Archiv der Kategorie: Nachhaltigkeit

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Online Präsentation und Diskussion: UNESCO-Weltbildungsberichts 2020

Inklusive und hochwertige Bildung für alle zu gewährleisten ist eines der Ziele der UN Agenda 2030, die auch Österreich unterzeichnet hat. Wie steht es mit der Umsetzung in Österreich und auf globaler Ebene? Wie viele Kinder und Jugendliche sind nach wie vor von Schulbildung ausgeschlossen und welche Strategien gibt es, um das zu ändern? Wie wirkt sich die COVID-19-Pandemie auf Inklusionsbemühungen aus?

Diesen Fragen geht der Global Education Monitoring Report (GEM) 2020 nach. Der GEM wird jährlich von einem bei der UNESCO angesiedelten unabhängigen Team aus Expert*innen herausgegeben und überprüft die Fortschritte bei der Erreichung des internationalen Bildungsziels. Die aktuelle Ausgabe ist dem Thema „Inklusion“ gewidmet.

Der Bericht versteht Inklusion als breites Phänomen, das alle Lernenden einschließt, legt aber einen spezifischen Fokus auf Menschen mit Beeinträchtigungen. Er analysiert Bildungssysteme und -politiken und erarbeitet Empfehlungen.

Am 28. Jänner wird der GEM 2020 in Österreich präsentiert. Internationale und nationale Expert*innen analysieren Fragen der Bildungsinklusion auf globaler und österreichischer Ebene und gehen auf die aktuellen Herausforderungen durch die COVID-19- Pandemie ein.

Online Präsentation und Diskussion: 28.01.2021, 16:00 – 18:00 Uhr

Programm (pdf)
Anmeldung
Zoom-Link zur Veranstaltung

Die Präsentation wird von der Österreichischen UNESCO-Kommission in Kooperation mit der ÖFSE veranstaltet.

PA: Tag der Bildung: Globales Lernen wichtiger denn je

Ohne inklusive und gleichberechtigte Bildung sind weltweite Bemühungen für Geschlechtergleichstellung und ein Ende der Armut zum Scheitern verurteilt, so die Austrian Development Agency in einer Aussendung.

Wien, 22.01.2021. Jedes Jahr am 24. Jänner zeigt der Internationale Tag der Bildung auf, wie wichtig lebenslanges Lernen für die Lösung globaler Herausforderungen ist.
Dem relativ jungen Bereich „Globales Lernen“ kommt hier besondere Bedeutung zu. Die Webplattform „Bildung 2030“ bietet Lehrenden wie Lernenden Bildungsmaterialien, Lehrgänge und Workshops – finanziert durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und das Bundesministerium für Klimaschutz.
 
258 Millionen Kinder und Jugendliche gehen weltweit nicht zur Schule. 617 Millionen Kinder und Jugendliche können nicht lesen oder einfache Mathematikaufgaben lösen. Weniger als 40 Prozent aller Mädchen in Subsahara-Afrika schließen die Sekundarstufe ab. Das sind die Zahlen, die die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) jährlich um den 24. Jänner vor den Vorhang holt. Besonders jetzt, rund ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie, müssen Bildung und lebenslanges Lernen ins Zentrum internationaler Bemühungen zur Abfederung der Krise rücken, so die UNESCO zum Internationalen Tag der Bildung.
 
Lehren und Lernen für die Zukunft
Dass nachhaltige Entwicklung eine Herausforderung für alle Nationen ist – nicht nur für Schwellen- und Entwicklungsländer –, propagiert die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit von Anbeginn. Lernprozesse sind in Österreich genauso notwendig wie in seinen Partnerländern. Das ist auch der Grund, warum bereits die Idee zur Gründung der digitalen Plattform „Bildung 2030“ von der Austrian Development Agency (ADA) unterstützt wurde. Die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit finanziert den Aufbau und die Weiterentwicklung der Webplattform mit insgesamt 139.400 Euro. Weitere finanzielle Unterstützung kommt vom Bundesministerium für Klimaschutz.
 
Positive Veränderung anstoßen – Bildung für die Weltgesellschaft
„Die von uns im Bereich der Entwicklungspolitischen Kommunikation und Bildung geförderten Projekte haben alle zum Ziel, in Österreich gemeinsame Wege zu einer gerechten und nachhaltigen Welt zu finden. Denn auch mit nur kleinen Veränderungen in unserem Alltag kann jede und jeder von uns positive Veränderung anstoßen. Globales Lernen vermittelt Wissen über weltweite Herausforderungen und schafft Verständnis für internationale Zusammenhänge. Der Plattform „Bildung 2030“ gelingt genau das“, betont ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter. Im Frühjahr 2020 ins Leben gerufen, bündelt die Website unterschiedliche Lehr- und Lernmaterialien, die sich den Problemen unserer Zeit mit zukunftsfähigen Lösungen und Visionen widmen. 
 
Im Fokus: Die 17 Globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung
„Die Agenda 2030 mit ihren 17 ambitionierten Zielen berücksichtigt soziale, ökologische und ökonomische Aspekte mit der Vision, das Leben für alle Menschen auf der Welt zu verbessern, die Ökosysteme zu schützen und die Klimakatastrophe zu verhindern. Mit der neuen digitalen Plattform „Bildung 2030“ wollen wir Lernende und Lehrende mit Informationen und einer großen Auswahl an Bildungsangeboten für alle Altersstufen dabei unterstützen, sich mit nachhaltiger und gerechter Entwicklung im Sinn der Agenda 2030 auseinanderzusetzen“, so Heide Tebbich, Geschäftsführerin von BAOBAB-Globales Lernen und Projektleiterin von “Bildung 2030“. Die Plattform fasst erstmals Bildungsangebote der Organisationen BAOBABForum UmweltbildungKommEntSüdwind und Welthaus Graz zusammen. Sie steht auch weiteren Bildungsanbietern offen.
 
Auseinandersetzung mit nachhaltiger Entwicklung
„Bildung 2030“ ist Online-Anlaufstelle für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit in Österreich. Die Plattform bietet Informationen, Angebote und Materialien für alle Altersstufen und liefert vielfältige Ideen, wie globale Herausforderungen in unterschiedlichen Lehr- und Lernsituationen gemeistert werden können. Ihr Ziel: Lösungsansätze für eine faire, ressourcenschonende Gesellschaft interdisziplinär, länderübergreifend und mit kritischem Selbstverständnis erarbeiten. Darüber hinaus informiert die Plattform über die Konzepte „Globales Lernen“ und „Bildung für nachhaltige Entwicklung“.

Austrian Development Agency
Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt die ADA derzeit Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um.
 
Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency,
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 676 83903414      
katharina.schreiber@ada.gv.at
www.entwicklung.at

BAOBAB-Globales Lernen
Magdalena Emprechtinger
Tel.: +43 3193073504
m.emprechtinger@baobab.at
www.baobab.at/

PA: WWF: Zwei Millionen Menschen fordern globales Abkommen gegen die Plastikkrise

150 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Meeren sind ein ökologisches Desaster – Naturschutzorganisation fordert weltweite und nationale Maßnahmen – WWF Österreich für Pfandsystem 

17. 12.2020 – Rund ein Drittel der weltweiten Plastikabfälle werden unsachgemäß entsorgt. Dadurch landen jährlich elf Millionen Tonnen Plastikabfälle neu im Meer – mit fatalen Folgen für Tiere und Pflanzen. Zwei Millionen Menschen haben seit heute, Donnerstag, die WWF-Petition im Kampf gegen diese Plastikflut unterschrieben und sprechen sich damit für ein globales Abkommen gegen die Plastikkrise aus. „Das ist eine klare Ansage, jetzt zu handeln. Die internationale Politik muss diesen öffentlichen Auftrag ernst nehmen und ein global wirksames Abkommen gegen die Plastikflut beschließen. Zusätzlich muss die österreichische Bundesregierung ihre Hausaufgaben machen“, fordert Elisa Gramlich, Expertin für Plastik und Kreislaufwirtschaft beim WWF Österreich. 

Die Plastikflut in den Meeren erreicht mit rund 150 Millionen Tonnen Abfällen im Meer enorme Ausmaße – mit dramatischen Folgen für die Natur: Seevögel verenden qualvoll an Verschlusskappen in ihrem Magen, Wale ertrinken in verloren gegangenen Netzen, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton. Die Tiere ersticken, erleiden tödliche Verstopfungen oder verhungern bei vollem Bauch. Nicht zuletzt können winzig kleine Kunststoffpartikel sowie umweltschädliche Plastik-Inhaltsstoffe über Fische in die menschliche Nahrungskette gelangen. Auch in Österreich landet viel weggeworfener Plastikmülle in Flüssen und Seen.

Die Bekämpfung der Plastikkrise erfordert neben der globalen Zusammenarbeit auch ambitionierte Nationalstaaten. „Österreich muss sich auf diplomatischer Ebene für das rasche Verhandeln global wirksamer Maßnahmen und Reduktionsziele von Plastikmüll einsetzen. Auf nationaler Ebene muss die Regierung das Problem an der Wurzel packen – mit der raschen Umsetzung des angekündigten Pfandsystems und der Ausweitung von Mehrweg-Systemen“, fordert WWF-Expertin Elisa Gramlich. 

Zur Petition

Rückfragehinweis:
Alexa Lutteri, MA BSc
Pressesprecherin WWF Österreich
Mobil: +43 676 834 88 240
E-Mail: alexa.lutteri@wwf.at

PA: Staaten müssen weltweite Verteilungsgerechtigkeit bei Impfstoffen sicherstellen

Am Tag der Menschenrechte fordert Amnesty International Staaten weltweit auf, Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und -versorgung für alle Menschen zu gewährleisten. Internationale Zusammenarbeit sei besonders wichtig: Auch Österreich muss sich verstärkt für globale Verteilungsgerechtigkeit bei Impfstoffen einsetzen.

Die COVID-19-Pandemie war das bestimmende Menschenrechtsthema im Jahr 2020: Während die Krise vielerorts das Beste aus den Menschen hervorgebracht hat, verschärfte sie auch bestehende Menschenrechtsprobleme. So zeigte COVID-19 unter anderem gravierende Probleme und Herausforderungen beim Zugang zu Gesundheit auf: Weltweit starben Hunderttausende Menschen, Millionen erlitten große Verluste, weil sie nicht die gleiche Gesundheitsversorgung oder nicht den gleichen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen wie andere hatten. An der Debatte über Impfstoffe – unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis Menschen Zugang zu ihnen bekommen – spitzt sich diese Problematik aktuell zu.

„Milliarden von Menschen sind in den nächsten Monaten mit der Frage konfrontiert, unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis sie Zugang zu Impfstoffen bekommen. Regierungen weltweit, auch die in Österreich, sind gefordert, menschenrechtskonforme Lösungen für die Menschen zu finden. Dazu gehört, international zusammenzuarbeiten und sich für eine globale Verteilungsgerechtigkeit einzusetzen”, sagt Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich, und sagt weiter:

„Die COVID-19-Pandemie ist eine globale Herausforderung. Wenn die vergangenen Monate in der Krise eines gezeigt haben, dann dass Egoismus und rein nationale Vorstöße uns alle nicht weiterbringen. Impfstoffe, die vor COVID-19 schützen, sind kein Luxusprodukt, sondern eine Voraussetzung, um zu überleben. Der Zugang zu diesen Impfstoffen darf sich nicht danach richten, wer am meisten bezahlt. Alle Menschen, egal, ob sie ihn sich leisten können oder nicht, müssen rasch und unkompliziert Zugang zu diesen überlebenswichtigen Gesundheitsmaßnahmen haben.”

Während Staaten dafür sorgen müssen, dass Menschen Zugang zu Impfungen haben, müssen Impfungen grundsätzlich freiwillig sein. Wenn es Impfregelungen gibt, müssen diese stets mit internationalen Menschenrechtsstandards vereinbar sein. Personen, die eine Impfung ablehnen, dürfen nicht strafrechtlich verfolgt, diskriminiert oder vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden.

„Transparente Informationen und Beratung sind in den nächsten Monaten besonders wichtig – auch für jene, die möglicherweise kein Vertrauen in einen Impfstoff haben”, sagt Annemarie Schlack.

Menschen in wichtigen Berufen im Stich gelassen – sichere und gesunde Arbeitsbedingungen gefordert
In den letzten Monaten haben viele Menschen Unglaubliches geleistet, ihre Gesundheit und ihr Leben riskiert, um andere zu versorgen oder zu schützen. „Angesichts der großartigen Taten von Ärzt*innen, Pfleger*innen, Supermarktverkäufer*innen oder Angestellten bei Logistikbetrieben macht es wütend, wenn Regierungen ihren Verpflichtungen nicht nachkommen und Menschen im Stich lassen”, sagt Annemarie Schlack.

Regierungen auf der ganzen Welt versagten in den vergangenen Monaten, Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens angemessen zu schützen, etwa mit ausreichender Schutzausrüstung: Amnesty-Recherchen zeigten, dass weltweit Tausende Mitarbeiter*innen im Gesundheitssektor nach einer Ansteckung mit COVID-19 gestorben sind. Besonders hohe Todeszahlen stellte Amnesty in Mexiko, den USA und Brasilien fest.

In Österreich hatten Menschen, die a-typisch oder prekär beschäftigt sind, wie beispielsweise Erntehelfer*innen, Leiharbeiter*innen oder Asylberechtigte, nicht die Möglichkeit, sich bei der Arbeit angemessen vor dem Coronavirus zu schützen.

„Dass Menschen ihre Gesundheit riskieren oder sterben, während sie versuchen, andere zu retten und zu versorgen, ist eine Krise mit schockierendem Ausmaß. Jede*r hat ein Recht auf Sicherheit am Arbeitsplatz. Politisch Verantwortliche müssen in den nächsten Monaten verstärkt sichere und gesunde Arbeitsbedingungen für alle Menschen gewährleisten – insbesondere für jene Menschen, die aufgrund ihrer Beschäftigung dem Virus ausgesetzt sind oder sich nicht ausreichend schützen können”, sagt Annemarie Schlack.

Gestärkt durch die Krise: Soziale Menschenrechte absichern
Auch 2021 wird die Krise noch lange nicht vorbei sein und die langfristigen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Lockdowns werden immer stärker in den Vordergrund rücken. Durch die COVID-19-Krise stieg die Zahl der Arbeitslosen in vielen Ländern, auch in Österreich.

Gleichzeitig zeigte sich, dass die Maßnahmen, die die sozialen Folgen der Pandemie abfedern sollten, nicht ausreichend waren. In Österreich wurden beispielsweise viele Menschen, die die COVID-19-Pandemie besonders trifft, von Unterstützungsleistungen ausgeschlossen oder Unterstützungen waren aufgrund bürokratischer oder sprachlicher Hürden schwer zugänglich. Dazu zählten beispielsweise armutsgefährdete Menschen, insbesondere Alleinerzieher*innen oder auch 24h-Pflegebetreuer*innen. Das zeigte eine Analyse von Amnesty International, die die Folgen von COVID-19 auf das Recht auf soziale Sicherheit und angemessene Arbeitsbedingungen der Menschen in Österreich beleuchtete.

„Österreich zählt ohne Zweifel zu den höchstentwickelten Sozialstaaten weltweit. Dennoch zeigt die Pandemie, dass die sozialen Rechte von besonders schutzwürdigen Menschen nicht ausreichend abgesichert sind”, sagt Annemarie Schlack, und sagt weiter:

„Um durch diese Krise gestärkt zu kommen, wird es besonders wichtig sein, dass wir niemanden zurückzulassen! Ein wichtiger Baustein dafür ist, dass Menschen ihre sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Menschenrechte auch durchsetzen können – weltweit, und auch in Österreich. Einen Rechtsanspruch auf soziale Menschenrechte gibt es bis heute nicht in Österreich. Ein menschenwürdiges Leben für alle ist keine Wohltätigkeit des Staates oder parteipolitisches Programm, sondern ein Menschenrecht.”

Amnesty International Österreich fordert neben der Erweiterung des Grundrechtskatalogs und die verfassungsrechtliche Verankerung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte eine klare Strategie, wie soziale Rechte besser umgesetzt werden werden. Dazu müssen zivilgesellschaftliche Organisationen einbezogen werden, damit die Stimmen von Betroffenen Teil dieser Strategie sind.

Hintergrund
Amnesty International beobachtet, dokumentiert und analysiert seit Beginn der COVID-19-Pandemie die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus – weltweit und in Österreich. Im April veröffentlichte Amnesty International 9 Forderungen auf Basis eines Zwischenberichts zu den bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in Österreich. Im Juli veröffentlichte Amnesty eine Kurzanalyse zum Thema soziale Rechte & COVID-19 in Österreich. Weitere Berichte, Artikel und Analysen über COVID-19 und Menschenrechte finden Sie auf unserem Newsblog.

Bei Fragen oder zur Vermittlung von Interviews stehen wir gerne zur Verfügung.
Presseteam Amnesty International Österreich
Martina Powell / Gesine Schmidt-Schmiedbauer
Tel.: +43 664 2359138 / +43 664 4001056
E-Mail: presse@amnesty.at

PA: Manfred Nowak, Ulrich Brand & Zivilgesellschaft: “Menschenrechte brauchen Gesetze!”

Ein Bündnis aus NGOs und ArbeitnehmerInnenvertretungen fordert gemeinsam mit Ulrich Brand, Manfred Nowak und weiteren ExpertInnen am internationalen Tag der Menschenrechte, dem 10.12., ein Lieferkettengesetz in Österreich und der EU.

Die Einhaltung der Menschenrechte und der Schutz der Umwelt müssen selbstverständlich sein. Doch die Arbeitsbedingungen, die hinter unserer Schokolade, unserer Kleidung und unseren Smartphones stecken, sind oft menschenunwürdig. Kinderarbeit, Zwangsarbeit und die Verfolgung von GewerkschafterInnen stehen noch immer an der Tagesordnung. Die Ausbeutung der ArbeiterInnen geht zudem mit massiven Umweltschäden einher. “Im Jahr 2020 müssen auf westafrikanischen Kakaoplantagen  noch immer rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen für unsere Weihnachtsschokolade schuften.  Damit in unseren Weihnachtsgeschenken unter dem Christbaum weder Kinderarbeit noch Zwangsarbeit stecken, braucht es endlich verbindliche Regeln für Konzerne!”, fordert Bettina Rosenberger Koordinatorin der zivilgesellschaftlichen Kampagne “Menschenrechte brauchen Gesetze!”. 

 „Österreich muss sicherstellen, dass Betroffene von Menschenrechtsverletzungen effektiven Zugang zum Recht haben und sich nötigenfalls, so auch gegen mächtige Konzerne wehren können. Dafür braucht es einen verbindlichen rechtlichen Rahmen, der Menschen und Umwelt entlang der gesamten Lieferkette schützt.“, erklärt Menschenrechtsexperte Manfred Nowak. 

Seit Oktober mobilisiert das zivilgesellschaftliche Bündnis für eine verbindliche Regulierung von Unternehmen, damit diese entlang ihrer internationalen Lieferketten Menschenrechte und Umweltstandards achten. Die Forderungen der Kampagne beziehen sich auf drei Ebenen: Ein Lieferkettengesetz auf nationaler und europäischer Ebene und einen verbindlichen UN-Vertrag. In Frankreich gibt es schon ein entsprechendes Gesetz, in der Schweiz votierten 50,7 % der Stimmberechtigten im Zuge einer Volksabstimmung dafür und in Deutschland wird bereits seit Monaten auf Regierungsebene über ein Lieferkettengesetz diskutiert. „Der Globalisierungsprozess ging bislang weitgehend zu Lasten vieler Beschäftigter, insbesondere in den Ländern des globalen Südens, und der Natur. Der Verstoß gegen Menschenrechte und Umweltstandards ist eine Voraussetzung, damit die ‘imperiale’ Produktions- und Lebensweise weiterhin aufrecht erhalten wird. Deshalb sollte endlich ein Lieferkettengesetz in Österreich ausgearbeitet und verabschiedet werden.“ fordert der Politikwissenschaftler Ulrich Brand.

Auf EU- und UNO-Ebene gibt es bereits laufende Prozesse, in die sich Österreich aktiv und konstruktiv einbringen muss. Österreich ist derzeit nicht nur Mitglied des UN-Menschenrechtsrates, sondern stellt sogar die Präsidentin und trägt daher besonders Verantwortung sich aktiv in den laufenden UN-Prozess für ein verbindliches UN-Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten einzubringen.

Website der Kampagne „Menschenrechte brauchen Gesetze!“: www.menschenrechtebrauchengesetze.at 

Rückfragehinweis:
Bettina Rosenberger
Kampagne Menschenrechte brauchen Gesetze
Treaty Alliance Österreich
c/o NeSoVe
Tel.: +43 660 8835409
bettina.rosenberger@nesove.at

Kommentar: „Menschenrechte: Internationaler Schulterschluss notwendig“

Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich zum Tag der Menschenrechte, am 10.12.2020.  

Die Angst um die eigene Gesundheit und die unserer Lieben, wirtschaftliche Unsicherheiten und persönliche Einschränkungen – 2020 wird nicht als grandioser Start ins neue Jahrzehnt in die Geschichtsbücher eingehen. Gerade darum sollte der Tag der Menschenrechte am 10. Dezember zu einer Mahnung für uns werden. In Zeiten der Krise ist es besonders wichtig, Menschenrechte nicht als vernachlässigbaren Luxus zu betrachten, sondern als Herzstück unserer Gesellschaft und das weltweit.

Nach Ende des zweiten Weltkriegs hat man das bereits erkannt und gemeinsam an einem Ideal gearbeitet, das drei Jahre später von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. 1948 wurden die Menschenrechte definiert und verlangen nichts Unmögliches: genügend Nahrung, das Recht auf Bildung, Meinungsfreiheit, ein Verbot von Sklavenarbeit und andere Dinge, die wir hierzulande für selbstverständlich halten, sind darin definiert. Ein Blick in andere Länder zeigt aber, dass sie das nicht sind. Eine im Herbst erschienene Studie berichtet über Millionen von Kindern, die nach wie vor im Kakaoanbau arbeiten, anstatt in der Schule zu sitzen. Kaffeebäuerinnen und -bauern leiden weltweit so sehr unter der seit Jahren anhaltenden Preiskrise, dass sie oft nicht wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen. Der Konkurrenzkampf bei Produkten wie Bananen nimmt Dimensionen an, wo um niedrige Cent-Kommastellen gefeilscht wird, um den Gewinn zu maximieren, ohne jegliche Rücksicht auf das Leben der Menschen im Ursprung.

Aber nicht nur in sogenannten Entwicklungsländern sind Menschenrechte nach wie vor in Gefahr. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind in den USA derzeit so verheerend, dass rund 50 Millionen Menschen von einer Hungerkrise erfasst sind. Zum Vergleich: Ganz Spanien hat etwas mehr als 46 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Aber nicht nur weit weg gefährden die aktuellen Zeichen der Zeit Menschenleben. In Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, sind fast 1,5 Million Menschen von Armut gefährdet, darunter auch rund 300.000 Kinder.

Die drohende Wirtschaftskrise nach Corona lässt darum Schlimmes erahnen. Zusammen mit dem Klima-wandel, der längst große Herausforderungen weltweit mit sich bringt, warten Probleme auf uns, die kein Land dieser Welt alleine bewältigen kann. Wenn wir jetzt wegsehen, verspielen wir die Chance auf eine Neuausrichtung unserer Wirtschaft, bei der ein gutes Leben für alle die oberste Priorität sein sollte. Faire Löhne, der Erhalt unserer Böden und eine nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen sind Eckpfeiler einer zukunftsfähigen Globalisierung, die wir jetzt einfordern müssen. Wir sehen in Österreich seit Jahren einen positiven Trend bei fair gehandelten Lebensmitteln. Eine wachsende Öffentlichkeit nimmt Ungerechtigkeiten im Welthandel nicht mehr schweigend hin, sondern fordert Veränderungen aktiv ein. Das alleine reicht aber noch nicht.

Es wird in den kommenden Jahren den politischen Willen benötigen, die wirtschaftlichen Folgen von Corona nicht auf dem Rücken der schwächeren Mitglieder unserer Gesellschaft auszutragen. Einsparungen und neue Steuern werden nötig sein, um die Schulden, die in diesem Jahr weltweit angehäuft wurden, wieder zurück zu zahlen. Wir können aber entscheiden welchen Weg wir dafür einschlagen. Die meisten Staaten – darunter auch Österreich – haben die Wahrung der Menschenrechte in ihre Verfassung aufgenommen. Darauf sollten wir uns in den nächsten Jahren besinnen, wenn es darum geht, verantwortungsvoll und zukunftsorientiert zu handeln.

Für Rückfragen; Bildmaterial und Interviewvereinbarungen:
Bernhard Moser
Presseanfragen, Themen & Inhalte
FAIRTRADE Österreich
Tel.: +431 533 09 56 29 
Mobil: +43 664 526 74 65 
E-Mail: bernhard.moser@fairtrade.at
www.fairtrade.at

PA: Schweizer Abstimmung zeigt: Menschenrechte brauchen Gesetze

Das zivilgesellschaftliche Bündnis der Treaty Alliance Österreich begrüßt das Ja der Schweizer Stimmberechtigten, die in der Abstimmung am Sonntag mit 50,7 % für die Konzernverantwortungsinitiative stimmten.

29.11.2020 Wien/Bern –  “Die Mehrheit der Schweizer Stimmberechtigten sprachen sich am Sonntag für die verbindliche Regulierung von Konzernen aus. Dies ist ein bedeutender Meilenstein, auch wenn die Konzernverantwortungsinitiative aufgrund der fehlenden Mehrheit der Kantone abgelehnt wurde.”,  erklärt Bettina Rosenberger, Koordinatorin der Treaty Alliance Österreich und Geschäftsführerin des Netzwerks Soziale Verantwortung (NeSoVe).

“Nach der Volksabstimmung in der Schweiz und dem seit 2017 bestehenden Gesetz in Frankreich ist es Zeit, dass es auch in Österreich endlich ein Lieferkettengesetz gibt, damit Unternehmen entlang ihrer globalen Lieferketten Menschenrechte und Umweltstandards einhalten”, fordert Rosenberger. Aus diesem Grund initiierte das zivilgesellschaftliche Bündnis der Treaty Alliance Österreich die Kampagne “Menschenrechte brauchen Gesetze – Damit Lieferketten nicht verletzen!”. Die Kampagne fordert, dass es sowohl in Österreich, als auch auf Ebene der EU sowie der UNO verbindliche Regeln für Unternehmen gibt. Auf EU- und UNO-Ebene gibt es bereits laufende Prozesse, in die sich Österreich aktiv und konstruktiv einbringen muss. Nur durch verbindliche Regeln werden Unternehmen für die Verletzung von Menschenrechten und Umweltstandards Verantwortung übernehmen  müssen.

“Die Arbeitsbedingungen, die hinter unseren T-Shirts, unseren Smartphones und unserer Schokolade stecken, sind oft menschenunwürdig. Damit Ausbeutung in der Textilindustrie kein Leiberl hat und uns Kinderarbeit nicht in die Tüte kommt, brauchen wir ein Lieferkettengesetz.”, so Rosenberger abschließend.

Nähere Informationen: www.menschenrechtebrauchengesetze.at

Rückfragehinweis:
Bettina Rosenberger
Treaty Alliance Koordinatorin
+43 660 8835409
bettina.rosenberger@nesove.at

Online Veranstaltung: Digitalisierung und Entwicklung

Am 02.12.2020 von 16:00 – 18:30 Uhr lädt die ÖFSE zur Präsentation der Publikation „Österreichische Entwicklungspolitik 2020 – Digitalisation for Development? Challenges for Developing Countries.“ mit anschließender Diskussion mit Monika Kuffer (University of Twente), Lukas Schlögl (Universität Wien), Erwin Künzi (ADA), Michael Obrovsky (ÖFSE).

Beflügelt von neuen Technologien wie Robotern, künstlicher Intelligenz, Big Data oder Automatisierung und nicht zuletzt durch die Covid-19 Pandemie, ist der Diskurs über Digitalisierung in den letzten Jahren in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.

Die Einschätzungen dieser Dynamik sind jedoch sehr unterschiedlicher, und das gilt insbesondere für deren Auswirkungen auf die Entwicklungsländer. Ermöglichen digitale Technologien eine schnelle nachholende Wirtschaftsentwicklung für den Globalen Süden, oder tendieren sie dazu, menschliche Arbeit zu ersetzen und führen folglich zu Massenarbeitslosigkeit und verschärften sozialen Ungleichheiten?

Die diesjährige Ausgabe der Publikation „Österreichische Entwicklungspolitik – Analysen, Berichte, Informationen“ widmet sich schwerpunktmäßig der Analyse von Digitalisierungsprozessen in Entwicklungsländern. Sie spricht unterschiedliche Fragen, von technologischen Anpassungs- bzw. Innovationskapazitäten über digitale Anwendungen für Finanzdienstleistungen, globale Güterketten und Stadtplanung, bis hin zu den Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte und Bildungssysteme, an. In einem zweiten Teil analysiert die Publikation die Gesamtheit der Finanzflüsse Österreichs an Entwicklungsländer und diskutiert diese vor dem Hintergrund aktueller Trends in der österreichischen Entwicklungspolitik.

Programm (pdf)

Anmeldung

Ein Zugangslink zur Veranstaltung wird kurz vor der Veranstaltung an alle TeilnehmerInnen versendet.

PA: Schoko-Nikolo Check von Südwind und GLOBAL 2000

Vier öko-faire Testsieger, ein Drittel der Schoko-Figuren durchgefallen. Nikoläuse nach sozialen und ökologischen Kriterien bewertet – Anstieg an Kinderarbeit in der Kakaoproduktion aufgrund von Corona zu befürchten.

Das Nikolaus-Fest fällt heuer aufgrund der Coronakrise ein wenig anders aus als gewohnt. Vielen wird der Nikolaus wohl nur in seiner süßen Variante einen Besuch abstatten. Damit das Nikolo-Fest auch sozial und ökologisch fair wird, haben die entwicklungspolitische Organisation Südwind und die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 die festliche Schokoware einem Nachhaltigkeitscheck unterzogen. Insgesamt 18 Schokoladen-Nikoläuse, die bis 13.11.2020 im österreichweiten Handel erhältlich waren, wurden unter die Lupe genommen und nach den Ampelfarben mit grün, gelb oder rot bewertet.

 Vier Testsieger, EZA-Nikolaus besonders sozial und ökologisch
Testsieger sind der „EZA Schoko-Nikolo“, der in den Weltläden erhältlich ist, der „Spar Natur pur Bio-Nikolaus“ von Spar, der „Monarc Bio-Fairtrade Nikolo“ von Hofer sowie der „Schönenberger Weihnachtsmann im Sternenkleid“ von denn‘s. Sie tragen das Bio- und das Fairtrade-Gütesiegel und sind somit sowohl aus sozialer als auch aus ökologischer Sicht am verträglichsten. Besonders zu empfehlen ist laut Angelika Derfler, Südwind-Mitarbeiterin, der Schoko-Nikolaus von EZA Fairer Handel: „ Die Schoko-Figuren von EZA Fairer Handel sind nicht nur doppelt grün bewertet sondern ermöglichen es den KonsumentInnen darüber hinaus auch, den Kakao und Rohrzucker bis zu den Ursprungskooperativen zurückzuverfolgen.“ Erhältlich sind sie in allen Weltläden und Geschäften des fairen Handels, die aktuell auch Onlinebestellungen inkl. Zustellung anbieten.

Gute Entwicklungen im Mittelfeld –  ein Drittel der Nikoläuse verbesserungswürdig
Positiv aufgefallen sind Derfler auch die Entwicklungen im Mittelfeld der bewerteten Nikoläuse. Zumindest ein Drittel der gesamten bewerteten Schoko-Figuren weist entweder soziale oder um ökologische Standards in der Schokoladenproduktion auf. Der „Schoko Nikolo“ von Billa, der „Rosengarten Vollmilch Weihnachtsmann“ und der „Rosengarten Weihnachtsmann“ von basic, der „Favorina Weihnachtsmann“ und der „Favorina Kleine Weihnachtsmann“ von Lidl sowie der „Schoko Weihnachtsmann“ von DM wurden in je einer Kategorie grün bewertet, in der zweiten jedoch bereits mit gelb. Der „Monarc-Nikolo“ von Hofer wurde zweimal mit gelb bewertet. Das Schlusslicht in der Nachhaltigkeitsbewertung bildeten die Nikoläuse der bekannten großen Schokolademarken Milka, Lindt, Hauswirth, KitKat, Smarties und Kinder. Sie wurden aufgrund fehlender unabhängiger Zertifizierungen sowohl aus sozialer als auch aus ökologischer Sicht rot bewertet.

Ausbeutung von Mensch und Natur in der Kakaobranche durch Corona verschärft
Der Kakaoanbau hat viele Facetten. In kleinbäuerlichen Strukturen mit fairen Arbeitsbedingungen, angemessener Bezahlung und ökologischen Richtlinien kann Schokolade auch nachhaltig produziert werden. Im konventionellen Kakaoanbau – der im Check mit rot bewertet wurde – kommt es jedoch häufig zu extremer Ausbeutung von Mensch und Natur. Derfler erklärt weiter: „Wir gehen davon aus, dass Corona die bereits prekären Arbeitsbedingungen und die ohnehin schon magere Bezahlung in konventionellen Betrieben weiter verschlechtern wird. Auch eine Zunahme von Kinderarbeit ist zu befürchten“. Laut einer aktuellen Studie der Universität Chicago müssen derzeit etwa 1,5 Mio. Kinder in der Elfenbeinküste und Ghana unter besonders prekären Bedingungen arbeiten gehen, um ihre Familien zu ernähren. Diese beiden Länder sind für 60% der Kakaoproduktion der globalen Kakaoproduktion verantwortlich. 

 Dr. Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von GLOBAL 2000, ergänzt um die nicht minder problematischen ökologischen Bedingungen: „Bei Schoko-Produkten ohne Zertifizierung, die konventionell hergestellt werden, kommt es oft zu Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung. Im Kakaoanbau kommen zum Beispiel oft umwelt- und gesundheitsschädliche Pestizide zum Einsatz. Viele davon sind so gefährlich, dass ihr Gebrauch in Europa bereits längst verboten ist. Diese sind nicht nur extrem schädlich für die Natur, sondern haben auch fatale Auswirkungen auf die Menschen und Kinder, die in den Plantagen arbeiten oder in ihrer Nachbarschaft leben. Auch Abholzung von Regenwälder in Schutzgebieten ist immer wieder ein Problem.“ Abschließend halten Derfler und Wildenberg fest: „ Wer ein sozial und ökologisch faires Nikolo-Fest haben möchte, ist mit unseren Grün bewerteten Produkten gut beraten. Man kann sich sicher sein, dass hier ProduzentInnen fair bezahlt, keine Kinder ausgebeutet und die Umwelt nicht vergiftet wurde.“

Hintergrundinformationen:

Fotos und Grafiken: Druckfähige Fotos zum honorarfreien Abdruck unter Angabe des Copyrights zum Download finden Sie hier: https://www.suedwind.at/pressefotos/

Rückfragehinweis
Caroline Sommeregger, Südwind Presseteam, caroline.sommeregger@suedwind.at, +43 680 14 43 787
Michael Lachsteiner, GLOBAL 2000 Pressesprecher, michael.lachsteiner@global2000.at, +43 699 14 2000 20
Dr. Martin Wildenberg, GLOBAL 2000 Nachhaltigkeits-Experte, martin.wildenberg@global2000.at, +43 699 14 2000 46 

PA: Österreich hilft bei Bewältigung multipler Krisen in Burkina Faso

Am 22. November wählt eines der ärmsten Länder der Welt ein neues Parlament und seinen Präsidenten oder seine Präsidentin. Jihadistische Gewalt, Ernährungskrisen, mangelnde Bildung und eine ineffiziente Verwaltung zählen zu den größten Herausforderungen Burkina Fasos. Seit 1992 ist der westafrikanische Binnenstaat Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Mit Nahrungsmittelhilfe, gezielten Investitionen in kleine Betriebe und nicht zuletzt Unterstützung bei der Bewältigung von COVID-19 leistet Österreich einen Beitrag für bessere Lebensbedingungen vor Ort.

Sechs Jahre nach der Absetzung von Langzeitpräsident Blaise Compaoré im Oktober 2014 steht die Präsidentschaft seines demokratisch gewählten Nachfolgers auf dem Prüfstand. Roch Marc Christian Kaboré tritt für eine zweite Amtszeit an. 2015 läuteten friedliche Wahlen den demokratischen Wandel ein. Die Meinungs- und Pressefreiheit erstarkte sukzessive. Fünf Jahre später findet die Abstimmung für das höchste Amt in Burkina Faso vor allem im Kontext einer sich verschlechternden Sicherheitslage statt.
 
Die Präsidialrepublik hat nicht nur mit dieser existenzbedrohenden Herausforderung zu kämpfen. Dicht dahinter reihen sich die Auswirkungen des Klimawandels, Hunger, ein niedriges Bildungsniveau sowie sinkendes Wirtschaftswachstum – und die COVID-19-Pandemie. Von den rund 20,4 Millionen Burkinabe leben 40 Prozent in extremer Armut. Mehr als ein Viertel aller Kinder leiden an chronischer Mangelernährung. Gemeinsam mit ihren Partnern unterstützt die Austrian Development Agency (ADA), die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, Burkina Faso bei der Bewältigung dieser multiplen Krisen.

Koppelung von Soforthilfe und vorausschauenden Maßnahmen
Mit 2,9 Millionen Euro fördert die ADA etwa das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR in Burkina Faso. Bis Ende 2022 investiert sie damit in einen Mix aus Nahrungsmittelhilfe und längerfristig angelegten Weiterbildungen. So reagiert die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit auf eine akute Mammutaufgabe in ihrem Partnerland: Die Versorgung von knapp über einer Million Binnenvertriebenen. Aufgrund der sich zuspitzenden Gewalt sind diese Menschen Flüchtlinge im eigenen Land und auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mit der Unterstützung aus Österreich können die Vereinten Nationen 31.440 Binnenvertriebene und Menschen in Auffanggemeinschaften mit Nahrungsmitteln versorgen. 600 Frauen erhalten Trainings, die ihnen helfen, lokale Produkte zu verarbeiten und zu verkaufen. So können sie selbst für ihr Einkommen sorgen.

Verlässlicher Partner seit bald 30 Jahren
„Seit bald 30 Jahren ist Burkina Faso ein Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Genauso lange haben wir bewiesen, dass man sich auf uns verlassen kann – besonders in extrem herausfordernden Zeiten wie diesen. Mit dem Millionenbeitrag an das Welternährungsprogramm und an UNHCR leisten wir rasche und flexible Hilfe dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. So kann die unmittelbarste Not gelindert werden. Eines steht jedoch außer Frage: Nur mit einer Stabilisierung der sicherheitspolitischen Situation und mit langfristiger Ernährungssicherheit kann Burkina Faso dauerhafte Fortschritte erreichen“, so ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter.
 
Die Austrian Development Agency konzentriert ihr Engagement unter anderem auf die Entwicklung des Privatsektors. Sie fördert vor allem das produzierende Kleingewerbe im ländlichen Raum und landwirtschaftliche Betriebe. Mit gezielten Bildungs- und Ausbildungsprogrammen soll die Wertschöpfung im Land gestärkt werden. Zwischen 1995 und 2019 unterstützte die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit ihr Partnerland mit 88,44 Millionen Euro. Zur Bewältigung von COVID-19 beteiligt sich die ADA aktuell mit 800.000 Euro am Nothilfeprogramm der Europäischen Kommission.

Wahlen im Schatten von Vertreibung, Armut und Hunger
Seit dem ersten großen jihadistischen Terroranschlag Anfang 2016 in der Hauptstadt Ouagadougou befindet sich die Sicherheitslage in Burkina Faso in einer Abwärtsspirale. Mittlerweile gelten weite Teile des Landes, vor allem im Norden und Osten, als Konfliktzone. Sie sind kaum oder gar nicht zugänglich. Die Bevölkerung findet sich oft zwischen Jihadisten und Streitkräften wieder, es gibt regelmäßige Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen. In Spannungssituationen flammen auch ethnische Konflikte auf. 2,9 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. 3,3 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen.
 
Burkina Faso gehört zu den am wenigsten entwickelten und ärmsten Ländern der Welt. Im „Human Development Index“ der Vereinten Nationen rangiert es auf Platz 182 von 189 Staaten. Seit 1996 ist die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit mit einem Auslandsbüro in Ouagadougou vertreten. In den vergangenen zehn bis 20 Jahren konnten vor allem bei der Säuglings- und der Müttersterblichkeit Erfolge verzeichnet werden. Auch beim Zugang zur Grundschulbildung und zu sauberem Trinkwasser sowie bei der Bekämpfung der Infektionsrate bzw. dem Zugang zur Behandlung von HIV/AIDS machen sich Fortschritte bemerkbar.

Austrian Development Agency (ADA)
Die Austrian Development Agency, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, unterstützt Länder in Afrika, Asien, Südost- und Osteuropa bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen setzt die ADA derzeit Projekte und Programme mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro um.

Rückfragehinweis:
Austrian Development Agency,
die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit 
Mag. Katharina Schreiber
Tel.: +43 676 83903414
katharina.schreiber@ada.gv.at
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