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Alle Beiträge von isje

Recherchematerial rund um das Thema Landwirtschaft

2026: Jahr der Bäuerinnen

Rund die Hälfte der weltweiten Nahrungsmittelproduktion geht auf Frauen zurück. Das Internationale Jahr der Bäuerinnen 2026 soll ihre zentrale Rolle in Agrar- und Ernährungssystemen sichtbar machen und auf strukturelle Benachteiligungen wie fehlenden Landbesitz oder finanzielle Hürden aufmerksam machen. Zugleich rücken die Vereinten Nationen eine weitere oft übersehene Berufsgruppe in den Fokus: Hirten. Die aktive Behirtung mit Schäfer:in und Hund zählt wohl zu den ältesten Formen der Landwirtschaft.  In Österreich sind Wanderherden bereits nahezu verschwunden. Dabei hat diese Kulturform Vorteile für die Artenvielfalt. Bei der Eröffnung des Internationalen Jahres der Weiden und Hirten (IYRP) 2026 am 2. Dezember 2025 in Rom betonte Uruguays Vizeminister für Viehzucht und Landwirtschaft, Matías Carámbula, dass das Hirtentum bis heute ein wichtiger Teil kollektiver Identität und ländlicher Entwicklung sei. Dabei stellen Frauen zwar rund ein Drittel der Arbeitskräfte in der Viehzucht Uruguays, aber sind oft wenig sichtbar.

Nach Angaben der der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) stärkt die Förderung von Frauen nicht nur deren Lebensbedingungen, sondern verbessert auch Ernährungssicherheit, Produktion und die Ernährungsituation von Kindern. Mit den Themenjahren wollen die Vereinten Nationen die Bedeutung von Bäuerinnen und Hirten für Ernährungssicherheit, Klimaanpassung und nachhaltige ländliche Entwicklung hervorheben. Auch Österreichs Bäuerinnen begrüßen die Resolution der Vereinten Nationen. Mehr als jeder dritte landwirtschaftliche Betrieb wird hierzulande von einer Frau geführt, dennoch hält sich in vielen Köpfen das Bild des männlichen Bauern. In Salzburg und Oberösterreich stehen sogar rund 40 Prozent der Höfe in Frauenhand. Zusätzlich engagieren sich österreichweit 315 Seminarbäuerinnen, die ihr Fachwissen in Schulen und bei Veranstaltungen weitergeben.

SDG-Infos, Kontext und Kontakte  

Ernährungssicherheit und nachhaltige Ernährungssysteme sind Themen der Gegenwart und Zukunft. Lebensmittel sind Teil der Grundversorgung in Österreich und der Welt und betreffen direkt mehrere der UN-Nachhaltigkeitsziele:

SDG 1 – Keine Armut: Armut in allen ihren Formen und überall beenden

SDG 2 – Kein Hunger: Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern       

SDG 5 – Geschlechtergleichstellung: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen

SDG 12 – Verantwortungs­volle Konsum- und Produktions­muster:
Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen

Good to know – Infografiken und Infos auf einen Blick

Wissenswertes zu Landwirtschaft und Ernährung:

  • 3 Unternehmen kontrollieren 60 % des weltweiten Pestizid- und Saatgutmarktes.
  • 33 % aller Lebensmittel weltweit landen in der Mülltonne.
  • 30.000 Pflanzenarten sind essbar, von nur 30 ernährt sich die Welt.

Infos stammen aus der Publikation Agrarökologie in der Praxis (2024) von INKOTA-netzwerk e. V.

Auf der Website Our World in Data sind Daten und Grafiken zum Anteil der männlichen vs. weiblichen Beschäftigung in der Landwirtschaft verfügbar. So waren 2023 in Österreich 2,6 % der weiblichen Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt und 3,6 % der männlichen Bevölkerung. Im Vergleich dazu waren es in Nepal 73,5 % der Frauen und 54,2 % der Männer. In Burundi betreiben 92 % der Frauen und 77,6 % der Männer Landwirtschaft, hauptsächlich für den Eigenbedarf.

Der Welthunger-Index (WHI) der Welthungerhilfe liefert eine umfassende Berechnung und Bewertung der globalen Hungersituation. Derzeit klassifizieren die nationalen WHI-Werte die Ernährungslage in 7 Ländern als „sehr ernst“. Unter diesen befindet sich auch Burundi, das Land gehört zu den Ländern mit dem niedrigsten Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf. In weiteren 35 Ländern ist das Hungerniveau als ernst eingestuft. Hier ein Factsheet zum Index.

Aspekte & Fragestellungen rund um Landwirtschaft, Bäuerinnen und Hirten

Während technologische Innovationen, Digitalisierung und „smarte“ Landwirtschaft häufig als Lösung für Hunger, Klimakrise und Effizienzprobleme präsentiert werden, stehen viele Bäuerinnen weltweit unter wachsendem Druck: steigende Produktionskosten, unsichere Landrechte, Klimarisiken und mangelnde politische Sichtbarkeit. Für Journalist:innen und Redaktionen ist es zentral, konkrete Fallbeispiele, Lebensrealitäten und Machtverhältnisse in Österreich und anderen Ländern sichtbar zu machen.

  • Wie lassen sich die Lebens- und Arbeitsrealitäten von Bäuerinnen und Hirten so erzählen, dass sie für Menschen in urbanen Räumen nachvollziehbar und relevant werden?
  • Welche Bilder und Stereotype prägen den Blick auf Landwirtschaft – und wie können sie aufgebrochen werden?
  • Wie kann die Bedeutung von Bäuerinnen für Ernährungssicherheit und Klimaanpassung vermittelt werden, ohne sie zu romantisieren?
  • Welche Rolle spielen Frauen in globalen Agrar- und Ernährungsketten – und wo bleiben sie unsichtbar?
  • Inwiefern tragen Konsum, Handelsabkommen und Preisdruck im Globalen Norden zu prekären Lebensbedingungen im Globalen Süden bei?
  • Welche Parallelen gibt es zu Themen wie Ausbeutung, unbezahlter Arbeit oder fehlender sozialer Absicherung?
  • Gibt es vorbildliche Unternehmen oder Genossenschaften, die fair mit Bäuer:innen und Hirt:innen zusammenarbeiten?
  • Wie transparent sind Lieferketten in der Agrar- und Ernährungswirtschaft tatsächlich?

Organisationen

  • Die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen wurde 1972 gegründet und vertritt die Interessen von rund 130.000 Bäuerinnen in allen neun Bundesländern. Die bundesweite Koordinierung erfolgt in der Landwirtschaftskammer Österreich.
  • Die Austrian Development Agency (ADA) setzt Projekte und Programme um, um die Lebensbedingungen in Ländern des Globalen Südens zu verbessern. So läuft etwa bis Mai 2026 ein Projekt zur Ernährungssicherheit und Geschlechtergleichstellung in Burkina Faso, Mali und Senegal in Zusammenarbeit mit Caritas Österreich. Ziel ist es, Frauen einen verbesserten und gerechteren Zugang zu produktiven Ressourcen und landwirtschaftlichen Dienstleistungen zu ermöglichen.
  • Das Fachportal für Almwirtschaft in Österreich bietet Infos über die Almwirtschaftvereine in den Bundesländern und über laufende Projekte und Bildungsangebote für Landwirt:innen.
  • Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL ist eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen zur Biolandwirtschaft.
  • Der Freiland Verband ist ein seit 1992 staatlich anerkannter biologischer Produzent:innen-Verband mit Sitz in Wien. Der Verband befasst sich mit der Weiterentwicklung einer ökologisch-tiergerechten Landwirtschaft (Nutztierhaltung).
  • Die International Land Coalition (ILC) mit Sitz in Rom ist ein globales Netzwerk von Organisationen, das sich für Landrechte und einen gerechten Zugang zu Land einsetzt. Sie vereint zivilgesellschaftliche Akteure, Bauernverbände, indigene Gemeinschaften und multilaterale Institutionen mit dem Ziel, die Rechte von Landnutzerinnen und Landnutzern zu stärken. Die ILC gilt als die größte und vielfältigste Koalition, die sich international für Landrechte engagiert.
  • Brot für die Welt ist eine Nichtregierungsorganisation und entwicklungspolitische Aktion der evangelischen Kirchen in Österreich, die für globale Gerechtigkeit und gegen Hunger und Armut eintritt.
  • Die Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar Österreichs setzt sich für das Menschenrecht auf Nahrung ein. Die DKA tritt für einen Wandel der Agrar- und Ernährungspolitik weltweit ein, informiert über Agrarökologie und unterstützt Kleinbäuer:innen. Mehr Infos dazu hier.
  • FAIRTRADE verbindet Konsument:innen, Unternehmen und Produzent:innen. Faire Handelsbedingungen unterstützt Kleinbäuer:innen sowie Arbeiter:innen in Ländern des Globalen Südens.
  • FIAN Österreich setzt sich als Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung ein. Als Teil von FIAN International kämpft FIAN Österreich seit 1986 für ein hungerfreies Leben für alle Menschen.
  • ÖBV – Via Campesina Austria ist die Vereinigung der Berg- und Kleinbäuer:innen in Österreich. Die bäuerliche Basisbewegung betreibt Agrarpolitik und Bildungsarbeit. Der Verein ist Teil der weltweiten Kleinbäuer:innen-Bewegung „La Via Campesina“ mit Organisationen in 73 Ländern und 200 Millionen Mitgliedern.
  • Slow Food ist eine weltweite Bewegung lokaler Gruppen und Aktivisten, die das gemeinsame Ziel verfolgen, allen Menschen den Zugang zu guten, sauberen und fairen Lebensmitteln zu ermöglichen. Von Produzent:innen, Slow-Food Aktivist:innen und Köch:innen
  • Südwind hat mit der der Dreikönigsaktion ein Factsheet zu Agrarökologie zusammengestellt.  Das Konzept der Agrarökologie beinhaltet mehr als biologische Landwirtschaft, auch wenn es auf deren Prinzipien aufbaut: Es geht um einen Kreislauf, in dem Boden, Pflanzenwachstum, Ernährung und Gesellschaft in wechselseitiger Beziehung stehen. Besonders Lebensmittelverschwendung und Fleischkonsum sind entscheidende Hebel für eine nachhaltige Ernährung.
  • Der Verein Naturnahe Weidelandschaften in Deutschland setzt sich für den Erhalt von in Europa heimischen und gefährdeten Weidetierarten und aktiv betriebenen Weidelandschaften ein.

Expert:innen

  • Arif Husain ist Chefökonom und Direktor des Food Security Analysis and Trends Service beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) mit Sitz in Rom, Italien.
  • Doris Brenner ist Projektkoordinatorin und Referentin für Ernährungssouveränität bei Brot für die Welt in Wien.
  • Edward Mukiibi ist Lebensmittel- und Landwirtschaftspädagoge, Agrarwissenschaftler und Präsident von Slow Food.
  • Gudrun Glocker ist Projektleiterin des internationalen Projekts „Our Food. Our Future“ bei der Organisation Südwind und Ansprechperson für sozial-faire Beschaffung.
  • Johannes Isselstein ist Professor an der Universität Göttingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Agronomie von Grünlandsystemen, Grünlandmanagement und Biodiversität, sowie organische Grünlandbewirtschaftung und Tierproduktion.
  • Maria Naynar ist Obfrau Stellvertreterin der Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV). Sie hat ökologische Landwirtschaft studiert und seit 2013 ist sie im Sommer Hirtin und Käserin in der Schweiz.
  • Naomi Reinschmidt ist Sozial- und Kulturanthropologin mit dem Schwerpunkt soziale Bewegungen und Umweltthemen. Sie ist im Koordinationsteam der Hunger.Macht.Profite Filmtage und arbeitet als  Bildungsreferentin  bei ÖBV- Via Campesina Austria zu Ernährungssouveränität.
  • Stefan Knöpfer ist Obmann des Vereins für Hirtenkultur und bewirtschaften einen Hof in Niederösterreich. Der Verein tritt ein für den Erhalt und die Förderung des Hirtenwesens.
  • Richard Geßl ist Geschäftsführer und Obmann des Freiland Verbandes und Mitarbeiter bei FiBL Österreich. Er befasst sich mit nachhaltigen Ernährungssystemen und Tierhaltung.

Weiterführende Infos

Folgende Publikationen können bei Recherchen zum Thema interessant sein:

  • Die FAO zeigt in ihrem aktuellen Bericht zur Ernährungssicherheit The State of Food Security and Nutrition in the World 2025 auf wie die hohe Inflation in vielen Ländern die Kaufkraft und den Zugang zu gesunder Ernährung beeinträchtigt. Besonders gefährdete Gruppen sind Frauen und ländliche Gemeinden.
  • Der Bodenatlas 2024 der Heinrich Böll Stiftung liefert Daten und Fakten, auch über die zunehmende Verknappung von Land. Laut dem Bodenatlas bewirtschaftet ein Prozent der Betriebe mehr als 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche weltweit.
  • 2023 publizierte die FAO einen Bericht über „The Status of Women in Agrifoods Systems“ und kommt darin zu dem Schluss, dass wenn die Produktivitäts- und Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in Agrar- und Ernährungssystemen geschlossen werden würden, könnte das globale Bruttoinlandsprodukt um rund 1 Prozent – fast 1 Billion US-Dollar – steigen. Gleichzeitig ließe sich die weltweite Ernährungsunsicherheit um etwa 2 Prozentpunkte senken, was 45 Millionen Menschen zugutekäme.
  • Das Factsheet zu Agrarökologie von FiBL liefert kurz aufbereitet Informationen darüber, wie Agrarökologie und ökologischer Landbau zu einer positiven Umgestaltung der Produktionssysteme in den Tropen beitragen können.
  • Das Statistische Jahrbuch 2025 der FAO gibt einen Überblick über die zentralen Entwicklungen der globalen Agrar- und Ernährungssysteme. In vier thematischen Kapiteln werden die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft, eingesetzte Produktionsmittel und erzielte Erträge ebenso analysiert wie ihre Folgen für Ernährungssicherheit, Ernährung und Umwelt. Dabei liefert das Jahrbuch auch Infos über Frauen in der Landwirtschaft. 2023 machten diese 39,7 Prozent aller in der Landwirtschaft Beschäftigten aus.

Termine zu Veranstaltungen mit Fokus auf Bäuerinnen und Hirt:innen:

PA: Hongkong: Systematischer Angriff auf Presse- und Meinungsfreiheit – Amnesty International kritisiert Urteil gegen Jimmy Lai scharf  

Das High Court von Hongkong hat heute den prodemokratischen Aktivisten und Verleger Jimmy Lai wegen zweier Fälle von Verschwörung zur geheimen Absprache mit ausländischen Kräften und eines Falles von Verschwörung zur Aufwiegelung für schuldig befunden. Ihm droht nun die Höchststrafe und eine Verurteilung zu lebenslanger Haft.   

Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich, sagt dazu: „Das heutige Urteil zeigt, dass Hongkong die wertvolle Arbeit von Journalist*innen als Straftat einstuft. Lai wurde einzig und allein inhaftiert, weil er und seine Zeitung Apple Daily die Regierung kritisiert haben. Vor Verabschiedung des Nationalen Sicherheitsgesetzes von 2020 wäre das niemals als Straftat angesehen worden. Lais Inhaftierung ist Ausdruck einer systematischen Unterdrückung der Meinungsfreiheit. Wir fordern seine unverzügliche und bedingungslose Freilassung und, dass das sogenannte Sicherheitsgesetz international verurteilt wird.“

Lai wurde am 11. Dezember 2020 unter dem von Peking verhängten Nationalen Sicherheitsgesetz (National Security Law) wegen „geheimer Absprache mit einem anderen Land oder externen Elementen” angeklagt. Er befindet sich seit dem 31. Dezember 2020 in Haft. Später wurde er auf Grundlage des „Sicherheitsgesetzes“ wegen zwei weiterer Fälle von „Verschwörung zur geheimen Absprache mit einem anderen Land oder externen Elementen” und unter dem Strafgesetzbuch wegen eines weiteren Falles von „Verschwörung zur Veröffentlichung aufrührerischer Publikationen” angeklagt. 

Die Behörden von Hongkong gaben an, dass die Anklagen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Artikeln in der Zeitung Apple Daily standen, die Lai gehörte und in denen ausländische Staaten zu Sanktionen aufgerufen wurden. Die Behörden verwiesen auch auf Lais Treffen mit US-Politiker*innen und Interviews mit ausländischen Medien, seine Beiträge auf X (vormals Twitter) und seine Liste von Follower*innen auf der Plattform, zu denen prominente ausländische Politiker*innen und NGOs gehörten, die die Demokratiebewegung in Hongkong unterstützen. 

Lai, ein britischer Staatsbürger, wurde im Februar 2021 zudem die Freilassung gegen Kaution verweigert. Die Hongkonger Regierung verbot außerdem Lais britischem Anwalt Timothy Owen, ihn zu vertreten. 

Jimmy Lai gründete 1995 die kritische Zeitung Apple Daily. Kurz nach der Einführung des Nationalen Sicherheitsgesetzes am 30. Juni 2020 durchsuchten fast 200 Polizist*innen die Zentrale der Zeitung. Es war das erste Mal, dass das Gesetz zur Durchsuchung der Räumlichkeiten eines Medienunternehmens herangezogen wurde, und Lai wurde zusammen mit seinen beiden Söhnen und mehreren Führungskräften der Zeitung verhaftet. 

Apple Daily wurde im Juni 2021 nach einer weiteren Polizeirazzia und der Einfrierung seiner Vermögenswerte eingestellt, was Amnesty International damals als „unverhohlenen Angriff auf die Pressefreiheit” bezeichnete. 

Vor dem heutigen Urteil hatten Hongkonger Gerichte Lai in vier verschiedenen Fällen wegen „unbefugter Versammlungen” und Betrugs zu insgesamt über sieben Jahren Haft verurteilt. 

Im vergangenen Jahr erkannte Amnesty International Lai neben den Menschenrechtsanwälten Chow Hang-tung und Ding Jiaxi als gewaltlosen politischen Gefangenen an. 

Rückfragehinweis
Presseteam Amnesty International Österreich
Valerie Schmid
+43 676 37 13 334
presse@amnesty.at

PA und Interviewmöglichkeit: Appell an Totschnig: Jetzt Rückbau im Umwelt- und Klimaschutz stoppen – in Österreich und weltweit

Auch WFP und Klima- und Energiefonds betroffen. NGO-Dachverbände Globale Verantwortung und Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) warnen vor schwerwiegenden, teuren Folgen für heutige und nachfolgende Generationen

„Bundesminister Norbert Totschnig trägt für Klima, Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung die Verantwortung, ignoriert jedoch, dass diese untrennbar und global miteinander verknüpft sind. Denn er verkennt nicht nur die Bedeutung der gestrichenen Zuschüsse für bilaterale Klimaprojekte im Globalen Süden in Höhe von bis zu 15 Millionen Euro: Trotz des größten internationalen Finanzierungsstopps für Humanitäre Hilfe, wegen dem tagtäglich Menschen verhungern müssen, läuft nun die Strategische Partnerschaft für Nahrungsmittelhilfe des BMLUK mit dem World Food Programme aus“, berichtet Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung.
 
„Zudem gibt es Anlass zur Sorge, dass sogar der geringe jährliche Pflichtbeitrag von 1,5 Millionen Euro zum UN-Ernährungshilfe-Übereinkommen nicht gesichert sein könnte. Und auch Klimaprojekte in Österreich sind betroffen: Aus dem Klima- und Energiefonds sind bis Jahresende keine Mittel für Forschung, Emissionsminderungs- und Klimaanpassungsmaßnahmen ausgeschrieben worden. Jeder Rückbau im Umwelt- und Klimaschutz und damit einhergehender Expertise hat schwerwiegende Folgen, die um ein Vielfaches teurer sind und rücksichtslos gegenüber heutigen und nachfolgenden Generationen“, betont Wank mit Verweis auf das zehnte Jubiläum des Pariser Klimaabkommens, die drastischen Ergebnisse des neuen UN-Umweltberichts und das abgeschwächte EU-Klimaziel 2040.
 
Klimazuschüsse: Verursacherprinzip gerecht werden und Verschuldung ärmerer Länder bremsen
Martin Krenn, Klimaexperte der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO), verweist auf das Verursacherprinzip als moralische Grundlage in der Klimafinanzierung. Durch vergleichsweise hohe Pro-Kopf-Emissionen und eine starke Wirtschafsleistung habe Österreich eine besondere Verantwortung, ärmere Länder im Umgang mit den Folgen der Klimakrise zu unterstützen:  „Heute geben bereits 54 Länder im Globalen Süden über zehn Prozent ihrer Steuereinnahmen für Nettozinszahlungen aus. Dadurch fehlen notwendige Gelder für eine nachhaltige Entwicklung und die Schuldenkrise wird weiter befeuert. Im Gegensatz dazu stellen Zuschüsse sicher, dass die österreichische Regierung dem Verursacherprinzip wirklich gerecht wird und Zukunftschancen für gefährdete Menschen ermöglicht.“
 
Appell für Klimafinanzierung: Auch heimische Bäuer*innen brauchen stabiles Klima und intakte Anbauflächen
Lukas Wank knüpft abschließend bei der heimischen Natur und Landwirtschaft an: „Norbert Totschnig inszeniert sich als Minister der österreichischen Bäuer*innen, übersieht aber, dass sie gleichermaßen auf stabile klimatische Bedingungen und intakte Anbauflächen angewiesen sind. Eine zukunftsorientierte, verantwortungsvolle Politik nimmt daher globale Zusammenhänge ernst und gibt dem Wohlergehen aller Vorrang. Wir appellieren an den Minister, die lebensrettenden Zahlungen an das WFP fortzusetzen, die Gelder für internationale und österreichische Klimaprojekte rasch auszuschreiben und diese für die Folgejahre zu budgetieren. Dieser Appell richtet sich auch an SPÖ und NEOS, die ebenso Verantwortung tragen, dass die Regierung nicht zu einer rückschrittlichen Anti-Klima-Koalition wird.“
 
Bundesminister Norbert Totschnig besuchte am Rande der UN-Klimakonferenz (COP30) ein vom BMLUK gefördertes Projekt des Movimento dos Atingidos por Barragens (MAB) im brasilianischen Bundesstaat Pará, nachdem er die Zuschüsse für bilaterale Klimaprojekte im Jahr 2025 gestrichen hatte. 

Vertreter*innen von MAB sind bei ihren österreichischen Projektpartnern Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und Horizont 3000 zu Gast und stehen heute Vormittag (16.12.2025) für ein Mediengespräch zur Verfügung. 
Bei Interesse kontaktieren Sie bitte elisabeth.holzner@dka.at oder 0676/88011 1000.

PA: Liga für Menschenrechte: Vertrauensverlust in Demokratie belastet Rechtsstaat

Anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte am 10. Dezember veröffentlicht die Liga für Menschenrechte ihren jährlichen Befund zur Lage der Grundrechte in Österreich. Expert:innen warnen vor massiven Versäumnissen bei Kinderrechten, der Klimakrise, beim Schutz des Rechtsstaates und vielem mehr.

Durchschnittlich 90 Tage wartet ein Kind mit einer psychischen Erkrankung in Wien auf eine angemessene Versorgung, österreichweit fehlen hunderte Krankenhausbetten und Tagesplätze. Die Folgen dieser Missstände seien dramatisch, bemängelt die Österreichische Liga für Menschenrechte in ihrem jährlichen Menschenrechtsbefund, der heute in Wien vorgestellt wurde. Grund zur Sorge sei auch, dass klimaschädliche Ausgaben von 5,7 Milliarden Euro trotz notwendiger Budgetkonsolidierung nicht angetastet werden. In klimapolitischen Belangen habe die österreichische Regierung im Jahr 2025 den Rückwärtsgang eingelegt, so der Befund. Weitere Themen sind überfüllte Gefängnisse, Angriffe auf die Europäische Menschenrechtskonvention, Mängel im neuen Informationsfreiheitsgesetz, das Recht auf leistbares Leben sowie die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft. Barbara Helige, Präsidentin der Liga, weist in ihrem Appell an die Öffentlichkeit eindringlich darauf hin, dass der demokratische Rechtsstaat immer offensiver von autoritären Kräften infrage gestellt wird.

Barbara Helige, Präsidentin der Liga der Menschenrechte zieht Bilanz für das Jahr 2025: „Das Vertrauen in die Politik ist auf einem Tiefpunkt. Sogar die Fähigkeit der Demokratie, unsere Probleme zu lösen, wird angezweifelt. Diese politische Gemengelage kommt destruktiven, autoritären Kräften wie gerufen. Was ursprünglich mit angriffiger, manchmal auch aggressiver Rhetorik begann, hat mittlerweile ein Ausmaß an Verächtlichmachung und Herabwürdigung erreicht, das erschreckend ist. Und diese Verachtung richtet sich nicht nur gegen einzelne Verantwortungsträger, sondern in immer stärkerem Maße auch gegen Säulen des demokratischen Rechtsstaats.“

Kinderrechte verletzt: Dramatische Mängel in der Kinderpsychiatrie

Der Rechnungshofbericht vom August 2025 dokumentiert einen klaren Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention: In Wien müssen Kinder mit psychischen Erkrankungen bis zu 90 Tage auf einen kinderpsychiatrischen Termin warten. Österreichweit fehlen 103 Krankenhausbetten und 198 tagesklinische Plätze. Betroffen sind bis zu 25 Prozent aller Kinder und Jugendlichen. „Die Folgen unbehandelter psychischer Erkrankungen sind dramatisch. Das Risiko für spätere Depressionen steigt um das 20-Fache“, so Ernst Berger, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie in seinem Beitrag. Trotz vorhandener Versorgungskonzepte wurde die Entwicklung des Faches über Jahrzehnte vernachlässigt.

Die Klimakrise kostet Menschenleben und Menschenrechte

Andauernde Kriege und geopolitische Konflikte lassen die Klimakrise in Vergessenheit geraten. „Der österreichischen Regierung fehlt in klimapolitischen Belangen Wille und Mut, etwas zu verändern und so seine menschenrechtlichen Pflichten zu gewährleisten“, so Franz Essl, Biodiversitätsforscher an der Universität Wien. Trotzdem stammt ein Drittel der Budgetkonsolidierung 2025/2026 aus Kürzungen bei Klima- und Umweltmaßnahmen, während klimaschädliche Ausgaben von 5,7 Milliarden Euro jährlich kaum angetastet werden. Ein verbindliches Klimaschutzgesetz entsprechend dem Pariser Klimaziel fehlt weiterhin.

Kärntner Slowen:innen – eine unsichtbare Minderheit?

Der überzogene Polizeieinsatz vom 27. Juli 2025 am Peršman-Hof in Eisenkappel/ Zelezna Kapla macht deutlich, wie tief die Gräben innerhalb Österreichs immer noch sind. Dass es unter der Oberfläche brodelt, lässt sich auch im Erinnerungskulturjahr 2025 erkennen: Initiativen, die an den erfolgreichen Widerstandskampf der Kärntner Slowen:innen und an ihre Opfer erinnern, werden angegriffen. Brigitte Entner, Lehrbeauftragte der Universität Klagenfurt, tätig am Slowenischen Wissenschaftlichen Institut in Klagenfurt/Slovenski znanstveni inštitut v Celovcu: „Das Wissen um Österreichs autochthone Minderheiten ist außerhalb ihrer Siedlungsgebiete einfach zu gering, marginalisierte Gruppen dürfen kein blinder Fleck auf dem österreichischen Spielfeld werden.“

Die Europäische Menschenrechtskonvention – das Rückgrat des menschlichen Schutzes

Die Debatte um eine Änderung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) hat an Schärfe gewonnen. Rund um ihr 75-jähriges Jubiläum fordern mehrere europäische Regierungen – darunter Österreich, Dänemark und Italien – eine flexiblere Auslegung menschenrechtlicher Vorgaben. In Österreich ist das Thema nicht neu: Bereits 2015 forderte Herbert Kickl (FPÖ), die EMRK anzupassen. Valerie Gruber, Vorstandsmitglied der Liga: „Menschenrechte sind nicht verhandelbar, egal ob es in der EMRK um Fragen digitaler Überwachung, den Klimaschutz, den Umgang mit neuen Technologien oder den Schutz vulnerabler Gruppen geht.“

Die neue Informationsfreiheit

Das langjährig in Österreich verankerte Amtsgeheimnis wurde zum 1. September 2025 zu großen Teilen abgeschafft und durch das Informationsfreiheitsgesetz ersetzt. „Die neue Rechtslage ist zwar eine massive Verbesserung gegenüber den Vorgängerregelungen, gleichzeitig aber in großen Teilbereichen – im Vergleich zu internationalen Vorbildern – unambitioniert“, so Markus Hametner, Vorstandsmitglied des Forums Informationsfreiheit. Die Forderung des Forums, sich am Hamburger Transparenzgesetz zu orientieren, wurde in wesentlichen Punkten nicht gehört.

Polarisierung durch Empathie überwinden

Studien zeigen, dass auf persönlicher Ebene nicht-konfrontative Gespräche auf Augenhöhe Vorurteile reduzieren können. Abschottung und moralische Überlegenheit verhärten hingegen die Fronten. Die Herausforderung besteht darin, Empathie auch jenen entgegenzubringen, die selbst ausgrenzen. „Überlassen wir das Feld nicht den Demagogen und den Verschwörungstheoretikern. Tun wir ihnen diesen Gefallen nicht. Jeder kann Polarisierung, zumindest im persönlichen Umfeld, aktiv angehen und versuchen, sie zu überwinden. Dadurch verrät man seine Prinzipien nicht, sondern bestätigt und lebt sie“, appelliert Judith Kohlenberger, Leiterin des Forschungsinstituts für Migrations- und Fluchtforschung und -management (FORM) an der WU Wien.

Soziale Ungerechtigkeit: Ein Recht auf leistbares Leben 

Während in Österreich die Preise für das Lebensnotwendige – Strom, Brot, Miete – schneller steigen als im Rest Europas, sind es die Schwächsten, die die Rechnung zahlen. Diese Teuerung wäre teilweise vermeidbar gewesen, sie ist hausgemacht durch politisches Unterlassen, so der Befund. Und sie trifft nicht alle gleich. Einkommensärmere Haushalte geben den Großteil ihres Einkommens für Überlebenswichtiges aus – Sparen bei Wohnen, Essen und Energie bedeutet direkten Verzicht im Alltag. Barbara Schuster, stellvertretende Chefökonomin des Momentum Instituts fordert daher „Starke Lohnabschlüsse, Preiseingriffe wie eine Mietpreisbremse, armutsfeste Sozialleistungen und eine gerechtere Besteuerung von Vermögen.“

30 Jahre Kopenhagener Kriterien – und die EU-Demokratie bröckelt von innen

Von Schweden bis Italien, von Portugal bis Rumänien zeigen sich Muster, die demokratische Grundwerte untergraben. Populistische Kräfte schaffen Verwirrung über die Bedeutung von Demokratie, unabhängigen Gerichten und Minderheitenschutz. „Die EU steht vor großen Herausforderungen. Wenn Staats- und Regierungschefs EU-Gesetze bedenkenlos übertreten, darf die Europäische Union nicht untätig zusehen. Für Demokratie muss man weiterhin umso intensiver kämpfen.“, so Nicole Vidan, Vertreterin der Jungen Liga bei der Konferenz „Standing up for Democracy & Rights“ in Kopenhagen 2025.

Menschenrechte im Strafvollzug gefährdet

Österreichs Gefängnisse stehen am Rande ihrer Belastbarkeit: Statt der vorgesehenen 8.250 Personen sind derzeit über 9.100 Insassen inhaftiert, insgesamt müssen die Justizanstalten sogar mehr als 10.000 Menschen verwalten. Besonders dramatisch ist die Lage in der Justizanstalt Wien-Josefstadt, die während umfangreicher Sanierungen bis zu 130 Prozent ausgelastet ist – eine Situation, die sowohl Häftlinge als auch Justizwachepersonen massiv belastet. Klar ist jedoch: Nur mit zusätzlichen personellen, räumlichen und finanziellen Ressourcen lässt sich ein menschenrechtskonformer Vollzug gewährleisten. Ein „verstärkter Einsatz der Strafjustiz“ hingegen, so Friedrich Forsthuber, Obmann der Fachgruppe Strafrecht in der Österreichischen Richtervereinigung, „führt in eine gefährliche Sackgasse und löst keine gesellschaftlichen Probleme.“

Die vollständigen Beiträge können im Menschenrechtsbefund 2025 unter http://www.liga.or.at/projekte/menschenrechtsbefund nachgelesen werden.

Österreichische Liga für Menschenrechte

Die Österreichische Liga für Menschenrechte setzt sich seit 1926 für die Umsetzung und Einhaltung der Menschenrechte ein. Sie greift aktuelle Themen auf und arbeitet in Veranstaltungen, Projekten und durch Öffentlichkeitsarbeit mit den unterschiedlichsten Zielgruppen zu menschenrechtlich relevanten Themen. Die Liga ist das österreichische Mitglied der FIDH und international sowie national mit anderen NGOs sehr gut vernetzt.

www.liga.or.at

Kontakt:

Vera Krischke, Österreichische Liga für Menschenrechte
Tel.: 0676 360 94 63
E-Mail: admin@liga.or.at 

PA: Menschenrechte: NGO-Bericht offenbart fehlende Systematik österreichischer Politik

NGOs zu UN-Prüftermin: Österreichs widersprüchliche politische Interessen untergraben weltweit Recht auf Nahrung, Rechte von Kindern und Menschen mit Behinderungen u. a.

„Österreich betont in internationalen Partnerschaften regelmäßig die Bedeutung der Menschenrechte. Gleichzeitig verfolgt die Bundesregierung aber ressourcen-, agrar-, steuer-, handels- und klimapolitische Interessen, die eine nachhaltige, menschenrechtsbasierte Entwicklung in Ländern des Globalen Südens erschweren oder gar verhindern“, erläutert Lukas Wank, Geschäftsführer des entwicklungspolitischen und humanitären Dachverbands AG Globale Verantwortung, am internationalen Tag der Menschenrechte und warnt: „Doppelstandards untergraben Österreichs Glaubwürdigkeit.“

Mit sechs Jahren Verspätung überreichte die vorherige Bundesregierung im Mai 2024 dem UN-Ausschuss über die Wirtschaftlichen, Sozialen und Kulturellen Rechte (WSK-Rechte) erstmals einen Staatenbericht über die Gewährleistung der WSK-Rechte im In- und Ausland. Der Ausschuss wird Österreich im Februar 2026 erneut prüfen. Für diesen Termin haben die AG Globale Verantwortung und ihre Mitglieder Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FIAN Österreich und Licht für die Welt den Vereinten Nationen heute einen zivilgesellschaftlichen Bericht vorgelegt.

Österreichischer Politik fehlt Entschlossenheit und Systematik, etwa bei Kinderrechten
Veronika Schippani-Stockinger, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar Österreichs, vermisst in der österreichischen Politik die gebotene Entschlossenheit und Systematik. „Zwar bekennt sich die Regierung in internationalen Strategien wie dem Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 bis 2027 zu den Menschenrechten. Jedoch fehlen klare Finanzierungsziele, Indikatoren und Prüfmechanismen, um ihre Einhaltung zu gewährleisten. „Wir fordern daher, dass Kinderrechte konsequent und systematisch in allen Politikfeldern und Rechtssetzungen berücksichtigt werden. Österreich trägt eine globale Verantwortung, gerade wenn staatliche Akteur*innen oder Unternehmen im Ausland die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen beeinflussen.“

Landwirtschaft und Ernährung: Importe verschärfen globale Ungleichheiten
Tragische Folgen habe eine inkohärente Politik auch für die weltweite Ernährung, verweist Lukas Schmidt, Geschäftsleiter von FIAN Österreich. „Das Recht auf Nahrung wird weltweit am häufigsten verletzt. Bis zu 720 Million Menschen hungern – auch weil Kleinbäuer*innen von Großkonzernen vertrieben werden und keine fairen Preise mehr erzielen. Dabei könnten sie rund 80% aller Nahrungsmittel nachhaltig produzieren. Im Sinne der UN-Erklärung über Rechte von Kleinbäuer*innen ist die Regierung gefordert, sich auf EU- und UN-Ebene für ihre Rechte einzusetzen und auch im Inland umzudenken.“

Ein Beispiel sei die überproportionale Fleischproduktion in Österreich, für die jährlich hunderttausende Tonnen Soja importiert würden: „Futtersoja aus vorwiegend lateinamerikanischen, oftmals illegal errichteten Plantagen zerstört Ökosysteme und verschärft Landkonflikte sowie Ungleichheiten. Zugleich ist Österreich von Gemüseimporten abhängig. Diese Politik ist weder nachhaltig noch menschenrechtskonform.“

Widersprüchliche Politik folgenschwer für vulnerable Gruppen im Globalen Süden
„Eine kurzsichtige und widersprüchliche Politik heizt die weltweiten Krisen also weiter an“, hält Alex Buchinger, Geschäftsführer von Licht für die Welt Österreich, fest. „Sie erhöht zudem die Notwendigkeit, weltweit mittels Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe gegenzusteuern. Diese erprobten wie wirksamen Instrumente verhelfen benachteiligten Gruppen direkt zu ihren Rechten. Zum Beispiel Menschen mit Behinderungen, die 16% der Weltbevölkerung ausmachen und von denen 80% im Globalen Süden leben. Ihre Rechte – etwa auf Bildung, Gesundheitsversorgung oder Teilhabe – werden besonders häufig verletzt.“

Die massiven Kürzungen für bilaterales Engagement der aktuellen Regierung stünden daher im klaren Widerspruch zu Österreichs menschenrechtlichen Verpflichtungen, betont Buchinger. Im Vergleich zu 2024 sollen diese Gelder laut aktuellem Doppelbudget bis Ende 2026 um ein Drittel gekürzt werden.

Appell zum UN-Prüftermin: Regierung soll Menschen über widersprüchliche Interessen stellen
Mit Blick auf den UN-Prüftermin fordert Lukas Wank abschließend: „Eine Regierung, die ihre internationalen Zusagen zur Entwicklungsfinanzierung ernst nimmt und widersprüchliche Politiken zugunsten des Wohlergehens, der Würde und der Rechte aller Menschen aufgibt, leistet einen echten Beitrag zu einer friedlicheren, stabileren und gerechteren Welt.“

Link zum NGO-Bericht

Rückfragen
Hannah Hauptmann (sie/ihr)
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

hannah.hauptmann@globaleverantwortung.at
presse@globaleverantwortung.at
Tel.: +43 1/522 44 22 – 15
Mobil: +43 699/17 20 42 07

PA: Südwind und NeSoVe: EU-Lieferkettengesetz bis zur Unkenntlichkeit verwässert

Abschwächung folgt auf aggressives Lobbying von US-Ölkonzernen — Menschenrechtsorganisationen verurteilen Kniefall der EU-Institutionen und fordern Notbremse für Omnibus

Wien/Brüssel, 9. Dezember 2025. Das EU-Lieferkettengesetz wird abgeschwächt und wird künftig nur noch für Unternehmen ab 5.000 Mitarbeiter:innen und einem Jahresumsatz ab 1,5 Milliarden Euro gelten. Damit gilt das Gesetz nur noch für rund 1.340 Unternehmensgruppen. Auch darüber hinaus wurden zahlreiche Elemente des EU-Lieferkettengesetzes unkenntlich gemacht. So wurden Klimapläne zur Gänze gestrichen, die Maximalstrafen herabgesetzt und auch die zivilrechtliche Haftung wurde gestrichen. Südwind und das Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe) kritisieren die Abschwächung scharf und verurteilen das Einknicken der EU-Gesetzgebung vor Konzerninteressen.

“Genau am Vortag des Tags der Menschenrechte ist das ein herber Rückschlag für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Klimaschutz. Dem EU-Lieferkettengesetz wurden die Zähne gezogen und die Augen geschlossen, noch bevor es angewendet werden konnte”, sagt Stefan Grasgruber-Kerl, Südwind-Experte für faire Lieferketten. ”Die vorbeugende Wirkung gegenüber Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen wurde massiv geschwächt. Gleichzeitig wurde Betroffenen der Zugang zu ihrem Recht und damit die Möglichkeit auf Wiedergutmachung extrem erschwert.”

„Die Abschwächung des Lieferkettengesetzes bringt statt einer harmonisierten Haftungsregelung für den gesamten EU-Raum nun 27 unterschiedliche Regelwerke. Das ist das Gegenteil der vermeintlichen Vereinfachung“, erklärt Bettina Rosenberger, Koordinatorin der zivilgesellschaftlichen Kampagne „Menschenrechte brauchen Gesetze!“

Recherche zeigt massives Lobbying von US-Ölkonzernen

Besonders besorgniserregend sehen Südwind und das Netzwerk Soziale Verantwortung die Ergebnisse des niederländischen Recherchezentrums SOMO. Dieses deckte vor wenigen Tagen auf, dass große US-Ölkonzerne, wie ExxonMobil und Chevron, seit Monaten über eine koordinierte Kampagne aggressives Lobbying auf allen Ebenen der EU-Gesetzgebung betreiben, um ihre Interessen zu sichern. Auch vonseiten der US-Regierung selbst wurde wiederholt und äußerst aggressiv die Verwässerung des EU-Lieferkettengesetzes eingefordert.

“Es ist ein perfides Spiel: Konservative und rechte EU-Politiker:innen nehmen den Schutz von europäischen KMUs, von denen viele schon nachhaltig produzieren, als Vorwand, während sie in Wahrheit den Wunschzettel von US-Konzernen erfüllen“, so Bettina Rosenberger. ”Dass sich EU-Institutionen ihre Politik von der US-Konzernlobby vorschreiben lassen und Gesetze kippen, die über Jahre hinweg verhandelt wurden, ist ein demokratiepolitischer Skandal und sollte alle Alarmglocken schrillen lassen.“

Angesichts der jüngsten Erkenntnisse über das fragwürdige Zustandekommen des Deregulierungs-Pakets fordern Südwind und NeSoVe eine Notbremse: “Justizministerin Anna Sporrer und Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer müssen das Omnibus-Paket ablehnen. Die Deregulierungsinitiative trägt die Handschrift von verantwortungslosen Konzernen, die sich Menschenrechten und Umweltstandards verweigern wollen. Im Gegensatz dazu produzieren viele österreichische KMUs schon nachhaltig. Genau diese Unternehmen erhalten nun einen Wettbewerbsnachteil. Österreichs Bundesregierung trägt ihnen gegenüber genauso Verantwortung wie gegenüber dem Schutz von Menschen- und Arbeitsrechten”, so Stefan Grasgruber-Kerl und Bettina Rosenberger abschließend.

Weiterführende Quellen:

SOMO-Bericht zu US-Lobbying: https://www.somo.nl/the-secretive-cabal-of-us-polluters-that-is-rewriting-the-eus-human-rights-and-climate-law/

Rückfragen & Kontakt 
Netzwerk Soziale Verantwortung
Bettina Rosenberger
Telefon: +43 (0) 660 8835409
E-Mail: bettina.rosenberger@nesove.at

Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: +43 650 96 77577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

Aviso Pressegespräch: Präsentation Menschenrechtsbefund 2025

Anlässlich des Human Rights Day am 10. Dezember lädt die Österreichische Liga für Menschenrechte zur alljährlichen Präsentation des Menschenrechtsbefundes ein.

Die beim Pressegespräch präsentierten Themen:

  • Der Rechtsstaat in Gefahr
  • Die Klimakrise kostet Menschenleben und Menschenrechte
  • Situation im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Wann: Mittwoch, 10. Dezember 2025, 10 Uhr

Wo: Café Museum, 1010 Wien, Operngasse 7

Am Podium:

Barbara Helige: Präsidentin Österreichische Liga für Menschenrechte

Franz Essl: Ökologe und Biodiversitätsforscher, Universität Wien

Sebastian Öhner: Vorstandsmitglied mit Schwerpunkt Kinderrechte

Kontakt:

Vera Krischke, Österreichische Liga für Menschenrechte
Tel.: 0676 360 94 63
E-Mail: admin@liga.or.at

Österreichische Liga für Menschenrechte

Die Österreichische Liga für Menschenrechte setzt sich seit 1926 für die Umsetzung und Einhaltung der Menschenrechte ein. Sie greift aktuelle Themen auf und arbeitet in Veranstaltungen, Projekten und durch Öffentlichkeitsarbeit mit den unterschiedlichsten Zielgruppen zu menschenrechtlich relevanten Themen. Die Liga ist das österreichische Mitglied der FIDH und international sowie national mit anderen NGOs sehr gut vernetzt.

www.liga.or.at

Südwind: Österreich spielt eine schändliche Rolle bei der Schwächung des globalen Waldschutzes

Menschenrechtsorganisation kritisiert die Abschwächung der EU-Entwaldungsverordnung scharf: „Umweltminister Totschnig wälzt Verantwortung für Klimaschutz ab“

Wien, am 5. Dezember 2025. Die gestrige Einigung zwischen Europäischem Rat und Parlament bestätigt die schlimmsten Befürchtungen von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen: Die EU-Entwaldungsverordnung wird abgeschwächt und ihre Umsetzung weiter verzögert. Südwind hatte im Vorfeld mehrfach vor weitreichenden Konsequenzen gewarnt. Die nun beschlossenen Änderungen, auf starkes Betreiben von Bundesminister Norbert Totschnig, bedeuten eine erhebliche Schwächung des globalen Waldschutzes.

„Es ist ein erneutes Versagen der EU und Österreichs beim Klima- und Menschenrechtsschutz. Es ist schlichtweg absurd, dass Bundesminister Norbert Totschnig als Klimaschutz- und Umweltminister auf Zuruf von Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer das wichtigste europäische Gesetz für globalen Waldschutz aushöhlt“, sagt Maria Hammer, Südwind-Sprecherin für Waldschutz und fordert: „Das ständige Abwälzen der Verantwortung muss ein Ende haben!“

Eine fristgerechte Umsetzung der Entwaldungsverordnung hätte Entwaldung und Waldschädigung für den EU-Konsum spürbar eingedämmt. Laut einer Wirkungsstudie würde das Gesetz pro Minute 100 Bäume vor der Abholzung schützen. Zusätzlich geht Entwaldung oft einher mit Gewalt, Enteignung und Vertreibung.

Rückfragehinweis: 
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleiter Südwind
Tel.: 0650 96 77577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

PA: Neue Initiative fordert Einhaltung von Menschenrechten bei der FIFA Fußball WM 2026 in Nordamerika

Bündnis aus 15 österreichischen Organisationen tritt für demokratischen Sport ein

Am 05. Dezember findet die Gruppenauslosung zur FIFA Fußball-WM 2026 in Washington DC statt. Was auf den ersten Blick nach einem Turnier in demokratischen Staaten aussieht, offenbart bei genauerer Betrachtung eine Reihe menschenrechtlicher Missstände. Am Tag vor der Auslosung wurde in Wien die neue österreichische Initiative „GAME ON! Sport für Menschenrechte“ vorgestellt, einem Bündnis aus 15 Organisationen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Medien und Sport. GAME ON! will klare Verantwortungen aufzeigen und fordert die Umsetzung einer Menschenrechtskultur im Sport. Expert*innen berichten über die Situation in den drei Austragungsländern und die Verantwortung rund um Sportgroßereignisse.

Von 11. Juni bis 19. Juli 2026 findet die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Kanada, Mexiko und den USA statt. Nach der Kritik an Menschenrechtsverletzungen bei der WM 2018 in Russland sowie der WM 2022 in Katar versprach die FIFA mehr Verantwortung. Die Weltmeisterschaft 2026 ist die erste Männer-Weltmeisterschaft mit einer veröffentlichten Menschenrechtsstrategie, die als neue Messlatte für Sportveranstaltungen weltweit angepriesen wird.

Hanna Stepanik, Projektleiterin und Initiatorin des Projekts „GAME ON!“ bei der fairplay Initiative am Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC), weist bei der Pressekonferenz im Presseclub Concordia daraufhin, dass die über die letzten Jahre entstandene positive Entwicklung, über Sportgroßereignisse wie die FIFA WM 2022 vermehrt aus der Menschenrechtsperspektive zu berichten, aufrechterhalten erhalten werden müsse, egal in welchem Land ein Megaevent stattfinde: „Alles andere wäre heuchlerisch! Denn auch in Ländern wie Kanada, Mexiko oder den USA gibt es aus menschenrechtlicher Perspektive viele Themen. In den USA spitzt sich die Situation rund um die Einwanderungspolitik sowie Presse- und Meinungsfreiheit zu, Mexiko verzeichnet rekordhohe Femizidraten, und in Kanada beobachten wir drastische Rückschritte beim Schutz indigener Rechte“.

Jennifer Li ist Koordinatorin von Dignity 2026, eine in den USA ansässige Koalition von 16 lokalen, nationalen und internationalen zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für die Förderung der Menschenrechte und Arbeitsrechte bei der FIFA WM 2026 einsetzt und sich mit einer Vielzahl von Risikobereichen befasst, darunter Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer*innen, Diskriminierung, Wohnungswesen und Vertreibung, sowie Einwanderung. „Die Tatsache, dass die größte Weltmeisterschaft aller Zeiten nächstes Jahr in Nordamerika stattfinden wird – inmitten einer turbulenten politischen Lage in den USA – ist ein Aufruf zum Handeln für die FIFA, die Austragungsorte sowie die Organisationskomitees, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass sie sowohl ihre internationalen als auch ihre innerstaatlichen Menschenrechtspflichten erfüllen. Arbeiter*innen, Obdachlose, Einwander*innen, Kinder und andere Personen, die von den negativen Auswirkungen des Turniers betroffen sein könnten, sollten nicht die höchsten Kosten für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft tragen, bei der die FIFA voraussichtlich weit über 11 Milliarden Dollar an Einnahmen erzielen wird“.

Aurelia Velasco spielt als Verteidigerin beim FC Los Andes in Wien. Als Angehörige der Mixtecos aus Tlaxiaco (Bundesstaat Oaxaca) liegen ihr die Themen Frauenrechte sowie Indigenenrechte besonders am Herzen. Sie kritisiert insbesondere die Exotisierung und Kommerzialisierung indigener Gruppen, die häufig mit Großereignissen wie der FIFA WM einhergehen: „Der kulturelle Reichtum indigener Völker kommt immer den Wohlhabenden zugute und die betroffene Bevölkerung bleibt in der Armut stecken“. 

Auch Philipp Budka, Kultur- und Sozialanthropologe an der Universität Wien, der seit fast 20 Jahren in und über Kanada forscht, sieht die vermeintliche Inklusion indigener Gemeinschaften bei der FIFA WM kritisch. „Indigene Gemeinschaften in Kanada sind kulturell äußerst vielfältig, leben aber bis heute mit den Folgen kolonialer Politik – darunter niedrigere Lebenserwartung, hohe Suizidraten und ungelöste Probleme bei Wasser-, Energie- und Transportinfrastrukturen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass symbolische Anerkennung im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft nicht ausreicht: Indigene Gemeinschaften fordern echte Mitsprache und Entscheidungen, die langfristig ihren Bedürfnissen und Lebensrealitäten gerecht werden. Die zentrale Frage lautet daher, ob ein solches Großereignis zu mehr Gerechtigkeit beitragen kann oder bestehende Ungleichheiten eher verstärkt“.

Christos Papadimitriou, früherer Fußballprofi und Head of Marketing der österreichischen Spielergewerkschaft Vereinigung der Fußballer (VdF), anerkennt abschließend die wichtige Rolle von Menschenrechten im Sport: „Als Vertretung der Spieler*innen ist es unsere Aufgabe, ihre Rechte zu schützen. Dazu gehören faire Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung und die Freiheit, Haltung zu zeigen, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Menschenrechte sind im Fußball kein Randthema, sondern die Grundlage eines sicheren und respektvollen Arbeitsumfelds. Deshalb erwarten wir auch von internationalen Verbänden, dass sie unabhängige Spielergewerkschaften einbinden und Entscheidungen transparent und im Sinne der Aktiven treffen“.

Österreichweite Kampagne 
Unter dem Motto „GAME ON! Sport für Menschenrechte“ treten Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Sport und Medien für einen demokratischen Sport für alle ein. Die Initiative wird im Vorfeld der WM in Kanada, Mexiko und den USA genau auf die menschenrechtliche Situation in den drei Austragungsländern blicken, regelmäßig Hintergrundinformationen liefern und eine breite Aufmerksamkeit für eine Kultur der Menschenrechte im Sport schaffen. Dabei werden Fußballvereine, Sportverbände und Fans genauso eingebunden, wie Jugendliche und migrantische Communities. Zu den vielfältigen Maßnahmen gehören unter anderem Aktionstage mit Sportvereinen, Filmscreenings, Schulungen von Sportjournalist*innen, eine Club 2×11 Podiumsdiskussion, ein Kunstevent im WUK, die Südwind Speaker‘s Tour durch Österreich und einem Workshopprogramm für Jugendliche.

Die Initiative wird zudem internationale Synergien nutzen, um gemeinsam für einen Sport einzutreten, der die Menschenrechte fördert und nicht verletzt.

„GAME ON! Sport für Menschenrechte“ wird von der fairplay Initiative am VIDC geleitet und mit den Partner*innen Südwind, Oscar Sánchez, Frauen*solidarität, Vereinigung der Fußballer, FC Los Andes, Österreichische Liga für Menschenrechte, Protect Our Winters Austria, solidar, ballesterer, LEFÖ, Zentrum für Kanada-Studien, Reporter ohne Grenzen Österreich und Africa Global Radio umgesetzt. 

Die Initiative wird maßgeblich von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (Austrian Development Agency) gefördert. 

Rückfragen & Kontakt:
Hanna Stepanik, Projektleiterin
fairplay Initiative
VIDC – Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation
+43 1 713 35 94-66
stepanik@vidc.org

PA: Sudan: Angriffe der Miliz RSF auf die Asylunterkunft Samsam müssen als Kriegsverbrechen untersucht werden

Die Rapid Support Forces (RSF) haben im April 2025 bei einem Angriff auf Samsam (auch: Zamzam), das größte Lager für Binnenvertriebene in Nord-Darfur, vorsätzlich Zivilpersonen getötet, Geiseln genommen und Moscheen, Schulen und Kliniken geplündert und zerstört. Zu diesem Schluss kommt Amnesty International in einem neuen Bericht und fordert, diese Verstöße gegen das Völkerrecht als Kriegsverbrechen zu untersuchen.

Der Bericht „A refuge destroyed: RSF violations in Darfur’s Zamzam camp for internally displaced persons“ dokumentiert, wie RSF-Mitglieder bei Angriffen zwischen dem 11. und 13. April explosive Waffen einsetzten und unterschiedslos Schusswaffen in dicht bevölkerten Wohngebieten abfeuerten. Die brutalen Überfälle waren Teil des Großangriffs der RSF, der im Mai 2024 begonnen hat und zum Ziel hatte, Al-Faschir einzunehmen, die Hauptstadt von Nord-Darfur. Etwa 400.000 Menschen mussten in der Folge am 13. und 14. April 2025 aus dem Lager fliehen. Am 26. Oktober brachte die RSF Al-Faschir unter ihre Kontrolle. Bei dem Angriff auf die Stadt exekutierten RSF-Mitglieder unzählige unbewaffnete Männer und vergewaltigten Frauen und Mädchen

„Der furchtbare und vorsätzliche Angriff auf verzweifelte, hungrige Zivilpersonen im Samsam-Lager zeigte einmal mehr, dass Menschenleben für die RSF entbehrlich sind. Zivilpersonen wurden gnadenlos angegriffen und getötet. Viele wurden ihrer Lebensgrundlage beraubt und ohne Aussicht auf Gerechtigkeit zurückgelassen, während sie um die Getöteten trauern. Dies war keine vereinzelte Attacke, sondern Teil eines umfassenden Angriffs auf Dörfer und Lager, in denen Binnenvertriebene leben“, sagt Agnès Callamard, internationale Generalsekretärin von Amnesty International. „Manche internationalen Partner wie z. B. die Vereinigten Arabischen Emirate haben den bewaffneten Konflikt aktiv mit angefacht, indem sie die RSF mit Waffen versorgten.

Um diesen völkerrechtlichen Verbrechen einen Riegel vorzuschieben, müssen die Waffenströme an die Konfliktparteien versiegen. Hierzu muss das Waffenembargo, das derzeit für Darfur gilt, auf den Rest des Landes ausgeweitet werden. Die Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union, der Europäischen Union und der Zwischenstaatlichen Entwicklungsbehörde IGAD sowie das Vereinigte Königreich, die USA, Russland und China müssen alle Länder – allen voran die Vereinigten Arabischen Emirate – auffordern, keine Waffen und Munition mehr an die RSF, die sudanische Armee oder andere Akteure zu liefern. Außerdem müssen die Staaten umgehend alle Waffenlieferungen an die Vereinigten Arabischen Emirate aussetzen, da eine hohe Gefahr besteht, dass diese an die RSF umgeleitet werden.“

Amnesty International hat für den Bericht im Zeitraum von Juni bis August 2025 Recherchen durchgeführt und mit 29 Personen gesprochen, zumeist Augenzeug*innen, Überlebende, Verwandte der Opfer, Journalist*innen, Konfliktanalytiker*innen und medizinisches Personal, das die Verwundeten versorgte. Die Organisation wertete zudem Dutzende Video-, Bild- und Satellitenaufnahmen aus. Die RSF reagiert nicht auf die Anfrage von Amnesty International nach einer Stellungnahme. 

 
„Der Beschuss kam von überall“    

Überlebende der Angriffe sagten im Gespräch mit Amnesty International, dass am Freitag, den 11. April und Samstag, den 12. April 2025 Wohnungen, Straßen und in einem Fall auch eine Moschee während einer Hochzeit mit Granaten beworfen wurden. Diese Angriffe auf dicht besiedelte Gebiete ließen Gebäude in Flammen aufgehen und verletzten und töteten Zivilpersonen. Amnesty International analysierte Satellitenaufnahmen vom 16. April, auf denen neue Krater zu sehen waren, was den Einsatz von explosiven Waffen in Wohngebieten ebenfalls bestätigte.

Überlebende gaben an, dass sie aus brennenden Vierteln fliehen und sich vor schweren Kampfhandlungen verstecken mussten. Younis*, der ehrenamtlich in der Notaufnahme mithalf, sagte: „Es war sehr schlimm. Man konnte nicht ausmachen, wo der Beschuss herkam. Er war einfach überall.“

Mamoun*, ein etwa 25-jähriger ehrenamtlicher Helfer, der humanitäre Hilfsgüter verteilte, beschrieb den Angriff so: „[RSF]-Kämpfer schrien und schossen einfach überall hin, und deswegen wurden so viele Menschen getötet.“

Sadya*, die ehrenamtlich für Nichtregierungsorganisationen arbeitet, beschrieb, wie RSF-Mitglieder am 12. April durch ihr Viertel fuhren, das unweit vom Marktplatz in Samsam entfernt liegt: „Einer [der RSF-Kämpfer] stand oben auf dem Dach und schoss einfach überall hin, schoss auf alle, die sich auf der Straße befanden.“

Ein derartiger Beschuss, der nicht auf ein spezielles militärisches Ziel gerichtet ist, könnte einem wahllosen Angriff gleichkommen, was einen schweren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht darstellt.

Amnesty International dokumentierte auch, wie RSF-Mitglieder vorsätzlich Zivilpersonen erschossen. Augenzeug*innen sagten Amnesty International, dass sie sahen, wie RSF-Kämpfer 47 Zivilpersonen erschossen, die sich entweder zu Hause versteckten, vor der Gewalt flohen, in einer Klinik waren oder in einer Moschee Zuflucht gesucht hatten. Die vorsätzliche Tötung von Menschen, die nicht bzw. nicht mehr direkt an Kampfhandlungen teilnehmen, ist ein schwerer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und ein Kriegsverbrechen.

Aus Augenzeug*innenberichten und Videoaufnahmen geht hervor, dass die RSF Zivilpersonen ins Visier nahm, die sie mit der sudanesischen Armee oder der Joint Force in Verbindung brachte. Bei der Joint Force handelt es sich um einen Zusammenschluss ehemaliger Rebellengruppen in Darfur, die mit der Armee verbündet sind. RSF-Kämpfer brandschatzten außerdem Wohnhäuser, Geschäfte, den Markt sowie Gebäude auf dem Gelände der Sheikh-Farah-Schule und der Moschee, wodurch wichtige zivile Infrastruktur schwer beschädigt bzw. zerstört wurde. Infrastruktur für religiöse, medizinische und bildungstechnische Zwecke ist völkerrechtlich geschützt.

Die Binnenvertriebenen, mit denen Amnesty International gesprochen hat, beschrieben, wie sie sich beschwerlich und ohne Lebensmittel, Wasser oder medizinische Versorgung auf die Suche nach Schutz machten. Manche wurden Opfer von Taten, die als Kriegsverbrechen der Vergewaltigung, des Mordes und der Plünderung eingestuft werden könnten.

Die Überlebenden dieser Angriffe müssen ohne Nahrungsmittel, Wasser und Gesundheitsversorgung auskommen und erfahren keinerlei Wiedergutmachung. Entsprechend fühlen sie sich von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen. Sie sagten Amnesty International, ihre Prioritäten seien humanitäre Hilfe, Sicherheit und der Schutz der Zivilbevölkerung. Sie forderten zudem die Strafverfolgung der Verantwortlichen und Wiedergutmachung für die Verbrechen, die während und nach den Angriffen begangen wurden.

Elnor*, der zusehen musste, wie etwa 15 bewaffnete Männer, bei denen es sich wahrscheinlich um RSF-Kämpfer handelte, in sein Zuhause eindrangen und seinen 80-jährigen Bruder und 30-jährigen Neffen erschossen, sagte: „Unsere Situation kümmert niemanden.“

 * Namen aus Sicherheits- und Datenschutzgründen geändert

Rückfragen:

Presseteam Amnesty International Österreich
Valerie Schmid
+43 676 37 13 334
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