Archiv der Kategorie: SDGs

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Presseaussendung: EZA Fairer Handel setzt auf Klimaprojekte im Ursprung und in Österreich

Am 1. Oktober ist Tag des Kaffees. Die EZA Fairer Handel nimmt sich den Tag zum Anlass, um über die Zukunft der morgendlichen Tasse zu sprechen und stellt Projekte im Ursprung und in Österreich vor, die dem Klimawandel entgegenwirken.

Gemeinsam mit Hartwig Kirner, dem Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich, sprach EZA Fairer Handel-Geschäftsführer Michael Scherndl mit Josinta Kabugho von der Kaffee-Kooperative BOCU in Uganda und Hannes Schlögl von der Rösterei Helmut Sachers Kaffee über Klimaprojekte entlang der Lieferkette.

Die Welt steht derzeit vor überwältigenden Herausforderungen: Umweltkatastrophen, Klimawandel und Krieg. In diesen schwierigen Zeiten wird es umso wichtiger, negativen Entwicklungen entgegenzuwirken und Lösungen für die Aufgaben unserer Zeit zu finden, damit auch nachfolgende Generationen eine lebenswerte Zukunft haben. Die EZA Fairer Handel ist ständig auf der Suche nach Lösungen, die sowohl der Umwelt, als auch den Menschen im globalen Süden zugutekommen, denn fairer Handel und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand.

Rund um den Tag des Kaffees beschäftigt sich das Unternehmen deshalb damit, wie die Zukunft des Kaffees im Hinblick auf Klima und Umwelt ausschauen kann. Der Kaffeeanbau ist massiv vom Klimawandel betroffen und es muss sich etwas ändern, wenn wir auch in Zukunft morgens eine Tasse Kaffee genießen wollen: weg von großen Plantagen und hin zu Projekten, die wirklich etwas bewirken.

Die EZA Fairer Handel setzt daher auf verschiedene Projekte im Ursprung und bei der Röstung. „Wir wollen unseren Kundinnen und Kunden zeigen, dass fairer Handel auch Klimaschutz bedeutet. Sie bekommen mehr als nur eine Packung Bio- und FAIRTRADE-Kaffee, sondern tragen mit ihrem Kauf aktiv zur Verbesserung des Klimas bei“, sagt Michael Scherndl, Geschäftsführer der EZA Fairer Handel. Im Ursprung unterstützt sie Klimaprojekte, wie die von der FAIRTRADE-zertifizierten Kaffee-Kooperative Bukonzo Organic Farmers Cooperative Union (BOCU) mit Sitz im Ruwenzori-Gebirge in Uganda. In Österreich lässt sie den Kaffee in einer der ersten klimaneutralen Röstereien Europas rösten und setzt damit neue Maßstäbe hinsichtlich Nachhaltigkeit.

Der „Coffee for Future“ für neue Kochstellen

Die Geschäftsführerin von BOCU, Josinta Kabugho, berichtet von den Klimaprojekten, die gemeinsam mit der EZA Fairer Handel in Uganda umgesetzt werden. Aus dem Erlös des „Coffee for Future“ der EZA Fairer Handel ergeht eine Klimaprämie an die Kooperative BOCU. Damit wurde in den letzten vier Jahren ein Projekt zum Bau von Kochstellen, sogenannten Holzsparöfen, finanziert, das der Abholzung im Regenwald entgegenwirkt und die Rauchentwicklung in den Küchen reduziert. „Die Herausforderungen infolge des Klimawandels, wie Dürre und Überschwemmungen, nehmen zu. Der Bau von Holzsparöfen, den wir mit Unterstützung der EZA Fairer Handel durchführen, ist eine weitere Maßnahme, wie wir den Herausforderungen des Klimawandels begegnen wollen. Damit reduzieren wir den Verbrauch von Feuerholz und die gesundheitsschädliche Rauchentwicklung in den Häusern“, sagt Josinta Kabugho über das Projekt. Es konnten bereits über 3.000 Stück der Holzsparöfen gebaut werden, die den Menschen in Uganda eine erhebliche Erleichterung im Alltag bringen.

Der Orgánico Espresso für CO2-Neutralität

In der Rösterei Helmut Sachers Kaffee in Oeynhausen bei Wien, lässt die EZA Fairer Handel den Kaffee Orgánico rösten. Die Rösterei ist eine der ersten in Europa, in der Kaffee CO2-neutral geröstet wird. Dazu wurde der Energiebedarf auf erneuerbare Energiequellen (Biogas und Biostrom) umgestellt. Die Abluft aus dem Röstprozess wird mittels Wärmerückgewinnung wieder genutzt und anschließend in einer Biogas-Anlage gereinigt. Dieser Prozess verringert den Energiebedarf um 35 % und setzt die Emission auf Null. „Wir haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um nachhaltige Produktionsprozesse zu etablieren und unsere Energiequellen umzustellen, um diese wichtige Errungenschaft zu erreichen“, betont Hannes Schlögl, Geschäftsführer von Helmut Sachers Kaffee.

30 Jahre faire Zusammenarbeit mit FAIRTRADE Österreich

Seit nunmehr 30 Jahren arbeiten EZA Fairer Handel und FAIRTRADE Österreich zusammen. Seit 1993 gehen sie regelmäßige Kooperationen ein und setzen viele Schwerpunkte und Projekte zu den einzelnen Lebensmitteln um, insbesondere was die Zusammenarbeit mit den Partnerinnen und Partnern im globalen Süden betrifft. Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich, betont, dass fairer Handel nicht nur einen sozialen Faktor enthält, sondern auch einen nachhaltigen: „Wie der faire Handel hilft, ländliche Gemeinschaften zu stärken, zeigt die Kooperative BOCU. In den letzten rund zehn Jahren, hat sich die Mitgliederzahl mehr als verdreifacht. Zudem ist der FAIRTRADE-Kaffee auch bio-zertifiziert und erreicht bei Wettbewerben Spitzenbewertungen. Das hilft, gute Preise zu erzielen und dank der Mehreinnahmen für die Herausforderungen unserer Zeit gewappnet zu sein“.

Michael Scherndl freut es besonders, dass Besuche – wie der von Josinta Kabugho – regelmäßig gemeinsam organisiert werden: „Wenn wir unsere Partnerinnen und Partner aus dem globalen Süden zu uns einladen, bekommen die Menschen in Österreich einen Einblick in ihre und auch unsere Arbeit und lernen ein Gesicht hinter dem Produkt kennen. Dafür sind wir dem Team von FAIRTRADE Österreich ganz besonders dankbar“. Kabugho wird Anfang Oktober mit EZA Fairer Handel durch die Weltläden Österreichs touren und Vorträge über den Kaffeeanbau und das Leben in Uganda halten. Mehr Infos zur Tour gibt es auf www.eza.at.

EZA Fairer Handel

Die EZA Fairer Handel GmbH handelt seit 1975 ausschließlich fair. Damit setzt sie höchste Maßstäbe in Sachen Transparenz, Solidarität und Fairness. Ihr Ziel ist es, durch Fairen Handel die Welt ein Stück nachhaltiger zu machen und den Menschen im globalen Süden eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Alle Produkte sind auf der Website www.eza.at auf ihren Ursprung rückverfolgbar, denn die EZA Fairer Handel kennt ihre Partnerinnen und Partner persönlich.

Rückfragen an
Laura Laban, MA
lauralaban@yahoo.de
+43 664 57 97 324

Mehr Info: https://www.eza.cc/presse-klimaprojekte-uganda-oesterreich

Presseaussendung: Tag des Kaffees: 30 Jahre Engagement für FAIRTRADE im österreichischen Handel

FAIRTRADE-Kaffee hat in Österreich im Jubiläumsjahr knapp 10% Marktanteil erreicht. Trotzdem bleibt noch viel zu tun: Klimakrise und Inflation erhöhen die Lebenserhaltungskosten der Kaffeebauernfamilien, so FAIRTRADE in einer Aussendung.

Das Risiko sinkender Weltmarktpreise und dadurch drohender Einkommensverluste wird durch eine Anpassung des FAIRTRADE-Kaffee-Mindestpreises im August 2023 abgefedert. Dank qualitätsfördernder Maßnahmen im Ursprung etabliert sich FAIRTRADE auch immer stärker im Segment der Spezialitätenkaffees.

Seit drei Jahrzehnten zeigen die Zivilgesellschaft, Partnerunternehmen und öffentliche Stellen in Österreich, dass fairer Handel im Kaffeebereich möglich ist und echte Veränderungen bewirken kann. Kaffee war vor 30 Jahren das erste FAIRTRADE-Produkt in Österreich. Mittlerweile trinken die Österreicher*innen pro Tag über 1,5 Millionen Tassen FAIRTRADE-Kaffee, davon jede vierte in Kaffeehäusern, Kantinen, Restaurants und Co.

Im Mittelpunkt von FAIRTRADE steht dabei immer das Wohl der Menschen in den Herkunftsländern. Fast die Hälfte aller FAIRTRADE-Kleinbauernfamilien baut Kaffee an – insgesamt fast 1 Million Menschen in mehr als 70 Ländern. Knapp 1 Mio. Tonnen FAIRTRADE-Kaffee werden jedes Jahr geerntet, ein Viertel davon kann derzeit auch zu FAIRTRADE-Bedingungen verkauft werden, 50% davon in Bio-Qualität. 82,5 Mio. Euro fließen dadurch an jährlicher FAIRTRADE-Prämie an die Kaffee-Kooperativen in den Anbaugebieten.

Trotz der erreichten Fortschritte gibt es weiterhin große Herausforderungen. Vor allem die sich verstärkende Klimakrise wirkt sich aktuell negativ auf die Ernteerträge in den Ursprungsregionen aus, was zu ökonomischen sowie sozialen Krisen vor Ort führt. Herausforderungen, denen sich die ländlichen Gemeinschaften nur gemeinsam stellen können. Um sich gegen verändernde Niederschlagszeiten, häufiger auftretende Schädlinge und andere Erschwernisse zu wappnen, braucht es stabile und damit planbare Einkommen. „Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, unterstützt FAIRTRADE die Produzentenorganisationen mithilfe der FAIRTRADE-Prämie und dem -Mindestpreis dabei, sich an die Klimaveränderungen anzupassen“, erklärt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich.

„Die Vision von FAIRTRADE ist es, dass Kaffee-Kleinbauernfamilien von ihrer Arbeit nicht nur überleben können, sondern ein existenzsicherndes Einkommen erreichen. Mit der ab August 2023 greifenden FAIRTRADE-Mindestpreiserhöhung stellt FAIRTRADE sicher, dass dieses Ziel nicht aus den Augen verloren wird“, so Kirner weiter. Dadurch wird das Risiko sinkender Weltmarktpreise abgefedert, wie es derzeit auch der Fall ist.

Der FAIRTRADE-Mindestpreis für gewaschene Arabica-Bohnen, die mehr als 80 Prozent des gesamten FAIRTRADE-Kaffees ausmachen, wird damit 1,8 US-Dollar pro britischem Pfund betragen, eine Erhöhung um 40 Cent. Die zusätzliche Bio-Prämie steigt um ein Drittel von 30 auf 40 Cent pro Pfund. Teile der FAIRTRADE-Prämie werden darüber hinaus in qualitätsfördernde Maßnahmen investiert.

Mit Erfolg, denn immer häufiger landen FAIRTRADE-Kaffees damit auch im Spezialitätensegment, wodurch wiederum höhere Verkaufspreise und damit höhere Einkommen für die Produzentenorganisationen erzielt werden. Mit regelmäßig organisierten Wettbewerben, den so genannten „Golden Cups“, werden FAIRTRADE-Kaffees mit Top-Qualität damit vor den Vorhang geholt.

Weiterführende Infos:
Aktuelle Publikationen von Fairtrade International zu Living Income Reference Prices.
30 Jahre FAIRTRADE-Kaffee in Österreich.
Das aktuelle FAIRTRADE-Kaffee-Angebot in Österreich – FAIRTRADE-Produktfinder.

Über FAIRTRADE Österreich:
FAIRTRADE ist eine internationale Bewegung, die sich für gerechtere Handelsbedingungen einsetzt. Seit 30 Jahren arbeitet FAIRTRADE Österreich daran, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Produzentinnen und Produzenten in Entwicklungsländern zu verbessern. Das FAIRTRADE-Siegel sorgt dafür, dass soziale, ökologische und ökonomische Standards eingehalten werden. Weitere Informationen zur Arbeit von Fairtrade und den Auswirkungen des fairen Handels finden Sie unter www.fairtrade.at

Kontakt für Rückfragen:
Mag. Bernhard Moser
bernhard.moser@fairtrade.at
+43 664 526 74 65

Mag. Peter Ehrenberger
peter.ehrenberger@fairtrade.at
+43 660 380 72 80

Interviewmöglichkeit: Aktive Friedensarbeit in einer Welt voller Gewalt?

Generalsekretärin von Pax Christi International ist zu Gast in Wien: Die Kolumbianerin Martha Inés Romero ist eine der Spezialistinnen, wenn es um Fragen der aktiven Gewaltfreiheit in Konfliktsituationen geht – so auch Rohstoffkonflikten. 

Die Projektpartnerin der Dreikönigsaktion, Martha Inés Romero ist eine Wegbereiterin aktiver Friedensarbeit (s. CV im Anhang). Seit Jahrzehnten führt sie Trainings mit Gemeinden und Organisationen durch und begleitet anwaltschaftliche Initiativen in verschiedenen Ländern Lateinamerikas.

Lateinamerika ist ein wichtiger Rohstofflieferant – auch für Europa. Seltene Erden, Lithium, Kupfer und andere Metalle werden als kritisch für Energiewende und Digitalisierung eingeschätzt. Die Nachfrage nach diesen Rohstoffen steigt gewaltig und Zugang zu Rohstoffen ist hoch auf der politischen Agenda. Die EU arbeitet derzeit an einem eigenen Gesetz zu kritischen Rohstoffen. Rohstoffabbau schafft aber Konflikte: Die Beobachtungsstelle für Bergbau-Konflikte in Lateinamerika (OCMAL) dokumentiert derzeit über 250 Fälle. Mitunter kommt es auch zu Gewalt. Seit Jahren führt der extraktive Sektor die traurigen Statistiken des Berichts über getötete Umwelt- und Land-Aktivist*innen von Global Witness an.

Angesichts der Klimakrise gibt es weltweit immer mehr Konflikte um Rohstoffe, Wasser und Nahrung. Was bedeutet die Botschaft von Frieden und Gewaltfreiheit in einer Weltsituation, die von neuen Kriegen, geopolitischen Umwälzungen und neuem (auch atomaren) Aufrüsten bestimmt ist? Welche Rolle können und sollen Christinnen allgemein und die katholische Kirche im Speziellen übernehmen?

Martha Inés Romero steht am Montag 2.10. im Zeitraum von 11-14 Uhr für Interviews zur Verfügung.

Ort: Büro der Dreikönigsaktion, Wilhelminenstraße 91/II 1160 Wien
Für Dolmetsch ins Deutsche ist gesorgt.

 Rückfragen und Terminvereinbarung bei:
Silvia Kreczy
Tel.: 0676 88011 1087
E: silvia.kreczy@dka.at
www.dka.at 

PA: Nigeria: Großer Diphtherie-Ausbruch erfordert dringende Maßnahmen

Ein schwerer Diphtherie-Ausbruch wütet in Nigeria. Tausende Menschen haben sich bereits infiziert, Hunderte sind gestorben. Angesichts der geringen Durchimpfungsrate im Land und des weltweiten Mangels an lebensrettendem Antitoxin droht sich der Ausbruch zu verschlimmern. Ärzte ohne Grenzen fordert die internationale Gemeinschaft dringend auf, die Unterstützung zu verstärken, um die Ausbreitung einzudämmen.

„Frauen und Kinder unter fünf Jahren sind am stärksten betroffen. Und sie brauchen dringend Hilfe“, sagt Hashim Juma Omar, Notfallmediziner von Ärzte ohne Grenzen in Nigeria. „In den beiden Diphtherie-Behandlungszentren des Bundesstaates Kano werden derzeit mehr als 700 Menschen mit Verdacht auf Diphtherie behandelt. Wöchentlich werden mehr als 280 Patient:innen aufgenommen.“

Diphtherie ist eine hochgradig ansteckende und potenziell lebensbedrohliche bakterielle Erkrankung, die in Form von Atemwegs- oder Hauterkrankungen auftreten kann. Das Nigerianische Zentrum für Seuchenkontrolle erklärte am 20. Januar 2023 einen Ausbruch; zwischen Mai 2022 und Anfang September 2023 wurden über 6.000 bestätigte Fälle registriert. Allein im August 2023 wurden im Land rund 4.000 Verdachtsfälle registriert, davon über drei Viertel im Bundesstaat Kano.

Teams von Ärzte ohne Grenzen reagierten auf den Diphterie-Ausbruch in den Bundesstaaten Kano, Borno und Bauchi. Allerdings besteht ein weltweiter Mangel an lebensrettendem Diphtherie-Antitoxin für die Behandlung aufgrund schwindender Produktionskapazitäten.

„Obwohl wir im August in Kano 2.000 Dosen Diphtherie-Antitoxin zur Verfügung stellen konnten, war ihre Sicherstellung eine der größten Herausforderungen in dieser Krise“, sagt Omar. „Wir haben eine dringende Nachbestellung von 5.000 Dosen aufgegeben, um den Bedarf in unseren Projekten zu decken, aber es muss mehr gemacht werden.“

Angesichts dessen sind Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheitsübertragung und zur Prävention besonders wichtig. Die Finanzierung der Impfstoffe und der Impfkampagnen sind aber nach wie vor ein Problem. Allein im Bundesstaat Kano werden Millionen von Dosen benötigt, um die Risikogruppen zu erreichen. Darüber hinaus fordert Ärzte ohne Grenzen, die Rückverfolgung von Kontaktpersonen zu verbessern und das lokale Gesundheitssystem zu stärken.
Im Bundesstaat Kano haben Teams von Ärzte ohne Grenzen seit Januar 6.707 Menschen mit Verdacht auf Diphtherie oder bestätigten Fällen behandelt. Weitere Teams sind in den Nachbarländern im Einsatz, um Diphtherie zu bekämpfen. Seit Mitte August unterstützen sie ein Behandlungszentrum in Guinea, wo seitdem rund 100 Patient:innen aufgenommen wurden. Die Verdachtsfälle in anderen Ländern machen es noch dringlicher, den Zugang zu Antitoxin-Medikamenten und Impfinitiativen zu verbessern.

Interviews mit Mitarbeitenden vor Ort sind möglich.
Für Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial wenden Sie sich bitte an :

Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@aertze-ohne-grenzen.at
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 28

Eva Hosp
eva.hosp@vienna.msf.org
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 29

PA und Veranstaltungshinweis: 1 Jahr Proteste Iran

Amnesty International fordert Rechenschaft für Menschenrechtsverletzungen.

Amnesty International veranstaltet am Donnerstag, 14.9. in Wien eine Pressekonferenz zu 1 Jahr „Frauen, Leben, Freiheit“ Proteste bei der die Stimmen der iranischen Diaspora in Österreich zu Wort kommen und Maßnahmen von der Bundesregierung gefordert werden. Alle Informationen finden Sie hier.

Regierungen weltweit müssen gegen die systemische Straflosigkeit im Iran vorgehen. Dies fordert Amnesty International anlässlich des ersten Jahrestags des Todes der Kurdin Jina Mahsa Amini im Iran, der landesweite Proteste auslöste.

Amnesty International fordert am Jahrestag des Beginns der landesweiten Demonstrationen unter dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ im Iran, dass die iranischen Staatsbediensteten zur Verantwortung gezogen werden, die für Folter und rechtswidrige Tötungen von mehreren hundert Protestierenden verantwortlich sind.

Die Behörden der Islamischen Republik Iran haben zahlreiche völkerrechtliche Verbrechen begangen, um jegliche Kritik im Keim zu ersticken: So wurden mindestens sieben Protestierende willkürlich hingerichtet, hunderte Menschen rechtswidrig getötet und Zehntausende Menschen willkürlich festgenommen. Folter ist an der Tagesordnung, darunter Vergewaltigungen im Gefängnis. Die Familien der Opfer werden schikaniert. Frauen und Mädchen müssen mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen, wenn sie dem diskriminierenden gesetzlichen Kopftuchzwang nicht nachkommen.

„Die iranischen Behörden haben ein Jahr lang unsägliche Grausamkeiten gegen Menschen im Iran verübt, die sich mutig gegen jahrzehntelange Unterdrückung und Ungleichheit gewehrt haben. Ein Jahr nachdem Jina Mahsa Amini im Gewahrsam der Sittenpolizei gestorben ist, sind diejenigen Staatsbediensteten, die während und nach den Unruhen Verbrechen begangen haben, immer noch nicht strafrechtlich verfolgt oder bestraft worden“, kritisiert Shoura Hashemi, Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich.

„Am Jahrestag der Protestbewegung ‚Frau, Leben, Freiheit‘ fordern wir, dass die furchtbaren Verbrechen der iranischen Behörden unter dem Weltrechtsprinzip strafrechtlich aufgearbeitet werden müssen. Die internationale Gemeinschaft muss die Behörden des Iran auffordern, den rechtswidrigen Einsatz von Schusswaffen gegen Demonstrierende einzustellen, Gefangene nicht zu foltern und alle Personen freizulassen, die lediglich wegen der friedlichen Ausübung ihrer Menschenrechte inhaftiert sind.“

Gesetzlicher Kopftuchzwang mit Gewalt durchgesetzt

Trotz monatelanger Proteste gegen den gesetzlichen Kopftuchzwang hat die iranische „Sittenpolizei“ ihre Arbeit vor einigen Monaten wieder aufgenommen. Zudem haben die Behörden eine Reihe weiterer Maßnahmen eingeführt, um Frauen und Mädchen, die sich der Verschleierungspflicht widersetzen, ihrer Rechte zu berauben.

So beschlagnahmen die Behörden beispielsweise Autos und verweigern Frauen den Zugang zu Beschäftigung, Bildung, Gesundheitsversorgung, Bankdienstleistungen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Gleichzeitig werden Frauen strafrechtlich verfolgt und zu Haft- und Geldstrafen verurteilt. Es werden auch erniedrigende Strafen wie das Waschen von Leichen gegen sie verhängt.

Dieser Angriff auf die Rechte der Frauen wird von hasserfüllten offiziellen Äußerungen begleitet, die das Ablegen des Kopftuchs als „Virus“, „soziale Krankheit“ oder „Störung“ bezeichnen und die Entscheidung, sich ohne Kopftuch zu zeigen, mit „sexueller Verdorbenheit“ gleichsetzen.

Tötungen und massenhafte willkürliche Inhaftierungen

Zwischen September und Dezember 2022 gingen die Sicherheitskräfte brutal und mit militärischen Mitteln gegen Protestierende vor und waren im Zuge dessen für die rechtswidrige Tötung Hunderter Demonstrierender und Unbeteiligter verantwortlich, darunter auch Dutzende Minderjährige. Mehr als die Hälfte der rechtswidrig Getöteten gehörte den unterdrückten belutschischen oder kurdischen Minderheitengruppen an.

Während der Proteste und in den darauffolgenden Monaten nahmen die Behörden Zehntausende Menschen willkürlich fest, darunter Demonstrant*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen und Personen, die sich für die Rechte von Minderheiten einsetzen. Unter den Festgenommenen befanden sich mindestens 90 Journalist*innen und andere Medienschaffende sowie 60 Rechtsbeistände, von denen einige die Familienangehörigen von rechtswidrig getöteten Personen vertraten. Zahlreiche weitere Rechtsbeistände wurden zu Verhören vorgeladen.

Im Vorfeld des Jahrestages setzen die Behörden wieder verstärkt auf willkürliche Festnahmen und nehmen unter anderem Familienmitglieder der rechtswidrig Getöteten ins Visier. Zudem wurden Tausende Universitätsstudierende gezwungen, sich schriftlich zu verpflichten, nicht an Protesten zum Jahrestag teilzunehmen.

Während der Proteste im Jahr 2022 feuerten die Sicherheitskräfte widerrechtlich mit scharfer Munition und Metallkugeln, um die Demonstrant*innen auseinanderzutreiben und Angst zu verbreiten. Dabei trugen Tausende Menschen Verletzungen davon: Einige Menschen erblindeten, verloren Gliedmaßen oder haben seither eine eingeschränkte Mobilität. Darüber hinaus wurden unter Aufsicht der Behörden Tausende inhaftierte Demonstrierende gefoltert und anderweitig misshandelt. Auch inhaftierte Kinder wurden gefoltert.

Im vergangenen Jahr haben die Behörden die Todesstrafe zunehmend als Mittel politischer Unterdrückung eingesetzt, um die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken zu versetzen. So wurden in Verbindung mit den Protesten sieben Männer willkürlich hingerichtet, nachdem sie in grob unfairen Scheinprozessen zum Tode verurteilt worden waren. Manche von ihnen wurden wegen mutmaßlicher Straftaten wie Beschädigung öffentlichen Eigentums hingerichtet, andere im Zusammenhang mit dem Tod von Sicherheitskräften während der Proteste.

Die Hinrichtungen wurden vollstreckt, nachdem der Oberste Gerichtshof die Schuldsprüche und Todesurteile trotz mangelnder Beweise und ohne Untersuchung ihrer Foltervorwürfe bestätigt hatte.

Systemische Straflosigkeit

Die Behörden haben bisher keine gründlichen, unabhängigen und unparteiischen Untersuchungen zu den Menschenrechtsverletzungen durchgeführt, die während und nach den Protesten der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ begangen wurden. Auch haben sie keine Schritte unternommen, um die mutmaßlich Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Stattdessen haben sie die Sicherheitskräfte für die Niederschlagung der Unruhen gelobt und sie vor Rechenschaftslegung geschützt. Von der Straflosigkeit profitierten unter anderem zwei Männer, die zugaben, in Teheran Demonstrant*innen vergewaltigt zu haben. Sie haben auch Beschwerden von Betroffenen und/oder deren Familien abgewiesen und ihnen mit dem Tod oder anderen Konsequenzen gedroht, wenn sie an ihren Beschwerden festhielten.

Amnesty International appelliert dringend an alle Staaten, sich auf das Weltrechtsprinzip und andere Mechanismen der extraterritorialen Gerichtsbarkeit zu berufen, um völkerrechtlichen Verbrechen und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen durch die iranischen Behörden zu begegnen, ungeachtet dessen, ob sich die Beschuldigten auf ihrem Territorium aufhalten oder nicht. Dies umfasst auch, dass mit angemessenen Mitteln ausgestattete strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet werden, die darauf abzielen, die Wahrheit über die Verbrechen ans Licht zu bringen sowie die mutmaßlichen Verantwortlichen – einschließlich Befehlshaber*innen und andere Vorgesetzte – zu identifizieren und, wenn genügend zulässige Beweise vorliegen, internationale Haftbefehle auszustellen. Die Staaten sollten sich auch für Wiedergutmachung für die Opfer einsetzen.

Rückfragen:
Presseteam Amnesty International Österreich
Antonio Prokscha
+43-664-621 10 31
E-Mail: antonio.prokscha@amnesty.at

Medienanalyse: Den Globalen Süden kaum im Bild

Weniger als 10 Prozent der Sendezeit von Österreichs wichtigster Nachrichtensendung Zeit im Bild (ZIB) 1 und der größten österreichischen Nachrichtenseite ORF.at entfallen auf den Globalen Süden, obwohl dort etwa 85 Prozent der Weltbevölkerung lebt. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Ladislaus Ludescher nach einer Medienanalyse.

Die Zeit im Bild (ZIB) gilt als wichtigstes Fernsehnachrichtenformat Österreichs. Die täglich um 19.30 Uhr gleichzeitig auf ORF 1 und ORF 2 ausgestrahlte 20-minütige Hauptausgabe (ZIB 1) erreicht regelmäßig Spitzenquoten. Die Ausgabe der ZIB 1 vom 17. Januar 2022 zum Beispiel war mit ca. 1,9 Mio. Zuschauern und einem Marktanteil von etwa 58 Prozent die zweitmeistgesehene Sendung des gesamten Jahres in Österreich.[1] Die Nachrichtenseite von ORF.at ist ebenso marktführend. Im Jahr 2022 erreichte ORF.at im Schnitt ca. 5,35 Mio. Unique User und war das am stärksten frequentierte Digitalangebot Österreichs. Die ZIB 1 und ORF.at sind in den Bereichen Fernsehen und Internet somit die wichtigsten Nachrichtenquellen für die meisten Österreicherinnen und Österreicher. Wichtig ist also die Frage, worüber in der ZIB 1 und auf ORF.at berichtet wurde – und vor allem auch, worüber nicht.

Für eine neu vorliegende Untersuchung wurden 364 Sendungen, also etwa 120 Stunden der ZIB 1 im Jahr 2022 ausgewertet sowie fast 3.000 Beiträge auf der Nachrichtenseite von ORF.at, die im Juni 2022 erschienen.[2]

Weiter zu Ergebnissen, Grafiken und Infos zum Autor Dr. Ladislaus Ludescher

PA: Südwind präsentiert bisher umfangreichsten Gütesiegel-Check

Neues Online-Tool bietet Überblick über Stärken und Schwächen von 63 Produktsiegeln und Nachhaltigkeits-Initiativen. Südwind ortet großen Aufholbedarf bei Sozialkriterien.

Das Angebot an Nachhaltigkeits-Siegeln und -Initiativen wächst stetig. Deren Qualität und Ziel als Konsument:in zu beurteilen und richtig einzuordnen ist nicht einfach. Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind hat daher in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und der deutschen Romero Initiative (CIR) 63 Gütesiegel und Initiativen für Lebensmittel und Bekleidung untersucht. Als praktisches Online-Tool hilft der Südwind-Gütesiegel-Check Konsument:innen, sich schnell und einfach beim Einkaufen zu informieren. Als 127-Seiten starkes Booklet kann der Check auch in gedruckter Form bei Südwind bestellt werden.

„Die große Auswahl an Siegeln macht es Konsument:innen schwer, zwischen strengen Standards und reiner Selbstvermarktung zu unterscheiden. Mit unserem Check bieten wir einen Wegweiser durch das Gütesiegel-Labyrinth“, sagt Angelika Derfler, Südwind-Koordinatorin des Gütesiegel-Checks.

Neun Kennzeichnungen in mindestens einer Kategorie sehr positiv

Von insgesamt 63 Siegeln und Initiativen wurden 40 per Ampelbewertung in den drei Kategorien Ökologie, Soziales und Transparenz & Wirksamkeit bewertet sowie in Form eines kurzen Kommentars. Neun Siegel und Initiativen sind in mindestens einer Kategorie mit der besten Bewertung “anspruchsvoll” (grün) bewertet worden, zum Beispiel “Fairtrade” im Bereich Soziales und “Bio Austria” im Bereich Ökologie. Vier Kennzeichnungen und Initiativen haben in mindestens einer Kategorie (Ökologie) die schlechteste Wertung “mangelhaft“ (rot) bekommen: das “AMA Gütesiegel”, “MSC”, “RSPO” und “amfori BEPI”.

Eigenmarken, die sich auf andere Siegel beziehen und Siegel mit spezifischen Fokus wie “Ohne Gentechnik hergestellt” wurden aus der Ampelbewertung herausgenommen und mit einordnenden Kommentaren versehen.

„Ein perfektes Siegel gibt es nicht“

Mit dem Check kann jedes Siegel in den drei bewerteten Kategorien differenziert betrachtet werden. „Ein perfektes, allumfassendes Gütesiegel gibt es nicht, trotzdem sind Gütesiegel ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, so Südwind-Sprecherin Derfler. „Um ökologischen und sozial-fairen Konsum zu garantieren, braucht es aber auch gesetzliche Verpflichtungen für Unternehmen. Ein effektives Lieferkettengesetz muss Unternehmen die verbindliche Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards vorschreiben.“

„Der Label-Dschungel ist für Konsument:innen eher irreführend als richtungsweisend. Wir begrüßen die Bemühungen der EU diesen Wildwuchs mit der sogenannten Green Claims Richtlinie zu regulieren”, sagt Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von GLOBAL 2000, der für den Gütesiegel-Check die ökologische Nachhaltigkeit der Labels untersucht hat. „Viele Gütesiegel arbeiten im Umweltbereich nur mit sehr groben Vorschlägen oder Richtlinien. In diesen Fällen ist es dann sehr schwer nachzuvollziehen, was die Landwirt:innen tatsächlich umsetzen. Verbindliche Qualitätskriterien oder einheitliche Mindeststandards für Gütesiegel wären dringend notwendig. Damit das jeweilige Produkt im Regal wirklich als umweltfreundlich gelten kann, müssten eigentlich alle Schritte in der Wertschöpfungskette berücksichtigt werden, wie etwa auch die Verpackung.”

Soziale Nachhaltigkeit zu wenig berücksichtigt

Großer Aufholbedarf besteht in der Kategorie Soziales bei den Lebensmittel-Siegeln. Bei diesen steht meist nur der ökologische Aspekt im Vordergrund. Dabei gibt es hier große Risikobereiche vor allem im Globalen Süden wie etwa Kinder- und Zwangsarbeit, menschenunwürdige Bezahlung und gefährliche Arbeitsbedingungen. „Wenn man von Nachhaltigkeit spricht, muss die soziale Nachhaltigkeit genauso mitbedacht werden wie die ökologische“, sagt Angelika Derfler von Südwind.

Von den 38 Lebensmittel-Siegeln (darunter Eigenmarken der Unternehmen), konnten in der Kategorie Soziales 14 bewertet werden. Davon schneiden nur drei mit “anspruchsvoll” ab: “Fairtrade Lebensmittel“, “Rapunzel Hand in Hand“ und “Fair Bio“. Acht wurden mit “mittelmäßig” bewertet und drei mit “unzureichend”. Bei einem Vergleich der Eigenmarken hat sich herausgestellt, dass einige durchaus strenge Kriterien erfüllen, während andere nur die Mindestkriterien des EU-Bio-Siegels erfüllen.

Leider zeigt sich, dass freiwillige Unternehmensrichtlinien, also reine B2B-Initiativen, oft nicht so gut abschneiden, wie sie sich selbst darstellen. In der Kategorie Transparenz & Wirksamkeit fällt positiv auf, dass viele Siegel und Initiativen von unabhängigen Kontrollstellen geprüft werden. Allerdings sind die Prüfberichte oft nicht öffentlich einsehbar.

„Gütesiegel sind kein Allheilmittel, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Neben strengen gesetzlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen sollten auch wir unsere Konsummuster überdenken. Wir können weniger und anders einkaufen, zum Beispiel in Unverpackt-Läden oder Second Hand-Shops“, so Angelika Derfler und Martin Wildenberg ergänzt: „Einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz bewirkt auch eine Reduktion bei tierischen Lebensmitteln – ganz unabhängig von Siegeln und gleichzeitig gut für Gesundheit und Geldbeutel.”

Über den Gütesiegel-Check

Der Südwind-Gütesiegel-Check 2023 ist eine aktualisierte und für Österreich adaptierte Auflage des Wegweisers durch das Label-Labyrinth (Labelcheck) der Romero Initiative (CIR) und des brasilianischen Instituts Imaflora aus dem Jahr 2021. Die Bewertung der ökologischen Kriterien für österreichische Siegel und Initiativen hat GLOBAL 2000 vorgenommen. Anhand von Bewertungskriterien in den Kategorien Soziales, Ökologie sowie Transparenz & Wirksamkeit wurde ein interner Fragenkatalog erstellt, mit dem die verschiedenen Siegel und Initiativen untersucht wurden. Das geschah auf Basis von öffentlich zugänglichen Informationen wie den Richtlinien-Katalogen und Verhaltenskodizes der Siegel. Unsere Siegel-Profile haben wir den jeweiligen Initiativen zur Kommentierung vorgelegt. Sowohl deren Rückmeldung als auch die Einschätzung von Expert:innen sind in die finale Bewertung eingegangen.

Download: Pressepaket mit PDF-Download des Südwind-Gütesiegel-Checks 2023, Hintergrundinformationen und Fotos zur honorarfreien Verwendung

Rückfragehinweis:
Stefanie Marek
Pressesprecherin Südwind
stefanie.marek@suedwind.at
+43 (0) 680 1583016

Marcel Ludwig
Pressesprecher GLOBAL 2000
marcel.ludwig@global2000.at
+43 699 142000 20

Online-Vortrag: Indigener Kampf gegen den Weißen Goldrausch in den Anden


Wie Europas Energie- und Mobilitätswende Ökosysteme und die Lebensgrundlagen von Indigenen bedroht und wie sie für ihre Rechte kämpfen.


Mehr als 75 Prozent des weltweiten Lithiumvorkommens befindet sich in den Salzseen von Chile, Argentinien und Bolivien, dem „weißen Dreieck“. Die weltweit steigende Nachfrage nach Lithium wird stark angetrieben von der Energie- und Mobilitätswende. Gleichzeitig geht der Abbau mit erheblicher Umweltzerstörung und großem Wasserverbrauch einher. Dadurch ergeben sich neue Konflikte und Fragestellungen: Was bedeutet der weltweite Rohstoffhunger für die indigene Bevölkerung und die lokale Landwirtschaft? Welche Rolle spielen die völkerrechtlich verankerten Rechte indigener Gemeinschaften? Und: Mit welchen Herausforderungen sind speziell Frauen konfrontiert?

Zu diesen und anderen Fragen laden die beiden entwicklungspolitischen Organisationen Südwind und WIDE am Do., 27. Juli 2023, 17:00 Uhr, zu einem Online-Vortrag mit anschließender Diskussion:

Gesprächspartner:innen:

  • Ercilia Araya Altamirano, indigene Anführerin vom Maricunga-Salzsee in der Atacamawüste, Chile
  • Ariel León Bacián, Rechtsexperte zu indigenen Rechten und extraktivem Bergbau
  • Patricia Muñoz Cabrera, Wissenschaftlerin und Beraterin zu Gleichheit und Intersektionalität im Kontext internationaler Zusammenarbeit

Moderation: Joachim Raich, Sprecher für globale Lieferketten bei Südwind


Sprache:
 Englisch, Spanisch (mit Übersetzung ins Englische)
Wann: Donnerstag, 27. Juli 2023, 17 Uhr
Anmeldung und Registrierung via Zoom


Hintergrund:
Ercilia Araya Altamirano
, Anwohnerin des Maricunga-Salzsees in der Atacamawüste in Chile, zeigt, wie rechtliche Maßnahmen helfen können, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen zu stoppen, die für das Überleben der lokalen Gemeinschaften unerlässlich sind. Basierend auf der ILO-Konvention 169 und dem Recht indigener Gemeinschaften, selbstbestimmt über ihr Leben und ihr Land entscheiden zu können, ordnete das Gericht im Jahr 2022 an, den Lithiumabbau in ihren Gebieten zu stoppen.

Patricia Muñoz Cabrera ist Forscherin und Beraterin für Gleichstellung und Intersektionalität in der internationalen Zusammenarbeit. Ihr Fokus liegt auf den Auswirkungen von Handels- und Entwicklungsrichtlinien auf die Graswurzel-Ebene. Sie promovierte an der Universität von Brüssel und führte postdoktorale Forschungen in Soziologie in Chile, Belgien und Brasilien durch. Ihre jüngsten Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf den Kampf von Frauen gegen Gewalt und für Geschlechtergerechtigkeit in Lateinamerika, insbesondere in Bezug auf wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit sowie internationale Beziehungen. Sie hat für verschiedene NGOs gearbeitet, darunter das WIDE-Netzwerk.

Ariel León Bacián ist chilenischer Anwalt für Menschenrechte, indigene Rechte und Bergbau. Er war tätig als Berater des chilenischen Senats, Berater des Verfassungskonvents, Berater der Selk’nam Chile Corporation, Mitverfasser des Gesetzesentwurfs zur Anerkennung des Selk’nam-Volkes in Chile, Verfasser der Klage, die von 17 Senatoren gegen das Monsanto-Gesetz (Upov-91-Vertrag) vor dem chilenischen Verfassungsgericht eingereicht wurde, Verfasser des Schutzantrags, der die Ausschreibung für Lithium stoppte, die vom ehemaligen Präsidenten Sebastián Piñera gefördert wurde.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: 0650 9677577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

Ankündigungskonferenz live streaming: OPEN YOUR EYES – Internationales Fotofestival

Im Herzen der Stadt Zürich präsentieren vom 8. September 2023 bis zum 15. Oktober 2023 Fotograf:innen und Wissenschaftler:innen gemeinsam ein einzigartiges neues Kommunikationsformat. Es fördert eine neue Ära des Verständnisses der Welt. Im Mittelpunkt stehen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.

Lois Lammerhuber ist gemeinsam mit Hans-Rudolf Strasser und Silvia Lammerhuber verantwortlich für die NGO „Open Your Eyes“. Unter der Patronanz des Delegierten des Schweizerischen Bundesrates für die Agenda 2030 und in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich – einer der führenden Universitäten der Welt – und The Photo Society (TPS) – der Vereinigung von über 200 National Geographic Fotograf:innen – gestalten sie dieses Festival.

Großzügige Open-Air-Installationen verweben in 17 Ausstellungsinseln Dokumentar- Fotografie und wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem Plädoyer für Frieden, Toleranz und ein von humanistischem Geist getragenes Miteinander. Die ästhetische Magie der Bilderzählungen verwandelt die Gärten, Strassen und Plätze von Zürich in eine Bilderstadt. Der öffentliche Raum wird zum Bühnenbild für ein Gesamtkunstwerk, dessen Bedeutung mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Innovationen verknüpft wird, die uns alle betreffen.

Die präsentierten fotografischen Arbeiten sind nicht als Illustrationen der SDGs zu verstehen, sondern als Kommentare und Anmerkungen im Sinne von Cornell Capas „Concerned Photographers“. Capa wählte diesen Begriff, um Arbeiten zu beschreiben, die über die Dokumentation von Ereignissen hinausgehen und diese mit einem humanitären Impuls zeigen. Diese Denkschule ist auch als Konzept im Zusammenhang mit der Wissenschaft bekannt: Der Begriff „Concerned Scientists“ wird verwendet, um den Einsatz unabhängiger Wissenschaft zur Lösung der dringendsten Probleme unseres Planeten zu beschreiben.

 17. Juli 2023 um 10:00 Uhr
Bitte hier registrieren: https://zürich.photo/pressekonferenz
Nach der Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungs-E-Mail mit Informationen über die Teilnahme am Webinar.

Es sprechen:
Hans-Rudolf Strasser Gründer, Präsident Open Your Eyes
Lois Lammerhuber Gründer, Art Director & Kurator Open Your Eyes
Claudia Zingerli Leiterin ETH Sustainability
Gerd Ludwig Fotograf, representing The Photo Society
Karin Rehn-Kaufmann Art Director Leica International
Dominik Nahr Fotograf NZZ

Sprache: Deutsch
Dauer: 60 bis 90 Minuten

Rückfragen:
Lois Lammerhuber
lammerhuber@zuerichfestival.photo
+43 699 135 83 989
openyoureyesfestival.photo
OPEN YOUR EYES
FOTOFESTIVAL ZÜRICH
Bahnhofstrasse 24
8001 Zürich
Schweiz

Südwind-Recherche in Ecuador: Unkontrollierter Goldabbau zerstört Lebensgrundlagen

Fehlende Entschädigungen und weitreichende Naturzerstörung bei Goldabbau – Gold aus dubiosen Quellen auch in österreichischen Handys möglich – Südwind fordert seriöse Rückverfolgbarkeit.

Metalle für die weltweite Elektronikindustrie werden oft unter prekären Bedingungen abgebaut. Eine Südwind-Recherche in Ecuador zeigt auf, wie durch intransparente Vergabe von Goldabbau-Konzessionen die Lebensgrundlagen von Menschen am Fluss Napo bedroht sind und kostbare Regenwälder zerstört werden. Ariana Martín Lobera hat als Aktivistin der Menschenrechtsorganisation Südwind Betroffene in der Provinz Napo interviewt. Die Befragten geben an, dass Umweltauflagen beim Goldabbau in Ecuador und Kontrollen ebenso vernachlässigt werden wie Entschädigungszahlungen an die lokale Bevölkerung. Kritisiert wird außerdem, dass Lizenzen für den Goldabbau in einem rechtlichen Graubereich zwischen den Bergbaukonzernen und der Regierung ausverhandelt werden.

Die hohe Nachfrage nach billigen Rohstoffen am Weltmarkt macht Gold aus zweifelhaften Minen begehrt. Auch für Produkte in Österreich kann eine illegale Rohstoffgewinnung nicht ausgeschlossen werden. So werden wegen seiner guten Leitfähigkeit erhebliche Mengen an Gold in Smartphones und SIM-Karten verbaut.

„Österreicher:innen besitzen über 11 Millionen Handys und 21,6 Millionen angemeldete SIM-Karten. Ohne Nachvollziehbarkeit der Lieferketten ist schwer zu sagen, ob das in unseren Handys verbaute Gold legal gewonnen wurde“, sagt René Schuster, Südwind-Experte für Elektronik-Lieferketten. Südwind fordert daher eine transparente Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen und eine Rohstoffpolitik, die Reduktion und Wiederverwertbarkeit in den Mittelpunkt stellt. Pro Jahr werden weltweit 1,21 Milliarden Smartphones produziert, darin werden 41 140 Kilo Gold verbaut. Dafür müssen rund 121 Millionen Tonnen Gestein bewegt werden.

Bedrohte Natur, fehlende Kontrolle

Die Regen- und Nebelwälder Ecuadors sind sensible Ökosysteme, die aufgrund von Übernutzung immer stärker unter Druck geraten und von Bergbauprojekten weiterhin stark bedroht sind. Die im Goldabbau verwendeten Chemikalien belasten Fauna, Flora und die Gesundheit der lokalen Bevölkerung. Auch die sozialen Strukturen und Gefüge werden durch die Ansiedlung der Bergbaukonzerne gestört. Eines der größten Projekte in der Provinz Napo ist das Tena-Minenprojekt auf einer Fläche von 7.125 Hektar. Viele Menschen stellen sich dagegen, da das Wasser der lokalen indigenen Bevölkerung verschmutzt wird, wie der Menschenrechts- und Umweltanwalt Andrés Rojas gegenüber Südwind erzählt. Laut Rojas sind die Kontrollämter mit der Anzahl der illegalen Minen überfordert.

Eine Lösung für das Problem wäre, laut Andrés Rojas, mehr in den gemeinschaftlichen Tourismus, welcher die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und der Umwelt berücksichtigt, zu investieren um auf diesem Weg die Wirtschaft anzukurbeln. „Durch die Eingriffe in die Region werden Bewohner:innen gedrängt, in die Städte zu migrieren. Leider ist das auch ganz im Sinne der Regierung, die das Amazonasgebiet möglichst ungestört für ihren eigenen Profit ausbeuten möchte“, so der Menschenrechtsanwalt Rojas.

Verschmutzte Landwirtschaft, gefälschte Verträge

„Die Firmen kaufen die Gebiete der Gemeinden. Aber meist sind diese Verträge gefälscht und das Geld kommt nie bei den Gemeinden an“, erklärt Jose Moreno, in dessen Gemeinde chinesische und nordamerikanische Unternehmen vier Konzessionen halten. „Da die Unternehmen nach dem Gesetz für Umweltschäden bezahlen müssten, führen sie den Abbau illegal durch. Wenn sie dann abwandern, sind die Böden nicht mehr fruchtbar und in den Flüssen gibt es keine Fische mehr. Mit den Kosten für die Umweltschäden wäre das Geschäftsmodell nicht rentabel“, so Moreno.

Über fatale Auswirkungen in ihrer Gemeinde am Fluss Napo klagt auch Elsa Cerda, Präsidentin der Yuturi Warmi (indigene Wächterinnen). „Verschmutzung durch Bergbauarbeiten haben in der Gemeinde Serena Landwirtschaft und Fischfang unmöglich gemacht. Viele Menschen gehen dennoch zu den Bergbauunternehmen, da sie anders ihre Familie nicht ernähren können“, sagt Cerda. Die Yuturi Warmi wurden vor zwei Jahren gegründet, um ein Bergbauunternehmen in ihrer Gemeinde zurückzuweisen. Die indigenen Wächterinnen wollen auch aufzeigen, dass man auch über andere Wege, wie zum Beispiel Kunsthandwerk, Geld verdienen kann.

Seriöse Umweltverträglichkeitsprüfung ist Muss für jedes Projekt

Abbaugebiete erholen sich nach der Schließung von Minen nur sehr langsam von den enormen Schäden. Um Golderz aus der Erde zu holen, werden viele Tonnen Gestein umgegraben. Um das Gold aus dem Golderz zu lösen, werden oft Schadstoffe wie Quecksilber oder Zyanid eingesetzt, die in der Umgebung und im Wasser landen.

Vielfach wird zu wenig oder nichts zur Renaturierung des genutzten Gebietes von den Bergbaukonzernen unternommen. In Ecuador setzen sich daher viele lokale Organisationen, teilweise mit Unterstützung von europäischen NGOs, für die Erhaltung der Lebensgrundlagen und gegen Minenprojekte ein.

„Bergbau ist untrennbar verbunden mit weitreichenden Landschaftseingriffen. Daher sind seriöse Umweltverträglichkeitsprüfungen und die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung essentielle Auflagen für jedes einzelne Bergbauprojekt. Wenn Behörden im Abbauland bei Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen wegsehen, ist es umso wichtiger, dass die Abnehmer genau hinsehen“, sagt Südwind-Experte René Schuster und fordert: „Es braucht strenge gesetzliche Regeln für eine menschenwürdige und möglichst umweltverträgliche Rohstoffgewinnung sowie eine verbindliche Unternehmenshaftung für die gesamte Wertschöpfungskette.“

Videointerviews mit Betroffenen in Ecuador © Südwind:

Andrés Rojas, Umwelt- und Menschenrechtsanwalt

Jose Moreno, Umweltaktivist und Förderer des gemeinschaftlichen Tourismus https://youtu.be/yonwiIfieEE

Elsa Cerda, Präsidentin der Organisation indigener Wächterinnen https://youtu.be/rzbFmYlaL9Q

Zugang zu einer Auswahl an Fotos und Videos vom Goldabbau-Gebiet gibt es hier. Sämtliches Foto und das Videomaterial sind unter Nennung der Quelle und im Kontext von Berichterstattung zum Thema kostenlos medial zu verwenden.

Rückfragehinweis:
Stefanie Marek
Pressesprecherin Südwind
stefanie.marek@suedwind.at
+43 (0) 680 1583016

René Schuster
Südwind-Experte für Elektronik-Lieferketten
rene.schuster@suedwind.at
+43 (0) 680 30 21 345
(erreichbar bis inklusive 7. Juli 2023; am 20. und 21. Juli; sowie ab 16. August)

Andreas Müller
Südwind-Experte für Elektronik-Lieferketten
andreas.mueller@suedwind.at
+43 (0) 665 65149361
(erreichbar ab 10. Juli 2023 – 14. August)