PA: Neuer Amnesty-Bericht: Unternehmen wie Hyundai, Boeing und Co. profitieren von Apartheid, Besatzung und Genozid in Gaza 

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Amnesty International ruft Staaten, öffentliche Institutionen und Unternehmen weltweit dazu auf, ihre wirtschaftliche Unterstützung für Israels Völkerrechtsverletzungen zu beenden. In einem heute veröffentlichten Bericht  kritisiert die Menschenrechtsorganisation eine Wirtschaftspolitik, die Profit zieht aus dem Völkermord in Gaza, der rechtswidrigen Besatzung und dem Apartheid-System gegen die Palästinenser*innen.  

„Es ist höchste Zeit, dass Staaten, öffentliche Institutionen und Unternehmen ihre Profitgier beenden. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Israel ermöglicht dessen anhaltende und rechtswidrige Besetzung und jahrzehntelange Apartheid. Die unbegrenzte Versorgung mit Waffen und Überwachungsausrüstung, unterstützt durch begünstigte Handelsbeziehungen, machen die seit 23 Monaten unerbittliche Bombardierung und den andauernden Völkermord erst möglich“, so Agnès Callamard, internationale Generalsekretärin von Amnesty International.

„Das muss aufhören. Menschenwürde ist keine Ware. Während palästinensische Mütter in Gaza zusehen müssen, wie ihre Kinder unter Israels Völkermord vor Hunger dahinsiechen, erzielen Waffenhersteller und andere weiterhin beträchtliche Gewinne.“

Die Firmen hinter Bombardierung und Bewachung   

Konkret werden in dem neuen Bericht 15 Unternehmen aufgelistet, die laut den Erkenntnissen von Amnesty International Israels rechtswidrige Besetzung, den Völkermord und weitere Völkerrechtsverbrechen aufrechterhalten. Dazu gehören die multinationalen US-Konzerne Boeing und Lockheed Martin, die israelischen Rüstungsunternehmen Elbit Systems, Rafael Advanced Defense Systems und Israel Aerospace Industries (IAI), das chinesische Unternehmen Hikvision, der spanische Hersteller Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles (CAF), der südkoreanische Mischkonzern HD Hyundai, das US-Softwareunternehmen Palantir Technologies, das israelische Technologieunternehmen Corsight und das staatliche israelische Wasserunternehmen Mekorot

Boeing und Lockheed Martin liefern Bomben und Kampfflugzeuge. Elbit Systems, Rafael und Israel Aerospace Industries versorgen die Armee unter anderem mit Drohnen. Hikvision und Corsight liefern Überwachungstechnologien, Palantir KI-Produkte. Hyundai stellt Maschinen zur Zerstörung von Infrastruktur bereit, CAF baut Infrastruktur für Siedlungen, Mekorot reguliert unrechtmäßig den freien Zugang zu Wasser.  

„Diese Unternehmen sind nur eine kleine Auswahl all jener, die für die Unterstützung einer Regierung verantwortlich sind, die eine Hungersnot und die massenhafte Tötung der Zivilbevölkerung verursacht hat und den Palästinenser*innen seit Jahrzehnten grundlegende Rechte verweigert. Jeder Wirtschaftssektor, die große Mehrheit der Staaten und viele private Einrichtungen tragen wissentlich zu Israels Völkermord in Gaza und seiner brutalen Besetzung und Apartheid im Besetzten palästinensischen Gebiet bei oder profitieren davon“, so Agnès Callamard weiter. 

Im Jahr 2019 hat Amnesty International zudem aufgezeigt, dass auch führende Tourismusplattformen wie Airbnb, Booking.comExpedia und TripAdvisor zur Aufrechterhaltung und Ausdehnung rechtswidriger israelischer Siedlungen im besetzten Gebiet beitragen. Obwohl Amnesty International diese Unternehmen aufgefordert hat, sich von den dortigen Geschäften zurückzuziehen, sind sie dort weiterhin tätig. 

Amnesty fordert sofortiges Ende der Komplizenschaft  
Amnesty International ruft Staaten, Unternehmen und Institutionen weltweit dazu auf, das sofortige Ende einer Wirtschaftspolitik zu forcieren, die zu Israels Völkermord, Apartheid oder unrechtmäßiger Besetzung beiträgt. Konkret fordert Amnesty International:  

  • Ein Ende der Lieferung aller Waffen, militärischer und sicherheitstechnischer Ausrüstung und Dienstleistungen an Israel.
  • Einen verantwortungsvollen Entzug von Investitionen und ein Unterlassen von Einkäufen bei Unternehmen, die zu den Verbrechen Israels beitragen.
  • Vergabesperren für Firmen, die an Menschenrechtsverletzungen Geld verdienen.
  • Das Beenden von Verträgen, Käufen und Investitionen mit Unternehmen, die Unterdrückung finanzieren.

Der Amnesty-Bericht “Pull the plug on the political economy enabling Israel’s crimes” erscheint zum Jahrestag der UN-Resolution vom 18. September 2024. Die UN-Generalversammlung rief Israel dazu auf, konkrete Schritte zu unternehmen, um seine Besatzung innerhalb von 12 Monaten zu beenden. Die Resolution stützt sich auf ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofs von Juli 2024, das Israels Besatzung für illegal erklärt und ein rasches Ende der israelischen Präsenz im besetzten Gebiet fordert.  

Presseteam Amnesty International Österreich
Valerie Schmid
+43 676 37 13 334
presse@amnesty.at

PA: Huber Holding setzt auf Einschüchterung anstatt Verantwortung 

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Arbeits-und Menschenrechtsorganisationen fordern Wiedergutmachung für über 900 Arbeiter:innen in Thailand und üben scharfe Kritik an Huber.

Bangkok/Washington D.C./Wien – Clean Clothes Kampagne, Solidarity Center Thailand, Südwind und Worker Rights Consortium kritisieren das Vorarlberger Unterwäsche-Unternehmen Huber Holding scharf. Das Unternehmen weist weiterhin jegliche Verantwortung von sich und spricht stattdessen Drohungen aus: Huber kündigte an, sich rechtliche Schritte gegen jene Organisationen vorzubehalten, die den Fall unbezahlter Löhne und Abfindungen für 932 Beschäftigte in Thailand aufgedeckt haben.

„Anstatt auf Ablenkung und Einschüchterungsversuche zu setzen, muss Huber Holding endlich Verantwortung übernehmen. Das Unternehmen hat alle Möglichkeiten, für Wiedergutmachung zu sorgen“, sagt Gertrude Klaffenböck, Südwind-Sprecherin für Textil-Lieferketten und Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne in Österreich. „In diesem Fall wurde bereits Recht gesprochen – nämlich zugunsten von 932 gekündigten Arbeiter:innen. Ihnen stehen rund 6,5 Millionen Euro an Abfindungen, Löhnen und Boni plus Zinsen zu, die Huber-CEO Robert Ng als ihr ehemaliger Arbeitgeber bis heute schuldig bleibt.”

Huber-CEO war Eigentümer von Body Fashion ThailandRobert Ng (alias Ng Man Choong) war Eigentümer von Body Fashion Thailand Limited, als 2020 über 900 Textilarbeiter:innen entlassen wurden, ohne die rechtlich vorgeschriebene Kompensation zu erhalten. Gleichzeitig war Ng – und ist bis heute – Geschäftsführer der Huber Holding GmbH und Vorstandsvorsitzender der Huber Holding AG mit Sitz in Österreich. Die betroffenen Textilarbeiter:innen und Huber selbst haben bestätigt, dass von Body Fashion in Thailand auch Ware für Huber in Österreich produziert wurde.

Präzedenzfälle für Wiedergutmachung„Es gibt zahlreiche Präzedenzfälle in der globalen Modeindustrie für internationale Marken, die in Fällen von Fabrikschließungen Verantwortung übernommen haben: Entweder durch direkte Zahlungen oder durch Druck auf die Fabrikseigentümer, die ausständigen Beträge auszubezahlen. Genau das erwarten wir auch von Huber Holding“, erklärt Gertrude Klaffenböck. Beispielsweise zahlte Victoria’s Secret im Jahr 2021 über 8 Millionen US-Dollar an rund 1.250 Arbeiter:innen der Textilfabrik Brilliant Alliance Thai Global, die ebenfalls nach einer plötzlichen Schließung ohne Abfindungen gekündigt wurden.

Huber verstößt gegen eigenen Verhaltenskodex 

Besonders brisant: Im eigenen Verhaltenskodex (Code of Conduct) verpflichtet sich Huber ausdrücklich zur Einhaltung der lokalen Gesetze. Dort heißt es: „Die MitarbeiterInnen der Huber-Gruppe müssen alle anwendbaren internationalen, nationalen und lokalen Gesetzte (sic) und Richtlinien […] zu jeder Zeit befolgen und einhalten.“

„Die Marke Huber verstößt klar gegen die eigenen Regeln“, sagt Scott Nova vom Worker Rights Consortium. „Es war Huber-CEO Robert Ng selbst, der als Body Fashion-Eigentümer die Gesetzesverstöße der Textilfabrik zu verantworten hat. Dieser essentielle Zusammenhang bleibt in den Stellungnahmen von Huber unerwähnt.”

Drohungen und Ablenkung

„Jegliche Drohung Hubers mit rechtlichen Schritten gegen Arbeitsrechtsorganisationen vorzugehen ist eine inakzeptable Einschüchterungstaktik. Dieses Vorgehen ist aufs Schärfste zu verurteilen!“, sagt David Welsh, Landesdirektor des Solidarity Center in Thailand. „Es ist höchste Zeit, dass sich sämtliche Abnehmer von Body Fashion Thailand ihrer Verantwortung stellen. Die Arbeiter:innen in Thailand haben ein rechtskräftiges Urteil erstritten und warten seit fünf Jahren auf ihr Geld. Jedes weitere Zögern ist ein Affront gegenüber grundlegenden Arbeits- und Menschenrechten. Dieser Fall hat sowohl im In- als auch im Ausland erhebliche Aufmerksamkeit erregt und wird dies auch weiterhin tun, bis diese fast 1.000 Arbeiter:innen das zurückerhalten, was ihnen genommen wurde.”

Eine Übersicht über Robert Ng’s Textil-Imperium finden Sie hier.
Fotos und Hintergrundinformationen zum Fall finden Sie hier.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan  
Südwind-Kommunikationsleiter 
Tel.: +43 650 96 77 577 
Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

Veranstaltungshinweis: Towards ending child labour –where do we stand?

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Study Presentation and Panel Discussion with UN Special Rapporteur Olivier de Schutter and Sr. Regina Ignatia Aflah

16.09.2025, 18:00 – 20:00

C3 – Centrum für Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, 1090 Wien

The Sustainable Development Goals (SDGs) are a global framework adopted by the United Nations in 2015 to address pressing social, economic, and environmental challenges by 2030. Among these, Target 8.7 aims to end child labour in all its forms by 2025, and shows the ambitious character of the SDGs.
However, the latest global data on child labour show that in 2025 – the year when this goal was to be reached – 137.6 million children are still in child labour, 54 million of them in hazardous work. Why is child labour  such a persistent issue? What is being done to fight child labour internationally and on the ground? Why has child labour not been eliminated by these measures? These questions are at the centre of a new ÖFSE study which investigateswhat measures have proven effective, and what Austria and the EU can and should do to contribute to addressing the complex challenge that child labour is.

The panel discussion will showcase the progress and obstacles in the fight against child labour from different perspectives, covering the international efforts in this regard as well as the work on the ground with directly affected communities.

Registration:
We kindly request that you register at registration@oefse.at and let us know whether you plan to attend in person or online.

Programme (pdf)


By participating in this event, you agree to the publication of photos and film footage taken during the event by the organizers.

PA: Einwanderung gewährleistet Österreich Ernährungssicherheit

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Egal ob Schnitzel, Gemüse oder Torte, egal ob morgens, mittags oder abends – in jeder Mahlzeit steckt die Arbeit von Menschen aus aller Welt, berichtet das dema!nstitut #Demokratie für alle.

Kein Lebensmittel in Österreich entsteht ohne den Einsatz eingewanderter Arbeitskräfte. Von der Düngemittelproduktion über die Landwirtschaft, den Transport und Handel bis hin zur Gastronomie: überall ist das Zusammenspiel von Einheimischen und Eingewanderten entscheidend.

Einwanderung stärkt die Ernährungssicherheit
Heute leben mehr als 1,8 Millionen ausländische Staatsbürger in Österreich. Ohne ihren Beitrag könnten weder Landwirtschaft noch Lebensmittelhandel oder Gastronomie funktionieren.

Lebensmittelhandel und Transport – starke internationale Teams
Im Lebensmittelhandel hat fast jede*r Dritte einen Einwanderungshintergrund, unter den Arbeiter:innen sind es sogar 44%.
In der Düngemittelproduktion stammt knapp ein Drittel der Beschäftigten aus dem Ausland.
Im Transportwesen erledigen eingewanderte Arbeitskräfte rund 40% der Arbeit. In Wien sind 78% der LKW-Fahrer eingewandert, in Graz und Linz 74%.

Lebensmittelindustrie – von Obst bis Milch
Keine Branche der Lebensmittelindustrie kommt ohne eingewanderte Arbeitskräfte aus. Besonders hoch ist der Anteil in der Obst- und Gemüseverarbeitung (85%). In Milch- und Fleischverarbeitung ist jede dritte Arbeitskraft eingewandert.

Gastronomie – Vielfalt am Teller, Vielfalt im Team
Auch in Restaurants, Cafés und Eisdielen ist Einwanderung unverzichtbar:
Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in der Gastronomie ist in den letzten Jahren nach Österreich eingewandert.
In Städten bis 100.000 Einwohner liegt ihr Anteil bei 81%, in Wien bei 72%.

Weitere Infos und Grafiken auf der Website des dema!nstituts #Demokratie für alle: www.dema-institut.at

Den vollständigen Pressetext hier.

Die Excel-Tabellen zu den Grafiken hier.

Quellen:
Das Burgenland in Zahlen 2025, AK-Burgenland, 2025
Mikrozensus 2023/24 gewichtet, um Zufallsschwankungen zu reduzieren, wurden die zwei Jahrgänge des Mikrozensus zusammengefasst, der Durchschnitt ermittelt und dann gewichtet.

Das dema!nstitut #Demokratie für alle beschäftigt sich mit wissenschaftlicher Evidenz für den demokratischen Diskurs, fördert Verständnis für Wissenschaft, Demokratie und Gesellschaft und ist auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit tätig.

Günther Ogris ist Sozialwissenschafter und Methodologe, arbeitet seit über 40 Jahren in der Sozialwissenschaft, hat von 1996 bis 2023 das SORA Institut geleitet und ist derzeit wissenschaftlicher Leiter der Mediatest Research GmbH und Vorsitzender des dema!nstituts #Demokratie für alle.

Wolfgang Veit, Gründer und langjähriger Leiter des Vereins Club International, gegründet 1983 als Beratungseinrichtung für Zuwanderer bei Wohnrechtsfragen in Kombination mit einem Kaffeehaus und der CIB-Sprachschule (Deutschkurse).

Zu Landwirtschaft und Erntearbeit
https://www.diskurs-wissenschaftsnetz.at/erntearbeit-in-oesterreich-mediengespraech-27-05-2024/

https://wien.lko.at/ausl%C3%A4nderbesch%C3%A4ftigung-saisonkontingentverordnung-2024+2400+4038995

Bericht der Arbeiterkammer Burgenland: Das Burgenland in Zahlen 2025
https://bgld.arbeiterkammer.at/service/broschuerenundratgeber/akstudien/Das-Burgenland-in-Zahlen-2025-OK2.pdf

Pressegespräch: „Einwanderung gewährleistet Österreichs Ernährungssicherheit“

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Anhand aktueller Zahlen wird gezeigt, dass es ohne Einwanderung weder Ernährungssicherheit noch die gewohnte Vielfalt und Qualität an Lebenmittel gäbe. Gesprächspartner sind der Sozialforscher Günther Ogris und Wolfgang Veit, Gründer des Club International und der CIB Sprachschule.

Günther Ogris, präsentiert

  • aktuelle Zahlen zur Bedeutung der eingewanderten Arbeitskräfte in den Schlüsselbranchen für unsere Ernährung.
  • Die sichere Versorgung mit Lebensmitteln und den Zusammenhang mit Einwanderung.
  • Die Wichtigkeit der Einwanderung für die Lebensmittelbranche von der Produktion am Feld bis zum Handel.

Wolfgang Veit, erzählt

  • über den Alltag des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit am Yppenplatz,
  • ein zentraler Platz wo Ernährung und Integration gleichzeitig stattfindet,
  • und was es braucht, damit Integration gelingt.

Details zur Veranstaltung:
Datum: 03.09.2025
Uhrzeit: 10h
Ort: Club International, Payergasse 14 (Yppenplatz), 1060 Wien

Hintergrund:
Neue Zahlen des dema!nstituts #Demokratie für alle zeigen, dass in der Lebensmittelproduktion mehr als jede dritte Arbeitskraft eingewandert ist, in Wien sind es sogar zwei Drittel. Unter den Arbeiter:innen in der Obst- und Gemüseverarbeitung kommen 85% aus dem Ausland. Die Zahlen weisen auch aus, dass fast die Hälfte (44%) der Arbeiter:innen im Lebensmittelhandel einen Einwanderungshintergrund hat.

Von der Produktion der Düngemittel, der Arbeit an den Feldern, über die Lebensmittelindustrie und den Transport bis hin zu Handel und Gastronomie – in allen Bereichen tragen Migrant:innen entscheidend dazu bei, dass Österreich gut versorgt ist.

Ihre Teilnahme:
Wir freuen uns auf Ihr Kommen, um die Bedeutung dieser Branche für Wirtschaftsstandort und Gesellschaft gemeinsam zu diskutieren.
Für Rückfragen und zur Anmeldung stehen wir Ihnen gerne unter guenther@ogris.wien / 0664 122 22 05 zur Verfügung.

Günther Ogris
Wissenschaftlicher Leiter
dema!nstitut #Demokratie für alle
1060 Wien, Liniengasse 18/12
guenther@ogris.wien

PA: Neue Amnesty-Recherche zu Syrien: Regierungskräfte richteten Dutzende von Drus*innen außergerichtlich hin

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  • Verifizierte Videos und Augenzeug*innenberichte zeigen, dass 46 drusische Männer und Frauen vorsätzlich und rechtswidrig getötet wurden
  • Verübt wurden die außergerichtlichen Hinrichtungen von Regierungstruppen und ihnen nahestehenden Milizen, teils in Uniformen mit offiziellen Abzeichen
  • Orte der Hinrichtungen waren ein öffentlicher Platz, Wohnhäuser, eine Schule, ein Krankenhaus und eine Veranstaltungshalle im Gouvernement Suweida

Die syrische Regierung muss Angehörige ihrer Sicherheits- und Streitkräfte sowie Mitglieder ihr nahestehender Milizen für die außergerichtlichen Hinrichtungen zur Rechenschaft ziehen, fordert Amnesty International. Der Menschenrechtsorganisation liegen stichhaltige Beweise vor, dass die syrische Regierung und ihr nahestehende Kräfte für die außergerichtlichen Hinrichtungen von Angehörigen der drusischen Bevölkerung am 15. und 16. Juli in Suweida verantwortlich sind.  

In verifizierten Videos ist zu sehen, wie bewaffnete Männer in Uniformen der Sicherheitskräfte und in Militäruniformen, einige davon mit offiziellen Abzeichen, unbewaffnete Menschen in Wohnhäusern, auf einem öffentlichen Platz, an einer Schule und in einem Krankenhaus hinrichten. Am 31. Juli richtete das Innenministerium einen Ausschuss ein, um die in Suweida begangenen Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. 

Gewalteskalation im Süden Syriens  

Zwischen dem 11. und 12. Juli 2025 kam es im Süden Syriens zu Spannungen zwischen drusischen bewaffneten Gruppen und Kämpfern beduinischer Stämme, die zu bewaffneten Zusammenstößen führten. Am 15. Juli gaben Regierungstruppen bekannt, dass sie in die Stadt Suweida einmarschiert seien, um „die Stabilität wiederherzustellen”, und verhängten eine Ausgangssperre. Am selben Tag führte Israel Luftangriffe gegen syrische Militärfahrzeuge durch, bei denen mindestens 15 Angehörige der Regierungstruppen getötet wurden. Neue Berichte über Menschenrechtsverletzungen durch Regierungstruppen und ihnen nahestehende Milizen in Suweida lösten erneute Kämpfe mit drusischen bewaffneten Gruppen aus, was zu einer Eskalation der Gewalt führte, die mit dem Rückzug der Regierungstruppen in den späten Abendstunden des 16. Juli endete.   

Amnesty International dokumentierte die vorsätzliche Erschießung und Tötung von 46 Drus*innen (44 Männer und zwei Frauen) sowie die Scheinhinrichtung von zwei älteren Menschen am 15. und 16. Juli. Die Hinrichtungen durch Regierungs- und regierungsnahe Kräfte fanden auf einem öffentlichen Platz, in Wohnhäusern, einer Schule, einem Krankenhaus und in einer Veranstaltungshalle im Gouvernement Suweida statt.  

An den Tagen, an denen diese außergerichtlichen Hinrichtungen verübt wurden, richteten bewaffnete Männer in Suweida sektiererische Parolen gegen Angehörige der drusischen Gemeinschaft. Sie unterzogen zudem gläubige Männer mit erniedrigenden Behandlungen, indem sie ihnen beispielsweise die zu ihrer Kultur gehörenden Schnauzbärte abrasierten.  

Straflosigkeit für religiös motivierte Tötungen in Syrien 

„Wenn Angehörige der Sicherheitskräfte oder des Militärs jemanden vorsätzlich und rechtswidrig töten oder wenn verbündete Kräfte dies mit Billigung oder Duldung der Regierung tun, handelt es sich um eine außergerichtliche Hinrichtung. Dies stellt ein Verbrechen unter dem Völkerrecht dar. Die syrische Regierung muss diese Hinrichtungen unverzüglich, unabhängig, unparteiisch und transparent untersuchen und die Verantwortlichen in fairen Verfahren zur Rechenschaft ziehen, ohne auf die Todesstrafe zurückzugreifen“, so Diana Semaan, Rechercheexpertin für Syrien bei Amnesty International.

„Die schrecklichen Menschenrechtsverletzungen in Suweida sind eine weitere düstere Mahnung und weisen auf die tödlichen Folgen der Straflosigkeit für religiös motivierte Tötungen in Syrien hin. Diese Straflosigkeit hat die Regierung und ihr nahestehende Kräfte dazu ermutigt, ohne Angst vor Strafe zu töten. Nach den rechtswidrigen Tötungen von Hunderten von Zivilist*innen aus der alawitischen Minderheit und dem anhaltenden Ausbleiben juristischer Konsequenzen hinterlässt diese Gewalt gegen Angehörige der drusischen Minderheit eine weitere Gemeinschaft erschüttert zurück. Sie schürt zudem weitere Unruhen und untergräbt das Vertrauen in die Fähigkeit der Regierung, allen Menschen im Land, die jahrzehntelang unter völkerrechtlichen Verbrechen und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen gelitten haben, glaubwürdig zu Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu verhelfen.“   

Zeug*innen-Aussagen und Untersuchungen von Amnesty International  

Amnesty International befragte 13 Personen in Suweida und zwei im Ausland lebende Personen, die aus Suweida stammen. Acht der 15 Befragten hatten Familienangehörige, die hingerichtet wurden. Eine dieser Personen war bei der Hinrichtung ihrer Familienangehörigen zugegen. Eine andere hatte die Hinrichtung einer Gruppe von Menschen aus nächster Nähe miterlebt. Fünf Personen hatten verschiedene Hinrichtungsorte aufgesucht und die Leichname ihrer Angehörigen und anderer Personen gesehen. Die Eltern einer Frau wurden einer Scheinhinrichtung ausgesetzt. Zwei weitere Befragte wurden zusammen mit ihren Familien festgehalten und mit Waffen bedroht, während bewaffnete Männer in Militäruniformen ihre Häuser durchsuchten.  

Das Evidence Lab, das digitale Untersuchungsteam von Amnesty International, überprüfte 22 Videos und Fotos, die seinem Team zwischen dem 15. Juli und dem 10. August zur Verfügung gestellt oder in Sozialen Medien veröffentlicht wurden, und führte eine Waffenanalyse durch. Amnesty International erfasste auch Aussagen von Zeug*innen und Familienangehörigen der Personen, deren Leichname in den Videos zu sehen waren. Außerdem hat Amnesty Fotos und Videos, die zwischen dem 14. und 17. Juli in und in der Umgebung von Suweida gemacht und von den Medien veröffentlicht wurden, im Rahmen seiner Analyse der in der Gegend anwesenden bewaffneten Akteure ausgewertet. 

Amnesty International liegen darüber hinaus glaubwürdige Berichte über Entführungen vor, die zwischen dem 17. und 19. Juli von drusischen bewaffneten Gruppen und Kämpfern beduinischer Stämme begangen wurden. Diese Berichte werden derzeit von der Organisation untersucht. 

Am 12. August wandte sich Amnesty International schriftlich an den syrischen Innen- und den Verteidigungsminister und teilte ihnen die vorläufigen Erkenntnisse mit. Die Organisation bat zudem um Informationen über den Stand der staatlichen Ermittlungen zu den Ereignissen, einschließlich der Rolle der Sicherheitskräfte, der Maßnahmen zur Strafverfolgung der Verantwortlichen und der Maßnahmen, die vor den Kämpfen, währenddessen und danach ergriffen wurden, um die Zivilbevölkerung vor Menschenrechtsverletzungen zu schützen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lag noch keine Antwort vor.  

Regierungstruppen eindeutig an Gewalt beteiligt 

Alle der 46 außergerichtlichen Hinrichtungen, die von Amnesty International dokumentiert wurden, fanden am 15. oder 16. Juli in der Stadt Suweida oder deren Umgebung statt, nachdem Regierungstruppen in die Stadt einmarschiert waren und eine Ausgangssperre verhängt hatten und bevor diese sich wieder zurückzogen. 

Am 22. Juli erklärte der Verteidigungsminister, er habe Kenntnis von „schockierenden und schwerwiegenden Verstößen, die von einer unbekannten Gruppe in Militäruniformen in der Stadt Suweida begangen wurden“. Zwei Monate zuvor, am 23. Mai, hatte der Verteidigungsminister bekannt gegeben, dass die größten ehemaligen bewaffneten Gruppen, die in Syrien aktiv waren, in die syrische Armee integriert worden seien. Er setzte den noch verbleibenden kleineren Gruppen eine Frist von zehn Tagen, um ebenfalls der Armee beizutreten oder mit strengen Maßnahmen rechnen zu müssen. 

Den von Amnesty International zusammengetragenen Beweisen zufolge trugen die an den Hinrichtungen beteiligten Männer verschiedene Arten von Kleidung: Militäruniformen, die an ihrem Tarnmuster oder ihrer einfarbigen beige- oder olivgrünen Farbe zu erkennen waren, Zivilkleidung mit militärischen Westen und einfarbige schwarze Uniformen, die denen der offiziellen Sicherheitskräfte ähnelten – einige davon mit dem Abzeichen der „Allgemeinen Sicherheit“ (General Security).  

Die meisten bewaffneten Männer in Militär- und Sicherheitsuniformen, die in den von Amnesty International überprüften Videos und Bildern zu sehen sind, tragen keine erkennbaren Abzeichen. Amnesty International hat jedoch Videos verifiziert, die bewaffnete Männer in Uniformen ohne Abzeichen zeigen, die in Lastwagen mit dem deutlich erkennbaren Logo des Innenministeriums fahren. Es gibt zudem Videos, die bewaffnete Männer in unterschiedlichen Uniformen mit deutlich erkennbaren Regierungsabzeichen zeigen, wie sie mit Männern ohne Abzeichen unmittelbar vor einer Hinrichtung im staatlichen Krankenhaus zusammenarbeiten. 

„Die Männer in Militär- und Sicherheitsuniformen und andere, dazugehörige Männer hatten keine Angst, zur Rechenschaft gezogen zu werden, sondern haben sich selbst sogar dabei gefilmt, wie sie Menschen in Suweida hinrichten. Eine unabhängige und unparteiische Untersuchung ist unerlässlich, um die Verantwortlichen zu identifizieren, sie zur Verantwortung zu ziehen und gegen die Straflosigkeit vorzugehen“, erklärt Diana Semaan.  

Von bewaffneten Männern gefilmte Hinrichtungen 

Die von Amnesty Internationals Evidence Lab verifizierten Videos zeigen Männer in Polizeiuniformen, die mindestens zwölf Männer mit Schusswaffen töten – einen an einer Schule, acht auf einem öffentlichen Platz und drei bei einer Wohnung. Die Organisation hat enge Angehörige und Anwohner*innen befragt, um die Identität der Getöteten zu verifizieren. 

Amnesty International hat die Hinrichtungen von acht Männern auf dem Tishreen-Platz [auch als Khaldoun-Zeinedine-Platz bekannt] dokumentiert. Ein verifiziertes Video, das von einem der Täter gefilmt wurde, zeigt acht Männer in Zivilkleidung umringt von bewaffneten Männern. Die Männer werden von mindestens zwölf Männern, die mit Sturmgewehren bewaffnet sind und Militäruniformen mit unterschiedlichen Mustern oder taktischer Ausrüstung tragen, eine Straße entlang zum Platz eskortiert. Einer der Bewaffneten trägt eine schlichte schwarze Uniform. 

Ein anderes verifiziertes Video zeigt einen Mann in Zivilkleidung, der vor dem Eingang einer öffentlichen Schule im Dorf Tha‘la auf dem Land bei Suweida sitzt und von mindestens drei mit Sturmgewehren bewaffneten Männern in Militäruniformen befragt wird. Bei mindestens einer der Waffen handelt es sich um eine AKM. In dem Video fragt ihn einer der bewaffneten Männer, ob er Moslem oder Druse sei. Der Mann antwortet, er sei Syrer. Als einer von ihnen ihn erneut fragt, antwortet der Mann, dass er Druse sei, worauf er von den Männern erschossen wird. Drei Personen aus dem Dorf Tha’la berichteten Amnesty International, dass die Hinrichtung des Mannes an der öffentlichen Schule am 15. Juli stattfand und dass bewaffnete Männer in Militäruniformen mit verschiedenen Aufdrucken und Männer in schlichten schwarzen Uniformen mit Abzeichen der Allgemeinen Sicherheit am frühen Morgen desselben Tages mit schwerem Gerät, darunter Panzer, in das Dorf gekommen waren. 

„Sie haben uns kaltblütig umgebracht“  

Eine Frau berichtete Amnesty International, dass ihre beiden Brüder und ihr Neffe zusammen mit vier weiteren Männern, die bei ihnen wohnten, am 16. Juli gegen 17:30 Uhr in einem Haus in der Nähe des staatlichen Krankenhauses hingerichtet worden waren.  

Sie und andere Familien hätten eigentlich geglaubt, als Zivilpersonen sicher zu sein. „Stattdessen haben sie uns kaltblütig umgebracht“, sagte sie. Sie beschrieb, dass sie den ganzen Tag lang gesehen hatten, wie Panzer in der Nachbarschaft hin und her fuhren, bevor drei bewaffnete Männer in beigefarbenen Militäruniformen an ihre Tür klopften: „Einer von ihnen sagte, wir seien sicher und sollten die Tür öffnen. Mein Bruder hat sofort die Tür geöffnet … und sie hereingebeten … Sie haben das Haus durchsucht. Sie brachten alle Männer zu einem in Bau befindlichen Gebäude nebenan … Dann hörte ich die Schüsse. Ich habe von der Tür aus herübergeschaut. Ich habe zwei der Soldaten gesehen, den dritten konnte ich nicht sehen …“  

Sie sagte, einer der Soldaten habe sie gesehen und in ihre Richtung geschossen. Die Männer kamen an dem Abend nicht mehr zurück: „Am nächsten Tag, als die Regierungstruppen weg waren, wurden wir durch Schreie geweckt. Unsere Nachbarn hatten die Männer tot in dem unfertigen Gebäude nebenan gefunden.“

Am gleichen Tag, dem 16. Juli, erschossen Männer in Militäruniformen in einem Wohnhaus am Tishreen-Platz einen 70-jährigen Mann in einem Rollstuhl mit zwei seiner Angehörigen, wie eine Person aus dem engsten Familienkreis berichtete.  

Am 15. Juli erzählte ein Vater, der angesichts der Berichte über die Hinrichtung drusischer Männer beschlossen hatte, mit seiner Familie aufs Land zu ziehen, dass seine drei Söhne und drei Neffen an einem mit zwei Männern in schwarzen Uniformen bemannten Kontrollpunkt erschossen wurden. Er und seine Frauen seien mit ihrem Wagen vorausgefahren, während ihr Sohn ihnen in einem anderen Auto mit seinen zwei Brüdern und drei Cousins gefolgt sei. 

Er sagte: „Die Sicherheitskräfte fragten mich, ob das Fahrzeug hinter mir zu mir gehören würde. Ich sagte ja. Die beiden gingen dann zum Auto meines Sohnes. Ich habe sie über den Rückspiegel beobachtet. Ich sah, wie mein Sohn sie anlächelte und salam aleikum [Der Friede sei mit euch] sagte. Eine der beiden Sicherheitskräfte trat einen Schritt zurück, grüßte ebenfalls und fing plötzlich an zu schießen – einfach so. Dann begann auch der zweite Beamte zu schießen. Am schlimmsten war es für mich, sehen zu müssen, wie der Körper meines Sohnes im Kugelhagel zuckte.“ 

Amnesty International hat Bilder vom Ort des Geschehens überprüft. Sie zeigen ein Auto mit zerbrochenen Fenstern und mindestens 60 Einschusslöchern, die aus zwei verschiedenen Winkeln abgefeuert wurden. 

Hinrichtung im staatlichen Krankenhaus 

Amnesty International hat auch die Hinrichtung einer medizinischen Fachkraft in einem Krankenhaus in Suweida durch Männer in Militäruniformen dokumentiert. Dabei waren weitere bewaffnete Männer und ein Angehöriger der Allgemeinen Sicherheit anwesend. 

Verifiziertes Videomaterial von Überwachungskameras zeigt mindestens 15 bewaffnete Männer, die sich am 16. Juli vor dem Eingang des Krankenhauses befinden. Zwölf von ihnen tragen Militäruniformen, zwei davon mit den schwarzen Abzeichen mit dem islamischen Glaubensbekenntnis darauf. Drei tragen die Uniform des Allgemeinen Sicherheitsdienstes. Drei weitere tragen Zivilkleidung. 

Ein Video, das am 16. Juli um 15:24 Uhr aufgenommen wurde, zeigt sieben bewaffnete Männer, von denen einige bereits im vorherigen Video zu sehen waren, beim Betreten der Eingangshalle des Krankenhauses, darunter einer in der Uniform des Allgemeinen Sicherheitsdienstes und einer mit einem Abzeichen mit dem islamischen Glaubensbekenntnis. Sie treiben mindestens 38 Personen zusammen, von denen die meisten Krankenhauskleidung tragen, und zwingen sie, sich mit erhobenen Händen hinzuknien. 

Ein medizinischer Mitarbeiter, Mohammed Rafiq al-Bahsas, scheint zu versuchen, mit den bewaffneten Männern zu verhandeln, wird jedoch offenbar auf Befehl des Mannes in schwarzer Uniform aus der Gruppe gezogen, auf den Kopf geschlagen und zu Boden geworfen, wo er von bewaffneten Männern umringt liegt. Al-Bahsas scheint mit erhobenen Händen um sein Leben zu flehen. Ein Mann in Militäruniform nimmt ein Gewehr und schießt zweimal aus nächster Nähe auf ihn. Sofort darauf wird er von einem anderen Mann, ebenfalls in Militäruniform, mit einer Pistole erschossen. Siebenundzwanzig Sekunden später schleppt ein weiterer bewaffneter Mann in Militäruniform Al-Bahsas‘ Leichnam weg. 

Presseteam Amnesty International Österreich
Valerie Schmid
+43-676 371 333 4
presse@amnesty.at

Filmpräsentation und Talk: Die letzte Botschafterin mit der afghanischen Botschafterin in Wien, Manizha Bakhtari

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Sondervorstellung in Kooperation mit den afghanischen Vereinen AKIS, Neuer Start und der Solidaritätsgruppe Afghanistan sowie der Golden Girls Filmproduktion.

Montag, 8. September 2025, 18:00 – 20:00 Uhr
Kino De France, Schottenring 5, Heßgasse 7, 1010 Wien

Seit der Machtübernahme der Taliban befindet sich Manizha Bakhtari in einer außergewöhnlichen und prekären Situation: Sie vertritt ein Land, dessen alte Regierung geflohen ist und dessen neue Taliban-Regierung international nicht anerkannt wird. Trotz finanzieller und logistischer Isolation trotzt Manizha Bakhtari den Taliban und setzt sich als Botschafterin weiterhin für die Rechte afghanischer Frauen und Mädchen ein. Mit ihrem „Daughters“-Programm ermöglicht sie afghanischen Schülerinnen heimlich den Schulbesuch und organisiert als Botschafterin den politischen Widerstand gegen die Taliban. Unter immer schwierigeren Bedingungen wird sie zu einer der wichtigsten internationalen Sprecherinnen für die Frauen Afghanistans, getreu ihrem Motto „Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern die Anwesenheit von Gerechtigkeit“.

Mehr Info

Erinnerung: Radkonvoi der Menschlichkeit am Welttag der Humanitären Hilfe

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Am diesjährigen Welttag der Humanitären Hilfe (19.08.2025) treten Caritas Österreich, Diakonie Katastrophenhilfe, Globale Verantwortung, Licht für die Welt, Österreichisches Rotes Kreuz und Volkshilfe in die Pedale und fordern einen Aufbruch zu mehr Menschlichkeit, um auf die tiefgreifende Wirkkraft der zivilgesellschaftlichen Arbeit für Mensch und Gesellschaft aufmerksam zu machen. 

An drei Stationen appellieren sie an die Bundesregierung, sich klar für die Einhaltung des Humanitären Völkerrechts, die Stärkung der Zivilgesellschaft und für mehr Menschlichkeit einzusetzen. Österreichs internationalen Verpflichtungen entsprechend ist die Regierung gefragt, dazu beizutragen, den weltweit gestiegenen humanitären Bedarf zu stillen und multiplen Krisen vorzubeugen, sie einzudämmen und zu bewältigen. Christoph Pinter, Leiter des UNHCR-Büros in Österreich, wird ebenfalls einen Redebeitrag halten.

Route und Redebeiträge

Dienstag, 19. August 2025

Platz der Vereinten Nationen, 1220 Wien
Treffpunkt: 09:00 Uhr, Start: 09:30 Uhr
Mit Redebeiträgen von

  • Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung
  • Christoph Pinter, Büroleiter von UNHCR Österreich

über die neue Realität in der internationalen Zusammenarbeit in einer Zeit, in der weltweit der humanitäre Bedarf und die Anzahl schutzsuchender Menschen drastisch steigen.Forum der Zivilgesellschaft, Albert-Schweitzer-Haus
ca. 10:15 Uhr | Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien
Mit Redebeiträgen von

  • Andrea Reisinger, Abteilungsleiterin Internationale Katastrophen und Krisen beim Österreichischen Roten Kreuz
  • Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe
  • Katharina Lehner, Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe

über die Aushöhlung des Humanitären Völkerrechts, die Notwendigkeit, die zivilgesellschaftliche Arbeit in Österreich, Europa und weltweit auch zukünftig abzusichern und die Klimakrise als Krisentreiberin.

Platz der Menschenrechte, 1070 Wien
ca. 10:45 Uhr
Mit Redebeiträgen von

  • Jacqueline Bungart, Expertin für Humanitäre Hilfe bei Licht für die Welt
  • Andreas Knapp, Generalsekretär Internationale Programme der Caritas Österreich

über die Situation von besonders gefährdeten Menschen in Krisen und welche entwicklungspolitischen und humanitären Prioritäten die österreichische Bundesregierung jetzt setzen sollte, um diese zu unterstützen.

Übersicht herunterladen (PDF)

Bei Interesse an einem Interview mit einer Sprecherin oder einem Sprecher wenden Sie sich gerne an presse@globaleverantwortung.at.

Hintergrund

Ob in Ost- und Westafrika, im Nahen Osten, in der Ukraine oder in anderen Krisengebieten: Die Anzahl der Menschen, die weltweit auf Humanitäre Hilfe angewiesen sind und Schutz suchen, ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Dennoch wenden sich immer mehr Regierungen, unter Verweis auf wirtschafts-, verteidigungs- oder migrationspolitische Eigeninteressen, von ihrem Bekenntnis zu internationaler Zusammenarbeit ab. Die weitreichenden Folgen der Budgetkürzungen im Bereich der Entwicklungspolitik und Humanitären Hilfe, die sich letztlich auch auf die eigenen Länder auswirken, scheinen sie dabei zu ignorieren. So wird etwa die Klimakrise auch zehn Jahre nach der Flüchtlingskrise 2015 als Krisentreiberin unterschätzt, obwohl der Krieg in Syrien seinen Anfang in einer langanhaltenden Dürre nahm. Wissenschafter*innen rechnen infolge des USAID-Stopps mit bis zu 14 Millionen Toten bis 2030. Der sinkende Zusammenhalt mit benachteiligten und gefährdeten Menschen und das nachlassende Engagement für eine lebenswerte Umwelt droht zunehmend auch die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte in Europa zu gefährden.

Rückfragen:
Hannah Hauptmann
Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Globale Verantwortung – Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Apollogasse 4/9, 1070 Wien
Tel: 01/522 44 22-15
Mobil: +43 699/17 20 42 07
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Aviso: Towards ending child labour – where do we stand?

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Study Presentation and Panel Discussion with
UN Special Rapporteur Olivier de Schutter and
Sr. Regina Ignatia Aflah
16.09.2025, 18:00 – 20:00
C3 – Centrum für Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, 1090 Wien

The Sustainable Development Goals (SDGs) are a global framework adopted by the United Nations in 2015 to address pressing social, economic, and environmental challenges by 2030. Among these, Target 8.7 aims to end child labour in all its forms by 2025. However, the latest global data on child labour show that in 2025 – the year when this goal was to be reached – 137.6 million children are still in child labour, 54 million of them in hazardous work. Why is child labour  such a persistent issue? What is being done to fight child labour internationally and on the ground?

These questions are at the centre of a new ÖFSE study which investigates where and in what forms child labour occurs today, what measures have proven effective, and what Austria and the EU can and should do to contribute to addressing the complex challenge that child labour is.

The panel discussion will showcase the progress and obstacles in the fight against child labour from different perspectives, covering the international efforts in this regard as well as the work on the ground with directly affected communities.

Registration:
We kindly request that you register at registration@oefse.at and let us know whether you plan to attend in person or online.

> Programme (pdf)

PA: Afghanistan: Ten facts about the world’s most severe women’s rights crisis

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Four years after the Taliban took over Afghanistan in August 2021, dozens of its directives have stripped Afghan women and girls of their rights to education, work, freedom of movement and participation in public life. With each new restriction, women are being pushed further out of public life – and closer to being erased from it altogether. UN Women has compiled 10 key facts which explain the most severe women’s rights crisis in the world – affecting 21 million women living in Afghanistan – and how it is being normalized.

Afghan women are experiencing a worsening health crisis – bans are driving child marriage, adolescent pregnancies, and deaths.
Women’s representation in decision-making has vanished – all political leadership roles in Afghanistan are held by men.
Women are prevented from accessing public spaces – including parks, gyms and sports clubs.
Many women-led organizations can no longer effectively reach women and girls due to global aid cuts – threatening vital services and solidarity networksRead the ten facts in full at UN Women’s media centre.
Press briefing at the UN Headquarters from UN Women Afghanistan Special Representative, Susan Ferguson„The latest data from our regular door-to-door surveys shows that, despite systemic and continuous limitations on their lives, 40% of Afghan women still imagine a future where change and equality are possible. This hope is a lifeline and a political strategy. It is a personal act of resilience and resistance, even as 75% of the more than 2000 women we interviewed described their mental health as ‘poor’, or ‘very poor’.“

Read the full briefing at UN Women’s media centre.