Am Montag, den 16.Oktober, geht die Online-Reihe „Empowerment Media“, organisiert von COMMIT, FJUM, Frauen*solidarität und Women on Air in die zweite Runde.
Thema der Reihe sind Projektvorstellungen in den Bereichen Konstruktiver Journalismus, Geschlechtergerechtigkeit und Diversität in den Medien. Insgesamt gibt es drei Termine, zwei davon sind noch ausständig. Die Teilnahme ist kostenlos, das Webinar wird auf Englisch abgehalten.
Zu Gast ist Valerie Ndeingo-Sia Msoka (https://tamwa.org/a/). Sie ist Mitbegründerin der Tanzania Media Women’s Association (TAMWA) und des Online-Newsletters BintiAfrika Konnect, Vorsitzende des Tanzania Ending Child Marriage Network (TECMN) und derzeit Senior Public Information Officer bei der United Nations Assistance Mission in Somalia (UNSOM). Sie hat für die globalen Medienorganisationen BBC und Internews gearbeitet und verfügt über Erfahrung als Führungskraft in den Bereichen Medien, Kommunikation und Interessenvertretung, die eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Medienlandschaft und des sozialen Wandels in Tansania durch Medienförderung spielt.
Im Webinar (17:00-18:30 Uhr) stellt Valerie Ndeingo-Sia Msoka folgende Fragen: Wie können wir als Journalis*innen die Stärkung der Frauen durch welche Art von Medienprojekten fördern? Welche Rolle spielen community media bei der Stärkung von Frauen und marginalisierten Gruppen? Wem dient diese Stärkung?
Ausgehend von ihrer langjährigen Erfahrung liefert Valerie Ndeingo-Sia Msoka Einblicke in diverse Medienprojekte und Strategien. Ihr Wissen reicht von Tansania über den Sudan, den Irak bis nach Somalia. Gemeinsam mit Claudia Dal-Bianco wird sie Erfolge und Misserfolge besprechen.
Bei Interesse an einer Teilnahme, oder dem Bedarf an weiteren Informationen, wenden Sie sich gerne an Tania Napravnik (COMMIT): tn@commit.at
Höhere Produktionskosten und steigende Weltmarktpreise: Das sich ändernde Klima sorgt für Ernteausfälle in der Kakaoproduktion und erhöht den Druck auf die Kleinbauernfamilien sowie die Schokolade-Hersteller, berichtet FAIRTRADE.
Westafrika ist die wichtigste Region weltweit für den Anbau von Kakao. Ghana hat bereits im September auf die schwierigen Anbaubedingungen reagiert und einen neuen staatlichen Erntepreis für die Saison 23/24 bekanntgegeben, der 63 Prozent über dem Vorjahr liegt – der höchste Preis seit 50 Jahren. Es wird allgemein erwartet, dass der zweite große Kakao-Exporteur der Region, Côte d’Ivoire, für die neue Ernte ebenfalls eine Preiserhöhung in ähnlicher Höhe veröffentlicht, auch um einen länderübergreifenden Schmuggelanreiz für Rohkakaobohnen zu verhindern.
Klimakrise führt zu Ernteausfällen Die immer stärker durchschlagenden Folgen der Klimakrise, wie übermäßige Regenfälle, höhere Schädlingsaufkommen und die Verbreitung von Pilzen, beeinträchtigen die Kakaoernte. Dies führt aktuell zu Angebotseinschränkungen und einem Anstieg der Rohkakaopreise. „Obwohl die gestiegenen Farmgate-Preise eine positive Entwicklung darstellen, bedeutet das nicht zwangsläufig ein höheres Haushaltseinkommen für die Kakaobäuerinnen und -bauern“, betont Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich. Trotz der Preissteigerungen stehen die Bauernfamilien weiterhin vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Um die erwarteten Auswirkungen der Klimakrise abzufedern, müssen sie in der Lage sein, Anpassungsmaßnahmen zu finanzieren und Ernteerträge zu steigern. „Dies ist entscheidend, um die langfristige Versorgung mit hochwertigem Kakao sicherzustellen“, so Kirner weiter.
Hohe Produktionskosten Herausforderung für Schokoladeindustrie Die aktuelle Situation stellt aber auch heimische Schokoladefirmen vor wirtschaftliche Herausforderungen – neben der höheren Rohstoffpreise sind vor allem die weiteren Produktionsfaktoren wie Verpackung, Transport oder Energie die Kostentreiber. „Die Schokoladepreise werden daher mittelfristig steigen müssen, um die höheren Kosten zu decken. Echte Kostenwahrheit für Genussgüter wie Schokolade ist aber alternativlos”, so Kirner abschließend.
Die aktuelle Ausgabe der „Weltnachrichten“, des Magazins der Austrian Development Agency (ADA), zeigt auf, dass eine rasche Umstellung auf erneuerbare Energien unausweichlich ist – und was es zu beachten gilt, damit insbesondere Länder des Globalen Südens von dieser Wende profitieren.
Alle Menschen weltweit sollen Zugang zu zuverlässiger, moderner und nachhaltiger Energieversorgung haben – das ist eines der 17 Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung. Nur mit sicherer Energie ist es auch möglich, etwa die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu gewährleisten oder wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Dass diese Energie jedoch nicht nur verlässlich, sondern auch „sauber“ ist, wird immer dringender. Denn die Verbrennung fossiler Brennstoffe facht den Klimawandel und seine desaströsen Folgen an. Was es braucht, ist eine rasche Umstellung auf erneuerbare Energieträger – und das überall.
„Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit fördert den Wandel hin zu nachhaltiger Energiegewinnung und mehr Effizienz. Wir stehen unseren Partnerländern dabei mit Know-how und finanzieller Unterstützung zur Seite“, so Dr. Friedrich Stift, Geschäftsführer der Austrian Development Agency, der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Und das ist unerlässlich. Denn weltweit haben 675 Millionen Menschen gar keinen Zugang zu Strom. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr 3,2 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung in Innenräumen, weil sie mit ineffizienten Öfen und Feuerholz, Kohle, Kerosin oder Ernteabfällen kochen müssen.
Mehr Frauen in den Energiesektor Eine der Initiativen, die eine Trendumkehr erreichen wollen, ist das Global Women’s Network for the Energy Transition. Irene Giner-Reichl, eine der Mitbegründerinnen des Netzwerks, kämpft dafür, dass Frauen eine wichtigere Rolle im Energiesektor einnehmen. Sie betont im Interview mit den „Weltnachrichten“: „Für die Energiewende braucht es die gesamte Innovationskraft einer Gesellschaft, also die von Frauen und Männern. Derzeit sind Frauen im Energiesektor aber massiv unterrepräsentiert. Meist wegen überholter Rollenbilder.“
Lokale Player treiben Wandel voran Im östlichen und südlichen Afrika wiederum entwickeln lokale Organisationen innovative und nachhaltige Energielösungen. Der Energy and Environment Partnership Trust Fund unterstützt sie dabei mit Geldern und Know-how. Auch Österreich ist beteiligt. So baute etwa das Unternehmen Jaza Energy in Tansania ein landesweites Netz von Solarenergie-Zentren auf. Menschen in abgelegenen Gebieten können dort Batterien mieten und Elektrogeräte aufladen.
In Malawi entwickelte das Startup Green Impact Technologies eine Lösung, mit der aus Biomüll Energie gewonnen werden kann. Auf einem Gemüsemarkt und damit direkt dort, wo dieser Müll anfällt, wandelt das Unternehmen biologisch abbaubare Abfälle in Biogas um. Die saubere Energie wird gespeichert und in nachfüllbaren Säcken an lokale Haushalte, Restaurants und andere Betriebe verteilt.
Ebenfalls in dieser Ausgabe zu lesen:
Ein neuer privater Windpark soll in Nordmazedonien schon bald 15.000 Haushalte mit sauberem Strom versorgen. Die Oesterreichische Entwicklungsbank stellte dafür 10 Millionen Euro bereit.
Seit 2010 baut die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) das Globale Netzwerk für regionale nachhaltige Energiezentren auf – neun gibt es mittlerweile. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit war federführend daran beteiligt.
Artenschutz im Ländle: Wie Vorarlberg dem Biodiversitätsverlust entgegentritt.
Armut, Krankheiten, Konflikte – der afrikanische Kontinent kommt in österreichischen Unterrichtsmaterialien nicht gut weg. Eine Bildungsinitiative möchte das ändern.
Die „Weltnachrichten“ berichten vierteljährlich über entwicklungspolitische Themen. Herausgeberin ist die Austrian Development Agency. Alle Beiträge, Reportagen, Interviews und Geschichten sind auch online nachzulesen. Die „Weltnachrichten“ sind kostenlos. Bestellungen unter oeza.info@ada.gv.at.
Austrian Development Agency Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen setzt die ADA Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von derzeit 570 Millionen Euro um.
Am 1. Oktober ist Tag des Kaffees. Die EZA Fairer Handel nimmt sich den Tag zum Anlass, um über die Zukunft der morgendlichen Tasse zu sprechen und stellt Projekte im Ursprung und in Österreich vor, die dem Klimawandel entgegenwirken.
Gemeinsam mit Hartwig Kirner, dem Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich, sprach EZA Fairer Handel-Geschäftsführer Michael Scherndl mit Josinta Kabugho von der Kaffee-Kooperative BOCU in Uganda und Hannes Schlögl von der Rösterei Helmut Sachers Kaffee über Klimaprojekte entlang der Lieferkette.
Die Welt steht derzeit vor überwältigenden Herausforderungen: Umweltkatastrophen, Klimawandel und Krieg. In diesen schwierigen Zeiten wird es umso wichtiger, negativen Entwicklungen entgegenzuwirken und Lösungen für die Aufgaben unserer Zeit zu finden, damit auch nachfolgende Generationen eine lebenswerte Zukunft haben. Die EZA Fairer Handel ist ständig auf der Suche nach Lösungen, die sowohl der Umwelt, als auch den Menschen im globalen Süden zugutekommen, denn fairer Handel und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand.
Rund um den Tag des Kaffees beschäftigt sich das Unternehmen deshalb damit, wie die Zukunft des Kaffees im Hinblick auf Klima und Umwelt ausschauen kann. Der Kaffeeanbau ist massiv vom Klimawandel betroffen und es muss sich etwas ändern, wenn wir auch in Zukunft morgens eine Tasse Kaffee genießen wollen: weg von großen Plantagen und hin zu Projekten, die wirklich etwas bewirken.
Die EZA Fairer Handel setzt daher auf verschiedene Projekte im Ursprung und bei der Röstung. „Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden zeigen, dass fairer Handel auch Klimaschutz bedeutet. Sie bekommen mehr als nur eine Packung Bio- und FAIRTRADE-Kaffee, sondern tragen mit ihrem Kauf aktiv zur Verbesserung des Klimas bei“, sagt Michael Scherndl, Geschäftsführer der EZA Fairer Handel. Im Ursprung unterstützt sie Klimaprojekte, wie die von der FAIRTRADE-zertifizierten Kaffee-Kooperative Bukonzo Organic Farmers Cooperative Union (BOCU) mit Sitz im Ruwenzori-Gebirge in Uganda. In Österreich lässt sie den Kaffee in einer der ersten klimaneutralen Röstereien Europas rösten und setzt damit neue Maßstäbe hinsichtlich Nachhaltigkeit.
Der „Coffee for Future“ für neue Kochstellen
Die Geschäftsführerin von BOCU, Josinta Kabugho, berichtet von den Klimaprojekten, die gemeinsam mit der EZA Fairer Handel in Uganda umgesetzt werden. Aus dem Erlös des „Coffee for Future“ der EZA Fairer Handel ergeht eine Klimaprämie an die Kooperative BOCU. Damit wurde in den letzten vier Jahren ein Projekt zum Bau von Kochstellen, sogenannten Holzsparöfen, finanziert, das der Abholzung im Regenwald entgegenwirkt und die Rauchentwicklung in den Küchen reduziert. „Die Herausforderungen infolge des Klimawandels, wie Dürre und Überschwemmungen, nehmen zu. Der Bau von Holzsparöfen, den wir mit Unterstützung der EZA Fairer Handel durchführen, ist eine weitere Maßnahme, wie wir den Herausforderungen des Klimawandels begegnen wollen. Damit reduzieren wir den Verbrauch von Feuerholz und die gesundheitsschädliche Rauchentwicklung in den Häusern“, sagt Josinta Kabugho über das Projekt. Es konnten bereits über 3.000 Stück der Holzsparöfen gebaut werden, die den Menschen in Uganda eine erhebliche Erleichterung im Alltag bringen.
Der Orgánico Espresso für CO2-Neutralität
In der Rösterei Helmut Sachers Kaffee in Oeynhausen bei Wien, lässt die EZA Fairer Handel den Kaffee Orgánico rösten. Die Rösterei ist eine der ersten in Europa, in der Kaffee CO2-neutral geröstet wird. Dazu wurde der Energiebedarf auf erneuerbare Energiequellen (Biogas und Biostrom) umgestellt. Die Abluft aus dem Röstprozess wird mittels Wärmerückgewinnung wieder genutzt und anschließend in einer Biogas-Anlage gereinigt. Dieser Prozess verringert den Energiebedarf um 35 % und setzt die Emission auf Null. „Wir haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um nachhaltige Produktionsprozesse zu etablieren und unsere Energiequellen umzustellen, um diese wichtige Errungenschaft zu erreichen“, betont Hannes Schlögl, Geschäftsführer von Helmut Sachers Kaffee.
30 Jahre faire Zusammenarbeit mit FAIRTRADE Österreich
Seit nunmehr 30 Jahren arbeiten EZA Fairer Handel und FAIRTRADE Österreich zusammen. Seit 1993 gehen sie regelmäßige Kooperationen ein und setzen viele Schwerpunkte und Projekte zu den einzelnen Lebensmitteln um, insbesondere was die Zusammenarbeit mit den Partnerinnen und Partnern im globalen Süden betrifft. Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich, betont, dass fairer Handel nicht nur einen sozialen Faktor enthält, sondern auch einen nachhaltigen: „Wie der faire Handel hilft, ländliche Gemeinschaften zu stärken, zeigt die Kooperative BOCU. In den letzten rund zehn Jahren, hat sich die Mitgliederzahl mehr als verdreifacht. Zudem ist der FAIRTRADE-Kaffee auch bio-zertifiziert und erreicht bei Wettbewerben Spitzenbewertungen. Das hilft, gute Preise zu erzielen und dank der Mehreinnahmen für die Herausforderungen unserer Zeit gewappnet zu sein“.
Michael Scherndl freut es besonders, dass Besuche – wie der von Josinta Kabugho – regelmäßig gemeinsam organisiert werden: „Wenn wir unsere Partnerinnen und Partner aus dem globalen Süden zu uns einladen, bekommen die Menschen in Österreich einen Einblick in ihre und auch unsere Arbeit und lernen ein Gesicht hinter dem Produkt kennen. Dafür sind wir dem Team von FAIRTRADE Österreich ganz besonders dankbar“. Kabugho wird Anfang Oktober mit EZA Fairer Handel durch die Weltläden Österreichs touren und Vorträge über den Kaffeeanbau und das Leben in Uganda halten. Mehr Infos zur Tour gibt es auf www.eza.at.
EZA Fairer Handel
Die EZA Fairer Handel GmbH handelt seit 1975 ausschließlich fair. Damit setzt sie höchste Maßstäbe in Sachen Transparenz, Solidarität und Fairness. Ihr Ziel ist es, durch Fairen Handel die Welt ein Stück nachhaltiger zu machen und den Menschen im globalen Süden eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Alle Produkte sind auf der Website www.eza.at auf ihren Ursprung rückverfolgbar, denn die EZA Fairer Handel kennt ihre Partnerinnen und Partner persönlich.
FAIRTRADE-Kaffee hat in Österreich im Jubiläumsjahr knapp 10% Marktanteil erreicht. Trotzdem bleibt noch viel zu tun: Klimakrise und Inflation erhöhen die Lebenserhaltungskosten der Kaffeebauernfamilien, so FAIRTRADE in einer Aussendung.
Das Risiko sinkender Weltmarktpreise und dadurch drohender Einkommensverluste wird durch eine Anpassung des FAIRTRADE-Kaffee-Mindestpreises im August 2023 abgefedert. Dank qualitätsfördernder Maßnahmen im Ursprung etabliert sich FAIRTRADE auch immer stärker im Segment der Spezialitätenkaffees.
Seit drei Jahrzehnten zeigen die Zivilgesellschaft, Partnerunternehmen und öffentliche Stellen in Österreich, dass fairer Handel im Kaffeebereich möglich ist und echte Veränderungen bewirken kann. Kaffee war vor 30 Jahren das erste FAIRTRADE-Produkt in Österreich. Mittlerweile trinken die Österreicher*innen pro Tag über 1,5 Millionen Tassen FAIRTRADE-Kaffee, davon jede vierte in Kaffeehäusern, Kantinen, Restaurants und Co.
Im Mittelpunkt von FAIRTRADE steht dabei immer das Wohl der Menschen in den Herkunftsländern. Fast die Hälfte aller FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien baut Kaffee an – insgesamt fast 1 Million Menschen in mehr als 70 Ländern. Knapp 1 Mio. Tonnen FAIRTRADE-Kaffee werden jedes Jahr geerntet, ein Viertel davon kann derzeit auch zu FAIRTRADE-Bedingungen verkauft werden, 50% davon in Bio-Qualität. 82,5 Mio. Euro fließen dadurch an jährlicher FAIRTRADE-Prämie an die Kaffee-Kooperativen in den Anbaugebieten.
Trotz der erreichten Fortschritte gibt es weiterhin große Herausforderungen. Vor allem die sich verstärkende Klimakrise wirkt sich aktuell negativ auf die Ernteerträge in den Ursprungsregionen aus, was zu ökonomischen sowie sozialen Krisen vor Ort führt. Herausforderungen, denen sich die ländlichen Gemeinschaften nur gemeinsam stellen können. Um sich gegen verändernde Niederschlagszeiten, häufiger auftretende Schädlinge und andere Erschwernisse zu wappnen, braucht es stabile und damit planbare Einkommen. „Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, unterstützt FAIRTRADE die Produzentenorganisationen mithilfe der FAIRTRADE-Prämie und dem -Mindestpreis dabei, sich an die Klimaveränderungen anzupassen“, erklärt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich.
„Die Vision von FAIRTRADE ist es, dass Kaffee-Kleinbauernfamilien von ihrer Arbeit nicht nur überleben können, sondern ein existenzsicherndes Einkommen erreichen. Mit der ab August 2023 greifenden FAIRTRADE-Mindestpreiserhöhung stellt FAIRTRADE sicher, dass dieses Ziel nicht aus den Augen verloren wird“, so Kirner weiter. Dadurch wird das Risiko sinkender Weltmarktpreise abgefedert, wie es derzeit auch der Fall ist.
Der FAIRTRADE-Mindestpreis für gewaschene Arabica-Bohnen, die mehr als 80 Prozent des gesamten FAIRTRADE-Kaffees ausmachen, wird damit 1,8 US-Dollar pro britischem Pfund betragen, eine Erhöhung um 40 Cent. Die zusätzliche Bio-Prämie steigt um ein Drittel von 30 auf 40 Cent pro Pfund. Teile der FAIRTRADE-Prämie werden darüber hinaus in qualitätsfördernde Maßnahmen investiert.
Mit Erfolg, denn immer häufiger landen FAIRTRADE-Kaffees damit auch im Spezialitätensegment, wodurch wiederum höhere Verkaufspreise und damit höhere Einkommen für die Produzentenorganisationen erzielt werden. Mit regelmäßig organisierten Wettbewerben, den so genannten „Golden Cups“, werden FAIRTRADE-Kaffees mit Top-Qualität damit vor den Vorhang geholt.
Über FAIRTRADE Österreich: FAIRTRADE ist eine internationale Bewegung, die sich für gerechtere Handelsbedingungen einsetzt. Seit 30 Jahren arbeitet FAIRTRADE Österreich daran, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzentinnen und Produzenten in Entwicklungsländern zu verbessern. Das FAIRTRADE-Siegel sorgt dafür, dass soziale, ökologische und ökonomische Standards eingehalten werden. Weitere Informationen zur Arbeit von Fairtrade und den Auswirkungen des fairen Handels finden Sie unter www.fairtrade.at
Tausende Geflüchtete aus dem Sudan sitzen derzeit unter schwierigsten Bedingungen im Transitzentrum Bulukat in Malakal im Südsudan fest. Die Menschen kommen oft sehr krank und erschöpft in dem Zentrum an. Dort müssen sie teils wochenlang auf ihre Weiterreise warten – ohne ausreichende Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung. Die Sterblichkeitsrate ist hoch. Ärzte ohne Grenzen fordert die humanitären Akteure auf, die Unterstützung der Menschen unmittelbar und dringend zu verstärken.
„In unseren Einrichtungen in Malakal verzeichnen wir einen alarmierenden Anstieg der Fälle von Masern und Mangelernährung, vor allem bei Kindern“, sagt Luz Linares, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. „Die Sterblichkeitsrate in unseren Einrichtungen ist extrem hoch, da die Patient:innen schon so krank ankommen, dass die medizinischen Teams manchmal nicht in der Lage sind, ihr Leben zu retten.“
Derzeit beherbergt das Transitzentrum Bulukat etwa 5.000 Menschen, die oft ursprünglich aus dem Südsudan kommen und nun vor dem Konflikt im Sudan in den Bundesstaat Upper Nile in ihr Heimatland geflohen sind. Zuvor waren sie bis zu 72 Stunden mit Booten auf dem Weißen Nil unterwegs.
Eines der größten Probleme der Menschen im Transitzentrum Bulukat ist der Mangel an Nahrungsmitteln. Die Geflüchteten erhalten lediglich 14 US-Dollar pro Person für den Kauf von Lebensmitteln für eine Woche, was angesichts der hohen Lebensmittelpreise in der Region sehr wenig ist. „Wir haben hier keine Lebensmittel. Wir haben keine Seife. Wir brauchen auch Moskitonetze“, sagt Akuch Deng, die mit ihren beiden Kindern aus dem Sudan angereist ist. „Das wenige Geld, das wir bekommen, reicht für den Markt nicht aus.“
Von den insgesamt 245.000 Menschen, die seit April im Südsudan Zuflucht gesucht haben, sind nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 198.000 über Renk im äußersten Nordosten des Landes eingereist. Rund 50 Prozent dieser Menschen haben die Absicht geäußert, im Bundesstaat Upper Nile zu bleiben, einer Region, die bereits zuvor stark unter unzureichender Gesundheitsversorgung gelitten hat.
Im Transitzentrum Bulukat betreibt Ärzte ohne Grenzen seit Juli eine mobile Klinik, in der täglich mehr als 100 medizinische Konsultationen durchgeführt werden. Kinder, die stationär behandelt werden müssen, werden an das Kinderkrankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in der Stadt Malakal überwiesen. Seit April wurde dort in drei aufeinanderfolgenden Monaten ein Anstieg der Einweisungen verzeichnet. Im Juli wurden 184 Patient:innen aufgenommen, im April waren es noch 114. Auch in der Station für therapeutische Ernährung für mangelernährte Kinder wurde im Juli ein signifikanter Anstieg der Einweisungen um 75 Prozent beobachtet. Die Sterblichkeitsrate in der Kinderklinik ist mit 5,95 Prozent sehr hoch.
„Mit der Regenzeit kann es zu einem großen Malariaausbruch kommen, wenn nicht für geeignete Unterkünfte und die Verteilung von Moskitonetzen gesorgt wird“, sagt Nuru Katikomu, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Bulukat. „Darüber hinaus besteht unter diesen Umständen die Gefahr eines Choleraausbruchs, der katastrophale Folgen haben könnte. Humanitäre Akteure müssen dringend mehr tun, um eine Verschärfung der Krise zu verhindern.“ Unter anderem fordert Ärzte ohne Grenzen bessere Vorsorgeuntersuchungen in Renk, um zu verhindern, dass schwer kranke Patient:innen ohne medizinische Versorgung in Bulukat ankommen.
Fotos und Videomaterial aus dem Transitzentrum finden Sie unter diesem Link. Sie können es anlässlich der aktuellen Berichterstattung und unter Nennung der Quelle kostenfrei verwenden.
Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial:
Neues Online-Tool bietet Überblick über Stärken und Schwächen von 63 Produktsiegeln und Nachhaltigkeits-Initiativen. Südwind ortet großen Aufholbedarf bei Sozialkriterien.
Das Angebot an Nachhaltigkeits-Siegeln und -Initiativen wächst stetig. Deren Qualität und Ziel als Konsument:in zu beurteilen und richtig einzuordnen ist nicht einfach. Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind hat daher in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und der deutschen Romero Initiative (CIR) 63 Gütesiegel und Initiativen für Lebensmittel und Bekleidung untersucht. Als praktisches Online-Tool hilft der Südwind-Gütesiegel-Check Konsument:innen, sich schnell und einfach beim Einkaufen zu informieren. Als 127-Seiten starkes Booklet kann der Check auch in gedruckter Form bei Südwind bestellt werden.
„Die große Auswahl an Siegeln macht es Konsument:innen schwer, zwischen strengen Standards und reiner Selbstvermarktung zu unterscheiden. Mit unserem Check bieten wir einen Wegweiser durch das Gütesiegel-Labyrinth“, sagt Angelika Derfler, Südwind-Koordinatorin des Gütesiegel-Checks.
Neun Kennzeichnungen in mindestens einer Kategorie sehr positiv
Von insgesamt 63 Siegeln und Initiativen wurden 40 per Ampelbewertung in den drei Kategorien Ökologie, Soziales und Transparenz & Wirksamkeit bewertet sowie in Form eines kurzen Kommentars. Neun Siegel und Initiativen sind in mindestens einer Kategorie mit der besten Bewertung “anspruchsvoll” (grün) bewertet worden, zum Beispiel “Fairtrade” im Bereich Soziales und “Bio Austria” im Bereich Ökologie. Vier Kennzeichnungen und Initiativen haben in mindestens einer Kategorie (Ökologie) die schlechteste Wertung “mangelhaft“ (rot) bekommen: das “AMA Gütesiegel”, “MSC”, “RSPO” und “amfori BEPI”.
Eigenmarken, die sich auf andere Siegel beziehen und Siegel mit spezifischen Fokus wie “Ohne Gentechnik hergestellt” wurden aus der Ampelbewertung herausgenommen und mit einordnenden Kommentaren versehen.
„Ein perfektes Siegel gibt es nicht“
Mit dem Check kann jedes Siegel in den drei bewerteten Kategorien differenziert betrachtet werden. „Ein perfektes, allumfassendes Gütesiegel gibt es nicht, trotzdem sind Gütesiegel ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, so Südwind-Sprecherin Derfler. „Um ökologischen und sozial-fairen Konsum zu garantieren, braucht es aber auch gesetzliche Verpflichtungen für Unternehmen. Ein effektives Lieferkettengesetz muss Unternehmen die verbindliche Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards vorschreiben.“
„Der Label-Dschungel ist für Konsument:innen eher irreführend als richtungsweisend. Wir begrüßen die Bemühungen der EU diesen Wildwuchs mit der sogenannten Green Claims Richtlinie zu regulieren”, sagt Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von GLOBAL 2000, der für den Gütesiegel-Check die ökologische Nachhaltigkeit der Labels untersucht hat. „Viele Gütesiegel arbeiten im Umweltbereich nur mit sehr groben Vorschlägen oder Richtlinien. In diesen Fällen ist es dann sehr schwer nachzuvollziehen, was die Landwirt:innen tatsächlich umsetzen. Verbindliche Qualitätskriterien oder einheitliche Mindeststandards für Gütesiegel wären dringend notwendig. Damit das jeweilige Produkt im Regal wirklich als umweltfreundlich gelten kann, müssten eigentlich alle Schritte in der Wertschöpfungskette berücksichtigt werden, wie etwa auch die Verpackung.”
Soziale Nachhaltigkeit zu wenig berücksichtigt
Großer Aufholbedarf besteht in der Kategorie Soziales bei den Lebensmittel-Siegeln. Bei diesen steht meist nur der ökologische Aspekt im Vordergrund. Dabei gibt es hier große Risikobereiche vor allem im Globalen Süden wie etwa Kinder- und Zwangsarbeit, menschenunwürdige Bezahlung und gefährliche Arbeitsbedingungen. „Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, muss die soziale Nachhaltigkeit genauso mitbedacht werden wie die ökologische“, sagt Angelika Derfler von Südwind.
Von den 38 Lebensmittel-Siegeln (darunter Eigenmarken der Unternehmen), konnten in der Kategorie Soziales 14 bewertet werden. Davon schneiden nur drei mit “anspruchsvoll” ab: “Fairtrade Lebensmittel“, “Rapunzel Hand in Hand“ und “Fair Bio“. Acht wurden mit “mittelmäßig” bewertet und drei mit “unzureichend”. Bei einem Vergleich der Eigenmarken hat sich herausgestellt, dass einige durchaus strenge Kriterien erfüllen, während andere nur die Mindestkriterien des EU-Bio-Siegels erfüllen.
Leider zeigt sich, dass freiwillige Unternehmensrichtlinien, also reine B2B-Initiativen, oft nicht so gut abschneiden, wie sie sich selbst darstellen. In der Kategorie Transparenz & Wirksamkeit fällt positiv auf, dass viele Siegel und Initiativen von unabhängigen Kontrollstellen geprüft werden. Allerdings sind die Prüfberichte oft nicht öffentlich einsehbar.
„Gütesiegel sind kein Allheilmittel, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Neben strengen gesetzlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen sollten auch wir unsere Konsummuster überdenken. Wir können weniger und anders einkaufen, zum Beispiel in Unverpackt-Läden oder Second Hand-Shops“, so Angelika Derfler und Martin Wildenberg ergänzt: „Einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz bewirkt auch eine Reduktion bei tierischen Lebensmitteln – ganz unabhängig von Siegeln und gleichzeitig gut für Gesundheit und Geldbeutel.”
Über den Gütesiegel-Check
Der Südwind-Gütesiegel-Check 2023 ist eine aktualisierte und für Österreich adaptierte Auflage des Wegweisers durch das Label-Labyrinth (Labelcheck) der Romero Initiative (CIR) und des brasilianischen Instituts Imaflora aus dem Jahr 2021. Die Bewertung der ökologischen Kriterien für österreichische Siegel und Initiativen hat GLOBAL 2000 vorgenommen. Anhand von Bewertungskriterien in den Kategorien Soziales, Ökologie sowie Transparenz & Wirksamkeit wurde ein interner Fragenkatalog erstellt, mit dem die verschiedenen Siegel und Initiativen untersucht wurden. Das geschah auf Basis von öffentlich zugänglichen Informationen wie den Richtlinien-Katalogen und Verhaltenskodizes der Siegel. Unsere Siegel-Profile haben wir den jeweiligen Initiativen zur Kommentierung vorgelegt. Sowohl deren Rückmeldung als auch die Einschätzung von Expert:innen sind in die finale Bewertung eingegangen.
Wie Europas Energie- und Mobilitätswende Ökosysteme und die Lebensgrundlagen von Indigenen bedroht und wie sie für ihre Rechte kämpfen.
Mehr als 75 Prozent des weltweiten Lithiumvorkommens befindet sich in den Salzseen von Chile, Argentinien und Bolivien, dem „weißen Dreieck“. Die weltweit steigende Nachfrage nach Lithium wird stark angetrieben von der Energie- und Mobilitätswende. Gleichzeitig geht der Abbau mit erheblicher Umweltzerstörung und großem Wasserverbrauch einher. Dadurch ergeben sich neue Konflikte und Fragestellungen: Was bedeutet der weltweite Rohstoffhunger für die indigene Bevölkerung und die lokale Landwirtschaft? Welche Rolle spielen die völkerrechtlich verankerten Rechte indigener Gemeinschaften? Und: Mit welchen Herausforderungen sind speziell Frauen konfrontiert?
Zu diesen und anderen Fragen laden die beiden entwicklungspolitischen Organisationen Südwind und WIDE am Do., 27. Juli 2023, 17:00 Uhr, zu einem Online-Vortrag mit anschließender Diskussion:
Gesprächspartner:innen:
Ercilia Araya Altamirano, indigene Anführerin vom Maricunga-Salzsee in der Atacamawüste, Chile
Ariel León Bacián, Rechtsexperte zu indigenen Rechten und extraktivem Bergbau
Patricia Muñoz Cabrera, Wissenschaftlerin und Beraterin zu Gleichheit und Intersektionalität im Kontext internationaler Zusammenarbeit
Moderation: Joachim Raich, Sprecher für globale Lieferketten bei Südwind
Sprache: Englisch, Spanisch (mit Übersetzung ins Englische) Wann: Donnerstag, 27. Juli 2023, 17 Uhr Anmeldung und Registrierung via Zoom
Hintergrund: Ercilia Araya Altamirano, Anwohnerin des Maricunga-Salzsees in der Atacamawüste in Chile, zeigt, wie rechtliche Maßnahmen helfen können, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen zu stoppen, die für das Überleben der lokalen Gemeinschaften unerlässlich sind. Basierend auf der ILO-Konvention 169 und dem Recht indigener Gemeinschaften, selbstbestimmt über ihr Leben und ihr Land entscheiden zu können, ordnete das Gericht im Jahr 2022 an, den Lithiumabbau in ihren Gebieten zu stoppen.
Patricia Muñoz Cabrera ist Forscherin und Beraterin für Gleichstellung und Intersektionalität in der internationalen Zusammenarbeit. Ihr Fokus liegt auf den Auswirkungen von Handels- und Entwicklungsrichtlinien auf die Graswurzel-Ebene. Sie promovierte an der Universität von Brüssel und führte postdoktorale Forschungen in Soziologie in Chile, Belgien und Brasilien durch. Ihre jüngsten Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf den Kampf von Frauen gegen Gewalt und für Geschlechtergerechtigkeit in Lateinamerika, insbesondere in Bezug auf wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit sowie internationale Beziehungen. Sie hat für verschiedene NGOs gearbeitet, darunter das WIDE-Netzwerk.
Ariel León Bacián ist chilenischer Anwalt für Menschenrechte, indigene Rechte und Bergbau. Er war tätig als Berater des chilenischen Senats, Berater des Verfassungskonvents, Berater der Selk’nam Chile Corporation, Mitverfasser des Gesetzesentwurfs zur Anerkennung des Selk’nam-Volkes in Chile, Verfasser der Klage, die von 17 Senatoren gegen das Monsanto-Gesetz (Upov-91-Vertrag) vor dem chilenischen Verfassungsgericht eingereicht wurde, Verfasser des Schutzantrags, der die Ausschreibung für Lithium stoppte, die vom ehemaligen Präsidenten Sebastián Piñera gefördert wurde.
Rückfragehinweis: Vincent Sufiyan Kommunikationsleitung Südwind Tel.: 0650 9677577 E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at
Im Herzen der Stadt Zürich präsentieren vom 8. September 2023 bis zum 15. Oktober 2023 Fotograf:innen und Wissenschaftler:innen gemeinsam ein einzigartiges neues Kommunikationsformat. Es fördert eine neue Ära des Verständnisses der Welt. Im Mittelpunkt stehen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.
Lois Lammerhuber ist gemeinsam mit Hans-Rudolf Strasser und Silvia Lammerhuber verantwortlich für die NGO „Open Your Eyes“. Unter der Patronanz des Delegierten des Schweizerischen Bundesrates für die Agenda 2030 und in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich – einer der führenden Universitäten der Welt – und The Photo Society (TPS) – der Vereinigung von über 200 National Geographic Fotograf:innen – gestalten sie dieses Festival.
Großzügige Open-Air-Installationen verweben in 17 Ausstellungsinseln Dokumentar- Fotografie und wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem Plädoyer für Frieden, Toleranz und ein von humanistischem Geist getragenes Miteinander. Die ästhetische Magie der Bilderzählungen verwandelt die Gärten, Strassen und Plätze von Zürich in eine Bilderstadt. Der öffentliche Raum wird zum Bühnenbild für ein Gesamtkunstwerk, dessen Bedeutung mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Innovationen verknüpft wird, die uns alle betreffen.
Die präsentierten fotografischen Arbeiten sind nicht als Illustrationen der SDGs zu verstehen, sondern als Kommentare und Anmerkungen im Sinne von Cornell Capas „Concerned Photographers“. Capa wählte diesen Begriff, um Arbeiten zu beschreiben, die über die Dokumentation von Ereignissen hinausgehen und diese mit einem humanitären Impuls zeigen. Diese Denkschule ist auch als Konzept im Zusammenhang mit der Wissenschaft bekannt: Der Begriff „Concerned Scientists“ wird verwendet, um den Einsatz unabhängiger Wissenschaft zur Lösung der dringendsten Probleme unseres Planeten zu beschreiben.
17. Juli 2023 um 10:00 Uhr Bitte hier registrieren: https://zürich.photo/pressekonferenz Nach der Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungs-E-Mail mit Informationen über die Teilnahme am Webinar.
Es sprechen: Hans-Rudolf Strasser Gründer, Präsident Open Your Eyes Lois Lammerhuber Gründer, Art Director & Kurator Open Your Eyes Claudia Zingerli Leiterin ETH Sustainability Gerd Ludwig Fotograf, representing The Photo Society Karin Rehn-Kaufmann Art Director Leica International Dominik Nahr Fotograf NZZ
Sprache: Deutsch Dauer: 60 bis 90 Minuten
Rückfragen: Lois Lammerhuber lammerhuber@zuerichfestival.photo +43 699 135 83 989 openyoureyesfestival.photo OPEN YOUR EYES FOTOFESTIVAL ZÜRICH Bahnhofstrasse 24 8001 Zürich Schweiz
Fehlende Entschädigungen und weitreichende Naturzerstörung bei Goldabbau – Gold aus dubiosen Quellen auch in österreichischen Handys möglich – Südwind fordert seriöse Rückverfolgbarkeit.
Metalle für die weltweite Elektronikindustrie werden oft unter prekären Bedingungen abgebaut. Eine Südwind-Recherche in Ecuador zeigt auf, wie durch intransparente Vergabe von Goldabbau-Konzessionen die Lebensgrundlagen von Menschen am Fluss Napo bedroht sind und kostbare Regenwälder zerstört werden. Ariana Martín Lobera hat als Aktivistin der Menschenrechtsorganisation Südwind Betroffene in der Provinz Napo interviewt. Die Befragten geben an, dass Umweltauflagen beim Goldabbau in Ecuador und Kontrollen ebenso vernachlässigt werden wie Entschädigungszahlungen an die lokale Bevölkerung. Kritisiert wird außerdem, dass Lizenzen für den Goldabbau in einem rechtlichen Graubereich zwischen den Bergbaukonzernen und der Regierung ausverhandelt werden.
Die hohe Nachfrage nach billigen Rohstoffen am Weltmarkt macht Gold aus zweifelhaften Minen begehrt. Auch für Produkte in Österreich kann eine illegale Rohstoffgewinnung nicht ausgeschlossen werden. So werden wegen seiner guten Leitfähigkeit erhebliche Mengen an Gold in Smartphones und SIM-Karten verbaut.
„Österreicher:innen besitzen über 11 Millionen Handys und 21,6 Millionen angemeldete SIM-Karten. Ohne Nachvollziehbarkeit der Lieferketten ist schwer zu sagen, ob das in unseren Handys verbaute Gold legal gewonnen wurde“, sagt René Schuster, Südwind-Experte für Elektronik-Lieferketten. Südwind fordert daher eine transparente Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen und eine Rohstoffpolitik, die Reduktion und Wiederverwertbarkeit in den Mittelpunkt stellt. Pro Jahr werden weltweit 1,21 Milliarden Smartphones produziert, darin werden 41 140 Kilo Gold verbaut. Dafür müssen rund 121 Millionen Tonnen Gestein bewegt werden.
Bedrohte Natur, fehlende Kontrolle
Die Regen- und Nebelwälder Ecuadors sind sensible Ökosysteme, die aufgrund von Übernutzung immer stärker unter Druck geraten und von Bergbauprojekten weiterhin stark bedroht sind. Die im Goldabbau verwendeten Chemikalien belasten Fauna, Flora und die Gesundheit der lokalen Bevölkerung. Auch die sozialen Strukturen und Gefüge werden durch die Ansiedlung der Bergbaukonzerne gestört. Eines der größten Projekte in der Provinz Napo ist das Tena-Minenprojekt auf einer Fläche von 7.125 Hektar. Viele Menschen stellen sich dagegen, da das Wasser der lokalen indigenen Bevölkerung verschmutzt wird, wie der Menschenrechts- und Umweltanwalt Andrés Rojas gegenüber Südwind erzählt. Laut Rojas sind die Kontrollämter mit der Anzahl der illegalen Minen überfordert.
Eine Lösung für das Problem wäre, laut Andrés Rojas, mehr in den gemeinschaftlichen Tourismus, welcher die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und der Umwelt berücksichtigt, zu investieren um auf diesem Weg die Wirtschaft anzukurbeln. „Durch die Eingriffe in die Region werden Bewohner:innen gedrängt, in die Städte zu migrieren. Leider ist das auch ganz im Sinne der Regierung, die das Amazonasgebiet möglichst ungestört für ihren eigenen Profit ausbeuten möchte“, so der Menschenrechtsanwalt Rojas.
Verschmutzte Landwirtschaft, gefälschte Verträge
„Die Firmen kaufen die Gebiete der Gemeinden. Aber meist sind diese Verträge gefälscht und das Geld kommt nie bei den Gemeinden an“, erklärt Jose Moreno, in dessen Gemeinde chinesische und nordamerikanische Unternehmen vier Konzessionen halten. „Da die Unternehmen nach dem Gesetz für Umweltschäden bezahlen müssten, führen sie den Abbau illegal durch. Wenn sie dann abwandern, sind die Böden nicht mehr fruchtbar und in den Flüssen gibt es keine Fische mehr. Mit den Kosten für die Umweltschäden wäre das Geschäftsmodell nicht rentabel“, so Moreno.
Über fatale Auswirkungen in ihrer Gemeinde am Fluss Napo klagt auch Elsa Cerda, Präsidentin der Yuturi Warmi (indigene Wächterinnen). „Verschmutzung durch Bergbauarbeiten haben in der Gemeinde Serena Landwirtschaft und Fischfang unmöglich gemacht. Viele Menschen gehen dennoch zu den Bergbauunternehmen, da sie anders ihre Familie nicht ernähren können“, sagt Cerda. Die Yuturi Warmi wurden vor zwei Jahren gegründet, um ein Bergbauunternehmen in ihrer Gemeinde zurückzuweisen. Die indigenen Wächterinnen wollen auch aufzeigen, dass man auch über andere Wege, wie zum Beispiel Kunsthandwerk, Geld verdienen kann.
Seriöse Umweltverträglichkeitsprüfung ist Muss für jedes Projekt
Abbaugebiete erholen sich nach der Schließung von Minen nur sehr langsam von den enormen Schäden. Um Golderz aus der Erde zu holen, werden viele Tonnen Gestein umgegraben. Um das Gold aus dem Golderz zu lösen, werden oft Schadstoffe wie Quecksilber oder Zyanid eingesetzt, die in der Umgebung und im Wasser landen.
Vielfach wird zu wenig oder nichts zur Renaturierung des genutzten Gebietes von den Bergbaukonzernen unternommen. In Ecuador setzen sich daher viele lokale Organisationen, teilweise mit Unterstützung von europäischen NGOs, für die Erhaltung der Lebensgrundlagen und gegen Minenprojekte ein.
„Bergbau ist untrennbar verbunden mit weitreichenden Landschaftseingriffen. Daher sind seriöse Umweltverträglichkeitsprüfungen und die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung essentielle Auflagen für jedes einzelne Bergbauprojekt. Wenn Behörden im Abbauland bei Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen wegsehen, ist es umso wichtiger, dass die Abnehmer genau hinsehen“, sagt Südwind-Experte René Schuster und fordert: „Es braucht strenge gesetzliche Regeln für eine menschenwürdige und möglichst umweltverträgliche Rohstoffgewinnung sowie eine verbindliche Unternehmenshaftung für die gesamte Wertschöpfungskette.“
Rückfragehinweis: Stefanie Marek Pressesprecherin Südwind stefanie.marek@suedwind.at +43 (0) 680 1583016
René Schuster Südwind-Experte für Elektronik-Lieferketten rene.schuster@suedwind.at +43 (0) 680 30 21 345 (erreichbar bis inklusive 7. Juli 2023; am 20. und 21. Juli; sowie ab 16. August)
Andreas Müller Südwind-Experte für Elektronik-Lieferketten andreas.mueller@suedwind.at +43 (0) 665 65149361 (erreichbar ab 10. Juli 2023 – 14. August)