Archiv der Kategorie: Journalismus

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Interview: Trumps Krieg gegen Migrant:innen

Hintergrund, Interview mit Alejandro Solalinde und Kontaktmöglichkeiten von Leo Gabriel

Es ist Donald Trump tatsächlich gelungen, die bereits in seiner ersten Amtszeit errichtete Mauer entlang der 2.700 km langen Grenze zu Mexiko durch den Einsatz von Bodentruppen der Polizei und der Armee nahezu hermetisch abzuriegeln. Aber auch im Landesinneren, vor allem in Los Angeles, Texas, Denver, Chicago, New Jersey und Pennsylvania sind die Beamt:innen der ICE (Immigration Control Services) in den Wohnungen und Häusern der Migrant:innen unterwegs, um jeden und jede mitzunehmen und einzusperren, der oder die als „kriminell“ eingestuft wird, nur weil er oder sie nicht über eine gültige Aufenthaltserlaubnis verfügt.

Inzwischen hat sich der lange Arm der US-Sicherheitsbehörden auch auf die Grenzregion in Mexiko selbst ausgestreckt, wo seit geraumer Zeit Zehntausende von Migrant:innen vergeblich auf einen Termin warten, um Asyl oder eine befristete Aufenthaltsbewilligung zu beantragen. Zwar hat sich die seit einem halben Jahr im Amt befindliche mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum standhaft geweigert, die von Trump geforderte „militärische Unterstützung“ durch die US-Armee auf mexikanischem Boden zu akzeptiere. Aber sie musste im Gegenzug 10.000 mexikanische Nationalgardist:innen in die Grenzregion schicken, um einen Frontalangriff gegen Schlepper:innen und Drogenhändler:innen durchzuführen. Nur dieses Versprechen konnte die Verhängung von 25 prozentigen Zöllen auf alle mexikanischen Waren bis April suspendieren.

Wie es mit den Hunderttausenden Geflüchteten aus Lateinamerika und Asien aber jetzt weitergehen soll, weiß niemand so recht.  Am ehesten noch  der katholische Priester Alejandro Solalinde, der sowohl bei den Migrant:innen als auch bei der Regierung  Ansehen genießt.

„In Mexiko gibt es Platz für alle“

Ein Gespräch mit dem mexikanischen Migrationspriester Alejandro Solalinde.

Der heute 79-jährige Vorkämpfer für die Rechte der Migrant:innen ist nach einem Jahrzehnt dauernder Auseinandersetzung mit dem mexikanischen Establishment in einen Konflikt eingetreten, den er als „Krieg der Reichsten gegen die Ärmsten“ bezeichnet. Bereits in den 1970-er Jahren hat er sich für die Millionen von mexikanischen Landarbeiter:innen eingesetzt, die unter teilweise lebensbedrohlichen Umständen durch den Grenzfluss Rio Bravo geschwommen sind, um in die USA zu gelangen. Dabei war er selbst mehreren Mordanschlägen von Großgrundbesitzern und deren mafiösen Banden nur knapp entgangen. Auch der erzkonservativen katholischen Kirchenhierarchie war er wegen seiner kritischen Haltung stets ein Dorn im Auge, was ihm Verleumdungskampagnen eintrug.

Nach seiner Rückkehr aus dem Exil in den USA, gründete er unter dem Namen Hermanos en el Camino ein Schutzhaus für Migrant:innen in Ixtepec, Oaxaca, in dem auch viele Geflüchtete aus Zentralamerika für einige Tage (manchmal auch Wochen) Unterschlupf finden konnten. Dieses Haus bildete den Ausgangspunkt für ein ganzes Netzwerk von Refugien, die an der Grenze von Mexiko zu den USA von Ordensgeistlichen verschiedener Provenienz errichtet wurden.

Als 2018 der linksliberale Andres Manuel López Obrador zum Präsidenten Mexikos gewählt wurde, zählte Solalinde, der nie ein öffentliches Amt bekleidet hat, zu den engsten Vertrauten des Präsidenten. Aber auch international fand seine Arbeit große Anerkennung. Im Jahr 2020 kam er sogar in die engere Auswahl für den Friedensnobelpreis.

Padre Solalinde, wie fühlen Sie sich in diesen schwierigen Zeiten? Ist das, was derzeit mit den Migrantinnen und Migranten passiert, eine neue Situation oder hat es das immer schon gegeben, nur dass die Weltöffentlichkeit mehr davon mitbekommt?

AS: Die Repression und den Rassismus gegen die Migrantinnen und Migranten und den damit verbundenen Druck der USA auf Mexiko hat es in den letzten Jahrzehnten immer schon gegeben. Neu ist allerdings, dass es jetzt einen richtigen Krieg gibt, einen Krieg, den die reichsten Millionäre gegen die Ärmsten führen; denn die Ärmsten der Armen sind nun einmal die Migrantinnen und Migranten.

Mit welchen Methoden führen Sie diesen Krieg?

AS: Trump setzt jetzt sogar die US-Armee ein, um die Grenzen von Guatemala und Mexiko zu blockieren. Dabei kümmert es ihn wenig, dass das zum Nachteil der US-Konzerne, der sogenannten Maquiladoras geschieht. Ihn interessiert nur die Show, die Propaganda, die er damit verbindet.

Aber erreicht er damit sein Ziel die Grenze total zu schließen? 

AS: Total wahrscheinlich nicht, aber zu 90 Prozent. Bereits jetzt hat er erreicht, dass sich der Flüchtlingsstrom um 80 Prozent reduziert hat. Die anderen 20 Prozent bleiben an der Grenze hängen oder verlieren sich irgendwo in Mexiko.

Die Migrantinnen und Migranten haben also verstanden, dass es nicht geht?

AS: Die Mehrheit von ihnen. Aber nur etwa 10 Prozent gehen an die Orte zurück, woher sie gekommen sind. Die anderen bleiben in Mexiko und wissen nicht, was sie tun sollen. Viele hoffen auf ein Wunder, dass es irgendwann wieder möglich sein wird, in die USA zu gelangen. In der Zwischenzeit suchen sie sich irgendeine Arbeit in Mexiko, wo sie die Regierung teilweise unterstützt.

Auch in Ihrem Schutzhaus, das Sie in Oaxaca für die Migrant:innen aufgebaut haben?

AS: Weniger. Viele gehen in den Norden, wo sie zwar nicht so viel verdienen wie in den USA, aber immerhin doppelt so viel wie sie normalerweise in Mexiko verdienen. Das sind Zehntausende, die allein in Tijuana arbeiten, wo es viele Maquiladoras gibt.

Das ist wahrscheinlich nur provisorisch, solange sie auf ihre Visa warten, die jetzt nicht mehr ausgestellt werden. Aber was ist die Lösung, wenn das nicht mehr geht? In ihre Heimatorte zurückkehren oder in Mexiko bleiben?

AS: Es ist auf alle Fälle besser, wenn sie in Mexiko bleiben. Hier gibt es Schulen für die Kinder, Spitäler für die Kranken und eine, wenn auch kleine Pension für die Alten.

Und was machen Sie, damit die Migrantinnen und Migranten das einsehen und in Mexiko bleiben?

AS: Das ist nicht leicht. Denn es ist, als hätten sie einen „Chip“ im Kopf, der sie in den Norden zieht. Ich verstehe ja, dass sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten haben, wegen der Lebensumstände und der täglichen Gewalt, der sie ausgesetzt sind. Aber sie verstehen oft nicht, was sie in den USA erwartet, selbst dann, wenn sie es unter dem Einsatz ihres Lebens schaffen, den Rio Bravo zu überqueren. Dort gibt es nämlich in der Zwischenzeit eine richtige „Jagd“ auf die so genannten „Illegalen“.

Haben Sie den Eindruck, dass die Migrantinnen und Migranten Ihnen mehr glauben als der Regierung, weil Sie Priester sind?

AS: Sie haben einen großen Respekt vor mir, aber ich habe den Eindruck, dass sie die USA mehr lieben als den lieben Gott. Aber das ändert sich jetzt eben.

Glauben Sie, dass es wegen dem Problem mit der Migration zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, ja sogar zu einem Krieg kommen könnte?

AS: Das glaube ich nicht. Unsere Präsidentin Claudia Sheinbaum hat sich seit ihrem Amtsantritt sehr klug verhalten. Sie hat akzeptiert, dass die mexikanische Nationalgarde die Grenze bewacht, als Trump seine Soldaten zur „Grenzsicherung“ auf mexikanisches Territorium schicken wollte.

Aber es geht um mehr; es handelt sich um die Auseinandersetzung von zwei unterschiedlichen Systemen: zwischen einem gefräßigen Kapitalismus und einem humanitären Kapitalismus. Mexiko hat ein tief verwurzeltes plurikulturelles Erbe, das den Armen einen religiösen und gesetzlichen Rückhalt gibt. Der unipersonale Stil von Trump wird vorübergehen, aber die menschenverachtende Oligarchie wird bleiben.
Mexiko hat keine Angst vor der Masse von Migrantinnen und Migranten, die noch kommen werden. Wenn es notwendig ist könnten wir ganz Zentralamerika aufnehmen. Hier gibt es Platz für alle!

*) Dr.Leo Gabriel ist Journalist, Filmemacher und Sozialanthropologe, und hat 25 Jahre in Mexiko und Zentralamerika gelebt. Mitglied des Internationalen Rates des Weltsozialforums.

Für Fotos, Videos und Kontakte: lgabriel@gmx.net

Veranstaltungshinweis mit Online-Teilnahmemöglichkeit: Thema „Vergessene Welten – die mediale Vergessenheit des Globalen Südens und ihre Folgen“

Auf der ganzen Welt gibt es Krisen- und Konfliktregionen, in denen Millionen Menschen Not leiden und dringend Hilfe benötigen. In vielen Fällen berichten die Medien darüber wenig oder gar nicht, doch für die Betroffenen selbst bleibt das tägliche Leid bittere Realität.

Gemeinsam mit dem Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende wird MEDAIR vom 17. bis 28. März 2025 im Rathaus der hessischen Landeshauptstadt die Ausstellung „Vergessene Krisen“ präsentieren, um auf das Leid der Menschen in den betroffenen Ländern aufmerksam zu machen.

Unter anderem wird es eine Podiumsdiskussion zum Thema geben, die live gestreamt wird. Erörtert werden die Gründe fürs Vergessenheit, und die Frage, wie mehr Bewusstsein für die Lebensumstände der Menschen im Globalen Süden geschaffen werden können.

Am 20. März, um 18:30 sprechen:
– Dr. Ladislaus Ludescher, Goethe-Universität Frankfurt
– Christian Matz, Chefredakteur Wiesbadener Kurier
– Steffen Horstmeier, MEDAIR e. V.
– Tzehaie Semere, Referent für den Kirchlichen Entwicklungsdienst, Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
– Moderation: René Schulze, MEDAIR e.V.

Online-Teilnahme:
https://zoom.us/j/97942741417
Meeting-ID: 979 4274 1417

Mehr Info zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm

PA und Online-Pressegespräch: Volkswagen möchte „grünes Mäntelchen“ in Tansania kaufen

Neue Studie: Das Geschäft mit Kohlenstoff-Zertifkaten bedroht im Norden Tansanias die Lebensgrundlagen der Maasai-Hirten. Internationale Allianz fordert Stopp der Projekte.

Im Kampf gegen die Klimakrise gibt es viele Ansätze. Wenige sind so umstritten wie der internationale Handel mit Kohlenstoffzertifikaten: Staaten und Unternehmen lassen Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen zertifizieren und verkaufen die Zertifikate an andere Staaten und Unternehmen, die sich diese Klimaschutzmaßnahmen „anrechnen“ lassen können. Kritiker:innen sprechen von einem „modernen Ablasshandel“, zweifeln am tatsächlichen Klima-Nutzen vieler Projekte und warnen vor den Folgen der Maßnahmen.

So enthüllt eine heute veröffentlichte Studie der „Maasai International Solidarity Alliance“ (MISA), der in Österreich Welthaus Graz und die KOO angehören, die problematischen Auswirkungen von Kohlenstoffhandel-Projekten auf die Lebensgrundlagen von Maasai im Norden Tansanias: Dort versuchen derzeit zwei konkurrierende Projekte auf dem Weideland der Maasai Verträge über eine Laufzeit von bis zu 40 Jahren mit lokalen Dörfern abzuschließen: Die geänderte bzw. eingeschränkte Nutzung ihres Weidelandes soll zusätzlichen Kohlenstoff im Boden speichern und dadurch Kohlenstoff-Emissionen kompensieren. Für die Kohlenstoffzertifikate hat sich unter anderem der Volkswagen-Konzern ein Vorkaufsrecht gesichert. Die betroffene Fläche ist mit knapp einer Million Hektar etwa so groß wie Kärnten.

Studie: Keine freie Zustimmung

Die MISA hat im Januar elf Dörfer in zwei Distrikten besucht, um die Folgen für die Bevölkerung zu dokumentieren. Die neue Studie enthüllt zweifelhafte Vorabzahlungen an Dörfer, intransparente und teilweise gesetzeswidrige Vertragsabschlüsse durch Druck und Fehlinformationen, die Nichteinhaltung von völkerrechtlichen Normen sowie einen Kontrollverlust der Dörfer über das Weideland. „Traditionell richten sich die Weiderouten der Maasai nach Wasserverfügbarkeit, variierenden Trockenzeiten, Leckstellen für Mineralien oder dem Zug der Wildtiere. Nun muss sich alles der Idee der Kohlenstoffspeicherung unterordnen“, kritisiert Sigrun Zwanzger vom Welthaus. Die Studie zeigt auch, dass von einer freien und informierten Zustimmung der lokalen Gemeinschaften oft keine Rede sein kann. Die Beteiligung von Gemeindemitgliedern sei begrenzt, oft fehle es an grundlegendem Wissen über Kohlenstoffmärkte, Vertragsbedingungen und deren Auswirkungen. So meinte etwa ein Betroffener zur MISA: „Wir haben gehört, dass in Europa aufgrund der Industrie die Luft sehr schlecht ist. Mit dem Kohlenstoffprojekt verkaufen wir unsere gute Luft an die armen Menschen in Europa, die kaum noch atmen können.“

„Der internationale Wettbewerb um das Einlösen der Klimaversprechen von Großunternehmen treibt sehr fragwürdige Blüten“, kommentiert Anja Appel von der KOO. „Als kirchliche Organisationen setzen wir uns für Klimagerechtigkeit ein, also dass auf ökologische Herausforderungen mit gerechten und sozial ausgewogenen Antworten reagiert wird. Für uns ist daher zwingend notwendig, dass Klimapolitik auf Basis der Menschenrechte gemacht wird. Gerade was die Verantwortung und Berichtspflicht von Unternehmen angeht, muss die Politik jetzt dringend standhaft bleiben. Ein Umfallen wäre für den Klimaschutz fatal.“

Volkswagen in der Kritik

Bisherige Gespräche zwischen Volkswagen und den Anwälten der Maasai über die Berücksichtigung ihrer Rechte und Interessen blieben weitestgehend ergebnislos. Trotz der Darstellung erheblicher Bedenken gab es seitens Volkswagen keine substanziellen Antworten. „Wir fordern einen sofortigen Stopp dieser Projekte und ein fünfjähriges Moratorium“, sagt Sigrun Zwanzger. Ohne strenge rechtliche Garantien, transparente Prozesse und eine echte Zustimmung der Gemeinschaften könnten die Projekte laut der Studie bestehende Landkonflikte verschärfen, zu Spannungen in den Dörfern führen und Klimagerechtigkeit untergraben. „Die Bevölkerung muss angemessen über diese Projekte, die so tief in ihre Lebensbedingungen eingreifen, informiert werden!“, fordert Zwanzger, „das ist derzeit absolut nicht der Fall.“

Link zur Studie

Online-Pressegespräch (Zoom) mit Vertreter:innen der betroffenen Maasai und Mitgliedern der MISA am Donnerstag, 13. März 2025, 15 Uhr
Anmeldung:maasaiinternationalsolidarity@gmail.com (der Zoom-Link wird zugesandt)

Rückfragehinweis:
Mag. Sigrun Zwanzger
Stv. GF, Welthaus Diözese Graz-Seckau
Tel. +43 676 87423012
sigrun.zwanzger@welthaus.at

Reminder: Internationale Konferenz mit Interviewmöglichkeiten: Rohstoffpolitik gerecht gestalten

Expert*innen aus Serbien, Südafrika, Indonesien, Chile, Österreich diskutieren von 29. bis 31.1. in Wien über Rohstoffe, sozial-ökologische Transformation und die Rolle der EU.

Die grüne und digitale Transformation erhöht die Nachfrage nach Rohstoffen. Die EU ist dabei weiterhin stark von Einfuhren aus Drittländern abhängig. Obwohl die EU ihren Rohstoffhandel mit dem Globalen Süden als „für beide Seiten vorteilhaft“ darstellt, ist er in der Realität noch immer mit Vertreibung, Ausbeutung und Umweltzerstörung verbunden. Auch die jüngsten EU-Handelsabkommen drohen, diese Länder in ihrer Rolle als Rohstofflieferanten festzuschreiben.

  • Was sind die Treiber der Rohstoffnachfrage in Österreich und der EU?
  • Wo und unter welchen Bedingungen werden diese Rohstoffe abgebaut und welche sozial-ökologischen Kosten sind damit verbunden?
  • Welche Rolle spielen Handels- und Investitionsabkommen?
  • Wie kann ein sozialer und ökologischer Umbau aussehen, der nicht auf Kosten des globalen Südens geht?

Diese und weitere Fragen diskutieren internationale Expert*innen von 29. bis 31. Jänner in Wien auf der Konferenz: Rohstoffpolitik gerecht gestalten

Eröffnung und Podiumsdiskussion:
29. Jänner, 18:00 Uhr:
ÖFSE, Sensengasse 3, 1090 Wien

„Greening the European Economy at the Expense of the Global South? Insights from Raw Material Exporting Countries“ mit:

  • Kania Guzaimi, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Glen Mpufane, Director of Mining, Diamonds, Gems, Ornament and Jewelry Production, IndustriALL Global Union
  • Johannes Knierzinger, Institut für Internationale Entwicklung, Universität Wien

Moderation: Karin Küblböck (ÖFSE – Austrian Foundation for Development Research)

Die Hauptkonferenz findet am 30. Jänner und 31. Jänner ab 09:00 Uhr im ÖGB-Catamaran (Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien) statt.

Strang 1: Rohstofffresser E-Mobilität und Digitalisierung & Ansätze für eine sozial-gerechte Transformation
Strang 2: Rohstoffabbau und Verarbeitung in Österreich und Europa
Strang 3: Rohstoffpolitik neu denken: Perspektiven im Globalen Süden und der EU

Mehr Info und Anmeldung

Expert*innen für Interviewanfragen:

Nina Djukanović ist Forscherin und Aktivistin für Umweltgerechtigkeit auf dem Balkan. Ihr besonderes Augenmerk gilt dem Widerstand gegen den Lithiumabbau in Serbien und den alternativen Verständnissen des grünen Übergangs über den Bergbau hinaus.

Kania Guzaimi ist Doktorandin an der FAU Erlangen-Nürnberg, spezialisiert auf Wirtschaft und Menschenrechte mit einem Hintergrund in Politikwissenschaft und internationalen Beziehungen. Sie hat Erfahrung in der Arbeit mit Interessenvertretungsorganisationen und internationalen NGOs. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Menschenrechte, den Einfluss von Unternehmen und Umweltpolitik in Indonesien.

Glen Mpufane ist Direktor für Bergbau, Diamanten, Edelsteine, Schmuck und Juwelenproduktion (DGOJP) bei der globalen Gewerkschaft IndustriALL. Als Direktor leitet er das globale Engagement und die Entwicklung und Umsetzung von Strategien im Bergbausektor. Er verfügt über mehr als 40 Jahre globaler Erfahrung in der Bergbauindustrie und war unter anderem in den Minen und bei der National Union of Mineworkers als Gesundheits- und Sicherheitsbeauftragter bzw. Leiter der internationalen Beziehungen tätig.

Ezio Costa Cordella ist ein Umweltanwalt und Aktivist in Chile. Er hat einen Doktortitel in Rechtswissenschaften und ist Professor an der juristischen Fakultät der Universidad de Chile, wo er auch stellvertretender Direktor des Zentrums für Umweltrecht ist. Seit 2012 ist Ezio stellvertretender Direktor der chilenischen Nichtregierungsorganisation FIMA, die sich für den Zugang zu Umweltgerechtigkeit in Chile einsetzt.

Čedanka Andrić ist Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes NEZAVISNOST sowie Mitglied des Sozial- und Wirtschaftsrates der Republik Serbien. Sie ist stellvertretende EGB-Vorsitzende und nimmt auch an den Sitzungen des EWSA sowie des Gemischten Beratenden Ausschusses EU-Serbien (GBA) teil. Sie ist mit allen Themen in allen Sektoren in Serbien vertraut, einschließlich des Bergbaus und der Industrie.

Rückfragen
David Walch Pressesprecher Attac Österreich
presse@attac.at0650 544 00 10

Online: Peace&Justice-Talk #1 – Der Preis des Friedens

Wieso sind Friede, Gerechtigkeit und starke Institutionen so schwierig zu verwirklichen, und welche Rolle spielt Schattenfinanzierung dabei?

Die neue Gesprächsreihe zum SDG 16, Thema der Entwicklungstagung 2025 in Innsbruck, diskutiert Perspektiven von Akteur*innen aus Forschung und Zivilgesellschaft auf je einen zentralen Aspekt der Tagung.

Am Freitag, 31. Jänner 2025, um 15 Uhr live am Instagram-Account der Entwicklungstagung sowie als Aufzeichnung auf unseren Kanälen.

Gäste:

  • Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, früher im Bereich internationaler Friedensmissionen tätig.
  • Martina Neuwirth, Obfrau des Mattersburger Kreises sowie Expertin des VIDC zu Illicit Financial Flows und Steuergerechtigkeit, Mitwirkung im internationalen Steuergerechtigkeits-Netzwerk (Tax Justice Network).

Krieg und Frieden sind aktuell in den Schlagzeilen so präsent wie schon lange nicht mehr, obwohl es kaum je eine Zeit ohne bewaffnete Konflikte gab. Aber klar ist: 2024 sind mehr Länder in Konflikte verwickelt als je zuvor seit 1945. Mittlerweile gibt es ein profundes Verständnis von den Ursachen und Dynamiken militärischer Auseinandersetzung und auch einige Erfahrung mit Deeskalation, peacemaking und post-conflict-peacebuilding. Warum ist davon heute so wenig zu bemerken?

Das 16. der insgesamt 17 internationalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) beschäftigt sich nicht nur mit Frieden, sondern auch mit Gerechtigkeit, und unterstreicht die dafür notwendigen stabilen staatlichen und internationalen Institutionen, partizipativen Entscheidungsprozesse und die Bekämpfung von Korruption, Waffenhandel und illegalen bzw. illegitimen Finanzströmen.

Doch die Formulierungen des SDG 16 wirken, als würden sie im Hinblick auf die aktuellen Konflikte ins Leere greifen: Das Wort Friede kommt nur im Titel vor, in den Unterzielen ist nur mehr von der „Beendigung aller Formen der Gewalt“ die Rede. Angesprochen wird hingegen die Schattenfinanzierung von Konflikten und Gewalt, deren Verhinderung auf sich warten lässt.

Dazu stellen sich viele Fragen:

  • Wie kann Gewalt eingedämmt werden? (Ziel 16.1)
  • Wie können Institutionen auf nationaler wie internationaler Ebene gestärkt werden? (Ziel 16.6)
  • Welche Rolle spielen illegale Finanzströme und wie können sie bekämpft werden? (Ziel 16.4)
  • Welches Gewicht hat die Forderung nach Rechtsstaatlichkeit in der Umsetzung des SDG 16 (Ziel 16.3)?
  • Und wieso kommt das Wort „Demokratie“ eigentlich nirgendwo vor?

Die Formulierung des SDG-Ziel 16 verbindet sehr unterschiedliche Aspekte gelungenen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Ist dieses Ziel als „Lösung eh aller Probleme“ mit Erwartungen überfrachtet? Oder steckt hier politisches Kalkül dahinter? Welchen Preis – sozial und finanzpolitisch – haben Friede und Gerechtigkeit und zu welchem Preis werden sie verhindert?

Diese Fragen erörtert Gerald Faschingeder (Koordinator der Entwicklungstagung) in einem Online-Livetalk mit Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globalen Verantwortung, und Martina Neuwirth, ehrenamtliche Obfrau des Mattersburger Kreis für Entwicklungspolitik und tätig beim Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC).

Die AG Globale Verantwortung ist der Dachverband von 36 österreichischen Nichtregierungsorganisationen, die in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Humanitäre Hilfe, entwicklungspolitische Inlandsarbeit und Bildung sowie nachhaltige Entwicklung tätig sind.

Der Mattersburger Kreis ist der Dachverband für entwicklungspolitische Forschung und Lehre an den österreichischen Hochschulen.

Recherchematerial: SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen

Infos, Bezug zu den Sustainable Develoment Goals der Vereinten Nationen, menschenrechtliche Aspekte und Kontakte, sowie Veranstaltungshinweise zum Thema.

800 Frauen sterben weltweit täglich bei einer Geburt. Fast jeder dieser Todesfälle wäre vermeidbar. Die Sterbefälle von Müttern sind, laut dem Weltbevölkerungsbericht 2024, im Zeitraum 2016 bis 2020 praktisch nicht zurückgegangen. Der Bericht wird vom Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen erstellt und macht deutlich, dass Müttersterblichkeit auch in einkommensstarken Ländern ein Problem ist.

Seit die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1946 gegründet wurde, ist ihr Ziel: „Gesundheit für alle“. Mit dem UN-Sozialpakt 1966 ist das Menschenrecht auf den „höchsten erreichbaren Stand an körperlicher und geistiger Gesundheit“ Teil des Internationalen Rechts geworden. Doch bis heute sind diese eindeutig definierten Rechte nicht für alle Menschen verwirklicht.

Das dritte Ziel der Agenda 2030 lautet daher: „Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.“ Das erste Unterziel ist die Reduzierung der Müttersterblichkeit. Neben Senkung der Kindersterblichkeit und Verwirklichung sexueller und reproduktiver Gesundheit konnten sich die UN-Mitgliedsstaaten in der Agenda auch auf die Beendigung von Epidemien wie HIV und eine allgemeine Gesundheitsversorgung einigen. Derzeit ist die Welt jedoch weit davon entfernt, die gesundheitsbezogenen nachhaltigen Entwicklungsziele bis 2030 zu erreichen.

Vollständiger Text der Agenda 2030

Ziel 3 mit seinen Unterzielen

Good to know – Infografiken und Infos auf einen Blick

Auf der Website Our World in Data sind Daten und Visualisierungen zu Gesundheit verfügbar, wie etwa Daten zur Lebenserwartung. Und es gibt Good News: Die weltweite Lebenserwartung hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten weltweit verdoppelt. Der Gesundheitsbereich zeigt im Vergleich der Lebenserwartung jedoch deutlich globale Ungleichheiten.

Mit den Triple Billion Targets hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) drei Ziele bis 2023 definiert, die jeweils eine Milliarde Menschen betreffen und die globale Gesundheit verbessern sollten. Die Targets zielen ebenfalls auf die Umsetzung der SDGs.

Die Statistik Austria Broschüre zum Monitoring der Agenda 2030 liefert Kernaussagen für Österreich im Zeitraum 2010 – 2022. Hier die Infografiken zu den 17 Ziele. So stiegen etwa alkoholbedingte Todesursachen in Österreich um +7% an. Auch die Reduzierung von Alkohol und Tabak wird in den Unterzielen des SDG 3 thematisiert.

Aspekte & Fragestellungen rund um SDG 3

Gesundheit und Gerechtigkeit

  • Vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) umfassen Ebola, Vogelgrippe, Bilharziose, Schlafkrankheit, Lepra, Tollwut, aber auch Schlangenbissvergiftungen. Die Krankheiten führen nicht immer zum Tod, sondern auch zu Behinderung, Arbeitsunfähigkeit und Ausgrenzung. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO)  sind über eine Milliarde Menschen von NTDs betroffen.
  • Mental Health gewinnt global an Bedeutung. Ein Unterziel von SDG 3 sieht vor, psychische Gesundheit und Wohlergehen zu fördern. 2022 war laut WHO die Suizidrate in Afrika höher als der globale Durchschnitt. Hier der World Mental Health Report (2022).
  • Wer kann sich einen gesunden Lebensstil leisten? Wer kann sich medizinische Versorgung leisten?
    • Einkommen, Bildung und Geschlecht haben auch in Österreich einen deutlichen Einfluss auf die Lebenserwartung. Laut Sozialministerium haben Männer und Frauen mit Pflichtschulabschluss eine Lebenserwartung von 76,7 bzw. 82,7 Jahren, Personen mit Matura oder höherem Bildungsabschluss eine von 83,2 bzw. 86,4 Jahren.

Gesundheit und Umwelt

  • Mpox, Ebola, Dengue und West-Nil-Fieber sind Zoonosen. Krankheiten, die von Tieren auf Menschen überspringen, nehmen weiter zu. Wie können Menschen besser mit Zoonosen umgehen? One Health ist ein integrativer Ansatz, der darauf abzielt, die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen ins Gleichgewicht zu bringen.
  • Wie wirkt sich die Klimakrise auf die Gesundheit aus? Zunahme an Hitzetagen, durch Stechmücken oder Zecken übertragene Infektionskrankheiten und Allergien.
  • Wie wirkt sich Feinstaubbelastung auf Gesundheit und Lebenserwartung aus?
  • Antibiotikaresistenzen stellen eine der größten Gesundheitsbedrohungen weltweit dar.

Gesundheit und Digitalisierung

  • Potentiale und Gefahren von Digital Health: Digitale Gesundheitsplattformen, Schutz von Gesundheitsdaten, Zugänglichkeit von Technologien (Stichwort Digitale Ungleichheit)

Weiterführende Infos

Der Weltbevölkerungsbericht (2024) der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung ist eine deutsche Kurzversion des vom Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) herausgegebenen State of World Population Report. Der Bericht gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der sexuellen und reproduktiven Rechte und Gesundheit der Menschen weltweit.

Der Oxfam Bericht “Carbon Inequality Kills” (2024) macht deutlich, wie ungerecht die Klimakrise ist. Die 50 reichsten Menschen der Welt stoßen innerhalb von 90 Minuten mehr CO2 aus als eine durchschnittliche Person in ihrem ganzen Leben. Während die Reichen gut gegen die negativen Folgen der Klimakrise geschützt sind, trägt die einkommensschwache Hälfte der Weltbevölkerung die Konsequenzen.

Der The Lancet Bericht “The 2024 report of the Lancet Countdown on health and climate change: facing record-breaking threats from delayed action” (2024) stellt fest, dass der rasche Klimawandel für die Bevölkerung in allen Ländern der Welt eine Bedrohung darstellt. Von den 15 Indikatoren, die klimawandelbedingte Gesundheitsgefahren, Belastungen und Auswirkungen messen, erreichten 10 besorgniserregende neue Rekordwerte.

Ö1-Radiobeitrag über das Recht auf medizinische Versorgung und kulturelle Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit. Die Medizinanthropologin Doris Burtscher war für Ärzte ohne Grenzen in Indien, Kirgisistan, Sierra Leone, dem Irak und im Südsudan im Einsatz.

Expert:innen aus der Wissenschaft

Hans-Peter Hutter ist Umweltmediziner und beschäftigt sich in seiner Forschung mit gesundheitlichen Auswirkungen von Umwelteinflüssen rund um die Themenfelder Klimawandel, Luftverunreinigungen, elektromagnetische Felder (Mobilfunk), Green Spaces sowie Lärm und Auswirkungen von Umweltchemikalien, wie z.B. Pestizide auf die Gesundheit. 

Alena Buyx ist Professorin für Ethik in der Medizin und Gesundheitstechnologien und Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Technischen Universität München. 

Janina Kehr ist Professorin für Medizinanthropologie und Global Health am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien sowie Co-Leiterin des neuen Forschungsverbundes „Gesundheit in Gesellschaft“ an der Universität Wien. 

Dr. Robert Böhm ist Professor für Sozialpsychologie und befasst sich in seiner Forschung mit Prosozialem Verhalten zur Überwindung globaler Herausforderungen, insbesondere Infektionskrankheiten und Klimakrise. 

Martin McKee forscht an der London School of Hygiene and Tropical Medicine zur Gesundheitspolitik. Er geht davon aus, dass die zweite Trump-Präsidentschaft für die globale Gesundheit disruptiv sein wird. So leitete Trump in seiner ersten Amtszeit mitten in der Pandemie den Austritt der USA aus der WHO ein. Biden stoppt den Austritt. Hier ein Kommentar: Trump 2.0: what implications for global health? | The BMJ

Organisationen

Medico International ist eine Organisation, die sich global dafür einsetzt, das Ziel Menschenrecht auf Gesundheit zu erreichen. Die medico-Partnerorganisationen helfen in Palästina, Israel, Libanon und Syrien. Pressereferent ist Timo Dorsch. 

Ärzte ohne Grenzen hilft überparteilich in über 70 Ländern weltweit. Beispielsweise ist die Organisation seit Jahren im Nordwesten und Nordosten Syriens tätig und leistet dort medizinische Nothilfe. Sie sind aktuell in Kontakt mit den neuen Akteuren in Damaskus und evaluieren, wo sie Hilfe leisten können. Pressereferent ist Werner Reiter.

UNICEF unterstützt Kinder und Mütter weltweit mit Gesundheits- und Ernährungsprogrammen. Für 2025 benötigt die UN-Organisation 9,9 Mrd. US-Dollar, um Kinder in Konflikt- und Krisengebieten in einer zunehmend instabilen Welt zu unterstützen.

Bücher zum Thema Gesundheit und Gesellschaft

Ökonomie der Fürsorge. Warum wir Wohlstand, Gesundheit und Arbeit neu denken müssen. (2025) Der Ökonom Tim Jackson formuliert in dieser Neuerscheinung eine inspirierende Vision für eine Wirtschaft der Fürsorge, des Handwerks und der Kreativität. Ein Pfeiler seiner Vision lautet, dass es beim menschlichen Wohlstand in erster Linie um Gesundheit geht, nicht um Reichtum.

Regenerativ. Aufbruch in ein neues ökologisches Zeitalter (2024) Der Mediziner und Biologe Martin Grassberger zeigt, wie ein fundamentaler Wertewandel menschliche Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft regenerieren kann, damit diese langfristig gedeihen können. 

Termine zu Veranstaltungen mit Fokus Gesundheit 2025

13. Jänner 2025: Universität Wien Podiumsdiskussion mit Alena Buyx um 18 Uhr im Großen Festsaal.  Die Semesterfrage hat sich dem Thema gewidmet: „Wie gerecht ist Gesundheit?“

30. Jänner 2025: Welttag der vernachlässigten Tropenkrankheiten

13. und 14. März 2025: Health Days in der Wirtschaftskammer Österreich. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Expert:innen wird das Thema „One Health“ beleuchtet.

17. bis 19. September 2025: Planetary Health Konferenz der Hochschule Burgenland. Die Konferenz widmet sich den Herausforderungen und Chancen, die der Klimawandel und die damit einhergehenden ökosozialen Veränderungen für die Gesundheitsförderung mit sich bringen.

Veranstaltungshinweis zum Tag der Menschenrechte: PRESSEFREIHEITS- MENSCHENRECHTS- KUNSTPROJEKT

Anlass für die Veranstaltungen am 9. Und 10. Dezember ist die alarmierende Einschränkung der Pressefreiheit und die Gefährdung von Journalistinnen und Journalisten in vielen Teilen der Welt, zunehmend auch in Europa. 

Demokratien müssen aktiver gegen diese Entwicklung vorgehen und das Bewusstsein aller dafür schärfen, dass Pressefreiheit ein unverzichtbares Gut für jede demokratische Gesellschaft ist. 
Das Projekt „Freiheit für Dawit! Pressefreiheit!“ greift diese Thematik beispielhaft anhand des Schicksals des schwedisch-eritreischen Journalisten und Schriftstellers Dawit Isaak, eines weltweit ikonischen Gefangenen der Presse-Unfreiheit, auf.

Dawit Isaak ist seit 23 Jahren ohne Gerichtsverfahren und Kontakt zur Außenwelt in Eritrea inhaftiert, vermutlich in einem Container. Ein Opfer der massivsten Presseunfreiheit in einem Land, in dem Menschenrechtsverbrechen an der Tagesordnung sind.

Eine Veranstaltungserie von Wolfgang Martin Roth, in Kooperation mit dem PEN Eritrea, dem Österreichischen PEN-Club, der Theodor Kramer Gesellschaft und Vienna Master of Arts in Applied Human Rights, Universität für Angewandte Kunst. Bürgermeister Dr. Michael Ludwig hat den Ehrenschutz für das Projekt übernommen.

Kunstinstallation am Platz der Menschenrechte
„Dawit Isaak. Eine Stimme aus dem Gefängnis.“
Tagesprogramm
Montag, 9. Dezember 2024, 10.00 – 18.00 Uhr und
Dienstag, 10. Dezember 2024, 10.00 – 16.00 Uhr
Platz der Menschenrechte, Mariahilferstraße 1, 1070 Wien

Ein 20 Fuß Schiffs-Container steht am Platz der Menschenrechte als Symbol für Dawit Isaaks Gefangenschaft. Aus dem Inneren erklingt Dawits Monolog.
Parallel dazu wird am Anfang und Ende des Platzes aus Schriften Dawit Isaacs gelesen. Darüber hinaus werden Menschen, die gerade den Platz frequentieren, angesprochen und eingeladen innezuhalten, die Installation auf sich wirken zu lassen, zuzuhören und sich aktiv zu beteiligen, indem sie auch lesen.
Interaktive Veranstaltung. Keine Anmeldung nötig.

Abendprogramm
Montag, 9. Dezember 2024, 19.00 – 21.00 Uhr
Öffentliche Literaturveranstaltung

„Lyrik aus dem eritreischen Exil und Vortrag/ Reflexionen zur aktuellen Entwicklung der Pressefreiheit und Situation von JournalistInnen.“
Republikanischer Klub, Fischerstiege 1-7, 1010 Wien

Dienstag, 10. Dezember 2024, 19.30 – 21.00 Uhr
Theater Uraufführung

„Dawit oder Jedes Jahrhundert hat seine Fratze“
Schauspielhaus, Porzellangasse 19, 1090 Wien
https://www.schauspielhaus.at/dawit

Mehr Info
https://www.wolfgangmartinroth.at/dawit

Online-Gesprächscafé: „Um alles in der Welt“

Zur Zukunft und zu Perspektiven der nordsüd-politischen Medienarbeit.

Kritische Medien sind ungemütlich, blicken auf unterbelichtete Themen und bilden Diskursräume, in denen wichtige Debatten geführt werden. Allerdings sind Berichte mit Blick auf die Süd-Nord-Zusammenhänge medial immer weniger präsent. Was wäre eine Welt ohne Weltreporter*innen, ohne kritische Auslandsberichte, ohne Reportagen und Analysen aus dem Pluriversum? Ohne die Stimmen aus den Ländern des Globalen Südens?

Wann: Dienstag, den 17. Dezember 2024 von 18 bis 20 Uhr
Wo: Online – Einladungslink

Es diskutieren, was die südnordpolitische Publizistik, die seit Jahren um ihre Existenz kämpft, dem Trend des Ausblendens entgegenhalten kann.:

  • Leonie March, Journalistin und Vorstand von weltreporter.de              
  • Christian Jakob, Journalist (taz, Panter Stiftung)
  • Julia Vernersson Medienwissenschaftlerin, hostwriter.de und unbiasthenews.org
  • Moderation: Martina Backes, iz3w – Zeitschrift zwischen Nord und Süd          

Veranstalter*innen sind: afrika süd – zeitschrift zum südlichen afrika (Bonn) | issa – informationsstelle südliches afrika (Bonn) | iz3w – Zeitschrift zwischen Nord und Süd (Freiburg i.Br.) | welt-sichten (Frankfurt) | Zimbabwe im Fokus (ZiF) / Zimbabwe Netzwerk

In Kooperation mit: Deutsch-Afrikanisches Zentrum e.V. | Eine Welt Netzwerk NRW | E+Z – Entwicklung und Zusammenarbeit | ila – Informationsstelle Lateinamerika (Köln) | Informationsstelle Peru (Freiburg) | WÖK – Werkstatt Ökonomie e.V. & Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika KASA (Heidelberg) | ISJE-Informationsstelle für Journalismus und Entwicklungspolitik (Wien) | KoBra – Kooperation Brasilien e.V. (Freiburg) | Lateinamerika Nachrichten | südlink – das Nord-Süd-Magazin von INKOTA | südostasien – das Online-Magazin von Stiftung Asienhaus und philippinenbüro e.V (Köln) | Südwind-Magazin (Wien)

Aviso: Online-Pressegespräch von NeSoVe zu Nachhaltigkeit in Zeiten von Black Friday

Wie können Konsument:innen in Zeiten von Black Friday-Rabattschlachten nachhaltige Kaufentscheidungen treffen?Das Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe) lädt gemeinsam mit Südwind und INKOTA zum Online-Pressegespräch am Di., 26.November.

Der Weihnachtseinkauf zwischen steigenden Preisen, leeren Greenwashing-Versprechen und komplexen Lieferketten wird für Menschen, die bewusst feiern wollen, immer schwieriger. Das Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe) beleuchtet im Pressegespräch mit Vertreter:innen der österreichischen Menschenrechtsorganisation Südwind sowie der deutschen NGO INKOTA Orientierungshilfen und Lösungsansätze und diskutiert, warum Konsument:innen die Welt nicht alleine retten können. Anne Neumann vom INKOTA-netzwerk präsentiert dazu eine Analyse samt Erkenntnissen aus zwei Jahren Lieferkettengesetz in Deutschland.

Wann? 26.11.2024, 10:00 Uhr
Wo? Online -per Zoom: Meeting-ID: 835 2724 0022, Kenncode: 416247

Ihre Gesprächspartner:innen
René Schuster (Südwind)
Anne Neumann (INKOTA-netzwerk)
Bettina Rosenberger (Netzwerk Soziale Verantwortung)

Um Anmeldung unter bettina.rosenberger@nesove.at wird gebeten!

PA: Culture of Solidarity: Festival La Gacilly-Baden Photo beim 34. Monat der Fotografie in Bratislava. 

Fotografische Glanzlichter des Festival La Gacilly-Baden Photo standen am Dienstag, den 5. November 2024 bei Vernissagen im Rahmen des Monats der Fotografie in Bratislava im Mittelpunkt.

34. Monat der Fotografie 
Bratislava 
1. – 30. November 2024

https://mesiacfotografie.eu/

„Die Menschheit hat die Tore zur Hölle geöffnet“, warnte Generalsekretär António Guterres in einer leidenschaftlichen Rede am Rande der UN-Generalversammlung im September 2023. „Unsere Sorge ist groß, dass alle Klimamaßnahmen vom Ausmaß der Herausforderung in den Schatten gestellt werden.“

Genauso wie das Festival La Gacilly-Baden Photo, das vom 13. Juni bis zum 13. Oktober 2024 in Baden bei Wien als das größte Fotofestival Europas stattfand, dieser Thematik unter dem Motto WELT.NATUR.ERBE Rechnung trug, hat der Monat der Fotografie in Bratislava die Bewahrung unseres Natur-Erbes in seinen Ausstellungen thematisiert.

„Wir müssen ständig über das Naturerbe der Welt sprechen, vielleicht sogar mehr als über das kulturelle Erbe. Ohne die Bewahrung des Naturerbes kann das kulturelle Erbe nicht existieren. Deshalb haben wir als zentrales Thema des 34. Monats der Fotografie den Schutz der biologischen Vielfalt und die Sensibilisierung für die Folgen des Klimawandel gewählt. Wir haben dieses Programm nicht nur konzipiert und die Künstler ausgewählt, um die apokalyptischen Folgen des Anthropozäns aufzuzeigen, sondern auch um das Umwelt-Bewusstsein der Betrachter zu schärfen und sie über die Wunder der Natur in Staunen zu versetzen“, so der Festivaldirektor des Monats der Fotografie Václav Macek.

Unter dem Titel „Culture of Solidarity“ kooperiert das Festival in Baden seit seinem Anbeginn vor sieben Jahren mit dem Monat der Fotogafie, indem Glanzlichter des Festivals in Baden in Bratislava gezeigt werden, so Lois Lammerhuber, Direktor Festival La Gacilly-Baden Photo.

Heuer sind das Martin Parr, einer der prägendsten Fotografen unserer Zeit, mit einer großen Retrospektive seines Werkes; einer der bedeutendsten österreichischen Fotografen der Zwischenkriegszeit Rudolf Koppitz, dessen Stil und Innovationskraft internationalen Einfluss auf die Fotografie der nachfolgenden Generationen hatte; die amerikanische Fotografin Beth Moon mit ihren gigantische, „unsterblichen“ Bäumen; der brasilianische Fotograf Cássio Vasconcellos, der mit seinen Collagen aus Tausenden von Flug-Bildern von Mülldeponien in São Paulo und Flugzeugfriedhöfen in den USA über unsere Art des Konsums zum Nachdenken anregen will; Bilder aus dem Orbit, aufbereitet von Gerald Mansberger und Markus Eisl, die den Fußabdruck des Menschen auf der Erde eindrücklich aufzeigen; sowie die Wanderausstellung Code of the Universe – eine Ausstellung in Kooperation mit dem CERN, dem weltweit größten Labor für Teilchenphysik in Genf, die Outdoor gezeigt wird. 

34. Monat der Fotografie 
Bratislava 
1. – 30. November 2024

https://mesiacfotografie.eu/