Beginn: 09.04.2019 19:00
Ort: Wissensturm, Kärntnerstraße 26, Raum 01.02
Die Geschichte, die uns fast alle Medien über Venezuela erzählen, geht so: Der autoritäre linke Präsident Nicolas Maduro hat das Land so heruntergewirtschaftet, dass das Volk hungert und gegen die Regierung rebelliert. Die Wahlen im Vorjahr, in denen Maduro bestätigt wurde, waren manipuliert. Der Oppositionelle Juan Guaidó, der sich selbst zum Präsidenten der Republik ernannt hat, sei daher der legitime Führer des Landes.
Liest man die Analysen unabhängiger LateinamerikaexpertInnen, kommen Zweifel an dieser Erzählung auf. Guaidó ist keineswegs ein Musterdemokrat. Seine rechte Partei ist für extrem gewalttätige Straßenaktionen mit vielen Todesopfern verantwortlich. Seit Jahren wird er von den USA für einen „regime-change“ aufgebaut und finanziert. Seine Anerkennung als Präsident widerspricht klar dem Völkerrecht. Ebenso rechtswidrig sind laut dem Luxemburgischen UNO-Diplomaten Jean Feyder die Wirtschaftssanktionen der USA, die Venezuela schon 24 Mrd. Dollar gekostet haben und die humanitäre Krise dramatisch verschärfen, die von den USA jetzt heuchlerisch beklagt wird.
Diese Politik reiht sich ein in eine lange Geschichte brutaler US-Interventionen zur Installierung US-höriger Regime in Lateinamerika. Was wollen die USA in Venezuela? John Bolten, nationaler Sicherheitsberater der Trump-Regierung, sagt es ganz unverblümt: „Es wird einen großen wirtschaftlichen Unterschied für die USA bedeuten, wenn amerikanische Konzerne in die Öl-Kapazitäten Venezuelas investieren könnten.“
Der Journalist Ralf Leonhard, einer der besten Lateinamerikakenner Österreichs, gibt Einblicke in die aktuelle Situation.