Archiv der Kategorie: Wirtschaft

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Hintergrundinformationen zur 4. internationalen Konferenz für Entwicklungsfinanzierung in Sevilla (30.06.-3.7.2025)

Die AG Globale Verantwortung und das Vienna Institute for Dialogue and Cooperation (VIDC) haben auf acht Seiten Hintergrundinformationen mit nützlichen Hervorhebungen erstellt.

Wussten Sie, dass Länder des Globalen Südens den Globalen Norden finanzieren, und nicht umgekehrt? Denn die Schulden, die diese ihren Gläubigern zurückzahlen müssen, übersteigen mittlerweile die Transferleistungen wie öffentliche Entwicklungshilfeleistungen aus dem Globalen Norden.

  • Weltweit geben 54 Staaten über zehn Prozent ihrer Einnahmen für Nettozinszahlungen aus, fast die Hälfte davon auf dem afrikanischen Kontinent.
  • Grund für den enormen Schuldenberg in vielen Ländern ist die globale Krisenspirale.

Diese Entwicklung ist äußerst problematisch in einer Zeit, in der Medien fast täglich über eingeschränkte Hilfsleistungen für notleidende Menschen in Krisengebieten wie dem Gazastreifen, gekürzte entwicklungspolitische und humanitäre Budgets, eine stagnierende nachhaltige Entwicklung, einen verschleppten Klimaschutz sowie Angriffe auf die internationale Zusammenarbeit und Zivilgesellschaft berichten.

Das müde Abschlussdokument der Financing for Development-Konferenz (FfD4) von 30. Juni bis 3. Juli 2025 liegt bereits vor. Es enthält ein Bekenntnis zu einer UN-Steuerrahmenkonvention und zu mehr Steuertransparenz. Allerdings vermisst der Compromiso de Sevilla aufgrund der Gegenstimmen aus dem Globalen Norden notwendige Reformen für das internationale Schuldensystem und für die internationale Entwicklungsfinanzierung.

Dennoch werden über 800 Vertreter*innen der internationalen Zivilgesellschaft dafür sorgen, dass die FfD4-Konferenz keine vertane Reformchance für globale Gerechtigkeit und die internationale Zusammenarbeit ist, und werden die Konferenz, die nur alle zehn Jahre bietet, bestmöglich nutzen. Neben den Delegationen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie von Mahmoud Ali Youssouf, Kommissionsvorsitzender der Afrikanischen Union, werden auch die österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger sowie zahlreiche weitere Staats- und Regierungschefs nach Sevilla reisen.

Die AG Globale Verantwortung und das Vienna Institute for Dialogue and Cooperation (VIDC) haben für Sie spannende Hintergrundinformationen auf acht Seiten mit nützlichen Hervorhebungen erstellt. Wir freuen uns über Ihre Berichterstattung und stehen für Fragen zur Verfügung.

Link: Hintergrundinformationen

PA: Ambitionierte entwicklungspolitische Strategie droht ‚Papiertiger‘ zu werden

NGO-Dachverband begrüßt angesichts der globalen Lage den Beschluss des entwicklungspolitischen Dreijahresprogramms, dem es ohne ausreichend Mittel jedoch an Wirkkraft fehlen wird

“Der heutige Beschluss des Dreijahresprogramms der österreichischen Entwicklungspolitik 2025 – 2027 ist ein wichtiges Signal für globale Verantwortung. In Zeiten geopolitischer Unsicherheit, wachsender humanitärer Not und Destabilisierung legt die österreichische Bundesregierung ein strategisch kluges und inhaltlich ambitioniertes Programm vor, um benachteiligte und gefährdete Menschen in Ländern des Globalen Südens sowie in weltweiten Krisengebieten zu unterstützen”, lobt Lukas Wank, Geschäftsführer der AG Globale Verantwortung, Österreichs neue entwicklungspolitische Strategie.

Das Dreijahresprogramm biete den zuständigen Ministerien, der Austrian Development Agency sowie NGOs die notwendige inhaltliche Orientierung, um moderne und wirksame Projekte der Humanitären Hilfe, der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) und Friedensförderung zu finanzieren und umzusetzen, erklärt Wank. Es fördere wichtige Synergien zwischen diesen außenpolitischen Instrumenten und setze auf Inklusion, Klima- und Geschlechtergerechtigkeit. So trage es etwa zur weltweiten Bekämpfung von Hunger, Armut und Ungleichheiten bei.

Knappe Mittel könnten Dreijahresprogramm zum ‘Papiertiger’ machen

Angesichts der verschärften globalen Lage sei der Beschluss einer neuen entwicklungspolitischen Strategie längst überfällig gewesen, verweist Wank. Die Vereinten Nationen warnen aktuell vor einer tödlichen Hungersnot im Gazastreifen und im Südsudan. Gleichzeitig schlagen sie wegen der größten humanitären Finanzierungslücke ihrer Geschichte Alarm. Als wäre dem nicht genug, breite sich der Konflikt im Nahen Osten weiter aus. “Bleibt in dieser Situation die Finanzierung jedoch aus, droht eine schwache Außenpolitik mit Dreijahresprogramm als ‘Papiertiger’, der seine Wirkung für Menschen in Ländern das Globalen Südens und in Krisengebieten kaum entfalten kann. Seit dem Budgetbeschluss von letzter Woche steht fest, dass die Mittel für die OEZA und den Auslandskatastrophenfonds bis Ende 2026 um 32% sinken sollen”, beklagt Wank.

Appell: Finanzierungslücke schließen und abgesicherten Budgetpfad erarbeiten

Dies könne die Regierung verhindern, wenn sie das Programm als weit mehr als ein politisches Grundlagendokument begreift, betont Wank und schließt: „Das Dreijahresprogramm ist eine Chance, Österreichs Rolle als glaubwürdiger, engagierter Partner zu schärfen. Ein solcher Partner setzt insbesondere auf Krisen- und Konfliktprävention und ermöglicht Zukunftschancen sowie Stabilität. Wir appellieren an Außenministerin Beate Meinl-Reisinger und Finanzminister Markus Marterbauer, die entwicklungspolitische und humanitäre Finanzierungslücke rasch zu schließen und einen abgesicherten wie krisenfesten Budgetpfad für eine moderne, aktive Außenpolitik zu erarbeiten.


Die AG GLOBALE VERANTWORTUNG ist der Dachverband von 38 österreichischen NGOs der internationalen Entwicklung und Humanitären Hilfe. Unsere Mitgliedsorganisationen führen jährlich 1.000 Projekte in über 120 Ländern der Welt durch und tragen zu einem menschenwürdigen Leben für alle auf einem gesunden Planeten bei.

Rückfragen & Kontakt

AG Globale Verantwortung
Hannah Hauptmann, MA
Telefon: +43 699/172 042 07
E-Mail: presse@globaleverantwortung.at

Südwind und Netzwerk Soziale Verantwortung: Ratsbeschluss zum EU-Lieferkettengesetz macht es zu einem wirkungslosen Papiertiger

Menschenrechtsorganisation übt scharfe Kritik an der vom EU-Rat vorgelegten Position zur Aufweichung des Lieferkettengesetzes: EU Parlament muss Menschenrechte und Umwelt retten!

In der gestern präsentierten Position des EU-Rates zu „Vereinfachungen“ des Lieferkettengesetzes werden Verpflichtungen für Unternehmen für den Schutz von Menschenrechten und Umwelt entlang globaler Lieferketten stark abgeschwächt.

„Der EU-Rat geht in seiner Position sogar über den Omnibus-Vorschlag der Kommission hinaus und verwässert die ursprüngliche Zielsetzung des Lieferkettengesetzes noch weiter. Die Verantwortung für Menschenrechte und Umwelt wird wirtschaftlichen Interessen geopfert“, sagt Bettina Rosenberger, Geschäftsführerin vom Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe). 

„Von Vereinfachungen kann keine Rede sein, wenn fast alle Wirkungsbereiche eines Gesetzes ausgehebelt werden. Was der Rat hier vorlegt, ist ein fataler Rückschritt: Aus einem Menschenrechtsinstrument wird ein Feigenblatt für Konzerne“, kritisiert Stefan Grasgruber-Kerl, Lieferkettenexperte von der Menschenrechtsorganisation Südwind. „Unter dem Vorwand der Entbürokratisierung bleibt nur mehr ein zahnloser Papiertiger übrig, der keine Vereinfachung bringt, sondern ein wirksames Gesetz zu einer lästigen Berichtspflicht degradiert“, erklärt Grasgruber-Kerl.  

Südwind und NeSoVe fordern jetzt das EU-Parlament dazu auf, sich dieser Aushöhlung entgegenzustellen und sich für ein starkes, verbindliches Lieferkettengesetz einzusetzen, das die Menschenrechte und die Umwelt schützt, statt die Konzerne.

Der neue Ratsentwurf sieht eine weitere Verschiebung des Lieferkettengesetzes um ein Jahr vor und nimmt die überwiegende Mehrheit der europäischen Wirtschaft von Sorgfaltspflichten aus: Die Schwellenwerte werden auf 5.000 Beschäftigte und 1,5 Milliarden Euro Umsatz angehoben – von ursprünglich 1.000 Beschäftigte und 450 Millionen Euro Umsatz. Auch die Beschränkung auf direkte Zulieferer verringert den Wirkungsbereich massiv und ignoriert die Realität globaler Lieferketten, wo Risiken häufig schon in der Produktion auftreten. Ebenso wird die zivilrechtliche Haftung, die Arbeiter:innen und Betroffenen von Umweltverschmutzungen Entschädigung gebracht hätte, ausgehebelt.


Rückfragehinweis: 
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: 0650 96 77577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

Landwirtschaft im Wandel – Neue Studie zeigt Wege aus der Agrar-Krise

Nachhaltige, globale Ernährungssicherheit ist möglich – Südwind und die Dreikönigsaktion fordern entschlossene Maßnahmen für eine zukunftsfähige Ernährungspolitik

Wie können Ernährungssysteme nachhaltiger, gerechter und krisenfester gestaltet werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die heute veröffentlichte Analyse „Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme“ von Martin Schlatzer, erstellt im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Südwind und in Kooperation mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.Die Analyse zeigt, dass Agrarökologie und biologische Landwirtschaft zukunftsfähige Alternativen darstellen. Voraussetzung für tragfähige Lösungen ist ein entsprechender politischer Rahmen in der Landwirtschafts-, Handels- und Ernährungspolitik.  

Lebensmittelverschwendung und Fleischkonsum sind entscheidende Hebel

Weltweit hungern 733 Millionen Menschen, mehr als 2,8 Milliarden Menschen können sich keine gesunde Ernährung leisten. Auch in Österreich leben über eine Million Menschen in mittlerer bis schwerer Ernährungsunsicherheit. Gleichzeitig verschärft das derzeitige Ernährungssystem die Klimakrise, den Verlust der biologischen Vielfalt und soziale Ungleichheiten.

Die Analyse zeigt: Eine vollständige Umstellung auf biologische Landwirtschaft in Österreich wäre möglich – wenn entweder der Fleischkonsum um 10 Prozent gesenkt oder 25 Prozent weniger Lebensmittel weggeworfen würden. Im EU-weiten Maßstab unter Berücksichtigung zusätzlich von Großbritannien könnten im Jahr 2050 etwa 530 Millionen Menschen durch agrarökologisch-biologischen Anbau ernährt werden. Bereits eine Reduktion des Fleischkonsums um 20 Prozent in Österreich würde die umweltschädlichen Sojaimporte für Futtermittel – insbesondere aus artenreichen Regionen in Brasilien und Argentinien – überflüssig machen. Das würde nicht nur Regenwälder schützen, sondern auch die Abhängigkeit von volatilen Weltmärkten und die Landwirtschschaft in Summe widerstandsfähiger gegen externe Krisen machen.

„Unser Ernährungssystem steht an einem Scheideweg. Ein Weiter-wie-bisher bedeutet die Verschärfung von Hunger, Klima- und Biodiversitätskrise und sozialer Ungleichheit. Die Lösung liegt in einer grundlegenden Neuorientierung unseres Agrar- und Ernährungssystems – ganz im Sinne der Gesundheit für Planet und Mensch“, sagt Ernährungsökologe und Studienautor Martin Schlatzer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Wien. „Agrarökologie und biologischer Landbau, gepaart mit pflanzenbetonten respektive pflanzlichen Ernährungsweisen, können regionale Wertschöpfung und Versorgungssicherheit schaffen, externe Abhängigkeiten reduzieren und Klima und Umwelt schützen. Gleichzeitig stärken sie die bäuerliche Landwirtschaft und ermöglichen gesunde Ernährung für alle.“

Ernährungswende braucht politisches Umdenken

Zusätzlich zu ökologischen Aspekten rückt Agrarökologie auch soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit in den Fokus. Um Ernährungssysteme nachhaltiger und krisenfester zu gestalten, fordert Südwind eine entschlossene politische Wende. „Die Bundesregierung muss konkrete Rahmenbedingungen schaffen, um einen gerechten Wandel zu unterstützen: Nachhaltige Ernährung muss durch eine sozial-ökologische öffentliche Beschaffung vorgelebt und gestärkt werden – insbesondere in Schulen, Krankenhäusern und öffentlichen Kantinen. Darüber hinaus braucht es endlich ein ambitioniertes Lieferkettengesetz, das Umweltstandards, Menschenrechte und Transparenz entlang globaler Wertschöpfungsketten verbindlich absichert“, sagt Gudrun Glocker, Ernährungsexpertin bei Südwind.

„Österreich hat mit seinem starken Bio-Sektor eine gute Ausgangsposition, um auf internationaler Ebene Impulse für eine gerechtere und nachhaltigere Landwirtschaft im Sinne der Prinzipien der Agrarökologie zu setzen“, sagt Isabelle Schützenberger, Expertin für Agrarökologie bei der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar. „Jetzt gilt es, diese Rolle aktiv wahrzunehmen.“

Über die Studie und den Autor:

„Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme. Standards, Synergien und systemische Chancen im Kontext globaler Krisen. Ein Wissenschaftliches Diskussionspapier“, Juni 2025 von Martin Schlatzer im Auftrag von Südwind und in Kooperation mit derDreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.

Martin Schlatzer (1979) ist Ernährungsökologe am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Wien. Er hat an der Universität Wien Ernährungswissenschaften mit dem Fokus auf Ernährung, Umwelt und Gesundheit studiert und arbeitete von 2010 bis 2021 an der Universität für Bodenkultur (BOKU Wien) mit Schwerpunkt auf interdisziplinären Forschungsprojekten zu Landwirtschaft, Klimawandel und Ernährungssicherung. Martin Schlatzer ist zudem Speaker, Gastlektor und Autor des 2010 erschienen Buches „Tierproduktion und Klimawandel – ein wissenschaftlicher Diskurs zum Einfluss der Ernährung auf Umwelt und Klima“.

Südwind setzt sich als entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation seit 1979 für eine nachhaltige globale Entwicklung, Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen weltweit ein. Durch schulische und außerschulische Bildungsarbeit, die Herausgabe des Südwind-Magazins und anderer Publikationen thematisiert Südwind in Österreich globale Zusammenhänge und ihre Auswirkungen. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, Kampagnen- und Informationsarbeit, engagiert sich Südwind für eine gerechtere Welt.

Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar setzt sich für soziale Gerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung und faire Lebensbedingungen weltweit ein. Im Fokus stehen dabei partnerschaftliche Projekte mit der Zivilgesellschaft im globalen Süden sowie entwicklungspolitische Bildungs- und Advocacy-Arbeit in Österreich.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: +43 650 96 77577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

ABGESAGT: Pressegespräch „Landwirtschaft im Wandel“ am 23. Juni

Die Studienpräsentation von Südwind und der Dreikönigsaktion findet nicht wie geplant statt – Inhalte stehen ab Dienstag per Pressemitteilung und online zur Verfügung

Das für den 23. Juni angekündigte Pressegespräch zur Präsentation der Studie „Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme“muss leider entfallen.

Die Inhalte der Studie sowie Zitate der Expert:innen werden ab Dienstag, 7:00 Uhr per Presseaussendung zur Verfügung gestellt und online abrufbar sein unter: suedwind.at/presse

Die Analyse zeigt auf, dass eine nachhaltige, globale Ernährungssicherheit möglich ist und präsentiert konkrete Handlungsoptionen, um Ernährungssysteme gerechter und krisenfester zu gestalten. Die Studie wurde verfasst von Martin Schlatzer, Ernährungsökologe am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Südwind und in Kooperation mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.

Für Rückfragen, Interviews oder weiterführende Hintergrundgespräche stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: +43 650 96 77577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

PA: Gekürzte Hilfsgelder: Menschen auf der Flucht leiden Hunger

Im Vorfeld des Weltflüchtlingstages macht die internationale Hilfsorganisation World Vision auf die verzweifelte Lage von geflüchteten Menschen aufmerksam: Ein aktueller Report zeigt auf, dass aufgrund von fehlenden Hilfsgeldern Essensrationen gekürzt werden mussten und viele an Hunger leider. Besonders schwierig ist die Situation für Kinder.

„Wir sind nicht nur Zeugen einer Hungerkrise. Wir sind Zeugen einer systematischen Demontage der Kindheit“, erklärt daher Amanda Rives, Nothilfe-Leiterin von World Vision International. “Wir sehen, wie Kinder aus den Klassenzimmern in gefährdende Arbeit, frühe Heirat und Ausbeutung gedrängt werden, nur weil sie nicht genug zu essen haben. Ein Kind, das hungrig ist, kann nicht lernen. Ein Kind, das arbeiten muss, um seine Familie zu ernähren, kann nicht wachsen. Einem Kind, das mit 13 Jahren verheiratet wird, wurde seine Zukunft gestohlen, bevor sie begonnen hat.”

Für den Bericht hat World Vision von Jänner bis April 2025 mehr als 5.000 Haushalte von Flüchtlingen, Binnenvertriebenen und Gastfamilien befragt. Er stützt sich auf Daten aus 13 Krisengebieten, darunter Syrien, Libanon, Bangladesch, Myanmar, Somalia, Äthiopien, Südsudan, Uganda, Mali, die Zentralafrikanische Republik und die Demokratische Republik Kongo.

58 Prozent der befragten Haushalte leiden unter starkem Hunger. Fast die Hälfte davon gab an, auch mehrere Tage ohne Nahrung auskommen zu müssen. Im Südsudan berichteten 97 Prozent der Familien, dass jemand in ihrem Haushalt im vergangenen Monat einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang nichts gegessen hat. In Äthiopien und der Demokratischen Republik Kongo traf das auf 89 Prozent der Familien zu.

„Das sind Familien, die durch Konflikte oder Katastrophen alles verloren haben. Jetzt nehmen wir ihnen das Einzige weg, was ihnen noch geblieben ist: die lebensrettende Nahrungsmittelhilfe“, erklärt Rives. Die für 2025 weltweit benötigte humanitäre Hilfe ist aktuell erst zu etwa einem Achtel finanziert, und große Geber haben erhebliche weitere Kürzungen angekündigt oder bereits vorgenommen.

Viele Familien berichteten im Report, dass die Kinder wegen des Hungers die Schule verlassen und sie dann gezwungen sind, zu arbeiten, zu betteln oder frühe Ehen einzugehen, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Eine Mutter aus einem Flüchtlingslager in Uganda berichtet: “Meine Tochter wollte Lehrerin werden. Jetzt verbringt sie ihre Tage damit, nach Resten zu suchen, die sie auf dem Markt verkaufen kann. Sie ist zwölf Jahre alt.”

Die Ergebnisse von World Vision zeigen, dass Kinder in ernährungsunsicheren Haushalten achtmal häufiger zu Kinderarbeit gezwungen sind und annähernd sechsmal häufiger früh verheiratet werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder zum Betteln gezwungen werden, stieg um mehr als das Neunfache und das Risiko, Gewalt ausgesetzt zu sein, verfünffachte sich. „Wenn wir jetzt nicht handeln“, warnt daher Rives, „werden wir nicht nur Menschenleben verlieren, sondern die Zukunft einer ganzen Generation.“

Spenden: https//worldvision.at/katastrophenspende/kuerzung-staatlicher- hilfsgelder/

Rückfragehinweis:
World Vision Österreich
Angelika Rädler
Telefon: 0664 833 9411
E-Mail: angelika.raedler@worldvision.at
Website: https://www.worldvision.at

Aviso Pressegespräch: Landwirtschaft im Wandel – Wege zu einer zukunftsfähigen Entwicklung

Neue Studie von Südwind zeigt das Potenzial von Agrarökologie und Bio-Landbau als Schlüssel für resiliente Ernährungssysteme – Studienpräsentation am 23. Juni in Wien.

Wie kann ein gerechtes, nachhaltiges und krisenfestes Ernährungssystem aussehen – in Österreich und weltweit? Und welche politischen Rahmenbedingungen braucht es dafür? Dieser Frage geht eine wissenschaftliche Analyse im Auftrag der Menschenrechtsorganisation Südwind und der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar nach.

Die Studie „Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme“ wird im Rahmen eines Pressegesprächs vorgestellt.
Im Anschluss stehen die Expert:innen für Interviews zur Verfügung.

23. Juni 2025, 10:00 Uhr Ort
Südwind, Laudongasse 40, 1080 Wien

Präsentation und Gesprächspartner:innen:
– Martin Schlatzer, Studienautor und Ernährungsökologe am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
– Gudrun Glocker, Expertin für nachhaltige Ernährung bei Südwind
– Isabelle Schützenberger, Expertin für Agrarökologie bei der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar

Wir bitten um eine kurze formlose Anmeldung an presse@suedwind.at

Rückfragehinweis
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: 0650 96 77 577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

Pressekonferenz: Kriege, Handelskriege und die Zukunft der Globalisierung

Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens lädt Attac Österreich am 17. Juni 2025, 9:30 Uhr zur Pressekonferenz in die Blumenfabrik, Neustiftgasse 36 oder online via zoom.

Kriege, Handelskriege, Klimakrise: Eine Vielfachkrise erschüttert die Weltwirtschaft. Die Europäische Union ist wirtschafts- und geopolitisch auf der Suche nach Antworten.

Was bedeutet der Zerfall der alten geopolitischen Ordnung? Wie hängen die aktuellen Krisen mit der neoliberalen Globalisierung der letzten Jahrzehnte zusammen? Wie kann eine klimasoziale Globalisierung aussehen? Und wie sollte die EU auf Donald Trump reagieren und ihre Wirtschaftspolitik ausrichten?

Am Podium:
Lena Gerdes, designierte Geschäftsführerin Attac Österreich

Alexandra Strickner, Mitbegründerin und langjährige Obfrau Attac Österreich, aktuell politische Geschäftsführerin GLOBAL 2000 

Kurt Bayer, ehemaliger Exekutivdirektor der Weltbank und Board Director in der Europäischen Bank für Wiederaufbau (EBRD), ehemaliger Gruppenleiter für österreichische und internationale Wirtschaftspolitik im Finanzministerium

Theresa Kofler, Expertin für Handelspolitik und Globalisierung, Attac Österreich

Rückfragen:
David Walch
Pressesprecher Attac Österreich
presse@attac.at
0650 544 00 10

PA: Trotz Fortschritten: Kinderarbeit betrifft weltweit weiterhin 138 Millionen Kinder – ILO und UNICEF

Im Jahr 2024 waren weltweit fast 138 Millionen Kinder in Kinderarbeit tätig – darunter rund 54 Millionen in gefährlicher Arbeit, die ihre Gesundheit, Sicherheit oder Entwicklung gefährden könnte. Das geht aus neuen Schätzungen hervor, die heute von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und UNICEF veröffentlicht wurden.

Die aktuellen Daten zeigen eine Reduktion um mehr als 20 Millionen Kinder seit 2020 und machen damit den alarmierenden Anstieg zwischen 2016 und 2020 rückgängig. Trotz dieser positiven Entwicklung hat die Welt ihr Ziel, Kinderarbeit bis 2025 zu beenden, jedoch verfehlt.

Der Bericht mit dem Titel „Child Labour: Global estimates 2024, trends and the road forward” („Kinderarbeit: Globale Schätzungen 2024, Trends und der Weg nach vorn“) unterstreicht eine ernüchternde Realität: Trotz erzielter Fortschritte werden Millionen Kinder nach wie vor ihres Rechts auf Lernen, Spielen und Kindsein beraubt.

„Die Ergebnisse unseres Berichts machen Hoffnung und zeigen, dass Fortschritte möglich sind. Kinder gehören in die Schule – nicht in die Arbeit. Auch Eltern müssen unterstützt werden und Zugang zu menschenwürdiger Arbeit haben, damit sie ihre Kinder in den Unterricht schicken können und nicht auf Märkten oder in Familienbetrieben arbeiten lassen müssen, um das Überleben zu sichern. Aber wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt, bis wir unser Ziel der Abschaffung der Kinderarbeit erreicht haben“, sagte Gilbert F. Houngbo, Generaldirektor der ILO.

Laut den Daten bleibt die Landwirtschaft mit 61 % aller Fälle der größte Sektor der Kinderarbeit, gefolgt von Dienstleistungen (27 %) wie Hausarbeit und dem Verkauf von Waren auf Märkten sowie der Industrie (13 %), darunter Bergbau und Produktion.

Kinderarbeit tritt noch immer weltweit auf

Asien und der Pazifikraum verzeichneten seit 2020 den deutlichsten Rückgang, mit einem Rückgang der Kinderarbeitsquote von 6 auf 3 % (von 49 Millionen auf 28 Millionen Kinder). Auch wenn die Quote in Lateinamerika und der Karibik in den letzten vier Jahren gleich geblieben ist, sank die Gesamtzahl betroffener Kinder von 8 Millionen auf etwa 7 Millionen.

Subsahara-Afrika trägt weiterhin die größte Last und macht fast zwei Drittel aller Kinder in Kinderarbeit aus – etwa 87 Millionen. Während die Prävalenz von 24 auf 22 % sank, blieb die absolute Zahl aufgrund von Bevölkerungswachstum, anhaltenden und neuen Konflikten, extremer Armut und überlasteten Sozialsystemen nahezu unverändert.

„Die Welt hat große Fortschritte bei der Reduzierung der Kinderarbeit gemacht. Doch noch immer schuften viel zu viele Kinder in Minen, Fabriken oder auf Feldern – oft unter gefährlichen Bedingungen, um zu überleben“, sagte Catherine Russell. „Wir wissen, dass Fortschritte möglich sind – durch rechtliche Schutzmaßnahmen, ausgebaute soziale Sicherungssysteme, Investitionen in kostenlose, hochwertige Bildung und besseren Zugang zu menschenwürdiger Arbeit für Erwachsene. Kürzungen bei globalen Finanzierungen drohen jedoch, diese hart erkämpften Erfolge zunichtezumachen. Wir müssen unser Engagement erneuern, Kinder in Klassenzimmern und auf Spielplätzen zu sehen – nicht bei der Arbeit.“

Die Organisationen warnen, dass nachhaltige und verstärkte Mittel – sowohl weltweit als auch national – nötiger denn je sind, um die jüngsten Erfolge zu bewahren. Einschnitte bei der Unterstützung von Bildung, sozialen Sicherungssystemen und Existenzgrundlagen könnten ohnehin schon gefährdete Familien weiter in die Enge treiben und manche dazu zwingen, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken. Gleichzeitig erschwert eine sinkende Investition in Datenerhebung die Sichtbarkeit und Bekämpfung des Problems.

Kinderarbeit gefährdet die Gesundheit von Kindern

Kinderarbeit beeinträchtigt die Bildung, beschneidet Rechte und Zukunftsperspektiven und gefährdet die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder. Sie ist zugleich eine Folge von Armut und mangelndem Zugang zu hochwertiger Bildung – was Familien dazu bringt, ihre Kinder arbeiten zu lassen, und so einen Teufelskreis von Benachteiligung über Generationen hinweg aufrechterhält.

Buben sind in allen Altersgruppen häufiger von Kinderarbeit betroffen als Mädchen – wird jedoch unbezahlte Hausarbeit von 21 Stunden oder mehr pro Woche einbezogen, kehrt sich dieser Unterschied laut Bericht um.

Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Kinder in Kinderarbeit fast halbiert – von 246 Millionen auf 138 Millionen. Doch die Fortschritte verlaufen zu langsam, und das Ziel der vollständigen Abschaffung bis 2025 wurde verfehlt. Um Kinderarbeit innerhalb der nächsten fünf Jahre zu beenden, müsste das derzeitige Tempo elfmal so schnell sein.

Um die Fortschritte zu beschleunigen, fordern UNICEF und die ILO die Regierungen auf:

  • In soziale Sicherungssysteme für gefährdete Haushalte zu investieren – einschließlich sozialer Sicherheitsnetze wie universelle Kinderbeihilfen, damit Familien nicht auf Kinderarbeit zurückgreifen müssen.
  • Kinderschutzsysteme zu stärken, um Kinder zu identifizieren, zu schützen und auf besonders schlimme Formen von Kinderarbeit zu reagieren.
  • Den universellen Zugang zu hochwertiger Bildung zu gewährleisten – insbesondere in ländlichen und krisengebeutelten Gebieten –, damit jedes Kind lernen kann.
  • Für menschenwürdige Arbeit für Erwachsene und Jugendliche zu sorgen – einschließlich des Rechts von Arbeitnehmer:innen, sich zu organisieren und ihre Interessen zu vertreten.
  • Gesetze durchzusetzen und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, um Ausbeutung zu beenden und Kinder in globalen Lieferketten zu schützen.

Für Redaktionen

Daten zu Kinderarbeit: https://data.unicef.org/topic/child-protection/child-labour/
Foto- und Videomaterial zur redaktionellen Nutzung: https://weshare.unicef.org/Package/2AM40868L0XU
Zum Bericht: https://login.yoursecurecloud.de/f/1ff707e16388461ab5ae/

UNICEF Österreich
Michael Blauensteiner
Telefon: +43 660 38 48 821
E-Mail: blauensteiner@unicef.at
Website: https://unicef.at

Einladung zur PK: Diakonie zum Weltflüchtlingstag: Integration durch Deutsch – ja, aber richtig.

Migrationsexpertin Kohlenberger und Diakonie-Direktorin Moser präsentieren Lösungsansätze.

Die deutsche Sprache ist ein wichtiger Schlüssel für Integration. Wie Deutschlernen für Schule und Arbeitsmarkt gelingen kann, und wie man den Integrationsproblemen in Schule und Arbeitsmarkt erfolgreich begegnen kann.

Expertinnen umreißen, wie die Themen Deutschlernen und Arbeitsmarktintegration verschränkt werden können und präsentieren Lösungsansätze aus dem Diakonie-Integrationspaket

Pressekonferenz am Montag, 16.6.2025
9:30h im Albert-Schweitzer-Haus (Kapellenraum, 4. Liftstock, Schwarzspanierstraße 13, 1090 Wien)

Sprecherinnen:

– Maria Katharina Moser, Diakonie-Direktorin

– Maria Köck, Pädagogin, Expertin für Inklusion und Integration in den frühen Lernjahren (Kindergarten und Volksschule)

– Gast: Judith Kohlenberger, Migrationsexpertin, Wirtschaftsuni Wien

Rückfragehinweis:
Dr. Roberta Rastl
Telefon: 0043 664 314 9395
E-Mail: presse@diakonie.at