2026: Jahr der Bäuerinnen
Rund die Hälfte der weltweiten Nahrungsmittelproduktion geht auf Frauen zurück. Das Internationale Jahr der Bäuerinnen 2026 soll ihre zentrale Rolle in Agrar- und Ernährungssystemen sichtbar machen und auf strukturelle Benachteiligungen wie fehlenden Landbesitz oder finanzielle Hürden aufmerksam machen. Zugleich rücken die Vereinten Nationen eine weitere oft übersehene Berufsgruppe in den Fokus: Hirten. Die aktive Behirtung mit Schäfer:in und Hund zählt wohl zu den ältesten Formen der Landwirtschaft. In Österreich sind Wanderherden bereits nahezu verschwunden. Dabei hat diese Kulturform Vorteile für die Artenvielfalt. Bei der Eröffnung des Internationalen Jahres der Weiden und Hirten (IYRP) 2026 am 2. Dezember 2025 in Rom betonte Uruguays Vizeminister für Viehzucht und Landwirtschaft, Matías Carámbula, dass das Hirtentum bis heute ein wichtiger Teil kollektiver Identität und ländlicher Entwicklung sei. Dabei stellen Frauen zwar rund ein Drittel der Arbeitskräfte in der Viehzucht Uruguays, aber sind oft wenig sichtbar.
Nach Angaben der der Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) stärkt die Förderung von Frauen nicht nur deren Lebensbedingungen, sondern verbessert auch Ernährungssicherheit, Produktion und die Ernährungsituation von Kindern. Mit den Themenjahren wollen die Vereinten Nationen die Bedeutung von Bäuerinnen und Hirten für Ernährungssicherheit, Klimaanpassung und nachhaltige ländliche Entwicklung hervorheben. Auch Österreichs Bäuerinnen begrüßen die Resolution der Vereinten Nationen. Mehr als jeder dritte landwirtschaftliche Betrieb wird hierzulande von einer Frau geführt, dennoch hält sich in vielen Köpfen das Bild des männlichen Bauern. In Salzburg und Oberösterreich stehen sogar rund 40 Prozent der Höfe in Frauenhand. Zusätzlich engagieren sich österreichweit 315 Seminarbäuerinnen, die ihr Fachwissen in Schulen und bei Veranstaltungen weitergeben.
SDG-Infos, Kontext und Kontakte
Ernährungssicherheit und nachhaltige Ernährungssysteme sind Themen der Gegenwart und Zukunft. Lebensmittel sind Teil der Grundversorgung in Österreich und der Welt und betreffen direkt mehrere der UN-Nachhaltigkeitsziele:
SDG 1 – Keine Armut: Armut in allen ihren Formen und überall beenden
SDG 2 – Kein Hunger: Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
SDG 5 – Geschlechtergleichstellung: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen
SDG 12 – Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster:
Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen
Good to know – Infografiken und Infos auf einen Blick
Wissenswertes zu Landwirtschaft und Ernährung:
- 3 Unternehmen kontrollieren 60 % des weltweiten Pestizid- und Saatgutmarktes.
- 33 % aller Lebensmittel weltweit landen in der Mülltonne.
- 30.000 Pflanzenarten sind essbar, von nur 30 ernährt sich die Welt.
Infos stammen aus der Publikation Agrarökologie in der Praxis (2024) von INKOTA-netzwerk e. V.
Auf der Website Our World in Data sind Daten und Grafiken zum Anteil der männlichen vs. weiblichen Beschäftigung in der Landwirtschaft verfügbar. So waren 2023 in Österreich 2,6 % der weiblichen Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt und 3,6 % der männlichen Bevölkerung. Im Vergleich dazu waren es in Nepal 73,5 % der Frauen und 54,2 % der Männer. In Burundi betreiben 92 % der Frauen und 77,6 % der Männer Landwirtschaft, hauptsächlich für den Eigenbedarf.
Der Welthunger-Index (WHI) der Welthungerhilfe liefert eine umfassende Berechnung und Bewertung der globalen Hungersituation. Derzeit klassifizieren die nationalen WHI-Werte die Ernährungslage in 7 Ländern als „sehr ernst“. Unter diesen befindet sich auch Burundi, das Land gehört zu den Ländern mit dem niedrigsten Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf. In weiteren 35 Ländern ist das Hungerniveau als ernst eingestuft. Hier ein Factsheet zum Index.
Aspekte & Fragestellungen rund um Landwirtschaft, Bäuerinnen und Hirten
Während technologische Innovationen, Digitalisierung und „smarte“ Landwirtschaft häufig als Lösung für Hunger, Klimakrise und Effizienzprobleme präsentiert werden, stehen viele Bäuerinnen weltweit unter wachsendem Druck: steigende Produktionskosten, unsichere Landrechte, Klimarisiken und mangelnde politische Sichtbarkeit. Für Journalist:innen und Redaktionen ist es zentral, konkrete Fallbeispiele, Lebensrealitäten und Machtverhältnisse in Österreich und anderen Ländern sichtbar zu machen.
- Wie lassen sich die Lebens- und Arbeitsrealitäten von Bäuerinnen und Hirten so erzählen, dass sie für Menschen in urbanen Räumen nachvollziehbar und relevant werden?
- Welche Bilder und Stereotype prägen den Blick auf Landwirtschaft – und wie können sie aufgebrochen werden?
- Wie kann die Bedeutung von Bäuerinnen für Ernährungssicherheit und Klimaanpassung vermittelt werden, ohne sie zu romantisieren?
- Welche Rolle spielen Frauen in globalen Agrar- und Ernährungsketten – und wo bleiben sie unsichtbar?
- Inwiefern tragen Konsum, Handelsabkommen und Preisdruck im Globalen Norden zu prekären Lebensbedingungen im Globalen Süden bei?
- Welche Parallelen gibt es zu Themen wie Ausbeutung, unbezahlter Arbeit oder fehlender sozialer Absicherung?
- Gibt es vorbildliche Unternehmen oder Genossenschaften, die fair mit Bäuer:innen und Hirt:innen zusammenarbeiten?
- Wie transparent sind Lieferketten in der Agrar- und Ernährungswirtschaft tatsächlich?
Organisationen
- Die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen wurde 1972 gegründet und vertritt die Interessen von rund 130.000 Bäuerinnen in allen neun Bundesländern. Die bundesweite Koordinierung erfolgt in der Landwirtschaftskammer Österreich.
- Die Austrian Development Agency (ADA) setzt Projekte und Programme um, um die Lebensbedingungen in Ländern des Globalen Südens zu verbessern. So läuft etwa bis Mai 2026 ein Projekt zur Ernährungssicherheit und Geschlechtergleichstellung in Burkina Faso, Mali und Senegal in Zusammenarbeit mit Caritas Österreich. Ziel ist es, Frauen einen verbesserten und gerechteren Zugang zu produktiven Ressourcen und landwirtschaftlichen Dienstleistungen zu ermöglichen.
- Das Fachportal für Almwirtschaft in Österreich bietet Infos über die Almwirtschaftvereine in den Bundesländern und über laufende Projekte und Bildungsangebote für Landwirt:innen.
- Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL ist eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen zur Biolandwirtschaft.
- Der Freiland Verband ist ein seit 1992 staatlich anerkannter biologischer Produzent:innen-Verband mit Sitz in Wien. Der Verband befasst sich mit der Weiterentwicklung einer ökologisch-tiergerechten Landwirtschaft (Nutztierhaltung).
- Die International Land Coalition (ILC) mit Sitz in Rom ist ein globales Netzwerk von Organisationen, das sich für Landrechte und einen gerechten Zugang zu Land einsetzt. Sie vereint zivilgesellschaftliche Akteure, Bauernverbände, indigene Gemeinschaften und multilaterale Institutionen mit dem Ziel, die Rechte von Landnutzerinnen und Landnutzern zu stärken. Die ILC gilt als die größte und vielfältigste Koalition, die sich international für Landrechte engagiert.
- Brot für die Welt ist eine Nichtregierungsorganisation und entwicklungspolitische Aktion der evangelischen Kirchen in Österreich, die für globale Gerechtigkeit und gegen Hunger und Armut eintritt.
- Die Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar Österreichs setzt sich für das Menschenrecht auf Nahrung ein. Die DKA tritt für einen Wandel der Agrar- und Ernährungspolitik weltweit ein, informiert über Agrarökologie und unterstützt Kleinbäuer:innen. Mehr Infos dazu hier.
- FAIRTRADE verbindet Konsument:innen, Unternehmen und Produzent:innen. Faire Handelsbedingungen unterstützt Kleinbäuer:innen sowie Arbeiter:innen in Ländern des Globalen Südens.
- FIAN Österreich setzt sich als Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung ein. Als Teil von FIAN International kämpft FIAN Österreich seit 1986 für ein hungerfreies Leben für alle Menschen.
- ÖBV – Via Campesina Austria ist die Vereinigung der Berg- und Kleinbäuer:innen in Österreich. Die bäuerliche Basisbewegung betreibt Agrarpolitik und Bildungsarbeit. Der Verein ist Teil der weltweiten Kleinbäuer:innen-Bewegung „La Via Campesina“ mit Organisationen in 73 Ländern und 200 Millionen Mitgliedern.
- Slow Food ist eine weltweite Bewegung lokaler Gruppen und Aktivisten, die das gemeinsame Ziel verfolgen, allen Menschen den Zugang zu guten, sauberen und fairen Lebensmitteln zu ermöglichen. Von Produzent:innen, Slow-Food Aktivist:innen und Köch:innen
- Südwind hat mit der der Dreikönigsaktion ein Factsheet zu Agrarökologie zusammengestellt. Das Konzept der Agrarökologie beinhaltet mehr als biologische Landwirtschaft, auch wenn es auf deren Prinzipien aufbaut: Es geht um einen Kreislauf, in dem Boden, Pflanzenwachstum, Ernährung und Gesellschaft in wechselseitiger Beziehung stehen. Besonders Lebensmittelverschwendung und Fleischkonsum sind entscheidende Hebel für eine nachhaltige Ernährung.
- Der Verein Naturnahe Weidelandschaften in Deutschland setzt sich für den Erhalt von in Europa heimischen und gefährdeten Weidetierarten und aktiv betriebenen Weidelandschaften ein.
Expert:innen
- Arif Husain ist Chefökonom und Direktor des Food Security Analysis and Trends Service beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) mit Sitz in Rom, Italien.
- Doris Brenner ist Projektkoordinatorin und Referentin für Ernährungssouveränität bei Brot für die Welt in Wien.
- Edward Mukiibi ist Lebensmittel- und Landwirtschaftspädagoge, Agrarwissenschaftler und Präsident von Slow Food.
- Gudrun Glocker ist Projektleiterin des internationalen Projekts „Our Food. Our Future“ bei der Organisation Südwind und Ansprechperson für sozial-faire Beschaffung.
- Johannes Isselstein ist Professor an der Universität Göttingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Agronomie von Grünlandsystemen, Grünlandmanagement und Biodiversität, sowie organische Grünlandbewirtschaftung und Tierproduktion.
- Maria Naynar ist Obfrau Stellvertreterin der Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV). Sie hat ökologische Landwirtschaft studiert und seit 2013 ist sie im Sommer Hirtin und Käserin in der Schweiz.
- Naomi Reinschmidt ist Sozial- und Kulturanthropologin mit dem Schwerpunkt soziale Bewegungen und Umweltthemen. Sie ist im Koordinationsteam der Hunger.Macht.Profite Filmtage und arbeitet als Bildungsreferentin bei ÖBV- Via Campesina Austria zu Ernährungssouveränität.
- Stefan Knöpfer ist Obmann des Vereins für Hirtenkultur und bewirtschaften einen Hof in Niederösterreich. Der Verein tritt ein für den Erhalt und die Förderung des Hirtenwesens.
- Richard Geßl ist Geschäftsführer und Obmann des Freiland Verbandes und Mitarbeiter bei FiBL Österreich. Er befasst sich mit nachhaltigen Ernährungssystemen und Tierhaltung.
Weiterführende Infos
Folgende Publikationen können bei Recherchen zum Thema interessant sein:
- Die FAO zeigt in ihrem aktuellen Bericht zur Ernährungssicherheit The State of Food Security and Nutrition in the World 2025 auf wie die hohe Inflation in vielen Ländern die Kaufkraft und den Zugang zu gesunder Ernährung beeinträchtigt. Besonders gefährdete Gruppen sind Frauen und ländliche Gemeinden.
- Der Bodenatlas 2024 der Heinrich Böll Stiftung liefert Daten und Fakten, auch über die zunehmende Verknappung von Land. Laut dem Bodenatlas bewirtschaftet ein Prozent der Betriebe mehr als 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche weltweit.
- 2023 publizierte die FAO einen Bericht über „The Status of Women in Agrifoods Systems“ und kommt darin zu dem Schluss, dass wenn die Produktivitäts- und Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in Agrar- und Ernährungssystemen geschlossen werden würden, könnte das globale Bruttoinlandsprodukt um rund 1 Prozent – fast 1 Billion US-Dollar – steigen. Gleichzeitig ließe sich die weltweite Ernährungsunsicherheit um etwa 2 Prozentpunkte senken, was 45 Millionen Menschen zugutekäme.
- Das Factsheet zu Agrarökologie von FiBL liefert kurz aufbereitet Informationen darüber, wie Agrarökologie und ökologischer Landbau zu einer positiven Umgestaltung der Produktionssysteme in den Tropen beitragen können.
- Das Statistische Jahrbuch 2025 der FAO gibt einen Überblick über die zentralen Entwicklungen der globalen Agrar- und Ernährungssysteme. In vier thematischen Kapiteln werden die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft, eingesetzte Produktionsmittel und erzielte Erträge ebenso analysiert wie ihre Folgen für Ernährungssicherheit, Ernährung und Umwelt. Dabei liefert das Jahrbuch auch Infos über Frauen in der Landwirtschaft. 2023 machten diese 39,7 Prozent aller in der Landwirtschaft Beschäftigten aus.
Termine zu Veranstaltungen mit Fokus auf Bäuerinnen und Hirt:innen:
- 05. Jänner 2026: Webinar „Naturnahe Beweidung – der Schlüssel für unsere Biodiversität!“ vom deutschen Verein Naturnahe Weidelandschaften
- 12. Jänner 2026: Webinar „Mit der Natur neue Kraft schöpfen – Green Care am Hof“ von Slow Food Austria mit „Farming for Nature“-Bäuer:innen am virtuellen Küchentisch
- 19. Jänner 2026: Vortrag „Regenerativ Wirtschaften: Wie d. Einbezug v. Klima, Umwelt u. Sozialem das System verändert“ im Rahmen der Montagsakademie von Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl Steininger, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel und Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Graz
- 24. Jänner 2026: Bäuerinnenkabarett „die Miststücke“ in der Burg Schlaining im Burgenland. Die „Miststücke“ rücken das Bild über Landwirtschaft und Bäuerinnen zurecht und zeigen, wie sich Agrarpolitik und neoliberale Entwicklungen auf Feld, Stall und Milchkammer auswirken.
- 27. bis 30. Jänner: Bäuerinnen- und Bauerntage der BIO Austria im Internationalen Jahr der Bäuerinnen. Größten Bio-Fachtagung Europas im Bildungshaus Schloss Puchberg in Oberösterreich.
- 28. Jänner 2026: Bäuerinnenkabarett „die Miststücke“ im Bildungshaus Schloss Puchberg in Oberösterreich.
- 10. bis 16. Februar 2026: Die BIOFACH 2026 auf dem Messezentrum Nürnberg, ist die Leitmesse für Bio-Lebensmittel und Nachhaltigkeit. BIO AUSTRIA und Partner:innen werden vertreten sein.
- 13. Februar 2026: Frauenseminar: „Hejo, leistet Widerstand!“ der Österreichische Berg- und Kleinbäuer:innen Vereinigung (ÖBV). Ort wird noch bekannt gegeben.
- 15. bis 16. April 2026: Bundesbäuerinnentag 2026 in Feldkirch, Vorarlberg.

