichern heute 60 Prozent der weltweiten pflanzlichen Kalorien und Proteine.“ Das neue Jahrbuch legt dar, wie dies zusammenhängt: die Zunahme des Hungers mit dem Klimawandel, mit dem Verlust der Biodiversität, mit der Verbreitung von Infektionskrankheiten wie Zoonosen – und dies wiederum mit der Verdrängung der bäuerlichen Landwirtschaft durch die industrielle Agrarproduktion.

Getrennte Regulierungssysteme für Mensch und Natur blockieren ganzheitliche Lösungsansätze

Ein großes Problem bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen: Mensch und Natur werden immer weniger zusammen gedacht. Die Menschenrechtspakte schweigen sich weitgehend über Umweltfragen aus, und die UN-Umweltabkommen zu Biodiversität und Klima äußern sich nicht zu Menschenrechten. „Mit Blick auf die 2021 anstehenden UN-Konferenzen zu Ernährung, Biodiversität und Klima besteht die Chance, diese Kluft zu überwinden. Die Bundesregierung muss sich an den Bedürfnissen marginalisierter Bevölkerungsgruppen in den Ländern des Südens orientieren und diese bei der Vorbereitung der Gipfel substantiell einbinden“, so Tina Wirnsberger von FIAN Österreich.

„Wenn wir das Recht auf Nahrung umsetzen wollen und Ernährung ausgewogen gestalten wollen, müssen wir die Ernährungssysteme in Richtung Agrarökologie entwickeln. So erhalten wir die Vielfalt der Sorten, und die Landwirtschaft kann sich besser an die Folgen des Klimawandels anpassen“, sagt Kolodziejczyk. „Hierfür müssen die Rechte von Bauern, indigenen Völkern und all jenen Gemeinschaften, die sich um lokale Ökosysteme kümmern und mittels der Agrarökologie nachhaltig Nahrungsmittel produzieren, im Mittelpunkt stehen“, ergänzt Wirnsberger.  Kleinbäuerinnen und -bauern und Indigene sind Vorreiter eines solchen Wandels, denn sie produzieren jetzt schon bis zu 80 Prozent der Lebensmittel im globalen Süden, obwohl sie nur über 25 Prozent der Agrarfläche verfügen.
Das Jahrbuch fordert eine grundsätzliche Umgestaltung der Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, verteilen und konsumieren – aber auch, wie wir uns kollektiv gegen die Ausbeutung der Natur wehren. Notwendig ist eine viel engere Zusammenarbeit der Bewegungen für Klimagerechtigkeit, Ernährungssouveränität und Menschenrechte.
 
Hinweise für Redaktionen:
Das aktuelle Jahrbuch zum Recht auf Nahrung – der Right to Food and Nutrition Watch – mit dem diesjährigen Titel „Overcoming Ecological Crises: Reconnecting Food, Nature and Human Rights” wird bei der Aktionswoche des Welternährungsrats (Committee on World Food Security, CFS) in Rom offiziell vorgestellt. Es erscheint in englischer, französischer, portugiesischer und spanischer Sprache, die Autorinnen und Autoren sind Teil des Global Network for the Right to Food and Nutrition. Diesem Netzwerk gehören 49 Organisationen aus aller Welt an.

Eine gedruckte Ausgabe senden wir gerne zu. Sie können das Jahrbuch hier abrufen: https://www.righttofoodandnutrition.org/files/rtfn_watch12-2020_eng.pdf

Hintergrund

  • 23 % des globalen Ausstoßes von Treibhausgasen sind auf die Landwirtschaft zurückzuführen.
  • Nach Angaben der UN könnten durch die COVID-Pandemie 132 Millionen Menschen zusätzlich akuter Hungersnot ausgesetzt sein.
  • Unsere Ernährung wird immer einseitiger und stärker der industrielle Produktion angepasst: Nur drei Pflanzen – Mais, Reis und Weizen – bilden heute die Grundlage für 60% der pflanzlichen Kalorien und Proteine.
  • Nur noch 4 % der etwa 300.000 essbaren Pflanzen nutzt der Mensch tatsächlich für die Ernährung.
  • Kleinbauern und Kleinbäuerinnen bewirtschaften nur etwas 25% des Agrarlandes weltweit. Sie produzieren jedoch im Globalen Süden bis zu 80 % der Nahrungsmittel.


Rückfragen:
Tina Wirnsberger, FIAN Österreich, tina.wirnsberger@fian.at
Martina Mathe, Brot für die Welt Österreich, 01 4026764-1110, m.mathe@brot-fuer-die-welt.at

PA: Alle 16 Sekunden findet eine Totgeburt statt

Nach den erstmals gemeinsamen UN-Schätzungen werden jährlich knapp zwei Millionen Babys tot geboren. Unterbrechungen im Gesundheitswesen aufgrund von COVID-19 könnten die Situation verschlimmern und über einen Zeitraum von einem Jahr zu beinahe 200.000 weiteren Totgeburten führen.

New York/Genf/Wien am 08. Oktober 2020 – Laut der ersten gemeinsamen Schätzung zu Totgeburten von UNICEF, der WHO, der Weltbankgruppe und der Abteilung für Bevölkerungsfragen der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen in dem neuen Bericht: A Neglected Tragedy: The Global Burden of Stillbirths (zu Deutsch: Eine vernachlässigte Tragödie: Die globale Bürde der Totgeburten) ereignet sich die große Mehrheit der Totgeburten, nämlich 84 Prozent, in Ländern mit niedrigem und niedrigem-mittleren Einkommen. Im Jahr 2019 fanden drei von vier Totgeburten in Afrika südlich der Sahara oder in Südasien statt. Eine Totgeburt wird in dem Bericht so definiert, dass ein Baby in oder nach der 28. Schwangerschaftswoche ohne Lebenszeichen geboren wird.

„Der Verlust eines Kindes bei der Geburt oder während der Schwangerschaft ist eine schreckliche Tragödie für eine Familie, die auf der ganzen Welt oft im Stillen, aber nur allzu oft ertragen wird“, sagt Henrietta Fore, UNICEF-Exekutivdirektorin. „Alle 16 Sekunden erleidet irgendwo auf der Welt eine Mutter diese unsägliche Tragödie einer Totgeburt. Zusätzlich zu dem Verlust eines Menschenlebens sind die psychologischen und finanziellen Folgen für Frauen, Familien und Gemeinschaften gravierend und langwierig. Für viele dieser Mütter hätte es einfach nicht so sein müssen. Die Mehrheit der Totgeburten hätte mit einer qualitativ hochwertigen Schwangerschaftsbetreuung, einer angemessenen Schwangerschaftsvorsorge und einer qualifizierten Geburtshelferin verhindert werden können.“

Der Bericht warnt davor, dass die COVID-19-Pandemie die weltweite Zahl der Totgeburten steigern könnte. Eine 50-prozentige Reduzierung der Gesundheitsdienste aufgrund der Pandemie könnte innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten in 117 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen fast 200.000 zusätzliche Totgeburten verursachen. Dies entspricht einem Anstieg der Totgeburten um 11,1 Prozent. Nach den Modellen aus der Forschung der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health für diesen Bericht könnte die Zahl der Totgeburten in 13 Ländern innerhalb eines Zeitraums von einem Jahr um 20 Prozent oder mehr steigen.

Die meisten Totgeburten sind auf die schlechte Qualität der Betreuung während Schwangerschaft und Geburt zurückzuführen. Mangelnde Investitionen in pränatale Dienstleistungen, in die Betreuung während der Geburt und in die Stärkung des Pflege- und Hebammenpersonals sind dem Bericht zufolge die größten Herausforderungen. 

Zu mehr als 40 Prozent der Totgeburten kommt es während der Geburt – ein Verlust, der durch den Zugang zu ausgebildetem Gesundheitspersonal bei der Geburt und einer rechtzeitigen Notfallversorgung während der Geburt vermieden werden könnte. Etwa die Hälfte der Totgeburten in Afrika südlich der Sahara sowie in Zentral- und Südasien finden während der Wehen statt, verglichen mit 6 Prozent in Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland.

Schon bevor die Pandemie kritische Unterbrechungen in der Gesundheitsversorgung verursachte, erhielten nur wenige Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen eine rechtzeitige und qualitativ hochwertige Versorgung, um Totgeburten zu verhindern. Die Hälfte der 117 Länder, die im Bericht analysiert wurden, verfügt über eine Versorgung durch acht wichtige Maßnahmen wie Kaiserschnitt, Malariaprävention, Behandlung von Bluthochdruck in der Schwangerschaft sowie Erkennung und Behandlung von Syphilis im Bereich der Frauenheilkunde. Die Abdeckung mit diesen Maßnahmen reicht von weniger als zwei bis hin zu nur 50 Prozent. Eine medizinisch betreute Vaginalgeburt – eine entscheidende Maßnahme zur Verhinderung von Totgeburten während der Wehen – steht schätzungsweise weniger als der Hälfte der schwangeren Frauen, die sie benötigen, zur Verfügung.

Infolgedessen sind die Fortschritte bei der Senkung der Rate von Totgeburten trotz der Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung zur Vorbeugung oder Behandlung der Ursachen des Kindstodes nur langsam vorangekommen. Von 2000 bis 2019 betrug die jährliche Senkung der Totgeburtenrate nur 2,3 Prozent, verglichen mit einer Senkung der Sterblichkeit von Neugeborenen um 2,9 Prozent und der Sterblichkeit von Kindern im Alter zwischen ein bis 59 Monaten um 4,3 Prozent. Fortschritte sind jedoch mit solider Politik, Programmen und Investitionen möglich.

Der Bericht stellt auch fest, dass Totgeburten nicht nur für arme Länder eine Herausforderung darstellen. Im Jahr 2019 gab es in 39 Ländern mit hohem Einkommen eine höhere Zahl an Totgeburten als Todesfälle bei Neugeborenen und in 15 Ländern mehr Totgeburten als Todesfälle bei Säuglingen. Das Bildungsniveau der Mutter ist eine der Hauptursachen für Ungleichheiten in Ländern mit hohem Einkommen.

Sowohl in einkommensschwachen als auch in einkommensstarken Ländern sind die Totgeburtenraten in ländlichen Gebieten höher als in Städten. Der sozioökonomische Status hängt auch mit der höheren Häufigkeit von Totgeburten zusammen. In Nepal beispielsweise waren die Rate von Totgeburten bei Frauen aus Minderheiten-Kasten zwischen 40 bis 60 Prozent höher als bei Frauen aus Kasten der Oberschicht.

Vor allem in Ländern mit hohem Einkommen haben ethnische Minderheiten möglicherweise keinen Zugang zu einer ausreichenden und qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung. Der Bericht zitiert, dass beispielsweise bei Inuit-Bevölkerungen in Kanada Totgeburtenraten beobachtet wurden, die fast dreimal so hoch sind wie im übrigen Land, und dass afroamerikanische Frauen in den USA im Vergleich zu weißen Frauen ein fast doppelt so hohes Risiko einer Totgeburt haben.

„COVID-19 hat aufgrund von Unterbrechungen bei lebensrettenden Gesundheitsdiensten eine verheerende sekundäre Gesundheitskrise für Frauen, Kinder und Jugendliche ausgelöst“, sagt Muhammad Ali Pate, Globaler Direktor für Gesundheit, Ernährung und Bevölkerung bei der Weltbank und Direktor der globalen Finanzierungsfazilität für Frauen, Kinder und Jugendliche. „Schwangere Frauen brauchen während ihrer Schwangerschaft und der Geburt weiterhin Zugang zu qualitativ hochwertiger Versorgung. Wir unterstützen Länder bei der Stärkung ihrer Gesundheitssysteme, um Totgeburten zu verhindern und sicherzustellen, dass jede schwangere Frau Zugang zu qualitativ hochwertigen Gesundheitsdiensten hat.

Eine Auswahl an Videos und Fotos steht Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.

Weiter Informationen zum UNICEF-Einsatzbereich Gesundheit und Überleben finden Sie hier.

Über UN IGME

Die interinstitutionelle Gruppe der Vereinten Nationen für die Schätzung der Kindersterblichkeit (United Nations Inter-agency Group for Child Mortality Estimation oder UN IGME) wurde 2004 gegründet, um Daten über die Kindersterblichkeit auszutauschen, die Methoden zur Schätzung der Kindersterblichkeit zu verbessern, über die Fortschritte bei der Erreichung der Überlebensziele für Kinder zu berichten und die Fähigkeit der Länder zu verbessern, zeitnahe und korrekt bewertete Schätzungen der Kindersterblichkeit zu erstellen. Die UN IGME wird von UNICEF geleitet und umfasst die WHO, die Weltbankgruppe und die Bevölkerungsabteilung der UN DESA. Für weitere Informationen besuchen Sie: http://www.childmortality.org/

Über UNICEF
UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, setzt sich in mehr als 190 Ländern und Territorien für jedes Kind weltweit ein. Wir arbeiten effizient, transparent und nachhaltig, für das Überleben und Wohlergehen jedes Kindes – ohne Wenn und Aber. UNICEF finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Beiträge und wird in Österreich durch das Österreichische Komitee für UNICEF vertreten. Seit 1962 setzt sich UNICEF Österreich für Kinder ein – im Ausland wie im Inland. Um unsere Arbeit fortsetzen zu können, benötigen wir dringend Ihre Unterstützung.

Rückfragen und Kontakt:

UNICEF Österreich, Mag. Lisa Haber, MA., +43 1 879 21 91-45, haber@unicef.at

PA: AG Globale Verantwortung begrüßt Bestellung des Sonderbeauftragten für Humanitäre Hilfe

Bundesregierung gewinnt einen Experten

Wien (OTS) – „Die Bestellung von Christoph Schweifer als Sonderbeauftragten für Humanitäre Hilfe ist nach der Erhöhung des Auslandskatastrophenfonds ein weiterer wichtiger Schritt der Bundesregierung um Österreichs Humanitäre Hilfe fit für Herausforderungen der Zukunft zu machen“, zeigt sich Annelies Vilim, Geschäftsführerin des Dachverbandes Globale Verantwortung mit 35 Mitgliedsorganisationen aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe, erfreut. „Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung vor Ort ist Christoph Schweifer hervorragend geeignet, der Bundesregierung und insbesondere dem Außenministerium bei der Koordinierung, Planung und Ausschüttung der Hilfe beratend zur Seite zu stehen. Er kennt die Nöte der Menschen in langanhaltenden Krisen, etwa in Syrien, in vergessenen Krisen ebenso wie in akuten Krisen, etwa der Heuschreckenplage in Ostafrika. Wichtig ist jetzt, die im Regierungsprogramm festgeschriebene Strategie für die Humanitäre Hilfe Österreichs unter Einbeziehung humanitärer Organisationen rasch zu finalisieren“, betont Annelies Vilim.

„Wir gratulieren Christoph Schweifer und wünschen ihm viel Energie für diese wichtige Aufgabe – schließlich sind laut Schätzungen der UNO 168 Millionen Menschen auf Humanitäre Hilfe angewiesen, so viele wie schon lange nicht mehr“, schließt Vilim.

Rückfragen & Kontakt:

AG Globale Verantwortung
Roland Bauer
Öffentlichkeitsarbeit
+43 1 522 44 22 – 15, +43 699 17 20 42 07
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