Archiv der Kategorie: Klima & Ökologie

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Amnesty International Bericht zur Klimakrise: Ausstieg aus der fossilen Brennstoffindustrie gefordert

Die reichsten Regierungen der Welt verurteilen durch ihre anhaltende Unterstützung der fossilen Brennstoffindustrie Millionen von Menschen zu Hunger, Dürre und Vertreibung. Das zeigt der aktuelle Bericht „Stop Burning Our Rights!„, den Amnesty International gestern veröffentlicht hat. Der Bericht zieht eine vernichtende Bilanz über das globale Versagen beim Schutz der Menschenrechte vor der Klimakrise und zeigt auf, wie entsprechende Menschenrechtsbestimmungen helfen können, Regierungen und Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen.

Im Vorfeld des G7-Gipfels der Staats- und Regierungschefs (11.-13. Juni) macht Amnesty darauf aufmerksam, dass die G7-Mitglieder immer noch die Kohle-, Öl- und Gasindustrie subventionieren und keine glaubwürdigen Pläne für einen signifikanten Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen in diesem Jahrzehnt haben. Alle G7-Mitglieder haben sich verpflichtet, bis 2050 keine Kohlenstoffemissionen mehr zu verursachen, doch bislang hat keines der Länder eine angemessene Strategie zur Reduzierung der Emissionen bis 2030 vorgelegt – dem Zeitpunkt, bis zu dem die globalen Emissionen halbiert werden müssen, um die schlimmsten Klimaszenarien abzuwenden.

Forderung nach strengen Vorschriften für Unternehmen
Die unambitionierten Klimapläne, die von den G7-Mitgliedern vorgelegt wurden, stellen eine Verletzung der Menschenrechte von Milliarden von Menschen dar. Es handelt sich nicht um administrative Versäumnisse, sondern um einen verheerenden, flächendeckenden Angriff auf die Menschenrechte„, sagte Chiara Liguori, Expertin für Menschenrechte und Umweltpolitik bei Amnesty International, und weiter: „Auf dem G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs müssen sich die Regierungen zu einem bedingungslosen Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen verpflichten. Sie müssen mit strengen Vorschriften Unternehmen dazu verpflichten, auf erneuerbare Energien umzusteigen und aufhören, mit unseren Steuern die tödliche Industrie für fossile Brennstoffe zu subventionieren.“

Gerechter Übergang
Amnesty International fordert in dem Bericht alle Regierungen auf, nicht nur ehrgeizige nationale, an ihre individuelle Verantwortung und Kapazität angepasste Klimapläne zu verabschieden und umzusetzen, sondern auch einen gerechten Übergang für die vom Klimawandel und dem Ausstieg aus der Karbonindustrie betroffenen Menschen und Gemeinden sicherzustellen und Schritte zu unternehmen, um Armut zu verringern und bestehende Ungleichheiten in der Ausübung der Menschenrechte zu korrigieren. Dazu gehört es, Investitionen in verantwortungsvoll produzierte erneuerbare Energien und sozialen Schutz verstärkt zu fördern und gleichzeitig die Schaffung neuer, grüner und menschenwürdiger Arbeitsplätze zu unterstützen.

Menschenrechte als Leitfaden
Der Bericht „Stop Burning Our Rights!“ zeigt umfassend auf, was Staaten und Unternehmen tun müssen, um die Klimakrise zu bewältigen, den betroffenen Menschen zu helfen und Wiedergutmachung für den von ihnen verursachten Schaden zu gewährleisten. Dabei sind Menschenrechte ein Leitfaden für Regierungen, Unternehmen und Aktivisten im Kampf gegen die Klimakrise, denn nach internationalem Menschenrecht müssen die Staaten alles in ihrer Macht stehende tun, um Emissionen so schnell wie möglich zu reduzieren – eine Verpflichtung, der allerdings laut Amnesty zahlreiche Regierungen nicht nachkommen.

G20-Staaten: 80 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen
So haben von den G20-Staaten, die zusammen für fast 80 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, nur sieben den Vereinten Nationen Ziele zur Emissionsreduktion bis 2030 vorgelegt. Diese reichen derzeit allesamt nicht aus, um den Temperaturanstieg unter 1,5 Grad zu halten. Tatsächlich ist die Unterstützung der fossilen Brennstoffindustrie seit dem Inkrafttreten des Pariser Abkommens fast unvermindert fortgesetzt worden. Viele G20-Staaten haben während der Pandemie bedingungslose Konjunkturprogramme für fossile Brennstoff- und Luftfahrtunternehmen bereitgestellt – obwohl sie genau wissen, dass die Subventionierung dieser Industrien Millionen von Menschen schadet.

Versagen der wohlhabenden Staaten
Amnesty sieht auch ein Versagen der wohlhabenderen Staaten in ihrer Pflicht, einkommensschwächere Länder zu unterstützen, unter anderem durch die Bereitstellung angemessener Finanzmittel, um den Umstieg auf erneuerbare Energien zu fördern. Bisher, so der Bericht, wurden mindestens drei Viertel der internationalen Klimafinanzierungsgelder als Kredite und nicht als Zuschüsse bereitgestellt – mit dem Ergebnis, dass einkommensschwächere Länder ihre eigenen Ressourcen nutzen müssen, um klimabedingte Kosten zu decken, die ihnen von anderen auferlegt werden, was gegen die Verpflichtungen zur internationalen Hilfe verstößt.

Menschenrechte oder fossile Brennstoffe – beides ist nicht möglich
„Benachteiligte Gruppen dürfen nicht den Preis für die Untätigkeit reicher Regierungen und deren Duldung der fossilen Brennstoffindustrie zahlen“, sagte Chiara Liguori in dem Bericht. „Es gibt keine Abkürzungen, um den Planeten und die Menschheit zu retten. Die einzige Option ist, die Ära der fossilen Brennstoffe schnell zu beenden. Wir können Menschenrechte oder fossile Brennstoffe haben – wir können nicht beides haben.“

Zusammenfassung: Klimakrise ist Menschenrechtskrise
Der Klimanotstand ist eine Menschenrechtskrise von noch nie dagewesenem Ausmaß. Der aktuelle Amnesty-Bericht zeigt auf, wie die Klimakrise bereits jetzt verheerende Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Menschen hat und wie sie Ungleichheiten und Diskriminierung verschärft. Die Klimakrise bedroht einen Großteil unserer Rechte und die Zukunft der Menschheit. Die Bemühungen der Staaten, den Klimawandel zu bekämpfen, bleiben weit hinter dem zurück, was erforderlich ist, um die verheerendsten Auswirkungen für die Menschen und den Planeten zu vermeiden. Trotz ihrer völkerrechtlichen Verpflichtungen gelingt es der großen Mehrheit der reichen Industrieländer nicht, die Emissionen schnell genug zu reduzieren und den Entwicklungsländern ausreichende Finanzmittel und Unterstützung für einen gerechten Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft und widerstandsfähigen Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Der neue Amnesty-Bericht verdeutlicht die menschenrechtlichen Verpflichtungen von Staaten und die Verantwortung von Unternehmen bei der Bewältigung der Klimakrise und zeigt, dass die Menschenrechte für eine schnelle und faire Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und Gesellschaft unerlässlich sind.

Rückfragen und Interviewvereinbarungen:
Presseteam Amnesty International Österreich
Lerchenfelder Gürtel 43/4/3, 1160 Wien
Eleonore Rudnay +43 664 400 10 56
E-Mail: presse@amnesty.at




AVISO: Pressegespräch von Südwind und Greenpeace: Welchen politischen Rahmen braucht es für Klimagerechtigkeit?

Im Vorfeld aktueller politischer Weichenstellungen fordern die Umweltschutzorganisation Greenpeace und die Menschenrechtsorganisation Südwind die konsequente öko-soziale Ausrichtung der europäischen und österreichischen Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik.

Die Organisationen analysieren dabei aktuelle politische Entscheidungsprozesse rund um Klimaschutzgesetz, ökosoziale Steuerreform, Lastenverteilung der Emissionsreduktion in der EU, Lieferkettengesetz und Klimagerechtigkeits-Mechanismen. Gemeinsam mit Roman Hoffmann, Migrationsforscher an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie am International Institute for Applied Systems Analysis, werden folgende Fragen diskutiert:
– Inwiefern trägt kurzsichtige Klimapolitik zu einer Verschärfung der globalen Ungleichheit bei?
– Welche politischen Maßnahmen in Österreich und Europa helfen den Betroffenen der Klimakrise im Globalen Süden und stärken eine gerechte Bewältigung der Klimakrise auch in Europa und Österreich?
– Welche Rolle spielt die Klimakrise für Migration und welche Herausforderungen können hierdurch entstehen?

Pressegespräch:
Wo: Presseclub Concordia, 1010 Wien
Wann: 2. Juni 2021
Zeit: 9.30 Uhr


Ihre Gesprächspartner*innen sind:
– Isabella Szukits, Sprecherin für Klimagerechtigkeit bei Südwind
– Jasmin Duregger, Klima-Expertin bei Greenpeace
– Roman Hoffmann, Migrationsforscher an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem International Institute for Applied Systems Analysis

Aufgrund der derzeitigen Covid-19 Regelungen ist nur eine begrenzte Anzahl an Teilnehmer*innen erlaubt.
Eine Anmeldung ist erforderlich.
Für den Zutritt gilt die 3-G-Regel (bitte Nachweis mitbringen) und die FFP2-Masken-Pflicht.
Bitte beachten Sie: Wir können ausschließlich angemeldete und nachweislich getestete, genesene oder geimpfte Personen einlassen.

Wir bitten daher um Anmeldung vorab an vincent.sufiyan@suedwind.at; +43 650 96 77577

EINLADUNG ZUM ONLINE-WEBINAR: GLOBAL INEQUALITY TALK #3

Paulo Freire Zentrum  und Partner der Entwicklungstagung laden zu einem Webinar zum Thema Lieferketten-Ungleichheit.

Viele der Waren, die wir tagtäglich konsumieren, stammen nicht aus fairem Handel und fairer Produktion. Billige Angebote in unseren Geschäften sind, ethisch gesehen, teuer erkauft. Sie überschreiten viele Grenzen – und dies im mehrfachen Sinn. Damit verbinden sie Arbeit-, Produktions- und Lebensverhältnisse in Nord und Süd.
Wer aber ist für die Schattenseiten des globalen Warenhandels verantwortlich? Die im Oktober 2020 von der Treaty Allianz Österreich gestartete Kampagne für ein Lieferkettengesetz sieht jene Konzerne, die als Handelsunternehmen den globalen Welthandel abwickeln und kontrollieren, gefordert.
Was den internationalen Warenhandel zu einem Brennspiegel globaler Ungleichheit macht und was von einem Lieferkettengesetz zu erwarten ist, das diskutieren wir beim Global Inequality Talk #3 am 19. Mai 2021!

Am Podium: Bettina Rosenberger (Netzwerk Soziale Verantwortung) und Elke Schüßler (Johannes Kepler Universität Linz)
Moderation: Gerald Faschingeder (Paulo Freire Zentrum)
Termin: Mi., 19. Mai 2021, 16.00 – 16.45 Uhr (45 Minuten)
Format: Zoom Webinar; Der Zugangs-Link wird den Angemeldeten kurzfristig zugesendet.
Sprache: Deutsch
Anmeldeschluss: Mo., 17. Mai 2021, 12.00 Uhr
Infos:  https://entwicklungstagung.at/global-inequality-talk-3-globale-lieferkettenungleichheit/ 

Über die Speakerinnen:

Bettina Rosenberger hat Internationale Entwicklung und Politikwissenschaft in Wien studiert und beschäftigt sich mit sozialen Bewegungen, Gewerkschaftsarbeit und Menschenrechten. Sie ist Koordinatorin der zivilgesellschaftlichen Kampagne „Menschenrechte brauchen Gesetze”. Im Sommer 2019 begann sie für das NeSoVe (Netzwerk Soziale Verantwortung ) zu arbeiten, seit Juni 2020 als Geschäftsführerin dort.

Elke Schüßler ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Vorständin des Instituts für Organisation an der Johannes Kepler Universität Linz. Schüßler hat als von 2016-2019 das “Global Garment Supply Chain Governance“-Projekt geleitet. Sie ist Mitautorin am Buch „Globale Warenketten und ungleiche Entwicklung“ (Hg. Fischer/Reiner/Staritz; Wien 2021).

Online- Diskussion: Initiative für ein Lieferkettengesetz

Die GRÜNE AKADEMIE und das WELTHAUS der Diözese Graz – Seckau laden zu einer Online-Diskussion mit Expert*innen, die der Frage nachgehen, wie Konzerne für Menschenrechtsverstöße in ihrer Lieferkette zur Verantwortung gezogen werden können.

Referent*innen:

  • Astrid Rössler, Nationalratsabgeordnete, Mitglied der Initiative Lieferkettengesetz
  • Ulrich Brand, Ökonom und Politikwissenschafter, UNI Wien
  • Barbara Coudenhove-Kalergi, Vertreterin der Industriellenvereinigung Stmk
  • Gertrude Klaffenböck, Vertreterin von SÜDWIND

Moderation: 
Ulrike Lunacek, ehem. Vizepräsidentin des EU-Parlaments

Termin: Montag, 3.05.2021, 18:00 Uhr
Die Diskussion wird auf YouTube unter folgendem Link übertragen:
https://www.youtube.com/watch?v=V3VYJ8Re8jw

Wer wird bei massiven Verstößen gegen Menschenrechte und Umweltschutz zur Rechenschaft gezogen?
In Bangladesch geht eine Textilfabrik in Flammen auf, was hunderten Arbeiter*innen das Leben gekostet hat. In Lateinamerika und in Süd-Ostasien werden für die Palmölproduktion illegal riesige Flächen Regenwald gerodet. Chinas Region Xinjiang lässt Ware für Europa unter Einsatz von Sklaverei und Zwangsarbeit produzieren. Die Gerbereien für die Textilindustrie in Indien verwandeln große Flüsse in stinkende Kloaken und rauben der Bevölkerung das dringend benötigte Wasser.

Konzerne, die davon durch günstigen Einkauf profitieren, delegieren die Verantwortung an ein intransparentes Netz an Sublieferanten. Versuche, Missstände entlang der globalen Lieferketten sanktionierbar zu machen, gibt es seit Jahren. Sie scheiterten stets am Widerstand der Wirtschaft.

Doch es gibt Bewegung – in Frankreich, der Schweiz, in Deutschland und in der EU.
So macht die deutsche Bundesregierung ernst. Nach langem Ringen haben sich SPD, CDU und CSU auf ein Lieferkettengesetz geeinigt. Dieses soll im Herbst verabschiedet werden – auch die Europäische Union hat für Sommer ein ähnlich lautendes Gesetz in Aussicht gestellt.
Für Menschenrechtsorganisationen ist es ein längst überfälliger, wichtiger Schritt. Sie sehen darin aber lediglich einen ersten Kompromiss, weitere Taten müssen folgen.

Ein erster Schritt
Konkret werden deutsche Firmen künftig dazu verpflichtet, bei Lieferanten*innen im Ausland Menschenrechte durchzusetzen. Das soll Kinder- und Zwangsarbeit zumindest verringern. Zudem müssen Unternehmen stärker auf Umweltstandards achten. Im Fokus sind unter anderem die Lebensmittel-Technik und Textilbranche. Ob Schokolade, Jeans, Laptops oder Teebeutel: Der niedrige Preis allein darf bei der Beschaffung nicht mehr oberste Priorität haben dürfen.

Und in Österreich
Zahlreiche Organisationen und Initiativen der Zivilgesellschaft fordern für Österreich ebenfalls ein Lieferkettengesetz, welches die Großkonzerne zur Einhaltung von ökologischen, sozialen und menschenrechtsorientierten Standards zwingen soll.

PA: Weltmalariatag: 400.000 Malaria-Tote pro Jahr

Am 25. April ist Weltmalariatag. Ärzte ohne Grenzen/Medecins Sans Frontières (MSF) nutzt diesen Anlass, um auf darauf hinzuweisen, dass Malaria eine der großen Killerkrankheiten und ein massives Gesundheitsproblem ist. Jedes Jahr erkranken weltweit rund 200 Millionen Menschen an Malaria. Fast 400.000 versterben daran, der Großteil von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren. In Burundi ist Malaria die Haupttodesursache bei Kindern. Ärzte ohne Grenzen setzt hier stark auf Präventionsmaßnahmen.

Malaria ist in Burundi endemisch und führt zu regelmäßigen Krankheitsausbrüchen. Aber nicht nur das kleine ostafrikanische Land leidet unter hohen Malaria-Zahlen, sondern der gesamte afrikanische Kontinent: Afrika verzeichnet rund 90 Prozent der weltweit rund 200 Millionen Malaria-Erkrankungen und 400.000 Toten. Ärzte ohne Grenzen führt daher in vielen afrikanischen Ländern große Malaria-Einsätze durch. In Burundi unterstützt die medizinische Nothilfeorganisation die Gesundheitsbehörden des Landes seit 1999 im Kampf gegen die Krankheit. Dabei setzt man derzeit noch auf Präventionsarbeit.

Um Malaria vorzubeugen wird auf die Verwendung von Moskitonetzen und vor allem das Aussprühen von Innenräumen und Wohnbereichen mit Insektiziden gesetzt. So haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen in der Provinz Ruyigi in Burundi oder auch im hügeligen Gebiet von Kinyinya an der Grenze zu Tansania eine Großangelegte Spraying-Kampagne durchgeführt, um die Häuser der Menschen zumindest für einige Monate moskitofrei zu machen, bevor der Einsatz wiederholt werden muss.

Malaria wird durch die Anopheles-Mücke übertragen. Das Insekt kann den Krankheitserreger, einen Parasiten, aufnehmen, wenn es eine infizierte Person sticht. Dann besteht die Gefahr, dass ein anderer Mensch infiziert wird, wenn er auch von der Mücke gestochen wird. Die Symptome von Malaria ähneln denen einer gewöhnlichen Grippe: Muskelschmerzen, Fieber und Kopfschmerzen – Erbrechen und Krampfanfälle können hinzukommen. Unbehandelt kann Malaria jedoch tödlich enden.

Eine Spraying-Kampagne ist eine große logistische Herausforderung, die monatelang vorbereitet werden muss. Das Ergebnis ist aber bei guter Ausführung beeindruckend: So konnten die Teams von Ärzte ohne Grenzen innerhalb eines Monats 67.000 Häuser in einem Teil Kinyinyas mit Insektiziden behandeln und die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner, die an Malaria erkranken, dadurch deutlich reduzieren. „Letztes Jahr haben wir es durch das Sprayen der Innenräume geschafft, die Malaria-Fälle in der Region um 80 Prozent zu reduzieren“, berichtet der Arzt Hippolyte Mbomba, der für Ärzte ohne Grenzen den Malaria-Einsatz im Distrik Kinyinya leitet. „Um effektiv zu sein, muss ein Einsatz gut vorberietet und ausgeführt werden. Es muss auch eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Behörden, der Bevölkerung und unseren Teams stattfinden. Und es braucht eben Expertinnen und Experten, um den Vorgang auszuführen.“

An dem Einsatz in Kinyinya waren über 1.000 Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen beteiligt, darunter allein 468 Sprayer, die per Fahrrad unterwegs waren, sowie 300 Gesundheitsberaterinnen und -berater, die den Kontakt mit der Bevölkerung gesucht haben, um sie aufzuklären und alle Fragen zu beantworten. „Es ist besonders wichtig, dass die Menschen verstehen was wir tun und die Technik kennen. Das braucht Zeit, aber die ist gut investiert“, betont Experte Mbomba. „Wir legen auch Wert darauf, dass die Umweltstandards erfüllt werden und auch die Müllentsorgung funktioniert. Auch das ist Teil der Vorbereitung.”

Um den Einsatz effektiv planen zu können setzt das Team vor Ort auf Geoinformatik (GIS), um das richtige Kartenmaterial zu erhalten. Denn immer noch gibt es Regionen in der Welt, die nicht oder nur unzureichend kartographisch erfasst sind. Kinyinya war eine davon. „Lange bevor der erste Sprayer mit seinem Fahrrad losfuhr, wurde das gesamte Gebiet von Expertenteams von Ärzte ohne Grenzen sorgfältig kartographiert“, so der Einsatzleiter. „Wir verwenden Luftbildaufnahmen auf der Grundlage von Satellitenbildern, die während ‚Mapathons‘ verarbeitet und schließlich von den Teams vor Ort via Geolokalisierungsgeräten verifiziert wurden. Auf dem fertigen Kartenmaterial ist schließlich jedes Haus, jeder Stall, jede Toilette aufgelistet wird. Auf diese Weise haben wir genaue Kenntnis der Anzahl der Häuser, der Topographie und existierender Wege, damit wir den Einsatz planen und dessen Fortschritt Tag für Tag verfolgen können.“

Während Prävention wichtig ist, wird der Kampf gegen Malaria jedoch noch lange andauern. Allein in Burundi leistet Ärzte ohne Grenzen in 14 Gesundheitseinrichtungen kostenlose Behandlung für Malaria-Patientinnen und -patienten. Es braucht weltweit einen größeren Einsatz, um besseren Zugang zu Diagnostika und Medikamente gegen Malaria zu schaffen.

Planetare Gesundheit
Das wird auch für die Zukunft essenziell sein. Denn die Auswirkungen des Klimawandels auf die die Gesundheit sind nicht zu vernachlässigen. Steigende Temperaturen und veränderte Niederschläge begünstigen auch das Entstehen von durch Moskitos übertragenen Krankheiten – wie Malaria: Die Moskitos vermehren sich schneller und überleben an Orten, wo es sie vorher nicht gab. Mehr dazu hier.

Foto- und Filmmaterial des Malaria-Einsatzes in Burundi.

Rückfragen | Vermittlung von Interviews | Fotomaterial
Eva Hosp
eva.hosp@vienna.msf.org
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 29

 Patricia Otuka-Karner
patricia.otuka-karner@vienna.msf.org
Tel.: +43 (1) 409 72 76 – 28

PA: Europaweite Jugend-Umfrage

Südwind berichtet: Für Österreichs Jugend ist Klimaschutz das wichtigste Anliegen. Die große Mehrheit findet Wirtschaftssystem ungerecht.

Wien, 21. April 2021. Einen weitreichenden Vertrauensverlust der Jugend in das aktuelle Wirtschaftssystem sowie einen konkreten Handlungsauftrag an die Politik für mehr Klimaschutz zeigt eine neue europaweite Umfrage zu Klimagerechtigkeit unter 15- bis 35-Jährigen im Auftrag von Südwind und Partnerorganisationen. In Österreich sehen mehr als die Hälfte (55%) der jungen Befragten im Klimawandel die größte globale Herausforderung, gefolgt von Umweltzerstörung (44%). Drei Viertel (75%) sind der Meinung, „dass wir unsere Konsumgewohnheiten nicht aufrechterhalten können, wenn wir gleichzeitig die Umwelt schützen wollen“. Sieben von zehn (70%) denken, dass die „Wirtschaft in Österreich zum Vorteil der Reichen und Mächtigen ausgerichtet ist“ und zwei Drittel (66%) sehen bei Wirtschaft und Industrie die größte Verantwortung, um die Klimakrise zu bewältigen. Die Menschenrechtsorganisation Südwind sieht in den Umfrageergebnissen einen klaren Auftrag an die Politik für mehr Ambition beim Klimaschutz sowie für eine Wende hin zu einem sozial und ökologisch gerechten Wirtschaftssystem, von dem Alle profitieren. „Die Klimakrise ist eine soziale Krise. Wir brauchen daher eine Politik im Sinne der Klimagerechtigkeit. Junge Menschen wissen, dass sie die Hauptbetroffenen der Klimakrise sein werden und erwarten sich von den politischen Verantwortlichen konkrete Maßnahmen und Zukunftsperspektiven“, sagt Isabella Szukits, Sprecherin für Klimagerechtigkeit bei Südwind. Denn laut Umfrageempfinden 73 Prozent von Österreichs Jugend es als „Zeichen falscher Prioritäten einer Regierung, wenn Umweltverschmutzung und Klimawandel nicht bekämpft werden“ und 70 Prozent halten es sogar für „unverantwortlich und gefährlich“, wenn die Politik Umweltverschmutzung und Klimakrise nicht in Angriff nimmt.

Auch im Bereich der Migrationspolitik zeigt die Umfrage einen Wunsch nach Veränderung:Mehr als die Hälfte (54%) der jungen Bevölkerung ist der Meinung, „dass es Menschen möglich sein sollte, nach Österreich zu migrieren, um vor extremen Wetter- und Umweltveränderungen zu fliehen“. 83 Prozent geben an, Politiker*innen zu wählen, die den Themen Klimawandel, Migration und Klima-Migration Vorrang geben. Etwa die Hälfte (47%) ist gar der Meinung, dass Klimamigrant*innen denselben rechtlichen Schutz erhalten sollten wie Menschen, die vor Krieg oder Verfolgung fliehen.

„Das reichste 1 Prozent der Weltbevölkerung ist verantwortlich für doppelt so viele Emissionen wie die ärmere Hälfte der Welt. Gleichzeitig sind ausgerechnet diejenigen, die kaum zur Klimakrise beigetragen haben, besonders stark von den Auswirkungen betroffen. Zusätzlich zu einer ambitionierten Klimapolitik braucht es dringend eine effektive Unterstützung für die Länder des Globalen Südens und internationale Schutzmechanismen für Menschen, die aufgrund der Klimakrise ihre Lebensgrundlage und ihr Zuhause verlieren“, sagt Südwind-Expertin Isabella Szukits.

Gerechter Wirtschaftswandel statt Wachstumswahn
Basierend auf den Umfrageergebnissen fordert Südwind gemeinsam mit 16 Partnerorganisationen aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft aus 13 Ländern im Rahmen der Initiative Climate Of Change einen politischen Klimagerechtigkeits-Pakt. Dieser müsste zusätzlich zur konsequenten Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele auch ein wirtschaftspolitisches Umdenken umfassen. Südwind fordert von der Politik auf nationaler sowie europäischer Ebene einen Wirtschaftswandel, hin zu einem Modell, in dem nicht immer neue Wachstumsziele, sondern das menschliche Wohlbefinden sowie die soziale und ökologische Gerechtigkeit im Mittelpunkt stehen. Demnach braucht es als konkrete Eckpfeiler einen strengen Rechtsrahmen für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz entlang globaler Lieferketten, eine Migrationspolitik im Einklang mit den Menschenrechten sowie ein ausbeutungsfreies Wirtschaftssystem mit gerechten Handels- und Arbeitsbeziehungen.

Hintergrund: Europaweite Jugendstudie in 23 Ländern
Das Marktforschungsunternehmen Ipsos hat im Auftrag von Südwind und ihren Partnerorganisationen von 29. Oktober bis 19. November 2020 eine repräsentative Stichprobe von Menschen im Alter von 15 bis 35 Jahren in 23 europäischen Ländern mittels Computer Assisted Web Interviewing befragt. Insgesamt wurden 22.377 Personen interviewt, in Österreich waren es insgesamt 1.019. Climate of Change ist eine europaweite Initiative für Klimagerechtigkeit von 16 Organisationen in  13 Ländern, unter anderem mit Südwind, Oxfam, EEB – The European Environmental Bureau, WeWorld und vielen mehr.

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Kommunikationsleitung Südwind
Tel.: 0650 96 77 577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

PA: Schoko-Osterhasen Check von Südwind und GLOBAL 2000

Laut NGOs verfehlt jede dritte Schoko-Figur öko-faire Mindeststandards.
Trend gehe zu bio-fairer Schokolade. Aufholbedarf gäbe es vor allem bei großen Marken, Unternehmenseigene Zertifikate bieten keine Sicherheit.

Wien, 24.03.2021. Anlässlich des bevorstehenden Osterfestes haben die Menschenrechtsorganisation Südwind und die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 Österreichs Süßwarenregale ihrem jährlichen Schoko-Osterhasen-Check unterzogen. Insgesamt 30 Schokolade-Hohlfiguren wurden auf die Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards bewertet und nach Ampelfarben kategorisiert. Etwa jedes zweite Produkt setzt zumindest schon in einem der beiden Bereiche – also entweder bei ökologischen oder bei sozialen Kriterien – auf Standards, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen. Sechs der 30 Figuren überzeugen in beiden Bereichen. Dennoch fällt wie bereits im Vorjahr jedes dritte Produkt im öko-fairen Check durch. 

„Für ein sozial und ökologisch faires Osterfest gibt es vor allem bei den großen Marken noch viel Aufholbedarf. Unternehmenseigene Gütesiegel ersetzen keine unabhängige Überprüfung. Kundinnen und Kunden brauchen Qualitätsstandards, die seriös und nachvollziehbar sind“, sagen Angelika Derfler von Südwind und Martin Wildenberg von GLOBAL 2000. 

Der Osterhasen-Check ist eine Orientierungshilfe für ein öko-faires Osterfest mit Schokolade, die ohne Kinderarbeit, Ausbeutung und Naturzerstörung hergestellt wurde. Zusätzlich fordern beide Organisationen ein Lieferkettengesetz, um Unternehmen bei Vergehen gegen Menschenrechte und Umweltbestimmungen zur Verantwortung zu ziehen.

Mit 11 von 30 wird jeder dritte Hase in beiden Kategorien mit Rot bewertet, da bei diesen Produkten unabhängige Zertifizierung fehlen. Auffällig ist, dass unter den durchgefallenen Produkten mehrere sehr große Marken zu finden sind, wie etwa Milka, Lindt, Merci, Ferrero Rocher oder After Eight. Auch die Hasen von Heilemann, Klett, Hauswirth und Frey verfügen über keine unabhängige Zertifizierung. 

Im konventionellen Kakaoanbau stehen die Ausbeutung von Mensch und Natur weiterhin an der Tagesordnung. „Die großen Schokolade-Konzerne haben vor 20 Jahren angekündigt, konsequent gegen ausbeuterische Kinderarbeit vorzugehen. Heute sehen wir, dass die Entwicklung noch immer in die falsche Richtung geht“, sagt Südwind-Expertin Angelika Derfler und verweist auf eine aktuelle Studie der Universität Chicago„In den beiden Top-Kakao-Ländern Elfenbeinküste und Ghana müssen immer noch rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen. Sie haben nicht die Möglichkeit, regelmäßig zur Schule zu gehen und müssen stattdessen mit scharfen Werkzeugen hantieren und schwere Lasten tragen.“ Beide Länder sind zusammen für 60 Prozent der globalen Kakaoproduktion verantwortlich.

Darüber hinaus ist auch die Abholzung von Regenwäldern in Schutzgebieten ein gängiges Problem in der Kakaoproduktion, wie Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte von GLOBAL 2000, erklärt: „Bei Schoko-Produkten ohne Zertifizierung kommt es oft zu Umweltverschmutzung und Naturzerstörung. Im konventionellen Kakaoanbau werden vielfach umwelt- und gesundheitsschädliche Pestizide eingesetzt. Viele davon sind so gefährlich, dass ihr Gebrauch in Europa längst verboten ist. Auch die Abholzung von Regenwald für Kakaoplantagen ist ein enormes Problem.“

Sechs Testsieger punkten mit Transparenz und strengen Kriterien
Der kleinbäuerliche Anbau von Kakao kann sehr wohl umweltschonend und unter fairen Arbeitsbedingungen erfolgen. Die sechs Testsieger des Schoko-Osterhasen-Checks setzen sowohl bei sozialen als auch bei ökologischen Kriterien auf unabhängige Zertifizierungen, wie etwa das EU-Bio- und das Fairtrade-Siegel. Konsument*innen können sich somit sicher sein, dass Kinderarbeit ausgeschlossen ist, Produzent*innen einen fairen Preis für ihren Kakao bekommen und die Umwelt nicht vergiftet wird. Mit Doppelt-Grün bewertet werden der „EZA Schokohase“ aus dem Weltladen (mit einem Extra-Plus für volle Rückverfolgbarkeit), der „Natur*pur Bio-Osterhase“ von Spar, der „Heidi Feldhase hell“ von denn‘s, der „Monarc Bio-Confiserie Osterhase“ von Hofer, der „Riegelein Bio Osterhase“ von Merkur sowie der „Favorina Confiserie Sitzhase“, erhältlich bei Lidl. Elf Osterhasen überzeugten in je einer Kategorie und erhielten einmal Grün, einmal Gelb. 

Hintergrundinformationen:

Fotos und Grafiken: Druckfähige Fotos und Grafiken zum honorarfreien Abdruck unter Angabe des Copyrights stehen hier zum Download: https://tinyurl.com/2yxuh8h3

Rückfragehinweis:
Dr. Martin Wildenberg, GLOBAL 2000 Nachhaltigkeitsexperte
Tel.: 0699 14 2000 46, martin.wildenberg@global2000.at
Vincent Sufiyan, Südwind Pressesprecher
Tel.: 0650 96 77577,  vincent.sufiyan@suedwind.at
Michael Lachsteiner, GLOBAL 2000 Pressesprecher
Tel.: 0699 14 2000 20 michael.lachsteiner@global2000.at

Veranstalungshinweis: 20 Jahre Faire Wochen in Niederösterreich

Von 15. April bis 30. Mai präsentieren die Fairen Wochen zum 20. Mal zahlreiche Events und Aktionen im Zeichen der globalen Gerechtigkeit.

St. Pölten/ Wiener Neustadt, 11.03.2021. Seit 2001 thematisiert die Menschenrechtsorganisation Südwind im Rahmen der Fairen Wochen gemeinsam mit dem Land Niederösterreich, Gemeinden, Schulen und Partnerorganisationen den Fairen Handel und globale Gerechtigkeit bei Bildungsveranstaltungen, Gemeinderatssitzungen, Ausstellungspräsentationen, FAIRkostungen sowie Online-Talks und Webinaren. 

„Die Coronakrise hat die Bruchlinien unserer vernetzten Welt deutlich aufgezeigt. Lieferketten wurden gekappt und die globalisierte Wirtschaft vor große Herausforderungen gestellt. Daher braucht es heute mehr denn je Aufklärung und Lösungen für mehr globale Gerechtigkeit“, sagt Dr. Ingrid Schwarz, Regionalstellenleiterin von Südwind Niederösterreich. „Wir sind besonders stolz, dass wir heuer bereits zum 20. Mal die Fairen Wochen durchführen können und laden alle Gemeinden, Schulen und Interessierten in Niederösterreich herzlich dazu ein.“ Anmeldungen sind ab sofort online möglich.

Nach 20 Jahren aktuell wie nie
Neben Bewusstseinsbildenden Maßnahmen für Bürger*innen braucht es vor allem gesetzliche Lösungen für Unternehmen. Ob für Mode, Kakao, Lebensmittel oder Elektronik – Menschenrechtsverletzungen stehen bei globalen Lieferketten weiterhin an der Tagesordnung. Gleichzeitig ist es für Konsument*innen fast unmöglich nachzuvollziehen, unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt wurden. „Fairer Konsum braucht strenge Regeln! Die Politik muss einen wirksamen Rechtsrahmen vorlegen gegen Menschenrechtsverletzungen internationaler Konzerne, sagt Stefan Grasgruber-Kerl, Experte für faire Lieferketten bei Südwind. „Es ist absurd, dass im Jahr 2021 immer noch Produkte in unseren Supermarktregalen stehen, die mithilfe von Kinderarbeit und Ausbeutung hergestellt wurden.“

Neue Petition „Menschenrechte brauchen Gesetze!
Um Menschenrechtsverletzungen und Naturzerstörung entlang globaler Lieferketten rechtlich zu bekämpfen, richtet Südwind die neue Petition „Menschenrechte brauchen Gesetze!“ an die Österreichische Bundesregierung. Diese wird darin aufgefordert, einen Entwurf für ein bindendes Lieferkettengesetz in Österreich zu erarbeiten, ein entsprechendes EU-Gesetz zu unterstützen sowie auf Ebene der Vereinten Nationen das verbindliche UN-Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten zu forcieren.
Jetzt Petition unterschreiben: 
https://www.suedwind.at/handeln/petitionen/menschenrechte-brauchen-gesetze/

Kooperationsanfragen zu den Fairen Wochen, Anmeldungen oder Rückfragen bis 31. März 2021 an Jana Teynor von Südwind Niederösterreich: jana.teynor@suedwind.at
Online-Anmeldung: 

https://www.suedwind.at/niederoesterreich/angebote/faire-wochen/faire-wochen-2021/
Rückfragehinweis:
Mag.a Jana Teynor, MA, E-Mail: jana.teynor@suedwind.at, Tel.: 0680 1507798
Dr.in Ingrid Schwarz, E-Mail: ingrid.schwarz@suedwind.at

NEWSLETTER 1/2021: SDG 5: „Geschlechtergleichstellung, Termine

Diesmal mit Recherchematerial und einem Gastbeitrag zum Nachhaltigkeitsziel 5 „Geschlechtergleichstellung“, Infos zu anstehenden Wahlen, Gedenk- und Aktionstagen, sowie Terminen.

Geplante Wahlen in Ländern des Südens
Peru: 11. April: Parlamentswahl und Präsidentschaftswahl
Chile: 11. April: Kommunalwahlen in Chile    
Ecuador: 11. April: Stichwahl der Präsidentschafts- und Parlamentswahl
Kap Verde: 18. April: Präsidentschaftswahl und Parlamentswahl

Internationale Gedenk- und Aktionstage
8. März: Der Internationale Frauentag (International Women’s Day) wird seit mehr als 100 Jahren begangen. Am Internationalen Frauentag (teilweise auch Weltfrauentag, Frauenkampftag, Frauenwelttag oder einfach Frauentag genannt) demonstrieren Frauen weltweit für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung von Frauen.
20. März: Internationaler Nouruz-Tag
Der 2010 durch die Vereinten Nationen (UN) ausgerufene Internationale Nouruz-Tag wurde durch einige Mitgliedsstaaten der UN initiiert, die diesen gemeinsam feiern, u.a. Afghanistan, Albanien, Aserbaidschan, Mazedonien, Indien, Iran, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Türkei und Turkmenistan. Nouruz, heißt übersetzt „Neuer Tag“. Das Alt-Iranische Neujahrs- und Frühlingsfest wird von mehr als 300 Millionen Menschen am 20. oder 21. März gefeiert und wurde 2009 von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.
22. März.: Weltwassertag
Er wurde in der Agenda 21 der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro vorgeschlagen und von der UN-Generalversammlung in einer Resolution am 22. Dezember 1992 beschlossen. Die UN lädt ihre Mitgliedsstaaten dazu ein, diesen Tag zur Einführung von UN-Empfehlungen zu nutzen und konkrete Aktionen zu fördern, bei denen es um die Ressource Wasser geht.
24. März: Internationaler Tag für das Recht auf Wahrheit über schwere Menschenrechtsverletzungen und für die Würde der Opfer
Der Tag wurde durch die Vereinten Nationen zu Ehren des Erzbischofs Oscar Arnulfo Romero initiiert, der 1980, an diesem Tag in San Salvador ermordet wurde. Es sollen zudem die Opfer von Menschenrechtsverletzungen und all jene geehrt werden, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen beziehungsweise in diesem Zusammenhang gestorben sind. Erzbischof Romero trat für soziale Gerechtigkeit und politische Reformen in seinem Land ein und stellte sich damit in Opposition zur damaligen Militärdiktatur in El Salvador. Er gilt als einer der prominentesten Verfechter der Befreiungstheologie.
25. März.: Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer der Sklaverei und des transatlantischen Sklavenhandels
Mit diesem Tag setzen sich die Vereinten Nationen dafür ein, der Bevölkerung die Gefahren von Rassismus und Vorurteilen bewusst zu machen.
Der transatlantische Sklavenhandel stellt die größte erzwungene Migration in der Geschichte dar, die sich in einem Zeitraum von über 400 Jahren abspielte. Auch heutzutage ist die Sklaverei ein aktuelles Thema. Viele Millionen Menschen, darunter auch Kinder, fallen dem Menschenhandel zum Opfer und werden als Zwangsarbeiter missbraucht.
27. März: Earth Hour
2021 findet diese ab 20:30 Uhr statt. „Earth Hour“, „Stunde der Erde“ oder auch „Licht aus“ ist der Name einer Umweltschutzaktion, die das Umweltbewusstsein erhöhen sowie Energiesparen und die Reduzierung von Treibhausgasen symbolisch unterstützen soll. Dazu sollen während der Earth Hour die Lichter ausgeschaltet werden. Zahlreiche Städte aus verschiedenen Ländern beteiligen sich an dieser Aktion.
7. April: Weltgesundheitstag
Dieser Tag wurde 1948 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschlossen und findet am 7. April statt. Jedes Jahr wird auf ein global relevantes Gesundheitsthema hingewiesen.
7. April: Internationaler Tag des Gedenkens an den Völkermord in Ruanda
1994 kamen beim Genozid an den Tutsi zwischen 500.000 und einer Million Menschen ums Leben.
22. April: Tag der Erde
Er findet in über 175 Ländern statt. Die Idee hinter dem auch als Earth Day bezeichneten Aktionstag ist, für einen ökologischen bzw. umweltbewussten Lebensstil zu werben.
12. April: Ramadan
Der islamische Fastenmonat findet 2020 von 12. April bis 12. Mai statt. Das Fest des Fastenbrechens im unmittelbaren Anschluss an den Fastenmonat zu Beginn des Folgemonats Schawwal ist nach dem Opferfest der zweithöchste islamische Feiertag.
3. Mai: Internationaler Tag der Pressefreiheit
Mit diesem Tag wird seit 1994 jährlich am 3. Mai auf Verletzungen der Pressefreiheit sowie auf die grundlegende Bedeutung freier Berichterstattung für die Existenz von Demokratien aufmerksam gemacht.
17. Mai. Internationaler Tag gegen Homophobie und Transphobie
Die Initiative zum diesem Tag ging von Louis-George Tin aus, der heute der französischen Sektion der International Lesbian and Gay Association vorsteht. Das Datum wurde zur Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, den Tag, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel strich.

Veranstaltungen
9. März 2021, 17:00 – 19:00 Uhr: Online-Veranstaltung: Wirtschaftliches Empowerment von Frauen im Globalen Süden. Unterschiedliche Startpositionen – verschärfte Rahmenbedingungen von Oikocredit Austria, ega: frauen im zentrum & WIDE.
Drei entwicklungspolitische Akteurinnen geben Einblick in ihr Verständnis von wirtschaftlichem Empowerment und ihre Projektarbeit zur Einkommensstärkung von Frauen in Ländern des Globalen Südens. Welche Erfolge gibt es und welches sind die größten Herausforderungen auf dem Weg zur Umsetzung des Frauenrechts auf Selbstbestimmung? Welche Rahmenbedingungen dürfen nicht außer Acht gelassen werden, um einen nachhaltigen Beitrag zur Geschlechtergleichstellung zu leisten? Was bedeutet die Corona-Krise für ihre Arbeit?
Registrierung unter diesem Link 
11. März 2021 – 13. April 2021: Ausstellung: Hair Salon, Afro-Asiatisches Institut Graz, Ql-Galerie, Leechgasse 24, 8010 Graz
Im Hair Salon haben sich Künster*innen von uniT mit Workshopteilnehmer*innen kreativ dem Thema gewidmet, Geschichten, Ideen und Erinnerungen gesammelt und künstlerisch bearbeitet. Ergänzt wird die Ausstellung durch Beiträge von Künstler*innen aus der regionalen Kunstszene. Die entstandenen Werke laden zu einer Auseinandersetzung mit den vielfältigen Perspektiven ein und machen Bezüge zu kulturellen und gesellschaftspolitischen Themen sichtbar.
Mehr Infos
25. März, 9:30 – 17:00 Uhr: Online Re-Use-Konferenz zum Thema Textilien Bei der heurigen österreichischen Re-Use-Konferenz von der ARGE Abfallvermeidung und RepaNet steht die Wiederverwendung von Textilien im Fokus.
Details zu Programm, Vorträgen und Teilnahmegebühren
9. bis 11. April: Nachhaltigkeitsmesse WeFair, Marx-Halle, Wien.
Im Mittelpunkt der Messe (bisher WearFair) stehen Angebote und Lösungen für einen ökofairen Lebensstil aus den Bereichen: Mode, Kosmetik, Lebensmittel, Reisen, Innovationen, u.v.m.
Mehr Infos     
Save the date: 6. & 20. & 27. Mai 2021, jeweils ab 17 Uhr (bis ca. 19 Uhr): Online- bzw. Hybrid-Veranstaltungen: Frauen im Tourismus, Veranstaltungsreihe (online bzw. hybrid) von respect_NFI & fairunterwegs.Gemeinsam mit nationalen und internationalen Expertinnen und Praktikerinnen wird beleuchtet, wie sich die Rollen der Frauen im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert haben, warum Frauen-Power für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus so wichtig ist und wie die COVID-19-Pandemie insbesondere Frauen (be)trifft.Weitere Details folgen! Voranmeldungen sind bereits möglich unter: cornelia.kuehhas@respect.at

PA: Neuer Bericht zeigt massive Umwelt- und Arbeitsrechtsverletzungen durch EU-finanzierte Minen

Entwicklungspolitische Allianz fordert faire Arbeitsbedingungen und Lieferketten, denn Missstände beim Rohstoffabbau zeugen von mangelnden EU-Sicherheitsbestimmungen. Klimapolitik müsse im Einklang mit Natur und Menschenrechten stehen. Südwind fordert verschärfte Regeln für Rohstoffabbau.

Wien / Brüssel, am Freitag, 12. Februar 2021. Um den wachsenden Ressourcenbedarf für Informationstechnologien und erneuerbare Energien zu decken, plant die Europäische Kommission eine massive Steigerung des Rohstoffabbaus trotz mangelhafter Schutzbestimmungen. Der Vorstoß droht auf Kosten von Arbeiter*innen, lokalen Gemeinden und der Natur zu gehen. Zu diesem Schluss kommt der neue Bericht „Raw Deal“ von Bankwatch, einer Partner-Organisation der österreichischen Menschenrechtsorganisation Südwind. „Der Kampf gegen die Klimakrise darf nicht auf Kosten der Menschenrechte gehen. Die dringend benötigte Energiewende muss strengen Schutzmaßnahmen für Mensch und Natur unterliegen“, fordert Matthias Haberl, Experte für faire Elektronik bei Südwind und verweist dabei auf ein besonders  drastisches Fallbeispiel aus Bulgarien: Um die EU-Gesundheitsstandards zu umgehen, wird in Europa abgebautes Gold zum Einschmelzen nach Namibia geschickt, bevor es in verarbeiteter Form zurück in die EU gelangt. „Diese gesundheits- und umweltschädlichen Abbaupraktiken müssen ein Ende haben. Die EU-Kommission muss daher eine konkrete Schutzstrategie vorlegen sowie einen Reduktionsplan im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft. Auch Österreichs Bundesregierung ist gefragt, sich auf EU-Ebene für wirksame Schutzbestimmungen und ein strenges Lieferkettengesetz stark zu machen.“

Der Bericht „Raw Deal“ belegt mehrere konkrete Fälle von drastischen Arbeitsrechtsverletzungen im Bergbau- und Metallurgie-Sektor. Dazu zählen eine Kupfermine im serbischen Bor, die gegen Eigentumsrechte und Umweltstandards verstößt, eine Goldmine in Armenien, die den Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Persischen Leoparden bedroht sowie Minen im Senegal, die trotz Unterstützung der Europäischen Entwicklungsfinanzierung ohne transparente Gewährleistung der Sorgfaltspflicht (Due Diligence) betrieben werden. Dazu kommt der Goldabbau aus der Chelopech-Mine in Bulgarien. Der dort gewonnene Rohstoff wird in Namibia weiterverarbeitet, nachdem innerhalb der EU die geltenden Grenzwerte für Arsen überschritten würden. „Neben der enormen Klimabelastung gefährdet die aktuelle Klima- und Rohstoffpolitik der EU bewusst die Gesundheit von Arbeiterinnen und Arbeitern im Globalen Süden“, kritisiert Südwind-Experte Haberl. 

In vielen Fällen stammt die Finanzierung dieser Abbaupraktiken von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie von der Europäischen Investitionsbank und damit von europäischen Steuergeldern. „Gerade bei wachsenden Industriezweigen müssen Ausbeutungs-freie Lieferketten garantiert sein. Die EU hat hier eine besondere Verantwortung und muss mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Matthias Haberl. Laut Schätzungen der EU-Kommission steigt alleine bei den beiden Rohstoffen Lithium und Kobalt, die bei Fahrzeugbatterien und Energiespeicher zum Einsatz kommen, der Bedarf bis 2030 ums 18-fache beziehungsweise Fünffache. Bis zum Jahr 2050 werden laut Prognose europaweit sogar 60-mal mehr Lithium und 15-mal mehr Kobalt gefragt. Unter den aktuellen Abbaubedingungen droht damit zusätzlicher Druck für Arbeiter*innen und Natur.

Forderungen für faire Lieferketten in der Elektronikindustrie
Südwind setzt sich im Rahmen des EU-Projekts 1Planet4All dafür ein, Menschen im Globalen Süden eine Stimme im klimapolitischen Diskurs zu geben. Die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Wien fordert im Sinne der Klimagerechtigkeit eine Reduktion des Konsums und des Ressourcenverbrauchs im Globalen Norden bei gleichzeitiger Stärkung der Rechte von Arbeitnehmer*innen im Globalen Süden sowie einen verbindlichen Rechtsrahmen für transparente und faire Lieferketten.

Der Gesamtbericht „Raw Deal“ steht zum Download unter: bankwatch.org/raw-deal

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Pressesprecher Südwind
Tel.: 0650 967577
E-Mail: vincent.sufiyan@suedwind.at

Matthias Haberl
Südwind-Experte für faire Elektronik
Tel.: 0650 3748126
Mail: Matthias.Haberl@suedwind.at