Archiv der Kategorie: SDGs

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Infos zum SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ Mahatma Gandhi

Fragestellungen, Institutionen, Expert:innen, Veranstaltungen und Publikationen zum Thema.

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Am 24. Oktober wurden die Vereinten Nationen gegründet. 80 Jahre, in denen internationale Organisationen aufgebaut werden konnten. 2015 einigte sich die Weltgemeinschaft auf die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung. 2025 hat das Ziel 16 Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen nicht an Wichtigkeit verloren. Bertolt Brecht schrieb 1951: „Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.“ Heribert Prantl bezog sich 2024 darauf und schrieb: “Europa erginge es in einem dritten Weltkrieg so wie Karthago, schlimmer noch. Die apokalyptischen Reiter sind nämlich heute atomar bewaffnet.“ Die globale Aufrüstung wird die Klimakrise, die Ungleichheit und das Artensterben nicht stoppen. Gelder für Bildung, Wissenschaft und Entwicklungszusammenarbeit wurden in den USA gekürzt oder gestrichen. Jozef Síkela, EU-Kommissar für Internationale Partnerschaften, warnte in einem Weltnachrichten-Interview im Februar davor, Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit zu kürzen: „Eine gut strukturierte Entwicklungspolitik, die die lokale Wirtschaft, Infrastruktur und Regierungsführung stärkt, ist eine der wirksamsten Maßnahmen, um die Ursachen für Migration anzugehen.“

Ziel 16: „Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen“ (UN 2015)

Was soll erreicht werden?

  1. Alle Formen der Gewalt und die gewaltbedingte Sterblichkeit überall deutlich verringern.
  2. Missbrauch und Ausbeutung von Kindern, den Kinderhandel, Folter und alle Formen von Gewalt gegen Kinder beenden.
  3. Die Rechtsstaatlichkeit auf nationaler und internationaler Ebene fördern und den gleichberechtigten Zugang aller zur Justiz gewährleisten.
  4. Bis 2030 illegale Finanz- und Waffenströme deutlich verringern, die Wiedererlangung und Rückgabe gestohlener Vermögenswerte verstärken und alle Formen der organisierten Kriminalität bekämpfen.
  5. Korruption und Bestechung in allen ihren Formen erheblich reduzieren.
  6. Leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und transparente Institutionen auf allen Ebenen aufbauen.
  7. Dafür sorgen, dass die Entscheidungsfindung auf allen Ebenen bedarfsorientiert, inklusiv, partizipatorisch und repräsentativ ist.
  8. Die Teilhabe der Entwicklungsländer an den globalen Lenkungsinstitutionen erweitern und verstärken.
  9. Bis 2030 insbesondere durch die Registrierung der Geburten dafür sorgen, dass alle Menschen eine rechtliche Identität haben.
  10. Den öffentlichen Zugang zu Informationen gewährleisten und die Grundfreiheiten schützen, im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften und völkerrechtlichen Übereinkünften.

Zum vollständigen Resolutionstext der Generalversammlung 2015 zu SDGs auf Deutsch.
Das Ziel 16 auf SDGwatch Austria und Infos zur Umsetzung der SDGs in Österreich: www.sdgwatch.at

Themen und Fragestellungen

  • Was bedeuten die Kriege in der Ukraine und in Gaza für das Entwicklungsziel Frieden?
  • Welche Folgen hat das globale Aufrüsten?
  • Wie steht es um die internationalen Friedensbewegungen?
  • Die Rolle Österreichs als neutrales Land: Wie kann Österreich sich einbringen?
  • Welche Folgen hat die derzeitige Entwicklung auf den Globalen Süden?
  • Wie ist es um den Frieden und die Demokratie im Globalen Süden bestellt?
  • Demokratie-Entwicklung: Autoritarismus am Vormarsch: Welche Gefahren zeigen sich aktuell in Bezug auf SDG 16?
  • Der Punkt der Gerechtigkeit und Förderung einer inklusiven Gesellschaft ist in Österreich mit zahlreichen Diskussionen rund um Integrationsfragen und Abschiebungen verknüpft und allgegenwärtig. 

Institutionen und Organisationen

Austrian Center for Peace Die Friedensburg Schlaining ist Standort des 1982 gegründeten Austrian Center for Peace (ACP) und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als internationales Kompetenzzentrum für Friedens-Forschung, -Bildung und -Praxis etabliert. In Kooperation mit der PH Burgenland bietet das ACP das neue Masterstudium „Friedens- und Life-Skills-Pädagogik“ an, das im Februar 2025 begonnen hat. 

Austrian Development Agency Die Austrian Development Agency (ADA) ist die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Die ADA setzt jährlich rund 650 Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um, um die Lebensbedingungen in Entwicklungsländern zu verbessern. Das Budget der ADA stellt das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA) zur Verfügung.  Übersicht über die Projekte der ADA.

Aktionsbündnis für Frieden, aktive Neutralität und Gewaltfreiheit 2019 gründete sich das Aktionsbündnis für Frieden, aktive Neutralität und Gewaltfreiheit (kurz: AbFaNG), in dem sich über 40 Organisationen zusammengefunden haben, um die Friedensarbeit zu fördern. AbFaNG ist Mitglied der SDG Watch Austria und koordiniert die Themeninitiative Frieden für das SDG16. Die Themeninitiative Frieden setzt sich mit der Querschnittsmaterie „Frieden und zukunftsfähige Entwicklung“ auseinander.

Dachverband Globale Verantwortung Der Dachverband vertritt national und international die Interessen von 38 österreichischen Nichtregierungsorganisationen, die in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, entwicklungspolitische Inlandsarbeit, Humanitäre Hilfe sowie nachhaltige globale wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung tätig sind.

 ICAN Austria ICAN Austria ist der österreichische Zweig der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) und damit Mitglied eines globalen Zusammenschlusses von über 600 Partner-Organisationen. Für den Beitrag zur Realisierung des internationalen Atomwaffenverbotsvertrag erhielt ICAN 2017 den Friedensnobelpreis.

Internationaler Versöhnungsbund – IFOR Austria Als Teil der Internationalen Friedensbewegung arbeitet der österreichische Versöhnungsbund aktiv gewaltfrei für einen gerechten und nachhaltigen Frieden.

Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung Die ÖFSE ist eine österreichische Forschungs- und Informationseinrichtung zu Fragen des Globalen Südens, der Entwicklungszusammenarbeit und der Entwicklungspolitik. Die ÖFSE wurde 1967 gegründet und steht allen entwicklungspolitisch interessierten Personen, öffentlichen und privaten Einrichtungen zur Verfügung.

Reporter ohne Grenzen Die regierungsunabhängige Menschenrechtsorganisation mit Beobachterstatus bei Europarat und UNESCO und den Vereinten Nationen und setzt sich für Presse- und Meinungsfreiheit ein. Die Rangliste der Pressefreiheit zeigt, wo Journalismus unter Druck ist.

Servicestelle Friedensbildung Baden-Württemberg Die Servicestelle ist Beratungs-, Vernetzungs- und Kontaktstelle für alle Schulen des Landes sowie alle staatlichen, halb- und nicht-staatlichen Akteur:innen aus dem Bereich der Friedensbildung. Die Website bietet aktuelle Länderporträts und Analysen aus friedenspädagogischer Sicht, wie zu Konflikten in Syrien oder Ukraine.
                                                     
Stockholm International Peace Research Institute Das SIPRI ist eine zentrale Einrichtung und Anlaufstelle zur wissenschaftlichen Arbeit an Fragen von Konflikten und Kooperationen im Kontext globaler Entwicklungen bei Frieden und Sicherheit.                                                                                                                      

Universität Graz Im März 2025 startete der zweite Jahrgang im Master-Modul „Peacebuilding“. Das Programm steht den Studierenden aller Fachrichtungen offen. Modul-Leiter ist der Friedensforscher Maximilian Lakitsch. 

Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation Die drei Abteilungen des VIDC – Global Dialogue, kulturen in bewegung und fairplay – haben sich der Förderung einer kritischen Öffentlichkeit verschrieben. Ein mit internationalen Partner:innen geführter Austausch will kritische Diskurse fördern, Kulturkooperationen initiieren und Diversität im Sport unterstützen.

Expert:innen                                                                                                                  

Rina Alluri ist Friedensforscherin und wurde am 26. Januar 2025 als neue UNESCO-Lehrstuhlinhaberin für Friedensforschung (UNESCO Chair for Peace Studies) in Innsbruck eingeführt. Sie ist außerdem Co-Leiterin des Masterstudiums „Peace and Conflict Studies“ an der Universität Innsbruck.

Claudia Brunner ist Sozialwissenschaftlerin. Sie lehrt und forscht am Zentrum für Friedensforschung und Friedensbildung, Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, an der Universität Klagenfurt zu Zusammenhängen von Wissen(schaft) und Gewalt(freiheit).

Adham Hamed ist Diplomat, Friedens- und Konfliktforscher sowie Universitätsdozent. Derzeit ist er Forschungsleiter am Austrian Centre for Peace in Schlaining und Lehrbeauftragter für Internationale Beziehungen am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien.                                                                          

Maximilian Lakitsch ist Senior Scientist am Fachbereich Global Governance des Instituts für Rechtswissenschaftliche Grundlagen an der Universität Graz. Er forscht und lehrt im Bereich Friedensforschung und Internationale Beziehungen. Dabei beschäftigt er sich mit kritischen Perspektiven zu internationalen Friedensinterventionen sowie dem Mitdenken von Umwelt- und Klimaaspekten in der Friedenspraxis.

Josef Mühlbauer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter für Empowerment for Peace und verbindet Forschung mit gesellschaftlichem Engagement. Auf seinem YouTube-Kanal, der über 4.000 Abonnentinnen aufweist, beleuchtet er gesellschaftspolitische Herausforderungen.

Hanna Pfeifer ist Leiterin des Forschungsbereichs Gesellschaftlicher Frieden und Innere Sicherheit am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg. Sie erforscht innerstaatliche und internationale Dynamiken von Ordnung und Gewalt. Ihre Kernexpertise ist die Ordnungsbildung islamistischer und jihadistischer Akteure in Westasien und Nordafrika.                                                                                                                            

Thomas Roithner ist Friedensforscher und Privatdozent für Politikwissenschaft an der Universität Wien, Mitarbeiter im Internationalen Versöhnungsbund – Österreichischer Zweig mit dem Zuständigkeitsbereich: Ziviler Friedensdienst und aktive Friedenspolitik.

Termine

Am 28. März 2025, 14:00-19:00 „Linzer Friedensgespräche 2025: Besser statt mehr” Unendliches Wachstum stößt unweigerlich an die Grenzen knapper Ressourcen. Das Wachstumsparadigma führt dabei nicht selten zu Konflikten und Spannungen, sowohl auf persönlicher als auch auf globaler Ebene. Workshops und Podiumsdiskussion über neue Unternehmenskulturen und wachstumsneutrale Wohlfahrtssysteme. Wo: Wissensturm Linz

Am 3. April 2025, 10:00-18:30 „Gewalt, Erinnerung und Versöhnung: Wahrheit als Konfliktfeld zwischen Wissenschaft und Demokratie“ Tagung der drei Ludwig Boltzmann Institute für Grund- und Menschenrechte, Kriegsfolgenforschung und Digital History mit Unterstützung des Instituts für Staats- und Verwaltungsrecht der Uni Wien. Wo: Juridicum der Universität Wien, Schottenbastei 10-16

Von 23.-25. April 2025, „Friedensarbeit in Zeiten der KlimakriseKonferenz des Netzwerks für Friedensforschung und Konfliktbearbeitung in Österreich (NEFKÖ). Die zunehmende Erderwärmung führt zu einer Destabilisierung der Biosphäre und einer signifikanten Zunahme von extremen Wetterphänomenen. Diese haben massive Auswirkungen auf den menschlichen Alltag und die Thematik des Friedens. Die Konferenz richtet sich an alle, die sich für theoretische, praktische oder aktivistische Fragestellungen rund um die Thematik Klima und Frieden interessieren. Wo: Afro-Asiatisches Institut Graz, Theater im Bahnhof in Graz

Von 30. Juni – 3. Juli 2025, „Austrian Forum for Peace: Peace in Crisis. Challenges and Opportunities for a World in Transition“ Der Frieden befindet sich nicht nur in einer Krise – er steht an einem Wendepunkt. Mit einer Rekordzahl an gewaltsamen Konflikten, der Klimakrise, dem Niedergang der liberalen Demokratie und dem schrumpfenden Handlungsspielraum für die Zivilgesellschaft wächst die Instabilität. Wo: Burg Schlaining

21. September ist alljährlich der internationale Friedenstag der UN

Am 21.-23. November 2025, “Entwicklungstagung. Peace, Justice and Strong Institutions” Die Entwicklungstagung bietet als österreichweit größte Veranstaltung zu Entwicklungspolitik Raum für Debatte und Reflexion zu aktuellen Herausforderungen: Hier findet man Wissenschaft, Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, Reflexion zu brennenden Fragen der Entwicklungspolitik, Vernetzung von Politikfeldern und politische Bildung im weiteren Sinn. Wo: Universität Innsbruck

Publikationen                                                                                                

Friedensgutachten 2024 – Das Friedensgutachten 2024. Welt ohne Kompass von vier deutschen Friedensforschungsinstituten (BICC/IFSH/INEF/PRIF) empfiehlt erste Schritte, um Gewaltspiralen zu durchbrechen und Konfliktursachen zu bearbeiten. Mit seinen konkreten Handlungsempfehlungen für die Politik ist das Friedensgutachten ein zentrales Medium für den Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik.

SIPRI Yearbook 2024 – Das SIPRI Yearbook 2024 bietet einen Überblick über Entwicklungen in der internationalen Sicherheit, bei Waffen und Technologien, den Militärausgaben, der Rüstungsproduktion und dem Waffenhandel sowie über bewaffnete Konflikte und Konfliktmanagement. Zudem werden Bemühungen zur Kontrolle konventioneller, nuklearer, chemischer und biologischer Waffen behandelt.

World Happiness Report 2025 – Am 20. März 2025 wird der neue Bericht veröffentlicht. Der World Happiness Report 2024 macht deutlich, dass Vertrauen in Institutionen und Frieden wichtig sind für Zufriedenheit weltweit und zeigt globale Trends und Herausforderungen auf.

Anna Melach (2025) “… wie aber führt man Frieden? Menschen, die die Welt verändern.” Lebensgeschichten von 19 inspirierenden Persönlichkeiten aus verschiedenen Teilen der Welt zeigen, wie wichtig es ist, für eine friedlichere Welt einzutreten. Mit dabei sind Freiheitskämpfer Martin Luther King, die philippinische Journalistin Maria Ressa, die pakistanische Frauenrechtlerin Malala Yousafzai und Papst Franziskus. 

Kristina Lunz (2024) “Empathie und Widerstand. Wie wir unsere Haltung finden, Menschlichkeit zeigen und Wandel gestalten” Die Mitbegründerin des Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP) ist überzeugt: Empathie und Widerstand sind hilfreiche Hebel, um die eigene Haltung zu finden, Menschlichkeit zu zeigen und Wandel zu gestalten. 

Heribert Prantl (2024): “Den Frieden gewinnen: Die Gewalt verlernen Der Jurist und Journalist begründet, warum wir eine neue Friedensbewegung, eine neue Entspannungspolitik und keinen dritten Weltkrieg brauchen.

Moshe Zimmermann (2024): “Niemals Frieden? Israel am Scheideweg.“ Zimmermann, geboren 1943 in Jerusalem, ist Professor emeritus für moderne Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er benennt die Schuldigen und zieht daraus die Schlüsse für einen Lösungsweg. 

Stellungnahme: Syrien und Ukraine: Humanitäre Hilfe als unverzichtbare Grundlage

AG Globale Verantwortung begrüßt die Angekündigung der österreichischen Außenministerin, humanitäre Mittel für Syrien und die Nachbarländer bereitzustellen:

Die neue österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger hat im Vorfeld des heutigen EU-Unterstützer*innengipfels angekündigt, 19,3 Millionen Euro für Humanitäre Hilfe in Syrien und in den Nachbarländern bereitzustellen. Damit zeigt die Ministerin, dass sie die humanitäre Dimension von Krisen ernstnimmt und Österreichs Verlässlichkeit in der internationalen Zusammenarbeit stärken will.
 
Nach dem Sturz von Bashar al-Assad im Dezember bleibt die humanitäre Lage in Syrien und in der Region dramatisch, es herrschen weiterhin Chaos, Unsicherheit und Gewalt. Laut UNHCR gibt es mehr als 7,4 Millionen vertriebene Menschen innerhalb des Landes und 16,7 Millionen – also 70% der Bevölkerung – sind auf Humanitäre Hilfe angewiesen. 90% der Syrer*innen leben unter der Armutsgrenze und 5 Millionen sind seit 2011 in Nachbarländer geflüchtet. Sie können der Situation nur ein Ende setzen, wenn Geberländer wie Österreich zusätzlich zu lebensrettender Humanitärer Hilfe auch langfristige Maßnahmen der internationalen Entwicklung und Friedensförderung finanzieren.
 
Die AG Globale Verantwortung begrüßt daher die angekündigten Mittel, durch die Hilfsorganisationen vermehrt auf längerfristige Planbarkeit, Vorausschau und Prävention setzen können. Österreichische Hilfsorganisationen und ihre lokalen Partner*innen verfügen über umfangreiche Erfahrung in der Region und das Vertrauen der Bevölkerung. Mit Projekten, die beispielsweise die lokale Landwirtschaft, den Bildungssektor und die Gesundheitsversorgung stärken, leisten sie einen wichtigen Beitrag zu Frieden und Stabilität. Zusätzlich hat die Außenministerin angekündigt, dass Österreich den Export von Getreide aus der Ukraine in den Nahen Osten und nach Nordafrika unterstützen wird. Da die globale Ernährungssicherheit zunehmend unter Druck steht, sind Maßnahmen wie diese entscheidend, um Hungersnöte und weitere humanitäre Krisen zu verhindern.
 
Darüber hinaus beraten die EU-Außenminister*innen heute über die Sicherheit in der Ukraine und in Europa. Wir wollen daran erinnern, dass menschliche Sicherheit nicht nur militärische Aspekte umfasst, sondern auch zum Beispiel Ernährungssicherheit, gesundheitliche Sicherheit sowie gesellschaftliche und persönliche Sicherheit. Die Bereitstellung Humanitärer Hilfe bleibt dafür eine unverzichtbare Grundlage.

Lukas Wank,
Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung

Bei Interesse an einem Interview mit Lukas Wank oder bei sonstigen Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung:
Hannah Hauptmann
Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Globale Verantwortung – Arbeitsgemeinschaft für Entwicklung und Humanitäre Hilfe
Apollogasse 4/9, 1070 Wien
Tel: 01/522 44 22-15
Mobil: +43 699/17 20 42 07
www.globaleverantwortung.at
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Vortrag und Gespräch: Nach dem Sturz Assads: Syrien – eine Analyse

Der Nahost-Experte Markus Schauta berichtet am Mi, 09.04.2025 in Graz von seinen aktuellen Recherchen in Syrien, beleuchtet die neuen Machtverhältnisse und analysiert die Herausforderungen des Landes.

Schauta bereiste als freier Journalist (zuletzt im Februar 2025) Syrien, wo er nach dem Regimewechsel auch einen Lokalaugenschein in den Foltergefängnissen Assads machen konnte. Während seines Aufenthaltes führte er Gespräche mit Vertretern verschiedener ethisch-religiöser und politisch-militärisch aktiver Gruppierungen und konnte so Eindrücke eines multiethnischen und vom Krieg gezeichneten Landes sammeln, das zerrissen und dennoch geeint in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist.

Wie dieses „neue Syrien“ aussehen könnte und wer es regieren soll, dabei gehen die Meinungen und Interessen diametral auseinander und stellen auch die neuen, selbsternannten Machthaber sowie die internationale Staatengemeinschaft vor große Herausforderungen. Davon zeugen die Aufstände von Anhängern des gestürzten Regimes in den vergangenen Wochen in der Küstenregion Latakia, bei denen an die 1.000 Menschen getötet wurden, darunter viele alawitische Zivilisten.

In seiner Keynote wird Markus Schauta zunächst die Ereignisse in Syrien – beginnend im Dezember 2024 – analysieren: Warum konnte das Assad-Regime so schnell in sich zusammenbrechen? Wer sind die neuen Machthaber? Vor welchen Herausforderungen steht Syrien jetzt? Was soll und kann die internationale Gemeinschaft/EU tun?

Anschließend gibt es die Möglichkeit Fragen zu beantworten.

WANN: Mi, 09.04.2025, 19:00 Uhr

WO: Afro-Asiatisches Institut Graz, Leechgasse 24, 8010 Graz (Vortragssaal, 1. Stock)

Veranstaltungshinweis mit Online-Teilnahmemöglichkeit: Thema „Vergessene Welten – die mediale Vergessenheit des Globalen Südens und ihre Folgen“

Auf der ganzen Welt gibt es Krisen- und Konfliktregionen, in denen Millionen Menschen Not leiden und dringend Hilfe benötigen. In vielen Fällen berichten die Medien darüber wenig oder gar nicht, doch für die Betroffenen selbst bleibt das tägliche Leid bittere Realität.

Gemeinsam mit dem Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende wird MEDAIR vom 17. bis 28. März 2025 im Rathaus der hessischen Landeshauptstadt die Ausstellung „Vergessene Krisen“ präsentieren, um auf das Leid der Menschen in den betroffenen Ländern aufmerksam zu machen.

Unter anderem wird es eine Podiumsdiskussion zum Thema geben, die live gestreamt wird. Erörtert werden die Gründe fürs Vergessenheit, und die Frage, wie mehr Bewusstsein für die Lebensumstände der Menschen im Globalen Süden geschaffen werden können.

Am 20. März, um 18:30 sprechen:
– Dr. Ladislaus Ludescher, Goethe-Universität Frankfurt
– Christian Matz, Chefredakteur Wiesbadener Kurier
– Steffen Horstmeier, MEDAIR e. V.
– Tzehaie Semere, Referent für den Kirchlichen Entwicklungsdienst, Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
– Moderation: René Schulze, MEDAIR e.V.

Online-Teilnahme:
https://zoom.us/j/97942741417
Meeting-ID: 979 4274 1417

Mehr Info zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm

Veranstaltungshinweis: Podiumsdiskussion: Was gibt uns Hoffnung im Kampf gegen die Klimakrise?

Gemeinsam blicken Philipp Blom und Leonore Gewessler auf Lösungsansätze und konkrete Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft.

Welche politischen, gesellschaftlichen und individuellen Hebel haben wir? Was können wir aus vergangenen Erfolgen lernen? Und welche Rolle spielen Emotionen für klimapolitisches Engagement?

07.04.2025, 18:00 – 20:00 Uhr, C3 – Centrum für Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, 1090 Wien
Um Anmeldung wird gebeten.

Mehr Info

Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe C3-Zukunftsdialoge und widmet sich der Frage, wie wir angesichts der Klimakrise optimistisch bleiben können.


 

PA: Landwirtschaft geht uns alle an: Bäuerliche Betriebe fordern Wertschätzung und Teilhabe

Unter dem Motto „Europa und Lateinamerika auf Augenhöhe? Allianzen für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem“ diskutierten gestern 82 Teilnehmer:innen aus Argentinien, Brasilien, Österreich, Deutschland und Spanien bei einer internationalen Online-Konferenz darüber, wie bäuerliche Landwirtschaft gestärkt und souveräne Ernährungssysteme geschaffen werden können. „Bäuerliche Betriebe sorgen für unsere Ernährungssicherheit und leisten einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Doch damit sie diese wichtigen Leistungen erbringen können, braucht es auch das Mitwirken von Kirche, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft“, erklärt Projektkoordinatorin Margareta Moser vom Welthaus Graz.

Mitwirken von Kirche, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft

Die Vertreter:innen der eingeladenen Sektoren sehen viel Potential in ihren eigenen Wirkungsbereichen. So sind sich z. B. die Wissenschaftler:innen einig: „Wir können unsere Forschung partizipativer gestalten. Sowohl die Bauern und Bäuerinnen als auch die Wissenschaft würde dadurch gewinnen, wenn es bedarfsorientierte Forschung gibt und konkrete empirische Studien, die die bäuerlichen Betriebe in ihrer Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen.“ Ebenso in der Politik würde eine intensivere Zusammenarbeit Vorteile für beide Seiten bringen. Regierungsvertreterin Luciana Manelli sagt dazu: „Es wäre gut für die Landwirte und für die politischen Institutionen, wenn Macht besser verteilt und Gremien vielfältiger besetzt wären. Damit würde es ein größeres Gleichgewicht geben.“ „Bäuerliche Landwirtschaft ist mittlerweile anerkannt für Ernährungssicherheit und für den Erhalt der Umwelt und der Biodiversität“, fasst Belén Citoler Ramos vom World Rural Forum ihre Wichtigkeit gut zusammen und appelliert an die Zivilgesellschaft: „Jeder kann einen Beitrag leisten, damit die bäuerliche Landwirtschaft gestärkt wird“. Wie das konkret möglich ist, erklärt die österreichische Bäuerin Brigitte Holzer: „Mit dem Griff ins Supermarktregal wird der Produktionsauftrag gegeben. Jeder sollte sich die Frage stellen: Möchte ich ihn an einen Großkonzern oder an einen bäuerlichen Betrieb vergeben?“

Bäuerliche Betriebe als Schlüssel zur Ernährungssicherheit

Ernährung ist ein globales Thema und betrifft jeden von uns. Im Projekt „Alianza Österreich – Argentinien“ wird sichtbar: Das österreichische und argentinische Ernährungssystem hängt unweigerlich zusammen und hat Auswirkungen auf uns alle. Abhängigkeiten, Preisdruck und Bauernsterben prägen die bäuerliche Landwirtschaft beider Länder. „Dabei sind die nachhaltig arbeitenden bäuerlichen Betriebe diejenigen, die Antworten auf viele globale Probleme wie Klimawandel und Welternährung bieten“, hebt Moser die Wichtigkeit dieses Sektors hervor. Nun geht es darum, eine echte Teilhabe der Bauern und Bäuerinnen zu erzielen. Das internationale Bündnis appelliert an die unterschiedlichen Akteur:innen, ins Tun zu kommen und die Forderungen der Bauern und Bäuerinnen umzusetzen. Konkret ist das in Österreich z. B. eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eier in der Gastronomie. 

Weiter Informationen unter: graz.welthaus.at/alianza
Broschüre mit den konkreten Forderungen (Link)

Rückfragehinweis:
Margareta Moser, MA
Welthaus Diözese Graz-Seckau
Bürgergasse 2, 8010 Graz
M: +43 676 8742 3016
margareta.moser@welthaus.at

PA und Online-Pressegespräch: Volkswagen möchte „grünes Mäntelchen“ in Tansania kaufen

Neue Studie: Das Geschäft mit Kohlenstoff-Zertifkaten bedroht im Norden Tansanias die Lebensgrundlagen der Maasai-Hirten. Internationale Allianz fordert Stopp der Projekte.

Im Kampf gegen die Klimakrise gibt es viele Ansätze. Wenige sind so umstritten wie der internationale Handel mit Kohlenstoffzertifikaten: Staaten und Unternehmen lassen Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen zertifizieren und verkaufen die Zertifikate an andere Staaten und Unternehmen, die sich diese Klimaschutzmaßnahmen „anrechnen“ lassen können. Kritiker:innen sprechen von einem „modernen Ablasshandel“, zweifeln am tatsächlichen Klima-Nutzen vieler Projekte und warnen vor den Folgen der Maßnahmen.

So enthüllt eine heute veröffentlichte Studie der „Maasai International Solidarity Alliance“ (MISA), der in Österreich Welthaus Graz und die KOO angehören, die problematischen Auswirkungen von Kohlenstoffhandel-Projekten auf die Lebensgrundlagen von Maasai im Norden Tansanias: Dort versuchen derzeit zwei konkurrierende Projekte auf dem Weideland der Maasai Verträge über eine Laufzeit von bis zu 40 Jahren mit lokalen Dörfern abzuschließen: Die geänderte bzw. eingeschränkte Nutzung ihres Weidelandes soll zusätzlichen Kohlenstoff im Boden speichern und dadurch Kohlenstoff-Emissionen kompensieren. Für die Kohlenstoffzertifikate hat sich unter anderem der Volkswagen-Konzern ein Vorkaufsrecht gesichert. Die betroffene Fläche ist mit knapp einer Million Hektar etwa so groß wie Kärnten.

Studie: Keine freie Zustimmung

Die MISA hat im Januar elf Dörfer in zwei Distrikten besucht, um die Folgen für die Bevölkerung zu dokumentieren. Die neue Studie enthüllt zweifelhafte Vorabzahlungen an Dörfer, intransparente und teilweise gesetzeswidrige Vertragsabschlüsse durch Druck und Fehlinformationen, die Nichteinhaltung von völkerrechtlichen Normen sowie einen Kontrollverlust der Dörfer über das Weideland. „Traditionell richten sich die Weiderouten der Maasai nach Wasserverfügbarkeit, variierenden Trockenzeiten, Leckstellen für Mineralien oder dem Zug der Wildtiere. Nun muss sich alles der Idee der Kohlenstoffspeicherung unterordnen“, kritisiert Sigrun Zwanzger vom Welthaus. Die Studie zeigt auch, dass von einer freien und informierten Zustimmung der lokalen Gemeinschaften oft keine Rede sein kann. Die Beteiligung von Gemeindemitgliedern sei begrenzt, oft fehle es an grundlegendem Wissen über Kohlenstoffmärkte, Vertragsbedingungen und deren Auswirkungen. So meinte etwa ein Betroffener zur MISA: „Wir haben gehört, dass in Europa aufgrund der Industrie die Luft sehr schlecht ist. Mit dem Kohlenstoffprojekt verkaufen wir unsere gute Luft an die armen Menschen in Europa, die kaum noch atmen können.“

„Der internationale Wettbewerb um das Einlösen der Klimaversprechen von Großunternehmen treibt sehr fragwürdige Blüten“, kommentiert Anja Appel von der KOO. „Als kirchliche Organisationen setzen wir uns für Klimagerechtigkeit ein, also dass auf ökologische Herausforderungen mit gerechten und sozial ausgewogenen Antworten reagiert wird. Für uns ist daher zwingend notwendig, dass Klimapolitik auf Basis der Menschenrechte gemacht wird. Gerade was die Verantwortung und Berichtspflicht von Unternehmen angeht, muss die Politik jetzt dringend standhaft bleiben. Ein Umfallen wäre für den Klimaschutz fatal.“

Volkswagen in der Kritik

Bisherige Gespräche zwischen Volkswagen und den Anwälten der Maasai über die Berücksichtigung ihrer Rechte und Interessen blieben weitestgehend ergebnislos. Trotz der Darstellung erheblicher Bedenken gab es seitens Volkswagen keine substanziellen Antworten. „Wir fordern einen sofortigen Stopp dieser Projekte und ein fünfjähriges Moratorium“, sagt Sigrun Zwanzger. Ohne strenge rechtliche Garantien, transparente Prozesse und eine echte Zustimmung der Gemeinschaften könnten die Projekte laut der Studie bestehende Landkonflikte verschärfen, zu Spannungen in den Dörfern führen und Klimagerechtigkeit untergraben. „Die Bevölkerung muss angemessen über diese Projekte, die so tief in ihre Lebensbedingungen eingreifen, informiert werden!“, fordert Zwanzger, „das ist derzeit absolut nicht der Fall.“

Link zur Studie

Online-Pressegespräch (Zoom) mit Vertreter:innen der betroffenen Maasai und Mitgliedern der MISA am Donnerstag, 13. März 2025, 15 Uhr
Anmeldung:maasaiinternationalsolidarity@gmail.com (der Zoom-Link wird zugesandt)

Rückfragehinweis:
Mag. Sigrun Zwanzger
Stv. GF, Welthaus Diözese Graz-Seckau
Tel. +43 676 87423012
sigrun.zwanzger@welthaus.at

PA Recherchetipps und Veranstaltungshinweis: Weltfrauentag: Gleiche Rechte, Macht und Chancen für Frauen auch im Tourismus noch lange nicht Realität

Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März macht die Naturfreunde Internationale (NFI) auf die prekäre Arbeitssituation von Mädchen und Frauen im globalen Tourismus und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Gleichstellung und Förderung von Frauen aufmerksam. Gleiche Rechte, Macht und Chancen sind leider auch im Tourismus noch lange nicht Wirklichkeit.

Ob Mitarbeitende im Tourismus, Gastgeberinnen oder Reisende – Frauen nehmen im Tourismus unterschiedlichste Rollen ein. Mit über 50 Prozent ist die Mehrheit an Arbeitskräften im Tourismus weiblich, aber in erster Linie im Service oder im mittleren Management tätig. Zahlreiche Hürden wie Ausbeutung, Diskriminierung, niedrige Löhne (besonders durch Outsourcing) oder sexuelle Belästigung stehen dem Streben nach Gleichstellung und Stärkung von Frauen im Weg. „Auch wenn sich die internationale Staatengemeinschaft bereits 1995 in der Pekinger Erklärung im Rahmen der 4. Weltfrauenkonferenz zur umfassenden Gleichstellung von Frauen bekannte, sind wir in der Realität auch heute – 30 Jahre später – noch weit davon entfernt. Eine nachhaltige Tourismus­entwicklung mit Initiativen zur gezielten Förderung von Mädchen und Frauen bietet die Chance, hier ein gutes Beispiel zu setzen.“, erklärt Anna Kodek, Leiterin des Arbeitsbereichs RESPECT der Naturfreunde Internationale.

Geschlechtergleichstellung im Tourismus

Es braucht einerseits die politische Bereitschaft, die Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette in die Pflicht zu nehmen. Andererseits ist auch eine Neubewertung der Prioritäten und Indikatoren der ökonomischen, sozialen und ökologischen Entwicklung notwendig, um eine Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben.

Auch im weltweiten Tourismus müssen Frauen die Möglichkeit haben, bei der Entwicklung von touristischen Projekten mitzuwirken und sich aktiv einzubringen. Eine fundierte Aus- und Weiterbildung ist ein wesentlicher Faktor, damit Frauen sich das nötige Know-how aneignen und zugleich auch Freude und Perspektiven bei ihrer Arbeit im Tourismus finden.

Urlaub am Bauernhof als Erfolgsrezept für einen gemeindebasierten Tourismus

Im ländlichen Raum und in Bergregionen sind viele Landwirt*innen damit konfrontiert, dass ihr Einkommen durch die landwirtschaftliche Produktion allein nicht mehr gesichert ist. Durch „Urlaub am Bauernhof“ haben viele ein zweites Standbein gefunden; In österreichischen Betrieben werden dadurch laut den Daten des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft im Durchschnitt 40 Prozent des Einkommens generiert.

Der gemeindebasierte Tourismus („Community Based Tourism“) im globalen Süden hat viele Verbindungen zum Erfolgskonzept „Urlaub am Bauernhof“. So können dort wie auch in Österreich Tourismus und Landwirtschaft eine Symbiose bilden, Frauen durch die Tätigkeit im Tourismus gestärkt werden und eine wichtige Einkommensgrundlage für die Familie erwirtschaften. Im Gegenzug bekommen Reisende einen authentischen Einblick in eine andere Lebensrealität, von der sie noch lange nach einem Urlaub zehren.

Positives Engagement im Tourismus

Der Arbeitsbereich RESPECT der Naturfreunde Internationale setzt sich gemeinsam mit anderen NGOs für eine gerechte Tourismusbranche ein, die Frauen und Mädchen stärkt, Vielfalt und Inklusion fördert, zum sozialen und wirtschaftlichen Wohlergehen der lokalen Gemeinschaften beiträgt und sorgsam mit den natürlichen Ressourcen umgeht.

Eine nachhaltige Tourismusentwicklung und Geschlechtergerechtigkeit mit viel Frauenpower gehen immer Hand in Hand!

Weitere Informationen: 

RESPECT Tourismusportal: www.tourismus.nf-int.org 
UN-Women: www.unwomen.org/en 
Pekinger Erklärung und Aktionsplattform: www.un.org/depts/german/conf/beijing/anh_2.html
Dossier Frauen im Tourismus: www.nf-int.org/sites/default/files/infomaterial/downloads/2019-01/NFI_Dossier_Frauen_DE_NEU.pdf
Infomail Wissenschaft: Frauen im Tourismus: https://mailchi.mp/48455aced2c1/respect_nfi-infomail-wissenschaft-nr7_juni2021?e=e6a6d64363
Equality in Tourism: www.equalityintourism.org 

Veranstaltungstipp: Gesprächszyklus am 2. April um 18:00: Bewusst erleben – Community-Based-Tourism als Konzept der Zukunft

Kontakt:   
Naturfreunde Internationale | RESPECT 
Anna Kodek 
A-1150 Wien, Viktoriagasse 6 /Top 1 
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ADA zum Weltfrauentag: Frauen in Krisen und Konflikten stärken

Die Gleichstellung von Frauen und Männern bleibt in vielen Teilen der Welt in weiter Ferne. Bei Naturkatastrophen und bewaffneten Konflikten sind Frauen und Männer unterschiedlich betroffen; Frauen und Kinder sind oft in verheerendem Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März zeigt die Austrian Development Agency, warum Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe die Bedürfnisse und Expertise von Frauen berücksichtigen müssen – und wie Österreich gemeinsam mit der EU und der Hilfsorganisation CARE diese dringend benötigte Hilfe in Mosambik leistet.

 Frauen sterben bei Naturkatastrophen eher als Männer. Sie haben weniger Zugang zu lebensrettenden Ressourcen, können aufgrund gesellschaftlicher Normen oft schlechter schwimmen als Männer oder nicht flüchten, da sie sich allein um Kinder, Ältere und Kranke kümmern müssen. In schlecht gesicherten Flüchtlingscamps sind sie häufig sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Dazu kommen sexuelle Ausbeutung und die erhöhte Sterblichkeit von Frauen während der Schwangerschaft und bei Geburten, weil in Kriegen oder nach Katastrophen die entsprechende Gesundheitsversorgung fehlt.
 
Frauen sind systematisch ausgeschlossen
„Trotz erzielter Fortschritte in den vergangenen Jahren passiert der soziale Wandel viel zu langsam – die Diskriminierung von Frauen gehört in fast allen Ländern der Welt nach wie vor zum Alltag. Das gilt besonders für Regionen, die von Konflikten betroffen sind. Seit Jahren und Jahrzehnten werden Frauen systematisch von Entscheidungs- und Friedensprozessen ausgeschlossen. Und das, obwohl die UN-Sicherheitsratsresolution 1325 ihnen das Recht zuspricht, mitzubestimmen. Wir setzen uns dafür ein, dass Frauen sowohl in der Entwicklungszusammenarbeit als auch in der humanitären Hilfe auf allen Ebenen gehört, gesehen und miteinbezogen werden“, meint Christina Stummer anlässlich des Weltfrauentags am 8. März. Sie ist Senior Advisor für Gender und Entwicklung in der Austrian Development Agency (ADA) und damit für den Bereich Frauenförderung und Geschlechtergleichstellung zuständig.
 
Aktuell fördert die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit weltweit 202 Projekte, die Frauen in ihren Rechten stärken und die Gleichbehandlung von Frauen und Männern vorantreiben.
 
Mosambik: Frieden, der bleibt
So etwa in Mosambik: In dem von Armut und Klimawandel stark betroffenen Land im südlichen Afrika herrschte lange Zeit Bürgerkrieg. Im Oktober 2019 unterzeichneten die mosambikanische Regierung und die bewaffneten Widerstandsgruppen der größten Oppositionspartei RENAMO einen Friedensvertrag. Seitdem setzt Mosambik, das seit 1992 ein Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ist, auf die freiwillige Entwaffnung der Rebellen und hilft ihnen sowie ihren Frauen und Kindern, ihren Weg zurück in die Dorfgemeinschaften zu finden. Über das Projekt DELPAZ – „Paz“ bedeutet Frieden auf Portugiesisch – erhielten sie dabei Unterstützung aus Europa und Österreich. Die ADA setzte das Projekt in den vergangenen 4 Jahren für die EU in der Provinz Sofala um und finanzierte es mit.
 
Frauenrechtsaktivistin: „Sichere Gesprächsräume für Frauen schaffen“
Im Rahmen von DELPAZ bauten die Partner der ADA solarbetriebene Systeme für die Trinkwasserversorgung und zur Bewässerung der Felder, bildeten Jugendliche aus und verteilten Getreide, Saatgut oder landwirtschaftliche Geräte. Dabei berücksichtigte die ADA speziell die Bedürfnisse von Frauen in vom Bürgerkrieg betroffenen Gemeinden:
 
„Wir haben Frauen dabei unterstützt, sichere Gesprächsräume aufzubauen, in denen sie über ihre Traumata sprechen können. Dort haben sie auch die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen zum Thema gemacht und Ansätze erarbeitet, wie sie Barrieren für Frauen in ihren Dörfern und Gemeinden abbauen und sich in Entscheidungsprozesse einbringen können“, erklärt Carlota Inhamussua, die über viele Jahre hinweg den Bereich Friedenssicherung, soziale Inklusion und Gender für die ADA in Mosambik maßgeblich gestaltet hat. Die studierte Philosophin ist eine Koryphäe in der mosambikanischen Frauenrechtsbewegung.
 
So waren die Vermarktung und der Verkauf von Getreide, Obst und Gemüse bislang vor allem Männern vorbehalten – und das, obwohl es vorrangig Frauen waren, die diese Produkte anbauten und sich um die Ernte kümmerten. „Das Projekt hat dazu beigetragen, dass sich Frauen und Männer die körperlich anstrengende Feldarbeit nun teilen. Frauen können ihre Produkte am Markt verkaufen und über die Verwendung der Verkaufserlöse selbst bestimmen“, freut sich Inhamussua.
 
„Frauenfreundliche“ humanitäre Hilfe
Auch im Bereich der humanitären Hilfe engagiert sich die ADA in Mosambik dafür, dass Frauen bessere Unterstützung erhalten. Gemeinsam mit der Hilfsorganisation CARE leistet sie Hilfe zur Selbsthilfe in der von Gewalt und Konflikt gezeichneten Provinz Cabo Delgado im Norden Mosambiks. Neben der Entsendung von Krisenteams und der Verteilung von Nothilfepaketen bietet CARE mit Finanzierung aus Österreich Schulungen zu klimaresistenten landwirtschaftlichen Praktiken an. Darüber hinaus werden Hygieneartikel für Frauen verteilt und Frauengruppen auf die Beine gestellt, die Frauen darin stärken, Führungsrollen in ihren Gemeinden zu übernehmen. Außerdem mobilisiert CARE vor Ort Personen, die geschlechtsspezifischer Gewalt vorbeugen, sie erkennen und im Falle des Falles hilfreich reagieren können. 
 
Frauen an den Verhandlungstisch
Christina Stummer wird auch diesen März Österreich bei der jährlichen Frauenrechtskonferenz der Vereinten Nationen vertreten, die heuer das 30-jährige Jubiläum der Pekinger Frauenrechtsdeklaration in den Fokus stellt. Doch Grund zum Feiern gibt es kaum: Angesichts des weltweiten Backlash gegen Frauenrechte und Inklusion geht es momentan vielmehr darum, Bestehendes zu erhalten. 3 Jahrzehnte nach Verabschiedung der Deklaration im Jahr 1995 – einem Wendepunkt und Meilenstein, um die Diskriminierung von Frauen weltweit zu bekämpfen und Ungleichheiten abzubauen – ist die Gleichstellung der Geschlechter rund um den Globus noch lange nicht erreicht.
 
„Männer mit ins Boot holen“
„Es ist höchste Zeit, alle Formen von Diskriminierung zu beenden. Deshalb fördern wir lokale zivilgesellschaftliche Organisationen und staatliche Institutionen im Gewaltschutz. Wir setzen uns dafür ein, dass Frauen Zugang zu reproduktiver und sexueller Gesundheit haben und wirtschaftlich unabhängig sind. Dabei ist uns auch wichtig, Männer und Buben mit ins Boot zu holen. Damit die Menschenrechte für alle und überall gelten. Nur so kann sich endlich nachhaltig etwas ändern“, schließt ADA-Expertin Christina Stummer.
 
Austrian Development Agency (ADA)
Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 unterstützt die Austrian Development Agency (ADA) Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Seitdem hat die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit ihren Partnern viel erreicht – die Lebensumstände von Millionen von Menschen haben sich substanziell verbessert. Aktuell veranlassen die Klimakrise, Kriege und Konflikte jedoch immer mehr Menschen zur Flucht und verschärfen Armut und Hunger. Die Vision der ADA von einem guten Leben für alle bleibt trotz allem unverändert. Mutige und wirksame Entwicklungszusammenarbeit ist heute wichtiger denn je. Zusammen mit öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Universitäten und Unternehmen ermöglicht die ADA bessere Lebensbedingungen und Perspektiven vor Ort.

Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency (ADA),
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Dr. Gunter Schall
Tel.: +43 (0)1 903 99-2400
gunter.schall@ada.gv.at
https://www.entwicklung.at/

Recherchehinweis: WIDE-Update: Frontalangriff auf „Gender“ und Entwicklungszusammenarbeit

Reviews 30 Jahre nach der letzten Weltfrauenkonferenz von Peking

30 Jahre ist es her, dass in Peking 1995 die bislang letzte Weltfrauenkonferenz stattgefunden hat. Die Überprüfung der Umsetzung der damals bahnbrechenden „Aktionsplattform“ ist das Thema der diesjährigen UN-Frauenstatuskommission im März 2025 in New York – sie sollte auch das Thema dieses WIDE-Updates sein.

Die politischen Entwicklungen in den USA lassen das Thema allerdings in den Hintergrund treten: Einen derartigen Frontalangriff auf die internationale Zusammenarbeit wie durch die USA mit dem zweiten Amtsantritt von Donald Trump hat es seit der Etablierung von Entwicklungszusammenarbeit und der Schaffung der UN-Institutionen noch nicht gegeben.

UN-Einrichtungen wie die Weltgesundheitsorganisation, aber auch andere multilaterale Institutionen werden durch Austritt und/oder Entzug von Mitteln geschwächt. Die Klimakrise wird geleugnet; Migrant*innen werden zu Sündenböcken für alles und jedes gemacht; Lügen schamlos in die Welt gesetzt.

Zugleich stehen Errungenschaften der Frauen*bewegung auf dem Spiel: das Verständnis von „Gender“ als einem sozialen (Macht-)Verhältnis zwischen den Geschlechtern; der Zugang zu sexuellen und reproduktiven Rechten und Gesundheit (Stichworte Sexualbildung, Familienplanung, Verhütung sexuell übertragbarer Krankheiten, Recht auf Schwangerschaftsabbruch; die Forderung nach Anerkennung der Rechte aller Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung); ein Bewusstsein in Bezug auf „Intersektionalität“ – der Realität, dass es miteinander verschränkte Machtverhältnisse und Diskriminierungen gibt – alles „woke Ideologie“, die aus der Welt geschafft werden soll.

Viele soziale Medien mit rechtslastig gepolten Algorithmen tragen zu Desinformation, der Verbreitung von „Fake news“, bei. Ein Zufall oder nicht, es ist ausgerechnet ein Tech-Milliardär, der in den USA mit der Entwicklungszusammenarbeit aufräumt.

WIDE-Update 1/2025: Frontalangriff auf „Gender“ und EZA & Peking+30 (pdf) zum Downloaden

Inhalt

  • Zeitenwende in den USA
  • Rückblick – Ausblick: Frauen*rechte 30 Jahre nach Peking
  • Peking+30: Österreich, China, Albanien, Afghanistan
  • Peking+30: Gender und digitale Medien
  • Berichte zu sexuellen und reproduktiven Rechten
  • Gender und Entwicklungsfinanzierung & Bericht vom AWID-Forum 2024