Archiv der Kategorie: Migration

image_pdfimage_print

PA: Viena Latina – VIELAC: Erinnerung der lateinamerikanischen Einwanderung seit 1945

Das Österreichische Lateinamerika-Institut (LAI), das Wien Museum und die Akademie der Bildenden Künste Wien erforschen die lateinamerikanische Migrationsgeschichte in Wien.

Ca. 20.000 Menschen mit lateinamerikanischem Hintergrund leben und arbeiten in Wien. Wer sind sie? Woher kommen sie? Was tun sie? Und vor allem: Wie haben sie selbst ihre Migration nach Wien erlebt? Seit Juli 2024 widmet sich das Projekt Viena Latina – VIELAC der Geschichte und Erinnerung der lateinamerikanischen Einwanderung seit 1945. Es wird gemeinsam vom Österreichischen Lateinamerika-Institut (LAI), dem Wien Museum und der Akademie der Bildenden Künste Wien durchgeführt. Das LAI ist seit Juli 2020 Teil der Wiener Volkshochschulen und das Kompetenzzentrum für Lateinamerika in Österreich und übernimmt daher die Koordinationsrolle für das Projekt.

Ein interdisziplinäres Team aus Historiker*innen, Anthropolog*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen wendet sich mit einem partizipativen Ansatz an die lateinamerikanischen Communities von Wien, um deren vielfältige Migrationserfahrung zu dokumentieren und in einem digitalen Archiv zugänglich zu machen. Alle in Wien lebenden Lateinamerikaner*innen sind dazu aufgerufen, sich an dem Projekt zu beteiligen.

LAI-Direktorin Andrea Eberl zeigt sich begeistert über das Projekt: „Viena Latina schafft den vielen Wiener*innen mit lateinamerikanischem Hintergrund eine Plattform, um ihre eigene Geschichte zu erzählen. Wir freuen uns sehr, für dieses wichtige Vorhaben – gemeinsam mit dem Wien Museum und der Akademie der Bildenden Künste Wien – als Hub zu fungieren und so einer unserer wichtigen Missionen gerecht zu werden: eine Anlaufstelle für alle in Wien lebenden Lateinamerikaner*innen zu sein.“

Neue Formen der Migrationsforschung

Projektleiter Berthold Molden erklärt: „Viena Latina beschreitet neue Wege partizipativer Migrationsforschung. Erstmals in Europa werden Migrationserfahrungen von Lateinamerikaner*innen mit einem interdisziplinären Methodenmix erhoben und vermittelt. Ausschlaggebend für das Projektdesign waren die Bedürfnisse dieser Menschen selbst. Die Ergebnisse sollen den lateinamerikanischen Communities als Archiv ihrer kollektiven Erinnerung dienen, aber diese auch in die allgemeine Wiener Geschichte einschreiben.“

Jetzt mitmachen!

In Wien leben Lateinamerikaner*innen aus über 20 Herkunftsländern, unterschiedlichen Geschlechts, verschiedener Generationen und mit einer Vielzahl sozialer Kontexte. Sie alle sind jetzt eingeladen, mit Interviews, Fotos und Dokumenten zu dieser Sammlung beizutragen – und im Verlauf dieses Prozesses ihre eigene Geschichte zu artikulieren und in die Wiener Erinnerungslandschaft einzuschreiben. Darüber hinaus gibt es im Projektverlauf eine Reihe von Workshops sowie Beteiligungsmöglichkeiten als freiwillige „Citizen Scientists“ (Laien-Forscher*innen), die an Schwerpunkten wie z.B. biographischen Interviews, Foto-Workshops oder Stadtspaziergängen mitarbeiten.

Die Möglichkeiten zur Partizipation sind also vielfältig! Erste Informationsveranstaltungen finden am 26. September, am 9. Oktober und am 23. Oktober jeweils um 18:00 Uhr im LAI (9., Frida Kahlo Saal, Türkenstraße 25) statt.

Im Zuge dieses Prozesses sollen Erkenntnisse gemeinsam gewonnen und methodische Vorgehensweisen den Teilnehmer*innen nachhaltig vermittelt werden, sodass sie am Ende selbst das neue Wissen und ihr Archiv aktiv übernehmen. Forschung als Ermächtigung.

Nach zwei Jahren wird Viena Latina den lateinamerikanischen comunidades von Wien eine Plattform ihrer kollektiven Erinnerung übergeben.

Das Projekt wird vom CERV-Programm der Europäischen Union finanziert und von einem Konsortium aus dem Österreichischen Lateinamerika-Institut (Lead), dem Wien Museum und der Akademie der Bildenden Künste Wien gemeinsam mit Vertreter*innen der Communities verwirklicht.

Das Team freut sich, auf alle Anfragen – sei es für Informationen oder bei Interesse zur Teilnahme – zu antworten.

Weitere Infos und Anmeldung unter: www.vienalatina.at.

Pressekontakt:
Mag.a Nadja Pospisil
 Mediensprecherin
 Wiener Volkshochschulen
 Tel.: 01/89 174-100 105
 Mobil: 0699 189 177 58
 E-Mail: nadja.pospisil@vhs.at
www.vhs.at

Kontakt Viena Latina:
Dr. Berthold Molden
Projektleiter
T.: 01/89 174-163 106

Mobil: 0699 189 177 80
E-Mail: berthold.molden@lai.at

PA und Einladung: Ein Beispiel gelungener Integration – Ahmad Ibesh eröffnet sein eigenes Geschäft in Klagenfurt

Ahmad Ibesh hat einen langen Weg hinter sich – beinahe zeitgleich mit seinem 30. Geburtstag kann er seinen Traum des eigenen Shops verwirklichen: Eröffnung des „Herzgenäht“ Geschäfts in der Klagenfurter Innenstadt.

2016 betritt Ahmad Ibesh erstmals Österreichischen Boden. Er wird nach Kärnten in ein Männer-Asylbewerber Heim untergebracht.
Der damals 21-jährige Syrer hat seine Eltern im Krieg verloren. Er wollte nicht in einer Armee dienen, die auf sein eigenes Volk schießt. Daher hat er sich mit Freunden entschlossen, über die Türkei nach Europa zu kommen.

Seine Kindheit war bereits früh mit Näharbeiten geprägt. Mit elf Jahren musste er die Schule verlassen und er arbeitete in einer Kleiderfabrik. Kenntnisse, die er später in Österreich gut gebrauchen konnte.
Doch davor waren noch viele Hürden zu bewältigen.

Im informell zusammengesetzten Deutschkurs im ersten Jahr in Kärnten war er der Einzige, der nur Arabisch sprechen konnte.  „Ich heiße Ahmad. Ich bin Schneider.“  waren die ersten Sätze, die Ahmad Ibesh 2016 in Österreich gelernt hatte. Auch wenn es schwer war, eine neue Sprache und Schrift zu erlernen. Ahmad Ibesh wolle lernen und er wollte den Menschen in seiner neuen Heimat begegnen. Seine freundliche und aufmerksame Art öffnete rasch einige Türen.

Österreichische Freunde organisierten eine Haushaltsnähmaschine, Material und Stoffe. Daraus fertigte er in seinem Zimmer im Heim einfache Taschen, die er bei Treffen mit anderen Geflüchteten präsentierte.

Eine schwierige Zeit für den jungen Mann. Im Heim sprach niemand seine Sprache. Seine Freunde waren in anderen Unterkünften untergebracht. Die Enge und die Fremde machten ihm zu schaffen. Und wieder halfen seine neuen Kärntner Freundinnen und Freunde. Eine kleine, leistbare Wohnung wurde gefunden. Menschen halfen beim Einrichten, bei Behördengängen. Nachdem Ahmad einen positiven Asylbescheid erhalten hatte, konnte er arbeiten und lernen.

Es folgten interessante Jobs im Textilbereich, Deutschkurse, alle notwendigen Prüfungen ablegen, der Hauptschulabschluss, Führerschein (in Deutsch!), die Gesellenprüfung für Damenschneiderei. Parallel dazu machte sich Ahmad selbständig. Er nähte Taschen und verkaufte diese unter dem Label „Herzgenäht“ auf Märkten. Das brachte ihm viele Kontakte und Menschen, die wieder weiterhelfen konnten.

„Herzgenäht“ blieb und entwickelte sich weiter.

Von Kärntner Märkten und Messen oder auch von den Sozialen Medien kennen inzwischen viele Menschen die Taschen und das Label von Ibesh.

2020 wurde er vom Wirtschaftsverband zum „Unternehmer des Jahres“ gekürt. Eine Auszeichnung, die weitere Türen öffnete.

In der Teppichabteilung eines großen Einrichtungshauses konnte der junge Syrer viel über Materialien und Verkauf lernen. Dort hatte er viele Kolleginnen und Kollegen – er konnte sein Deutsch weiter verbessern.

Am 7. September 2024 eröffnet Ahmad Ibesh sein eigenes Geschäftslokal in der St. Veiter Straße 22 in Klagenfurt. Sein Angebot umfasst inzwischen neben dem Design und der Reparatur von Taschen auch Änderungen und Wohndesign. In Kooperation mit einem St. Veiter Tapezierermeister erledigt er auch den Neubezug von Möbeln.

Ahmad Ibesh ist sehr kreativ: Sein nicht zu übersehendes Geschäftsschild hat er gemeinsam mit Freunden im Makerspace Carinthia kreiert und gebaut. So wie auch die Einrichtung im Geschäft: Alles Ideen des jungen Mannes, der das, was er sich vorstellt, auch umsetzt.

Sein geduldiges Streben nach Integration trägt gute Früchte. Seit einem Jahr wartet er auf die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft. Auch dieser Schritt wird eintreten – und viele Menschen werden sich mit ihm freuen.

Fotos dazu finden Sie hier: https://we.tl/t-PE3khX4JL3
Fotocredit: Ahmad Ibesh

Für Rückfragen:
Ahmad Ibesh: 0660 8437364

PA: Südsudan: Alarmierender Gesundheitszustand von Geflüchteten aus dem Sudan

Tausende Geflüchtete aus dem Sudan sitzen derzeit unter schwierigsten Bedingungen im Transitzentrum Bulukat in Malakal im Südsudan fest. Die Menschen kommen oft sehr krank und erschöpft in dem Zentrum an. Dort müssen sie teils wochenlang auf ihre Weiterreise warten – ohne ausreichende Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung. Die Sterblichkeitsrate ist hoch. Ärzte ohne Grenzen fordert die humanitären Akteure auf, die Unterstützung der Menschen unmittelbar und dringend zu verstärken. 

„In unseren Einrichtungen in Malakal verzeichnen wir einen alarmierenden Anstieg der Fälle von Masern und Mangelernährung, vor allem bei Kindern“, sagt Luz Linares, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. „Die Sterblichkeitsrate in unseren Einrichtungen ist extrem hoch, da die Patient:innen schon so krank ankommen, dass die medizinischen Teams manchmal nicht in der Lage sind, ihr Leben zu retten.“ 

Derzeit beherbergt das Transitzentrum Bulukat etwa 5.000 Menschen, die oft ursprünglich aus dem Südsudan kommen und nun vor dem Konflikt im Sudan in den Bundesstaat Upper Nile in ihr Heimatland geflohen sind. Zuvor waren sie bis zu 72 Stunden mit Booten auf dem Weißen Nil unterwegs.

Eines der größten Probleme der Menschen im Transitzentrum Bulukat ist der Mangel an Nahrungsmitteln. Die Geflüchteten erhalten lediglich 14 US-Dollar pro Person für den Kauf von Lebensmitteln für eine Woche, was angesichts der hohen Lebensmittelpreise in der Region sehr wenig ist. „Wir haben hier keine Lebensmittel. Wir haben keine Seife. Wir brauchen auch Moskitonetze“, sagt Akuch Deng, die mit ihren beiden Kindern aus dem Sudan angereist ist. „Das wenige Geld, das wir bekommen, reicht für den Markt nicht aus.“

Von den insgesamt 245.000 Menschen, die seit April im Südsudan Zuflucht gesucht haben, sind nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 198.000 über Renk im äußersten Nordosten des Landes eingereist. Rund 50 Prozent dieser Menschen haben die Absicht geäußert, im Bundesstaat Upper Nile zu bleiben, einer Region, die bereits zuvor stark unter unzureichender Gesundheitsversorgung gelitten hat.

Im Transitzentrum Bulukat betreibt Ärzte ohne Grenzen seit Juli eine mobile Klinik, in der täglich mehr als 100 medizinische Konsultationen durchgeführt werden. Kinder, die stationär behandelt werden müssen, werden an das Kinderkrankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in der Stadt Malakal überwiesen. Seit April wurde dort in drei aufeinanderfolgenden Monaten ein Anstieg der Einweisungen verzeichnet. Im Juli wurden 184 Patient:innen aufgenommen, im April waren es noch 114. Auch in der Station für therapeutische Ernährung für mangelernährte Kinder wurde im Juli ein signifikanter Anstieg der Einweisungen um 75 Prozent beobachtet. Die Sterblichkeitsrate in der Kinderklinik ist mit 5,95 Prozent sehr hoch. 

„Mit der Regenzeit kann es zu einem großen Malariaausbruch kommen, wenn nicht für geeignete Unterkünfte und die Verteilung von Moskitonetzen gesorgt wird“, sagt Nuru Katikomu, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Bulukat. „Darüber hinaus besteht unter diesen Umständen die Gefahr eines Choleraausbruchs, der katastrophale Folgen haben könnte. Humanitäre Akteure müssen dringend mehr tun, um eine Verschärfung der Krise zu verhindern.“ Unter anderem fordert Ärzte ohne Grenzen bessere Vorsorgeuntersuchungen in Renk, um zu verhindern, dass schwer kranke Patient:innen ohne medizinische Versorgung in Bulukat ankommen. 

Fotos und Videomaterial aus dem Transitzentrum finden Sie unter diesem Link. Sie können es anlässlich der aktuellen Berichterstattung und unter Nennung der Quelle kostenfrei verwenden.

Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial:

Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@aertze-ohne-grenzen.at
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 28

Eva Hosp
eva.hosp@vienna.msf.org
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 29

Veranstaltungen: „Langer Tag der Flucht“

Am 30. September 2022 findet zum elften Mal der „Lange Tag der Flucht“ unter der Schirmherrschaft des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR statt. Rund 110 kostenfreie Veranstaltungen stehen dieses Jahr auf dem Programm.

Kunst- und Kulturinstitutionen, viele engagierte Personen und Geflüchtete, NGOs und zivilgesellschaftliche Initiativen haben sich auch heuer wieder zusammengeschlossen und ein breites Spektrum an Programmpunkten vorgelegt. Die Klammer für alle Veranstaltungen ist, die Themen Flucht, Asyl und Zusammenleben auf unterschiedlichste Weise zu thematisieren, erlebbar zu machen und den Austausch zwischen Geflüchteten und Menschen, die bereits länger in Österreich leben, zu fördern.

Angeboten werden wieder zwei Programmschienen: Ein Schwerpunkt liegt auf dem Schulprogramm, bei dem mehr als 5.000 Schüler*innen in ganz Österreich am Vormittag mitmachen können. Rund 35 Veranstaltungen umfasst das allgemeine Programme für Jugendliche und Erwachsene.

„Mit dem Krieg in der Ukraine ist das Thema Flucht in Europa wieder schmerzlich ins allgemeine Bewusstsein gerückt. Doch auch aus Krisenherden wie Syrien oder Afghanistan müssen Menschen nach wie vor aus ganz ähnlichen Gründen flüchten. Ihre Fluchtgeschichten, ihr Ankommen, ihre Talente und ihre Lebensentwürfe stehen beim ‚Langen Tag der Flucht‘ im Mittelpunkt“, so Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich.

Filme, Theater, Lesungen, Sport, Kulinarik, Diskussionen … – ein Blick ins Programm 2022

Viele Museen wie z.B. Belvedere, Albertina, Jüdisches Museum, Kunst Haus, Weltmuseum und das MuseumsQuartier mit mumok, Q21 und Dschungel Wien oder das Arnulf Rainer Museum in Baden bieten am „Langen Tag der Flucht“ spezielle Führungen, Diskussionsrunden und Programm für Schüler*innen an.

In Linz stellt Migrationsforscherin Judith Kohlenberger ihr aktuelles Buch „Das Fluchtparadox“ vor. Soso Mugiraneza nimmt mit seinem Kabarett-Programm in Feldkirch so manches Klischee aufs Korn, Omar Khir Alanam liest – wie immer mit einem Augenzwinkern – aus seinem aktuellen Roman „Sisi, Sex und Semmelknödel”. In Gedenken an den vor kurzem verstorbenen jungen Autor Jad Turjman lesen Wegbegleiter*innen aus seinen Werken.

Schauspielerin Valerie Huber präsentiert im Wiener Schikaneder Kino erstmals ihre Doku „Finding my Kharkiv in Vienna“, in der sie die Fluchtgeschichten von zwei ukrainischen Frauen sowie die Ukraine-Hilfe in Wien beleuchtet.

Ein Langer Tag der Flucht-Klassiker, die lebende Bücherei „living books“, kann heuer nach Pandemie-bedingter Pause endlich wieder stattfinden, diesmal ganztägig in der Wiener Hauptbücherei. Für persönliche Gespräche stehen rund 25 Personen als „living books” bereit, die entweder selbst flüchten mussten, sich für Geflüchtete einsetzen oder im Asylbereich bei NGOs, Vereinen, Behörden etc. tätig sind. Zum ersten Mal wird auch in Eisenstadt eine „living books“-Veranstaltung in Kombination mit einem Konzert organisiert.

Viel Raum für Dialog gibt es ebenfalls bei unterschiedlichsten Workshops, Koch- und Kaffeeeinladungen oder beim gemeinsamen Basteln der berühmten afghanischen Drachen.

Führungen, Stadtspaziergänge und Filmvorführungen sowie Denksport bei Chess Unlimited finden sich ebenso im Programm.

Das komplette Programm mit allen Veranstaltungen finden Sie unter: www.langertagderflucht.at

PA: Katar: 84 Prozent der Fußballfans fordern von FIFA Entschädigung für Arbeitsmigrant*innen

Neue Umfrage zur WM in Katar zeigt: Fast drei Viertel (73 %) der Befragten unterstützen die Zahlung von Entschädigungen durch die FIFA an Arbeiter*innen, die bei der Vorbereitung des Turniers Menschenrechtsverletzungen erlitten haben, berichtet Amnesty International und fordert die FIFA auf, vor dem Beginn der Weltmeisterschaft am 20. November 2022 ein Entschädigungsprogramm aufzusetzen.

Wien / London (15.9.2022) – Die FIFA soll Arbeitsmigrant*innen, deren Menschenrechte während der Vorbereitungen für die Fußballweltmeisterschaft 2022 verletzt wurden, entschädigen. Diese Forderung wird von fast drei Viertel der Bevölkerung (73%) in 15 Ländern unterstützt. Das ergab eine neue, von Amnesty International in Auftrag gegebene weltweite Umfrage. Noch höher ist die Zustimmung bei denjenigen, die sich wahrscheinlich mindestens ein Spiel des Turniers ansehen werden (84 %).

Die YouGov-Umfrage, an der sich mehr als 17.000 Erwachsene in 15 Ländern beteiligten, ergab auch, dass eine deutliche Mehrheit (67 %) befürwortet, dass sich ihre nationalen Fußballverbände öffentlich zu den Menschenrechtsverstößen im Zusammenhang mit der WM 2022 in Katar äußern und dabei auch die Entschädigung von Arbeitsmigrant*innen unterstützen.

„Diese Ergebnisse senden ein deutliches Signal an die Führung der Fußballwelt. Überall auf der Welt sind sich die Menschen einig, dass die FIFA aktiv werden und versuchen sollte, das Leid der Arbeitsmigrant*innen in Katar abzumildern, indem sie Entschädigungen zahlt. Sie wollen auch, dass ihre nationalen Verbände eine viel entschiedenere Haltung einnehmen“, sagte Steve Cockburn, Leiter des Bereichs wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International.

„Weniger als 50 Tage vor dem Anpfiff der WM tickt die Uhr. Aber noch hat die FIFA Zeit, das Richtige zu tun. Die Fans wollen keine Weltmeisterschaft, die unauslöschlich mit Menschenrechtsverletzungen behaftet ist. Die Vergangenheit kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber ein Entschädigungsprogramm ist ein klarer und gangbarer Weg, wie die FIFA und Katar für die Hunderttausenden von Arbeiter*innen, die dieses Turnier möglich gemacht haben, zumindest ein gewisses Maß an Wiedergutmachung leisten können.“

Weltweite Unterstützung für #PayUpFIFA

Die Ergebnisse unterstützen die #PayUpFIFA-Kampagne, die im Mai 2022 von einem Zusammenschluss aus Menschenrechtsorganisationen – darunter Amnesty International und Human Rights Watch –, Fangruppen und Gewerkschaften ins Leben gerufen wurde. Die Kampagne fordert die FIFA dazu auf, einen Fonds zur Entschädigung der Arbeiter*innen einzurichten und künftige Menschenrechtsverstöße zu verhindern.

Die Organisationen fordern, dass die FIFA mindestens 440 Millionen Dollar für den Fonds bereitstellt – so viel, wie sie an Preisgeldern bei der Weltmeisterschaft ausschüttet. Die FIFA wird durch das Turnier schätzungsweise 6 Milliarden Dollar einnehmen.

Nach dem Start der Kampagne teilte die FIFA Amnesty International mit, dass sie den Vorschlag in Erwägung ziehe. Bisher hat sie aber noch keine öffentliche Stellungnahme abgegeben.

Die #PayUpFIFA-Kampagne erinnert auch daran, dass die nationalen Fußballverbände, deren Mannschaften an der Weltmeisterschaft teilnehmen, gemäß internationalen Menschenrechtsstandards verpflichtet sind, Arbeitsmigrant*innen zu unterstützen.

Obwohl die Fußballverbände von Belgien, Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien, Deutschland und Norwegen auf Anfrage von Journalist*innen ihre Unterstützung für das Prinzip der Entschädigung zum Ausdruck gebracht haben, hat bisher kein Fußballverband eine offizielle Erklärung abgegeben, in der er die FIFA ausdrücklich auffordert, ein solches Entschädigungsprogramm einzurichten.

Methode

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, stammen von YouGov Plc. und basieren auf einer Umfrage, an der sich 17.477 Erwachsene beteiligten. Die Umfrage fand zwischen dem 16. August und dem 6. September 2022 online statt. Die Zahlen wurden gewichtet und sind repräsentativ für alle befragten Länder (Erwachsene ab 18 Jahren), darunter Argentinien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Kenia, Mexiko, Marokko, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, die Schweiz und die USA.

Fast drei Viertel (73 %) der Befragten und 84 % derjenigen, die wahrscheinlich mindestens ein WM-Spiel sehen werden,erklärten, dass sie den Vorschlag unterstützen würden, dass die FIFA einen Teil der Einnahmen der WM 2022 zur Entschädigung von Arbeitsmigrant*innen verwendet, die bei der Vorbereitung des Turniers Menschenrechtsverstößen ausgesetzt waren. Nur 10 % der Befragten sprachen sich gegen eine Entschädigung durch die FIFA aus, die restlichen 17 % wussten nicht, wie sie sich entscheiden sollten.

Die stärkste Unterstützung gab es in Kenia, wo 93 % der Befragten eine Entschädigung befürworteten. Tausende Kenianer*innen arbeiten in Katar, wo Amnesty International zahlreiche Verstöße dokumentiert hat, darunter die Zwangsarbeit von kenianischen Beschäftigten bei Sicherheitsdiensten, Bauarbeitern und Hausangestellten.

Hintergrund

Seit 2010, als die FIFA Katar den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft 2022 erteilte, ohne eine Verbesserung des Arbeitnehmer*innen-Schutzes zu verlangen, wurden Hunderttausende von Arbeitsmigrant*innen beim Bau und bei der Wartung der Stadien, Hotels, Verkehrsmittel und anderer Infrastrukturen, die für die Ausrichtung des Turniers erforderlich sind, Opfer von Menschenrechtsverstößen.

Seit 2018 hat Katar eine Reihe wichtiger arbeitsrechtlicher Reformen eingeführt, um die Rechte der Arbeitnehmer*innen zu verbessern. Die mangelnde Durchsetzung führt jedoch dazu, dass es weiterhin zu schwerwiegenden Verstößen kommt.

Amnesty International fordert die FIFA und Katar auf, ein Entschädigungsprogramm unter umfassender Beteiligung von Arbeitnehmer*innen, Gewerkschaften, der Internationalen Arbeitsorganisation und der Zivilgesellschaft aufzusetzen. Das Programm sollte noch vor Beginn des Turniers am 20. November 2022 initiiert werden.

Das Programm muss nicht nur eine Reihe von Entschädigungskosten abdecken, einschließlich der Erstattung nicht gezahlter Löhne, der von Hunderttausenden von Arbeitnehmer*innen gezahlten horrenden Vermittlungsgebühren und der Entschädigung für Verletzungen und Todesfälle, sondern auch Initiativen zum Schutz der Arbeitnehmer*innen-Rechte in der Zukunft unterstützen.

Rückfragen:
Presseteam Amnesty International Österreich
Antonio Prokscha
+43-664-621 10 31
E-Mail: presse@amnesty.at

PA: AMNESTY zu Katar: Noch ein Jahr bis zur WM – jüngste Reformen werden untergraben

Nur noch ein Jahr bis zum Anpfiff der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 und Katar muss seine Versprechen einlösen, das Kafala-Sponsorensystem abzuschaffen und die rechtliche Situation der Arbeitsmigrant*innen im Land besser zu schützen, erklärt Amnesty International anlässlich der Veröffentlichung eines neuen Berichts.

16. 11. 2021, London / Wien . Im „Reality Check 2021“ analysiert die Organisation erneut die Veränderungsprozesse hinsichtlich der Arbeitsbedingungen in Katar und kommt zu dem Schluss, dass die Fortschritte im Jahr 2021 stagniert haben. Mehr noch: Alte missbräuchliche Praktiken sind wieder aufgetaucht. Die schlimmsten Elemente des Kafala-Systems, also der Abhängigkeit der Arbeitsmigrant*innen von ihren Arbeitgeber*innen, wurden wieder aufgenommen und so einige der jüngsten Reformen untergraben.

In ihrer Analyse stellte Amnesty International außerdem fest, dass die verspätete oder ausbleibende Zahlung von Löhnen und anderen vertraglichen Leistungen nach wie vor zu den häufigsten Verstößen gegen die Rechte von Arbeitsmigrant*innen in Katar zählt. Dennoch haben diese nach wie vor kaum Zugang zur Justiz, und es ist den Beschäftigten weiterhin untersagt, sich zu organisieren, um gemeinsam für ihre Rechte einzutreten.

Reformen wurden eingeführt – aber nicht ausreichend umgesetzt
Katar hat seit 2017 eine Reihe positiver Reformen zugunsten von Arbeitsmigrant*innen durchgeführt, doch trotz dieser eingeleiteten Prozesse ist der Alltag vieler Arbeitsmigrant*innen in Katar nach wie vor hart und die Ausbeutung geht weiter – was unter anderem daran liegt, dass die Reformen nicht angemessen umgesetzt werden.

Arbeitsmigrant*innen von ihren Arbeitgeber*innen kontrolliert
So hat Katar zwar die Anforderung einer Ausreisegenehmigung und einer Unbedenklichkeitsbescheinigung (No-Objection Certificate – NOC) für die meisten Arbeitsmigrant*innen abgeschafft, sodass sie theoretisch das Land verlassen und den Arbeitsplatz wechseln können, ohne die Zustimmung ihrer Sponsor*innen einzuholen; aber de facto besteht für Arbeitgeber*innen weiterhin die Möglichkeit, den Arbeitsplatzwechsel von Beschäftigten zu blockieren und ihren rechtlichen Status zu kontrollieren. Auch durch die Einbehaltung von Gehältern und Sozialleistungen wird es Beschäftigten erschwert, den Arbeitsplatz zu verlassen. Arbeitsmigrant*innen sind auch weiterhin von ihren Arbeitgeber*innen abhängig, um nach Katar einreisen und sich dort aufhalten zu können – so können Arbeitgeber*innen können nach wie vor Klage wegen „unerlaubtem Verlassen des Arbeitsplatzes“ einreichen und Aufenthaltsgenehmigungen annullieren – Praktiken, die zur Kontrolle der Arbeitskräfte missbraucht werden.

Ausbeutung nach wie vor in massivem Ausmaß
Die Versäumnisse der katarischen Behörden werden auch in Bezug auf die unsicheren Arbeitsbedingungen sichtbar. Trotz der Einführung einiger neuer Schutzmaßnahmen für Arbeiter*innen bestehen nach wie vor große Risiken – so sehen die neuen Verordnungen beispielsweise keine verpflichtenden Ruhezeiten vor, die dem lokalen Klima oder der Art der Tätigkeit angemessen sind, was zu massiven gesundheitlichen Problemen führen kann. Im August 2021 dokumentierte Amnesty International das Versäumnis der katarischen Behörden, den Tod Tausender Arbeitsmigrant*innen zu untersuchen, obwohl es Beweise für einen Zusammenhang zwischen vorzeitigen Todesfällen und unsicheren Arbeitsbedingungen gab.

Amnesty-Forderung: Katarische Behörden müssen Reformprozess dringend beschleunigen
Angesichts der zunehmenden Kritik an der Menschenrechtslage in Katar im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft fordert Amnesty International die Behörden des Gastgeberlandes nun erneut auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um den Reformprozess zu beschleunigen. „Die Uhr tickt, aber es ist noch nicht zu spät, die unterschriebenen Reformvorhaben in Taten umzusetzen. Jetzt ist es an der Zeit, dass die katarischen Behörden echte Entschlossenheit zeigen und ihr Programm für Arbeitsreformen in vollem Umfang umsetzen. Alle bisherigen Fortschritte werden zunichte gemacht, wenn Katar sich mit einer schwachen Umsetzung der Maßnahmen zufrieden gibt und die für Verstöße Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft zieht“, so Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich. Sie findet klare Worte: „Die offensichtliche Selbstgefälligkeit der Behörden führt dazu, dass Tausende von Arbeitsmigrant*innen weiterhin der Gefahr ausgesetzt sind, von skrupellosen Arbeitgeber*innen ausgebeutet zu werden. Viele sind nicht in der Lage, den Arbeitsplatz zu wechseln oder dagegen vorzugehen, wenn Löhne nicht gezahlt werden. Sie haben kaum Hoffnung auf rechtliche Abhilfe, eine Entschädigung oder gar umfassende Gerechtigkeit. Nach der Fußballweltmeisterschaft wird das Schicksal der in Katar verbleibenden Arbeitsmigrant*innen noch ungewisser sein.“

Appell an Veranstalterin FIFA
Amnesty International fordert auch die WM-Veranstalterin FIFA auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die mit dem Turnier verbundenen Menschenrechtsrisiken zu erkennen, zu verhindern, zu mindern und zu beheben. Dazu gehören auch Risiken für Beschäftigte in Branchen wie dem Hotel- und Gastgewerbe und dem Transportwesen, die massiv expandieren, um die Durchführung der Spiele zu erleichtern. Zudem muss die FIFA öffentlich ihre Stimme erheben, um die Regierung von Katar aufzufordern, ihr Programm für Arbeitsreformen noch vor dem Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft umzusetzen.

Für Interviewanfragen und Rückfragen wenden Sie sich bitte an presse@amnesty.at.

Presseteam Amnesty International Österreich
Lerchenfelder Gürtel 43/4/3, 1160 Wien
Mag. Eleonore Rudnay
+43 664 400 10 56
E-Mail: eleonore.rudnay@amnesty.at

Einladung: Klimakrise befeuert Vertreibung

VIDC-Podiumsdiskussion mit Adil Najam, Raya Muttarak und Jane Linekar am 4. November 2021, 19:00 – 21:00 Uhr in der Hauptbücherei Wien.

Unter dem Motto „Uniting the world to tackle climate change” findet in Glasgow vom 31. Oktober bis 12. November 2021 die 26. UN-Klimakonferenz (COP26) statt. Die Konferenz vollzieht sich vor dem Hintergrund einer immer schneller und folgenschwerer voranschreitenden Klimakrise – das haben die Waldbrände in den Mittelmeerregionen sowie die Überschwemmungen in Deutschland in diesem Sommer sehr deutlich gezeigt. Auch der Sachstandsbericht des Weltklimarats der Vereinten Nationen vom August dieses Jahres spricht eine eindeutige Sprache: Der Bericht geht davon aus, dass die Klimaveränderungen in den kommenden Jahrzehnten in allen Regionen zunehmen werden. Bei einer globalen Erwärmung von 1,5°C wird es immer mehr Hitzewellen, längere warme und kürzere kalte Jahreszeiten geben.  Bei 2°C globaler Erwärmung würden Hitzeextreme häufiger und kritische Toleranzschwellen für Landwirtschaft und Gesundheit erreicht, so der Bericht.

Menschen in den Ländern des Globalen Südens sind von den kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen. Die Weltbank geht in einem aktuellen Bericht von bis zu 216 Millionen Binnenvertriebenen aufgrund des Klimawandels bis zum Jahr 2050 aus. Diese Menschen können sich vor den häufigen und intensiver werdenden wetterbedingten Ereignissen, wie Überschwemmungen, Feuer, Dürren und Stürmen weniger schützen und sind immer häufiger gezwungen ihre Herkunftsorte zu verlassen und ein neues Zuhause zu suchen.

Die Veranstaltung geht der Frage nach, wie sich die Klimakrise auf Konflikte und Vertreibungen im Globalen Süden auswirken.
Was wären notwendige Anpassungsstrategien zur Katastrophenrisikominderung in den ärmeren und besonders bedrohten Ländern des Globalen Südens? Wie können Länder mit hohem Risiko und geringer Kapazität gezielt dabei unterstützt werden, sich vor den Auswirkungen des Klimawandels besser zu schützen? Wie ist der Status Quo in Bezug auf Klimawandel und Vertreibung? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Konflikten und der Klimakrise? Wer ist von Vertreibungen besonders betroffen? Ist klimabedingte Vertreibung weiblich? 

Mehr Infos und Anmeldung

AVISO: Pressegespräch von Südwind und Greenpeace: Welchen politischen Rahmen braucht es für Klimagerechtigkeit?

Im Vorfeld aktueller politischer Weichenstellungen fordern die Umweltschutzorganisation Greenpeace und die Menschenrechtsorganisation Südwind die konsequente öko-soziale Ausrichtung der europäischen und österreichischen Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik.

Die Organisationen analysieren dabei aktuelle politische Entscheidungsprozesse rund um Klimaschutzgesetz, ökosoziale Steuerreform, Lastenverteilung der Emissionsreduktion in der EU, Lieferkettengesetz und Klimagerechtigkeits-Mechanismen. Gemeinsam mit Roman Hoffmann, Migrationsforscher an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie am International Institute for Applied Systems Analysis, werden folgende Fragen diskutiert:
– Inwiefern trägt kurzsichtige Klimapolitik zu einer Verschärfung der globalen Ungleichheit bei?
– Welche politischen Maßnahmen in Österreich und Europa helfen den Betroffenen der Klimakrise im Globalen Süden und stärken eine gerechte Bewältigung der Klimakrise auch in Europa und Österreich?
– Welche Rolle spielt die Klimakrise für Migration und welche Herausforderungen können hierdurch entstehen?

Pressegespräch:
Wo: Presseclub Concordia, 1010 Wien
Wann: 2. Juni 2021
Zeit: 9.30 Uhr


Ihre Gesprächspartner*innen sind:
– Isabella Szukits, Sprecherin für Klimagerechtigkeit bei Südwind
– Jasmin Duregger, Klima-Expertin bei Greenpeace
– Roman Hoffmann, Migrationsforscher an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem International Institute for Applied Systems Analysis

Aufgrund der derzeitigen Covid-19 Regelungen ist nur eine begrenzte Anzahl an Teilnehmer*innen erlaubt.
Eine Anmeldung ist erforderlich.
Für den Zutritt gilt die 3-G-Regel (bitte Nachweis mitbringen) und die FFP2-Masken-Pflicht.
Bitte beachten Sie: Wir können ausschließlich angemeldete und nachweislich getestete, genesene oder geimpfte Personen einlassen.

Wir bitten daher um Anmeldung vorab an vincent.sufiyan@suedwind.at; +43 650 96 77577

Online-Workshop: Skills for Green and Just Transitions. The role of Vocational Education and Training for Sustainable Development

The human capability to learn is widely regarded as one of the most important resources for achieving a sustainable society. Yet, traditional institutions of learning are lagging behind in transmitting such kind of transformative skills. In particular, the role of Vocational Education and Training (VET) is often limited to providing technical skills for greener economies. But will this suffice?

Faced with the climate emergency, there is a need for a radical reimagining of approaches to VET. Common VET practices are still tied to environmentally and socially unsustainable models of growth and work. Often, and particularly in the Global South, they do not correspond to the reality of informal and precarious work many people are faced with.

A radical re-imagining of VET requires an in-depth discussion on what a transition to a greener and just economy will mean at the global level.

The online Workshop will give room to an exchange of expertise and experience between the Global South and North. It will discuss main challenges and possible ways forward.

Keynotes:
Presha Ramsarup
: Skills for green and just transitions. What challenges for VET?
Dr. Presha Ramsarup is Director at the Centre for Researching Education and Labour at University of Witwatersrand in Johannesburg, South Africa. Her research work focuses on Green Skill learning pathways.

Simon McGrath: The need to go beyond the VET orthodoxy
Professor Simon McGrath is UNESCO Chair in International Education and Development at the University of Nottingham and Extraordinary Professor at the University of the Western Cape.

Date:  2021
Time: 17:00 – 19:30

Convener: ÖFSE – Austrian Foundation for Development Research  

> Programme (pdf)

> Please register at: registration@oefse.at

After Registration the access code will be sent to you.

ONLINE-SYMPOSIUM: Arbeit und Menschenrechte: Lieferkettengesetze für faires Wirtschaften

Arbeitsausbeutung in Bereichen wie Erntearbeit oder 24-Stunden-Betreuung ist durch die Corona-Pandemie wieder stärker ins Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit gelangt.  Vor allem  Arbeitnehmer*innen in außereuropäischen Zulieferfirmen befinden sich häufig in macht- und rechtlosen Situationen. Besonders dramatisch wird diese Lage, wenn Auftraggeber*innen  Warenbestellungen stornieren und nicht bezahlen und Zulieferbetriebe daraufhin Arbeiter*innen ohne Entlohnung und Entschädigungen entlassen. Solche Aspekte fallen in den Bereich der Lieferkettenverantwortung, deren Verankerung auf nationaler und supranationaler Ebene unter den derzeitigen wirtschaftlichen Verhältnissen besonders wichtig ist.

„Die Erfahrung hat leider gezeigt, dass Arbeitsausbeutung bis hin zu schweren Menschenrechtsverletzungen mit arbeitsrechtlichen oder strafrechtlichen Mitteln nicht einmal innerstaatlich wirksam begegnet werden kann. Falls überhaupt Entschädigungszahlungen geleistet werden, erscheinen diese unbedeutend im Vergleich zu den enormen Gewinnen, die Unternehmen durch Ausbeutung von Arbeitnehmerinnen erzielen können. “ stellt Katharina Beclin, Kriminologin an der Universität Wien und Vorsitzende der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel fest.

Im Falle von grenzüberschreienden Lieferketten ist ein rechtliches Anknüpfen an Einzelfällen noch viel schwieriger, da viele Arbeitnehmer*innen aufgrund existenzieller Abhängigkeiten keine rechtlichen Schritte gegen die Ausbeutung unternehmen können. Eine lückenlose Beweisführung, dass die Profitierenden von der Ausbeutung tatsächlich wussten, wird durch mehrstufige Lieferketten fast unmöglich. Arbeitsausbeutung ist zum systematischen Bestandteil global organisierter Wertschöpfung geworden, deshalb braucht es gesetzlich verankerte Sorgfaltspflichten im Sinne einer Lieferkettenverantwortung.

Wie diese auf europäischer bzw. innerstaatlicher Ebene umgesetzt werden soll, ist Gegenstand des Online-Symposiums, das von der Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel (www.gegenmenschenhandel.at) in Kooperation mit Südwind (www.suedwind.at) und der Internationalen Organization für Migration (IOM)  am 7. Mai 2021 (https://austria.iom.int/de/aktuell ) veranstaltet wird.

Freitag, 7. Mai 2021 via Cisco Webex Events
Details & Agenda: https://bit.ly/3dKAyM5
Anmeldunghttps://bit.ly/32FYx8T

Expert*innen aus EU Kommission, Fachorganisationen, Wirtschaft, Arbeitnehmervertretungen, Politik, Gesetzgebung und Menschenrechtsorganisationen bringen aktuelle Beiträge zum Thema aus ihren Bereichen ein. 

Die Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel ist ein Kooperationsplattform österreichischer NGOs, einer zwischenstaatlichen Organisation und von Expert*innen, die in der Opferbetreuung und/oder Prävention von Ausbeutung und Menschenhandel tätig sind oder sich mit der Thematik wissenschaftlich befassen. Zu den 16 Mitgliedern zählen beispielsweise die Caritas der Erzdiözese Wien, Herzwerk – eine Initiative der Diakonie, ECPAT Österreich, SDS – Salvatorianer in Österreich und Rumänien und SOLWODI. Assoziierte Teilnehmer*innen der Plattform sind IOM, LEFÖ-IBF, MEN VIA und das Ludwig Boltzmann Institut für Grund- und Menschenrechte. Nähere Informationen, etwa zu den Forderungen der Plattform, finden Sie auf unserer Homepage: http://gegenmenschenhandel.at.

Rückfragehinweis:                                                                                      
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleiter Südwind
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at
Tel.: 0650 96 77 577