Archiv der Kategorie: Humanitäre Hilfe

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PA: Welttuberkulosetag: Ärzte ohne Grenzen fordert schnelleren Zugang zu Testungen und Behandlung

Ärzte ohne Grenzen fordert Regierungen und Geber auf, den Zugang zu Testungen und Behandlungen von medikamentenresistenter Tuberkulose (DR-TB) zu beschleunigen. Anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März schließt sich Ärzte ohne Grenzen damit einem Aufruf der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen Akteuren an. Außerdem fordert Ärzte ohne Grenzen das US-amerikanische Diagnostikunternehmen Cepheid auf, den Preis für seine GeneXpert-Tests zu halbieren, damit Menschen rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden können.

Auf Basis einer Studie von Ärzte ohne Grenzen empfiehlt die WHO seit Dezember 2022 die sechsmonatige Kombinationstherapie BPaLM zur Behandlung von resistenten Formen der Tuberkulose. Die BPaLM-Behandlung umfasst die Antibiotika Bedaquiline, Pretomanid, Linezolid und Moxifloxacin. Sie ist sicherer, wirksamer und leichter verträglich.

Die Einführung dieser Behandlung scheitert jedoch am Zugang zu diagnostischen Tests für Resistenzen. Der GeneXpert MTB/RIF-Test des US-Unternehmens Cepheid, der auch eine Resistenz gegen das Medikament Rifampicin erkennt, ist derzeit der meistgenutzte Tuberkulose-Schnelltest. Trotz der hohen Verkaufszahlen in Ländern mit hoher TB-Belastung und der Analyse von Ärzte ohne Grenzen, die zeigt, dass die Herstellung eines Tests Cepheid weniger als fünf US-Dollar kostet, hat das Unternehmen den Preis des Tests seit über einem Jahrzehnt bei 9,98 US-Dollar gehalten.

Länder müssen die Verfügbarkeit der GeneXpert MTB/RIF-Tests oder einer von der WHO empfohlenen Alternative wie der Truenat MTB/RIF-Tests zum Nachweis von Tuberkulose und Rifampicin-Resistenz sicherstellen, damit Menschen mit resistenter Tuberkulose die Behandlung ohne Verzögerung erhalten können.

„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir einen besseren Zugang zu Tests für die Diagnose von Tuberkulose und Resistenzen haben, damit wir mehr Menschen identifizieren können, die eine Behandlung benötigen“, sagt Stijn Deborggraeve, Diagnostik-Berater der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Wir fordern Cepheid erneut dazu auf, den Preis für die Tuberkulose-Tests auf maximal fünf Dollar pro Stück zu senken, damit mehr Menschen mit resistenter TB rechtzeitig diagnostiziert werden und eine lebensrettende Behandlung erhalten können.“

Darüber hinaus müssen die Medikamentenpreise weiter sinken: Es wird helfen, wenn die Nachfrage durch nationale Behandlungsprogramme gesteigert wird, und wenn mehr Hersteller erschwingliche generische Versionen der teuersten Medikamente Bedaquilin und Pretomanid anbieten. Der niedrigste Preis für die neuere Behandlung liegt immer noch bei 570 US-Dollar. Ärzte ohne Grenzen fordert, dass der Gesamtpreis nicht mehr als 500 US-Dollar betragen sollte. Fünf Länder, in denen Ärzte ohne Grenzen tätig ist, haben bereits mit der Einführung der kürzeren Therapie begonnen, darunter Belarus, Usbekistan, Tadschikistan, Sierra Leone und Pakistan. Weitere Preissenkungen werden den Weg für die Einführung dieser Behandlung in vielen weiteren Ländern ebnen.

„In einem Land wie Afghanistan, in dem die Menschen Mühe haben, sich Grundnahrungsmittel, Reisekosten und Krankenhausgebühren zu leisten, wäre es ein Segen, wenn wir Menschen mit medikamentenresistenter Tuberkulose innerhalb von sechs Monaten behandeln könnten, anstatt bis zu zwei Jahre mit den älteren Therapien“, sagt Geke Huisman, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Afghanistan. „Der Zugang zu erschwinglichen Diagnosetests bleibt in Afghanistan und anderen Ländern dieser Region wegen der hohen Preise der Tests eine große Herausforderung. Regierungen, Geber und Pharmaunternehmen müssen jetzt handeln, um eine erschwingliche Versorgung mit diesen wichtigen Tests und Behandlungen für Tuberkulose sicherzustellen, damit mehr Leben gerettet werden können.“

Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial wenden Sie sich bitte an:
Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@aertze-ohne-grenzen.at
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 28

Interviewmöglichkeit: Update – Humanitäre Lage in der Türkei nach Erdbeben

International-Nothilfekoordinator Heinz Wegerer live aus dem Katastrophengebiet in der Türkei am Donnerstag, den 23.03 und Freitag, den 24.03.2023.

Die humanitäre Situation nach dem Erdbeben in der Türkei verschlechtert sich weiterhin. Mehr als 55.000 Menschen sind bei dem Erdbeben am 6. Februar ums Leben gekommen, mindestens 200.000 Gebäude wurden zerstört, 24 Millionen Menschen sind betroffen, Hunderttausende wurden obdachlos.

Heinz Wegerer live vor Ort im Katastrophengebiet in der Hatay Region
Der Hilfswerk International Nothilfekoordinator, Heinz Wegerer, ist derzeit in Iskenderun, in der Hatay Region in der Türkei und begleitet die Verteilung der Hilfswerk International-Hilfspakete. Die Situation beschreibt Wegerer auch fast eineinhalb Monate nach der Erdbebenkatastrophe als dramatisch: „An Alltag ist hier nicht zu denken. Es fehlt den Menschen an Unterkünften, ausreichend Nahrung und Hygieneartikeln.“

Möglichkeit von Live-Interviews mit Nothilfekoordinator vor Ort
Heinz Wegerer steht am Donnerstag, 23.03.2024 und am Freitag, 24.03.2024 für telefonische oder Video-Interviews direkt aus dem Erdbebengebiet zur Verfügung. Für die Koordination der Interviews wenden Sie sich bitte an: 

Christian Zacharnik
corporate identity prihoda gmbh
christian.zacharnik@cip.at | +43 676 4333 731

Hilfswerk International Soforthilfe in der Türkei und in Syrien
Das Hilfswerk International ist seit dem Erdbeben am 6. Februar 2023 vor Ort und hilft der betroffenen Bevölkerung rasch und zielgerichtet. Das Hilfswerk International verteilt Zelte, Hygieneartikel und Nahrungsmittel an die Bevölkerung in der Hatay Region und in Idlib. Damit werden 14.700 Menschen erreicht.

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hilfswerk.at/international/

Veranstaltungshinweis: 6. Humanitarian Congress Vienna im Zeichen des Humanitären Imperativs

Mit Blick auf aktuelle Konflikte, Kriege und weitere Krisen wird der sechste Humanitarian Congress Vienna am 16. Juni 2023 der Frage nachgehen, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Humanitären Prinzipien zu stärken und sicherzustellen, dass der Humanitäre Imperativ im Rahmen Humanitärer Hilfe eingehalten wird.

Jeder Mensch hat das Recht, Humanitäre Hilfe zu erhalten oder zu gewähren, lautet der Humanitäre Imperativ; Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit die Humanitären Prinzipien. Mit dem Kongresstitel Non-Negotiable: The Humanitarian Must-Haves rücken die Veranstalterinnen – Österreichisches Rotes Kreuz, Caritas Österreich, AG Globale Verantwortung, Ärzte ohne Grenzen und SOS-Kinderdorf Österreich – diese in den Fokus des diesjährigen Humanitarian Congress Vienna. Nach coronabedingter Pause, die 2022 von einer virtuellen Konversation aufgelockert wurde, holt der Kongress erstmals seit 2019 wieder internationale Stakeholder*innen Humanitärer Hilfe in den Großen Saal der Universität Wien.

Programm im Überblick

Auf eine Eröffnungsrede von Bundesministerin Leonore Gewessler und einer Keynote von Janez Lenarčič, EU-Kommissar für Humanitäre Hilfe und Krisenschutz, folgen vier aufeinanderfolgende Podiumsdiskussionen mit hochrangigen, internationalen Panellist*innen:

The Humanitarian Imperative Is Non-Negotiable
When Nature Strikes Back – Humanitarian Aid In Times Of Climate Change
Forgotten Crises – Forgotten Suffering
Starvation As A Method Of Warfare – As Old As War Itself, Outlawed But Deadly Popular and Creatively Used

Aber nicht nur Panellist*innen, sondern auch Vertreter*innen aus Politik, Medien, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft sowie Interessierte im Publikum sind dazu eingeladen, den Dialog über humanitäre Strategien und Grundsätze, Good-Practice-Beispiele, aktuelle Entwicklungen sowie Zukunftsvisionen fortzuführen und neue Perspektiven einzubringen.

Pressevertreter*innen können sich unter presse@globaleverantwortung.at akkreditierten, Interviews mit Panellist*innen anfragen und um Aufnahme in den Presseverteiler bitten.

PA: Cox’s Bazar/Bangladesch: Lebensmittel-Kürzungen bedrohen Gesundheit der Rohingya

Ärzte ohne Grenzen befürchtet schwere gesundheitliche Folgen durch Kürzungen von Lebensmittelrationen für rund eine Million geflüchtete Rohingya im Distrikt Cox’s Bazar in Bangladesch. Das Risiko für Mangelernährung und andere Krankheiten steigt dadurch deutlich an.

Das Welternährungsprogramm (WFP) hatte am Mittwoch unter Berufung auf fehlende Finanzmittel die Rationen um 17 Prozent gekürzt. Dadurch ist die Kalorienzahl pro Person unter den anerkannten Mindeststandard von 2.100 Kalorien pro Tag gesunken.

Die geflüchteten Rohingya, die in der weltweit größten Ansammlung von Geflüchteten-Camps im Distrikt Cox’s Bazar leben, sind fast vollständig auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Ihr Aufenthalt ist auf die Lager beschränkt, und sie dürfen keiner formellen Beschäftigung nachgehen. Dadurch können sie ihre geringen Nahrungsmittelrationen auch nicht selbstständig aufstocken.

„Ärzte ohne Grenzen unterstützt die Rohingya so lange wie nötig, aber die Deckung des steigenden medizinischen Bedarfs in den Lagern in Cox’s Bazaar übersteigt die Kapazitäten”, sagt Claudio Miglietta, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Bangladesch. „Die finanziellen Mittel sind gesunken und die Anzahl der Hilfsorganisationen in Cox’s Bazar ist um fast 80 Prozent zurückgegangen.”

Die Gesundheitsversorgung in den Lagern ist bereits jetzt herausfordernd. Die Menschen in den Camps leben unter prekären Lebensbedingungen und leiden unter Krankheiten wie Krätze, Dengue-Fieber und Cholera.

Aufgrund der geringeren Kalorienzufuhr sind die Menschen nun der Gefahr von Mangelernährung und Anämie ausgesetzt. Zudem wird ihr Immunsystem geschwächt, was das Risiko für Ausbrüche von Infektionskrankheiten, wie Masern und Cholera, erhöht.

Viele Schwangere, die in den Gesundheitseinrichtungen von Ärzte ohne Grenzen zur Vorsorge betreut werden, sind bereits mangelernährt. Im vergangenen Jahr wurde bei 12 Prozent der Schwangeren im Kutupalong-Krankenhaus und in der Balukhali-Klinik akute Mangelernährung und bei 30 Prozent Anämie diagnostiziert. Frauen, die mangelernährt und anämisch sind, haben ein höheres Risiko, während der Geburt Komplikationen zu erleiden, und ihre Neugeborenen haben ein höheres Risiko für einen schlechten Gesundheitszustand.

Viele Geflüchtete in den Lagern leiden an chronischen Krankheiten wie Herzleiden, Bluthochdruck und Diabetes Typ II. Für Betroffene von nicht-übertragbaren Krankheiten ist eine gesunde Ernährung ein entscheidender Faktor.

Ärzte ohne Grenzen befürchtet, dass eine Kürzung der Lebensmittelrationen die Verzweiflung in den Lagern verstärken und weitere Menschen dazu bringen könnte, sich in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf extrem gefährlichen See- und Landrouten zu begeben.

Ärzte ohne Grenzen leistet seit 1992 medizinische Hilfe in den Flüchtlingslagern in Cox’s Bazar. Im vergangenen Jahr führten die Teams von Ärzte ohne Grenzen mehr als 750.000 ambulante Konsultationen durch und nahmen mehr als 22.000 Patient:innen stationär auf.

Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial wenden Sie sich bitte an:
Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@aertze-ohne-grenzen.at
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Eva Hosp
eva.hosp@vienna.msf.org
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PA: UNICEF: 365 Tage Krieg in der Ukraine – 365 Tage Leid, Zerstörung & Vertreibung für Kinder

UNICEF Österreich präsentierte anlässlich der Jährung des Ukraine-Kriegs am 24. Februar zusammen mit James Elder, internationalem UNICEF-Pressesprecher live aus Lwiw (Lemberg) in der Ukraine, und Dr. Nora Ramirez Castillo, Psychologin und Psychotherapeutin von HEMAYAT, die aktuelle Lage der Kinder in der Ukraine sowie die Auswirkungen des Krieges auf junge Menschen und ihre Familien.

Wien, 23. Februar 2023: Die Kinder und Familien in der Ukraine haben seit Februar 2022 nun 365 Tage voller Gewalt, Trauma, Verlust, Zerstörung und Vertreibung erlebt. Die 7,8 Millionen Kinder des Landes wurden um 365 Tage voller Geburtstage, Schulerinnerungen, Zeit mit Freund:innen und Familie beraubt. Es gibt keinen einzigen Aspekt im Leben der Kinder, den der Krieg nicht beeinträchtigt hat: Kinder wurden getötet, verletzt, aus ihren Häusern vertrieben.

Der Krieg in der Ukraine hat Vertreibungen in einem Ausmaß und mit einer Geschwindigkeit ausgelöst, wie es sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat – mit weitreichenden Auswirkungen in der gesamten Region und darüber hinaus. Von den 7,9 Millionen Flüchtlingen aus der Ukraine in Europa sind die meisten Frauen und Kinder.

Für mehr als fünf Millionen Kinder in der Ukraine wurde durch den Krieg ihre Bildung unterbrochen, zuzüglich zu den zwei Jahren, die sie aufgrund der COVID-19-Pandemie auch noch verloren hatten. Der Besuch von Klassenzimmern, die ihnen das Gefühl von Struktur, Sicherheit, Normalität und Hoffnung bieten, blieb ihnen verwehrt. Die Zukunft einer ganzen Generation ist gefährdet.

Seit den ersten Tagen dieses Krieges habe ich Familien in der gesamten Ukraine getroffen. Für sie gab es keinen Tag ohne Leid. Ihr Mut und ihre Resilienz sind bemerkenswert,“ so James Elder. „Dieser Krieg hat dazu geführt, dass zwei von drei ukrainischen Mädchen und Buben gezwungen waren, aus ihrem zu Hause zu fliehen. Solange die Angriffe andauern, wird auch die Not der Kinder anhalten.“

Der Zugang von Kindern und Familien zur Grundversorgung ist erschwert. Mehr als 1.000 Gesundheitseinrichtungen wurden Berichten zufolge durch Beschuss und Luftangriffe beschädigt oder zerstört, wobei bei solchen Angriffen Patient:innen, darunter auch Kinder, sowie medizinisches Personal getötet oder schwer verletzt wurden und der Zugang zu medizinischer Versorgung eingeschränkt ist. Tausenden Kindern, die vor dem Konflikt im ganzen Land fliehen, fehlen lebenswichtige Impfstoffe, die sie vor Polio, Masern, Diphtherie und anderen lebensbedrohlichen Krankheiten schützen.

UNICEF hat sich verpflichtet, für die Kinder in diesem Land zu sorgen. Dafür werden wir auch weiterhin großzügige Unterstützung brauchen,“ betont Christoph Jünger, Geschäftsführer von UNICEF Österreich. UNICEF benötigt 1,1 Milliarden US-Dollar per Stand Dezember 2022, um die unmittelbaren und längerfristigen Bedürfnisse von 9,4 Millionen Menschen, darunter 4 Millionen Kinder, innerhalb und außerhalb der Ukraine zu decken, die nach wie vor unter den Folgen des Krieges in der Ukraine leiden.

„Über die Themen Kindheit und Krieg gleichzeitig zu sprechen, sollte überhaupt nicht möglich sein!“

So lautet das Statement Dr. Nora Ramirez Castillo von HEMAYAT. UNICEF betont, dass Kinder auch ein Jahr nach Beginn des Konflikts weiterhin mit Ängsten, Sorgen und Trauer kämpfen, die mit dem Verlust geliebter Menschen, der Trennung von der Familie, der erzwungenen Vertreibung aus ihren Häusern, der Isolation und der völligen Umwälzung ihrer Kindheit verbunden sind. Schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder sind von Depressionen, Angstzuständen, posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen psychischen Störungen bedroht.

Die seelischen Wunden des Krieges können Kinder bis weit ins Erwachsenenalter hinein beeinträchtigen. Das Podium betonte: „Um eine vom Krieg gezeichnete Generation von Kindern zu verhindern, müssen ihre psychische Gesundheit und ihre psychosozialen Bedürfnisse vorrangig behandelt werden.“
Zu Beginn des Krieges hofften alle auf ein rasches Ende. Diese Hoffnung hat sich zerschlagen. Viele Menschen sind noch damit beschäftigt, diese Realität zu akzeptieren,” so Dr. Ramirez Castillo.

Mentale Unterstützung für Menschen auf der Flucht

Dr. Ramirez bestätigt weiters, dass die Zahl der 2022 bei HEMAYAT betreuten traumatisierten Kinder und Jugendlichen aus Kriegsgebieten oder mit Foltererfahrungen mit 170 vergleichsweise hoch war.
Die ukrainischen Kinder in Österreich leben oft in zwei Welten: Sie gehen zwar hier zur Schule, besuchen aber auch Online-Angebote, die in der Ukraine stattfinden. Ihre Väter und männlichen Verwandte an der Front sind in akuter Lebensgefahr und die Kinder virtuell in ständiger Verbindung mit dem Krieg in der Heimat.
Psychotherapie kann eine zentrale Rolle dabei zukommen, dass die Kinder ihre Erfahrungen und Gefühle verarbeiten und das innere Chaos ordnen können.
Besondere Aufmerksamkeit und Priorität muss den Eltern, im Falle der Ukraine meist den Müttern, eingeräumt werden. Die ebenso geflüchteten Mütter sind stark in Sorge und belastet und das Leben in Österreich wird als „Zwischenlösung“ empfunden, was es erschwert, sich darauf wirklich einzulassen.
Dass Traumata der Eltern und der Kinder große Auswirkungen haben und sowohl die Kinder als auch die Eltern Unterstützung brauchen, darauf wies UNICEF Österreich bereits in der Studie „Vergessen und anonym: Begleitete Flüchtlingskinder“ (2019) hin. Christoph Jünger erklärt: „Viele Unterstützungsangebote und Maßnahmen, die jetzt für die Ukraine schnell getroffen wurden, können ein gutes Beispiel sein, welche Unterstützungsformen auch andere geflüchtete Menschen brauchen und flächendeckend etabliert werden sollten.

Was die Kinder nun dringend brauchen, ist Frieden!

Nach 365 Tagen Krieg brauchen die Kinder der Ukraine dringend Frieden. UNICEF fordert weiterhin:

  • einen prinzipiellen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe,
  • ein Ende der Angriffe auf Kinder und die Infrastruktur, auf die sie angewiesen sind, einschließlich Schulen, Krankenhäuser und kritische Wasser- und Lebensmittelinfrastruktur
  • die Beendigung des Einsatzes von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten, die direkt für die Tötung und Verstümmelung von Hunderten Kindern verantwortlich sind
  • vorrangige Behandlung psychischer Gesundheit und psychosozialer Bedürfnisse

Hilfe von UNICEF im Überblick
UNICEF war in der Ukraine, bevor der Krieg eskalierte, und in den 365 Tagen seither. In den Ländern, die Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen, arbeitet UNICEF mit nationalen und lokalen Behörden sowie mit Organisationen der Zivilgesellschaft zusammen, um Soforthilfe und Unterstützungsdienste für Familien, die vor dem Konflikt in der Ukraine fliehen, anzubieten. Beispielsweise konnten dadurch rund 1,2 Millionen geflüchtete Menschen in 40 „Blue-Dot“-Anlaufstellen mit Informationen versorgt und psychosozial betreut werden und 32.000 Kinder auf der Flucht identifiziert und wieder mit ihren Familien vereint werden.

Seit dem 24. Februar 2022 hat UNICEF dank der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft 770.000 Kinder mit Lernmaterial versorgt, 1,4 Millionen Kinder an formaler und nicht-formaler Bildung teilhaben lassen, 2,9 Millionen Kinder und Betreuer psychisch betreut, 352.000 Frauen und Kinder bei geschlechtsspezifischer Gewalt unterstützt, 4,6 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser verschafft, 4,9 Millionen Menschen medizinische Versorgung geboten und 1,4 Millionen Menschen in der Ukraine und 47.494 Haushalten in den Nachbarländern Bargeld zur Verfügung gestellt.

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Michael Blauensteiner
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