Archiv der Kategorie: Menschenrechte

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PA: Ambitionierte entwicklungspolitische Strategie droht ‚Papiertiger‘ zu werden

NGO-Dachverband begrüßt angesichts der globalen Lage den Beschluss des entwicklungspolitischen Dreijahresprogramms, dem es ohne ausreichend Mittel jedoch an Wirkkraft fehlen wird

“Der heutige Beschluss des Dreijahresprogramms der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 – 2027 ist ein wichtiges Signal für globale Verantwortung. In Zeiten geopolitischer Unsicherheit, wachsender humanitärer Not und Destabilisierung legt die österreichische Bundesregierung ein strategisch kluges und inhaltlich ambitioniertes Programm vor, um benachteiligte und gefährdete Menschen in Ländern des Globalen Südens sowie in weltweiten Krisengebieten zu unterstützen”, lobt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, Österreichs neue entwicklungspolitische Strategie.

Das Dreijahresprogramm biete den zuständigen Ministerien, der Austrian Development Agency sowie NGOs die notwendige inhaltliche Orientierung, um moderne und wirksame Projekte der Humanitären Hilfe, der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) und Friedensförderung zu finanzieren und umzusetzen, erklärt Wank. Es fördere wichtige Synergien zwischen diesen außenpolitischen Instrumenten und setze auf Inklusion, Klima- und Geschlechtergerechtigkeit. So trage es etwa zur weltweiten Bekämpfung von Hunger, Armut und Ungleichheiten bei.

Knappe Mittel könnten Dreijahresprogramm zum ‘Papiertiger’ machen

Angesichts der verschärften globalen Lage sei der Beschluss einer neuen entwicklungspolitischen Strategie längst überfällig gewesen, verweist Wank. Die Vereinten Nationen warnen aktuell vor einer tödlichen Hungersnot im Gazastreifen und im Südsudan. Gleichzeitig schlagen sie wegen der größten humanitären Finanzierungslücke ihrer Geschichte Alarm. Als wäre dem nicht genug, breite sich der Konflikt im Nahen Osten weiter aus. “Bleibt in dieser Situation die Finanzierung jedoch aus, droht eine schwache Außenpolitik mit Dreijahresprogramm als ‘Papiertiger’, der seine Wirkung für Menschen in Ländern das Globalen Südens und in Krisengebieten kaum entfalten kann. Seit dem Budgetbeschluss von letzter Woche steht fest, dass die Mittel für die OEZA und den Auslandskatastrophenfonds bis Ende 2026 um 32% sinken sollen”, beklagt Wank.

Appell: Finanzierungslücke schließen und abgesicherten Budgetpfad erarbeiten

Dies könne die Regierung verhindern, wenn sie das Programm als weit mehr als ein politisches Grundlagendokument begreift, betont Wank und schließt: „Das Dreijahresprogramm ist eine Chance, Österreichs Rolle als glaubwürdiger, engagierter Partner zu schärfen. Ein solcher Partner setzt insbesondere auf Krisen- und Konfliktprävention und ermöglicht Zukunftschancen sowie Stabilität. Wir appellieren an Außenministerin Beate Meinl-Reisinger und Finanzminister Markus Marterbauer, die entwicklungspolitische und humanitäre Finanzierungslücke rasch zu schließen und einen abgesicherten wie krisenfesten Budgetpfad für eine moderne, aktive Außenpolitik zu erarbeiten.


Die AG GLOBALE VERANTWORTUNG ist der Dachverband von 38 österreichischen NGOs der internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe. Unsere Mitgliedsorganisationen führen jährlich 1.000 Projekte in über 120 Ländern der Welt durch und tragen zu einem menschenwürdigen Leben für alle auf einem gesunden Planeten bei.

Rückfragen & Kontakt

AG Globale Verantwortung
Hannah Hauptmann, MA
Telefon: +43 699/172 042 07
E-Mail: presse@globaleverantwortung.at

Südwind und Netzwerk Soziale Verantwortung: Ratsbeschluss zum EU-Lieferkettengesetz macht es zu einem wirkungslosen Papiertiger

Menschenrechtsorganisation übt scharfe Kritik an der vom EU-Rat vorgelegten Position zur Aufweichung des Lieferkettengesetzes: EU Parlament muss Menschenrechte und Umwelt retten!

In der gestern präsentierten Position des EU-Rates zu „Vereinfachungen“ des Lieferkettengesetzes werden Verpflichtungen für Unternehmen für den Schutz von Menschenrechten und Umwelt entlang globaler Lieferketten stark abgeschwächt.

„Der EU-Rat geht in seiner Position sogar über den Omnibus-Vorschlag der Kommission hinaus und verwässert die ursprüngliche Zielsetzung des Lieferkettengesetzes noch weiter. Die Verantwortung für Menschenrechte und Umwelt wird wirtschaftlichen Interessen geopfert“, sagt Bettina Rosenberger, Geschäftsführerin vom Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe). 

„Von Vereinfachungen kann keine Rede sein, wenn fast alle Wirkungsbereiche eines Gesetzes ausgehebelt werden. Was der Rat hier vorlegt, ist ein fataler Rückschritt: Aus einem Menschenrechtsinstrument wird ein Feigenblatt für Konzerne“, kritisiert Stefan Grasgruber-Kerl, Lieferkettenexperte von der Menschenrechtsorganisation Südwind. „Unter dem Vorwand der Entbürokratisierung bleibt nur mehr ein zahnloser Papiertiger übrig, der keine Vereinfachung bringt, sondern ein wirksames Gesetz zu einer lästigen Berichtspflicht degradiert“, erklärt Grasgruber-Kerl.  

Südwind und NeSoVe fordern jetzt das EU-Parlament dazu auf, sich dieser Aushöhlung entgegenzustellen und sich für ein starkes, verbindliches Lieferkettengesetz einzusetzen, das die Menschenrechte und die Umwelt schützt, statt die Konzerne.

Der neue Ratsentwurf sieht eine weitere Verschiebung des Lieferkettengesetzes um ein Jahr vor und nimmt die überwiegende Mehrheit der europäischen Wirtschaft von Sorgfaltspflichten aus: Die Schwellenwerte werden auf 5.000 Beschäftigte und 1,5 Milliarden Euro Umsatz angehoben – von ursprünglich 1.000 Beschäftigte und 450 Millionen Euro Umsatz. Auch die Beschränkung auf direkte Zulieferer verringert den Wirkungsbereich massiv und ignoriert die Realität globaler Lieferketten, wo Risiken häufig schon in der Produktion auftreten. Ebenso wird die zivilrechtliche Haftung, die Arbeiter:innen und Betroffenen von Umweltverschmutzungen Entschädigung gebracht hätte, ausgehebelt.


Rückfragehinweis: 
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: 0650 96 77577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

PA: Gekürzte Hilfsgelder: Menschen auf der Flucht leiden Hunger

Im Vorfeld des Weltflüchtlingstages macht die internationale Hilfsorganisation World Vision auf die verzweifelte Lage von geflüchteten Menschen aufmerksam: Ein aktueller Report zeigt auf, dass aufgrund von fehlenden Hilfsgeldern Essensrationen gekürzt werden mussten und viele an Hunger leider. Besonders schwierig ist die Situation für Kinder.

„Wir sind nicht nur Zeugen einer Hungerkrise. Wir sind Zeugen einer systematischen Demontage der Kindheit“, erklärt daher Amanda Rives, Nothilfe-Leiterin von World Vision International. “Wir sehen, wie Kinder aus den Klassenzimmern in gefährdende Arbeit, frühe Heirat und Ausbeutung gedrängt werden, nur weil sie nicht genug zu essen haben. Ein Kind, das hungrig ist, kann nicht lernen. Ein Kind, das arbeiten muss, um seine Familie zu ernähren, kann nicht wachsen. Einem Kind, das mit 13 Jahren verheiratet wird, wurde seine Zukunft gestohlen, bevor sie begonnen hat.”

Für den Bericht hat World Vision von Jänner bis April 2025 mehr als 5.000 Haushalte von Flüchtlingen, Binnenvertriebenen und Gastfamilien befragt. Er stützt sich auf Daten aus 13 Krisengebieten, darunter Syrien, Libanon, Bangladesch, Myanmar, Somalia, Äthiopien, Südsudan, Uganda, Mali, die Zentralafrikanische Republik und die Demokratische Republik Kongo.

58 Prozent der befragten Haushalte leiden unter starkem Hunger. Fast die Hälfte davon gab an, auch mehrere Tage ohne Nahrung auskommen zu müssen. Im Südsudan berichteten 97 Prozent der Familien, dass jemand in ihrem Haushalt im vergangenen Monat einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang nichts gegessen hat. In Äthiopien und der Demokratischen Republik Kongo traf das auf 89 Prozent der Familien zu.

„Das sind Familien, die durch Konflikte oder Katastrophen alles verloren haben. Jetzt nehmen wir ihnen das Einzige weg, was ihnen noch geblieben ist: die lebensrettende Nahrungsmittelhilfe“, erklärt Rives. Die für 2025 weltweit benötigte humanitäre Hilfe ist aktuell erst zu etwa einem Achtel finanziert, und große Geber haben erhebliche weitere Kürzungen angekündigt oder bereits vorgenommen.

Viele Familien berichteten im Report, dass die Kinder wegen des Hungers die Schule verlassen und sie dann gezwungen sind, zu arbeiten, zu betteln oder frühe Ehen einzugehen, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Eine Mutter aus einem Flüchtlingslager in Uganda berichtet: “Meine Tochter wollte Lehrerin werden. Jetzt verbringt sie ihre Tage damit, nach Resten zu suchen, die sie auf dem Markt verkaufen kann. Sie ist zwölf Jahre alt.”

Die Ergebnisse von World Vision zeigen, dass Kinder in ernährungsunsicheren Haushalten achtmal häufiger zu Kinderarbeit gezwungen sind und annähernd sechsmal häufiger früh verheiratet werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder zum Betteln gezwungen werden, stieg um mehr als das Neunfache und das Risiko, Gewalt ausgesetzt zu sein, verfünffachte sich. „Wenn wir jetzt nicht handeln“, warnt daher Rives, „werden wir nicht nur Menschenleben verlieren, sondern die Zukunft einer ganzen Generation.“

Spenden: https//worldvision.at/katastrophenspende/kuerzung-staatlicher- hilfsgelder/

Rückfragehinweis:
World Vision Österreich
Angelika Rädler
Telefon: 0664 833 9411
E-Mail: angelika.raedler@worldvision.at
Website: https://www.worldvision.at

PA: UNICEF Österreich: Vielfalt ist ein Kinderrecht

Wien (OTS) – Vielfalt, Inklusion und Chancengleichheit sind keine Schlagworte – sie sind unverhandelbare Rechte, die jedem Kind weltweit zustehen. In einem offenen Brief ruft UNICEF Österreich gemeinsam mit Partnern dazu auf, Haltung zu zeigen und sich sichtbar für die Rechte benachteiligter Kinder einzusetzen.

„Wir leben diese Werte nicht nur im Pride Monat, sondern 365 Tage im Jahr – seit bald 80 Jahren“, so Christoph Jünger, UNICEF Österreich Geschäftsführer.
Grundlage ist die UN-Kinderrechtskonvention , insbesondere Artikel 2 , der das Recht jedes Kindes auf Schutz vor Diskriminierung festhält.

Die Realität sieht anders aus
– 240 Millionen Kinder mit Behinderungen sind laut UNICEF weltweit besonders benachteiligt.
– LGBTIQ+-Kinder sind vielfach Gewalt und Ausgrenzung ausgesetzt – oft ohne Schutz.
– UNICEF schätzt, dass jährlich zwölf Millionen Mädchen eine Kinderehe eingehen .
– 122 Millionen Mädchen gehen nicht zur Schule.

UNICEF fordert
1. Globale Verantwortung für Vielfalt & Inklusion
2. Verlässliche Finanzierung für benachteiligte Kinder
3. Gezielte Hilfe für Kinder in Krisenregionen
4. Zugang zu Bildung für alle Kinder und Jugendlichen

Immer mehr Partner, so Drei , Ochsner , UNIQA Insurance Group , Vöslauer und IKEA Austria GmbH haben den offenen Brief bereits unterzeichnet – sie übernehmen Verantwortung, zeigen Rückgrat und gestalten eine inklusive Zukunft aktiv mit.

Unternehmen und Privatpersonen können laufend Teil der Initiative werden: Der Brief als PDF zum Teilen, auf der Website von UNICEF können Sie den Brief unterzeichnen .

Möchten Sie sich gemeinsam mit uns für Vielfalt und Chancengleichheit starkmachen? Unterstützen Sie unsere Spendenaktion, um Vielfalt zu fördern .

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

Rückfragehinweis:
UNICEF Österreich
Michael Blauensteiner
Telefon: +43 660 38 48 821
E-Mail: blauensteiner@unicef.at
Website: https://unicef.at

PA: Asyl in Not zur Aussetzung syrischer Asylverfahren

Asyl in Not und Helping Hands luden am 17.6. zur Pressekonferenz und berichteten von Behördenschikanen des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) gegenüber syrischen Asylberechtigten und ihren Familienangehören.

Kübra Atasoy, Vorsitzende von Asyl in Not, und Peter Marhold, Helping Hands, geben Einblick in konkrete Fälle von Menschen, deren Asylverfahren seit Monaten oder Jahren verzögert, unterbrochen oder gezielt nicht entschieden werden – trotz akuter Schutzbedürftigkeit. Der Umgang mit diesen Verfahren steht exemplarisch für eine politische Praxis, in der Rechtsstaatlichkeit zweitrangig ist.

„Wer das BFA heute mit diesen Schikanen durchgehen lässt, den kann morgen dasselbe Schicksal beim AMS, bei der PVA, bei der MA40 ereilen. “, warnt Kübra Atasoy vor der drohenden Ausweitung dieser Behördenschikanen, nicht nur auf andere Herkunftsländer, sondern auch andere Rechtsgebiete.

Politisch motivierte Verfahren: Der Staat entscheidet nicht
Die dokumentierten Fälle zeigen: Menschen, die sich rechtlich im Verfahren befinden, werden systematisch durch Nicht-Entscheidungen, intransparente Aktenführung, fehlende Einvernahmen und willkürliche Aberkennungsverfahren in einem Zustand permanenter Unsicherheit gehalten.

Das trifft insbesondere Familien mit Kindern, Alleinstehende, Vulnerable mit medizinischem Versorgungsbedarf sowie Menschen, die aus strukturell gefährdeten Regionen kommen.

Familie Ahmed wartet seit 2023 auf die Entscheidung über ihren Asylantrag – trotz chronischer Erkrankungen der Eltern und einer Behinderung eines Kindes. Der rechtliche Status der gesamten Familie ist seit Monaten ausgesetzt. Im Fall von Mohamed , einem unbegleieten Minderjährigen mit schweren Kriegsverletzungen, wird nach Jahren der Anerkennung plötzlich die Aberkennung seines Schutzstatus eingeleitet – ohne nachvollziehbare Begründung. Babys wie Laila , geboren in Österreich, werden in die Statuslosigkeit gedrängt, weil das BFA gegen ihre Eltern Aberkennungsverfahren einleitet – ohne Bescheid, ohne Akteneinsicht, ohne konkrete rechtliche Grundlage.

Systematische Verunsicherung statt Rechtssicherheit
Die einzige erkennbare Gemeinsamkeit zwischen den dokumentierten Fällen ist nicht „mangelnde Integration“ oder „Gefährdung der öffentlichen Ordnung“, sondern die Tatsache, dass es sich um neue Familiengründungen handelt oder dass Schutzsuchende versuchen, ihre Rechte auf Familiennachzug, Einbürgerung oder Gesundheitsversorgung wahrzunehmen. Die faktische Aussetzung von Asylverfahren scheint weniger dem Gesetz zu folgen als politischem Kalkül.

„Wenn Familienzusammenführungen nach dem NAG oder Staatsbürgerschaftsverfahren blockiert werden sollen, kommt ganz zufällig die Mitteilung über die Einleitung eines Aberkennungsverfahrens. Lässt sich dieser Grund beseitigen – etwa durch Vorlage eines B2-Zeugnisses im Staatsbürgerschaftsverfahren – wird kommentarlos wieder eingestellt. Die Handhabung dieser Verfahren zeigt, dass damit Druck auf die Geflüchteten aufgebaut werden soll; um die Sicherheitslage in Syrien geht es dabei am allerwenigsten.”, so Peter Marhold von Helping Hands.

Asylrecht ist kein Gnadenakt. Es ist ein individueller Rechtsanspruch auf Schutz vor Verfolgung, Folter und unmenschlicher Behandlung. Wer diesen Anspruch relativiert, weil eine Person nicht „ausreichend integriert“ sei oder keine „ökonomische Leistung“ erbringe, verlässt den Boden rechtsstaatlicher Prinzipien.
Die selektive Anwendung von Verfahren, ihre bewusste Verschleppung oder Blockade stellt eine systematische Aushöhlung des Flüchtlingsschutzes dar – mit realen Konsequenzen für Leib und Leben.
Wir fordern die neue Regierung auf, auf das Innenministerium Druck zu machen und die rechtswidrige Aussetzung der syrischen Asylverfahren aufzuheben.

Asyl in Not und Helping Hands fordern:

– Vollständige Rücknahme der Aussetzung syrischer Asylverfahren und sofortige Entscheidungen in laufenden Asylverfahren

– Automatische Einleitung disziplinarrechtlicher Verfahren bei Verletzungen des Parteiengehörs wie der Verweigerung der Akteneinsicht oder der Begleitung durch Rechtsvertretung

– Einstellung unbegründeter Aberkennungsverfahren

Rückfragehinweis:
Asyl in Not
Sibeliusstraße 5/1/R01 1100 Wien
Tel.: +43 650 733 9564
E-Mail: office@asyl-in-not.org

Digitale Pressemappe


	

PA: Trotz Fortschritten: Kinderarbeit betrifft weltweit weiterhin 138 Millionen Kinder – ILO und UNICEF

Im Jahr 2024 waren weltweit fast 138 Millionen Kinder in Kinderarbeit tätig – darunter rund 54 Millionen in gefährlicher Arbeit, die ihre Gesundheit, Sicherheit oder Entwicklung gefährden könnte. Das geht aus neuen Schätzungen hervor, die heute von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF veröffentlicht wurden.

Die aktuellen Daten zeigen eine Reduktion um mehr als 20 Millionen Kinder seit 2020 und machen damit den alarmierenden Anstieg zwischen 2016 und 2020 rückgängig. Trotz dieser positiven Entwicklung hat die Welt ihr Ziel, Kinderarbeit bis 2025 zu beenden, jedoch verfehlt.

Der Bericht mit dem Titel „Child Labour: Global estimates 2024, trends and the road forward” („Kinderarbeit: Globale Schätzungen 2024, Trends und der Weg nach vorn“) unterstreicht eine ernüchternde Realität: Trotz erzielter Fortschritte werden Millionen Kinder nach wie vor ihres Rechts auf Lernen, Spielen und Kindsein beraubt.

„Die Ergebnisse unseres Berichts machen Hoffnung und zeigen, dass Fortschritte möglich sind. Kinder gehören in die Schule – nicht in die Arbeit. Auch Eltern müssen unterstützt werden und Zugang zu menschenwürdiger Arbeit haben, damit sie ihre Kinder in den Unterricht schicken können und nicht auf Märkten oder in Familienbetrieben arbeiten lassen müssen, um das Überleben zu sichern. Aber wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt, bis wir unser Ziel der Abschaffung der Kinderarbeit erreicht haben“, sagte Gilbert F. Houngbo, Generaldirektor der ILO.

Laut den Daten bleibt die Landwirtschaft mit 61 % aller Fälle der größte Sektor der Kinderarbeit, gefolgt von Dienstleistungen (27 %) wie Hausarbeit und dem Verkauf von Waren auf Märkten sowie der Industrie (13 %), darunter Bergbau und Produktion.

Kinderarbeit tritt noch immer weltweit auf

Asien und der Pazifikraum verzeichneten seit 2020 den deutlichsten Rückgang, mit einem Rückgang der Kinderarbeitsquote von 6 auf 3 % (von 49 Millionen auf 28 Millionen Kinder). Auch wenn die Quote in Lateinamerika und der Karibik in den letzten vier Jahren gleich geblieben ist, sank die Gesamtzahl betroffener Kinder von 8 Millionen auf etwa 7 Millionen.

Subsahara-Afrika trägt weiterhin die größte Last und macht fast zwei Drittel aller Kinder in Kinderarbeit aus – etwa 87 Millionen. Während die Prävalenz von 24 auf 22 % sank, blieb die absolute Zahl aufgrund von Bevölkerungswachstum, anhaltenden und neuen Konflikten, extremer Armut und überlasteten Sozialsystemen nahezu unverändert.

„Die Welt hat große Fortschritte bei der Reduzierung der Kinderarbeit gemacht. Doch noch immer schuften viel zu viele Kinder in Minen, Fabriken oder auf Feldern – oft unter gefährlichen Bedingungen, um zu überleben“, sagte Catherine Russell. „Wir wissen, dass Fortschritte möglich sind – durch rechtliche Schutzmaßnahmen, ausgebaute soziale Sicherungssysteme, Investitionen in kostenlose, hochwertige Bildung und besseren Zugang zu menschenwürdiger Arbeit für Erwachsene. Kürzungen bei globalen Finanzierungen drohen jedoch, diese hart erkämpften Erfolge zunichtezumachen. Wir müssen unser Engagement erneuern, Kinder in Klassenzimmern und auf Spielplätzen zu sehen – nicht bei der Arbeit.“

Die Organisationen warnen, dass nachhaltige und verstärkte Mittel – sowohl weltweit als auch national – nötiger denn je sind, um die jüngsten Erfolge zu bewahren. Einschnitte bei der Unterstützung von Bildung, sozialen Sicherungssystemen und Existenzgrundlagen könnten ohnehin schon gefährdete Familien weiter in die Enge treiben und manche dazu zwingen, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken. Gleichzeitig erschwert eine sinkende Investition in Datenerhebung die Sichtbarkeit und Bekämpfung des Problems.

Kinderarbeit gefährdet die Gesundheit von Kindern

Kinderarbeit beeinträchtigt die Bildung, beschneidet Rechte und Zukunftsperspektiven und gefährdet die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder. Sie ist zugleich eine Folge von Armut und mangelndem Zugang zu hochwertiger Bildung – was Familien dazu bringt, ihre Kinder arbeiten zu lassen, und so einen Teufelskreis von Benachteiligung über Generationen hinweg aufrechterhält.

Buben sind in allen Altersgruppen häufiger von Kinderarbeit betroffen als Mädchen – wird jedoch unbezahlte Hausarbeit von 21 Stunden oder mehr pro Woche einbezogen, kehrt sich dieser Unterschied laut Bericht um.

Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Kinder in Kinderarbeit fast halbiert – von 246 Millionen auf 138 Millionen. Doch die Fortschritte verlaufen zu langsam, und das Ziel der vollständigen Abschaffung bis 2025 wurde verfehlt. Um Kinderarbeit innerhalb der nächsten fünf Jahre zu beenden, müsste das derzeitige Tempo elfmal so schnell sein.

Um die Fortschritte zu beschleunigen, fordern UNICEF und die ILO die Regierungen auf:

  • In soziale Sicherungssysteme für gefährdete Haushalte zu investieren – einschließlich sozialer Sicherheitsnetze wie universelle Kinderbeihilfen, damit Familien nicht auf Kinderarbeit zurückgreifen müssen.
  • Kinderschutzsysteme zu stärken, um Kinder zu identifizieren, zu schützen und auf besonders schlimme Formen von Kinderarbeit zu reagieren.
  • Den universellen Zugang zu hochwertiger Bildung zu gewährleisten – insbesondere in ländlichen und krisengebeutelten Gebieten –, damit jedes Kind lernen kann.
  • Für menschenwürdige Arbeit für Erwachsene und Jugendliche zu sorgen – einschließlich des Rechts von Arbeitnehmer:innen, sich zu organisieren und ihre Interessen zu vertreten.
  • Gesetze durchzusetzen und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, um Ausbeutung zu beenden und Kinder in globalen Lieferketten zu schützen.

Für Redaktionen

Daten zu Kinderarbeit: https://data.unicef.org/topic/child-protection/child-labour/
Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung: https://weshare.unicef.org/Package/2AM40868L0XU
Zum Bericht: https://login.yoursecurecloud.de/f/1ff707e16388461ab5ae/

UNICEF Österreich
Michael Blauensteiner
Telefon: +43 660 38 48 821
E-Mail: blauensteiner@unicef.at
Website: https://unicef.at

PA: Welttag gegen Kinderarbeit: 138 Millionen Mädchen und Buben müssen täglich schuften & Aktionstag gegen Kinderarbeit in Wien

Jugend Eine Welt unterstützt Projekte im Kampf gegen Kinderarbeit | Drohendes Lieferkettengesetz-Aus bedeutet Ausbeutung & Armut statt Bildung & Zukunftschancen .

Siri Vennela aus Indien war fünf Jahre alt, als sie ihre Eltern verlor. Eine Frau bot ihr daraufhin Unterschlupf an. Eine alternativlose Möglichkeit, die sie im guten Glauben ergriff. Doch anstatt Liebe und Fürsorge zu erfahren, begann für das kleine Mädchen ein Martyrium. „Zuerst waren es nur Auseinandersetzungen. Als mich ihr Schwager dann aber zwang sehr hart zu arbeiten, erlebte ich furchtbare Zeiten“ , erzählt Siri Vennela bei einem Treffen mit Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer in Hyderabad. Das kleine Mädchen musste im Hinterhof eines Hauses Kohle in Säcke verpacken, die dann verkauft wurden. Im Jahr 2009, Siri Vennela war acht Jahre alt, wurden Mitarbeiter von Nava Jeevan Bala Bhavan, eine Nichtregierungsorganisation in Indien spezialisiert auf die Rettung und Rehabilitation von Straßenkindern, auf sie aufmerksam. Siri Vennela konnte befreit werden, erhielt dank den Salesianern Don Boscos, langjährige Projektpartner von Jugend Eine Welt, eine Unterkunft und die Chance in die Schule zu gehen. „Das Gefühl endlich wieder in Freiheit zu sein war großartig“ , erzählt Siri Vennela bewegt. „Ich habe mein Leben zurückbekommen!“

Trotz Rückgang immer noch 138 Millionen betroffen „Die Zahl der weltweiten Kinderarbeit konnte seit dem Jahr 2020 zwar um 20 Millionen reduziert werden. Dennoch sind noch immer 138 Millionen Mädchen und Buben betroffen. Besonders in Afrika müssen rund 87 Millionen täglich schuften!“ , mahnt Reinhard Heiserer, Geschäftsführer der österreichischen Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt , anlässlich des „Welttag gegen Kinderarbeit“ am 12. Juni. Heiserer bezieht sich auf aktuelle Schätzungen der International Labour Organization (ILO), die auch verdeutlichen, dass knapp 40 Prozent (54 Mio.) aller weltweit arbeitenden Mädchen und Buben zwischen 5 und 17 Jahren unter Bedingungen arbeiten, die ihre Rechte verletzen bzw. ihre Gesundheit, Sicherheit und Entwicklung gefährden. Gemeinsam mit Jugend Eine Welt setzt sich der gebürtige Tiroler seit 28 Jahren für die Rechte von Kindern im Globalen Süden ein – besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Unterstützung von Projekten gegen Kinderarbeit.

Bildung ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben Siri Vennela ging nach ihrer Rettung durch die Jugend Eine Welt- Projektpartner zur Schule, lernte fleißig und schloss im Jahr 2018 erfolgreich die Mittelschule ab. Drei Jahre später hielt sie schließlich ihren Bachelor-Abschluss in Statistik in der Hand. „Ich konnte mit eigenen Beinen im Leben stehen. Kinder müssen den Zugang zu Bildung haben. Nur wenn sie Schreiben, Rechnen und Lesen lernen, können sie sich gegen Kinderarbeit wehren und später ein selbstbestimmtes Leben führen.“

Heute ist Siri Vennela in der Millionenmetropole Hyderabad in einem Versicherungsunternehmen als Kundenbetreuerin tätig. An Kinder und Jugendliche, die wie sie früher zur Arbeit gezwungen werden oder auf der Straße leben müssen, hat Siri Vennela folgende Botschaft: „Gebt die Hoffnung auf ein besseres Leben nie auf. Wenn es nicht heute klappt, dann vielleicht schon morgen, und dann nützt die Chance in die Schule gehen zu können!“

Drohendes Lieferkettengesetz-Aus hat fatale Folgen „Schädliche Kinderarbeit ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar“ , erklärt Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Heiserer. „Gerade im Dienstleistungsbereich blüht Kinderarbeit im Verborgenen. Etwa als billige Haushaltshilfen schuftende Mädchen, die mitunter keinen Lohn erhalten, sondern nur mit Kost & Logis bezahlt werden.“ Aber auch in Steinbrüchen, Ziegelfabriken, Minen oder auf Kakao- oder Bananenplantagen müssen Kinder schuften. Das drohende Aus des EU- Lieferkettengesetzes, welches nicht nur in Deutschland und Frankreich, sondern auch in Österreich auf immer größeren Widerstand der Wirtschaft trifft, wäre laut Heiserer daher fatal. „Anstatt sich darauf zu einigen, die größten Probleme, die Kinderarbeit verursachen, anzugehen und so die Zukunft der Kinder Schritt für Schritt zu verbessern, wird von Wirtschaft und Politik versucht, das Lieferkettengesetz mit einem lauten Wirbel in den Papierkorb zu schmeißen. Für die Millionen arbeitenden Kinder bedeutet dies: Schuften statt Schulbildung. Armut statt Zukunftschancen.“

12. Juni 2025
Aktionstag gegen Kinderarbeit in Wien

Gemeinsam mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FAIRTRADE Österreich, Solidar Austria und Kindernothilfe Österreich setzt sich Jugend Eine Welt mit der Initiative „Kinderarbeit stoppen“ seit Jahren für ein europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen (siehe: www.kinderarbeitstoppen.at ).

Morgen Donnerstag, 12. Juni 2025, dem „Welttag gegen Kinderarbeit“, macht die Initiative „Kinderarbeit stoppen“ mit einer Veranstaltung im Wiener Museumsquartier auf das Thema Kinderarbeit aufmerksam.

Programm und Infos zum Aktionstag

Wann: Donnerstag, 12. Juni ab 11.55 – 19.00 Uhr
Wo: Fürstenhof vor der WIENXTRA-Kinderinfo, MuseumsQuartier/Hof 2, Museumsplatz 1, 1070 Wien

Der Aktionstag startet um 5 vor 12 Uhr mit einer Tanzaktion gegen Kinderarbeit. Dazu gibt es Workshops zum Thema Kinderarbeit (15:00 und 15:30). Als Ehrengast wird Ewald Pfleger von der Austro-Kultband Opus erwartet, der der Initiative „Kinderarbeit stoppen“ seinen Welthit “Live is Life” für die Tanzaktion gegen Kinderarbeit zur Verfügung gestellt hat.
Programm: www.kinderarbeitstoppen.at/aktionstag

Jugend Eine Welt-Spendenkonto: AT66 3600 0000 0002 4000 | Onlinespenden unter www.jugendeinewelt.at/spenden | Spenden sind steuerlich absetzbar!

Weiterführende Informationen: www.jugendeinewelt.at/kinderarbeit

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

PA: Israels Militäreinsatz im Westjordanland: Vertreibung unzähliger Palästinenser*innen

  • Zehntausende Palästinenser*innen vertrieben – so viele wie seit dem Sechs-Tage-Krieg im Jahr 1967 nicht mehr
  • Völlige Zerstörung der Häuser und Infrastruktur in den Flüchtlingslagern Dschenin und Tulkarem – Menschen dürfen nicht zurückkehren oder ihr Eigentum holen
  • Zwangsumsiedlung geschützter Personen ist als Kriegsverbrechen zu werden – Internationale Gemeinschaft muss endlich reagieren.

Israelische Streitkräfte haben in den vergangenen vier Monaten im Zuge eines brutalen Militäreinsatzes im besetzten Westjordanland Zehntausende Palästinenser*innen vertrieben, indem sie in den Flüchtlingslagern von Dschenin und Tulkarem Unterkünfte und wichtige zivile Infrastruktur zerstörten und unbewohnbar machten. Damit wurde im heurigen Jahr im Westjordanland so viele Menschen vertrieben wie seit 1967 nicht mehr, als im Sechs-Tage-Krieg rund 300.000 Palästinenser*innen vertrieben wurden, woran am gestrigen Naksa-Tag gedacht wurde.

Amnesty International berichtet von verifizierten Videomaterial, wonach in den Flüchtlingslagern in großem Umfang Unterkünfte zerstört und zivile Gebäude und Infrastruktur beschädigt wurden. Im Zuge der Militäroffensive setzt die israelische Armee Panzer ein, führt Luftangriffe durch, zerstört Gebäude, demontiert Straßen und Infrastruktur und schränkt die Bewegungsfreiheit durch Kontrollpunkte und Straßensperren stark ein. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden im nördlichen Westjordanland, einschließlich Nablus, mindestens 80 Palästinenser*innen, darunter 14 Kinder, durch israelische Streitkräfte getötet. Zudem dokumentierte die palästinensische Kommission für Gefangene (Palestinian Commission of Detainees and Ex-Detainees Affairs – CDA) seit Beginn des Militäreinsatzes insgesamt rund 1.000 Festnahmen in Dschenin und Tulkarem. Das israelische Militär hat darüber hinaus die Flüchtlingslager in Dschenin, Nur Shams und Tulkarem zu militärischen Sperrzonen erklärt und dort Sicherheitskräfte stationiert, die die Bewohner*innen aktiv daran hindern, ihre Unterkünfte bzw. das, was von ihnen übrig ist, zu betreten. Augenzeug*innen berichten, dass israelische Streitkräfte auf Zivilpersonen schießen, die lediglich versuchen, nach ihrem Eigentum zu sehen oder ihre Sachen abzuholen. 

All dies ist Teil eines eines grausamen Apartheidsystems, dass Palästinenser*innen im Westjordanland enteigne und unterdrücke, so Amnesty International. Zwangsumsiedlungen geschützter Personen sind als schwerer Verstoß gegen die Vierte Genfer Konvention und als Kriegsverbrechen zu werten. Israel ist aufgefordert, jegliche rechtswidrigen Praktiken, die zur Vertreibung von Palästinenser*innen führen, unverzüglich einzustellen, so die Menschenrechtsorganisation. Dazu zählen Angriffe auf Wohngebiete, Zerstörung von Eigentum und Infrastruktur sowie allgegenwärtige Zugangs- und Freizügigkeitsbeschränkungen für Palästinenser*innen. Einige dieser Maßnahmen sind als kollektive Bestrafung zu betrachten, was gemäß der Vierten Genfer Konvention ebenfalls verboten ist. 

Die internationale Gemeinschaft muss handeln

„Die internationale Gemeinschaft hat bisher auf der ganzen Linie dabei versagt, Israel für die Menschenrechtsverletzungen an den Palästinenser*innen zur Rechenschaft zu ziehen. Dies spornt Israel weiter an und leistet weiteren ungeheuerlichen Menschenrechtsverstößen gegen die Palästinenser*innen Vorschub“, kritisiert Amnesty International scharf.

„Das Gutachten des Internationalen Gerichtshofs vom Juli 2024 belegt klar, dass die Präsenz Israels in dem besetzten palästinensischen Gebiet rechtswidrig ist und umgehend abgebaut werden muss. Die Staaten müssen Lippenbekenntnisse durch konkrete Maßnahmen ersetzen. Sie müssen sofort damit aufhören, Waffen und militärische Unterstützung an Israel zu liefern und umgehend alle Geschäftstätigkeiten einstellen, die schweren Verstößen gegen das Völkerrecht Vorschub leisten könnten. Und schließlich müssen die Staaten vollumfänglich mit dem Internationalen Strafgerichtshof kooperieren, was die Untersuchung und Verfolgung von völkerrechtlichen Verbrechen in Palästina angeht.“

Brutalster Militäreinsatz seit Jahrzehnten 

Die israelische Militäroperation begann am 21. Januar 2025 im Flüchtlingslager von Dschenin und wurde am 27. Januar auf das Flüchtlingslager in Tulkarem und anschließend auf die Stadt Tammoun und das Flüchtlingslager Al-Far’ah ausgeweitet. Während sich die israelischen Streitkräfte am 12. Februar aus Al-Far’ah zurückzogen, sind in Dschenin und Tulkarem weiterhin Soldat*innen stationiert. 

In einer alarmierenden Entwicklung rollten am 23. Februar zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren israelische Panzer in Dschenin ein. Am selben Tag wies der israelische Verteidigungsminister die Armee an, sich „auf einen langen Aufenthalt in den geräumten Lagern gefasst zu machen“ und die Bewohner*innen an der Rückkehr in die Lager zu hindern. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf militärische Quellen, dass die Operation voraussichtlich monatelang andauern werde und dass Hunderte Soldat*innen zum Zweck der „Überwachung“ in den Lagern verbleiben werden. Die Flüchtlingslager sind für die Bewohner*innen nur schwer zugänglich und die Bewegungsfreiheit der Menschen ist stark eingeschränkt, da die israelischen Streitkräfte an den Eingängen und Hauptstraßen Metallgitter und Kontrollpunkte errichtet haben und militärische Bulldozer einsetzen, um Erdwälle aufzuschütten und Stacheldrahtzäune zu installieren.

Presseteam Amnesty International Österreich
Eleonore Rudnay
+43-664-400 10 56
presse@amnesty.at

PA: Kinder tanzen im Justizministerium: EU-Lieferkettengesetz retten – Kinderarbeit stoppen!

Im Vorfeld des Welttags gegen Kinderarbeit am 12. Juni besuchte die Initiative „Kinderarbeit stoppen“ Justizministerin Anna Sporrer. Die zivilgesellschaftliche Initiative erinnerte die Ministerin an das globale Ziel, Kinderarbeit bis 2025 zu beenden und forderte ein klares Bekenntnis Österreichs zum Schutz der Kinderrechte.

#tanzengegenkinderarbeit – Kinder setzen ein Zeichen Eine Kindergruppe aus der Pfarre Breitenbrunn im Burgenland machte mit einer Tanzperformance zur Coverversion des Welthits „Live is Life“ und jugendlichem Schwung darauf aufmerksam, dass noch immer 160 Millionen Kinder täglich arbeiten müssen, oft unter ausbeuterischen und gefährlichen Bedingungen.

Die Kinder machten mit ihrem Tanz deutlich: Kinderarbeit geht uns alle an – und darf nicht hingenommen werden. „Kinderarbeit muss auf der ganzen Welt gestoppt werden“, forderte Miriam (9 Jahre). Auch Caspar (5 Jahre) betonte: „Kinder sollen spielen dürfen – und nicht arbeiten müssen, weil ihre Familie arm ist.“ Und Anton (9 Jahre) ergänzte: „Kinder sollen in die Schule gehen dürfen.“

Die Aktion #tanzengegenkinderarbeit ruft zum kreativen Einsatz gegen Kinderarbeit auf – in Schulen, Pfarren und auf Social Media. https://www.kinderarbeitstoppen.at/mach-mit

Justizministerin Sporrer signalisiert Unterstützung

Justizministerin Anna Sporrer freute sich über den Besuch und signalisierte Unterstützung für die Anliegen der Kinder. „ Kinderrechte sind Menschenrechte! Entschieden gegen Kinderarbeit einzutreten ist mir als Justizministerin besonders wichtig. Deshalb müssen wir uns dieses Themas gerade auf europäischer Ebene annehmen und gemeinsam an konstruktiven Lösungen arbeiten, die Kinder vor Ausbeutung schützen. Besonders wichtig dabei ist, dass Entbürokratisierung und Deregulierung nicht auf dem Rücken von Kindern ausgetragen werden, denn wir tragen die Verantwortung dafür, dass die Rechte von Kindern weltweit geschützt werden “, erklärte die Ministerin.

Die Initiative „Kinderarbeit stoppen!“ hat in der kommenden Woche noch weitere Termine mit Regierungsmitgliedern vereinbart.

Fotos der Aktion

Lieferkettengesetz schützt Kinder

Die Weltgemeinschaft hat sich in der UN-Agenda 2030 mit ihren Zielen für Nachhaltige Entwicklung dazu verpflichtet, Kinderarbeit bis 2025 vollständig zu beenden. Demnächst werden neue Zahlen zur Kinderarbeit weltweit von der Weltarbeitsorganisation ILO veröffentlicht. Schon jetzt ist aber offensichtlich, dass das Ziel dramatisch verfehlt wird. „ Umso wichtiger ist es, dass die Bemühungen zur Beendigung von Kinderarbeit intensiviert werden und dass Österreich seinen Beitrag leistet “ , sagte die Geschäftsführerin der Katholischen Jungschar und ihrer Dreikönigsaktion, Sigrid Kickingereder.

Die Trägerorganisationen der Initiative „Kindearbeit stoppen!“ haben sich intensiv in den mehrjährigen Gesetzgebungsprozess eingebracht, der 2024 in den Beschluss der EU-Lieferkettenrichtlinie mündete. „ Nur wenn Österreich das EU-Lieferkettengesetz schnell, durchdacht und ambitioniert umsetzt, kann es Kinder wirksam vor Ausbeutung schützen. Gerade jetzt, wo auf EU-Ebene unter dem Einfluss von Wirtschaftslobbys über eine Abschwächung und Verzögerung diskutiert wird, braucht es ein klares politisches Bekenntnis zum Lieferkettengesetz. Kinderrechte, Menschenrechte und Umweltschutz dürfen nicht unter dem Vorwand des Bürokratieabbaus geopfert werden ,“ forderte Kickingereder abschließend.

Aviso: Aktionstag gegen Kinderarbeit am 12. Juni

Am internationalen Tag gegen Kinderarbeit, dem 12. Juni, lädt die Initiative „Kinderarbeit Stoppen“ in Kooperation mit der WIENXTRA Kinderinfo zum Aktionstag ins Wiener MuseumsQuartier. Start ist um 5 vor 12 Uhr mit einer gemeinsamen Tanzaktion – als starkes Zeichen gegen Kinderarbeit. Ein besonderes Highlight: Ewald Pfleger von Opus wird als Ehrengast begrüßt. Er stellte den Welthit „Live is Life“ als musikalische Grundlage für die Mitmachaktion gegen Kinderarbeit zur Verfügung.

Infos & Programm

Die Initiative „Kinderarbeit stoppen” – bestehend aus der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FAIRTRADE Österreich, Solidar Austria (ÖGB), Jugend Eine Welt und Kindernothilfe Österreich – setzt sich seit Jahren für ein europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen. www.kinderarbeitstoppen.at

Rückfragehinweis:
Dreikönigsaktion, Hilfswerk der Katholischen Jungschar
Elisabeth Holzner
Telefon: 0676/88011-1000
E-Mail: elisabeth.holzner@dka.at

PA: Globaler Bericht zur Ernährungssicherheit: Zahl der Hungernden erreicht neuen Höchststand

Weltweit hungern immer mehr Menschen: Laut dem heute veröffentlichten Global Report on Food Crises 2025 waren im vergangenen Jahr 295,3 Millionen Menschen in 53 Ländern von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen – das sind 13,7 Millionen mehr als im Vorjahr. Diese Zahl markiert einen neuen Höchststand und setzt den alarmierenden Trend der letzten sechs Jahre fort. 

„Fast 300 Millionen Menschen weltweit leiden an akuter Ernährungsunsicherheit. Das ist ein neuer Höchststand, die globale Ernährungskrise eskaliert wieder. Besonders besorgniserregend ist, dass sich die Zahl der Menschen, die sich in akuter Notlage oder sogar in Hungersnot befinden, innerhalb eines Jahres verdoppelt hat. Betroffen sind insbesondere Menschen in Kriegs- und Konfliktregionen. In Gaza und dem Sudan hat die Not von Kindern und Erwachsenen ein schier unvorstellbares Ausmaß angenommen“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger in Deutschland.

Konflikte, Klimakrise, Finanzierungslücken: Ursachen mit fataler Wirkung

Die Hauptursachen der weltweiten Hungerkrisen bleiben bestehen – und verschärfen sich weiter:

Konflikte sind nach wie vor der Haupttreiber für akute Ernährungskrisen. In Ländern wie dem Sudan, Gaza, Myanmar und Haiti verhindert anhaltende Gewalt, dass Menschen Zugang zu Nahrung erhalten.

Die Klimakrise verschärft Dürren, Überschwemmungen und Extremwetter. Millionen Menschen – etwa in Äthiopien, Pakistan oder Afghanistan – sind dadurch in ihrer Existenz bedroht.

Dramatische Kürzungen humanitärer Hilfe gefährden lebenswichtige Programme: Mindestens 14 Millionen Kinder könnten den Zugang zu Ernährungshilfe verlieren. Die Finanzierung für Ernährungshilfe droht weltweit um bis zu 45 Prozent zurückzugehen.

Wo die Not am größten ist

Besonders alarmierend ist es, dass in mehreren Ländern mit IPC-Phase 5 die höchste Kategorie akuter Ernährungskrisen erreicht wurde, d.h. die Menschen leben in Hungersnot-ähnlichen Zuständen. Folgende weitere Fakten verdeutlichen die dramatische Lage:

  • Die Zahl der Menschen, die sich in einer Katastrophe-Situation (IPC/CH Phase 5) befinden, hat sich zwischen 2023 und 2024 mehr als verdoppelt – hauptsächlich infolge von Konflikten. Über 95 Prozent dieser Menschen leben im Gazastreifen und im Sudan, während auch in Südsudan, Haiti und Mali Bevölkerungsgruppen diese extremste Stufe akuter Ernährungsunsicherheit erreicht haben.
  • Im Sudan wurde Hungersnot in 10 Regionen bestätigt. Weitere 17 Regionen sind akut gefährdet.
  • Im Gazastreifen waren 2024 100 % der Bevölkerung von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Fast die Hälfte davon befindet sich laut Bericht in der zweithöchsten Phase („Emergency“) – und ist damit nur einen Schritt von der Hungersnot entfernt.
  • Nigeria, der Sudan, die Demokratische Republik Kongo und Bangladesch hatten im Jahr 2024 mit jeweils mindestens 23 Millionen Menschen die größten Bevölkerungsgruppen, die von hoher akuter Ernährungsunsicherheit betroffen waren. Zusammen machen diese vier Länder mehr als ein Drittel aller Menschen aus, die sich in einer Krise oder einer noch schwereren Phase (IPC/CH Phase 3 oder höher) befinden.
  • In 26 Ländern litten 2024 37,7 Millionen Kinder unter akuter Mangelernährung, davon über 10,2 Millionen an schwerer akuter Mangelernährung (SAM). 14 Millionen Kinder sind durch Finanzierungslücken von der Unterbrechung lebenswichtiger Ernährungsdienste bedroht. In 21 Ländern waren mehr als 10,9 Millionen schwangere und stillende Frauen akut mangelernährt.

Aktion gegen den Hunger fordert entschlossenes Handeln

„Die Zahlen des aktuellen Hungerberichts sind ein eindringlicher Appell und Weckruf an die internationale Gemeinschaft zum Handeln“, betont Jan Sebastian Friedrich-Rust. „Hunger ist kein unveränderliches Schicksal, sondern Folge von politischem Versagen, ökonomischer Ungleichverteilung, Konflikten und des Klimawandels. Ohne sofortige und koordinierte Maßnahmen wird sich die globale Hungerkrise weiter verschärfen – mit katastrophalen bis tödlichen Folgen für Millionen von Menschen.“

Als internationale humanitäre Organisation ist Aktion gegen den Hunger in vielen der betroffenen Länder aktiv – darunter Sudan, Jemen, Gaza, Südsudan, Demokratischen Republik Kongo, Nigeria und Afghanistan. Die Organisation versorgt unter anderem unterernährte Kinder, schwangere Frauen sowie Binnenvertriebene mit Nahrung, sauberem Wasser und medizinischer Hilfe.

Der jährlich veröffentlichte Bericht Global Report on Food Crises wird von einem internationalen Netzwerk unter Leitung des Food Security Information Network (FSIN) erstellt. Er liefert eine der umfassendsten globalen Analysen zur akuten Ernährungssicherheit.

Hinweis an die Redaktionen
Gerne vermitteln wir Interviews, Gastbeiträge oder Hintergrundgespräche.

Über Aktion gegen den Hunger

Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 56 Ländern und Regionen aktiv ist und über 21 Millionen Menschen unterstützt. Seit mehr als 45 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.987 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.

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