PA: Gentechnikfrei, umweltfreundlich, zertifiziert: nachhaltiger Sojaanbau in Europa

Die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA)und Donau Soja stärken gemeinsam Landwirtschaft und Klimaschutz. Tausende Landwirtinnen und Landwirte, Betriebe und letzten Endes Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich profitieren vom nachhaltigen Sojaanbau in Süd- und Südosteuropa, der indirekt auch zum Schutz der südamerikanischen Regenwälder beiträgt.

Wien, 5. Februar 2021 – Mehr als 8.000 Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Beschäftigte in der Landwirtschaft in der Ukraine, Serbien, Bosnien und Herzegowina und in der Republik Moldau profitieren von der sechsjährigen strategischen Partnerschaft zwischen der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, und der internationalen gemeinnützigen Organisation Donau Soja. Zur Halbzeit der Partnerschaft, die zwischen 2017 und 2023 läuft, präsentieren die beiden Organisationen eine Zwischenbilanz. Das umfangreiche Programm baut umweltfreundliche, inklusive und gentechnikfreie europäische Wertschöpfungsketten in der Sojaproduktion und -verarbeitung auf und trägt zur CO2-Reduktion in den vier teilnehmenden Ländern bei. Durch die Verwendung von Donau-Soja-zertifiziertem Nutztierfutter können diese rund 40 Prozent ihrer Treibhausgase sowie den Pestizideinsatz verringern.
 
Transparenz vom Feld bis zum Futtertrog
Die Zielgruppen der Initiative sind Sojabäuerinnen und -bauern, Händlerinnen und Händler, Verarbeitungsbetriebe und Saatgutproduzentinnen bzw. -produzenten. Ihr Zugang zu lokalen, regionalen und internationalen Märkten soll verbessert werden. Donau Soja bietet ein breites Bildungsangebot mit Trainings zu Qualitätsmanagement, Umwelt- und Sozialstandards sowie zur Marktentwicklung. Informationsveranstaltungen zum Sojaanbau, zu neueren Forschungsergebnissen und zur Vermarktung der Sojaernte ergänzen das Programm. Bis Dezember 2020 erreichte Donau Soja mit Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit mehr als 4.200 bäuerliche Klein- und Mittelbetriebe. Allein in Serbien profitierten bisher 3.500 kleinere und mittelgroße Bauernhöfe. Im Jahr 2019 produzierten diese knapp 50.000 Tonnen zertifiziertes Soja für den europäischen Markt. Durch die transparenten und kontrollierten Wertschöpfungsketten vom Feld bis zum Futtertrog profitieren auch die Konsumentinnen und Konsumenten in Europa. „Zukünftig wollen wir die Anbauflächen in Ost- und Südosteuropa ausbauen und weitere Märkte im Lebensmittelsektor, in der Eierproduktion Deutschlands und in den nordeuropäischen Aquakulturen schaffen. Unser Ziel ist die Verringerung der gentechnisch produzierten Sojaimporte aus Südamerika und der Einsatz von gentechnikfreiem, zertifiziertem und nachhaltigem Soja aus Europa“, so Matthias Krön, Geschäftsführer von Donau Soja.
 
Europäische Initiative mit österreichischen Wurzeln
Die strategische Partnerschaft zwischen ADA und Donau Soja legt besonderen Wert auf die Förderung von Geschlechtergleichstellung. So rief Donau Soja etwa in der Ukraine einen Preis ins Leben, um junge Agrarwissenschaftlerinnen für ihre zukünftige Arbeit vom Sojaanbau bis hin zur -vermarktung zu motivieren. Mithilfe der Förderung durch die ADA eröffnete Donau Soja Büros in Novi Sad/Serbien, in Kiev/Ukraine und auch in Chisinau/Moldau – einem Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Von dort aus organisiert Donau Soja die Produktion und Verarbeitung von Soja in weiteren Ländern in Süd- und Südosteuropa sowie in Russland.
 
„Donau Soja ist eine europäische Initiative, die ihren Anfang in Österreich genommen hat. Gemeinsam treiben wir den Aufbau nachhaltiger Sojamärkte in Süd- und Südosteuropa systematisch voran. Wir schaffen neue Strukturen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und schützen damit gleichzeitig Klima und Umwelt. Die bisherigen Ergebnisse unserer Partnerschaft zeigen einmal mehr, wie wichtig breit gefächerte Allianzen insbesondere in der Entwicklungszusammenarbeit sind“, betont ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter.
 
Schutz der Regenwälder und Stärkung der europäischen Landwirtschaft
Laut Donau Soja bestehen sowohl in Ost- als auch in Westeuropa noch große Potenziale beim Anbau von Soja und anderen Hülsenfrüchten. Denn der Großteil des in der EU verbrauchten Tierfutters besteht aus gentechnisch verändertem Soja aus Südamerika, wo dessen Anbau häufig die Zerstörung der Regenwälder und anderer wertvoller Ökosysteme fördert und beschleunigt. Seit der Jahrtausendwende wurden bis 2016 im Amazonasgebiet und in den Savannen des brasilianischen Cerrado etwa 5,3 Millionen Hektar wertvoller Naturflächen allein für den Sojaanbau abgeholzt. Das entspricht einer Fläche, die größer ist als das Staatsgebiet von Bosnien und Herzegowina. Während auf nur etwa einem Prozent der EU-Agrarflächen Soja angebaut wird, sind es in Ländern wie Brasilien oder Paraguay mehr als 70 Prozent. „Dieses Ungleichgewicht wollen wir ausgleichen, die Abhängigkeit der europäischen Lebens- und Futtermittelproduktion vom südamerikanischen Markt vermindern und die Chancen in Europa verstärkt nutzen“, so Krön.
 
Die Potenziale Europas nutzen
Donau Soja unterstützt eine nachhaltige europäische Eiweißstrategie entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Non-Profit-Organisation stärkt nicht nur die Landwirtschaft in Süd- und Südosteuropa, sondern setzt auch auf den Einsatz von weniger Pestiziden. Mit der nachhaltigen Futteralternative aus Europa gelingt es Donau Soja außerdem, den Ausstoß von Treibhausgasen in der Fleisch- und Fischproduktion zu reduzieren. “Die Coronakrise hat gezeigt, wie abhängig Europa von den Lieferketten aus Übersee ist. Europa muss viel resilienter beim Sojaanbau werden. Die Potenziale sind noch lange nicht ausgeschöpft. Wir könnten die Hälfte des EU-Imports an Soja durch zertifiziertes europäisches Donau Soja ersetzen und Europas Landwirtschaft widerstandsfähiger machen. So tragen wir auch zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei”, so Matthias Krön und Martin Ledolter abschließend.
 
Über Donau Soja:
Grundpfeiler der Arbeit von Donau Soja sind die gentechnikfreien Standards der Organisation – der Donau-Soja- und der Europe-Soya-Standard. Dabei verwenden die teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte im Anbau kein Glyphosat, halten sich an die EU-Pflanzenschutzrichtlinien, die Arbeits- und Sozialrechte der EU sowie der Vereinten Nationen und schützen Wälder und wertvolle Ökosysteme: So gibt es bei Donau Soja etwa keine Entwaldung. 100 Prozent Transparenz und Kontrolle verbinden Konsumentinnen und Konsumenten mit europäischen Soja-Landwirtinnen und -Landwirten, mit der Futtermittelproduktion und dem Lebensmittelhandel. Donau Soja hat über 280 Mitglieder und wird von zahlreichen Organisationen wie Greenpeace und WWF unterstützt. Die Donau-Soja-Deklaration wurde von 15 europäischen Regierungen – darunter Österreich – unterschrieben. Ihr Ziel ist die Umsetzung einer nachhaltigen europäischen Eiweißstrategie. Weitere Informationen zur Zielsetzung von Donau Soja.
 
Über die Austrian Development Agency (ADA):
Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt die ADA derzeit Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um.
 
>> Fotos zum Projekt

Rückfragehinweis:
Verein Donau Soja
Franko Petri
Head of Communications und Pressesprecher
Tel. 01-5121744-10
Mobil: 0664-88961298
petri@donausoja.org
www.donausoja.org
 
Austrian Development Agency (ADA),
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Katharina Schreiber
Fachreferentin Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 01-90399-2414
Mobil: 0676 839 03 414
katharina.schreiber@ada.gv.at
www.entwicklung.at




PA: Brasilien: Illegale Rinderzucht im Amazonas – Lieferkette des größten Fleischproduzenten der Welt JBS betroffen

In der Lieferkette von JBS, dem weltweit größten Fleischproduzenten mit Sitz in Brasilien, findet sich Fleisch von Rindern, die illegal in geschützten Gebieten des brasilianischen Amazonas-Regenwalds geweidet haben. Das zeigen neue Recherchen von Amnesty International.

London/Wien, am 15. Juli 2020 – In der Lieferkette von JBS, dem weltweit größten Fleischproduzenten mit Sitz in Brasilien, findet sich Fleisch von Rindern, die illegal in geschützten Gebieten des brasilianischen Amazonas-Regenwalds geweidet haben. Das zeigen neue Recherchen von Amnesty International.

Indem das Unternehmen seine Lieferkette nicht ausreichend auf illegal gehaltene Rinder prüft, verstößt JBS gegen seine Sorgfaltspflicht gemäß der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte.

Nach den UN-Leitprinzipien trägt JBS damit zu Menschenrechtsverletzungen gegen indigene Gemeinschaften und Bewohner*innen der Reservate bei. Denn das Unternehmen schafft wirtschaftliche Anreize für die illegale Rinderhaltung in Schutzgebieten, zeigt der neue Amnesty-Bericht From Forest to Farmland, der heute veröffentlicht wird.

„JBS ist sich seit mindestens 2009 der Risiken bewusst, dass Rinder, die illegal in Schutzgebieten weiden, in seine Lieferkette gelangen können“, sagt Richard Pearshouse, leitender Krisen- und Umweltexperte bei Amnesty International, und sagt weiter: „JBS hat es versäumt, ein wirksames Überwachungssystem für seine Lieferkette, einschließlich seiner indirekten Lieferant*innen, einzuführen. Es muss den verursachten Schaden wiedergutmachen und umgehend Systeme einführen, um zu verhindern, dass sich das wiederholt.“

Amnesty International fand an den drei untersuchten Standorten zwar keine Hinweise auf eine direkte Beteiligung von JBS an Menschenrechtsverletzungen. Allerdings sind illegal in Schutzgebieten gehaltene Rinder in die Lieferkette des Unternehmens gelangt. Die Menschenrechtsorganisation fordert JBS auf, bis Ende 2020 die notwendigen Schritte einzuleiten, um diesen Missstand zu beheben.

Rasante Ausweitung der Weidefläche vernichtet Regenwald
Rund drei Viertel des brasilianischen Rindfleischs werden im Inland konsumiert. Das verbleibende Viertel gelangt in die globale Lieferkette und macht Brasilien zum weltweit größten Rindfleischexporteur. Die Hauptabsatzmärkte sind China, Hongkong, Ägypten, Chile, die Europäische Union, die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland.

Innerhalb der brasilianischen Viehwirtschaft kann die Amazonasregion das größte Wachstum verzeichnen. So hat sich die Rinderzahl in diesem Gebiet von 1988 bis 2018 fast vervierfacht. Durch die Ausweitung der Weideflächen wurden große Teile geschützten Regenwalds auf dem Territorium indigener Gemeinschaften und in Reservaten vernichtet.

Insgesamt sind aus 63 Prozent des zwischen 1988 und 2014 abgeholzten Regenwalds Weideflächen geworden – eine Fläche fünf Mal so groß wie Portugal. Im November 2019 veröffentlichte Amnesty International einen entsprechenden Bericht und dokumentierte detailliert diese Entwicklung. Regierungsangaben zufolge gingen zwischen August 2018 und Juli 2019 in indigenen Amazonasgebieten 497 km² Regenwald verloren. Im Vergleich mit der Fläche aus dem gleichen Zeitraum im Vorjahr entspricht das einer Steigerung von 91 Prozent.

Amnesty International besuchte für den Bericht drei Gebiete: das Territorium der indigenen Gemeinschaft der Uru-Eu-Wau-Wau sowie die Reservate Rio Jacy-Paraná und Rio Ouro Preto, alle im Bundesstaat Rondônia.

In all diesen Gebieten verloren indigene Gemeinschaften durch illegale Landaneignungen Teile ihrer angestammten Ländereien, die eigentlich gesetzlich geschützt sind. Die Landrechte indigener Menschen sind zudem in internationalen Menschenrechtsnormen festgeschrieben. In allen drei Gebieten ist die kommerzielle Viehhaltung gesetzlich verboten.

Landraub und Vertreibung von Indigenen
Die illegale Landaneignung geht häufig mit Drohungen, Einschüchterung und Gewalt einher. Einige Angehörige der Uru-Eu-Wau-Wau haben beschrieben, wie sie nachts Schüsse hörten oder wie ihre Kinder mit dem Tode bedroht wurden.

Andernorts wurden ganze Gemeinschaften von ihrem Land vertrieben und müssen bei einer Rückkehr um ihr Leben fürchten. Über die vergangenen 20 Jahre hinweg sind die meisten Bewohner*innen des Reservats Rio Jacy-Paraná vertrieben worden, um immer mehr Weideflächen zu erschließen.

Amnesty International hat Satellitenaufnahmen ausgewertet, die die Angaben der ehemaligen Bewohner*innen bestätigen: ehemals bewaldete Flächen sind nun gerodet und man kann weidende Rinder und Wasserlöcher erkennen.

Viehhaltung in Schutzgebieten stark angestiegen
In Brasilien müssen die Behörden der einzelnen Bundesstaaten per Gesetz umfassende Daten zur Viehzucht erheben. Hierzu zählen zum Beispiel Informationen über den Standort von Rinderfarmen, auch solche in Schutzgebieten. Diesen offiziellen Zahlen zufolge ist die kommerzielle Viehhaltung in Schutzgebieten – wo diese Praxis illegal ist – stark angestiegen. Zwischen November 2018 und April 2020 stieg die Zahl der gehaltenen Rinder um 22 Prozent an, von 125.560 auf 153.566.

In den allermeisten Fällen werden die Rinder von Farmen in Schutzgebieten zu anderen Ranches transportiert, bevor sie zum Schlachthof gebracht werden. Das bedeutet, dass selbst Fleischerzeugnisse von legalen Rinderfarmen möglicherweise von Rindern stammen, die zuvor illegal in Schutzgebieten geweidet wurden.

Amnesty International kommt zu dem Schluss, dass in den Bundesstaaten zuständigen Stellen für Tiergesundheitskontrollen wie z. B. IDARON, die entsprechende Behörde im Bundesstaat Rondônia, de facto die illegale kommerzielle Viehzucht ermöglichen, indem sie kommerzielle Rinderfarmen registrieren und ihnen Dokumente für Viehtransporte ausstellen, auch wenn sie sich in Reservaten oder indigenen Gebieten befinden.

Dubiose Lieferkette von JBS
In Brasilien sind Viehtransporte von Farm zu Farm an der Tagesordnung. In einigen Fällen registrieren Viehzüchter den Transport von Rindern von einer Farm in einem Schutzgebiet zu einer Farm außerhalb des Schutzgebiets, nur um dann einen separaten Viehtransport von der legalen Ranch zum Fleischproduzenten JBS anmelden zu können.

Laut Angaben von Expert*innen, mit denen Amnesty International gesprochen hat, gibt es Hinweise darauf, dass Rinder durch solche nachgeschalteten Ranches geschleust werden, um den Anschein von Legalität zu erwecken – eine Praxis, die als cattle laundering bekannt ist und existierende Überwachungsmechanismen umgeht.

Amnesty International hat sich bei JBS erkundigt, ob dort im Jahr 2019 Vieh aus den drei Schutzgebieten verarbeitet wurde. Das Unternehmen gab die folgende Stellungnahme ab: „Wir beschaffen keine Rinder von Farmen, die illegale Viehzucht in Schutzgebieten betreiben. Für unsere gesamte Lieferkette gilt ausdrücklich der Ansatz, dass Entwaldung nicht unterstützt wird.“

Das Risiko, dass Fleisch von illegal geweideten Rindern in die Lieferkette gelangen könnten, ist JBS seit Längerem bekannt, doch es wurden keine ausreichenden Maßnahmen getroffen, um diesem Problem vorzubeugen. Aus externen Betriebsprüfungen ging hervor, dass JBS seine indirekten Zulieferer nicht überprüft. Im Bundesstaat Pará kam die Staatsanwaltschaft 2019 zu dem Schluss, dass „kein Unternehmen, das im Amazonas tätig ist, sagen kann, dass seine Lieferkette kein Vieh enthält, das mit Entwaldung in Verbindung gebracht werden kann […] Dasselbe gilt für Fleischfabriken und Supermärkte“.

Über die Recherchen von Amnesty International
Amnesty International recherchierte über 18 Monate hinweg in mehreren brasilianischen Bundesstaaten in der Amazonasregion. Dabei sprachen Mitarbeiter*innen der Organisation mit 24 Angehörigen indigener Gemeinschaften und Reservatsbewohner*innen sowie mit 18 Regierungsangehörigen und anderen Expert*innen.

Zudem wurden Satellitenaufnahmen von kürzlich gerodeten Gebieten ausgewertet und offizielle Zahlen zur Registrierung von Viehhaltung und Rindertransporten analysiert. Der neue Amnesty-Bericht baut auf vergangenen Recherchetätigkeiten auf, die die Organisation im Jahr 2019 in der Amazonasregion durchgeführt hatte. Damals warnte Amnesty International vor Zusammenstößen und Entwaldung und dokumentierte Gewalt gegen indigene Gemeinschaften sowie den wirtschaftlichen Anreiz, den die Viehzucht für die Abholzung neuer Waldstücke bietet.

Über JBS
JBS ist ein in Brasilien ansässiges multinationales Unternehmen, das 1953 im Bundesstaat Goiás gegründet wurde. Es beschreibt sich selbst als „eines der weltweit führenden Unternehmen in der Lebensmittelbranche“. JBS ist der größte Rindfleischerzeuger der Welt und befindet sich damit in einer einflussreichen Position, um menschenrechtliche Auswirkungen entlang seiner Lieferkette zu verhindern bzw. zu minimieren.

Amnesty International wandte sich 2019 schriftlich mit einigen Erkenntnissen und Fragen an JBS. Weite Teile der Stellungnahme von JBS sind im Bericht enthalten.

Zahlen und Fakten über die Entwaldung im brasilianischen Amazonasgebiet

Bei Fragen oder zur Vermittlung von Interviews stehen wir gerne zur Verfügung.

Presseteam Amnesty International Österreich
Lerchenfelder Gürtel 43/4/3, 1160 Wien
Martina Powell / Gesine Schmidt-Schmiedbauer
+43 664 2359138 / +43 664 4001056

E-Mail: presse@amnesty.at

 




Angebot von LATINPHOTO.org

Seit über 20 Jahren ist LATINPHOTO.org eine Plattform für FotografInnen aus Lateinamerika, wo sie ihre Fotoarbeiten mit ihrer eigenen Sichtweise stationär in das Bildarchiv einbringen können. Gestern sendete Hugo Fernandes aus Paraguay Fotos von einer Kundgebung, an der gegen die Entlassung von über 100 Personen aus der Medienbranche demonstriert wurde: https://latinphoto.smugmug.com/keyword/Hugo%20Fernandez/
Auch FotografInnen aus Lateinamerika spüren die Auswirkungen von Corona und haben keine Arbeit mehr, fotografieren unter Gefahren oder sitzen in Quarantäne. Es gibt auch eigene Projekte aus der Isolation, wie diese Arbeit von Birte Pedersen aus Ecuador:
https://latinphoto.smugmug.com/Birte-Pedersen-Corona-photo-diary/n-J6VsCG/
Im Archiv von LATINPHOTO.org finden sich seit Ausbruch von Corona viele Fotos zum Thema Covid19: https://latinphoto.smugmug.com/keyword/coronavirus/
LATINPHOTO.org bittet Bildredaktionen, die Arbeiten der FotograInnen mit Publikationen oder einer Bildstrecke zu unterstützen. Sie können eigene Themen in Auftrag geben oder bereits vorhandene Fotos verwenden. Für alle Fotos zum Thema Covid19 können Sie das Bildhonorar selber bestimmen. Bei Fragen sind wir gerne für Sie da.
Silvina Enrietti – enrietti@latinphoto.org
Patricio Luethy – info@latinphoto.org

LATINPHOTO.org
PhotoDesk Europa
www.latinphoto.org
contact@latinphoto.org
Enviar fotos: https://www.wetransfer.com




Pressegespräch: DER DESTRUKTIVE HUNGER NACH ROHSTOFFEN

Wie kann Rohstoffpolitik auf nationaler und internationaler Ebene sozial, ökologisch nachhaltig und fair gestaltet werden? Anhand internationaler Beispiele werden Auswirkungen und Alternativen im Pressegespräch mit Gästen aus Brasilien, Kolumbien und China diskutiert. Mit Vorträgen und Gelegenheit für Einzelinterviews.

3. März 2020
14:00 – 16:00 Uhr
Global 2000, Neustiftgasse 36, 1070 Wien, großer Saal im EG
Wir bitten um Anmeldung unter victoria.auer@global2000.at

Rohstoffabbau ist für 50% unserer Klimaemissionen verantwortlich. Dieser Ressourcenverbrauch wird durch unser stetig steigendes Konsumverhalten aber noch weiter angekurbelt, mit teilweise desaströsen Auswirkungen für Mensch und Umwelt.

Ein Jahr nach dem Dammbruch in einer Erzmine in Brumadinho kämpfen Betroffene und Hinterbliebene noch immer um ihre Rechte. In China werden Lithium-Ionen-Batterien unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen produziert. Aber zivilgesellschaftlicher Widerstand kann auch erfolgreich sein, wie das Beispiel der Goldmine La Colosa in Kolumbien zeigt.

Mit Beiträgen von:

  • Dom Vincente de Paula Ferreira (Erzdiözese Belo Horizonte) und Frei Rodrigo Péret (Landpastoral CPT) über den Dammbruch im Brumadinho (Brasilien) mit 272 Toten
  • Yefferson Rojas Arango (Jugendkollektiv COSAJUCA) über den Widerstand gegen die Goldmine in Kolumbien
  • Au Lap Hang (Labour Education and Service Network) über die chinesische Lithium-Ionen Batterieindustrie und die vorherrschenden Arbeitsbedingungen

Im Anschluss an die Vorträge sind Einzelinterviews möglich.

PROGRAMM
14:00 Uhr – Begrüßung
durch Dipl.Ing. Lena Steger, Expertin für Nachhaltigkeit und Ressourcen bei GLOBAL 2000

14:15 Uhr – Schlamm drüber? Bergwerksdesaster von Brumadinho/Brasilien und seine Nachwirkungen
Dom Vicente de Paula Ferreira ist Autor, Mitglied der Gesellschaft für psychoanalytische Studien und Weihbischof der für Brumadinho zuständigen Erzdiözese Belo Horizonte.
Frei Rodrigo Péret ist Franziskanerpater, Mitarbeiter der Landpastorale CPT und aktiv bei SINFRAJUPE (Interfranziskanischer Dienst für Gerechtigkeit, Friede und Ökologie).

14:45 Uhr – Warum schweigen nicht Gold ist
Yefferson Rojas Arango, Mitbegründer des kolumbianischen Jugendkollektivs COSAJUCA, über den erfolgreichen Widerstand gegen die Goldmine La Colosa in Kolumbien.

15:15 Uhr – Die unmenschliche Werkstatt unseres digitalen Lebens
Au Lap Hang von der NGO LESN in Hongkong (Labour Education and Service Network) über die Rohstoffverarbeitung im chinesischen Elektronik-Sektor.

15:45 Uhr – Abschlussrunde

Jeder Programmpunkt beinhaltet einen kurzen Vortrag und eine anschließende Diskussion mit den Rednern. Nach der Abschlussrunde sind bis zirka 18 Uhr noch Einzelinterviews möglich – bitte diese rechtzeitig bei Viktoria.Auer@global2000.at anmelden! Übersetzungen aus dem Englischen, Spanischen und Portugiesischen sind vor Ort verfügbar.

Zum Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe

Rückfragehinweis & Anmeldung:
Viktoria Auer
GLOBAL 2000 Presseabteilung 0699 14 2000 82 viktoria.auer@global2000.at

Lena Steger
GLOBAL 2000 Expertin für Nachhaltigkeit und Ressourcen 0699 14 2000 22
lena.steger@global2000.at

 

 

 




Interviewmöglichkeiten beim Brasilianischen Kulturfestival 2019: Brazil meets Gmünd

Vom 5. bis 7. April findet auf der Alten Burg in Gmünd das brasilianischen Kulturfestivals 2019 statt. Mit der Veranstaltung von der Initiative der brasilianischen Kulturvereine AustriaBrasil und Acssus soll der Kulturaustausch zwischen Österreich und Brasilien intensiviert werden. Auf dem Programm stehen Literatur, bildende Kunst, Film, Schmuckdesign, Tanz und Live-Musik bis hin zu Vorträgen über die Rolle der „schwarzen“ Frauen in Brasilien und über indigene Traditionen, vermittelt von und mit zahlreichen Gästen und ExpertInnen aus Brasilien.

Ein besonderes Highlight wird der Besuch eines der höchsten Repräsentanten der indigenen Völker, Adriel Kokama, mit seiner Delegation sein. Ebenso aus Amanzonien kommen die Schamaninnen Amanda Wapixana, Iolanda Makuxi und Oneide Wapixana, die zu Ernährung und Gesundheit nach den Traditionen der indigenen Völker referieren werden. Das Jahr 2019 wurde von der UNO zum Internationalen Jahr der indigenen Sprachen erklärt. Die aus Parintins (Bundesstaat Amazonas) stammende Geise Perrelet und Verônica Schell freuen sich deshalb besonders auf die indigene Sängerin Elizete Tikuna. Weitere Mitglieder der Delegation sind: Prof. Dr. Carlos Alberto Pavelegini de Medeiros, Tatiane Munduruku, Gideão Makuxi, Prof. Wilson Carvalho Mota, Sérgio Saterê und Jaqueline Reis. Tatiane Munduruku wird über die Traditionen der Munduruku, eines indigenden Volkes, die für ihre Tätowierungen und die Kopfjagd bekannt wurden, erzählen.

Als Gast der Literaturrunde konnte Diogenes da Cunha Lima, Präsident der „Academia Norte-Riograndense de Letras“ (Akademie der brasilianische Literatur, Sektion Rio Grande do Norte) und ehemaliger Rektor der staatlichen Universität von Rio Grande do Norte gewonnen werden. Er wird über historische Verbindungen der Habsburger mit Brasilien sprechen.
An Dokumentarfilmen Interessierte kommen beim Festival ebenfalls nicht zu kurz. Gezeigt werden Filme von Elisa Salem Herrmann, Francisco Bezerra Dantas Filho und Francisco das Chagas Santos.

Es wird Gelegenheit geben sich mit KünstlerInnen aber auch den VertreterInnen der indigenen Delegation zu unterhalten.

Rückfragen und Interviewvereinbarung bitte mit:
Margret Jäger
margretjaeger@yahoo.com
Tel: +43 660 5509139

Verônica Schell
E-Mail: veronica_schell@hotmail.com
Tel: +43 676 8444 25253




Interviewmöglichkeit: Brasilien – 3. Jahrestag des Desasters von Mariana

Am 5.11. jährt sich das Desaster von Mariana. Am jenem Donnerstag im Jahr 2015 brach der Damm des Rückhaltebeckens der Eisenerzmine der Firma Samarco nahe der Kleinstadt Mariana im Bundesstaat Minas Gerais im Südosten Brasiliens. Millionen von Kubikkilometern gefährlichen Bergwerksschlamms machten sich auf den 680 km langen Weg bis zum Meer. Auf diesem Weg begrub ein Tsunami aus Schlamm Menschen, Häuser, Kirchen und ganze Dörfer unter sich. Der Schlamm tötete 19 Menschen. Er verseuchte das Wasser und den Boden für unabsehbare Zukunft. Das Desaster von Mariana gilt als die „größte Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens“.

Betroffene des Bergwerk-Desasters kämpfen seit fast drei Jahren für eine Entschädigung. Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion Letícia Soares Peixoto Aleixo und Douglas Krenak berichten in Wien über die Auswirkungen der Katastrophe und den Kampf um Wiedergutmachung.

Am Donnerstag, 8.11.2018 (14-17 Uhr) und Freitag, 9.11. (9-11 Uhr) stehen Letícia Soares Peixoto Aleixo und Douglas Krenak nach Terminvereinbarung für Interviews zur Verfügung. Die beiden Projektpartner/innen der Dreikönigsaktion sprechen portugiesisch – für Übersetzung ist gesorgt.

Das indigene Volk der Krenak ist von dieser Umweltkatastrophe stark betroffen. Die Universität von Minas Gerais führte 2016 eine umfassende Studie zu den Auswirkungen des Bergbau-Desasters auf das Volk der Krenak durch. Drei Jahre nach dem Dammbruch sind auch zig juristische Verfahren gegen das brasilianische Unternehmen Samarco Mineração S.A. und die sie kontrollierenden Aktionärsfirmen, die australisch-britische BHP Billiton Brasil Ltda. und die brasilianische Vale S.A., eingereicht worden.

Auch österreichische Aktienbeteiligungen und Anleihen an den Aktionärsfirmen konnten in Höhe von insgesamt 63 Millionen Euro im Zeitraum von 2010-2018 nachgewiesen werden. Die juristischen Mühlen mahlen langsam und die Betroffenen bleiben auf der Strecke.

Zurzeit ist das Ziel die Einbringung einer Beschwerde bei der interamerikanischen Kommission für Menschenrechte. Diese ist ein unabhängiges Organ der Organisation Amerikanischer Staaten mit Sitz in Washington. Die Beschwerde bei der interamerikanischen Kommission für Menschenrechte könnte zu deutlichen Empfehlungen der Kommission an den brasilianischen Staat führen. Das interamerikanische Menschenrechtssystem hat große Bedeutung, weil seine Entscheidungen formal rechtlich bindend sind. Die Beschwerde soll zum 3. Jahrestag des Desasters am 5.11.2018 eingebracht werden.

Douglas Krenak ist Journalist und gehört zum indigenen Volk der Krenak. Schon sein Vater hat sich mit großem Einsatz für mehr Respekt und Anerkennung sowie gleiche Rechte für die Krenak eingesetzt. Als Journalist (er hat auf der UNIVALE studiert) führt er nun den Kampf seines Vaters weiter. Als Vorsitzender des Rates der Indigenen Völker von Minas Gerais-COPIMG vertrat er die Anliegen der Indigenen Völker des gesamten Bundesstaates, hat an einer Studie zum Thema Ernährungssicherheit (2009) aktiv mitgearbeitet, hält Vorträge, Seminare um die Kultur seines Volkes bekannt zu machen und Vorurteile abzubauen.

Letícia Soares Peixoto Aleixo ist Uniprofessorin und Anwältin mit Schwerpunkt auf internationalem Recht und Menschenrechte. Sie ist Gründungsmitglied des Projektes „Clinica de Direitos Humanos“ (wörtl. Menschenrechtsklinik) der staatlichen Universität. In diesem Kontext begleitet sie auch die Krenak Indigenen. Sie ist Gutachterin für die Ombudsstelle des Bundesstaates Minas Gerais in Mariana und die lokale Caritas, die vom Dammbruch betroffene Familien dabei unterstützt zu ihrem Recht zu kommen.

Rückfragen:
Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar;
Christian Herret: christian.herret@dka.at
Mobiltel. 0676/88 011 – 1071; Tel: 01/481 09 91-41,
Wilhelminenstraße 91/2 f, 1160 Wien,
www.dka.at




Interviewmöglichkeit: Juan Carlos Figueredo (Argentinien). Begegnungen, die bewegen!

Von 8. – 19. Oktober ist ein langjähriger Projektpartner von Welthaus Diözese Graz-Seckau zu Gast in Österreich:

Juan Carlos Figueredo setzt sich in der argentinischen Organisation INCUPO für die Rechte von Kleinbauern und Indigenen und gegen die zunehmende Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen ein.  Er bietet Einblicke in die aktuelle Situation in seiner Heimat und zeigt Hintergründe und globale Zusammenhänge auf.

Mögliche Interview-Termine in Wien sind: Mo., 8.10. (Vormittag) oder Fr., 12.10. (Nachmittag).
Bei Interesse ersuchen wir Sie um Rückmeldung (Kontakt siehe unten).

Saftige Rindersteaks, kräftigen Rotwein und aromatischen Käse lassen sich viele ÖsterreicherInnen gerne schmecken. Ein Teil davon stammt aus heimischer Landwirtschaft. Doch viele Lebensmittel haben einen weiten Weg hinter sich.   Argentinien etwa setzt seit Jahren massiv auf den Export von landwirtschaftlichen Produkten. Für das Agrobusiness ist die Produktion von Soja, Fleisch, Mais, Zuckerrohr, Sonnenblumen, Ethanol, … ein gutes Geschäft. Doch die Schattenseiten dieses Wirtschaftssystems sind nicht zu übersehen: Massive Abholzungen und Landvertreibungen, neue Formen der Sklaverei, Wassermangel und die Vergiftung von Mensch und Natur durch Pestizide.
Das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) droht die schweren wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Krisen in Lateinamerika weiter zu verschärfen. Das Abkommen würde bedeuten, die Produktion auszuweiten, Handelsbarrieren zu verringern und Importquoten zu erhöhen. Auch die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich käme weiter unter Druck. Mit Billigfleisch von riesigen Geflügel- und Rinderfarmen in Südamerika können unsere Landwirte nicht mithalten.

 

INCUPO ist eine langjährige Partnerorganisation von Welthaus Diözese Graz-Seckau.
http://graz.welthaus.at/termine/

 

Für Rückfragen und Interviewvereinbarungen: 
Mag. Christian Köpf
Öffentlichkeitsarbeit
Welthaus Diözese Graz-Seckau
Bürgergasse 2, 8010 Graz
Telefon: +43316 324556 19
Mobil: +43676 87423019
eMail: christian.koepf@welthaus.at




Interviewmöglichkeit am 15.5: Der Fall Mariana, Brasilien

Intervieweinladung:

Am 5. November 2015 brach der Damm des Rückhaltebeckens der Eisenerz-Mine der Firma Samarco nahe der Kleinstadt Mariana im Bundesstaat Minas Gerais im Südosten Brasiliens. Millionen von Kubikmetern gefährlichem Bergwerksschlamm machten sich auf den 680 Kilometer langen Weg bis zum Meer. Auf diesem Weg begrub ein Tsunami aus Schlamm Menschen, Häuser, Kirchen und ganze Dörfer unter sich und tötete 19 Menschen. Er verseuchte das Wasser und den Boden für unabsehbare Zeit. Das Desaster von Mariana gilt als die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens. Zweieinhalb Jahre nach der Katastrophe sind immer noch viele Verfahren gegen die Behörden, das brasilianische Unternehmen Samarco und die Aktionärsfirmen und Bergbaugiganten BHP Billiton und Vale anhängig und die Betroffenen warten weiterhin auf angemessene Entschädigung.

Maria José Horta Carneiro Silva ist eines der Opfer. Gemeinsam mit Joceli Andrioli von der „Bewegung der Staudammbetroffenen“ ist sie auf Einladung der Dreikönigsaktion zu Gast in Wien und steht am 15.5.2018 ab 12.00 nach Terminvereinbarung für ein Interview zur Verfügung. Die beiden Gäste sprechen portugiesisch, für Übersetzung ist gesorgt.

Zu den Personen:

Maria José Horta Carneiro Silva, genannt Lilica, lebte in der Gemeinde Ponte do Gama, im ländlichen Bereich des Bezirks Mariana, im Bundesstaat Minas Gerais. Sie wohnte zusammen mit ihrem Ehemann und ihrer zwölfjährigen Tochter auf einem Bauernhof, auf dem sie auch arbeitete. Die Aufgaben von Lilica auf diesem Hof waren die Milchproduktion für ihre Familie und der Anbau von Eukalyptus für die Besitzer des Betriebs. Ihre Eltern lebten in einem Haus oberhalb von ihrem, in derselben Gemeinde. Lilica war nicht Eigentümerin des Landes, auf dem sie lebte. Durch den Bruch des Staudamms von Samarco wurde ihr Haus zerstört und das Land, auf dem sie arbeitete, ist bis heute von giftigen Schlammablagerungen bedeckt. Für die Landwirtschaft ist es nicht mehr nutzbar. Ihre Mutter bekam nach dem Staudammbruch eine starke allergische Reaktion. Lilica kämpft für das Recht auf Entschädigung und die vollständige Registrierung und Entschädigung der Geschädigten und ist Aktivistin der Bewegung der Staudammbetroffenen.

Joceli Andrioli wurde 1979 im Bezirk Itá im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina geboren. Er stammt aus einer kleinbäuerlichen Familie, die 1987 durch den Bau des Staudamms Itá vertrieben wurde. Die Familie verlor nicht nur das Land, auf dem sie als Pächter lebte und arbeitete, sondern auch ihre Lebensgrundlage.

Zusammen mit den anderen Kleinbauern von Itá schlossen sie sich der „Bewegung der Staudammbetroffenen“ an. Nach langen Kämpfen erreichten die Bewohner von Itá schließlich im Jahr 1990, dass sie in den Bezirk Campo-Erê in Santa Catarina umgesiedelt wurden. Seit Ende der 90er Jahre ist Joceli Aktivist gegen den Bau und die negativen Wirkungen von Staudämmen und arbeitete in den Bewegungen zum Staudamm Machadinho im Uruguai-Flussbett, im Widerstand gegen den Bau der Staubecken im Rio Chopim im Bundesstaat Paraná und zu den Wirkungen des Staudammbruchs von Mariana im Flusslauf im Bundesstaat Espírito Santo.

Die „Bewegung der Staudammbetroffenen“ (Movimento dos Atingidos por Barragens – MAB) ist eine wichtige Partnerorganisation der Dreikönigsaktion in Brasilien. Mehr Informationen: http://www.mabnacional.org.br/

Veranstaltungsankündigung: 14. Mai 2018, Brasilien: Das Bergbau-Desaster von Mariana

Ausführliche Infos zur Katastrophe von Mariana: https://www.dka.at/schwerpunkte/das-desaster-von-mariana/

Terminvereinbarung & Rückfragen:

Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar;
Christian Herret: christian.herret@dka.at
Mobiltel. 0676/88 011 – 1071; Tel: 01/481 09 91-41,
Wilhelminenstraße 91/2 f, 1160 Wien,
www.dka.at

 




Interviewmöglichkeiten: „Landraub, Vertreibung und indigener Widerstand“ Vortrag mit Ládio Veron aus Brasilien

Ládio Veron, Vertreter der indigenen Gruppe der Guarani-Kaiowá aus Brasilien,  berichtet am Donnerstag, den 18. Mai um 19:00 Uhr im Kulturzentrum Amerlinghaus aus erster Hand über die lebensbedrohliche Situation seines Volkes in Mato Grosso do Sul. Im Vorfeld steht er für Einzelinterviews zur Verfügung.

Für die Guarani-Kaiowá ist Land der Ursprung allen Lebens. Um für Viehweiden, Soja- und Zuckerrohrplantagen Platz zu schaffen, wurden sie im Laufe der letzten Jahrzehnte sukzessive und gewaltsam von ihrem Land vertrieben. Große Landstriche und ihre Nutzungsrechte wurden verkauft und verteilt, gerade so als ob das Land seit jeher völlig unbewohnt wäre. Für die Guarani-Kaiowá ist dies eine Politik der Vernichtung.

Zählte man in Brasilien 1953 noch drei Millionen Guarani-Kaiowá die überwiegend im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul leben, sind es heute nur noch 45.000. Heute leben sie entweder in notdürftigen Camps, aber auch in Gebieten, die ihnen vom Staat zugesichert wurden. Allerdings werden sie aus letzteren zunehmend wieder vertrieben – Bedrohungen, Gewalt und Morde stehen auf der Tagesordnung.

Ládio Veron wird im Rahmen einer europaweiten Solidaritätsreise Station in Wien machen, um aus erster Hand über die dramatische Situation seines Volkes sowie über Unterstützungsmöglichkeiten zu berichten.

„Landraub, Vertreibung und indigener Widerstand“
Vortrag mit Ládio Veron

Termin: Donnerstag, 18. Mai 2017, 19:00 Uhr
Ort: Kulturzentrum Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien
Moderation: Susanne Eisenhut
Eine Veranstaltung von Südwind Wien, ÖBV-Via Campesina Austria/Österreichische Berg-und Kleinbäuer_innen Vereinigung, SambaAttac, Kulturzentrum Amerlinghaus und InExActArt.

Weitere Österreichtermine:
Montag, 15. Mai, 19:00 Uhr: Innsbruck, Foyer der Nord-Süd-Bibliothek, Leopoldstraße 2/1
Dienstag, 16. Mai, 19:00 Uhr: Graz, Afro-Asiatisches Institut, Leechgasse 22-24

Einzelinterviews:
Am 18. Mai von 14.00 – 16.00 Uhr steht Ládio Veron für Einzelinterviews zur Verfügung. Das Interview findet auf Portugiesisch statt und wird von Herrn Jordi Ferre ins Englische übersetzt. Sagen Sie bitte Bescheid, falls Sie eine Übersetzung ins Deutsche brauchen! Anmeldung der Interviews bei untenstehendem Kontakt.

Hintergrundinformation
Download hier

Aktuelles Interview mit Ládio Veron zur freien Verwendung
Download hier

Bildmaterial:
Druckfähiges Foto von Ládio Veron zum Download

Für Rückfragen:
Mag. Doris Berghammer
Tel.: 01 405 55 15 327
E-Mail: doris.berghammer@suedwind.at
www.suedwind.at/wien
Mag. Dr. Birgit Fritz
Tel.: 0699 182 05 926
E-Mail: birgit.fritz@univie.ac.at
http://www.birgitfritz.net




Brasilien: Zahlen, Fakten, Kontakte

Die Medien-Servicestelle Neue ÖsterreicherInnen recherchierte Daten und Fakten rund um die brasilianische Community in Österreich: Laut Statistik Austria leben 4.263 Personen brasilianischer Herkunft in Österreich (Stichtag 1.1.2014 – Zahlen werden demnächst aktualisiert!). 2.664 Personen sind als brasilianische StaatsbürgerInnen gemeldet.

Foto: Creative Commons/Cristo_Redentor
Foto: Creative Commons/Cristo_Redentor

Die Schätzungen klaffen jedoch weit auseinander: Rosa Queila, Präsidentin des Vereins Abrasa (Austro-Brasilianischer und Afro-Brasilianischer Verein zur Förderung von Bildung, Kultur und sozialer Integration), geht von 28.000 Personen mit brasilianischer Herkunft bundesweit aus. Die brasilianische Botschaft in Wien gibt keine Schätzungen ab und verweist auf offizielle Statistiken. Das brasilianische Honorarkonsulat in Vorarlberg beziffert wiederum die Größe der Community allein für dieses Bundesland mit 2.800 (laut Statistik Austria: 834 Personen). Die Divergenz sei darauf zurückzuführen, dass viele gebürtige BrasilianerInnen mit ihrem (europäischen) Zweitpass einreisen und daher nicht in den Statistiken aufscheinen.

Brasilien, Sport & Menschenrechte

Das Projekt Nosso Jogo („Unser Spiel“) widmet sich auch in der Zeit vor den Olympischen Spielen hier in Österreich Brasilien. Nosso Jogo will helfen, ein differenziertes Bild von Brasilien, jenseits gängiger Stereotype zu zeichnen. Nicht zuletzt geht es um die Einhaltung von Menschenrechten bei Sportgroßveranstaltungen. Auch zu aktuellen Entwicklungen rund um internationale Sportverbände sowie in der Politik Brasiliens ist die Initiative aktiv und gut informiert! Immer wieder kommen Gäste aus Brasilien.

Vorarlberg zweitgrößte brasilianische Community

Die brasilianische Einwanderung nach Österreich ist zeitlich vor allem in den vergangenen 15 bis 20 Jahren zu verorten. Nach Wien, wo mit offiziell 1.572 Personen ein Drittel der gebürtigen BrasilianerInnen gemeldet ist (laut dem Verein Abrasa 12.000 brasilianische MigrantInnen), weisen Vorarlberg, Niederösterreich und Tirol große Communities auf. Nach Auskunft der Botschaft handelt es sich zu einem beträchtlichen Teil um Nachkommen ehemaliger österreichischer Auswanderer, die vor allem aus den Alpenregionen stammten. Aufgrund der familiengeschichtlichen Bezüge lebe ein überproportional großer Prozentsatz dieser „Rückkehrer“ im Westen Österreichs.

Informell & organisiert

Informelle Kontakte dominieren über regelmäßige gemeinsame Aktivitäten. Der gemeinnützige Verein Abrasa, 2004 gegründet und 2010 vom brasilianischen Kulturministerium als offizielle Referenzstelle der brasilianischen Kultur in Österreich anerkannt, bemüht sich um verstärkte Integrationsarbeit.

Neben Beratung und Unterstützung für MigrantInnen will Abrasa den kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Austausch zwischen Brasilien und Österreich stärken und integrativ wirken. Die Aktivitäten des Vereins sollen die kulturelle Realität Brasiliens in ihren diversen Aspekten jenseits von Klischees vorstellen. Dabei wird ein Fokus auf die afro-brasilianische Tradition des Nordostens gelegt. Wichtige Veranstaltungen stellen der “Dia do Brasil”, der Straßenkarneval “CarnaViena” sowie der „Interkulturelle Kinder-Lehrertag“ mit einer Buchmesse dar. Weiters wird ein Projekt zur Bewerbung Österreichs als Tourismusland in Brasilien durchgeführt.

Auch der österreichisch-brasilianische Bildungs- und Kulturverein Papagaio hat sich der Förderung brasilianischer Kultur in Österreich verschrieben. Die in Wien ansässige NGO ist in der Organisation diverser Veranstaltungen und Festivals mit Brasilienbezug aktiv.  Weiters bietet Papagaio Portugiesischunterricht und Spielgruppen speziell für Kinder an. In Drobolach in Klagenfurt ansässig ist der Verein „AustriaBrasil“ zur Förderung des Kunst und Kulturaustausches, der hauptsächlich Tanzworkshops organisiert.

Capoeira und Religion

Capoeira-Vereine gibt es vor allem in Wien, wo Kurse zur Vermittlung des brasilianischen Kampftanzes angeboten werden. Dieses Angebot wird sowohl von BrasilianerInnen als auch ÖsterreicherInnen genutzt und geht teilweise über die rein auf den Sport bezogenen Aktivitäten hinaus.

Auch die Religion ist ein relevanter Faktor des Gemeinschaftslebens. Gemäß den Gegebenheiten im Heimatland ist die Vielfalt groß: Die brasilianische katholische Gemeinde trifft sich in der Krypta der Canisiuskirche im 9. Wiener Gemeindebezirk. Daneben existieren Ableger der evangelikalen Pfingstgemeinden Assembleia de Deus und Deus é Amor in Wien sowie als Vertreter des Spiritismus der „Verein für spiritistische Studien Allan Kardec”. Afro-brasilianische Religionsgemeinden finden sich in Graz mit „Terra Sagrada“ und der „Casa de Guaracy“, die den Traditionen des Candomblé bzw. der Umbanda verpflichtet sind.

Mit der Escolinha Austria besteht eine brasilianische Fußballschule in Wien, die die besondere Hingabe und Spielweise des WM-Austragungslandes Kindern vermitteln will.

Das Lateinamerika-Institut hat ExpertInnen zu Brasilien in seinen Reihen. Bereits im Herbst 2013 widmete man ein Spezialprogramm Brasilien. Neben Veranstaltungen wurde auch ein Sprachkurs zu „Fußball-Portugiesisch“ angeboten. In der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) forschen WissenschaftlerInnen zu Politik und Wirtschaft in Brasilien.

Historische Verbindungen zwischen Brasilien und Österreich

Die brasilianischen Zuwanderer in der Westhälfte Österreichs stammen großteils aus dem Süden, vor allem aus der Gegend rund um Treze Tílias im Bundesstaat Santa Catarina. Diese Gemeinde wurde 1933 vom ehemaligen österreichischen Landwirtschaftsminister Andreas Thaler als österreichische Siedlung mit dem Namen “Dreizehnlinden” gegründet und gilt noch heute als das “brasilianische Tirol”.

Die historischen Verbindungen zwischen Brasilien und Österreich gehen aber schon auf die habsburgische Heiratspolitik im 19. Jahrhundert zurück, als Erzherzogin Leopoldine, Tochter des Kaisers Franz I, 1817 Dom Pedro I heiratete. Die spätere Kaiserin von Brasilien ermöglichte auch die Brasilien-Expedition österreichischer Naturforscher, deren gesammeltes Material sich heute in Wiener Museen befindet. Vor allem die brasilianischen Kulturvereine in Österreich betonen die gebildete und politisch einflussreiche Kaiserin als Referenz- und Inspirationsfigur ihrer Brückenarbeit.

Brasilien war auch Exilheimat Stefan Zweigs. 1942 beging der Schriftsteller in Petrópolis Selbstmord, wo ihm seit 2012 ein Museum gewidmet ist.


 

Weiterführend Infos & Kontakte 

www.medienservicestelle.at

www.nossojogo.at

Verein Austria Brasil

Portugiesischsprachige brasilianische Gemeinde der katholischen Kirche: Canisiuskirche/Krypta, Pulverturmgasse 11, 1090 Wien; Tel: 0699/ 183 46 133

Restaurants mit brasilianischer Küche sind etwa die Churrascaria (bisher in der Schellinggasse 12 1010 Wien, bald neuer Standort) und das ScenaRio (Operngasse 12, Tel.: 01/ 581 40 17). In der Casa Portu-Brasil (Heiligenstädter Straße 9, 1190 Wien; Tel.: 01/ 369 31 43) gibt es portugiesisch-brasilianisches Essen und brasilianische Livemusik.

Zu den bekanntesten VertreterInnen der brasilianischen Musikszene in Wien zählen Alegre Corrêa, Celia Mara, Yta Moreno, Fernando Paiva, Luis Ribeiro oder Angelo da Silva und Ricardo Vila von der jüngeren Generation.

Weitere Kontakte auf Anfrage!