Archiv der Kategorie: soziale Verantwortung

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Neu erschienen: Sicherheit im Wandel: Entwicklungszusammenarbeit in einer konfliktreichen Welt

Konflikte und Spannungen nehmen auf regionaler, nationaler und globaler Ebene zu. Die aktuelle Ausgabe der WELTNACHRICHTEN, des Magazins der Austrian Development Agency, berichtet darüber, wie staatliche Einrichtungen, internationale Organisationen und die Zivilgesellschaft mit der neuen Situation umgehen – und wie die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit die Förderung von Frieden und die Stabilisierung von Krisenregionen noch stärker in den Fokus rückt.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die Kriege im Nahen Osten oder im Sudan stellen die internationale Gemeinschaft vor immer größere Herausforderungen. Auch in vielen Regionen weit weg von der Aufmerksamkeit internationaler Medien verschlimmern sich die Lebensbedingungen von Menschen aufgrund von bewaffneten Auseinandersetzungen. Die Komplexität der Konflikte erfordert neue Herangehensweisen und Lösungsansätze. Entwicklungszusammenarbeit kommt bei der Bewältigung dieser Herausforderungen eine besondere Rolle zu, macht die aktuelle Ausgabe der WELTNACHRICHTEN, des Magazins der Austrian Development Agency (ADA), deutlich.
 
ADA: „Aufbau von nachhaltigem Frieden zentrale Säule unserer Arbeit“
„Angesichts zunehmender Konflikte und Krisen bleibt der Aufbau von nachhaltigem Frieden auf der Welt eine zentrale Säule unserer Arbeit. In unserer polarisierten Welt wollen wir Wege finden, die dauerhaft zu mehr Frieden und Stabilität beitragen“, betont ADA-Geschäftsführer Friedrich Stift.
 
Unterstützung für Projekte, die Sicherheit bringen
In diesem Sinne unterstützt die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit Projekte, die auf lokaler Ebene zu mehr Sicherheit beitragen – etwa indem sie das Verständnis zwischen verschiedenen beruflichen, sozialen, religiösen oder nationalen Gruppen fördern. So bieten das Austrian Centre for Peace und das Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre Kurse in Katastrophenhilfe und Friedensarbeit in Ghana an. Die internationale Organisation Saferworld bringt Gemeinschaften in den Grenzgebieten von Kenia, Uganda und dem Südsudan zusammen. Vétérinaires Sans Frontières Suisse setzt auf lokale Expertise, um Konflikte an der Grenze zwischen Burkina Faso, Mali und Niger zu verringern. Und die Internationale Organisation für Migration fördert den Austausch zwischen jungen Bosnierinnen und Bosniern unterschiedlicher ethnischer und religiöser Herkunft, unter anderem durch gemeinsame Theateraufführungen – alles mit Unterstützung aus Österreich.
 
Österreich: Sicherheit als Zukunftsthema
Dass Entwicklungszusammenarbeit bei der Förderung von Frieden und Stabilität eine besondere Rolle zukommt, und sich Österreich der neuen internationalen Situation anpasst, zeigt auch die Verabschiedung der neuen österreichischen Sicherheitsstrategie. Sie wurde im Sommer 2024 aktualisiert und hebt die sicherheitspolitische Relevanz von Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe hervor.
 
Das schreibt auch Jan Pospisil vom Centre for Peace and Security der Coventry University in seinem Leitartikel für die WELTNACHRICHTEN. „Entwicklungszusammenarbeit wird ihre Rolle als präventiver Akteur ausbauen müssen“, sagt Pospisil, und definiert dafür 3 zentrale Handlungsfelder: konfliktlindernde Maßnahmen, vermehrte Förderung von Konfliktprävention sowie eine gestärkte europäische Sicherheitspolitik. So kann Entwicklungszusammenarbeit einen nachhaltigen Beitrag zur Friedensförderung leisten.
 
Herausforderungen bei der Arbeit vor Ort
Und das braucht es dringend. Denn die Rahmenbedingungen in den Partnerländern der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit werden fragiler. Das spüren auch die ADA-Büroleiterinnen in Moldau und Äthiopien sowie der Leiter des Österreichischen Vertretungsbüros in den Palästinensischen Gebieten. Sandra Horina, Doris Gebru-Zeilermayr und Marian Wrba berichten in den WELTNACHRICHTEN über ihren Arbeitsalltag in einem sensiblen Sicherheitsumfeld.
 
Interview mit EU-Kommissar für internationale Partnerschaften
Jozef Síkela, EU-Kommissar für internationale Partnerschaften, erläutert in seinem Interview mit den WELTNACHRICHTEN die Rolle der EU-Initiative Global Gateway. Er betont, wie diese Initiative etwa zur Bewältigung der globalen Herausforderungen im Bereich Migration beiträgt, und warnt nachdrücklich vor Budgetkürzungen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit.
 
Außerdem in dieser Ausgabe zu lesen:
–       Kommentar „Demokratie in Gefahr“
–       Westbalkan: Stabilität in der Nachbarschaft fördern
–       Sahel: Menschen ins Gespräch bringen.
 
Die WELTNACHRICHTEN berichten vierteljährlich über entwicklungspolitische Themen. Herausgeberin ist die Austrian Development Agency. Alle Beiträge, Reportagen, Interviews und Geschichten sind auch online nachzulesen. Die WELTNACHRICHTEN sind kostenlos. Bestellungen unter oeza.info@ada.gv.at.

Austrian Development Agency
Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 unterstützt die Austrian Development Agency (ADA) Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Seitdem hat die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit ihren Partnern viel erreicht – die Lebensumstände von Millionen von Menschen haben sich substanziell verbessert. Aktuell veranlassen die Klimakrise, Kriege und Konflikte jedoch immer mehr Menschen zur Flucht und verschärfen Armut und Hunger. Die Vision der ADA von einem guten Leben für alle bleibt trotz allem unverändert. Wirksame Entwicklungszusammenarbeit ist heute wichtiger denn je. Zusammen mit öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Universitäten und Unternehmen ermöglicht die ADA bessere Lebensbedingungen und Perspektiven vor Ort.
 
Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency (ADA),
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 (0)1 903 99-2410
katharina.schreiber@ada.gv.at
https://www.entwicklung.at/

Statement: UNICEF: Die Auswirkungen der globalen Finanzierungskrise humanitärer Hilfe in Äthiopien und Nigeria

„In den vergangenen 25 Jahren haben wir bedeutende Fortschritte im Kampf gegen die globale Mangelernährung bei Kindern erzielt. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der unter Wachstumsverzögerung leidenden Kinder um 55 Millionen – also um ein Drittel – gesunken. Im Jahr 2024 haben UNICEF und unsere Partner 441 Millionen Kinder unter fünf Jahren mit Dienstleistungen zur Vorbeugung aller Formen von Mangelernährung erreicht. 9,3 Millionen Kinder erhielten eine Behandlung gegen schwere Auszehrung und andere Formen schwerer akuter Mangelernährung.

Diese Fortschritte waren nur möglich dank des Engagements der Regierungen und der Großzügigkeit unserer Unterstützerinnen und Unterstützer – dazu zählen staatliche Stellen ebenso wie die Privatwirtschaft und philanthropische Organisationen –, deren unerschütterliche Hilfe entscheidend für die Prävention und Behandlung von Mangelernährung bei Kindern im globalen Maßstab war.

Heute jedoch werden diese hart erarbeiteten Erfolge zunichtegemacht, denn humanitäre Hilfsorganisationen stehen vor einer anderen, sich verschärfenden Krise: einem drastischen Rückgang der finanziellen Unterstützung für unsere lebensrettende Arbeit. Doch es geht nicht nur um die Höhe der Kürzungen – das Problem liegt auch in der Art und Weise, wie diese Kürzungen vorgenommen wurden: teils abrupt und ohne Vorwarnung, was uns keine Zeit ließ, um die Auswirkungen auf unsere Programme für Kinder abzufedern.

Anfang dieser Woche habe ich die Folgen dieser Finanzierungskrise mit eigenen Augen gesehen – bei meinem Besuch in der Afar-Region im Norden Äthiopiens und in Maiduguri im Nordosten Nigerias. Aufgrund der Finanzierungslücken in beiden Ländern könnten im Laufe dieses Jahres fast 1,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren mit schwerer akuter Mangelernährung keinen Zugang mehr zur Behandlung erhalten – und wären damit einem deutlich erhöhten Sterberisiko ausgesetzt.

In Afar, einer Region, die regelmäßig von Dürren und Überschwemmungen betroffen ist, habe ich ein mobiles Gesundheits- und Ernährungsteam besucht, das lebensrettende Hilfe für nomadische Gemeinschaften in abgelegenen Gebieten ohne Gesundheitszentren leistet. Diese Teams sind für die Unterstützung der Kinder von entscheidender Bedeutung – sie behandeln schwere Auszehrung, impfen und versorgen sie mit wichtigen Medikamenten.

Doch ohne diese Maßnahmen sind die Leben der Kinder in großer Gefahr. Derzeit sind nur 7 der 30 mobilen Gesundheits- und Ernährungsteams, die UNICEF in Afar unterstützt, überhaupt einsatzfähig – eine direkte Folge der globalen Finanzierungskrise.

Wir gehen davon aus, dass UNICEF im Mai keine gebrauchsfertige therapeutische Spezialnahrung (RUTF) mehr zur Behandlung schwer mangelernährter Kinder zur Verfügung haben wird – mit potenziell katastrophalen Folgen für die rund 74.500 Kinder in Äthiopien, die jeden Monat eine Behandlung benötigen.

In Nigeria – wo etwa 80.000 Kinder pro Monat behandelt werden müssen – könnten die RUTF-Vorräte zwischen diesem Monat und Ende Mai ebenfalls erschöpft sein.

Aber der Fokus darf sich nicht nur auf RUTF richten – oder darauf, Kinder erst zu behandeln, wenn sie bereits schwer unterernährt sind. Programme müssen auch Leistungen erbringen, die Mangelernährung von vornherein verhindern – dazu gehören Unterstützung beim Stillen, Zugang zu Mikronährstoffen wie Vitamin A sowie die Gewährleistung grundlegender Gesundheitsdienste zur Behandlung anderer Krankheiten.

Die Finanzierungskrise betrifft jedoch nicht nur Äthiopien und Nigeria … sie ist ein weltweites Phänomen, und die verwundbarsten Kinder leiden am stärksten darunter.

Unsere größte Sorge im Moment ist, dass bereits ein kurzfristiger Stopp der lebenswichtigen UNICEF-Maßnahmen das Leben von Millionen Kindern gefährden würde – zu einem Zeitpunkt, an dem der Bedarf ohnehin extrem hoch ist: UNICEF schätzt, dass im Jahr 2025 mehr als 213 Millionen Kinder in 146 Ländern und Territorien humanitäre Hilfe benötigen werden.

Wir sind entschlossen, weiterhin für die Kinder dieser Welt da zu sein – gerade in Zeiten beispielloser Not. UNICEF verpflichtet sich, gemeinsam mit unseren Partnern dafür zu sorgen, dass humanitäre und entwicklungspolitische Anstrengungen weltweit effizient, wirkungsvoll und transparent bleiben.

Während weltweit in den Hauptstädten die Überprüfung der Auslandshilfe andauert, möchte ich die Regierungsverantwortlichen daran erinnern, dass Zögern nicht nur den Kindern schadet – es erhöht auch langfristig die Kosten für uns alle. In das Überleben und Wohlergehen von Kindern zu investieren, ist nicht nur moralisch richtig – es ist auch die wirtschaftlich klügste Entscheidung, die eine Regierung treffen kann.

Foto- und Videomaterial passend zum Thema.

UNICEF Österreich
Michael Blauensteiner
Telefon: +43 660 38 48 821
E-Mail: blauensteiner@unicef.at
Website: https://unicef.at

Interview: Trumps Krieg gegen Migrant:innen

Hintergrund, Interview mit Alejandro Solalinde und Kontaktmöglichkeiten von Leo Gabriel

Es ist Donald Trump tatsächlich gelungen, die bereits in seiner ersten Amtszeit errichtete Mauer entlang der 2.700 km langen Grenze zu Mexiko durch den Einsatz von Bodentruppen der Polizei und der Armee nahezu hermetisch abzuriegeln. Aber auch im Landesinneren, vor allem in Los Angeles, Texas, Denver, Chicago, New Jersey und Pennsylvania sind die Beamt:innen der ICE (Immigration Control Services) in den Wohnungen und Häusern der Migrant:innen unterwegs, um jeden und jede mitzunehmen und einzusperren, der oder die als „kriminell“ eingestuft wird, nur weil er oder sie nicht über eine gültige Aufenthaltserlaubnis verfügt.

Inzwischen hat sich der lange Arm der US-Sicherheitsbehörden auch auf die Grenzregion in Mexiko selbst ausgestreckt, wo seit geraumer Zeit Zehntausende von Migrant:innen vergeblich auf einen Termin warten, um Asyl oder eine befristete Aufenthaltsbewilligung zu beantragen. Zwar hat sich die seit einem halben Jahr im Amt befindliche mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum standhaft geweigert, die von Trump geforderte „militärische Unterstützung“ durch die US-Armee auf mexikanischem Boden zu akzeptiere. Aber sie musste im Gegenzug 10.000 mexikanische Nationalgardist:innen in die Grenzregion schicken, um einen Frontalangriff gegen Schlepper:innen und Drogenhändler:innen durchzuführen. Nur dieses Versprechen konnte die Verhängung von 25 prozentigen Zöllen auf alle mexikanischen Waren bis April suspendieren.

Wie es mit den Hunderttausenden Geflüchteten aus Lateinamerika und Asien aber jetzt weitergehen soll, weiß niemand so recht.  Am ehesten noch  der katholische Priester Alejandro Solalinde, der sowohl bei den Migrant:innen als auch bei der Regierung  Ansehen genießt.

„In Mexiko gibt es Platz für alle“

Ein Gespräch mit dem mexikanischen Migrationspriester Alejandro Solalinde.

Der heute 79-jährige Vorkämpfer für die Rechte der Migrant:innen ist nach einem Jahrzehnt dauernder Auseinandersetzung mit dem mexikanischen Establishment in einen Konflikt eingetreten, den er als „Krieg der Reichsten gegen die Ärmsten“ bezeichnet. Bereits in den 1970-er Jahren hat er sich für die Millionen von mexikanischen Landarbeiter:innen eingesetzt, die unter teilweise lebensbedrohlichen Umständen durch den Grenzfluss Rio Bravo geschwommen sind, um in die USA zu gelangen. Dabei war er selbst mehreren Mordanschlägen von Großgrundbesitzern und deren mafiösen Banden nur knapp entgangen. Auch der erzkonservativen katholischen Kirchenhierarchie war er wegen seiner kritischen Haltung stets ein Dorn im Auge, was ihm Verleumdungskampagnen eintrug.

Nach seiner Rückkehr aus dem Exil in den USA, gründete er unter dem Namen Hermanos en el Camino ein Schutzhaus für Migrant:innen in Ixtepec, Oaxaca, in dem auch viele Geflüchtete aus Zentralamerika für einige Tage (manchmal auch Wochen) Unterschlupf finden konnten. Dieses Haus bildete den Ausgangspunkt für ein ganzes Netzwerk von Refugien, die an der Grenze von Mexiko zu den USA von Ordensgeistlichen verschiedener Provenienz errichtet wurden.

Als 2018 der linksliberale Andres Manuel López Obrador zum Präsidenten Mexikos gewählt wurde, zählte Solalinde, der nie ein öffentliches Amt bekleidet hat, zu den engsten Vertrauten des Präsidenten. Aber auch international fand seine Arbeit große Anerkennung. Im Jahr 2020 kam er sogar in die engere Auswahl für den Friedensnobelpreis.

Padre Solalinde, wie fühlen Sie sich in diesen schwierigen Zeiten? Ist das, was derzeit mit den Migrantinnen und Migranten passiert, eine neue Situation oder hat es das immer schon gegeben, nur dass die Weltöffentlichkeit mehr davon mitbekommt?

AS: Die Repression und den Rassismus gegen die Migrantinnen und Migranten und den damit verbundenen Druck der USA auf Mexiko hat es in den letzten Jahrzehnten immer schon gegeben. Neu ist allerdings, dass es jetzt einen richtigen Krieg gibt, einen Krieg, den die reichsten Millionäre gegen die Ärmsten führen; denn die Ärmsten der Armen sind nun einmal die Migrantinnen und Migranten.

Mit welchen Methoden führen Sie diesen Krieg?

AS: Trump setzt jetzt sogar die US-Armee ein, um die Grenzen von Guatemala und Mexiko zu blockieren. Dabei kümmert es ihn wenig, dass das zum Nachteil der US-Konzerne, der sogenannten Maquiladoras geschieht. Ihn interessiert nur die Show, die Propaganda, die er damit verbindet.

Aber erreicht er damit sein Ziel die Grenze total zu schließen? 

AS: Total wahrscheinlich nicht, aber zu 90 Prozent. Bereits jetzt hat er erreicht, dass sich der Flüchtlingsstrom um 80 Prozent reduziert hat. Die anderen 20 Prozent bleiben an der Grenze hängen oder verlieren sich irgendwo in Mexiko.

Die Migrantinnen und Migranten haben also verstanden, dass es nicht geht?

AS: Die Mehrheit von ihnen. Aber nur etwa 10 Prozent gehen an die Orte zurück, woher sie gekommen sind. Die anderen bleiben in Mexiko und wissen nicht, was sie tun sollen. Viele hoffen auf ein Wunder, dass es irgendwann wieder möglich sein wird, in die USA zu gelangen. In der Zwischenzeit suchen sie sich irgendeine Arbeit in Mexiko, wo sie die Regierung teilweise unterstützt.

Auch in Ihrem Schutzhaus, das Sie in Oaxaca für die Migrant:innen aufgebaut haben?

AS: Weniger. Viele gehen in den Norden, wo sie zwar nicht so viel verdienen wie in den USA, aber immerhin doppelt so viel wie sie normalerweise in Mexiko verdienen. Das sind Zehntausende, die allein in Tijuana arbeiten, wo es viele Maquiladoras gibt.

Das ist wahrscheinlich nur provisorisch, solange sie auf ihre Visa warten, die jetzt nicht mehr ausgestellt werden. Aber was ist die Lösung, wenn das nicht mehr geht? In ihre Heimatorte zurückkehren oder in Mexiko bleiben?

AS: Es ist auf alle Fälle besser, wenn sie in Mexiko bleiben. Hier gibt es Schulen für die Kinder, Spitäler für die Kranken und eine, wenn auch kleine Pension für die Alten.

Und was machen Sie, damit die Migrantinnen und Migranten das einsehen und in Mexiko bleiben?

AS: Das ist nicht leicht. Denn es ist, als hätten sie einen „Chip“ im Kopf, der sie in den Norden zieht. Ich verstehe ja, dass sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten haben, wegen der Lebensumstände und der täglichen Gewalt, der sie ausgesetzt sind. Aber sie verstehen oft nicht, was sie in den USA erwartet, selbst dann, wenn sie es unter dem Einsatz ihres Lebens schaffen, den Rio Bravo zu überqueren. Dort gibt es nämlich in der Zwischenzeit eine richtige „Jagd“ auf die so genannten „Illegalen“.

Haben Sie den Eindruck, dass die Migrantinnen und Migranten Ihnen mehr glauben als der Regierung, weil Sie Priester sind?

AS: Sie haben einen großen Respekt vor mir, aber ich habe den Eindruck, dass sie die USA mehr lieben als den lieben Gott. Aber das ändert sich jetzt eben.

Glauben Sie, dass es wegen dem Problem mit der Migration zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, ja sogar zu einem Krieg kommen könnte?

AS: Das glaube ich nicht. Unsere Präsidentin Claudia Sheinbaum hat sich seit ihrem Amtsantritt sehr klug verhalten. Sie hat akzeptiert, dass die mexikanische Nationalgarde die Grenze bewacht, als Trump seine Soldaten zur „Grenzsicherung“ auf mexikanisches Territorium schicken wollte.

Aber es geht um mehr; es handelt sich um die Auseinandersetzung von zwei unterschiedlichen Systemen: zwischen einem gefräßigen Kapitalismus und einem humanitären Kapitalismus. Mexiko hat ein tief verwurzeltes plurikulturelles Erbe, das den Armen einen religiösen und gesetzlichen Rückhalt gibt. Der unipersonale Stil von Trump wird vorübergehen, aber die menschenverachtende Oligarchie wird bleiben.
Mexiko hat keine Angst vor der Masse von Migrantinnen und Migranten, die noch kommen werden. Wenn es notwendig ist könnten wir ganz Zentralamerika aufnehmen. Hier gibt es Platz für alle!

*) Dr.Leo Gabriel ist Journalist, Filmemacher und Sozialanthropologe, und hat 25 Jahre in Mexiko und Zentralamerika gelebt. Mitglied des Internationalen Rates des Weltsozialforums.

Für Fotos, Videos und Kontakte: lgabriel@gmx.net

Stellungnahme: Syrien und Ukraine: Humanitäre Hilfe als unverzichtbare Grundlage

AG Globale Verantwortung begrüßt die Angekündigung der österreichischen Außenministerin, humanitäre Mittel für Syrien und die Nachbarländer bereitzustellen:

Die neue österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger hat im Vorfeld des heutigen EU-Unterstützer*innengipfels angekündigt, 19,3 Millionen Euro für Humanitäre Hilfe in Syrien und in den Nachbarländern bereitzustellen. Damit zeigt die Ministerin, dass sie die humanitäre Dimension von Krisen ernstnimmt und Österreichs Verlässlichkeit in der internationalen Zusammenarbeit stärken will.
 
Nach dem Sturz von Bashar al-Assad im Dezember bleibt die humanitäre Lage in Syrien und in der Region dramatisch, es herrschen weiterhin Chaos, Unsicherheit und Gewalt. Laut UNHCR gibt es mehr als 7,4 Millionen vertriebene Menschen innerhalb des Landes und 16,7 Millionen – also 70% der Bevölkerung – sind auf Humanitäre Hilfe angewiesen. 90% der Syrer*innen leben unter der Armutsgrenze und 5 Millionen sind seit 2011 in Nachbarländer geflüchtet. Sie können der Situation nur ein Ende setzen, wenn Geberländer wie Österreich zusätzlich zu lebensrettender Humanitärer Hilfe auch langfristige Maßnahmen der internationalen Entwicklung und Friedensförderung finanzieren.
 
Die AG Globale Verantwortung begrüßt daher die angekündigten Mittel, durch die Hilfsorganisationen vermehrt auf längerfristige Planbarkeit, Vorausschau und Prävention setzen können. Österreichische Hilfsorganisationen und ihre lokalen Partner*innen verfügen über umfangreiche Erfahrung in der Region und das Vertrauen der Bevölkerung. Mit Projekten, die beispielsweise die lokale Landwirtschaft, den Bildungssektor und die Gesundheitsversorgung stärken, leisten sie einen wichtigen Beitrag zu Frieden und Stabilität. Zusätzlich hat die Außenministerin angekündigt, dass Österreich den Export von Getreide aus der Ukraine in den Nahen Osten und nach Nordafrika unterstützen wird. Da die globale Ernährungssicherheit zunehmend unter Druck steht, sind Maßnahmen wie diese entscheidend, um Hungersnöte und weitere humanitäre Krisen zu verhindern.
 
Darüber hinaus beraten die EU-Außenminister*innen heute über die Sicherheit in der Ukraine und in Europa. Wir wollen daran erinnern, dass menschliche Sicherheit nicht nur militärische Aspekte umfasst, sondern auch zum Beispiel Ernährungssicherheit, gesundheitliche Sicherheit sowie gesellschaftliche und persönliche Sicherheit. Die Bereitstellung Humanitärer Hilfe bleibt dafür eine unverzichtbare Grundlage.

Lukas Wank,
Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

Bei Interesse an einem Interview mit Lukas Wank oder bei sonstigen Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung:
Hannah Hauptmann
Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Globale Verantwortung – Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Apollogasse 4/9, 1070 Wien
Tel: 01/522 44 22-15
Mobil: +43 699/17 20 42 07
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Veranstaltungshinweis mit Online-Teilnahmemöglichkeit: Thema „Vergessene Welten – die mediale Vergessenheit des Globalen Südens und ihre Folgen“

Auf der ganzen Welt gibt es Krisen- und Konfliktregionen, in denen Millionen Menschen Not leiden und dringend Hilfe benötigen. In vielen Fällen berichten die Medien darüber wenig oder gar nicht, doch für die Betroffenen selbst bleibt das tägliche Leid bittere Realität.

Gemeinsam mit dem Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende wird MEDAIR vom 17. bis 28. März 2025 im Rathaus der hessischen Landeshauptstadt die Ausstellung „Vergessene Krisen“ präsentieren, um auf das Leid der Menschen in den betroffenen Ländern aufmerksam zu machen.

Unter anderem wird es eine Podiumsdiskussion zum Thema geben, die live gestreamt wird. Erörtert werden die Gründe fürs Vergessenheit, und die Frage, wie mehr Bewusstsein für die Lebensumstände der Menschen im Globalen Süden geschaffen werden können.

Am 20. März, um 18:30 sprechen:
– Dr. Ladislaus Ludescher, Goethe-Universität Frankfurt
– Christian Matz, Chefredakteur Wiesbadener Kurier
– Steffen Horstmeier, MEDAIR e. V.
– Tzehaie Semere, Referent für den Kirchlichen Entwicklungsdienst, Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
– Moderation: René Schulze, MEDAIR e.V.

Online-Teilnahme:
https://zoom.us/j/97942741417
Meeting-ID: 979 4274 1417

Mehr Info zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm

Veranstaltungshinweis: Podiumsdiskussion: Was gibt uns Hoffnung im Kampf gegen die Klimakrise?

Gemeinsam blicken Philipp Blom und Leonore Gewessler auf Lösungsansätze und konkrete Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft.

Welche politischen, gesellschaftlichen und individuellen Hebel haben wir? Was können wir aus vergangenen Erfolgen lernen? Und welche Rolle spielen Emotionen für klimapolitisches Engagement?

07.04.2025, 18:00 – 20:00 Uhr, C3 – Centrum für Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, 1090 Wien
Um Anmeldung wird gebeten.

Mehr Info

Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe C3-Zukunftsdialoge und widmet sich der Frage, wie wir angesichts der Klimakrise optimistisch bleiben können.


 

PA und Online-Pressegespräch: Volkswagen möchte „grünes Mäntelchen“ in Tansania kaufen

Neue Studie: Das Geschäft mit Kohlenstoff-Zertifkaten bedroht im Norden Tansanias die Lebensgrundlagen der Maasai-Hirten. Internationale Allianz fordert Stopp der Projekte.

Im Kampf gegen die Klimakrise gibt es viele Ansätze. Wenige sind so umstritten wie der internationale Handel mit Kohlenstoffzertifikaten: Staaten und Unternehmen lassen Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen zertifizieren und verkaufen die Zertifikate an andere Staaten und Unternehmen, die sich diese Klimaschutzmaßnahmen „anrechnen“ lassen können. Kritiker:innen sprechen von einem „modernen Ablasshandel“, zweifeln am tatsächlichen Klima-Nutzen vieler Projekte und warnen vor den Folgen der Maßnahmen.

So enthüllt eine heute veröffentlichte Studie der „Maasai International Solidarity Alliance“ (MISA), der in Österreich Welthaus Graz und die KOO angehören, die problematischen Auswirkungen von Kohlenstoffhandel-Projekten auf die Lebensgrundlagen von Maasai im Norden Tansanias: Dort versuchen derzeit zwei konkurrierende Projekte auf dem Weideland der Maasai Verträge über eine Laufzeit von bis zu 40 Jahren mit lokalen Dörfern abzuschließen: Die geänderte bzw. eingeschränkte Nutzung ihres Weidelandes soll zusätzlichen Kohlenstoff im Boden speichern und dadurch Kohlenstoff-Emissionen kompensieren. Für die Kohlenstoffzertifikate hat sich unter anderem der Volkswagen-Konzern ein Vorkaufsrecht gesichert. Die betroffene Fläche ist mit knapp einer Million Hektar etwa so groß wie Kärnten.

Studie: Keine freie Zustimmung

Die MISA hat im Januar elf Dörfer in zwei Distrikten besucht, um die Folgen für die Bevölkerung zu dokumentieren. Die neue Studie enthüllt zweifelhafte Vorabzahlungen an Dörfer, intransparente und teilweise gesetzeswidrige Vertragsabschlüsse durch Druck und Fehlinformationen, die Nichteinhaltung von völkerrechtlichen Normen sowie einen Kontrollverlust der Dörfer über das Weideland. „Traditionell richten sich die Weiderouten der Maasai nach Wasserverfügbarkeit, variierenden Trockenzeiten, Leckstellen für Mineralien oder dem Zug der Wildtiere. Nun muss sich alles der Idee der Kohlenstoffspeicherung unterordnen“, kritisiert Sigrun Zwanzger vom Welthaus. Die Studie zeigt auch, dass von einer freien und informierten Zustimmung der lokalen Gemeinschaften oft keine Rede sein kann. Die Beteiligung von Gemeindemitgliedern sei begrenzt, oft fehle es an grundlegendem Wissen über Kohlenstoffmärkte, Vertragsbedingungen und deren Auswirkungen. So meinte etwa ein Betroffener zur MISA: „Wir haben gehört, dass in Europa aufgrund der Industrie die Luft sehr schlecht ist. Mit dem Kohlenstoffprojekt verkaufen wir unsere gute Luft an die armen Menschen in Europa, die kaum noch atmen können.“

„Der internationale Wettbewerb um das Einlösen der Klimaversprechen von Großunternehmen treibt sehr fragwürdige Blüten“, kommentiert Anja Appel von der KOO. „Als kirchliche Organisationen setzen wir uns für Klimagerechtigkeit ein, also dass auf ökologische Herausforderungen mit gerechten und sozial ausgewogenen Antworten reagiert wird. Für uns ist daher zwingend notwendig, dass Klimapolitik auf Basis der Menschenrechte gemacht wird. Gerade was die Verantwortung und Berichtspflicht von Unternehmen angeht, muss die Politik jetzt dringend standhaft bleiben. Ein Umfallen wäre für den Klimaschutz fatal.“

Volkswagen in der Kritik

Bisherige Gespräche zwischen Volkswagen und den Anwälten der Maasai über die Berücksichtigung ihrer Rechte und Interessen blieben weitestgehend ergebnislos. Trotz der Darstellung erheblicher Bedenken gab es seitens Volkswagen keine substanziellen Antworten. „Wir fordern einen sofortigen Stopp dieser Projekte und ein fünfjähriges Moratorium“, sagt Sigrun Zwanzger. Ohne strenge rechtliche Garantien, transparente Prozesse und eine echte Zustimmung der Gemeinschaften könnten die Projekte laut der Studie bestehende Landkonflikte verschärfen, zu Spannungen in den Dörfern führen und Klimagerechtigkeit untergraben. „Die Bevölkerung muss angemessen über diese Projekte, die so tief in ihre Lebensbedingungen eingreifen, informiert werden!“, fordert Zwanzger, „das ist derzeit absolut nicht der Fall.“

Link zur Studie

Online-Pressegespräch (Zoom) mit Vertreter:innen der betroffenen Maasai und Mitgliedern der MISA am Donnerstag, 13. März 2025, 15 Uhr
Anmeldung:maasaiinternationalsolidarity@gmail.com (der Zoom-Link wird zugesandt)

Rückfragehinweis:
Mag. Sigrun Zwanzger
Stv. GF, Welthaus Diözese Graz-Seckau
Tel. +43 676 87423012
sigrun.zwanzger@welthaus.at

Recherchehinweis: WIDE-Update: Frontalangriff auf „Gender“ und Entwicklungszusammenarbeit

Reviews 30 Jahre nach der letzten Weltfrauenkonferenz von Peking

30 Jahre ist es her, dass in Peking 1995 die bislang letzte Weltfrauenkonferenz stattgefunden hat. Die Überprüfung der Umsetzung der damals bahnbrechenden „Aktionsplattform“ ist das Thema der diesjährigen UN-Frauenstatuskommission im März 2025 in New York – sie sollte auch das Thema dieses WIDE-Updates sein.

Die politischen Entwicklungen in den USA lassen das Thema allerdings in den Hintergrund treten: Einen derartigen Frontalangriff auf die internationale Zusammenarbeit wie durch die USA mit dem zweiten Amtsantritt von Donald Trump hat es seit der Etablierung von Entwicklungszusammenarbeit und der Schaffung der UN-Institutionen noch nicht gegeben.

UN-Einrichtungen wie die Weltgesundheitsorganisation, aber auch andere multilaterale Institutionen werden durch Austritt und/oder Entzug von Mitteln geschwächt. Die Klimakrise wird geleugnet; Migrant*innen werden zu Sündenböcken für alles und jedes gemacht; Lügen schamlos in die Welt gesetzt.

Zugleich stehen Errungenschaften der Frauen*bewegung auf dem Spiel: das Verständnis von „Gender“ als einem sozialen (Macht-)Verhältnis zwischen den Geschlechtern; der Zugang zu sexuellen und reproduktiven Rechten und Gesundheit (Stichworte Sexualbildung, Familienplanung, Verhütung sexuell übertragbarer Krankheiten, Recht auf Schwangerschaftsabbruch; die Forderung nach Anerkennung der Rechte aller Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung); ein Bewusstsein in Bezug auf „Intersektionalität“ – der Realität, dass es miteinander verschränkte Machtverhältnisse und Diskriminierungen gibt – alles „woke Ideologie“, die aus der Welt geschafft werden soll.

Viele soziale Medien mit rechtslastig gepolten Algorithmen tragen zu Desinformation, der Verbreitung von „Fake news“, bei. Ein Zufall oder nicht, es ist ausgerechnet ein Tech-Milliardär, der in den USA mit der Entwicklungszusammenarbeit aufräumt.

WIDE-Update 1/2025: Frontalangriff auf „Gender“ und EZA & Peking+30 (pdf) zum Downloaden

Inhalt

  • Zeitenwende in den USA
  • Rückblick – Ausblick: Frauen*rechte 30 Jahre nach Peking
  • Peking+30: Österreich, China, Albanien, Afghanistan
  • Peking+30: Gender und digitale Medien
  • Berichte zu sexuellen und reproduktiven Rechten
  • Gender und Entwicklungsfinanzierung & Bericht vom AWID-Forum 2024

PA: Internationale Entwicklung und Humanitäre Hilfe: NGOs begrüßen neue Regierung in herausfordernden Zeiten

Globale Verantwortung, Hilfswerk, HORIZONT 3000 und Jungschar an Regierung: Internationale Zusammenarbeit und Zusammenhalt mit Menschen in Ländern des Globalen Südens gefragt wie nie zuvor

„Die AG Globale Verantwortung gratuliert der neuen österreichischen Bundesregierung zur Angelobung und begrüßt die neue Außenministerin Beate Meinl-Reisinger. Nach ungewissen Monaten, die weltweit von geopolitischen Umbrüchen und zunehmend autoritären Tendenzen geprägt waren, kann die Regierung nun Planungssicherheit in Österreichs internationale Entwicklung, Humanitäre Hilfe und entwicklungspolitische Inlandsarbeit bringen. Noch nie war Österreich derart gefragt, Zusammenhalt mit benachteiligten Menschen in Ländern des Globalen Südens und in Krisengebieten zu demonstrieren und aktiv zu internationaler Zusammenarbeit und einer regelbasierten Weltordnung beizutragen”, richtet sich Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, an die neue Regierung.

Starker Auslandskatastrophenfonds ist angesichts der USAID-Finanzierungslücke wichtiges Signal
Österreichische Hilfsorganisationen versorgen Menschen in akuten Krisen medizinisch und unterstützen sie mit Nahrungsmittelhilfe und Schutzmaßnahmen, fährt Stefan Fritz, Geschäftsführer von Hilfswerk International, fort. “Doch die massive internationale Finanzierungslücke – allen voran durch die Kürzung der USAID-Gelder – kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Krisen dauern immer länger an, wie wir zum Beispiel im Libanon, in Syrien oder in der Ukraine sehen. Mehr als 305 Millionen Menschen sind auf Humanitäre Hilfe angewiesen und Hilfsorganisationen sind immer öfter gefragt, ihre Maßnahmen mit jenen der internationalen Entwicklung und Friedensarbeit zu ergänzen. Dass die neue Regierung den Auslandskatastrophenfonds fortführen wird, ist daher ein begrüßenswertes Signal, die frühzeitige Ausschüttung dieser Mittel hingegen eine Notwendigkeit”, appelliert Fritz.

Bekenntnis zu Agenda 2030 und 0,7%-Verpflichtung bekräftigt Ziel der weltweiten Armutsbekämpfung, Friedensförderung und des Klima- und Umweltschutzes
“In der internationalen Zusammenarbeit geht es aber nicht nur ums Feuerlöschen, sondern um ein präventives und langfristiges Engagement, das den sinnbildlichen Bränden vorbeugt, sie eindämmt und bewältigt. Das eigentliche Ziel der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist daher, Armut zu bekämpfen, Frieden zu fördern sowie das Klima und die Umwelt zu schützen”, gibt Erwin Eder, Geschäftsführer von HORIZONT 3000, zu bedenken.

Dafür seien zum Beispiel zukunftsfitte Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Ausbildung, nachhaltige Landwirtschaft und Wiederaufforstung zentral, insbesondere in den ärmsten und fragilsten Ländern. Ebenso wie Projekte, welche die Menschenrechte stärken und die lokale Zivilgesellschaft unterstützen. Eder hebt hervor, dass die Regierung dieses Ziel durch ihr Bekenntnis zur Agenda 2030 sowie zur internationalen Verpflichtung, 0,7% des jährlichen Bruttonationaleinkommens für sogenannte Entwicklungshilfeleistungen bereitzustellen, bekräftige.

Kehrtwende bei EU-Lieferkettengesetz verhindern
“Gerade in Bezug auf den weltweiten Schutz von Menschenrechten, von Klima und Umwelt ist die neue Regierung jetzt zum Handeln aufgerufen. Denn unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus soll das EU-Lieferkettengesetz wieder aufgeschnürt und ausgehöhlt werden. Die Zukunft von Millionen Kindern steht auf dem Spiel”, warnt Veronika Schippani-Stockinger, Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar, und ergänzt: “Eine Kehrtwende wäre auch ein herber Rückschlag für Unternehmen, die bereits an der Umsetzung von Sorgfaltspflichten arbeiten. Anhand dieser können sie endlich der Zwangs- und Kinderarbeit entlang ihrer Lieferketten ein Ende setzen.”

AG Globale Verantwortung betont Erfolge und erinnert an fehlendes Dreijahresprogramm
Anstatt wie Schweden, die USA, die Niederlande und Großbritannien das entwicklungspolitische und humanitäre Budget zu kürzen oder an wirtschafts- und migrationspolitische Interessen zu knüpfen, solle Österreich in Zeiten globaler Krisen am gestalterischen Potenzial seines internationalen Engagements festhalten, betont Lukas Wank.

“Bei all den Negativschlagzeit gerät in Vergessenheit, dass der Anteil der extrem armen Menschen seit Ende 1990er von über 30% auf 8,5% der Weltbevölkerung reduziert werden konnte. Damit Österreich weiterhin zu internationalen Erfolgen beitragen kann, braucht es angemessene Mittel und eine Strategie. Fast ein Jahr nach Fertigstellung wartet das Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik 2025–2027 noch immer auf seinen Beschluss. Und das, obwohl das neutrale Exportland Österreich in hohem Maße von weltweiter Stabilität, Frieden und einer lebenswert Umwelt profitiert. Als Dachverband mit breiter Expertise stehen wir bereit, Österreichs internationale Zusammenarbeit mitzugestalten”, schließt Wank.

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AG Globale Verantwortung
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Veranstaltungshinweis: C3-Zukunftsdialoge 2025 mit Rudi Anschober

Mit Rudi Anschober als Host widmen sich die C3-Zukunftsdialoge 2025 den drängendsten Fragen der Klimakrise: Gibt es noch Hoffnung für den Klimaschutz? Welche Rechtsinstrumente sind effektiv? Wie kommen wir weg von der Verzichtsdebatte hin zu einem guten Leben für alle?

In drei Veranstaltungen bringen wir Expert*innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um Perspektiven und Handlungsoptionen zu diskutieren und positive Antworten zu finden. Gemeinsam fragen wir: Wie kann eine gerechte und wirksame Klimapolitik in Zukunft aussehen?

07.04.2025 – 18.00 bis 20.00
Was gibt uns Hoffnung im Kampf gegen die Klimakrise?

Mit Philipp Blom (Autor) und Leonore Gewessler (Bundesministerin für Klimaschutz, die Grünen)

12.05.2025 – 18.00 bis 20.00
Welche Rechtsinstrumente für effektiven Klimaschutz haben wir?

Mit Michaela Krömer (Rechtsanwältin, Klimaklage) und Teresa Weber (Umweltjuristin, SFU Wien)

16.06.2025 – 18.00 bis 20.00
Vom Klimaschutz zum Guten Leben für Alle?

Mit Hanna Simons (Leitung Natur- und Umweltschutz, WWF Austria) und Sigrid Stagl (Umweltökonomin, WU Wien)

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