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Journalistinnenkongress: Geld oder Geist?

Aufsager einer Reporterin (sie berichtet für CN8 über eine Gas-Explosion, Foto: WikiCommons). Vor-Ort-Berichterstattung läuft Gefahr, immer seltener zu werden. Statt RedakteurInnen auf Reisen zu schicken oder auf lokale ReporterInnen zurückzugreifen wird auf Agenturmaterial zurückgegriffen.
Aufsager einer Reporterin. Vor-Ort-Berichterstattung läuft Gefahr, immer seltener zu werden. Statt RedakteurInnen auf Reisen zu schicken oder auf lokale ReporterInnen zurückzugreifen wird auf Agenturmaterial gesetzt. (Foto aus 2005: Die Reporterin berichtet für den einstigen US-Sender CN8 über eine Gas-Explosion, Foto: WikiCommons)

„Wir würden ja gerne, aber dafür haben wir keine Ressourcen!“ Nicht zuletzt im Fall von außenpolitischer und entwicklungspolitischer Berichterstattung wird von Redaktionen immer wieder das Budget als ein Grund genannt, wieso Nachrichten aus dem globalen Süden vernachlässigt werden. Die Zeiten werden härter für Medienhäuser: KorrespondentInnen werden eingespart, Sendezeit vermeintlich massentauglicheren Inhalten gewidmet, oft auf Kosten der Berichterstattung zu Afrika, Asien oder Lateinamerika.

„Medien zwischen Geld und Geist“ ist das Motto des diesjährigen Journalistinnenkongresses. Die Tagung widmet sich der Herausforderung, dass Journalismus trotz  Ressourcenknappheit den Anspruch haben soll, ethische Richtlinien und eine möglichst hohe Qualität der journalistischen Recherche beibehalten zu können. Kann das gelingen? Und welche Rolle spielt dabei die zunehmende Digitalisierung der Medienwelt? Darüber diskutieren weibliche Medienpersönlichkeiten von Kathrin Zechner, ORF Fernsehdirektorin, bis Julia Bönisch, stv. Chefredakteurin sueddeutsche.de.

16. Österreichischer Journalistinnenkongress, am 5. November, 9 bis 18 Uhr im Haus der Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien

Das Programm

Die ReferentInnen

 

Newsletter 2/2014: Boko Haram, Afghanistan, Kolumbien

In eigener Sache – Boko Haram: Hintergrund, Potential, Finanzierung – Afghanistan – Kolumbien auf Friedenskurscropped-ISJE_Farb.jpg?

  • Wir, die ISJE, stellen uns vor: Die Informationsstelle für Journalismus & Entwicklungspolitik, kurz ISJE (und vormals Plattform Medien & Entwicklung), ist ein Portal, das sich an Redaktionen und JournalistInnen wendet. Wenn Sie zu Themen rund um den globalen Süden und Entwicklungspolitik arbeiten, werden Sie ab jetzt auf www.isje.at Informationen und Inputs finden, die Ihnen weiterhelfen. Mehr
  • Infos rund um Boko Haram: Wie entwickelte sich die militante Gruppe? Wie gefährlich ist sie? Wie finanziert sie sich? Mehr
  • Afghanistan bekommt eine Einheitsregierung. Der afghanische Journalist Ali Safi warnt trotzdem vor dem Zerfall des Landes. Mehr
  • Ist Kolumbien nach den Wahlen auf Kurs Richtung Frieden? Werner Hörtner analysiert. Mehr
  • Termine: Veranstaltungen, Wahlen im Süden,… Mehr

Newsletter abonnieren? Bitte einfach ein formloses Mail an: office@isje.at

 

 

 

Hintergrund, Potential, Finanzierung

Das Entscheidungsjahr

Die Parlamentswahlen und die Präsidentschaftswahlen haben in Kolumbien den künftigen politischen Kurs entschieden: die Fortsetzung der Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und der Guerilla liegt.

Von Werner Hörtner

(Sept 2014) Seit November 2012 laufen in der kubanischen Hauptstadt Havanna die Verhandlungen zwischen einer Delegation der FARC-Guerilla (Revolutionäre Streitkräfte) und der Regierung. Vor kurzem hat auch der Dialog mit der zweiten noch existierenden Guerillabewegung, der ELN (Nationales Befreiungsheer), begonnen.

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Buchtipp: Werner Hörtners 2. Kolumbien Buch ist 2013 im Rotpunktverlag erschienen.

Die jahrzehntelange Praxis der beiden Großparteien Konservative und Liberale, die wichtigsten politischen Ämter im Land untereinander aufzuteilen, hat zu einem immensen politischen Desinteresse der Wählerschaft geführt, die mit ihrem Stimmzettel ohnehin nichts bewirken konnte. So verzichtet seit mehr als einem halben Jahrhundert regelmäßig die Hälfte – oder mehr – der wahlberechtigten Bevölkerung auf ihr Stimmrecht. Das hatte und hat zur Folge, dass sich das kolumbianische Establishment ungehindert an der Macht halten konnte.

Bei den Parlamentswahlen vom vergangenen 9. März haben von 32,8 Mio. Stimmberechtigten mehr als zwei Drittel von ihrem Wahlrecht nicht Gebrauch gemacht, bei dem zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahlen Mitte Juni waren es immerhin noch mehr als die Hälfte. Das heißt, dass Präsident Santos von etwas weniger als einem Viertel der Wahlberechtigten in seinem Amt bestätigt wurde.

Bei den Wahlen drehte sich die beherrschende Diskussion um das Thema Frieden. Die Anführer der beiden Lager sind der rechtsautoritäre Expräsident Álvaro Uribe Vélez (2002–2010) und sein einstiger politischer Stiefsohn und Nachfolger Juan Manuel Santos. Uribe versprach, im Fall des Sieges seiner Marionette Oscar Iván Zuluaga die Verhandlungen mit der Guerilla zu suspendieren, während Santos – und die Links- und Mitte-Parteien – sich für die Fortsetzung des Friedensprozesses engagierten.

Das knappe Ergebnis bei der Stichwahl am 15. Juni zeigte, dass die beiden Lager fast gleich stark sind – ein aus unserer Sicht schwer verständliches Phänomen nach mehr als einem halben Jahrhundert des bewaffneten Konflikts, in dessen Verlauf über 220.000 Menschen eines gewaltsamen Todes starben. 23.000 – zum überwiegenden Großteil Regimegegner und -kritikerinnen – wurden gezielt aus politischen Gründen liquidiert.

Das Damokles-Schwert eines Abbruchs des Friedensdialogs hat die beiden Verhandlungspartner Regierung und FARC zu einer größeren Kompromissbereitschaft geführt. Von den sechs vereinbarten Verhandlungspunkten sind bereits drei abgeschlossen, einer – die Entschädigung der Opfer des Konflikts – ist derzeit in Diskussion, die Themen Entwaffnung der Guerilla und die Übergangsjustiz (mit dem heiklen Thema der Sanktionierung schwerer Menschenrechtsverletzungen) stehen noch bevor. Präsident Santos schätzt, dass das Friedensabkommen Anfang nächsten Jahres abgeschlossen wird.

Mitte August kam es zu einem spektakulären Novum in dem fast zwei Jahre andauernden Friedensprozess: Eine Delegation von VertreterInnen nationaler Opferverbände wurde nach Havanna eingeladen, um dort ihre Forderungen an die Verhandlungspartner vorzulegen. Alle drei Parteien zeigten sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis dieses Treffens. Für die nahe Zukunft sind weitere solcher Zusammenkünfte beabsichtigt.

Expräsident Uribe schaffte es bei den Kongresswahlen im vergangenen März, mit seiner Rechtspartei „Demokratisches Zentrum“ im Senat – neben dem Abgeordnetenhaus die zweite und wichtigere Parlamentskammer – eine starke Fraktion zu bilden. Von dort aus wird er auch in Zukunft versuchen, den Friedensdialog zu torpedieren. Und sein eigenes politisches Überleben zu sichern. In einer der ersten Sitzungen Anfang August gelang es dem Hardliner, eine vom Linkssenator Iván Cepeda eingeleitete Debatte über seine Verbindungen zum Drogenhandel und zum Paramilitarismus mit 52 gegen 30 Stimmen abzuwürgen.


 

Foto: privat
Foto: privat

Werner Hörtner, Journalist und Autor, beschäftigt sich seit Jahren mit Kolumbien. 2013 ist das Buch „Kolumbien am Scheideweg“ erschienen.

September/Oktober: Aktuelle Termine

Wichtige Wahlen im Süden (redaktionelle Auswahl):

  • 5.10. Brasilien (u.a. Präsidentschaftswahlen)
  • 5.10. Bolivien (u.a. Präsidentschaftswahlen)
  • 15.10.  Mosambik (u.a. Präsidentschaftswahlen)
  • 26. 10. & 23.11. Tunesien (26. 10. Parlamentswahlen, am 23. 11. Präsidentschaftswahlen)

Veranstaltungen/Tage

  • 1.10. Tag des Kaffees
  • Von 4. bis 14.10. „Aktionstage Nachhaltigkeit“ (bundesweit)
  • Gespräch: Berichterstattung aus Konflikt- und Kriegsregionen: Was müssen Template_9OktJournalistInnen in Krisenregionen beachten? Welche Vorteile haben einheimische ReporterInnen? Darüber spricht die österreichische Journalistin Corinna Milborn mit dem afghanischen Journalisten und Friedensaktivist Ali Safi (siehe auch hier). Die Veranstaltung am 9.10. (18:30 Uhr) im Journalismus-Institut der FHWien ist eine Kooperation mit der Informationsstelle für Journalismus und Entwicklungspolitik. Zur Anmeldung
  • 10.10. Europäischer Tag gegen Menschenhandel
  • 14.10. bis 3.11. Salam.Orient-Festival in Wien
  • Am 16., 17., und 18.10. findet das Brasilianische Kulturfestival Wien statt. Rund um das Weltmuseum Wien bietet der Verein PapagaioMusik, Literatur, Ausstellungen und Filmvorführengen an, Kinderprogramm inklusive.
  • Big Brother Awards, am 25.10. (20 Uhr) im Rabenhof in Wien
  • Vormerken: 14. bis 16.11., 6. Österreichische Entwicklungstagung „Umbruch Aufbruch“ in Salzburg

24 Stunden Afrika

19./20. September: 24 Stunden Afrika 2014

Die Afrika-Vernetzungsplattform stellt gemeinsam AVP-Logo-weiss-1000mit Kooperationspartnern wie im vergangenen Jahr in Österreich am 19. und 20. September 2014 für 24 Stunden Afrika in den Fokus: Communitys laden zu einem Tag der offenen Tür für Afrika ein, mit zahlreichen Kulturevents, Informationsveranstaltungen und Workshops.

Highlights:

19.9.:  Diskussion „50 Jahre Migration in Österreich. Und danach?” Ort: A-1020, Friedrich- Wilhelm – Raiffeisen Platz 1, Wien, 17–18:30

20.9.: 24 STUNDEN AFRIKA am Karlsplatz von 12 bis 24 Uhr

… mit afrikanischem Markt, Musik, Tanz und Gastro

Das Programm: 24Afrika

Veranstaltung: Berichterstattung aus Konflikt- und Kriegsregionen

Wann: 09.10.2014
Uhrzeit: 18:30 Uhr
Wo: FHWien der WKW, Währinger Gürtel 97, 1180 Wien, Raum B003

Ob James Foley durch die Terrormiliz IS, die junge französische Fotojournalistin Camille Lepage durch Rebellen in Zentralafrika oder die erfahrene Deutsche Anja Niedrighaus in Afghanistan – die Template_9OktErmordung von JournalistInnen in Krisenregionen hat 2014 traurige Aktualität.
Doch Berichterstattung aus Krisengebieten ist essentiell, um die Öffentlichkeit über den Status Quo zu informieren. Gibt es dabei Grenzen, die JournalistInnen beachten sollten? Wie können sie sich schützen? Und sollte abseits der Krisen, Konflikte und Katastrophen nicht auch stärker über die Perspektiven der jeweiligen Region berichtet werden?

Der afghanische Journalist Ali Safi berichtete für westliche Medien aus verschiedenen Gebieten Afghanistans. Vor Ort recherchierte er zum Thema Taliban genauso wie zu US-Gefängnissen. Im Gespräch mit Corinna Milborn wird Ali Safi über Vor- und Nachteile des Einsatzes von einheimischen JournalistInnen gegenüber internationalen KorrespondentInnen sprechen und darüber diskutieren, wie konstruktive Berichterstattung über eine Konfliktregion aussehen könnte. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, wie Pressefreiheit in Zeiten von Al-Kaida, IS und Al-Shabaab global gewahrt werden kann.

Ali Ahmad Safi war als Journalist u.a. für das Time Magazine, die BBC, The Guardian und das ZDF aktiv. 2010 wurde er mit dem Amnesty International Award for Investigative Journalism ausgezeichnet. Der mittlerweile in Wien lebende Afghane arbeitet als Researcher beim VIDC und als Friedensaktivist.

Corinna Milborn (Moderation) beschäftigt sich als Journalistin immer wieder mit Menschenrechtsaspekten und globalen Themen. Aktuell ist sie Infochefin von ProSiebenSat1Puls4.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. Um Anmeldung wird gebeten:
http://www.fh-wien.ac.at/nc/events/anmeldung/reporter-im-fadenkreuz-berichterstattung-aus-konflikt-und-kriegsregionen-2065/

Eine Veranstaltung der Reihe „Medien & Entwicklung“ des Instituts für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW in Kooperation mit der ISJE-Informationsstelle für Journalismus und Entwicklungspolitik.

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Die ISJE stellt sich vor!

Willkommen auf unserer Website!cropped-IJE_illustration_mit_microfon.jpg

Die Informationsstelle für Journalismus & Entwicklungspolitik, kurz ISJE (und vormals Plattform Medien & Entwicklung), ist ein Portal, das sich an Redaktionen und JournalistInnen wendet. Wenn Sie zu Themen rund um den globalen Süden und Entwicklungspolitik arbeiten, werden Sie ab jetzt auf www.isje.at Informationen und Inputs finden, die Ihnen weiterhelfen.

Bei Rückfragen oder Unklarheiten wenden Sie sich einfach an uns! Auch über Feedback freuen wir uns immer.

Ihre

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