Archiv der Kategorie: Landwirtschaft

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PA: Österreich kämpft gegen globalen Hunger

Ernährungsunsicherheit ist nach wie vor ein dringendes globales Problem. Laut den Vereinten Nationen litten 2023 etwa 733 Millionen Menschen Hunger. Bewaffnete Konflikte, der Klimawandel und Wirtschaftskrisen verschärfen die Situation. Die aktuelle Ausgabe der WELTNACHRICHTEN, des Magazins der Austrian Development Agency, befasst sich mit den Ursachen des Problems und berichtet über österreichische Lösungen, die langfristig Linderung verschaffen.

733 Millionen Menschen – in etwa 9 Prozent der Weltbevölkerung – galten im Jahr 2023 als unterernährt. In Afrika leidet gar die Hälfte der Bevölkerung unter mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit. Entwicklungszusammenarbeit leistet nicht nur erste Hilfe bei Hungersnöten, sondern entwickelt auch nachhaltige Lösungen dagegen. Die aktuelle Ausgabe der WELTNACHRICHTEN, des Magazins der Austrian Development Agency (ADA), berichtet über erfolgreiche Vorhaben mit österreichischem Engagement.
 
Lebensmittel als Luxusgut
„Häufig hungern Menschen nicht, weil Lebensmittel fehlen, sondern weil sie sich diese nicht leisten können“, schreibt Máximo Torero, Chefökonom der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), in seinem Beitrag für die WELTNACHRICHTEN. So produziere die Landwirtschaft weltweit zwar genug Lebensmittel, um alle Menschen auf der Welt zu ernähren. Dennoch landen nicht überall nahrhafte Mahlzeiten auf den Tellern. Die Lösung liegt für Torero in gestärkten Agrar- und Ernährungssystemen, verbessertem Sozialschutz und der Unterstützung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern – alles Maßnahmen, für die sich auch Österreichs Entwicklungszusammenarbeit stark macht.
 
Entwicklungszusammenarbeit: Globale Verantwortung übernehmen – Österreichs Interessen wahren
„Die Welt steht vor einem komplexen Geflecht an Herausforderungen: Anhaltende und neue Konflikte, politische Instabilität, wirtschaftliche Ungleichgewichte und der Klimawandel bedrohen weltweit Frieden, Entwicklung und Sicherheit. Gleichzeitig schwindet das Vertrauen in die internationale Zusammenarbeit – ein fataler Mix an Krisen, der entschlossenes Handeln erfordert. Die Entwicklungszusammenarbeit leistet hier einen zentralen Beitrag: Sie verbessert langfristig die Lebensbedingungen von Menschen, stärkt stabile Strukturen und schafft Perspektiven. Österreich übernimmt dabei Verantwortung. Wir bringen unsere Expertise, Innovationskraft und Erfahrung gezielt ein, um globale Partnerschaften zu stärken und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Das liegt auch in unserem ureigenen Interesse: Als stark exportorientiertes Land mit enger internationaler Verflechtung profitiert Österreich direkt von Stabilität, wirtschaftlicher Entwicklung und resilienten Gesellschaften weltweit“, betont ADA-Geschäftsführer Bernd Brünner, der die Leitung der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit Anfang Juni übernommen hat.
 
Österreichisches Know-how zeigt Wirkung
Österreichs Engagement für bessere Lebensbedingungen weltweit zeigt Wirkung, wie die WELTNACHRICHTEN-Reportage aus Georgien deutlich macht: Sie geht einem Projekt auf die Spur, das von der Austrian Development Agency in dem Land im Südkaukasus unterstützt wird und traditionelle Lebensmittelproduktion, nachhaltige Tierhaltung und respektvollen Umgang mit der Natur verbindet. All das ermöglicht ein besseres Leben und Zukunftsperspektiven für die Menschen in entlegenen Bergdörfern. Auch Kooperationen mit der Wirtschaft können dazu beitragen, Herausforderungen in Entwicklungsfragen erfolgreich anzugehen – so etwa in Brasilien, wo die ADA gemeinsam mit der oberösterreichischen Firma Calvatis die Milchqualität verbessert.
 
Verena Altenberger: „Einfluss nicht in Quadratmetern denken“
Die Pongauer Schauspielerin Verena Altenberger ist davon überzeugt, dass Österreich großes Potenzial bei der Bekämpfung des globalen Hungers hat. Im Interview mit den WELTNACHRICHTEN erzählt sie von ihrer Reise nach Uganda als Botschafterin für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, das Österreich seit Jahren finanziell unterstützt. „Wir dürfen unseren Einfluss nicht in Quadratmetern denken, sondern in den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen“, sagt Altenberger.

Ernährung im sicherheitspolitischen Visier der EU
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine betrachtet die Europäische Union Ernährungssicherheit nicht mehr nur aus der Perspektive der humanitären Hilfe, sondern auch als außen- und sicherheitspolitische Angelegenheit. Trotz eines sicherheitspolitischen Verständnisses von Nahrungsversorgung sollte sie eine nachhaltige Agrarproduktion im Blick behalten, appelliert Agrarökonomin Bettina Rudloff in ihrem Kommentar für die WELTNACHRICHTEN.
 
Außerdem in dieser Ausgabe zu lesen:
–        Kofi Annan Award for Innovation in Africa: Österreich fördert innovative Lösungen gegen Hunger
–        Klimawandel: Die Landwirtschaft als Opfer und Schlüssel zur Lösung
–        Acht Tage im Senegal: Ein Filmtagebuch berichtet von den Dreharbeiten über ein Caritas-Projekt, das mit Unterstützung der ADA die Ernährungssicherheit in Burkina Faso, Mali und Senegal stärkt

Die WELTNACHRICHTEN berichten vierteljährlich über entwicklungspolitische Themen. Herausgeberin ist die Austrian Development Agency. Alle Beiträge, Reportagen, Interviews und Geschichten sind auch online nachzulesen. Die WELTNACHRICHTEN sind kostenlos. Bestellungen unter presse@ada.gv.at.

Austrian Development Agency
Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 unterstützt die Austrian Development Agency (ADA) Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Seitdem hat die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit ihren Partnern viel erreicht – die Lebensumstände von Millionen von Menschen haben sich substanziell verbessert. Aktuell veranlassen die Klimakrise, Kriege und Konflikte jedoch immer mehr Menschen zur Flucht und verschärfen Armut und Hunger. Die Vision der ADA von einem guten Leben für alle bleibt trotz allem unverändert. Wirksame Entwicklungszusammenarbeit ist heute wichtiger denn je. Zusammen mit öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Universitäten und Unternehmen ermöglicht die ADA bessere Lebensbedingungen und Perspektiven vor Ort .

Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency (ADA),
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 (0)1 903 99-2410
katharina.schreiber@ada.gv.at
www.entwicklung.at

Landwirtschaft im Wandel – Neue Studie zeigt Wege aus der Agrar-Krise

Nachhaltige, globale Ernährungssicherheit ist möglich – Südwind und die Dreikönigsaktion fordern entschlossene Maßnahmen für eine zukunftsfähige Ernährungspolitik

Wie können Ernährungssysteme nachhaltiger, gerechter und krisenfester gestaltet werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die heute veröffentlichte Analyse „Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme“ von Martin Schlatzer, erstellt im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Südwind und in Kooperation mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.Die Analyse zeigt, dass Agrarökologie und biologische Landwirtschaft zukunftsfähige Alternativen darstellen. Voraussetzung für tragfähige Lösungen ist ein entsprechender politischer Rahmen in der Landwirtschafts-, Handels- und Ernährungspolitik.  

Lebensmittelverschwendung und Fleischkonsum sind entscheidende Hebel

Weltweit hungern 733 Millionen Menschen, mehr als 2,8 Milliarden Menschen können sich keine gesunde Ernährung leisten. Auch in Österreich leben über eine Million Menschen in mittlerer bis schwerer Ernährungsunsicherheit. Gleichzeitig verschärft das derzeitige Ernährungssystem die Klimakrise, den Verlust der biologischen Vielfalt und soziale Ungleichheiten.

Die Analyse zeigt: Eine vollständige Umstellung auf biologische Landwirtschaft in Österreich wäre möglich – wenn entweder der Fleischkonsum um 10 Prozent gesenkt oder 25 Prozent weniger Lebensmittel weggeworfen würden. Im EU-weiten Maßstab unter Berücksichtigung zusätzlich von Großbritannien könnten im Jahr 2050 etwa 530 Millionen Menschen durch agrarökologisch-biologischen Anbau ernährt werden. Bereits eine Reduktion des Fleischkonsums um 20 Prozent in Österreich würde die umweltschädlichen Sojaimporte für Futtermittel – insbesondere aus artenreichen Regionen in Brasilien und Argentinien – überflüssig machen. Das würde nicht nur Regenwälder schützen, sondern auch die Abhängigkeit von volatilen Weltmärkten und die Landwirtschschaft in Summe widerstandsfähiger gegen externe Krisen machen.

„Unser Ernährungssystem steht an einem Scheideweg. Ein Weiter-wie-bisher bedeutet die Verschärfung von Hunger, Klima- und Biodiversitätskrise und sozialer Ungleichheit. Die Lösung liegt in einer grundlegenden Neuorientierung unseres Agrar- und Ernährungssystems – ganz im Sinne der Gesundheit für Planet und Mensch“, sagt Ernährungsökologe und Studienautor Martin Schlatzer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Wien. „Agrarökologie und biologischer Landbau, gepaart mit pflanzenbetonten respektive pflanzlichen Ernährungsweisen, können regionale Wertschöpfung und Versorgungssicherheit schaffen, externe Abhängigkeiten reduzieren und Klima und Umwelt schützen. Gleichzeitig stärken sie die bäuerliche Landwirtschaft und ermöglichen gesunde Ernährung für alle.“

Ernährungswende braucht politisches Umdenken

Zusätzlich zu ökologischen Aspekten rückt Agrarökologie auch soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit in den Fokus. Um Ernährungssysteme nachhaltiger und krisenfester zu gestalten, fordert Südwind eine entschlossene politische Wende. „Die Bundesregierung muss konkrete Rahmenbedingungen schaffen, um einen gerechten Wandel zu unterstützen: Nachhaltige Ernährung muss durch eine sozial-ökologische öffentliche Beschaffung vorgelebt und gestärkt werden – insbesondere in Schulen, Krankenhäusern und öffentlichen Kantinen. Darüber hinaus braucht es endlich ein ambitioniertes Lieferkettengesetz, das Umweltstandards, Menschenrechte und Transparenz entlang globaler Wertschöpfungsketten verbindlich absichert“, sagt Gudrun Glocker, Ernährungsexpertin bei Südwind.

„Österreich hat mit seinem starken Bio-Sektor eine gute Ausgangsposition, um auf internationaler Ebene Impulse für eine gerechtere und nachhaltigere Landwirtschaft im Sinne der Prinzipien der Agrarökologie zu setzen“, sagt Isabelle Schützenberger, Expertin für Agrarökologie bei der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar. „Jetzt gilt es, diese Rolle aktiv wahrzunehmen.“

Über die Studie und den Autor:

„Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme. Standards, Synergien und systemische Chancen im Kontext globaler Krisen. Ein Wissenschaftliches Diskussionspapier“, Juni 2025 von Martin Schlatzer im Auftrag von Südwind und in Kooperation mit derDreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.

Martin Schlatzer (1979) ist Ernährungsökologe am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Wien. Er hat an der Universität Wien Ernährungswissenschaften mit dem Fokus auf Ernährung, Umwelt und Gesundheit studiert und arbeitete von 2010 bis 2021 an der Universität für Bodenkultur (BOKU Wien) mit Schwerpunkt auf interdisziplinären Forschungsprojekten zu Landwirtschaft, Klimawandel und Ernährungssicherung. Martin Schlatzer ist zudem Speaker, Gastlektor und Autor des 2010 erschienen Buches „Tierproduktion und Klimawandel – ein wissenschaftlicher Diskurs zum Einfluss der Ernährung auf Umwelt und Klima“.

Südwind setzt sich als entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation seit 1979 für eine nachhaltige globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit ein. Durch schulische und außerschulische Bildungsarbeit, die Herausgabe des Südwind-Magazins und anderer Publikationen thematisiert Südwind in Österreich globale Zusammenhänge und ihre Auswirkungen. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, Kampagnen- und Informationsarbeit, engagiert sich Südwind für eine gerechtere Welt.

Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar setzt sich für soziale Gerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung und faire Lebensbedingungen weltweit ein. Im Fokus stehen dabei partnerschaftliche Projekte mit der Zivilgesellschaft im globalen Süden sowie entwicklungspolitische Bildungs- und Advocacy-Arbeit in Österreich.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: +43 650 96 77577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

ABGESAGT: Pressegespräch „Landwirtschaft im Wandel“ am 23. Juni

Die Studienpräsentation von Südwind und der Dreikönigsaktion findet nicht wie geplant statt – Inhalte stehen ab Dienstag per Pressemitteilung und online zur Verfügung

Das für den 23. Juni angekündigte Pressegespräch zur Präsentation der Studie „Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme“muss leider entfallen.

Die Inhalte der Studie sowie Zitate der Expert:innen werden ab Dienstag, 7:00 Uhr per Presseaussendung zur Verfügung gestellt und online abrufbar sein unter: suedwind.at/presse

Die Analyse zeigt auf, dass eine nachhaltige, globale Ernährungssicherheit möglich ist und präsentiert konkrete Handlungsoptionen, um Ernährungssysteme gerechter und krisenfester zu gestalten. Die Studie wurde verfasst von Martin Schlatzer, Ernährungsökologe am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Südwind und in Kooperation mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.

Für Rückfragen, Interviews oder weiterführende Hintergrundgespräche stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: +43 650 96 77577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

PA: EU-Lieferketten-Gesetz: Ökonominnen warnen vor Aufweichung zum Schaden Europas

Über 80 Wirtschafts-Fachleute fordern Beibehaltung beschlossener Gesetze.

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, die Menschenrechtsorganisation Südwind und das Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe) begrüßen die heute veröffentlichte Einschätzung von über 80 Ökonominnen und Ökonomen aus ganz Europa zum EU-Lieferkettengesetz (CSDDD). Unter dem Titel „Beyond Short-Term Profits“ warnen die Expert:innen eindringlich vor den Folgen einer Verwässerung. Das Lieferkettengesetz ist ein „entscheidender und effektiver Schritt in Richtung einer Wirtschaft, die Menschenrechte, Umwelt und das Klima achtet“. Unter den unterzeichnenden Ökonom:innen finden sich zahlreiche renommierte Namen, darunter Sigrid Stagl, WU-Professorin und Wissenschafterin des Jahres.

Regulierungen notwendig

Die unterzeichnenden Wissenschafter:innen kritisieren die EU-Kommission speziell für die Behauptung, der sogenannte Draghi-Bericht zur Wettbewerbsfähigkeit verlange eine „De-Regulierung“. Mario Draghi hatte das bereits von der EU beschlossene Lieferkettengesetz allerdings nur in einem einzigen Satz erwähnt – und zwar im Anhang und ohne vertiefende Analyse.

„Wir müssen unterscheiden zwischen unnötiger Bürokratie und notwendigen Regulierungen, die die Sicherheit und die Qualität der Produkte, Gesundheit, Menschenrechte und Umweltschutz sichern. Die Kosten dieser Regulierung sind im Verhältnis dazu minimal“, erklärt Johannes Jäger, Fachbereichsleiter für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule des BFI Wien und Mitinitiator der Erklärung. Eine Studie der London School of Economics sieht die Kosten für große Unternehmen bei gerade einmal 0,009 Prozent ihres Umsatzes.

Die konkreten Gründe sind vielfältig

Viele Studien zeigen, dass nicht die Regulierung des Green Deal, sondern ganz andere Faktoren für Probleme sorgen. „Die Behauptung der EU-Kommission, dass der Green Deal die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft gefährdet, ist schlichtweg falsch. Tatsächlich sind hohe Energiepreise, eine unzureichende Industriepolitik, fehlende Investitionen in öffentliche Infrastrukturen und der Fachkräftemangel Gründe für die Krise der europäischen Wirtschaft“, fasst Alexandra Strickner, Geschäftsführerin der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, zusammen. Die Ökonomin beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit nachhaltigen Wirtschaftsweisen.

Unternehmen müssen Verantwortung tragen

„Die EU-Kommission muss die Einschätzung der Fachwelt ernst nehmen: Der geplante Regulierungskahlschlag ist nicht nur ein menschenrechtlicher, sondern auch ein ökonomischer Rückschritt. Eine verantwortungsvolle Wirtschaft braucht klare Regeln für faire Lieferketten, nicht Freibriefe für Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung“, so Konrad Rehling, Geschäftsführer von Südwind.

Die EU hatte in jahrelangen Verhandlungen mit allen Stakeholdern aus Privatwirtschaft, Industrie, Zivilgesellschaft und Wissenschaft einen guten Kompromiss im Rahmen des Green Deal gefunden, der jetzt in Gefahr ist.

„Zahlreiche Inhalte von Omnibus sind deckungsgleich mit den Forderungen des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Das Plädoyer für De-Regulierung ist schlichtweg der Wunsch, sich mit dem Griff zur Kettensäge von jeglicher Verantwortung zu entledigen. Omnibus würde dazu führen, dass unsere Welt weiterhin auf Ausbeutung basiert. Nur mit einem effektiven Lieferkettengesetz ist eine Welt ohne Kinderarbeit und Zwangsarbeit möglich!“, so Tina Rosenberger, Geschäftsführerin von NeSoVe.

PA: Schoko-Osterhasen Check: Orientierung im Siegel-Labyrinth

Osterzeit ist Schokohasen-Zeit. Auch in diesem Jahr bündeln die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und die Menschenrechtsorganisation Südwind wieder ihre Kräfte und testen Schoko-Osterhasen aus Österreichs Supermärkten auf soziale und ökologische Kriterien – inklusive Bewertung über das bewährte Ampelsystem. Insgesamt 36 Schoko-Hasen durchliefen heuer den Nachhaltigkeits-Check.

Auch dieses Jahr gibt es wieder sechs Testsieger, die in beiden Kategorien mit Bestnote bedacht wurden: Sie tragen sowohl das FAIRTRADE Siegel als auch das EU-Biosiegel. Die doppelt grünen Testsieger sind der EZA-Schokohase aus den Weltläden, die Billa Bio Osterhasen sowie der vegane Vegavita Hase, die Veggie und Natur Pur Bio-Osterhasen von Spar und der BIO Natura Schoko-Hase von Hofer. 

„Unsere diesjährigen Testsieger sind fast schon ‘alte Bekannte’. Ein konstantes Bekenntnis zu ökologisch und sozial verantwortungsbewussten Schoko-Osterhasen wird honoriert. Nicht nur in unserem Test, sondern auch von den Konsument:innen, denen nachvollziehbare und unabhängige Kontrolle offensichtlich ein Anliegen ist. Das scheint auch den Unternehmen bewusst zu sein: Das Angebot von Hasen mit ökologischen und sozialen Zertifikaten wird größer“, sind sich Gudrun Glocker, Lieferketten-Expertin bei Südwind und Anna Leitner, Ressourcen-Sprecherin bei GLOBAL 2000, einig.


Unabhängige Zertifizierungen sind ein Muss
„Sorgenkinder“ bleiben die Branchenriesen Lindt und Mondelez. Insgesamt bekamen acht Hasen eine doppelt „rote“ Bewertung – das ist auch darauf zurückzuführen, dass sich große Unternehmen auf hauseigene, anstatt unabhängige Nachhaltigkeitsinitiativen berufen.

„Konsument:innen müssen nachvollziehen können, unter welchen Bedingungen die Schokolade hergestellt wird. Unternehmenseigene Programme sind kein Ersatz für unabhängige Zertifizierungen. Leider sind die Konzerninitiativen oft intransparent und häufig wird nicht unabhängig kontrolliert, ob die Kriterien bei der Produktion eingehalten werden“,sagt Gudrun Glocker, Lieferketten-Expertin bei Südwind.
 Einige Hasen sind zwar unabhängig zertifiziert, die Unternehmen führen die Siegel aber nicht auf der Verpackung an. Dadurch ist es für Konsument:innen schwierig zu erkennen, ob das Produkt nachhaltig ist.

„Unternehmen müssen gesetzlich zu Maßnahmen gegen Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit und Umweltzerstörung verpflichtet werden. Auf die Freiwilligkeit der Konzerne können sich Konsument:innen offensichtlich nicht verlassen“, mahnt Anna Leitner fehlende Regeln  ein. 

Faire Schokolade als Kinderschutz
Die meisten Kakaobohnen, die österreichische Betriebe einkaufen, stammen aus Ghana und der Elfenbeinküste. In beiden Ländern stellen Kinder- und Zwangsarbeit große Probleme dar, ebenso wie extrem niedrige Einkommen für Kakaobäuer:innen. Denn obwohl die Kakaopreise letztes Jahr empfindlich stiegen, müssen die Bäuer:innen Ausfälle aufgrund von Pflanzenkrankheiten und den Folgen der Klimakrise beklagen. FAIRTRADE schreibt von einem 30-prozentigen Rückgang der Ernte in den beiden wichtigsten Kakaoanbauländern Ghana und Côte d’Ivoire. Ein sozial-fairer und nachhaltiger Kakaoanbau sichert so nicht nur das menschenwürdige Auskommen der Kakaobäuer:innen und -arbeiter:innen, sondern auch die weltweite Nachfrage. 

„Sowohl auf EU-Ebene als auch in Österreich wird aktuell unter dem Deckmantel der Vereinfachung massiv an gemeinsamen Spielregeln für Konzerverantwortung und Transparenz  gesägt. Das erst letztes Jahr beschlossene und dringend notwendige Lieferkettengesetz droht nun aufgehoben zu werden. Doch der Osterhasen-Check zeigt, dass faires und ökologisch verträgliches Handeln möglich ist. Die Bundesregierung muss sich jetzt für verpflichtende ökologische und soziale Standards einsetzen“, fordert Leitner abschließend. 

Weiterführende Infos

Disclaimer zum Osterhasen-Check
Dieser Check bezieht sich auf Schokoladen-Hohlfiguren, die bis 21.03.2025 in österreichischen Supermärkten erhältlich waren und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jeder Hase wurde nur einmal aufgenommen – auch wenn er im Handel in unterschiedlichen Varianten erhältlich ist. Zur Bewertung: Grün bedeutet, das Produkt trägt ein Gütesiegel mit weitreichenden ökologischen/sozialen Kriterien. Gelb bedeutet, das Produkt trägt ein und rot bedeutet das Produkt trägt kein Gütesiegel mit grundlegenden ökologischen/sozialen Kriterien oder positiven ökologischen/sozialen Auswirkungen.

Rückfragen & Kontakt: 

Marcel Ludwig, Pressesprecher GLOBAL 2000, +43 699 142000 20, marcel.ludwig@global2000.at  Vincent Sufiyan, Kommunikationsleiter Südwind, +43 650 96 77577, vincent.sufiyan@suedwind.at

PA: Landwirtschaft geht uns alle an: Bäuerliche Betriebe fordern Wertschätzung und Teilhabe

Unter dem Motto „Europa und Lateinamerika auf Augenhöhe? Allianzen für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem“ diskutierten gestern 82 Teilnehmer:innen aus Argentinien, Brasilien, Österreich, Deutschland und Spanien bei einer internationalen Online-Konferenz darüber, wie bäuerliche Landwirtschaft gestärkt und souveräne Ernährungssysteme geschaffen werden können. „Bäuerliche Betriebe sorgen für unsere Ernährungssicherheit und leisten einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Doch damit sie diese wichtigen Leistungen erbringen können, braucht es auch das Mitwirken von Kirche, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft“, erklärt Projektkoordinatorin Margareta Moser vom Welthaus Graz.

Mitwirken von Kirche, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft

Die Vertreter:innen der eingeladenen Sektoren sehen viel Potential in ihren eigenen Wirkungsbereichen. So sind sich z. B. die Wissenschaftler:innen einig: „Wir können unsere Forschung partizipativer gestalten. Sowohl die Bauern und Bäuerinnen als auch die Wissenschaft würde dadurch gewinnen, wenn es bedarfsorientierte Forschung gibt und konkrete empirische Studien, die die bäuerlichen Betriebe in ihrer Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen.“ Ebenso in der Politik würde eine intensivere Zusammenarbeit Vorteile für beide Seiten bringen. Regierungsvertreterin Luciana Manelli sagt dazu: „Es wäre gut für die Landwirte und für die politischen Institutionen, wenn Macht besser verteilt und Gremien vielfältiger besetzt wären. Damit würde es ein größeres Gleichgewicht geben.“ „Bäuerliche Landwirtschaft ist mittlerweile anerkannt für Ernährungssicherheit und für den Erhalt der Umwelt und der Biodiversität“, fasst Belén Citoler Ramos vom World Rural Forum ihre Wichtigkeit gut zusammen und appelliert an die Zivilgesellschaft: „Jeder kann einen Beitrag leisten, damit die bäuerliche Landwirtschaft gestärkt wird“. Wie das konkret möglich ist, erklärt die österreichische Bäuerin Brigitte Holzer: „Mit dem Griff ins Supermarktregal wird der Produktionsauftrag gegeben. Jeder sollte sich die Frage stellen: Möchte ich ihn an einen Großkonzern oder an einen bäuerlichen Betrieb vergeben?“

Bäuerliche Betriebe als Schlüssel zur Ernährungssicherheit

Ernährung ist ein globales Thema und betrifft jeden von uns. Im Projekt „Alianza Österreich – Argentinien“ wird sichtbar: Das österreichische und argentinische Ernährungssystem hängt unweigerlich zusammen und hat Auswirkungen auf uns alle. Abhängigkeiten, Preisdruck und Bauernsterben prägen die bäuerliche Landwirtschaft beider Länder. „Dabei sind die nachhaltig arbeitenden bäuerlichen Betriebe diejenigen, die Antworten auf viele globale Probleme wie Klimawandel und Welternährung bieten“, hebt Moser die Wichtigkeit dieses Sektors hervor. Nun geht es darum, eine echte Teilhabe der Bauern und Bäuerinnen zu erzielen. Das internationale Bündnis appelliert an die unterschiedlichen Akteur:innen, ins Tun zu kommen und die Forderungen der Bauern und Bäuerinnen umzusetzen. Konkret ist das in Österreich z. B. eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eier in der Gastronomie. 

Weiter Informationen unter: graz.welthaus.at/alianza
Broschüre mit den konkreten Forderungen (Link)

Rückfragehinweis:
Margareta Moser, MA
Welthaus Diözese Graz-Seckau
Bürgergasse 2, 8010 Graz
M: +43 676 8742 3016
margareta.moser@welthaus.at

PA: Im Schatten aktueller Kriegsgeschehen: Zehn humanitäre Katastrophen, über die 2024 kaum berichtet wurde

34,8 Millionen Menschen von vergessenen humanitären Krisen betroffen / Klimakrise und Konflikte verschärfen humanitäre Not.

In Angola müssen 2,2 Millionen Menschen wegen der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten mit Hilfsgütern versorgt werden. Dennoch wurde 2024 in nur 1.956 Online-Artikeln über die Not der Menschen in Angola berichtet. Angola führt bereits zum dritten Mal in Folge die Liste der zehn vergessenen humanitären Katastrophen im neuen veröffentlichten CARE-Krisenreport an. Der Bericht erscheint zum neunten Mal und zeigt jene Krisen und Katastrophen auf, über die 2024 am wenigsten berichtet wurde. Erneut liegen die Länder aller zehn Krisen auf dem afrikanischen Kontinent.

„Rund 35 Millionen Menschen – fast viermal so viele wie die Bevölkerung Österreichs – sind von diesen Krisen betroffen. Doch Zahlen erfassen nicht das Ausmaß des menschlichen Leids“, sagt Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich. „In diesen stillen Katastrophen kämpfen Familien täglich ums Überleben, oft ohne ausreichend Zugang zu humanitärer Hilfe oder internationaler Unterstützung. Hinzu kommt, dass es den betroffenen Regionen oft an Stabilität fehlt, um die Herausforderungen zu bewältigen. Mit unserem Report wollen wir zum Hinschauen bewegen – denn jeder Mensch in Not verdient Solidarität und konkrete Hilfe.“

Gewalt und Klimakrise verschärfen Not

Die Wiedervereinigung der beliebten Britpop-Band Oasis machte im Herbst große Schlagzeilen: 125.689 Artikel wurden veröffentlicht. Rund 30-mal weniger wurde über die Krise in der Zentralafrikanischen Republik berichtet – die damit den zweiten Platz im Report belegt. Das Land leidet seit mehr als einem Jahrzehnt unter gewaltsamen Konflikten, die zu Vertreibung und einer erschwerten Versorgungslage führen. Auf Platz drei folgt der Inselstaat Madagaskar, wo Hunger und Armut durch extreme Wetterereignisse wie Fluten, Wirbelstürme und Dürre verstärkt werden.

Wie in Angola und Madagaskar haben die Menschen in anderen Krisenländern – darunter Burundi, Malawi oder Sambia – zunehmend gegen die schlechter werdenden klimatischen Bedingungen als Folge der Klimakrise zu kämpfen. Gleichzeitig geraten sie weiter aus dem öffentlichen Blickfeld. In Burundi waren im vergangenen Jahr 298.000 Menschen von schweren Überschwemmungen betroffen. Juvenal Afurika, CARE-Länderdirektor in Burundi, berichtet: „Schon vor den Überschwemmungen war die Region arm. Nun wurden viele Menschen noch tiefer in die Armut gestürzt. Das Wenige, das sie besaßen, wurde einfach weggespült.“

Zehn humanitäre Krisen, die 2024 keine Schlagzeilen machten:

1. Angola – 2,2 Millionen Menschen müssen mit Hilfsgütern versorgt werden.

2. Zentralafrikanische Republik – Jede fünfte Person ist auf der Flucht.

3. Madagaskar – Mehr als 80 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze.

4. Burkina Faso – Akuter Hunger betrifft 2,7 Millionen Menschen.

5. Burundi – 52 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind chronisch unterernährt.

6. Mosambik – 2,8 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen.

7. Kamerun – 60 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.

8. Malawi – 40 Prozent der Bevölkerung leiden unter extremer Ernährungsunsicherheit.

9. Sambia – 9,8 Millionen Menschen sind von Dürre betroffen.

10. Niger – 4,5 Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe.

Fotomaterial zu den zehn vergessenen Krisen (Fotocredit: CARE)
Lesen Sie hier den CARE-Krisenreport.

Methodik: Für den CARE-Krisenreport analysierte der internationale Medienbeobachtungsdienst Meltwater 5,6 Millionen Online-Artikel in den Sprachen Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch im Zeitraum vom 1. Jänner bis 30. September 2024. Aus einer Liste von 43 humanitären Krisen, die mindestens eine Million Menschen betreffen, wurden zehn Krisen ermittelt, die die geringste mediale Aufmerksamkeit erhielten. Der Report erscheint heuer zum neunten Mal.

Über CARE: CARE wurde 1945 gegründet und ist heute eine der weltweit größten Hilfsorganisationen, die in über 120 Ländern tätig ist. Die Hilfe von CARE hat 2024 mehr als 53 Millionen Menschen – über die Hälfte davon Frauen und Mädchen – erreicht. Weitere Informationen unter www.care.at.

Stephanie Weber
Media Officer
CARE Österreich
A-1080 Wien, Lange Gasse 30/4
Tel.: +43 (1) 715 0 715-42
E-mail: stephanie.weber@care.at
Internet: www.care.at

PA: Schoko-Nikolocheck 2024: Anhaltender Nachhaltigkeitstrend bei stabilen Preisen

GLOBAL 2000 & Südwind testen Schoko-Nikolos auf soziale und ökologische Verträglichkeit: Sieben Produkte erhalten Bestnoten – Durchschnittspreise bei bio-fairen-Nikolos gesunken.

Rechtzeitig zur Adventszeit präsentieren die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und die Menschenrechtsorganisation Südwind den bewährten Schoko-Nikolo-Check als Entscheidungshilfe für den Süßigkeiten-Einkauf. Insgesamt 29 Schokoladen-Nikolos & Weihnachtsmänner, die bis 14. November österreichweit in Supermärkten erhältlich waren, wurden nach bewährten Kriterien getestet. Die Bewertung der sozialen und ökologischen Kriterien der jeweiligen Gütesiegel erfolgte über das bekannte Ampelsystem: grün, gelb oder rot.

Schokolade-Industrie unter verschärften Bedingungen
Die Anbaubedingungen für Kakao haben sich in den letzten Jahren verschärft. Klimaerhitzung, steigende Produktionskosten und schwankende Erträge setzen Kakaobäuerinnen und -bauern unter immensen Druck. Gleichzeitig werden Regenwälder weiterhin abgeholzt und gefährliche Pestizide belasten Umwelt und Gesundheit. „Die Herausforderungen im Kakaoanbau sind größer denn je. Umso wichtiger ist es, dass Konsument:innen bewusst zu Bio- und Fairtrade-Produkten greifen“, erklärt Anna Leitner, Nachhaltigkeitsexpertin bei GLOBAL 2000. „Diese garantieren umweltschonende Anbaumethoden und bieten den Menschen im Globalen Süden eine faire Grundlage für ihre Arbeit.“

Weiterhin hinter den Erwartungen zurück bleiben ausgerechnet die Produkte der großen Schokoladenkonzerne. Gudrun Glocker, Lieferketten-Expertin bei Südwind, betont: „Ohne einen klaren gesetzlichen Rahmen im Sinne eines Lieferkettengesetzes können Unternehmen weiterhin Menschenrechte und Umweltstandards ignorieren. Konsument:innen haben das Recht zu wissen, woher ihre Schokolade kommt – und die Arbeiter:innen auf ein Leben ohne Ausbeutung.“

Bemerkenswert: Trotz erschwerter Bedingungen sind die Preise für bio-faire Schokolade stabil geblieben. Der Durchschnittspreis in diesem Segment ist sogar leicht gesunken. Das zeigt: Nachhaltigkeit, Fairness und leistbare Schokolade können Hand in Hand gehen.

Sieben Testsieger und großes Mittelfeld

Die großen Supermarktketten setzen bei ihren Eigenmarken weiterhin auf hohe Nachhaltigkeitsstandards. Auch das über die letzten Jahre etablierte vegane Angebot wird heuer beibehalten und weiß zu überzeugen. Wie auch schon in den vorherigen Tests geht der Nikolo der Marke EZA als Sieger hervor. Kundinnen und Kunden können sowohl Kakao als auch Rohrzucker bis zu den Ursprungskooperativen zurückverfolgen.

Mit doppelt-grüner Bestnoten punkten außerdem der GEPA Bio Schoko-Nikolaus (erhältlich bei Müller), der Bio natura Schoko-Nikolo von Hofer sowie die Bio-Eigenmarken von Spar und Billa, die sowohl mit ihrem veganen als auch dem herkömmlichen Schoko-Nikolaus überzeugen.

Gerade die großen Schokolade-Marken haben in puncto Transparenz weiterhin Aufholbedarf, während einige Supermarktketten mit ihren Eigenmarken bereits eine Vorreiterrolle für Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen einnehmen. Südwind und GLOBAL 2000 fordern daher mit Nachdruck die rasche und umfassende Umsetzung des EU-Lieferkettengesetzes in Österreich.

Wachsendes Mittelfeld

Zusätzlich zu den sieben Testsiegern gibt es gleich 12 Produkte, die in mindestens einer Kategorie strenge Kriterien aufweisen, 11 von 28 Nikolos tragen das Bio-Siegel. Auch Handelsketten wie dm, Lidl und Penny setzen zunehmend auf Produkte mit strengen Zertifizierungen.

Die hinteren Plätze sind wie schon in den Vorjahren dominiert von den großen Marken wie Ferrero, Milka und Nestlé. Die Schokoladeriesen setzen weiterhin nur auf hausinterne Initiativen. „Bei allen Fortschritten ist es bedauerlich zu sehen, dass vor allem die großen globalen Schokoladekonzerne weiterhin auf oft intransparente Eigeninitiativen setzen. Statt unabhängiger, überprüfbarer Kriterien bleibt es beim Marketingversprechen“, kritisiert Südwind-Expertin Glocker.

Ausbeutung und weltweite Waldzerstörung sind immer noch eng verbunden mit der Schokoladeindustrie. Allein in Ghana und der Elfenbeinküsten, den Hauptanbauländern von Kakao, arbeiten immer noch 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Verhältnissen auf Kakaofarmen.

Konventioneller Kakaoanbau mit Gesundheitsrisiken

„Im konventionellen Kakaoanbau werden nach wie vor Pestizide eingesetzt, die extrem gefährlich für Mensch und Natur sind. Dabei kann Kakao traditionell in einem sehr umweltfreundlichen Anbausystem produziert werden, ganz ohne Pestizide und mit einem Mehrwert für die Artenvielfalt“, so Anna Leitner von GLOBAL 2000. „Wer bewusst kauft, setzt ein wichtiges Zeichen gegen Umweltzerstörung und Ausbeutung. Darüber hinaus braucht es aber auch die Politik: Nachhaltigkeit darf nicht nur vom freiwilligen Engagement alleine abhängen.“

Südwind und GLOBAL 2000 fordern daher eine rasche und lückenlose Umsetzung des Lieferkettengesetzes, das Unternehmen dazu verpflichtet, soziale und ökologische Standards entlang der gesamten Lieferkette einzuhalten. „Nur so kann sichergestellt werden, dass fairer Handel und nachhaltiger Kakaoanbau zum Standard im Supermarktregal werden“, sind sich Gudrun Glocker und Anna Leitner sicher.

Pressefotos zum Download (Einzelbilder auf Anfrage

PA: Südwind: Aufschub der Entwaldungsverordnung ist inakzeptabel

Scharfe Kritik am Vorschlag der EU-Kommission: Die Verschiebung der EU-Entwaldungsverordnung zeugt von politischem Unwillen, die weltweite Waldzerstörung einzudämmen

Obwohl die EU-Entwaldungsverordnung schon seit Juni 2023 in Kraft ist, gibt die EU-Kommission heute bekannt, die Frist zur Umsetzung um ein Jahr bis Ende 2025 aufschieben zu wollen. „Der angekündigte Aufschub ist inakzeptabel. Die Auswirkungen der Klimakrise waren selten so deutlich wie heuer und immer noch werden Menschen durch Abholzungsprojekte gewaltsam vertrieben”, sagt Maria Hammer, Südwind-Sprecherin für Waldschutz. “EU-Mitgliedstaaten sind die zweitgrößten Importeure von Produkten aus Waldzerstörung. Anstatt Verantwortung zu übernehmen, knickt die EU-Kommission vor der Forst-Lobby ein und öffnet Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen weiterhin Tür und Tor.”

Südwind appelliert an Österreichs EU-Abgeordnete, eine wirksame Umsetzung des wichtigen Gesetzes zu fordern, anstatt einen nicht gerechtfertigten Aufschub durchzuwinken.

Falschmeldungen gegen Entwaldungsverordnung

Ziel der Entwaldungsverordnung ist es, zu verhindern, dass Produkte auf den europäischen Markt gelangen, die mit Entwaldung, Waldschädigung sowie illegaler Vertreibung von lokaler Bevölkerung in Verbindung stehen. Das betrifft zum Beispiel Holz, Kakao und Soja.

Schon seit dem Frühjahr wird die bereits beschlossene EU-Entwaldungsverordnung von Interessenverbänden der Forstwirtschaft mit Falschmeldungen und Halbwahrheiten diskreditiert. Südwind, der Österreichische Biodiversitätsrat, die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar und die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) haben im Mai 2024 einen Faktencheck zur Entwaldungsverordnung präsentiert und widerlegen darin die gängigsten zehn Mythen. Der Faktencheck basiert auf dem Verordnungstext der EU sowie auf öffentlich zugänglichen Dokumenten der EU-Kommission.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung
Tel.: 0650 96 77 577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

Maria Hammer
Sprecherin für Waldschutz
+ 43 1 40 555 15 326
maria.hammer@suedwind.at

PA: Fairtrade International wählt neuen Vorstand

Entscheidungen auf Augenhöhe: Bauernfamilien und Beschäftigte aus den Anbauländern mit 50 Prozent Stimmrecht im Board.

Die Generalversammlung von Fairtrade International, dem Dachverband aller FAIRTRADE-Organisationen weltweit, hat als höchstes Entscheidungsgremium einen neuen Vorstand gewählt. Eine besondere Stärke des FAIRTRADE-Systems ist die gleichberechtigte Mitbestimmung von Bauernfamilien und Beschäftigten aus dem Globalen Süden, die bei allen wichtigen Entscheidungen 50 Prozent der Stimmen im Board halten. Als Vorsitzende wurde Laurence Tanty aus Frankreich wiedergewählt. Mit über 30 Jahren internationaler Erfahrung in der Lebensmittel-, Verpackungs- und Konsumgüterindustrie bringt sie wertvolle Expertise und ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen der FAIRTRADE-Bewegung mit.


Die Generalversammlung ist nicht nur für wichtige Personalentscheidungen zuständig, sondern legt auch die strategische Ausrichtung von FAIRTRADE weltweit fest. Dies umfasst Änderungen in den FAIRTRADE-Standards sowie die Entwicklung und Finanzierung neuer Projekte in Ursprungsländern. Wichtige Themen sind dabei die Wahrung von Menschenrechten, die Sicherstellung existenzsichernder Einkommen und Löhne sowie die Erfüllung aller Auflagen für das bereits beschlossene EU-Lieferkettengesetz oder die -Entwaldungsrichtlinie. Mehr als zwei Millionen Bäuerinnen, Bauern und Beschäftigte aus 68 Ländern profitieren im FAIRTRADE-System von den verschiedenen Programmen und Initiativen. Die Ergebnisse und Fortschritte des vergangenen Jahres sind im neuen Jahresbericht von Fairtrade International nachzulesen.

Hier kann man den neuen Jahresbericht von Fairtrade International nachlesen.

Rückfragehinweis: presse@fairtrade.at
 
Hintergrund: Als Teil des internationalen FAIRTRADE-Netzwerks arbeitet FAIRTRADE Österreich an der Umsetzung der gemeinsamen Vision: eine Welt, in der alle Kleinbauernfamilien und Beschäftigten auf Plantagen in sogenannten Entwicklungsländern ein sicheres und gutes Leben führen, ihr Potential ausschöpfen und über ihre Zukunft selbst entscheiden können.